Schwere agitierte Depression / Fehlende Steuerungsfähigkeit - Wer hat damit Erfahrung?

Scotch96
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Re: Schwere agitierte Depression / Fehlende Steuerungsfähigkeit - Wer hat damit Erfahrung?

Beitrag von Scotch96 »

Hallo Susan,

ja das mit der Klinik ist so ein Thema.
Das erste Problem ist, daß meine Frau bei der Suche nach einer passenden Klinik niemals mitarbeiten würde und erst in die Klinik geht wenn es unumgänglich ist.
Die meisten Kliniken, die etwas moderatere Behandlungsstrategien verfolgen haben aber keine Akutpsychiatrie.
Also konnten wir nie raussuchen wo sie hinkommt, weil es dann immer schon ein Notfall war.

Wir hatten sogar schon mal die Situation, daß ich meine Frau in die Notaufnahme einer psychiatrischen Klinik gebracht habe, weil sie völlig durchgeknallt ist, absolut nicht mehr leben wollte und ich selber Angst bekommen habe.
Die Ärztin in der Notaufnahme hat die Suizidalität abgefragt und darauf hin sofort ein Bett organisiert, war kein Problem.
Als ihr nach einer Weile aufgefallen ist, dass wir kurz hinter der Landkreisgrenze wohnen, obwohl die Klinik gleich in der Nähe ist, hat sie auf einmal noch mal Rücksprache mit der Station halten wollen.
Und siehe da, plötzlich war kein Bett mehr frei.
Willkommen in der Realität.
Ich habe meine Frau also wieder ins Auto gesetzt und bin mit ihr nach Hause gefahren.
Ich war schon lange im Grenzbereich und so verzweifelt, daß ich die Sache unterwegs für uns beide an einem Baum beenden wollte.
Hätte meine Frau nicht eingegriffen, ich hätte durchgezogen.

Abgesehen davon habe ich nach der letzten Krankheitsphase von ihr schwere Vorwürfe bekommen, dass ich sie in die Klinik gebracht hätte.
Das war dann der Dank für meine ganze Unterstützung über ein Jahr hinweg.

Deshalb versuche ich es weiter zu Hause, solange die Situation nicht eskaliert.
Im Moment bin eher ich der entscheidende Faktor, weil ich mit den Nerven am Ende bin.
Solange wie es geht werde ich versuchen, es ihr zu ermöglichen, die Krankheit zu Hause zu überstehen.
Natürlich auch mit Hinblick auf die Ruhe und Konstanz der Behandlung.

Für mich persönlich ist das natürlich eine Katastrophe, aber darum soll es jetzt hier nicht gehen.
Entscheidend ist, was ihr hilft wieder gesund zu werden.

Liebe Grüße Scotch
Senif
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Re: Schwere agitierte Depression / Fehlende Steuerungsfähigkeit - Wer hat damit Erfahrung?

Beitrag von Senif »

Hai Scotch,

warum soll es nicht um deine persönliche Katastrophe gehen ? Du bist auch wichtig, nicht nur deine Frau. Also wenn du doch mal was von der Seele schreiben willst, was dich betrifft, dann denke ich, bist du hier schon richtig :)

Die Situation mit dem Auto klingt sehr dramatisch. Lasse es nicht so weit kommen und nimm eine Auszeit. Ich würde da ein wenig Verantwortung an den SPDi abgeben, dass die ab und an nach Deiner Frau schauen, während du weg bist. Und die Psychiaterin nach dem Trimipramin fragen.

:hello: LG Senif
Scotch96
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Re: Schwere agitierte Depression / Fehlende Steuerungsfähigkeit - Wer hat damit Erfahrung?

Beitrag von Scotch96 »

Hallo Senif,

geht eh nicht anders, ich muss dringend mal raus.
Das Klima zu Hause ist längst toxisch geworden und mein Zuhause für mich nur noch ein Gefängnis.

