Selbstständigkeit/Burnout beim Partner

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hope231
Beiträge: 2
Registriert: 21. Mai 2024, 12:52

Selbstständigkeit/Burnout beim Partner

Beitrag von hope231 »

Hallo in die Runde,

Vlt hat ja jemand ähnliche Erfahrungswerte:
Mein Partner (29) ist seit 4,5 Jahren Selbstständiger Geschäftsführer und ist rund um die Uhr mit der Arbeit beschäftigt.
Die ersten 2,5 Jahre war die Firma im Ausbau, allerdings war es möglich,ja wenn auch da schon schwer, Familie und Beruf zu vereinen.
Seit ca. 2 Jahren läuft es bei uns so: es gibt Phasen, in denen mein Partner streng nach Plan isst, Sport treibt und arbeitet. In den Phasen weiß ich, dass er gut mit sich umgeht und somit einfach auch oft gut drauf ist, mich unterstützt und ein offenes Ohr für mich hat. Diese Phasen dauert immer 3/4/5 Wochen an.
Dann gibt es allerdings auch Phasen und diese überwiegen die letzten Monate. Mein Partner ernährt sich schlecht, hat Schlafstörungen, schläft aus diesem Grund und aufgrund von zu erledigender Arbeit spät ein, wenn er kann dann morgens aus oder aber, wenn er unseren Sohn in die Kita schaffen muss, weil ich arbeiten bin, eben mit massiven Schlafmangel zu früh auf. Zum einschlafen nutzt er regelmäßig Cannabis.
Er braucht am Morgen, wenn ich da bin (ich arbeite 3x12h die Woche) seine Routine. Wenn diese durchbrochen wird, wird er in solchen Zeiten unangenehm. Seine Gedanken sind nur bei ihm und seiner Firma. Mitdenken für die Familie, den Haushalt, das Einkaufen spielt leider kaum eine Rolle…
Paarzeit …. 1 Kino Besuch in 6 Monaten. Familienzeit 1 mal aller 3/4 Wochen einen Spaziergang auf den Spielplatz zusammen, Abendessen zusammen 2/3 mal alle 2 Wochen…

Ich bin wirklich unglücklich und bin in den letzten Wochen auch in einer vermutliche CO- Depression mit Panikattacken gerutscht. Bin allerdings auch schon 2,5 Jahre in Therapie, wg persönlichem Wachstum und der Aufarbeitung der Kindheit, und daher in guten Händen.
Doch ich merke ich pack es nicht mehr. Ich kümmere mich, außer ich arbeite immer allein um unseren Sohn, ich mach den Haushalt allein, verdiene das Geld unserer Familie, obwohl ich mich beruflich auch umorientieren möchte und lebe mit einem Partner der irgendwie nur weg ist, entweder physisch oder in Gedanken am Handy oder Laptop…

Seit 2 Monaten habe ich mich aus der Firma mehr und mehr rausgehalten, (Ich habe nebenbei noch immer handwerklich mit angepackt) denn ich hatte dann wirklich lange lange Zeit gar keine Zeit mehr für mich. Dann habe ich damit aber aufgehört, weil es mir gar nicht gut ging. Leider fühlt sich mein Partner dadurch allein gelassen, nicht verstanden, nicht gehört und ich bin für alles was in der Firma nicht läuft der Buhmann. Er hat auch vor 2/3 Wochen selbst gesagt, er denkt er habe eine Depression. Sehr naheliegend bei dem Arbeitspensum und Druck und nebenbei der Familie nicht gerecht zu werden. Dazu kommt, dass er durch seinen Perfektionismus auch schwer etwas aus der Hand geben kann und somit nur langsam vorankommt.
Es möchte aber nicht zur Therapie und fühlt sich sehr unter Druck gesetzt, wenn ich mit dem Thema auf ihm zukomme..

