Unendliche Scham

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Lenimaker
Beiträge: 10
Registriert: 18. Aug 2023, 09:43

Unendliche Scham

Beitrag von Lenimaker »

Hallo zusammen , ich empfinde unendliche Scham das ich nicht funktioniere und würde hier gerne fragen obbihr das kennt und wie ihr damit umgeht. Ich bin auf der einen Seite komplett erschöpft und kann eigentlich kaum die kleinsten Dinge erledigen aber ich stehe trotzdem unter Strom und versuche tausend Dinge zu erledigen. Schaffe es nicht und schäme mich noch mehr . Wird mir jetzt erst langsam bewusst wie groß diese Scham ist und immer wie ein unsichtbarer Feind und Antreiber war. Wenn ich das hinterfrage , dann merke ich dass niemand mich verlassen wird nur weil ich nicht funktioniere und nun auf mich achten muss. Ich schäme mich zum Beispiel dass ich morgens zum Beispiel kaum belastbar bin und dann denke ich an meine Kinder und meine Frau und schäme mich dass ich nicht mehr den starken Vater entspreche der ich gerne wäre. Kennt Ihr das und wie geht ihr damit um. Beste Grüße Stefan
Suchende2
Beiträge: 1387
Registriert: 29. Sep 2020, 08:05

Re: Unendliche Scham

Beitrag von Suchende2 »

Hallo Stefan,

willkommen im Forum. Ich wünsche Dir einen guten Austausch.

Ja, ich kenne es. Scham und wie man damit umgeht ist auch gerade das Thema meiner jetzt folgenden letzten Therapiestunden.

Ich finde, nur jemand, der auch Schwäche zeigen kann, ist ein wirklich starker Mensch.
Deine Familie macht ihre Liebe zu Dir nicht abhängig von Deiner Stärke. Du bist als Mensch, mit allen Facetten, von denen geliebt.

Um aus dem Kreislauf auszubrechen ist es gut, erst einmal Deine momentane Schwäche anzunehmen und sie Dir zuzugestehen. Das ist schwer (war es auf jeden Fall bei mir).

Alles Gute,
Suchende
Christopher
Beiträge: 62
Registriert: 17. Feb 2024, 20:13

Re: Unendliche Scham

Beitrag von Christopher »

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Zuletzt geändert von Christopher am 7. Jun 2024, 14:42, insgesamt 2-mal geändert.
Christopher
Schlosser.
Andere sagen ich sei krank.
Ich sage: Ich bin genau richtig wie ich bin.
Und:
Ich mache das es geht.
Warum?
Weil ich es kann.
Athinia82

Re: Unendliche Scham

Beitrag von Athinia82 »

Hallo Stefan,

jede Erkrankung hat Ursachen und deine Schamgefühle auch. Damit meine ich nicht, dass du dich zu Recht schämst oder irgendwas Schuld bist, sondern ich denke eher, dass du dich gesellschaftlich bedingt einem sehr hohen Leistungsdruck aussetzt. Es wird ja immer davon geredet, dass Männer stark sein müssen, dass sie die Familie ernähren müssen und dass wir in einer Leistungsgesellschaft leben und wenn du nichts leistest, bist du nichts wert, als Mann schon gar nicht. Und Jungs/ Männer weinen nicht und reden auch nicht über ihre Gefühle, denn Gefühle zu zeigen ist ein Zeichen von Schwäche blablabla. Und so weiter und so fort. Wahrscheinlich bist du genau mit diesen Mantra aufgewachsen. Das ist aber extrem toxisch. Sagt dir der Begriff "toxische Maskulinität" irgendwas? Genau darum geht es bei der toxischen Maskulinität.

Ich sag dir was: du bist immer noch genau so männlich und genau so wertvoll wie vorher, auch wenn du nicht mehr so viel leisten kannst wie vorher! Du bist auch immernoch genug Mann, wenn du Gefühle zeigst. Das ist keine Schwäche, sondern eine Stärke! Und du bist immernoch ein wertvoller Mensch, auch wenn du Probleme hast und vielleicht gerade ein bischen Hilfe brauchst. Du wirst immernoch geliebt, als Mensch. Einfach, weil du ein liebenswerter Mensch bist. Es gibt keinen Grund dafür, dass du dich schämst. Vielleicht hat ja genau dieser enorme Leistungsdruck mit dazu geführt, dass du gerade einfach nicht mehr so weitermachen kannst wie vorher.