Auch die Psychiaterin hat mir schon mehrmals geraten für eine Weile von zu Hause wegzugehen.
Keine Ahnung, was währenddessen zu Hause passiert, langsam ist es mir auch egal.
Das letzte Mal hat es mit Benzodiazepinen und Alkohol geendet. Aber was soll ich machen?
Irgendwann muss man auch loslassen sonst geht man selber unter.

Ich habe meiner Frau sogar angeboten mitzukommen, es wäre nur ein Besuch bei meiner Mutter, mit der sie bestens vertraut ist und kein Problem hat.
Aber da sie sowieso zur Zeit gegen alles dagegen ist, hat sie natürlich abgelehnt.
Jetzt muss sie schauen wie sie alleine klar kommt.
Essen habe ich eingekauft, der Rest wird sich finden.

Die Psychiaterin hat mir sogar geraten, während meiner Abwesenheit jeglichen Kontakt zu unterbinden.
Das werde ich allerdings nicht tun, ich bleibe erreichbar.
Kann höchstens sein, dass den Amis der Server durchbrennt, über den die WhatsApp Kontakte laufen, wenn eine agitierte Depression auf schriftlichem Wege ausgelebt wird.
Auch nicht mein Problem.

Trimipramin ist notiert.

Vielen Dank für alles und liebe Grüße
Scotch
Scotch96
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Re: Schwere agitierte Depression / Fehlende Steuerungsfähigkeit - Wer hat damit Erfahrung?

Beitrag von Scotch96 »

DieNeue hat geschrieben: 8. Jun 2024, 14:01
das hört sich gar nicht gut an, wie die Klinik da vorgeht. Man muss dazu sagen, dass (soweit ich weiß) in Kliniken auch schneller rauf- und runterdosiert wird, weil man die Patienten dort engmaschiger überwachen kann, für den Fall, dass etwas sein sollte. Allerdings bringt das den Patienten auch nichts, sie müssen es ja trotzdem aushalten.

Liebe Grüße,
DieNeue


Hallo DieNeue,

das was du beschreibst ist auch einer der Hauptgründe warum ich versuche alles irgendwie zu Hause hinzubekommen und die Klinik zu vermeiden.
Hier kann ich selber mit darauf schauen dass es mit den Medikamenten nicht zu kunterbunt zugeht.
Hier haben wir wenigstens eine klare Linie, und ich bin mir auch nicht sicher, ob ein zu abrupter Wechsel der Medikamente die ganze Geschichte nicht auch noch verschlimmern kann.

Außerdem können wir zu Hause besser nach Bedarf etwas geben oder weglassen. In der Klinik steht das fest im Medikamentenplan, ob man es in dem Moment braucht oder nicht.
Dort wurde sie z.B. gegen 21 Uhr noch mal aufgeweckt um ihr etwas zum Schlafen zu geben, obwohl sie schon seit zwei Stunden geschlafen hat. Super gell?
Das ist Zuhause einfacher.

Ein großes Problem ist für mich auch, daß ich meine Frau nicht fragen kann wie es ihr geht.
Sie spricht davon, dass es jeden Tag schlimmer wird, das war aber auch während einer kurzen Phase der Verbesserung so.
Also kann ich es nur ungefähr über ihr Verhalten einschätzen.

Liebe Grüße Scotch
DieNeue
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Re: Schwere agitierte Depression / Fehlende Steuerungsfähigkeit - Wer hat damit Erfahrung?

Beitrag von DieNeue »

Scotch96 hat geschrieben: 10. Jun 2024, 19:47 Dort wurde sie z.B. gegen 21 Uhr noch mal aufgeweckt um ihr etwas zum Schlafen zu geben, obwohl sie schon seit zwei Stunden geschlafen hat. Super gell?
Das ist ja echt dämlich. :roll: Ich musste meine Medikamente zum Schlafen auch immer schon sehr früh nehmen, weil es halt nur eine Zeit für die Medikamentenausgabe gab. Das hat auch überhaupt nicht gepasst vom Schlafen her. Aber jemanden wieder aufwecken ist schon krass.

