Wertlosigkeit

Undjetzt
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Re: Wertlosigkeit

Beitrag von Undjetzt »

Ich hatte noch bis gestern das Gefühl vollkommener Wertlosigkeit. Ausgelöst, durch das ansprechen. meiner Partnerin unserer derzeitigen Trennungssituation.
Dafür kann sie nichts . Aber ich habe mir daraus geformt, dass der einzige Mensch, der mir im Leben alles bedeutet, für den ich das einzige positive Gefühl empfinde, mich nicht will. Weil ich eben ein wertloser, gefühlstauber Zombie bin.
Es geht recht schnell. Es kommen auch recht schnell die Gedanken, das Leben zu beenden.

In einem ruhigen Gespräch, mit jemandem völlig fremden, in dem sie mir mitteilte, dass sie in 1.5h viel gelernt hat und es wahnsinnig toll und wertvoll findet, was ich zu sagen hatte, erschien eine neue Perspektive. " Ich bin interessant? Jemand interessiert sich für mein Empfinden? ". Zwar bin ich mir nicht schlagartig mehr wert, aber ich hatte ein Argument für mich selbst, fürs weitermachen.
Maik4711
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Re: Wertlosigkeit

Beitrag von Maik4711 »

Ja, das Gefühl der Wertlosigkeit kenne ich auch. Zu gut leider.
Zu wissen, das man nichts kann, die großen und kleinen Herausforderungen des Alltags nicht meistern zu können.

Dinge nicht zu können, die eigentlich jeder können "muss".
Das Gefühl, auf ganzer Linie zu versagen.

Für einfachste Dinge Hilfe zu brauchen.
Pimpinelle
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Re: Wertlosigkeit

Beitrag von Pimpinelle »

Maik, vielleicht sind wir einfach wertvoll, weil wir die sind, die wir sind. Ohne dafür speziell etwas können oder leisten zu müssen. Wer definiert, was "man muss". Einfach genug und gut so sein, so eine Entlastung.

Und dann lieber gucken auf alles, was wir können und mitbringen, denn das ist ja auch da (und wird gewertschätzt, siehe das Erlebnis von Undjetzt). Ich kann auch vieles nicht meistern - manchmal Sachen, die so normal für die meisten zu sein scheinen. Dann ist das eben so. Bin ich bestimmt auch nicht die einzige.

Mehr Gelassenheit anstatt der Panik zu versagen. Da bastel ich gerade (einigermaßen mühsam) dran.
Bibutz
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Re: Wertlosigkeit

Beitrag von Bibutz »

Pimpinelle hat geschrieben: 21. Mai 2024, 20:50 Maik, vielleicht sind wir einfach wertvoll, weil wir die sind, die wir sind. Ohne dafür speziell etwas können oder leisten zu müssen. Wer definiert, was "man muss". Einfach genug und gut so sein, so eine Entlastung.
Scheinbar wird das von der Gesellschaft definiert. Denn ich denke viele von uns haben Probleme uns der Gesellschaft anzupassen. Aber, wie soll das gehen? In meiner ersten Diagnose stand: Anpassungsstörung. Das trifft mich immer noch. Warum? Weil ich mein ganzes Leben zu hören bekomme wie ich zu sein habe, aber ich bin leider nur ich und habe keine Ahnung wie ich diese Anforderung erfüllen soll.
Meine beste Freundin hat einen Sohn mit Asperger. Das was dieses Kind über sich ergehen lassen muss um nur durch die Schule zu kommen ist (sorry die Ausdrucksweise) pervers! Die Gesellschaft tut so tolerant, aber jeder der aus dem Rahmen fällt, hat keine Chance.
Senif
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Re: Wertlosigkeit

Beitrag von Senif »

