Er braucht Luft ...

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Brenda-Lee
Beiträge: 4
Registriert: 8. Dez 2023, 07:20

Er braucht Luft ...

Beitrag von Brenda-Lee »

Hallo zusammen,

Ich bin hier, weil mein Partner eine schwere Depression diagnostiziert bekommen hat. Das schon vor 5 Jahren, als es mit seiner langjährigen Beziehung und der Mutter seiner Kinder ziemlich lieblos auseinander ging und er quasi auf der Straße saß.
Allerdings wollten ,,sie ihn in die Klapse stecken", weshalb er die Behandlung abgebrochen hat, weil er für seine Kinder da sein wollte.
Jetzt lässt er sich deshalb nicht von Ärzten helfen.

Seit Mai letzten Jahres haben wir uns langsam gefunden, da hatte er keine depressive Phase und erzählte mir nur davon, dass er depressiv sei. Ich wusste nicht, was im November auf mich zukommen würde. Seitdem ( es gab zwischendurch für 2 Wochen eine normale Phase) ist er in einem tiefen, dunklen Loch. Er wollte heute unsere Beziehung beenden, weil er es in der ganzen Zeit nicht geschafft hat, Gefühle für mich aufzubauen, und er fühlt sich sehr schuldig. Sex hatten wir seit 6 Wochen nicht. Mittlerweile sind kleinste Berührungen für ihn zu viel, eigentlich ist quasi alles zu viel. Die Selbstvorwürfe zerfressen ihn - dass ich da bin und warte und er einfach nix fühlen kann.

Ich bin mir seiner Krankheit bewusst und sage ihm, dass ich an seiner Seite bin, dass man während einer krassen, depressiven Phase nix beenden sollte, was wir uns schon aufgebaut haben und der Mangel an Gefühlen ja einfach Teil der Depression ist. Ich will aber auch nicht sagen, was er tun oder nicht tun soll, d.h. wenn er etwas beenden will, dann kann er das tun.

Ich sage ihm, dass ich ihm den Raum geben werde, dass wir das zusammen durchstehen und er mir Zeichen geben soll, was ihm zu viel ist. Und dass es absolut ok ist, diese Grenzen zu haben.

Ich frage mich, ob ich mich irre und an etwas festhalte, was nie da war und nie da sein wird. Ob ich zu viel reinstecke, und mich selbst für ihn opfere

Ich spüre, dass ich schon eine Co-Depression entwickelt habe... Ich habe noch nie so viel in meinem Leben geweint wie in den letzten 5 Monaten. Das beeinflusst meine Arbeit, mein Sozialleben, meine Gesundheit... Ich bin SEHR auf ihn fixiert. Versuche mich immer wieder, mich auf mich zu konzentrieren. Das geht eine Zeit lang gut. Dann merke ich aber, wie ich mich abhängig von seiner Gefühlswelt und auch abhängig von seiner Aufmerksamkeit mache. Wenn es ihm schlecht geht, bin ich traurig. Wenn es ihm einigermaßen gut geht, bin ich ausgelassen, witzig und sozial.
Ich werde mir eine Therapie suchen. Ich möchte nicht auch in eine Depression fallen.

Was ich aber auch nicht möchte, ist ihn aufgeben, aufgrund einer Krankheit. Er kann nix dafür... Ich sehe eine positive, gesunde Zukunft vor uns, aber auch einen weiten Weg. Aber ich denke am Ende kommen wir stärker gemeinsam aus der Sache raus, als wir je hätten sein können.

Vielleicht könnt ihr mich verstehen.
Ich freue mich auf eure Gedanken zu meinem Dilemma...
Ich danke euch jetzt schon von Herzen.
NurEtwasGeduld
Beiträge: 2
Registriert: 24. Mai 2024, 19:27

Re: Er braucht Luft ...

Beitrag von NurEtwasGeduld »

Mir/ uns geht es aktuell sehr ähnlich. Er rennt nur davon, sucht sich keine Hilfe. Wir werden so alles verlieren, Familie, Haus,... ich bin wirklich verzweifelt. Wie geht es euch mittlerweile?
namanda
Beiträge: 23
Registriert: 17. Mai 2024, 14:24

Re: Er braucht Luft ...