Gibt es denn irgendeine Möglichkeit der Tagespflege oder so? Dass sie mal ein paar Stunden wo anders ist?
Scotch96
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Re: Schwere agitierte Depression / Fehlende Steuerungsfähigkeit - Wer hat damit Erfahrung?

Beitrag von Scotch96 »

DieNeue hat geschrieben: 10. Jun 2024, 20:32

Gibt es denn irgendeine Möglichkeit der Tagespflege oder so? Dass sie mal ein paar Stunden wo anders ist?
Keine Ahnung, ganz ehrlich, ich habe es noch nicht geschafft mich um eine Alternative zu kümmern.
Ich hatte immer gehofft, das sich etwas zum Besseren ändert, und wir das alles nicht brauchen.
Abgesehen davon, mal ein paar Stunden nicht da sein waren bisher nicht so problematisch.

Seit heute habe ich mich für eine Woche raus genommen und bin von Zuhause weg.
Ging nicht anders, wenn ich ausfalle ist uns beiden nicht geholfen.
Wie es mir inzwischen geht, ist nicht so dolle, dafür das ich ja eigentlich nicht krank bin.
5 Stunden Autobahn waren echt entspannend, aber am Ziel angekommen war plötzlich nur noch Leere in mir.
So ein Gefühl hatte ich noch nie. Das macht mir Angst.
Schöner Mist!

Schönen Abend und liebe Grüße
Scotch
Überdosis
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Registriert: 25. Nov 2021, 23:01

Re: Schwere agitierte Depression / Fehlende Steuerungsfähigkeit - Wer hat damit Erfahrung?

Beitrag von Überdosis »

Scotch96 hat geschrieben: 8. Jun 2024, 21:14 Hallo Susan,

ja das mit der Klinik ist so ein Thema.
Das erste Problem ist, daß meine Frau bei der Suche nach einer passenden Klinik niemals mitarbeiten würde und erst in die Klinik geht wenn es unumgänglich ist.
Die meisten Kliniken, die etwas moderatere Behandlungsstrategien verfolgen haben aber keine Akutpsychiatrie.
Also konnten wir nie raussuchen wo sie hinkommt, weil es dann immer schon ein Notfall war.

Wir hatten sogar schon mal die Situation, daß ich meine Frau in die Notaufnahme einer psychiatrischen Klinik gebracht habe, weil sie völlig durchgeknallt ist, absolut nicht mehr leben wollte und ich selber Angst bekommen habe.
Die Ärztin in der Notaufnahme hat die Suizidalität abgefragt und darauf hin sofort ein Bett organisiert, war kein Problem.
Als ihr nach einer Weile aufgefallen ist, dass wir kurz hinter der Landkreisgrenze wohnen, obwohl die Klinik gleich in der Nähe ist, hat sie auf einmal noch mal Rücksprache mit der Station halten wollen.
Und siehe da, plötzlich war kein Bett mehr frei.
Willkommen in der Realität.
Ich habe meine Frau also wieder ins Auto gesetzt und bin mit ihr nach Hause gefahren.
Ich war schon lange im Grenzbereich und so verzweifelt, daß ich die Sache unterwegs für uns beide an einem Baum beenden wollte.
Hätte meine Frau nicht eingegriffen, ich hätte durchgezogen.

Abgesehen davon habe ich nach der letzten Krankheitsphase von ihr schwere Vorwürfe bekommen, dass ich sie in die Klinik gebracht hätte.
Das war dann der Dank für meine ganze Unterstützung über ein Jahr hinweg.

Deshalb versuche ich es weiter zu Hause, solange die Situation nicht eskaliert.
Im Moment bin eher ich der entscheidende Faktor, weil ich mit den Nerven am Ende bin.
Solange wie es geht werde ich versuchen, es ihr zu ermöglichen, die Krankheit zu Hause zu überstehen.
Natürlich auch mit Hinblick auf die Ruhe und Konstanz der Behandlung.

Für mich persönlich ist das natürlich eine Katastrophe, aber darum soll es jetzt hier nicht gehen.
Entscheidend ist, was ihr hilft wieder gesund zu werden.