Bibutz hat geschrieben: 21. Mai 2024, 22:37
Pimpinelle hat geschrieben: 21. Mai 2024, 20:50 Maik, vielleicht sind wir einfach wertvoll, weil wir die sind, die wir sind. Ohne dafür speziell etwas können oder leisten zu müssen. Wer definiert, was "man muss". Einfach genug und gut so sein, so eine Entlastung.
Scheinbar wird das von der Gesellschaft definiert. Denn ich denke viele von uns haben Probleme uns der Gesellschaft anzupassen. Aber, wie soll das gehen? In meiner ersten Diagnose stand: Anpassungsstörung. Das trifft mich immer noch. Warum? Weil ich mein ganzes Leben zu hören bekomme wie ich zu sein habe, aber ich bin leider nur ich und habe keine Ahnung wie ich diese Anforderung erfüllen soll.
Meine beste Freundin hat einen Sohn mit Asperger. Das was dieses Kind über sich ergehen lassen muss um nur durch die Schule zu kommen ist (sorry die Ausdrucksweise) pervers! Die Gesellschaft tut so tolerant, aber jeder der aus dem Rahmen fällt, hat keine Chance.
Das Gefühl der Wertlosigkeit entsteht aus uns selbst heraus. Der Selbstwert ist in der Depression derart gering - das hängt mit der Erkrankung zusammen - ich kam da auch zu sehr radikalen Gedanken. Wer ist denn die Gesellschaft ? Das sind doch wir. Jeder einzelne. Und auch wenn viele es so definieren, dass man z.B. nur was wert ist, wenn man was leistet - heißt das a) nicht, dass das so stimmen muss b) wer sagt denn, dass wir genauso denken müssen ?
Als mein Selbstwert gewachsen ist, und ich merke, dass ich nicht irgendwas großartiges leisten muss, wurde es mir egaler, was andere denken. Ich erkannte, was wirklich wichtig ist: nämlich das, was ich denke - und ja, ich denke, ich bin ein wertvoller Mensch - auch, wenn ich nicht das leiste, was andere sich vielleicht vorstellen, auch wenn ich meinen Job wieder verlieren sollte - das macht mich resilienter (hoffentlich)

:hello: LG Senif
Bibutz
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Re: Wertlosigkeit

Beitrag von Bibutz »

Senif hat geschrieben: 21. Mai 2024, 22:44
Bibutz hat geschrieben: 21. Mai 2024, 22:37
Pimpinelle hat geschrieben: 21. Mai 2024, 20:50 Maik, vielleicht sind wir einfach wertvoll, weil wir die sind, die wir sind. Ohne dafür speziell etwas können oder leisten zu müssen. Wer definiert, was "man muss". Einfach genug und gut so sein, so eine Entlastung.
Scheinbar wird das von der Gesellschaft definiert. Denn ich denke viele von uns haben Probleme uns der Gesellschaft anzupassen. Aber, wie soll das gehen? In meiner ersten Diagnose stand: Anpassungsstörung. Das trifft mich immer noch. Warum? Weil ich mein ganzes Leben zu hören bekomme wie ich zu sein habe, aber ich bin leider nur ich und habe keine Ahnung wie ich diese Anforderung erfüllen soll.
Meine beste Freundin hat einen Sohn mit Asperger. Das was dieses Kind über sich ergehen lassen muss um nur durch die Schule zu kommen ist (sorry die Ausdrucksweise) pervers! Die Gesellschaft tut so tolerant, aber jeder der aus dem Rahmen fällt, hat keine Chance.

Das Gefühl der Wertlosigkeit entsteht aus uns selbst heraus. Der Selbstwert ist in der Depression derart gering - das hängt mit der Erkrankung zusammen - ich kam da auch zu sehr radikalen Gedanken. Wer ist denn die Gesellschaft ? Das sind doch wir. Jeder einzelne. Und auch wenn viele es so definieren, dass man z.B. nur was wert ist, wenn man was leistet - heißt das a) nicht, dass das so stimmen muss b) wer sagt denn, dass wir genauso denken müssen ?
Als mein Selbstwert gewachsen ist, und ich merke, dass ich nicht irgendwas großartiges leisten muss, wurde es mir egaler, was andere denken. Ich erkannte, was wirklich wichtig ist: nämlich das, was ich denke - und ja, ich denke, ich bin ein wertvoller Mensch - auch, wenn ich nicht das leiste, was andere sich vielleicht vorstellen, auch wenn ich meinen Job wieder verlieren sollte - das macht mich resilienter (hoffentlich)