Du bist kein Versager. Du bist ein Mensch und keine Maschine. Und auch du hast halt auch irgendwo Grenzen. Und das ist okay. Deine Grenzen sind gerade überschritten, und deshalb musst du dich jetzt um dich kümmern und besser auf dich aufpassen. Und auch das ist okay.
Zuletzt geändert von Athinia82 am 2. Jun 2024, 00:14, insgesamt 1-mal geändert.
Bittermandel
Beiträge: 2526
Registriert: 10. Apr 2021, 09:32

Re: Unendliche Scham

Beitrag von Bittermandel »

Hallo Stefan

Herzlich willkommen im Forum. Ich wünsche dir einen guten Austausch.

Ich denke die Depression macht es einem besonders schwierig weil die Krankheit nicht sichtbar ist. Dafür schämt man sich weil man nicht belastbar ist und keine Ahnung hat wann sich der Zustand bessert. Vielleicht ist es nützlich mit deiner Frau und Familie im Gespräch zu bleiben. Durch das reden können deine Angehörigen besser mit dir umgehen und Verständnis entwickeln. Das alles braucht Zeit, auch die Akzeptanz der Krankheit. Vielleicht würde dir eine Therapie helfen damit du dich besser fühlst. Der sozial-psychiatrische Dienst bietet Unterstützung für Betroffene und Angehörige an.

Liebe Grüße Bittermandel
Nico Niedermeier
Moderator
Beiträge: 2865
Registriert: 21. Mär 2003, 11:10

Re: Unendliche Scham

Beitrag von Nico Niedermeier »

Seras...wir haben Ihren Beitrag gelöscht und Ihren Zugang gesperrt. Das geht so hier nicht, die Regeln für den Umgang mit Suizidalität stehen oben über den Threads. Ein Internetforum ist kein rechtsfreier Raum und bei Äußerungen dieser Art nötigen Sie uns beinahe, dass wir die Polizei und die Feuerwehr alarmieren. Wir bitten Sie dringend alle vorsichtiger zu posten und vielleicht grundsätzlich nicht unter Alkoholeinfluss hier zu schreiben..
Beste Grüße
Die Moderation
Iwnm
Beiträge: 126
Registriert: 26. Jun 2023, 14:03

Re: Unendliche Scham

Beitrag von Iwnm »

Lenimaker hat geschrieben: 31. Mai 2024, 11:26 Hallo zusammen , ich empfinde unendliche Scham das ich nicht funktioniere und würde hier gerne fragen obbihr das kennt und wie ihr damit umgeht. Ich bin auf der einen Seite komplett erschöpft und kann eigentlich kaum die kleinsten Dinge erledigen aber ich stehe trotzdem unter Strom und versuche tausend Dinge zu erledigen. Schaffe es nicht und schäme mich noch mehr . Wird mir jetzt erst langsam bewusst wie groß diese Scham ist und immer wie ein unsichtbarer Feind und Antreiber war. Wenn ich das hinterfrage , dann merke ich dass niemand mich verlassen wird nur weil ich nicht funktioniere und nun auf mich achten muss. Ich schäme mich zum Beispiel dass ich morgens zum Beispiel kaum belastbar bin und dann denke ich an meine Kinder und meine Frau und schäme mich dass ich nicht mehr den starken Vater entspreche der ich gerne wäre. Kennt Ihr das und wie geht ihr damit um. Beste Grüße Stefan
Hallo Stefan,
Scham ist ein Gefühl, das wahrscheinlich alle Betroffenen in der ein oder anderen Ausprägung kennen. Scham ist eines der Symptome der Depression, ein von der Krankheit verstärktes Gefühl.
Wie geh ich damit um? Ich informiere mich darüber was Depressionen mit einem Menschen anstellen. Das hilft mir zu verstehen, dass Depressionen eine Krankheit und keine Charakterschwäche sind. Andere Menschen mit anderen Krankheiten beschämt man ja auch nicht für Krankheitssymptome. Geh so gütig mit dir selbst um, wie du es mit einem anderen geliebten Menschen tun würdest. Du bist gerade krank. Einen Mensch im Gibsbett verlangst du auch nicht ab, dass er etwas leistet, wozu er gerade faktisch nicht im Stande ist. Dummerweise sieht man psychische Erkrankungen nicht so deutlich wie Gibs.
Druck verschlimmert die Depression, das brauchst du jetzt nicht. Dem Menschen im Gibsbett haut man auch nicht mit dem Hammer auf den Gibs. Der darf erstmal heilen. Ganz ohne Druck und Scham.
Ist aber doch schon mal gut, dass du dir der Scham überhaupt bewusst bist. Versuch doch mal, eher eine wohlwollende Beobachterfunktion einzunehmen wenn du akut Scham spürst. Und sprich mit deinen Lieben darüber. Erkläre ihnen wie sich das anfühlt. Und mach dir immer wieder bewusst, das ist auch die Depression, die mich so fühlen lässt.
Falls das Thema Scham bei dir noch tiefer geht, quasi weit über die Depression hinaus, sprich mit deinem Therapeuten darüber, vorausgesetzt du bist in Behandlung. Vielleicht ist da was aufzulösen. Abgesehen davon, kannst du sicher sein, dass sich alle Betroffenen hier und da mehr oder weniger dafür schämen, nicht mehr wie gewohnt zu funktionieren.
Was im Grunde aber auch paradox ist, weil es nicht selten dieses Funktionieren ist, das Depressionen begünstigt.
Überdosis
Beiträge: 276
Registriert: 25. Nov 2021, 23:01