Liebe Grüße Scotch
Hallo Scotch,

hat deine Frau denn aber mal mit dir gesprochen, was sie glaubt, was ihr helfen würde?
Möchte sie dann einmal oder zweimal wöchentlich zu einem Therapeuten in die Praxis gehen und so Therapie machen?

Das Problem mit, sie will nur dann in die Klinik, wenn es gar nicht anders Ertragbar mehr ist, ist, dass man als depressiver oft es ganz anderser wahrnimmt, als wie es eigentlich der Fall ist.
Ich bin selbst zweimal in die Klinik gegangen, beide male wurde mir dort gesagt, dass ich viel, viel, viel eher hätte kommen müssen.... Ich selbst fand mich noch ganz okay, für die Leute dort war ich längst überfällig.
Ich selbst bin auch über Jahre mit Lebensmüden Gedanken herum gelaufen, hab das gar nicht realisiert gehabt.

Daher frag ich mich, was sich deine Frau denn denkt?
Ihr Zustand tut sie ja nicht nur sich an, sondern auch dir.
Sie sagt doch selber, dass es von Tag zu Tag schlimmer wird und muss doch auch sehen, dass du nicht mehr kannst...

Dass sie in diese Horror Klinik nicht zurück möchte, kann ich verstehen, würde ich auch nicht wollen.
Aber sie sollte mal sich zu liebe und vor allem dir zu liebe langsam mal vernünftig denken und sich um eine passende Behandlung für sich kümmern.
Sie sieht doch, dass sie selbst es nicht hinkriegt von selbst da raus zu kommen, weil man selbst es ohne Therapie auch gar nicht schafft.

Die selbe Situation hatte ich aber auch.
Das geht halt nach Bezirk, welche Klinik zuständig ist.
Bei mir ist Bergisch Gladbach zuständig und als ich in Köln auf der arbeit den Zusammenbruch hatte und eine Arbeitskollegin mit mir rüber zur Psychiatrie (arbeite im Krankenhaus) gegangen ist, sagte die dortige Ärztin mir auch, dass ich ganz dringend in die Klinik muss, aber ich nach Bergisch Gladbach soll, weil ich in Kürten und nicht in Köln wohne.

Andere Kliniken können auch einen nehmen, ich könnte theoretisch auch in Köln dort Stationär gehen, aber das muss halt angefragt werden und die entscheiden ob ja oder nein.
Anders ist es im Krankenhaus des Bezirks, dass für dein Wohnort zuständig ist.
Die müssen dich aufnehmen, denn die sind zuständig und die dürfen dich dann auch gar nicht ablehnen.
Die sind verpflichtet dich zu nehmen, selbst wenn sie dich gar nicht wollen und am liebsten ablehnen wollten.
Dürfen sie nicht.

Den Vorwurf würde ich gar nicht persönlich sehen.
Die Klinik ist mist, da gibt es nichts schön zu reden.
Kein normaler Mensch der gesund werden möchte, geht in dieses drecksloch freiwillig, so von dem was du von der Klinik bisher berichtet hast.
Ich kann da den Frust deiner Frau schon verstehen.
Ist zwar doof, dass sie dir da die Schuld gibt, aber in das geht man echt nicht freiwillig, schätze ich.

Mit versuchen ihr Zuhause zu helfen, da stehe ich anderser zu.
Es ist gut und wichtig, dass du jetzt erstmal raus und weg von ihr bist.
Aber verabschiede dich davon, dass du ihr aus der Episode raus helfen könntest.
Du bist weder geschult noch ausgebildet und kannst ihr daher gar nicht raus helfen.

Es gehört zur Aufgabe deiner Frau sich um einen vernünftigen Therapieplatz oder Klinik Platz zu kümmern, damit es besser werden kann.
Alles bei dir abzuladen und nur dann Psychotherapeutische Hilfe zu suchen, wenn sie es nicht mehr aushält, ist nicht korrekt von ihr, weder für sich, erst recht nicht für dich.


