Schwere agitierte Depression / Fehlende Steuerungsfähigkeit - Wer hat damit Erfahrung?

Scotch96
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Schwere agitierte Depression / Fehlende Steuerungsfähigkeit - Wer hat damit Erfahrung?

Beitrag von Scotch96 »

Hallo liebe Leute,

Meine Frau hat eine schwere agitierte Depression, bei welcher die aktuelle Krankheitsphase inzwischen seit über 15 Monaten andauert.
Weil die agitierte Variante offenbar recht selten ist, habe ich trotz intensiver Recherche schon in der ersten Krankheitsphase kaum Informationen darüber gefunden.

Da ich nicht mal mit ihr sprechen kann und ein Umgang mit ihr kaum möglich ist, bin ich mit der Situation komplett überfordert. Deshalb hatte ich das Thema hier im Forum bei den Angehörigen unter dem Titel " Wo bleiben wir? Wann ist es zu viel? Oder habe ich einen Extremfall?" eingestellt.
Ich habe dort viele Rückmeldungen und viel Unterstützung, vor allem auch von Betroffenen bekommen.
Unter anderem den Hinweis, das Thema mal hier bei "Umgang mit der Krankheit" reinzustellen, da Betroffene nicht unbedingt auch noch die Probleme der Angehörigen durchlesen.

Die Krankheit äußert sich bei ihr durch ständiges Jammern und Klagen, extreme Unruhe, Angst und Panik, getriebenes Umherlaufen und ständiges Finger blutig Knibbeln sowie phasenweise ununterbrochenes Reden.
Sie spricht meist in sehr kurzen Sätzen, die sich fast ausschließlich um ihren Zustand drehen und sich tausendfach am Tag wiederholen können.
Ihre Gedanken sind stark eingeengt und hängen sich an den immer gleichen Themen auf, ein normales Gespräch ist nicht möglich.
Sie spricht von einem Zustand, den sie nicht beschreiben kann, der sie aber wahnsinnig werden lässt.
Sie möchte nicht mehr leben, weil sie diesen Zustand nicht erträgt.
Ihr ist alles zu viel, dadurch wehrt sie sich gegen alles und der Umgang mit ihr ist sehr schwierig, teilweise unmöglich.

Sie ist offenbar therapieresistent und hat das übliche Spektrum an Medikamenten durch.
Auch langfristige Klinikaufenthalte haben ihr weder in der jetzigen, noch vergangenen Krankheitsphase geholfen.

Ich möchte hier aber nicht die ganze Krankengeschichte meiner Frau erzählen, sondern eher fragen, ob jemand von Euch Erfahrungen mit Agitierter Depression hat.
Wen es interessiert, der kann die ganze Geschichte ja noch drüben bei den Angehörigen durchlesen, dort habe ich den Fall relativ detailliert beschrieben.
Aber dort ging es mir eher darum, wie ich damit klar kommen soll.

Hier geht es mir um die Krankheit selbst, den Umgang damit, um den Verlauf und inwieweit man als Betroffener überhaupt in der Lage ist, bei der Bewältigung mitzuhelfen.

Vor allem möchte ich erfahren, ob man der Erkrankung wirklich hoffnungslos ausgeliefert sein kann.

Mich treibt die Frage um, ob man seine eigene Steuerung und Selbstkontrolle gegenüber seinem Partner komplett verlieren kann, egal welche Konsequenzen das hat.

Außerdem versuche ich zu verstehen, was meine Frau selbst nicht ausdrücken kann, wenn sie von dem "Zustand" spricht.

Liebe Grüße
Scotch
Senif
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Re: Schwere agitierte Depression / Fehlende Steuerungsfähigkeit - Wer hat damit Erfahrung?

Beitrag von Senif »

Hallo Scotch,

ist denn deine Frau zu Hause oder stationär ? So vom ersten Gefühl würde ich sagen, sie gehört in eine Klinik.

Ich hatte damals bei mir extreme innere Anspannung 24/7 - körperlich - dem ich absolut ausgeliefert war. Kein Gespräch der Welt hätte mich dort rausholen können. Das ging nur durch die Medikamente. (nicht 100%, aber doch so, dass ich psychotherapeutisch arbeiten konnte) ... ich kann absolut verstehen, wenn Deine Frau da viel Jammert und auch den Zustand nicht mehr ertragen will. Es ist die Hölle.
Bei mir war damals aber nicht das viele Reden, sondern ich bin verstummt. Ich war auch äußerlich nicht rastlos, sondern eher gelähmt, obwohl ich innerlich gefühlt gestorben bin. Ich hatte keinerlei Kontrolle darüber. Ich wollte mich da mal mit jemandem unterhalten und bin mitten im Satz abgebrochen, hab im Gesicht Zuckungen gehabt und es fühlte sich wie ein Schlaganfall an. Solche Zustände kenne ich jedenfalls auch.
Auch über meine Zwnagsgedanken hatte ich keinerlei Kontrolle. (da gehörte auch der Gedanken, das Wasser ist vergiftet etc.)

Ich wurde therapiefähig mit dem richtigen Medikament, was ich auch sehr lange suchen musste (bei mir war es Trimipramin) - das half sogar gegen das leicht psychotische. Ohne Medikamente denke ich nicht, dass ich da raus gekommen wäre.

Ein Frage habe ich: was meinst du mit Kontrollverlust gegenüber dem Partner ? Ist sie denn gewalttätig ?

LG Senif :hello:
Scotch96
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Re: Schwere agitierte Depression / Fehlende Steuerungsfähigkeit - Wer hat damit Erfahrung?

Beitrag von Scotch96 »

Hallo Senif,

meine Frau ist nach einem Vierteljahr Klinik seit Januar Zuhause.
Klar gehört sie eigentlich in eine Klinik, aber da bei ihr keine Medikamente und Therapien anschlagen steht eher ein Pflegeheim zur Debatte.
Das möchte ich ihr aber ersparen, und noch abwarten ob sich die Situation noch ändert.
Die letzte Phase vor fünf Jahren hat ohne erkennbaren Grund einfach von sich aus geendet.