:hello: LG Senif
Woher soll ein Selbstwert entstehen, wenn du bereits im Gitterbettchen alles falsch gemacht hast? Wenn du bei jeder Anstrengung endlich deinen Intuitionen zu folgen, mehr Menschen verlierst? Wenn der Rest, der dir wohlwollend gegenüber stand, Tot ist, woher soll dann irgendwelcher Selbstwert entstehen, wenn offensichtlich alles falsch ist? Wenn du dann zum Arzt gehst und ihm dein Leid klagst und von diesem auch nur gesagt bekommst: „Naja es regnet zur Zeit viel, das schlägt schon mal auf‘s Gemüt“ stell dich nicht so an. Wenn am Ende niemand mehr da ist, du ganz alleine bist. Woher soll dann noch Selbstwert kommen? Alle um dich herum wollen ja nur nur das du deine Leistung erbringst, alles andere interessiert doch niemanden. Woher hast du die Erkenntnis, dass dein denken wichtig ist? Woher nimmst du die Erkenntnis, dass du wertvoll bist? Woher, wenn es egal ist, was du leistest? Woher, wenn niemand mehr da ist, der es bemerken könnte? Woher, wenn du nie gelernt hast, wie leben funktioniert? Wenn du fast dein ganzes leben eingesperrt warst und keine Ahnung hast, was da draußen vor sich geht?
Pimpinelle
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Re: Wertlosigkeit

Beitrag von Pimpinelle »

@ Bibutz,
ja, vieles wird über Kindheitserfahrungen ja geprägt. Wenn wir als Kind nicht das Gefühl der bedingungslosen Wertschätzung und Annahme gespiegelt bekommen von den engsten Bindungspersonen, dann passiert da auf alle Fälle etwas, was uns prägt. Und was unsere späteren Beziehungs- und Bindungserfahrungen beeinflusst. Und unseren Selbstwert.

Ich denke schon seit Jahren darüber nach, dass ich immer Anerkennung "von außen" suche, um meinen Selbstwert irgendwie aufrecht zu erhalten. Und wenn das nicht gelingt (weil ich z.B. nicht die Leistungen erbringe oder mehr Fehler mache), wird es schwierig, dann fühle ich mich wertlos.

Da ist das, was @Senif anspricht, schon ein wichtiger Punkt. Wie machen wir das, dass trotz der möglichen Kindheitserfahrungen (und auch späteren), der Selbstwert mehr in uns ruht. Sozialen Austausch braucht man da, vermute ich, trotzdem. Wie hier im Forum, vielleicht in Selbsthilfegruppen,.. wo man vielleicht Menschen mit ähnlichen Erfahrungen und auf einer "Wellenlänge" findet?

LG
Pimpinelle
Undjetzt
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Re: Wertlosigkeit

Beitrag von Undjetzt »

Bei mir ist es so. Ich hatte in meiner Familie eine wirklich wichtige Bezugsperson. Das war mein Vater. Von ihm habe ich echte Werte gelernt. Loyalität, Treue, Ehrlichkeit, Menschlichkeit. Menschen nicht zu bewerten, nicht zu verurteilen, da man ja nie weis, warum ein Mensch so ist, wie er ist. Ich habe immer zu ihm aufgesehen. Er war mir immer ein Vorbild.
Leider verstarb er sehr früh, sehr qualvoll an Krebs. Als er nicht mehr arbeiten konnte, kein Geld mehr heim brachte, wandte meine restliche "Familie" sich von ihm ab. Dieses ganze Bild, dass ich von einer Familie hatte, in dem ich lebte zerbrach am Thema Geld.
Daraus habe ich viele Lehren gezogen, einige Traumata davon getragen, die mich bis heute prägen und auch quälen.
Ich idealisiere meine (Ex-)Partnerin. Von ihr suche ich Anerkennung, Lob, Ansehen. Kommt etwas davon nicht, so bin ich der kranke, ausgestoßene, der zu nichts mehr gut ist, genau wie mein Vater (selbst wenn es real absolut nicht so ist!).
In der intakten Beziehung halte ich mich, aus Angst zurück. Angst Fehler zu machen, die Schwäche und Krankheit signalisieren- weswegen ich dann verlassen werde. Aber auch Angst, dass ich eben alles gebe, um dann verlassen zu werden, weil es nie genug ist.

Mein Selbstwertgefühl ist somit oft sehr abhängig von einer Person. Weil ich mich über deren Ansehen definiere. Das zu wissen, reicht leider nicht aus um die jahrelange Gewohnheit zu verlassen. Aber ich kämpfe. Jeden Tag kämpfe ich. Ich will da raus. Ja, auch weil ich so meine Beziehung wieder bekommen könnte. Endlich glücklich sein könnte. Aber es ist so verdammt schwer.
Senif
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Re: Wertlosigkeit

Beitrag von Senif »

SELBSTwert ist der Wert, den wir uns selbst geben. Der kann gar nicht von anderen kommen.
Wenn aber der eigene Selbstwert von der Meinung anderer abhängig ist, dann ist man wie ein Blatt im Wind dem Urteil der anderen ausgeliefert.
Ich persönlich möchte kein Blatt im Wind sein. Ich möchte den Wind aktiv nutzen, wie bei einem Segelboot, um die Welt zu entdecken.