Liebe Grüße
Susan
Scotch96
Beiträge: 41
Registriert: 29. Apr 2024, 18:30

Re: Schwere agitierte Depression / Fehlende Steuerungsfähigkeit - Wer hat damit Erfahrung?

Beitrag von Scotch96 »

Überdosis hat geschrieben: 10. Jun 2024, 22:15

Hallo Scotch,

hat deine Frau denn aber mal mit dir gesprochen, was sie glaubt, was ihr helfen würde?
Möchte sie dann einmal oder zweimal wöchentlich zu einem Therapeuten in die Praxis gehen und so Therapie machen?

Das Problem mit, sie will nur dann in die Klinik, wenn es gar nicht anders Ertragbar mehr ist, ist, dass man als depressiver oft es ganz anderser wahrnimmt, als wie es eigentlich der Fall ist.
Ich bin selbst zweimal in die Klinik gegangen, beide male wurde mir dort gesagt, dass ich viel, viel, viel eher hätte kommen müssen.... Ich selbst fand mich noch ganz okay, für die Leute dort war ich längst überfällig.
Ich selbst bin auch über Jahre mit Lebensmüden Gedanken herum gelaufen, hab das gar nicht realisiert gehabt.

Daher frag ich mich, was sich deine Frau denn denkt?
Ihr Zustand tut sie ja nicht nur sich an, sondern auch dir.
Sie sagt doch selber, dass es von Tag zu Tag schlimmer wird und muss doch auch sehen, dass du nicht mehr kannst...

Dass sie in diese Horror Klinik nicht zurück möchte, kann ich verstehen, würde ich auch nicht wollen.
Aber sie sollte mal sich zu liebe und vor allem dir zu liebe langsam mal vernünftig denken und sich um eine passende Behandlung für sich kümmern.
Sie sieht doch, dass sie selbst es nicht hinkriegt von selbst da raus zu kommen, weil man selbst es ohne Therapie auch gar nicht schafft.

Die selbe Situation hatte ich aber auch.
Das geht halt nach Bezirk, welche Klinik zuständig ist.
Bei mir ist Bergisch Gladbach zuständig und als ich in Köln auf der arbeit den Zusammenbruch hatte und eine Arbeitskollegin mit mir rüber zur Psychiatrie (arbeite im Krankenhaus) gegangen ist, sagte die dortige Ärztin mir auch, dass ich ganz dringend in die Klinik muss, aber ich nach Bergisch Gladbach soll, weil ich in Kürten und nicht in Köln wohne.

Andere Kliniken können auch einen nehmen, ich könnte theoretisch auch in Köln dort Stationär gehen, aber das muss halt angefragt werden und die entscheiden ob ja oder nein.
Anders ist es im Krankenhaus des Bezirks, dass für dein Wohnort zuständig ist.
Die müssen dich aufnehmen, denn die sind zuständig und die dürfen dich dann auch gar nicht ablehnen.
Die sind verpflichtet dich zu nehmen, selbst wenn sie dich gar nicht wollen und am liebsten ablehnen wollten.
Dürfen sie nicht.

Den Vorwurf würde ich gar nicht persönlich sehen.
Die Klinik ist mist, da gibt es nichts schön zu reden.
Kein normaler Mensch der gesund werden möchte, geht in dieses drecksloch freiwillig, so von dem was du von der Klinik bisher berichtet hast.
Ich kann da den Frust deiner Frau schon verstehen.
Ist zwar doof, dass sie dir da die Schuld gibt, aber in das geht man echt nicht freiwillig, schätze ich.

Mit versuchen ihr Zuhause zu helfen, da stehe ich anderser zu.
Es ist gut und wichtig, dass du jetzt erstmal raus und weg von ihr bist.
Aber verabschiede dich davon, dass du ihr aus der Episode raus helfen könntest.
Du bist weder geschult noch ausgebildet und kannst ihr daher gar nicht raus helfen.

