Depressionen und Burnout beim Partner (

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Ine12345
Beiträge: 4
Registriert: 28. Mai 2024, 09:03

Depressionen und Burnout beim Partner (

Beitrag von Ine12345 »

Hi Leute.

Wichtige Frage die sich mir immer wieder stellt und ich keine Antwort darauf habe. Vielleicht hat ja hier jemand eine Ähnliche Erfahrung gemacht.
Kurz zur Situation.
Mein Partner (m.30) ist seit wir uns kennen leidenschaftlich mit seinem Job verbunden. Nächtelanges Arbeiten, übertreten seiner Grenzen waren Alltag - seit 5 Jahren. Jetzt die Diagnose Burnout und Depression.
Er mag seinen Job immer noch, kann bloß nicht mehr so leistungsfähig arbeiten. Das stört ihn und auch körperlich hat er einige Probleme (Rückenschmerzen, Kopfschmerzen, Gewichtszunahme).

Ich bekomme von ihm immer wieder Nachrichten während seiner Arbeitszeit wie: "Ich merke das ich Ruhe brauche.", "Oder: Ich bin so müde, kann mir nichts schöneres vorstellen als mit dir jetzt auf der Couch zu sitzen und zu zocken.", "Hier ist schon wieder Land unter, komme später." Etc.

Ich muss mich so zurückhalten um ihn nicht zu schütteln und ihm immer wieder zu erklären dass das ein großer Teil seines Problems ist. Wenn ich in die Richtung gehe, kommt sowas wie: "Wenn ich jetzt gehe, hänge ich auch nur mot den Gedanken bei dir Arbeit. Das bringt nichts." Also bleibt alles unverändert.
So kann das doch nicht weitergehen.

Therapie ist am anlaufen, er hatte seinen zweiten Termin, natürlich immer mit großem Abstand weil er einfach keine Zeit hat.
Der nächste Termin ist er erst in drei Wochen...

Leute, ich weiß einfach nicht weiter. Gibt es hier Angehörige die meine Situation verstehen? Wenn es das meiner Familie oder Freunden erzählen würde, würde ich auf Unverständnis stoßen und dann solche Sätze wie "Das würde ich nicht aushalten" etc. zu hören bekommen.
Danke schon mal im Voraus.
Lumi
Beiträge: 5
Registriert: 15. Mai 2024, 17:43

Re: Depressionen und Burnout beim Partner (

Beitrag von Lumi »

Hallo Ine12345,

ja, ich verstehe Dich total.

Vor ein paar Jahren habe ich etwas Ähnliches erlebt. Zwar nicht mit einem Partner, aber mit einer guten Freundin.

Sie war schon immer sehr auf die Arbeit fixiert und hat auch mehr oder weniger 24/7 gearbeitet. Am Wochenende. Im Urlaub. Schließlich müsse "sie sich ja kümmern, sonst macht es ja keiner".

Wenn wir uns getroffen haben, gab es immer nur ein Thema. Ihre Arbeit. Für andere Themen im Freundeskreis war kein Platz. Verabredungen wurden oft kurzfristig abgesagt (Da kam eben um 20:00 Uhr eine Sache rein, die muss ich noch erledigen). Oder auch "Ich komme zwei Stunden später".

Wenn man dann nicht (mehr) auf sie gewartet hat und schon mal ins Restaurant/Kneipe o.ä. gegangen ist, war sie sauer und hat uns mangelndes Verständnis vorgeworfen. Für sie war immer völlig klar, dass wir warten bis sie soweit ist.

Alles Reden hat nichts gebracht, auch nicht, dass wir Sorgen geäußert haben, dass sie sich kaputt macht. Bei ihr war/ist das Problem, dass sie ihren Wert nur aus der Arbeit zieht.
Wenn sie nichts leistet, ist sie nichts wert.

Das Problem ist, dass es die Betroffenen selbst einsehen müssen, dass sie so nicht weiter machen können und sollten. Bzw. wo das Problem (oder ein Teil davon) liegt.

Insofern hat Dein Partner schon einen Schritt in die richtige Richtung gemacht und eine Therapie begonnen.

Liebe Grüße
Lumi
Ine12345
Beiträge: 4
Registriert: 28. Mai 2024, 09:03

Re: Depressionen und Burnout beim Partner (

Beitrag von Ine12345 »

Hi Lumi. Es ist so anstrengend. Ich hoffe deiner Freundin geht es besser und seid ihr noch befreundet?