Das was du ansonsten schilderst spricht sehr für fehlende Steuerung.
So ist das bei meiner Frau auch, wenn auch auf andere Art und Weise.
Bei dir gehemmt, bei ihr agitiert, aber so wie du es beschreibst kann man sich offenbar nicht dagegen wehren.

Nein, gewalttätig ist sie nicht.
Aber sie ist so getrieben von ihrer Krankheit, dass ihr alles egal ist, es ist ihr wurscht, ob uns unsere Ehe und die Ohren fliegt oder ob ich nicht mehr leben möchte.

Sie hat mitbekommen, dass es bei mir Triggerpunkte gibt an denen ich ausraste, weil ich mit der Situation nicht mehr klar komme.
Das mag der lntensität der letzten Monate geschuldet sein.

Diese Triggerpunkte kann man sich vorstellen wie so eine Art Atomknopf, den sie in ihrer Verzweiflung pausenlos drückt.
Ich habe nach der langen Zeit überhaupt keine Nerven mehr und gehe dann relativ schnell in die Luft.
Und sie haut trotzdem immer wieder drauf, obwohl sie genau weiß, das ich aggressiv werde, oder schon bin.
Das meinte ich mit Kontrollverlust.

Danke das du mir schon wieder weiter hilfst.

Liebe Grüße
Scotch
Senif
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Re: Schwere agitierte Depression / Fehlende Steuerungsfähigkeit - Wer hat damit Erfahrung?

Beitrag von Senif »

Scotch96 hat geschrieben: 6. Jun 2024, 20:16 Bei dir gehemmt, bei ihr agitiert, aber so wie du es beschreibst kann man sich offenbar nicht dagegen wehren.
Nein, es ging bei mir in dieser Phase gar nicht. Ich war dem ausgeliefert. Dachte auch ich bin körperlich schwer krank.
Aber sie ist so getrieben von ihrer Krankheit, dass ihr alles egal ist, es ist ihr wurscht, ob uns unsere Ehe und die Ohren fliegt oder ob ich nicht mehr leben möchte.
Ich denke nicht, dass es ihr Wurscht ist. Ich würde eher sagen, sie leidet Höllenqualen, so dass sich alles nur noch darum dreht/drehen kann. Es geht dann nicht anders, auch wenn sie es möchte.

Welche Triggerpunkte sind das bei Dir ?

Du liest dich sehr an der Grenze. Hast du mal darüber nachgedacht, dir Hilfe zu holen ? Du darfst dich auch abgrenzen, und Dinge für Dich tun, die dir gut tun z.B. Ich denke, es ist sehr wichtig, wenn du dich selbst nicht aus den Augen verlierst und auf deine Gesundheit achtest.
Klar gehört sie eigentlich in eine Klinik, aber da bei ihr keine Medikamente und Therapien anschlagen steht eher ein Pflegeheim zur Debatte.
Ich war 2 Jahre in einem stationär betreuten Wohnen und jetzt seit 4 Jahren in einer eigenen Wohnung. Sowas wäre ja dann auf begrenzte Zeit und wenn es besser geht, wieder mehr in die Selbständigkeit. Allerdings halte ich es für wirklich wichtig, das richtige Medikament zu finden. Was hatte denn damals geholfen ?
Es gibt zwar auch die therapieresistenten Depressionen, aber ich weiß nicht wie hoch der prozentuale Anteil ist. (vermute eher gering)

:hello: LG Senif
lt.cable
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Re: Schwere agitierte Depression / Fehlende Steuerungsfähigkeit - Wer hat damit Erfahrung?

Beitrag von lt.cable »

Ahoi, Scotch!

Mit der agitierten Depression habe ich Erfahrung. Das damit verbundene Aufgedrehtsein, die Unruhe, das Getriebenheitsgefühl und der Bewegungsdrang sind für mich stets sehr unangenehm gewesen. Dass sich, je nach Stärke und Dauer der Beschwerden, der Blick im Leben sehr verengt, ergibt sich fast daraus, denn die Tage (und oft auch Nächte) sind schwer erträglich.

Gleichzeitig denke ich anhand deiner Beschreibungen, dass es dringend an der Zeit für Akuthilfe ist. Darauf würde ich an deiner Stelle aktuell meine Bemühungen konzentrieren: Überzeugungsarbeit in Richtung Klinik zu leisten. Vielleicht gibt es ja jemanden, der / die dich dabei unterstützen kann. Gibt es eventuell eine Hausarztpraxis, der vertraut wird? Klinische Hilfe sollte - unabhängig von früheren Erfahrungen damit - hier ganz klar mindestens für eine gewisse Entlastung sorgen können. Es kann doch nur besser werden.

Alles Gute!

Es grüßt

lt.cable
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als schönster aller Schwäne.
Nur war es fürs Ballett zu fett.
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- Charles Lewinsky
Überdosis
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Re: Schwere agitierte Depression / Fehlende Steuerungsfähigkeit - Wer hat damit Erfahrung?

Beitrag von Überdosis »

Hallo Scotch,

das liest sich sehr schwerwiegend und dass du am Ende bist, ich glaub, das ginge jeden so.

Wie viele Klinik Aufenthalte hatte sie denn, waren es immer die selben Kliniken, was für Medikamente hat sie schon durch?

Aus eigener Erfahrung weiß ich leider, dass Klinik nicht gleich Klinik ist und auch Therapeut nicht gleich Therapeut ist.

Ich war selbst mal Vollstationär in der Klinik.
Die Zeit dort hat mir null gebracht, weil mich die Ärzte und Therapeuten nicht ernst nahmen, obwohl mir von den Schwestern dort immer wieder gesagt wurde, dass ich unglaublich genau die Symptome beschreiben kann und sie klar für schwere Depression sprechen.