Es gehört zur Aufgabe deiner Frau sich um einen vernünftigen Therapieplatz oder Klinik Platz zu kümmern, damit es besser werden kann.
Alles bei dir abzuladen und nur dann Psychotherapeutische Hilfe zu suchen, wenn sie es nicht mehr aushält, ist nicht korrekt von ihr, weder für sich, erst recht nicht für dich.


Liebe Grüße
Susan

Hallo Susan,

vielen lieben Dank für deine Einschätzung.
Also mal zum ersten Punkt, wir können überhaupt nicht miteinander sprechen.
Sie glaubt nicht, dass ihr irgendwas helfen könnte und würde auch niemals irgendeine Art von Therapie machen.
Sie akzeptiert weder die Diagnose, noch glaubt sie das ihr ein Arzt oder Therapeut helfen könnte.
Das war aber auch in und nach der letzten Krankheitsphase so.
Aber wie gesagt, über all das können wir eigentlich gar nicht sprechen, sie redet es einfach hundertfach am Tag vor sich hin.

Von daher wird sie sich keinen Therapieplatz suchen, jetzt nicht und auch in Zukunft nicht.

2017 war sie von den Therapieangeboten der Klinik komplett überfordert, es war einfach zu viel für sie und sie konnte überhaupt nicht mitarbeiten.

Auch damals gab es bei ihr noch nicht mal ein Gespräch mit dem Psychologen, es war einfach nicht möglich mit ihr zu sprechen und auch diesmal macht es im Moment keinen Sinn.
Sie nimmt keine Inhalte auf sondern redet einfach nur drauflos.

Das bedeutet, der Klinik bleibt im Grunde nur die medikamentöse Behandlung.
Und da haben wir schon das nächste Problem, dass meine Frau auf Medikamente nicht anspricht und vermutlich therapieresistent ist.

Die Klinik ist also nur ein anderer Wohnort und bringt eher für mich Entlastung als dass es ihr etwas nützt.

Übrigens wurde ihr in und nach der ersten Erkrankungsphase weder von der Klinik noch von der Psychiaterin geraten, die Sache psychologisch aufzuarbeiten.
Es kann damit zu tun haben, dass bei meiner Frau offenbar keine psychosozialen Faktoren eine Rolle spielen, sondern das Problem eher organisch ist.

Im Moment halte ich es für unmöglich mit ihr zu arbeiten und das hat die Klinik auch gar nicht mehr versucht.
So wie es ihr im Moment geht, ist jede Art von Interaktion mit ihr purer Stress für sie.
Eigentlich könnte man sagen, es geht jetzt nur darum abzuwarten bis Wahnsinn sich endlich legt.
Bleibt die Frage, welcher Ort dafür der beste ist.
Deshalb versuche ich es so lange wie möglich zu Hause, weil sie da wenigstens ihr gewohntes Umfeld hat.

Die Frage was sie sich dabei denkt, sich das selbst und mir anzutun, kann ich dir nicht beantworten.
Natürlich sieht sie, dass es mir von Tag zu Tag schlechter geht.
Aber sie kann keine Rücksicht darauf nehmen, sie kann sich offenbar nicht mehr selbst steuern.

Seit das Thema Pflegeheim im Raum steht, spricht sie nur noch davon, dass sie dorthin muss.
Aber es ist eben nur ein Schlagwort, welches hunderte Male am Tag ausgesprochen wird und natürlich möchte sie dort überhaupt nicht hin.
Ich möchte das auch nicht, sondern will noch eine Weile abwarten, ob sich die Situation doch noch dreht.
Das kam das letzte Mal bei ihr ziemlich plötzlich und ohne erkennbaren Grund.

Es bleibt schwierig, und jedes Mal wenn ich darüber nachdenke frage ich mich, warum es bei uns so extrem kompliziert ist.
Jede Richtung, in die ich denke ist irgendwie verschlossen.

Liebe Grüße
Scotch
Überdosis
Beiträge: 276
Registriert: 25. Nov 2021, 23:01

Re: Schwere agitierte Depression / Fehlende Steuerungsfähigkeit - Wer hat damit Erfahrung?