Danke für deine liebe Nachricht! Ich habe mich sehr darüber gefreut zu hören dass das "normal" ist und er sich wenigstens in die richtige Richtung bewegt, muntert mich auch ein bisschen auf.
Hab einen schönen Tag!
Josi11
Beiträge: 2
Registriert: 30. Mai 2024, 16:17

Re: Depressionen und Burnout beim Partner (

Beitrag von Josi11 »

Hallo zusammen,
ich bin seit Januar ein stiller Leser. Ich bin eine Angehörige. Mein Mann hat Burnout mit depressiven Schüben und mehr.
Seit Monaten habe auch ich einen Leidensweg hinter mir, der wie bei euch auch kaum zu beschreiben ist. Hier im Forum habe ich viele Parallelen gesehen und es macht mir persönlich Angst, obwohl mir eure Erfahrungen, zwischenzeitlich sehr geholfen haben.

Vorab etwas zu uns und unserer Vorgeschichte. Wir sind beide um die 50 Jahre alt und seit 14 Jahren zusammen, davon 12 Jahre verheiratet. Mein Mann und ich stehen mit beiden Beinen im Leben. Wir haben uns viel aufgebaut.

Nun zu meiner/unserer Situation. Ich hoffe ich kann mich kurz fassen, euch aber trotzdem meine Situation etwas näher bringen.
Ich selber habe eine extreme Zeit/Leidensgeschichte hinter mir. Beginnend 2020, Wechseljahre mit einer außergewöhnlichen Symptomatik. Durch die Hormonveränderung habe ich eine Wesensveränderung durchgemacht. Meine Zündschnur war extrem kurz. Mein Mann hat versucht mit mir zu reden, meine Freunde haben versucht mit mir zu reden. Nichts habe ich angenommen. Ich fühlte mich in diesem Momenten immer nur angegriffen. Zwischenzeitlich hatte ich sogar, im Nachhinein betrachtet, depressive Phasen. Ich saß insgesamt 3x in der Zeit weinend in unserem Schlafzimmer und habe darüber nachgedacht, dass es eigentlich auch gar nicht schlimm sei, wenn ich nicht mehr auf dieser Welt wäre. Ich habe mich dann selbst über mich erschrocken und habe mich da irgendwie, "natürlich alleine", raus gekämpft. Letztendlich wurde ich wach, als meine Chefin mich in ihr Büro gerufen hat und mich gefragt hat was mit mir los sei, so kenne sie mich nicht. Da bin ich dann zusammengebrochen und habe mir nach diesem Gespräch Hilfe geholt.
Seit November 2022 geht es mir deutlich besser. Das war dann der Moment wo es bei meinen Mann, nach einer Corona-Erkrankung los ging. Ganz langsam, aber stetig. Er hatte keine Kraft mehr. Ich muss dazu erwähnen, dass er zu diesem Zeitpunkt noch extrem viele Ehrenamtliche Tätigkeiten hatte.
Im Frühjahr 2023 habe ich dann die Initiative ergriffen und ihn darauf angesprochen, dass er Hilfe benötigt. Er sah es auch ein und ging zum Arzt. Diagnostiziert wurde ein Burnout mit Depression und weil es nicht reichen würde, wurde auch noch Fatigue diagnostiziert, resultierend aus dieser Corona-Erkrankung vom Herbst 2022.
Seid dem war ich für ihn da und habe ihn unterstützt. So wie er die Jahre zuvor auch für mich da war.
Er ist seit Mai letzten Jahres in psychologische Behandlung. Hat auch inzwischen seine Ehrenämter niedergelegt. Außerdem war er von Mitte August bis zum Anfang Oktober, insgesamt 7 Wochen auf Reha. Beziehungstechnisch war die Zeit für uns beide sehr, sehr gut.
Ich habe ihn in der Reha 3x besucht. Wir haben UNS wieder gefunden.

Als er wieder zu Hause war, war ich zu allem bereit. Ich wollte für ihn da sein. Habe viel über Burnout, Depressionen und Fatigue gelesen. Letztendlich ist es aber, für einen Nichterkrankten, doch nur Theorie. Die ersten Wochen nach der Reha waren okay. Es ging aber gefühlt stetig immer weiter bergab. Ich habe versucht Gespräche zu führen, die am Ende aber doch nur Monologe waren.
Leider hat er in der ganzen Zeit nicht mit mir geredet. Anfang Dezember war der Tiefpunkt erreicht. Ich hatte ein ungutes Gefühl und habe in einem schwachen, verzweifeltem Moment in sein Handy geschaut.
Er hatte Kontakt mit einer Frau, die Anfang 30 ist. Ich konnte nur das finden, was er wohl versehentlich nicht gelöscht hatte. Ich war verzweifelt und es gab 2 Tage nach meinem Fund ein Gespräch. Es eskalierte so dermaßen, dass es am Ende gar nicht mehr darum ging was ich gefunden habe, sondern um meinen Vertrauensmissbrauch. Nächsten Tag hatte er mir erzählt, dass er sie zum Ende seiner Reha kennen gelernt hat. Sie war da selber in Behandlung. Er hat mit ihr seit dem regelmäßig telefoniert und sie hat ihn "abgeholt" was ich ihm nicht geben konnte. Mein Gefühl sagt mir, dass dies bisschen Kraft, die er hatte, mit diesen Telefonaten aufgebraucht wurden und für mich war dann keine Kraft mehr da.
Die Wochen danach waren schlimm.