Letztes Jahr war ich dann in der Tagesklinik, in der selben Klinik wie Jahre zuvor in der Vollstationären Abteilung.
Dort waren andere Pflege, Therapeuten und Psychiater eingeteilt und das dort brachte mir richtig viel.

Je nachdem wo sie war und wie viel sie durch hatte, wäre vielleicht ein andere Klinik passender für sie.

Mir kam auch der Gedanke, ob ein Beruhigungsmittel erstmal nicht sinnvoll wäre, um deine Frau erstmal nur etwas zur Ruhe kommen zu lassen.
Tavor ist stark und macht bei längerer Einnahme auch abhängig, aber ich nahm es in schweren, unerträglichen Schüben auch schon 1-2 Wochen, nur einfach, um etwas wieder Kraft schöpfen zu können und mich nicht mehr umbringen zu wollen.
Das muss aber mit einem Psychiater gemeinsam überlegt werden.

Auch würde ich dir eigentlich Raten, dass du selbst vielleicht auch Therapie machst oder zur Selbsthilfegruppen für Angehörige gehst.
Für Angehörige ist es nicht weniger schlimm, als wie für Betroffene und dass es für Angehörige ebenfalls Angebote zur Hilfe gibt, hat seinen berechtigten Grund.
Auch sie leiden darunter und brauchen oft Hilfe.

Was ich auch noch schreiben wollte.
Wenn Sie wieder anfängt dich zu triggern, versuch mal das Gespräch zu beenden.
Gehe gar nicht drauf ein. Sag nur vielleicht sowas wie: "Tut mir leid, ich spreche jetzt mit dir nicht darüber, respektiere das bitte" und dann nicht mehr drauf eingehen.
Sollte sie nicht aufhören, gehe spazieren,verlass den Raum, Hauptsache nicht drauf weiter eingehen, sonst befeuert du sie nur weiter.

Sie wird das wahrscheinlich nicht böse meinen, sondern nur in ihrer eigenen Verzweiflung machen (persönlich bin ich leider ähnlich, werde richtig gehässig, wenn ich einen schweren Tief hab, entschuldige mich aber zumindest danach, kann das aber leider dann auch nicht abstellen oder es sein lassen).
Ich denke mir halt, wenn du nicht drauf eingehst, bleibt ihr nichts anderes über es auch sein zu lassen.
So könntest du die Glut direkt ersticken, ohne, dass deine Frau, ungewollt, ein Flächenbrannt daraus machen kann,wie es ihr sonst bisher leider immer gelang.


Liebe Grüße
Susan
Scotch96
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Re: Schwere agitierte Depression / Fehlende Steuerungsfähigkeit - Wer hat damit Erfahrung?

Beitrag von Scotch96 »

Hallo Senif,

was mich zum Beispiel extrem auf die Palme bringt, ist das sie ihre Erkrankung rundweg abstreitet. Wenn ich ihr erkläre, das die Depression irgendwann wieder endet und wir bis dahin einen Umgang damit finden müssen, kommt von ihr sofort, das sie keine Depression hat, sondern verrückt geworden ist.
Deshalb gilt alles was mit der Erkrankung zu tun hat für sie nicht.

Aber auch allgemein, sobald sie weiß wofür ich kämpfe, was ich ihr ersparen will (z.B. Klinik, Pflegeheim ect.), geht sie voll auf diese Punkte los und redet nur noch davon, das sie dort hin will.
Sie dreht halt alles rum und hört dann nicht mehr auf damit.
Sage ich ihr dann, das sie natürlich jederzeit in die Klinik kann, kommt von ihr sofort, das sie da nicht hin kann, weil sie dort nicht klar kommt.
Das ist sehr anstrengend und wir drehen uns die ganze Zeit im Kreis damit.

Wenn sie von etwas anfängt, das mich extrem nervt oder runter zieht, und ich ihr sage, sie soll das bitte sein lassen, kommt das dann nur noch, immer wieder, pausenlos, bis ich irgendwann die Fassung verliere.

Oder anderes Beispiel, wenn ich ihr bei irgendwas zustimme, macht sie eine komplette Kehrtwende und behauptet das Gegenteil.
Sie muss dann unbedingt widersprechen, auch wenn es langsam blöd wird.
Wenn man mit den Nerven am Ende ist, ist das extrem schwer auszuhalten, vor allem weil es eben bei ihr nicht mehr aufgehört, und dann hundertfach kommt.
Da wirst du selber verrückt.

Liebe Grüße
Scotch
Scotch96
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Re: Schwere agitierte Depression / Fehlende Steuerungsfähigkeit - Wer hat damit Erfahrung?

Beitrag von Scotch96 »

Hallo lt.cable,

stimmt schon, die Klinik wäre eine Entlastung für mich.
Für meine Frau bringt die Klinik leider keine Verbesserung, da bis jetzt alle Therapieversuche fehlgeschlagen sind.
Die jetzt angesetzten Medikamente würden dann wieder komplett umgestellt und sie würde wieder hohe Dosen Neuroleptika bekommen, welche bei ihr nur Nebenwirkungen verursachen aber nichts verbessern. Ich glaube das nach den Therapieversuchen der Klinik mit Clozapin und Ketamin auch nicht mehr viel in der Hinterhand ist.

Das Vierteljahr in der Klinik hat überhaupt nichts gebracht, ihr Zustand war hinterher schlechter als vorher.
Das Personal war genervt und die Klinik hat ihrem Entlassungswunsch überraschend schnell entsprochen.

Ich denke wenn ich nicht mehr kann würde sie aber in die Klinik gehen.

Unterstützung hätten wir dabei von ihrer Psychiaterin.