Und klar. Streitigkeiten jeden Tag und immer wieder. Ich fühle mich auch maximal allein gelassen, aber das mag er nicht hören. Meine Vorstellungen von einem Familienleben wären Wunschvorstellungen, ich würde kein Verständnis für die Selbstständigkeit haben, also für das, was er liebt. Ich könne außerdem nicht mal zurückstecken und das große Ganze sehen und weiter als 5m….

Doch das einzige was ich mir wünsche ist eine Struktur und damit gewonnene Zeit für die Partnerschaft und Familie in der pausenlosen Arbeit.

Hat jemand ähnliches mit einer Selbstständigkeit des Partners erlebt oder gibt es hier Selbstständige, die in eine Depression gerutscht sind ?

LG, P 27
Zuletzt geändert von hope231 am 29. Jul 2024, 21:01, insgesamt 2-mal geändert.
GuntherBandel
Beiträge: 166
Registriert: 29. Dez 2020, 13:07

Re: Selbstständigkeit/Depressionen beim Partner

Beitrag von GuntherBandel »

Hallo Pia,

ich kann nur aus der Sicht eines Betroffenen etwas beitragen. Allerdings bin ich schon länger in Therapie/Paartherapie.

Eure Geschichte hört sich für mich so an, als wäre das sogenannte "Beziehungskonto" von Deinem Partner sehr überzogen, da er
überwiegend für die Arbeit lebt statt für Euch als Familie.

Solange er das nicht einsieht, habe ich da leider auch keinen wirklichen Ratschlag.
Kam das Thema Trennung bei Euch schon mal auf?

Denn wenn Du unglücklich bist, es aber Deinem Partner nicht begreiflich machen kannst ist die Frage,
ob die Beziehung Sinn macht. Soll nicht zu negativ klingen.

Viele Grüße
G.
hope231
Beiträge: 2
Registriert: 21. Mai 2024, 12:52

Re: Selbstständigkeit/Depressionen beim Partner

Beitrag von hope231 »

Hey.

Ja. Es ist in dem letzten Jahr immer so mitgeschwommen. Wir wussten eigt immer beide, dass für uns eine Trennung nicht in Frage kommt.
Doch jetzt hat er vor kurzer Zeit sogar gesagt, dass er die Trennung möchte. Nie so direkt, aber mit Worten wie: nur durch dich sind wir in die Situation gerutscht, du bist dran Schuld, das die Beziehung schlecht läuft. Sein Stand: wenn ich nichts ändere, wird er nicht auf mich zugehen.

In seinen Augen bin ich für kleine Dinge nicht dankbar, nörgel zu viel rum, habe mich immer nur egoistisch in den Vordergrund gerückt, bin manipulativ wenn ich sage: ,, können wir mal wieder was zusammen als Familie machen, unser Sohn würde sich freuen“.

Ich möchte wirklich keine Trennung, allerdings weiß ich nicht mehr weiter. Er sieht viele Dinge so verdreht und einfach falsch und meist hat er dann in ruhigen Momenten auch irgendwann verstanden, wieso ich Unglücklich bin, aber ich habe gerade keinen Lichtblick, dass er aus dem depressiven Strudel ohne Hilfe herauskommt. Habe ihm wirklich immer alles vom Hals gehalten, aber ich möchte auch wieder mehr für mich machen und dazu brauche auch ich ihn. Doch das überfordert ihn nur noch mehr.
Paartherapie habe ich in den letzten Monaten auch angesprochen. Doch er ist der Meinung, das ist ein Armutszeugnis und wir MÜSSEN es selbst hinbekommen.

Katastrophale Umstände … und ich habe echt Angst, dass er sich trennt
Denn ich weiß, wer er eigt ist …
Und zu allen verhält er sich normal. Nur ich bin der Grund für jedes Problem 😑
Ine12345
Beiträge: 4
Registriert: 28. Mai 2024, 09:03

Re: Selbstständigkeit/Depressionen beim Partner

Beitrag von Ine12345 »