Auch das Wort Trennung wurde im Januar von seiner Seite ausgesprochen. Ich habe ihn dann gebeten, dass er ins Gästezimmer ziehen sollte. Die "Trennung" wurde aber von ihm im Alltag seit Wochen nicht gelebt. Es war wie immer. Wir haben ein großes Haus. 2 Bäder usw. Trotzdem hat er noch immer, als Beispiel, unser Badezimmer benutzt, auch als ich selbst drinnen war. Außer dass es es keine Zärtlichkeiten und keine Gespräche über uns mehr gab, war eigentlich alles wie immer. Smalltalk und gemeinsame Projekte waren perfekt.

Ich selber habe mir im Januar, in Form einer Therapie, Hilfe geholt. Es tut mir gut und mir wurde die Symptomatik von Depressionen und Burnout erklärt. Ich habe gelernt auch auf mich zu achten.
Es gab seid dem viele und auch sehr gute Gespräche zwischen uns. In diesen Gesprächen kam auch mehrmals das Wort Suizid vor. Was mich sehr erschüttert hat. Er teilte mir mit dass er aktuell keine Gefühle mehr für mich hat und dass es ihm sehr leid tut. Ich bat ihn, dass er aktuell, mit seiner Symptomatik, keine Entscheidung treffen sollte. Das hat er angenommen.
Anfang März war ich dann schweren Herzens soweit, dass ich mir für 4 Wochen eine Ferienwohnung nehmen wollte, da er zu Hause nicht zur Ruhe kommt. Ich wollte das er mal durchatmen kann. Als es soweit war, bat er mich nicht auszuziehen. Wir hatten danach viele gute Gespräche. Auch habe ich dann mal die "Dritte Person" angesprochen, ob sie noch telefonieren. Dies wurde von ihm verneint, er sagte noch dazu, das sie schon lange nicht mehr telefonieren, da er gemerkt hat, dass SIE uns nicht gut getan hat. Es gab auch kein Kuss oder Sex zwischen den beiden. Das glaube ich ihm sogar.
Die Wochen danach waren wunderschön. Wir waren auf einem sehr guten Weg.

Aktuell hat sich seit kurzem etwas an ihm verändert. Ich habe ihn heute darauf angesprochen und er teilte mir mit das er es nicht greifen kann. Ich habe gesagt, das ich das Gefühl habe, das er sich seit seiner letzten Therapiesitzung verändert hat. Bis dahin waren wir auf einem guten Weg. Langsam, aber gut. Hatte nicht das Gefühl, dass er sich verstellt hat. Er war gelöst, was auch unserem Umfeld aufgefallen ist. Haben zwar noch immer getrennte Schlafzimmer, aber trotzdem waren wir wieder ein Paar.
Ihm wurde bei diesem Therapiegespräch gesagt, dass er "es" ruhig angehen soll. Ruhig soll doch aber nicht heißen, dass man sich gleich wieder zurück zieht? Ich habe das Gefühl, das es aktuell für ihn nur ein ENTWEDER ODER gibt.
Er erzählte mir heute weiter, dass er zu Hause keine Ruhe findet und wieder einen Druck im Kopf verspürt. Seine Kraft reicht momentan nur für seinen Job. Wenn er mit Freunden unterwegs ist, geht es ihm besser und er hätte da kein Druck im Kopf. Seine Gefühle mir gegenüber wären leider auch noch nicht da. Es tut ihm leid, dass er mir aktuell nicht das geben kann was ich verdiene. Er hat auch das Gefühl, dass ich eine Erwartungshaltung habe, die er mir aktuell nicht geben kann. Darunter leidet er auch sehr. Ich habe versucht ihm diesen Leidensdruck zu nehmen, Dank auch wg. diesem Forum.
Leider kam dann der nächste Tiefpunkt... Wir haben Ende Oktober 2023, für Anfang Juli, 2 Wochen Urlaub gebucht und er erzählte mir heute, dass er sich nicht darauf freut.
Er ist aktuell mit allem total überfordert und möchte Abstand. Er zieht sich seid unserem heutigen Gespräch total zurück und hält mich von einem Moment zum andern auf Distanz. Keine Umarmungen mehr und auch keine Küsse.
Ich bin gerade erschüttert. Was wäre gewesen, wenn ich heute das Gespräch nicht mit ihm geführt hätte?