Ich muss es also mit mir ausmachen wie weit ich es ertragen kann.
Deshalb versuche ich ja auch einen Umgang mit der Krankheit zu finden, der es für uns beide erträglich macht.
Aber meine Frau stellt sich da komplett quer und so wie ihr das schildert ist die fehlende Steuerungsfähigkeit ein großer Faktor dabei.

Vielen Dank und liebe Grüße
Scotch
Scotch96
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Re: Schwere agitierte Depression / Fehlende Steuerungsfähigkeit - Wer hat damit Erfahrung?

Beitrag von Scotch96 »

Hallo Susan
Überdosis hat geschrieben: 7. Jun 2024, 17:45
Wie viele Klinik Aufenthalte hatte sie denn, waren es immer die selben Kliniken, was für Medikamente hat sie schon durch?
In der ersten Krankheitsphase 2017 war sie in zwei verschiedenen Kliniken plus einer Tagesklinik.
Tagesklinik hat überhaupt nicht funktioniert, da sie zu dem Zeitpunkt damit total überfordert war.
Im Grunde war über die gesamte Krankheitsphase von einem Jahr kein Gespräch mit einem Psychologen möglich da sie überhaupt nicht aufnahmefähig war.

Medikamente 2017 waren:

Opipramol
Mirtazapin
Citalopram
Saroten
Tianeurax
Valdoxan
Elontril
Cymbalta
Venlafaxin

...an Antidepressiva


Olanzapin
Quetiapin
Risperidon

...an Antipsychotika

Dazu Lithium, ein Antiepileptikum (Lamotrigin), ein komplettes Jahr Tavor bis 5mg pro Tag und 3 Anwendungen EKT.


In der aktuellen Phase, welche seit über 15 Monaten geht, ein Vierteljahr Klinik, größtenteils geschlossene Station.

Venlafaxin
Mirtazapin
Fluoxetin
Sertralin
Fluvoxamin

...an Antidepressiva

Aripiprazol
Zuclopenthixol
Olanzapin
Risperidon

...an Antipsychotika, plus Clozapintherapie

Promethazin
Oxazepam
Diazepam
Tavor bis zu 6mg pro Tag über die gesamte Phase

...an Beruhigungsmitteln


dazu Lamotrigin und Pregabalin an Antiepileptika,
Memantin gegen Demenz und zwei Zyklen Ketamin.


Auch in der aktuellen Phase ist ein Gespräch mit ihr überhaupt nicht möglich, weswegen eine Psychotherapie wahrscheinlich gar nicht in Betracht kommt.

Danke für deine Tipps mit den Triggern umzugehen, ich muss wahrscheinlich wirklich versuchen nicht mehr darauf einzugehen. Ansonsten eskaliert die Situation und ich bin am Ende schuld daran.
Es stimmt schon, sie macht immer weiter, dann muss ich versuchen mich abzuwenden um nicht noch mehr Öl ins Feuer zu gießen.
Aber es ist eben verdammt schwer, da sie immer versucht mich in diese Gespräche hereinzuziehen.
Was nützt es wenn ich es 50 mal schaffe nichts zu sagen und beim 51. mal explodiere.
Das muss ich ändern, sie ist dazu offenbar nicht in der Lage.

Ich werde es versuchen.

Liebe Grüße und vielen Dank
Scotch
Überdosis
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Re: Schwere agitierte Depression / Fehlende Steuerungsfähigkeit - Wer hat damit Erfahrung?

Beitrag von Überdosis »

Hat sie die Medikamente immer einzeln, nach und nach probiert oder wurden Medikamente auch mal miteinander kombiniert?

Sind das immer die Verschreibungen von den Klinik-Psychiatern oder ist sie bei einem Psychiater der eine eigene Praxis hat?

Einzelne Medikamente klappte bei mir gar nicht, die bekam ich immer von den Psychiatern der Klinik verschrieben und meine Rückmeldungen, dass sie nicht helfen, würden nicht ernst genommen.

Hab mir dann einen Psychiater mit eigener Praxis gesucht und seit dem ich von dem morgens Venlafaxin (mittel starke Dosis) und abends Mirtazapin (höchstdosis) und auch abends Quetiapin (schwächste Dosis) einnehme, geht es mir besser.

Opipramol, Citalopram hat bei mir auch gar nicht geholfen, bekam ich von der Klinik damals auch verschrieben, den Rest kenne ich nicht.

Ich glaub dir, dass das nicht leicht ist dann nicht darauf einzugehen.

Es ist zumindest bei mir so, dass man selbst gar nicht merkt, dass man wieder gehässig ist.
Ich kann in so Phasen dann auch nur total gereizt und genervt sprechen und bin total giftig, aber ich selbst merke das halt überhaupt nicht.
Die Leute, zu denen ich dann so bin, denken dann, ich hätte was gegen dir, will Ärger oder lass bewusst meine Wut auf die ab.
Persönlich wünsche ich mir dann immer, dass sie mir dann einfach sagen würden "Du bist voll unfreundlich" oder "hör mal auf deine miese Laune an mir auszulassen".
Macht natürlich nur niemand. Würde mir aber eigentlich helfen, um wieder "wach" zu werden.

Wenn es dir schwer fällt diese Diskussion mit ihr zu beenden, würde ich mich einfach rum drehen und gehen, sobald du merkst, dass sie wieder diese Phase hat.
Sie macht es nicht mit Absicht, bedeutet aber nicht, dass du es dir deswegen bieten lassen musst, zumal es auch einfach nichts bringt...


Liebe Grüße
Susan
DieNeue
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Re: Schwere agitierte Depression / Fehlende Steuerungsfähigkeit - Wer hat damit Erfahrung?

Beitrag von DieNeue »

Hallo Scotch,

wurden von den Medikamenten eigentlich auch immer wieder die Medikamentenspiegel im Blut gemessen? Mein Arzt nimmt immer wieder mal Blutproben, um zu schauen, ob die Medikamente im therapeutischen Bereich liegen bzw. dass die Werte nicht zu hoch werden.
Es ist Wahnsinn, was deine Frau in der kurzen Zeit alles schon probiert hat, für das, dass man alles auch noch ein- und ausschleichen muss.