Beitrag von Überdosis »

Über was spricht sie denn den ganzen Tag, hast du Beispiele?

Weißt du denn sicher, dass sie nicht in das Pflegeheim möchte? Vielleicht würde es ihr doch erstmal helfen?
Dort raus könnte sie doch dann, wenn es ihr wieder besser geht oder?
Scotch96
Beiträge: 41
Registriert: 29. Apr 2024, 18:30

Re: Schwere agitierte Depression / Fehlende Steuerungsfähigkeit - Wer hat damit Erfahrung?

Beitrag von Scotch96 »

Hallo Susan,

einiges davon, wie unser Leben zur Zeit aussieht, habe ich hier im Forum bei den Angehörigen unter dem Titel " Wo bleiben wir? Wann ist es zu viel? Oder habe ich einen Extremfall?" beschrieben.
Unter anderem auch was sie so sagt.
Ihr hauptsächlicher Satz ist, "Ich bin nicht mehr ich".

Kannst du ja mal reinlesen, da ist der Zusammenhang auch besser verständlich, als wenn ich jetzt hier einzelne Sätze wiedergebe.
Ich habe bewusst nicht alles hier nochmal geschrieben, weil es sonst zu viel wird.

Ins Pflegeheim möchte sie natürlich nicht, sie hat auch Angst davor.
Es beschäftigt sie eben pausenlos und entsprechend oft spricht sie es auch aus.
Es sind Schlagwörter, die das wiedergeben, was sie gerade stark beschäftigt, und die kommen dann hundert bis tausendfach am Tag.

Wenn sie sagt das sie sterben will, heißt das, daß sie mit ihrem Zustand nicht klar kommt und nicht, daß sie nicht mehr leben möchte.
Ich denke das geht hier vielen so, nur sie spricht es eben pausenlos aus.
Das ist eben das Wesen der Agitiertheit.

Bestimmt gehen die gleichen Gedanken der Hoffnungslosigkeit, der Angst und Verzweiflung, daß das eigene Leben plötzlich nicht mehr so ist wie es sein sollte, fast allen hier so.
Nur sind die Einen unter dem Druck der Erkrankung verstummt, andere können darüber reden.
Meine Frau gehört keiner Gruppe davon an.
Bei ihr ist es reden, aber eben kein Gespräch, dazu gehören mindestens zwei Beteiligte.

Sie kann es einfach nicht kontrollieren, deswegen habe ich die Geschichte auch hier noch mal reingestellt, um herauszubekommen ob es wirklich sein kann, dass die eigene Steuerungsfähigkeit verloren gehen kann, und ob man der Krankheit hoffnungslos ausgeliefert sein kann.

Ich wünschte, wir könnten miteinander sprechen und sie könnte mir erklären, was sie den "Zustand" nennt.

Liebe Grüße
Scotch
Scotch96
Beiträge: 41
Registriert: 29. Apr 2024, 18:30

Re: Schwere agitierte Depression / Fehlende Steuerungsfähigkeit - Wer hat damit Erfahrung?

Beitrag von Scotch96 »

Senif hat geschrieben: 6. Jun 2024, 20:34
Was hatte denn damals geholfen ?
Es gibt zwar auch die therapieresistenten Depressionen, aber ich weiß nicht wie hoch der prozentuale Anteil ist. (vermute eher gering)


ich habe noch mal nachgeschaut, wie es damals war.
Die Besserung kam unter stark heruntergefahrenem Cymbalta (Duloxetin), niedrige Dosis Risperidon und mittlere Dosis Olanzapin.
Also eher wenig Dosis im Vergleich zum vorherigen Zeitraum.

Die Angaben über die Anzahl von therapieresistenten Depressionen schwankt je nach Quelle zwischen 20 und 30%.
Manche Quellen geben noch höhere Werte an, aber in diesem Bereich wird es wohl liegen.

Mich würde echt mal interessieren, wie viele Leute hier im Forum sich mit Therapieresistenz herumschlagen.

Liebe Grüße
Scotch
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