Ohje viel Text und doch noch nicht alles erzählt. Hoffe aber, dass es das Wesentliche ist.
Ich habe noch Kraft und auch Verständnis für seine aktuelle Situation, weiß allerdings gerade nicht weiter.
Falls ein Betroffener oder auch ein Angehörigen das hier liest und mir mit euren Erfahrungen helfen könntet, wäre ich dankbar.
Ich möchte einfach verstehen, was Menschen mit dieser Symptomatik durchleben.
Zuletzt geändert von Josi11 am 4. Jun 2024, 18:05, insgesamt 1-mal geändert.
GuntherBandel
Beiträge: 170
Registriert: 29. Dez 2020, 13:07

Re: Depressionen und Burnout beim Partner (

Beitrag von GuntherBandel »

Hallo Josi,

ich kann auch als Betroffener viele Deiner Ausführungen nachvollziehen. Bin inzwischen 16 Jahre verheiratet. In der Coronazeit hat
sich meine Erkrankung wieder langsam eingeschlichen, die bereits zum Ende meiner Jugendzeit einmal aufgetreten ist.
Ich habe in meiner Ehe auch viele ähnliche Phasen durchlebt, die Du beschreibst und seit letzten Dienstag haben wir den Status getrennt, wohnen aber
noch zusammen mit unseren 3 Kindern. Da alles noch frisch ist und ich mich leider nicht stabil fühle, kann ich derzeit noch nicht abschätzen, wie es konkret weitergeht. Keine Gefühle mehr zu empfinden kenne ich auch. Das ist sowohl für den Betroffenen als natürlich für den Angehörigen sicherlich sehr belastend. Auch das Thema Rückzug kenne ich. Bei mir passiert das meistens nach größeren Konfliktgesprächen. Auch die fehlende körperliche und verbale Zuneigung ist bei mir ein Thema, was dann wiederum bei meiner Frau zu Frust führt.
Zu vermitteln, was Betroffene durchleben, ist denke ich schwierig bis unmöglich.
Ich kann derzeit nur versuchen, meine ambulante Therapie zu machen, von Tag zu Tag zu schauen und hoffen, dass sich der Zustand verbessert und sich damit auch die Ehe retten lässt, da ich auch wie Du der Meinung bin, dass man während einer krankhaften Episode nicht unbedingt eine so weitreichende Entscheidung treffen sollte.
Andererseits ist aber natürlich die Beziehung bei so einem Auf und Ab auch alles andere als stabil.
Für mich und die Ehe/Familie habe ich leider noch keinen Königsweg gefunden. Diesen wird es vermutlich auch nicht geben.
Mein Ziel ist es, irgendwann für die ganze Familie die bestmögliche Entscheidung zu treffen.
Dazu sehe ich mich allerdings derzeit nicht wirklich in der Lage.
Die derzeitig vereinbarte Trennung ist aus meiner Sicht nur eine Schutzreaktion vor weiteren Enttäuschungen auf emotionaler Ebene.

Viele Grüße
G.
Josi11
Beiträge: 2
Registriert: 30. Mai 2024, 16:17

Re: Depressionen und Burnout beim Partner (

Beitrag von Josi11 »

Lieber Gunther.
Danke das du mir deine Situation mitgeteilt hast und ich wünsche dir viel Kraft für euren Weg.
Es ist schon sehr schade, das eine Krankheit, das Leben so auf den Kopf stellen kann.
War die Trennung von euch beiden beschlossen worden?
Heute ist mein Mann ausgezogen. Er teilte mir mit, dass er jetzt zum Papa fährt und er danach einen Besichtigungstermin für eine Wohnung hat, da er Abstand braucht und ich Bescheid weiß. Ich teilte ihm mit, dass ich es sehr schade finde, da wir ja ein gemeinsames Leben haben, hätte man dies ja noch einmal zusammen besprechen müssen/können.
Er schaute mich nur an und sagte nichts dazu, außer dass er jetzt geht. Nach seinem Termin hat er mir gesagt, das er jetzt für 4 Wochen eine Ferienwohnung nimmt, da er Abstand braucht.
Da es mir aktuell nicht gut geht (Magen/Darm) war ich heute beim Arzt. Während meines Arzttermins habe ich eine WhatsApp von meinem Mann bekommen: "Bin schon weg. Habe nur das nötigste mitgenommen ". Schränke sind leer.
Was soll ich dazu sagen...
Ich bin es anscheinend noch nicht einmal wert, das man mit mir reden möchte, geschweige sich einfach von mir zu verabschieden.
Die Dreiviertelstunde meines Arztbesuches dazu nutzen um klammheimlich den Koffer zu packen und abzuhauen. Ich bin gerade entsetzt!
Ich weiß gar nichts. Wo er ist? Banale Dinge... Was soll mit seiner Post passieren? Unser Haus? Und und und... Naja dass will jetzt erst einmal von mir verarbeitet werden...
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