Liebe Grüße,
DieNeue
Scotch96
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Re: Schwere agitierte Depression / Fehlende Steuerungsfähigkeit - Wer hat damit Erfahrung?

Beitrag von Scotch96 »

Hallo Susan,

die Medikamente wurden fast immer kombiniert gegeben.
Bei der eigenen Psychiaterin wurden die Medikamente entsprechend den allgemeinen Empfehlungen auf und abdosiert.

Bei einem Wechsel in die Klinik wurden sämtliche Medikamente rigoros abgesetzt und neue angesetzt.
Eine richtige Wartezeit ob etwas funktioniert gab es kaum, die Medikamentierung wurde ständig über den Haufen geworfen und wieder verändert.
Die Wechsel waren so schnell dass man gar nicht richtig abgewartet hat ob etwas funktioniert.

Meine Frau war z.B. mal für einen Tag in der Klinik und hat sich danach selbst entlassen.
An dem Tag wurden sämtliche Medikamente abgesetzt und neue angesetzt.
Die Psychiaterin hat daraufhin die Medikamentierung der Klinik beibehalten.
Als meine Frau zwei Wochen später wieder in die Klinik kam, haben die ihre eigene Medikamentierung komplett über den Haufen geworfen und alles neu angesetzt.

Das ist z.B. einer der Gründe, warum ich meiner Frau versuche die Klinik zu ersparen.

Natürlich wäre es für mich leichter wenn sie in einer Klinik wäre, aber ich habe immer gehofft dass auch das Umfeld eine Rolle bei der Heilung spielen könnte.
Deswegen versuche ich es zu Hause hinzubekommen, bin aber im Gegensatz zum Klinikpersonal nicht geschult und kann nicht irgendwann in Feierabend gehen.

Es bleibt anstrengend und ich muss an mir arbeiten, wenn ich das alles durchstehen will.

Deswegen bin ich auch so dankbar über die Tipps von euch allen hier im Forum

Liebe Grüße Scotch
Überdosis
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Re: Schwere agitierte Depression / Fehlende Steuerungsfähigkeit - Wer hat damit Erfahrung?

Beitrag von Überdosis »

Wäre es denn eine Option den Psychiater zu wechseln und einfach mal neu anzufangen, also erstmal ganz in Ruhe zu schauen was wirkt?

Ich glaube, damit sie überhaupt Therapiefähig wird, sollte sie erstmal Medikamentös vernünftig eingestellt werden.
Erstmal nicht in die Klinik dann.

Aber schon irre, war das denn immer die selbe Klinik, die das so gemacht hat mit ihr?

Kenne das so gar nicht.
Bei mir wurde nie was verändert, eher noch ergänzt.

Die ärmste, ihr wird ja bisher gar nicht geholfen.
Kein Wunder, dass sie so am Rad dreht. Da wird doch jeder irgendwann irre.


Liebe Grüße
Susan
DieNeue
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Re: Schwere agitierte Depression / Fehlende Steuerungsfähigkeit - Wer hat damit Erfahrung?

Beitrag von DieNeue »

Hallo Scotch,

ich finde es auch ziemlich irre, in welch kurzer Zeit sie so viele Medikamente bekommen hat. Der Körper muss sich ja jedesmal drauf einstellen. Und Bonbons sind diese Medikamente wirklich nicht.

Falls du nochmal konkret überlegen solltest, sie in eine Klinik zu bringen, würde ich eine andere Klinik wählen. Vielleicht kennt hier im Forum ja jemand eine passende. Manche Kliniken bieten auch Vorgespräche oder Kennenlerntermine an. Ich würde auf jeden Fall vorher dort das Gespräch suchen und ganz genau nachfragen, wie die Therapie deiner Frau dort gehandhabt werden würde. Ich würde auch deine Kritik an der anderen Klinik ansprechen und die Probleme dort. Dann siehst du bereits, wie die darauf reagieren und was sie alternativ machen würden. Ich würde darauf achten, dass sie das mit den Medikamenten nicht so eng takten und ihr wirklich Zeit geben.
Manche Medikamente müssen wirklich langsam eingeschlichen werden, weil sonst echt schwerwiegende Nebenwirkungen auftreten können. Das ist z.B. beim Lamotrigin so. Das nehme ich auch und bin gerade dabei es auszuschleichen. Ich hatte durch Lamotrigin keine Nebenwirkungen, aber auch keine wirkliche Wirkung. Wenn ich es reduziere, merke ich allerdings jede Dosisänderung. Beim Lamotrigin hat mein Psychiater ausdrücklich darauf hingewiesen, dass ich das sehr langsam einschleichen muss, da sonst das Stevens-Johnson-Syndrom auftreten kann, was lebensgefährlich werden kann. Auch die Medikamentenspiegel müssen regelmäßig überwacht werden. Ich hatte mal bei Venlafaxin plötzlich einen Spiegel, der drei- oder viermal so hoch wie der Grenzwert war. Sowas kann auch lebensbedrohlich werden. Mit solchen Medikamenten ist echt nicht zu spaßen.

Ich hoffe wirklich, dass du eine Lösung für deine Frau und dich findest. Die aktuelle Situation ist ja echt unerträglich.

Du könntest auch mal die Patientenakte anfordern. Da steht mehr drin als im Entlassbrief. Vielleicht hilft das den Ärzten oder dir. Kann nur sein, dass sich die Klinik etwas quer stellt. Bei psychiatrischen Erkrankungen gibt es da oft Vorbehalte dolche Sachen rauszugeben. Ich hab meine mal angefordert und fand es sehr hilfreich (auch wenn es nicht so leicht war, das alles zu lesen).

Liebe Grüße,
DieNeue
Scotch96
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Re: Schwere agitierte Depression / Fehlende Steuerungsfähigkeit - Wer hat damit Erfahrung?