Hi. Ich befinde mich in einer ähnlichen Lage und kann deine Situation zu hundertprozent nachvollziehen. Du hast eine riesen Stärke in der dir dass so durchzuhalten. Auch er kämpft, aber eher mit seiner Depression und vermutlich Burmnout oder Überforderung.
Du dagegen stemmst die Familie und versuchst deine Psyche, seine Psyche und die der Kinder stabil zu halten. Mach dir bitte bewusst wie enorm dieser Kraftaufwand ist und dass du alles, aber nicht bösartig manipulativ bist. Vermutlich versuchst du wie auf hohen Wellen das Schiff zu steuern und biegst immer mal wieder auf Sandbänke ab um ein auflaufen (Streitigkeiten, Diskussionen etc.) zu vermeiden. Wenn du immer klar sagen würdest wie du dich fühlst und was du denkst hast du vermutlich das Gefühl ihr würdet eskalieren?

Meine Frage an dich... Was ist deiner Meinung nach für eine Familie, ein harmonisches Zusammenleben und vorallem ein vorankommen besser? Weiterhin auf rohen Eiern zu laufen oder ihm in einem ruhigen Gespräch zu vermitteln dass es so für dich nicht weiter geht. Ihr braucht eine Paartherapie und DEFINITIV einen Therapeuten für deinen Mann. So geht das meiner Meinung nach nicht lange gut.

Mein Partner ist nicht (noch nicht) selbständig, möchte aber gern seinen Traum verwirklichen um aus seinem derzeitigen Job zu entfliehen. Er arbeitet ebenso gern wie deiner, auch Cannabis und sein Soul Food "chips" helfen ihm Abends runter zu kommen... es sind so viele Parallelen. Fast erschreckend.

Ganz viel Kraft und genieße jeden schönen Moment!!
Christopher
Beiträge: 62
Registriert: 17. Feb 2024, 20:13

Re: Selbstständigkeit/Depressionen beim Partner

Beitrag von Christopher »

Guten Tag,
ich möchte gerne zu meiner jetzt ruhenden Selbstständigkeit aus Altersgründen etwas beisteuern, da mir alles was Du beschrieben hast an diesem Punkt sogar ein allumfassender, ein Hauptgrund für alles dann folgende erscheint, wohlgemerkt: Von aussen betrachtet und von mir so empfunden.

Also: Als Chef habe ich arbeiten lassen. Deswegen bin ich Chef geworden. Ich habe ausschließlich darauf geachtet, das alles was die MA nicht tun können, von mir erledigt worden ist, und zwar in dem Bewusstsein, soviel zu arbeiten wie alle anderen auch. AUF KEINEN FALL MEHR.

Wenn es mehr wurde, ist das ein Fehler gewesen: Dann habe ich nicht genug delegiert, bedeutet: Das niemals still stehende Geschäft wieder so verändern, das es passt.

Das ist keine schlaue Erfindung von mir, es ist so: 24 h hat jeder Mensch zur Verfügung. Es ist alleine meine Sache, wofür ich diese Zeit nutze. Und somit meine Entscheidung, z.B. nur 5 h zu schlafen. Nüchtern, mit oder ohne Kiffe oder Alkohol. Mit Familie oder ohne. Ich erzähle hier nur langweiliges. Nur manchmal ist es aber gut sich diese grundlegenden Dinge ins Gedächtnis zu rufen. Ich tue das jetzt gerade auch für mich, indem ich hier schreibe. Das ist mit ein Grund, warum mich dieses Thema angesprochen hat: Ich vergesse zu gerne, was ich als Mensch eigentlich für Ressourcen habe, weil der Alltag gerne im zerstörerischem Automatikmodus abläuft, und nicht im gesunden grünen Bereich,- so möchte ich es einmal nennen.