Dort hinzukommen ist schwer, aber m.M.n. hat das aber etwas mit unseren eigenen Bewertungen zu tun. Wie wir uns sehen. Und wie sehr wir in traumatischen Erfahrungen verhaftet bleiben. (ich hatte auch ein Trauma, konnte das aber hinter mir lassen). Es tut gut das loszulassen, das macht erst wirklich frei.

Ich habe sehr lange gebraucht zu der Entscheidung und zu der Erkenntnis, dass nur ich es ändern kann. Menschen, die mir nicht gut tun, meide ich - im privaten Umfeld. Im beruflichen Umfeld gibt es Wege mit für mich schwierigen Menschen klar zu kommen. Unser Team finde ich aber super.
Aber darauf zu warten, dass sich im Außen etwas ändert und die Menschen nicht mehr urteilen und bewerten - tja, ich fürchte, da kann man lange warten.

Es wird immer Menschen geben, die mich kritisieren, und die immer mehr Leistung von mir wollen. Aber ich selbst entscheide, wieviel Leistung ich bereit bin zu geben und ob ich mich runter mache, wenn ich an etwas gescheitert bin. Ich denke, das Geheimnis dieser Stehaufmännchen ist einfach, sie bleiben nicht liegen, sie wandeln Kritik in positive Energie um, und machen weiter und sehen die Chance der Verbesserung und nicht berechtigte Kritik lassen sie einfach links liegen.

Es wird immer beides geben und wir entscheiden, wie wir im Innern damit umgehen wollen.

:hello: LG Senif
Bibutz
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Re: Wertlosigkeit

Beitrag von Bibutz »

Senif hat geschrieben: 22. Mai 2024, 16:00 SELBSTwert ist der Wert, den wir uns selbst geben. Der kann gar nicht von anderen kommen.
Wenn aber der eigene Selbstwert von der Meinung anderer abhängig ist, dann ist man wie ein Blatt im Wind dem Urteil der anderen ausgeliefert.
Ich persönlich möchte kein Blatt im Wind sein. Ich möchte den Wind aktiv nutzen, wie bei einem Segelboot, um die Welt zu entdecken.

Dort hinzukommen ist schwer, aber m.M.n. hat das aber etwas mit unseren eigenen Bewertungen zu tun. Wie wir uns sehen. Und wie sehr wir in traumatischen Erfahrungen verhaftet bleiben. (ich hatte auch ein Trauma, konnte das aber hinter mir lassen). Es tut gut das loszulassen, das macht erst wirklich frei.

Ich habe sehr lange gebraucht zu der Entscheidung und zu der Erkenntnis, dass nur ich es ändern kann. Menschen, die mir nicht gut tun, meide ich - im privaten Umfeld. Im beruflichen Umfeld gibt es Wege mit für mich schwierigen Menschen klar zu kommen. Unser Team finde ich aber super.
Aber darauf zu warten, dass sich im Außen etwas ändert und die Menschen nicht mehr urteilen und bewerten - tja, ich fürchte, da kann man lange warten.

Es wird immer Menschen geben, die mich kritisieren, und die immer mehr Leistung von mir wollen. Aber ich selbst entscheide, wieviel Leistung ich bereit bin zu geben und ob ich mich runter mache, wenn ich an etwas gescheitert bin. Ich denke, das Geheimnis dieser Stehaufmännchen ist einfach, sie bleiben nicht liegen, sie wandeln Kritik in positive Energie um, und machen weiter und sehen die Chance der Verbesserung und nicht berechtigte Kritik lassen sie einfach links liegen.

Es wird immer beides geben und wir entscheiden, wie wir im Innern damit umgehen wollen.