Beitrag von Scotch96 »

Hallo DieNeue,

die Medikamentenspiegel wurden außer bei der Clozapintherapie soweit ich weiß bislang nie kontrolliert.

Kontrolliertes Ein- und Ausschleichen praktiziert nur die Psychiaterin.
Die Kliniken gehen die Sache relativ forsch an und beenden die Medikamentierung auch ziemlich abrupt, wenn sich nicht sofort ein Erfolg zeigt.

Ich bin selber nach all der Zeit ziemlich verunsichert wie ich zu den Medikamenten stehen soll.
Einerseits wäre es fahrlässig nichts zu geben und nicht alles zu versuchen, andererseits stelle ich mir immer die Frage, ob es Sinn macht etwas zu geben falls meine Frau wirklich therapieresistent ist.
Wenn sie immer nur mit den Nebenwirkungen zu kämpfen hat, aber kein Erfolg zu sehen ist, mach das schon nachdenklich.

Liebe Grüße Scotch
Senif
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Re: Schwere agitierte Depression / Fehlende Steuerungsfähigkeit - Wer hat damit Erfahrung?

Beitrag von Senif »

Hallo Scotch,

ich hatte zwar keine extremen Nebenwirkungen, aber mir ging es damals so schlecht, dass ich auch NW in Kauf genommen hätte. Schlimmer hätte es ja schließlich nicht werden können. Allerdings erscheinen mir die Medikamente in Anbetracht der Zeit, tatsächlich etwas sehr umfangreich.
Ich finde, man muss es wenigstens probieren mit den Medikamenten, was wäre sonst die Wahl ? Es gibt aus meiner Sicht erstmal keine Alternative (EKT ist für mich keine Alternative)

:hello: LG Senif
DieNeue
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Re: Schwere agitierte Depression / Fehlende Steuerungsfähigkeit - Wer hat damit Erfahrung?

Beitrag von DieNeue »

Hallo Scotch,

das hört sich gar nicht gut an, wie die Klinik da vorgeht. Man muss dazu sagen, dass (soweit ich weiß) in Kliniken auch schneller rauf- und runterdosiert wird, weil man die Patienten dort engmaschiger überwachen kann, für den Fall, dass etwas sein sollte. Allerdings bringt das den Patienten auch nichts, sie müssen es ja trotzdem aushalten.
Allgemein sind die typischen Schritte bei Dosisänderungen auch relativ großzügig und viele vertragen das nicht gut und müssen in kleineren Schritten vorgehen.
Nur als Beispiel: Bei Venlafaxin geht man, soweit ich weiß, immer in 75mg-Schritten runter. Laut den Ärzten damals wäre das auch überhaupt kein Problem und die meisten Leute vertragen das. Als ich von 75 mg auf 0 mg runter bin, habe ich das aber total gemerkt. Mir war leicht schwindelig, ich hatte so komische "Blitze" im Kopf, und wenn ich die Augen oder den Kopf bewegt habe, sind die Bilder immer ein bisschen zeitversetzt nachgerückt. Nach einer Woche war das wieder weg. Wenn man da dann aber schon wieder anfängt mit einem neuen Präparat, kommt das auch noch dazu und man hat Absetzerscheinungen und Nebenwirkungen gleichzeitig. Man weiß gar nicht, was von was kommt.
Vor allem können manche Nebenwirkungen auch wieder vergehen, wenn man die Medikamente eine Zeit lang genommen hat.
Dass deine Frau so Probleme mit den Medikamenten hat, finde ich nicht verwunderlich bei dem abrupten Vorgehen.
Wenn ich jetzt Medikamente absetze, gehe ich in kleineren Schritten vor als vorgeschrieben, und wenn ich am Ende Kügelchen aus den Kapseln entnehmen muss, damit es nicht zu krass ist.
Ich nehme auch mehrere Medikamente in Kombination, aber bei mir wurde mit einem angefangen, dann geschaut, wie es wirkt, und dann erst ein neues dazugenommen.

Liebe Grüße,
DieNeue
Scotch96
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Re: Schwere agitierte Depression / Fehlende Steuerungsfähigkeit - Wer hat damit Erfahrung?

Beitrag von Scotch96 »

Hallo Susan

Überdosis hat geschrieben: 7. Jun 2024, 22:30 Wäre es denn eine Option den Psychiater zu wechseln und einfach mal neu anzufangen, also erstmal ganz in Ruhe zu schauen was wirkt?

Aber schon irre, war das denn immer die selbe Klinik, die das so gemacht hat mit ihr?

Wir hatten schon große Schwierigkeiten überhaupt einen Psychiater zu finden. Die jetzige Psychiaterin ist ziemlich erfahren und hat einen ganz guten Ruf.
Von daher ist wechseln schwierig.

Die Klinik war immer die selbe.
In der ersten Krankheitsphase waren es zwei Kliniken und die Tagesklinik, aber die gehören alle zusammen.

Ich glaube meine Frau hat einfach Pech, das bei ihr überhaupt nichts anschlägt.
Immerhin wurden auch Ketamin und Clozapin versucht, und das sind Medikamente für Patienten, bei denen sonst nichts wirkt.

Liebe Grüße Scotch
Scotch96
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Re: Schwere agitierte Depression / Fehlende Steuerungsfähigkeit - Wer hat damit Erfahrung?

Beitrag von Scotch96 »

Hallo Senif,

ich glaube meine Frau würde Nebenwirkungen besser akzeptieren, wenn denn die Medikamente auch anschlagen würden.
Im Grunde beschwert sie sich kaum über die Nebenwirkungen, dafür ist die hauptsächliche Problemlange einfach zu überwältigend.

Auch bei ihr ist es so, dass wir nur auf die Medikamente hoffen können, eine EKT möchte sie nie wieder machen.