Beitrag von namanda »

Mir geht's genauso wie dir.
Bei uns ist die Situation seit ca. 3 Wochen am Tiefpunkt. Er will keine körperliche Nähe mehr, lacht oder redet kaum, er schläft öfters auf dem Sofa, isst so gut wie nichts und tritt mir so gegenüber als wär ich eine Fremde.
Gerade erst hatten wir ein Gespräch, da ich nochmal Klartext haben wollte. Ich hab ihn gefragt was das jetzt grad zwischen uns ist. Er erzählte dann dass er einfach nur seine Ruhe haben will. Das hat nichts mit mir zu tun, er will von jedem in Ruhe gelassen werden. Er ist gerade so tief mit sich selbst beschäftigt. Aus mir ist es dann allerdings trotzdem rausgebrochen, warum er nicht mal mehr einen Guten-Morgen-Kuss oder eine Umarmung will. Ich will ihm doch einfach nur beistehen und zeigen, dass ich da bin. Mich zerreißt es jeden Tag immer wieder, wenn wir einfach nur "Bis dann" sagen. Er meinte, dass er es gerade nicht kann. Er möchte sich auch nicht rechtfertigen, aber er findet es gut, dass ich ihm das sage. Es tut ihm auch leid, dass er mich damit alleine lässt, aber er kann nicht anders. Er muss so viel nach und nach aufarbeiten und dann erst kann er sich unserer Lage wieder widmen. Ich verstehe i
das. Aber es schmerzt wie Sau. Er meinte auch, dass er sich auf jeden Fall eine eigene Wohnung sucht, die näher an seiner Familie ist, da diese gerade zerbricht. Ich verstehe das auch total. Aber wieder... es tut einfach so wahnsinnig weh und mein Kopf will nicht verstehen, dass plötzlich (voerst?) alle Zukunftspläne dahin sind. Ich weiß, dass ich wieder Geduld brauche aber es ist so wahnsinnig anstrengend und ermüdend. Manche Nächte schlafe ich 2 Stunden oder bin immer wieder wach, ich hab jeden Tag Kopfschmerzen und kann mich nicht mehr richtig auf der Arbeit konzentrieren und ich hab so einen heftigen Druck in der Brust, weil er mir so wahnsinnig fehlt. Mir fehlt seine warme Art, die mich nach einem Scheiß Tag einfach wieder ins Gleichgewicht gebracht hat. Ich versuche momentan viel mit Sport auszugleichen aber das klappt nicht immer. Heute war ich sogar noch wütender und aufgewühlter nach dem Sport. Ich bin nur noch wütend, aber an ihm kann ich es ja nicht auslassen. Das wäre nicht fair. Ich bin nicht mal auf ihn wütend sondern auf die Situation und wie einfach alles plötzlich anders sein kann. Gerade ist er wieder in eine Kneipe vor, weil er meinte, dass er keinen sehen will, den er kennt bzw. ihn kennt, damit er für nen Moment am Tag abschalten kann. Ich lasse ihn diesen Freiraum, weil was bringt es ihn einzusperren aber ich weiß jetzt schon, dass ich erst einschlafe, wenn er wieder zu Hause ist. Es verbraucht so viel Kraft jemanden in Ruhe zu lassen, den man eigentlich (ganz übertrieben) am liebsten 24 Stunden am Tag um sich hätte.

Ich musste mich jetzt bisschen auskotzen...
Wildwanderer
Beiträge: 13
Registriert: 19. Apr 2024, 16:45

Re: Er braucht Luft ...

Beitrag von Wildwanderer »

Manchmal weiß ich nicht, ob ich es beruhigend oder erschreckend finden soll, wie sehr sich Geschichten gleichen.

Mein Partner ist auch in akuten depressiv Phasen, seit dem schlimmen Ende mit seiner Ex-Frau. Erst als wir uns schon kannten, im vergangenen Jahr hat er dann eine Behandlung begonnen. In einem 4-wöchigen Entzug aufgrund der schlimmer werdenden Alkohol-Thematik wurden dann noch einige Traumata aus der Kindheit aufgeworfen. Aktuell nimmt er nur Tabletten, aber geht nicht mehr in die Therapie. Er sagt es bringt ihm nichts.....

Wir haben wunderschöne Tage, machen Ausflüge, lachen, er ist auch für mich bei Problemen da....und manche Tage (wie heute) ist es wie ausgewechselt. Und dann stehe ich ratlos da, weil er nicht aus dem Bett kommt, alle guten Vorsätze bzgl eines geregelten Tagesablaufs sausen lässt und mir nur mit "hallo" zuwinkt und wieder verschwindet. Wir haben ohnehin getrennte Schlafzimmer, was an sich nicht schlimm ist aber wenn alle andere Nähe auch fehlt wird es einfach manchmal unerträglich. An Sex ist ohnehin nicht zu denken, aber wenn dann nichtmal Umarmungen oder mal ein Kuss kommt, zerreißt es mich fast. Was haben wir hier überhaupt?

Gerade in den Beschreibungen von @namada finde ich mich so sehr wieder... Es ist dann auf einmal alles wie um 180 Grad gedreht.