Re: Unendliche Scham

Beitrag von Überdosis »

Mir hat das auch mal ein Psychiater so gesagt.
Dass diese Scham nicht man selbst ist, sondern das die Depression macht, damit man weiter keine Hilfe sucht (man schämt sich ja) und damit man weiter depressiv ist (weil nichts klappt).

Die Depression tut alles, damit sie bestand hat und da haut sie leider auch die Scham für raus.


Liebe Grüße
Katerle
Beiträge: 11375
Registriert: 25. Sep 2014, 10:30

Re: Unendliche Scham

Beitrag von Katerle »

Suchende2 hat geschrieben: 31. Mai 2024, 18:01 Hallo Stefan,

willkommen im Forum. Ich wünsche Dir einen guten Austausch.

Ja, ich kenne es. Scham und wie man damit umgeht ist auch gerade das Thema meiner jetzt folgenden letzten Therapiestunden.

Ich finde, nur jemand, der auch Schwäche zeigen kann, ist ein wirklich starker Mensch.
Deine Familie macht ihre Liebe zu Dir nicht abhängig von Deiner Stärke. Du bist als Mensch, mit allen Facetten, von denen geliebt.

Um aus dem Kreislauf auszubrechen ist es gut, erst einmal Deine momentane Schwäche anzunehmen und sie Dir zuzugestehen. Das ist schwer (war es auf jeden Fall bei mir).

Alles Gute,
Suchende
Danke Suchende, so sehe ich das auch...
Lenimaker
Beiträge: 10
Registriert: 18. Aug 2023, 09:43

Re: Unendliche Scham

Beitrag von Lenimaker »

Hallo von mir nochmal, vielen Dank für die Antworten, hat mir gut getan. Ja, dass die Krankheit nicht sichtbar ist ist für mich ein Riesen Ding. Hätte ich einen großen Gips um den Kopf , wäre es wesentlich einfacher für mich. Jeder wüsste Bescheid, keiner wäre verunsichert und , das klingt auch sehr egoistisch, das Mitgefühl der anderen wäre mir sicher und ich würde mich nicht unter Druck setzen . Wäre es verheilt würde ich als Kämpfer gelten der es überstanden hat, so sieht niemand wie sehr ich kämpfen muss und niemand klatscht oder erkennt an, nur betroffenen wissen wie das ist. Fies Fies Fies. Ich glaube auch dass die Krankheit aufrecht erhalten wird durch die Scham und wie man ihr begegnet . Ich höre mir das alles an was Sie mir mitteilt wie ich denn jetzt so sein müsste und dann versuche ich doch bei mir zu bleiben. Immer ein schlechtes Gewissen dabei , aber zumindest ist es mir bewusst . Danke für die Tipps , sehe es ähnlich und versuche auch die Dinge die mir wichtig sind, einzuplanen, aber halt meinem Zustand entsprechend. Ist wirklich schwer aber ich hoffe die Akzeptanz wird stärker und ich finde einen wertschätzenderen Umgang mit mir in diesen Phasen. Liebe Grüße Stefan
nachregenkommtsonne
Beiträge: 11
Registriert: 30. Mai 2020, 18:55

Re: Unendliche Scham

Beitrag von nachregenkommtsonne »

Hallo Stefan,

ich fühle es so sehr. Scham spielt bei mir auch eine ganz große Rolle. Leider kann ich dir nicht wirklich einen Tipp geben. Aber du bist nicht alleine damit.
Mir wurde gesagt, dass Scham kleiner wird, wenn man darüber spricht und sich öffnet.
Ich versuche gerade auch, das Schamgefühl in Schach zu halten und offener mit der Erkrankung und auch mit den damit einhergehenden Gefühlen zu sein.
Vielleicht hilft dir das auch.

Liebe Grüße und viel Kraft!
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