Dein Trimipramin werde ich das nächste Mal bei der Psychiaterin ansprechen. Ich greife nach jedem Strohhalm im Moment.
Meine Frau ist so weit unten, das sie nicht in der Lage ist sich mit den Medikamenten zu beschäftigen.

Da sie nicht mal die Diagnose akzeptiert ist es eh sehr schwer.
"Ich bin nicht depressiv, sondern verrückt".


Liebe Grüße Scotch
Senif
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Re: Schwere agitierte Depression / Fehlende Steuerungsfähigkeit - Wer hat damit Erfahrung?

Beitrag von Senif »

Hallo Scotch,

hab grad nachgelesen, dass das Saroten auch ein trizyklisches AD ist.

Daraufhin hab ich mal ChatGPT befragt, was mir folgendes dazu erzählt hat (Moderatoren, bitte berichtigen, wenn ChatGPT Quatsch erzählt :D )
Saroten und Trimipramin sind beide trizyklische Antidepressiva, aber sie unterscheiden sich in ihren chemischen Strukturen, Wirkmechanismen und spezifischen Einsatzgebieten. Hier sind die Hauptunterschiede:

Chemische Struktur
Saroten (Amitriptylin): Amitriptylin gehört zur Gruppe der Dibenzocycloheptadien-Derivate.
Trimipramin: Trimipramin gehört zur Gruppe der Dibenzazepin-Derivate.
Wirkmechanismus
Amitriptylin (Saroten): Es hemmt die Wiederaufnahme von Serotonin und Noradrenalin in die präsynaptischen Nervenzellen, wodurch die Konzentration dieser Neurotransmitter im synaptischen Spalt erhöht wird. Amitriptylin hat auch eine starke anticholinerge Wirkung, was zu Nebenwirkungen wie Mundtrockenheit, Verstopfung und Harnverhalt führen kann.
Trimipramin: Es hat einen etwas anderen Wirkmechanismus, da es hauptsächlich als H1-Antagonist (antihistaminerg) und als schwacher Serotonin- und Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer wirkt. Trimipramin hat eine ausgeprägte sedierende Wirkung und wird oft zur Behandlung von Schlafstörungen bei depressiven Patienten eingesetzt.
Einsatzgebiete
Amitriptylin (Saroten): Wird häufig bei Major Depression, chronischen Schmerzen (wie neuropathischen Schmerzen und Migräneprophylaxe) und Angststörungen eingesetzt.
Trimipramin: Wird ebenfalls zur Behandlung von Depressionen verwendet, insbesondere wenn eine sedierende Wirkung erwünscht ist. Es wird auch bei Schlafstörungen eingesetzt, da es eine starke beruhigende Wirkung hat.
Nebenwirkungen
Amitriptylin (Saroten): Häufige Nebenwirkungen sind Mundtrockenheit, Verstopfung, Gewichtszunahme, verschwommenes Sehen und Benommenheit. Aufgrund seiner anticholinergen Wirkung kann es auch zu Herzrhythmusstörungen kommen.
Trimipramin: Nebenwirkungen sind Schläfrigkeit, Gewichtszunahme, Mundtrockenheit, Verstopfung und orthostatische Hypotonie (Blutdruckabfall beim Aufstehen).
Zusammenfassung
Obwohl beide Medikamente zur selben Klasse gehören und einige überlappende Indikationen haben, ist Amitriptylin (Saroten) eher für seine antidepressive und schmerzlindernde Wirkung bekannt, während Trimipramin stärker sedierend wirkt und häufig bei Schlafstörungen und Angstzuständen eingesetzt wird.
Scotch96
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Registriert: 29. Apr 2024, 18:30

Re: Schwere agitierte Depression / Fehlende Steuerungsfähigkeit - Wer hat damit Erfahrung?

Beitrag von Scotch96 »

Hallo Senif,

vielen Dank für deine Recherchearbeit.
Da Trimipramin offenbar eher sedierend wirkt wäre das vielleicht wirklich eine Alternative.

Im Moment habe ich z.B große Bedenken, ob das Venlafaxin nicht einfach viel zu stark antreibt und ansonsten keinen Effekt bringt, wenn die stimmungsaufhellende Wirkung ausbleibt.

Einen extra Antrieb braucht meine Frau auf alle Fälle nicht, da sie sowieso voll am Anschlag dreht.

Wie gesagt, beim nächsten Termin bei der Psychiaterin werde ich es ansprechen, ob wir sie nicht stärker einbremsen müssen, anstatt auf einen stimmungsaufhellenden Effekt zu setzen der dann nicht kommt.

Vielen Dank und liebe Grüße
Scotch
Senif
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Re: Schwere agitierte Depression / Fehlende Steuerungsfähigkeit - Wer hat damit Erfahrung?

Beitrag von Senif »

Scotch96 hat geschrieben: 8. Jun 2024, 19:02 Hallo Senif,

vielen Dank für deine Recherchearbeit.
Da Trimipramin offenbar eher sedierend wirkt wäre das vielleicht wirklich eine Alternative.

Im Moment habe ich z.B große Bedenken, ob das Venlafaxin nicht einfach viel zu stark antreibt und ansonsten keinen Effekt bringt, wenn die stimmungsaufhellende Wirkung ausbleibt.

Einen extra Antrieb braucht meine Frau auf alle Fälle nicht, da sie sowieso voll am Anschlag dreht.

Wie gesagt, beim nächsten Termin bei der Psychiaterin werde ich es ansprechen, ob wir sie nicht stärker einbremsen müssen, anstatt auf einen stimmungsaufhellenden Effekt zu setzen der dann nicht kommt.

Vielen Dank und liebe Grüße
Scotch
Meine eigene Erfahrung ist, dass die aufhellende Wirkung sekundär war und auch nachkam, nachdem diese unsägliche Anspannung und Unruhe nachgelassen hatte. Später bekam ich zusätzlich noch Escitalopram, aber wirklich erst viel später. Damit komme ich super klar.