Man will stark sein, da sein und doch frisst es einen auf und man wird wütend, obwohl man weiß, dass es eine Erkrankung ist. Ich schlafe auch selbst schlecht, versuche am tag alles am Laufen zu halten und könnte einfach nur Schreien, wenn er im Bett liegt und fröhlich über TikTok Videos lacht. Und zum Dank bekommt man dann noch ein "Ja wir müssen ja auch nicht 24 Stunden aufeinander hocken" oder ein Kommentar wie "Nein alles gut, ich hab nur viel im Kopf". Ich hoffe, er meint das nur um mich in dem Moment auf Distanz zu halten, denn sonst Zweifle ich an einer Zukunft.

So, noch ein Post, wo sich eine Partnerin einfach mal auskotzen musste....
Stummer Schrei
Beiträge: 20
Registriert: 29. Mär 2024, 10:18

Re: Er braucht Luft ...

Beitrag von Stummer Schrei »

Da kotze ich doch einfach mal mit!
Meine Frau leidet jetzt seit ca. 1 1/2 Jahren an Depressionen!
Sie geht zur Therapie und nimmt neuerdings AD.
Sie hat zwei erwachsene Kinder, denen sie täglich sagt, wie sehr sie sie liebt!
Zu mir sagt sie, das ich die wichtigste Person für sie bin, aber sie fühlt die Liebe nicht mehr so!
Sie hängt viel am Handy rum, schläft aber auch viel. Sie unternimmt auch viel mit Freunden.
Unser Alltag findet relativ normal ab, nur leider ohne Liebe , ohne Berührungen und schon mehrere Monate ohne Sex!
Was mir Angst macht: kommt die Liebe noch mal zurück? Warum spürt sie die Liebe zu ihren Kindern, zu mir aber nicht?
Von Trennung will sie nichts wissen, dass kann sie sich gar nicht vorstellen!
Ich werde immer unglücklicher, man will doch einfach nur geliebt werden!!!
Natürlich kann ich mich um meine Bedürfnisse und Freunde kümmern, aber dann brauche ich doch keine Beziehung, wenn ich eh alleine unterwegs bin???
SandraT
Beiträge: 1
Registriert: 28. Mai 2024, 11:05

Re: Er braucht Luft ...

Beitrag von SandraT »

Ich bin ganz betroffen, wie schlimm die Krankheit Beziehungen belastet.
Ich bewundere Euch, dass Ihr versucht, Euren Partner/innen beizustehen, obwohl Ihr teilweise Ablehnung erfahren müsst.
Passt auf Euch auf. Alles alles Gute.
Nixe02
Beiträge: 3
Registriert: 6. Jun 2024, 14:59

Re: Er braucht Luft ...

Beitrag von Nixe02 »

Ich bin ganz betroffen, wie schlimm die Krankheit Beziehungen belastet.
Ist die Beziehung vielleicht eine mögliche Ursache einer Depression oder andere unglückliche Lebensumstände + die mittlerweile arg fad gewordenen Beziehung?

Ich frage nicht nach einer Schuld und wer eventuell dafür verantwortlich ist, sondern wenn man auf einmal alles anzweifelt, alles hinterfragt, sich nicht mehr traut, sich seinen Partner anzuvertrauen, in dem Wissen bzw. der Annahme, dass sowieso "mal wieder" alles falsch verstanden wird?

Ist nicht Hoffnungslosigkeit, stetiger Zweifel, gepaart mit steigender Unzufriedenheit und daraus resultierender Hilflosigkeit die beste Grundlage für èine Depression?
Sich jämmerlich alleine fühlen? Missverstanden?

Auch beim meinem Partner ist das letzte offene Gespräch schon ewig her, gemeinsam gelacht oder Blödsinn gemacht, haben wir auch schon lange nicht mehr, an Sex kann ich mich noch vage erinnern.

Warum redet mein Partner nicht mehr mit mir bzw. nur noch das Nötigste? Warum finden absichtliche Berührungen kaum noch statt?

Wir haben uns kaum noch etwas zu sagen und wenn, wird es mit Argwohn betrachtet, von beiden Seiten.

Er braucht Luft ... vielleicht ist es das wirklich?!.
Wir nahmen uns die Luft zum atmen, zwängten uns, kaum merklich, immer tiefer in ein "Fuktionskorsett"
... bis einem die Luft wegblieb.
Bauchtänzer
Beiträge: 395
Registriert: 13. Jul 2019, 20:38

Re: Er braucht Luft ...

Beitrag von Bauchtänzer »

Warum redet mein Partner nicht mehr mit mir bzw. nur noch das Nötigste? Warum finden absichtliche Berührungen kaum noch statt?

Wir haben uns kaum noch etwas zu sagen und wenn, wird es mit Argwohn betrachtet, von beiden Seiten.
Warum hast du dich bisher nicht getrennt, bei dieser hoffnungslos anmutendenTristesse?
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