Also: Jeder Mensch der Arbeitet, braucht Ruhepause, Abwechslung, ein Gegengewicht. Dumme ( ich benutze das Wort sonst nicht) Sprüche wie

Selbstständig...jajaj stets und ständig, sind, wenn ich sie wahr werden lasse, mein Untergang ,- Natürlich auf die Arbeit bezogen ist es falscher Ehrgeiz, und endet im Desaster:

Aus der unmerklichen Stunde mehr werden zwei. Am Freien Wochenende werden dann “schnell“ und selten gut, die Versäumnisse im Erschöpfungszustand versucht abzuarbeiten: Rechnungen haben Fehler, Angebote sind flüchtig gemacht, Bestellungen werden versemmelt. Liebe Schreiberin, all das schreibe ich, da ICH es erlebt habe. Folglich leidet die Familie....Du hast all das beschrieben. Kosten durch Fehler steigen.
( 8% Fehlkosten habe ich immer eingerechnet in die Kalkulation, das ist natürlich Gewerbeabhängig), sprich am Jahresende ein schöner zusätzliches +, wenn ich ordentlich und gut gearbeitet habe.

Und sich Luft zu verschaffen, mit Kiffe und mit was weiß ich allem, ist es der sichere Weg, all das mit Enthusiasmus und Euphorie begonnene langsam aber sicher zu zerstören.

Nun zu Möglichkeiten der Veränderung:
Also eine externe Beratung über Handwerkskammern wir manchmal von Senior- Partner angeboten, um das alles in ruhiges Fahrwasser zu lenken.

Voraussetzung: Keine Drogen/ Tabletten....auch keine legalen. Nüchternheit, und damit nüchtern Entscheidungen zu treffen, ist das Gebot der Stunde.

Mit 3 Bier im Kopf, denkt es sich nur vermeintlich gut. Zu einem erholsamen Schlaf führt es nicht, und ganz ehrlich: ALS GF oder aktiver Einzelunternehmer bin ich 24/7 nüchtern , mit der Verantwortung die man trägt.

Ich habe auch noch bei dem Satz nachgedacht: ER ist GF, und Du verdienst das Geld für die Familie? Ich bin halt nur drüber gestolpert.

Also der Sinn ist ja auch für das Risiko eine Firma zu haben oder als GF zu arbeiten, mehr Geld als andere nach Hause zu tragen, das ist, jetzt mal etwas frech gesagt: das Ziel eines Geschäftes.

Und nicht das meine Frau los muß um Geld zu verdienen. Wenn sie im Hintergrund die Rolle einnimmt das backoffice zu managen: Familie / Kinder/ Haus/ Hof, dann immer ran.

Aber das darf alles ohne Stress erfolgen. Wenn Sie Stress hat....und ich habe Stress.... das ist nirgendwo auf der Welt eine gut Kombi.

Solange irgendetwas sich von einem normalen Arbeitnehmerleben unterscheidet und in Stress endet, egal für Kinder/ Mann/ Frau mündet, dann ist in meinen Augen etwas nicht so gut im Alltag.

Natürlich: Ohne gesunden Stress geht es nicht, ohne Fleiß gibts auch kein guten Geschäftsabschluss für 2024, doch es möchte geregelt, unter Kontrolle und am allerwichtigsten unter ständiger Selbstkontrolle geschehen: Ist es so gut,- geht es in die richtige Richtung? muß ich dringend Aufträge reduzieren? / Stichwort: Preise anziehen

So kann zum Beispiel auch die Kundschaft mit einfachen Mitteln schnell aussortiert werden. Da gibt es viele Tools in dem Bereich, das wäre hier allerdings falsch am Platze.

Nochmals wie immer der freundliche Hinweis: Das hier ist keine Diskussionsgrundlage, sondern sind Erfahrungen aus meinem Leben und Geschäftsleben.

Die sind so einmalig, wie jeder Mensch einmalig ist, und daher auch nicht zu kommentieren.

Ich habe mich bewusst auf diesen Bereich des Gelderwerbes konzentriert, und alles andere mal aussen vor gelassen, da ich glaube das ohne Veränderung der Situation in diesem Bereich, wie Du liebe Schreiberin ja schon vermutest, es nicht leichter werden wird.

Viel Kraft für all das!

Christopher
Christopher
Schlosser.
Andere sagen ich sei krank.
Ich sage: Ich bin genau richtig wie ich bin.
Und:
Ich mache das es geht.
Warum?
Weil ich es kann.
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