LG Senif
Scotch96
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Registriert: 29. Apr 2024, 18:30

Re: Schwere agitierte Depression / Fehlende Steuerungsfähigkeit - Wer hat damit Erfahrung?

Beitrag von Scotch96 »

Hallo Senif,

die von dir angesprochene unsägliche Anspannung und Unruhe ist auch bei meiner Frau das Hauptproblem.
Sie ist den ganzen Tag im Alarmzustand.
Das geht beim Wachwerden los und endet erst mit dem Einschlafen.

Die aufhellende Wirkung ist nicht so wichtig, ich denke sie muss erstmal etwas zur Ruhe kommen.
Wenn ich lese dass man Benzodiazepine nicht länger als zwei Wochen nehmen soll kann ich nur lachen, die hat sie jetzt wie damals über die gesamte Krankheitsdauer.

Die letzten 15 Monate waren der helle Wahnsinn, so etwas habe ich noch nicht erlebt, obwohl ich von 2017 schon sehr viel gewohnt war.

Im Moment dreht meine Frau komplett am Rad und ich werde jetzt für eine Woche mein Zuhause verlassen.
Keine Ahnung was dann hier passiert, aber ich habe eh keinen Einfluss mehr auf die Situation.
Ihre extreme Renitenz macht jede Hilfe sowieso unmöglich.
Vermutlich ist es ihre Art gegen diesen furchtbaren Zustand zu wehren.

Alle die mir hier im Forum Tipps gegeben haben waren der Meinung, daß ich mich selbst schützen muss.
Das versuche ich jetzt, ansonsten können wir uns gleich ein Doppelzimmer auf der geschlossenen Station buchen.

Liebe Grüße Scotch
Überdosis
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Registriert: 25. Nov 2021, 23:01

Re: Schwere agitierte Depression / Fehlende Steuerungsfähigkeit - Wer hat damit Erfahrung?

Beitrag von Überdosis »

Scotch96 hat geschrieben: 8. Jun 2024, 14:33
Wir hatten schon große Schwierigkeiten überhaupt einen Psychiater zu finden. Die jetzige Psychiaterin ist ziemlich erfahren und hat einen ganz guten Ruf.
Von daher ist wechseln schwierig.

Die Klinik war immer die selbe.
In der ersten Krankheitsphase waren es zwei Kliniken und die Tagesklinik, aber die gehören alle zusammen.

Ich glaube meine Frau hat einfach Pech, das bei ihr überhaupt nichts anschlägt.
Immerhin wurden auch Ketamin und Clozapin versucht, und das sind Medikamente für Patienten, bei denen sonst nichts wirkt.
Hallo,

ich glaube ihr vertraut da zu stark immer auf diese eine Klinik.
Es gibt nicht nur eine Klinik, sondern noch viele andere.
Zu der Klinik, wo sie jetzt immer war, würde ich persönlich keinen Fuß mehr rein setzen.
Vergisst sie einfach.

Und dann würde ich den Medikamenten mal richtig Zeit lassen. Das wurde doch auch gar nicht gemacht.

So wie das alles bei deiner Frau abläuft, finde ich das total unrealistisch zu sagen, dass bei ihr nichts wirkt.
Ist doch logisch, dass nichts wirkt, wenn dem Medikament xy nichtmal Zeit von mehreren Wochen (6-10 Wochen mindestens) gegeben wird und ständig alles über den Haufen geschmissen abgesetzt und neues angesetzt wird.

A und O ist jetzt, meiner Ansicht nach, keine Klinik, sondern, dass sie mit Zeit und Ruhe vernünftig eingestellt wird.
Sowas braucht Zeit, da vergehen Monate, die sollte deine Frau endlich mal bekommen.


Liebe Grüße
Susan
Senif
Beiträge: 1894
Registriert: 23. Jul 2023, 21:42

Re: Schwere agitierte Depression / Fehlende Steuerungsfähigkeit - Wer hat damit Erfahrung?

Beitrag von Senif »

Scotch96 hat geschrieben: 8. Jun 2024, 19:34 Hallo Senif,

die von dir angesprochene unsägliche Anspannung und Unruhe ist auch bei meiner Frau das Hauptproblem.
Sie ist den ganzen Tag im Alarmzustand.
Das geht beim Wachwerden los und endet erst mit dem Einschlafen.

Die aufhellende Wirkung ist nicht so wichtig, ich denke sie muss erstmal etwas zur Ruhe kommen.
Wenn ich lese dass man Benzodiazepine nicht länger als zwei Wochen nehmen soll kann ich nur lachen, die hat sie jetzt wie damals über die gesamte Krankheitsdauer.

Die letzten 15 Monate waren der helle Wahnsinn, so etwas habe ich noch nicht erlebt, obwohl ich von 2017 schon sehr viel gewohnt war.

Im Moment dreht meine Frau komplett am Rad und ich werde jetzt für eine Woche mein Zuhause verlassen.
Keine Ahnung was dann hier passiert, aber ich habe eh keinen Einfluss mehr auf die Situation.
Ihre extreme Renitenz macht jede Hilfe sowieso unmöglich.
Vermutlich ist es ihre Art gegen diesen furchtbaren Zustand zu wehren.

Alle die mir hier im Forum Tipps gegeben haben waren der Meinung, daß ich mich selbst schützen muss.
Das versuche ich jetzt, ansonsten können wir uns gleich ein Doppelzimmer auf der geschlossenen Station buchen.

Liebe Grüße Scotch
Hallo Scotch,

so wie du dich liest, bist du am Anschlag. Da kann es sehr hilfreich sein, mal Abstand zu gewinnen.
Vielleicht kannst du noch dem SPDi Bescheid sagen, dass die mal nach deiner Frau schauen ?
Ich würde dem Trimipramin wirklich eine Chance geben, mir hat das sehr geholfen.

:hello: LG Senif
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