:hello: LG Senif
Das hast du ja bereits mehrfach geschrieben. Das ist ja auch schön und gut. Die Frage war aber: Wie findest du deinen SELBSTwert, wenn du deine Wertigkeit nicht kennst? Wo in dir selbst hast du es gefunden?
Senif
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Re: Wertlosigkeit

Beitrag von Senif »

Hm, ein Weg ist über Abgleich mit anderen. Wie sehen sie Dich, was ist für sie am Menschen wichtig, was nicht. Da wird es verschiedene Antworten geben, weil wir alle unterschiedlich sind.
Wichtig ist auch, die eigenen Erwartungen an sich selbst anzupassen finde ich - und mit sich wohlwollender umgehen. Meist sind wir ja mit uns selbst viel strenger als mit anderen. Ich wäre z.B. nie so abwertend mit anderen umgegangen wie ich das mit mir getan habe.
Dann hat mir sehr die innere Kindarbeit geholfen - dadurch konnte ich Mitgefühl mit mir entwickeln. Nach und nach erkannte ich, dass kein schlechter Mensch bin, nur weil ich Ecken und Kanten habe, oder weil ich nichts leiste oder oder ... ich änderte langsam meine Bewertungen. Weil es gibt nie nur eine Sichtweise oder eine Interpretation der Dinge. Die Depression bewirkt, dass man nur noch das schlechte sieht - bei sich und bei anderen.
Um das tun zu können, musste ich natürlich achtsamer werden. Was denke ich denn überhaupt in bestimmten Situationen und warum ? und macht das heute noch so Sinn ? Oder kann ich die Dinge auch anders interpretieren ?
Und ich bekam allmählich wieder ein Gefühl, dass ich Dinge bewirken kann - Selbstwirksamkeit - kleine Erfolge - am Anfang war es für mich schon ein Erfolg, wenn ich Duschen gegangen bin - es waren keine großartigen Dinge. Kleinigkeiten, die ich nach und nach wieder mehr wertschätzen konnte.

Edit: ich halte es halt für wichtig zu erkennen, dass es was mit den eigenen Bewertungen zu tun hat. Und nur man selbst diese ändern kann. Das schöne ist nämlich, wenn ich in mir sicher bin, ok so zu sein, wie ich bin, dann ist es egal, was andere über einen denken. Das hatte auch bewirkt, dass ich sehr viel kritikfähiger geworden bin und heute schaue ich, ob Kritik berechtigt ist oder nicht und ggf. ändere ich etwas. Nur weil jemand an mir Kritik übt, bin ich nämlich kein schlechter Mensch :)

:hello: LG Senif
Allegretto
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Re: Wertlosigkeit

Beitrag von Allegretto »

Hallo Bibutz,
ich bin da ganz bei Dir.
Wenn Du magst, google doch mal "Dami Charf - Selbstwert" und hör Dir auf YouTube
Ihren Beitrag "warum habe ich so ein schlechtes Selbstwertgefühl" an.
Sie kann das besser erklären als ich, aber ja, ich stimme zu, es hat was mit dem zu tun, wie 'wir' von Beginn an als Baby, Klein(st)Kind gespiegelt, also in unserem In-der-Welt-Sein beantwortet werden oder eben nicht. An der Stelle heute etwas nachzuholen (liegt in unserer Verantwortung), also die Selbsbeantwortung/Daseinsbejahung uns selbst in mitfühlender, bejahener Weise zu geben, ist ein langer Weg. Es muss heute fühlbar werden dürfen, was gleichzeitig bedeutet, auch zunächst schmerzhaft zu spüren, zu fühlen, was damals bis heute so sehr gefehlt hat. (Und daran sind wir nicht schuld, wir sind nicht falsch und haben auch nichts falsch gemacht) Ist auch ein bisschen wie ein Trauerprozess, der letztlich verändert.
Vielleicht gehen diese Gedanken in Deine Richtung.
LG Allegretto
Bibutz
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Re: Wertlosigkeit

Beitrag von Bibutz »

Senif hat geschrieben: 22. Mai 2024, 18:13 Hm, ein Weg ist über Abgleich mit anderen. Wie sehen sie Dich, was ist für sie am Menschen wichtig, was nicht. Da wird es verschiedene Antworten geben, weil wir alle unterschiedlich sind.

:hello: LG Senif

Mit welchen anderen machst du einen Abgleich, wenn niemand mehr da ist? Soll ich mich mit Arbeitskollegen etwa abgleichen? Ich mache meine Arbeit gut, soll das alles an Wert sein?
Letztendlich ist der Selbstwert doch davon abhängig wie andere auf dich reagieren. Wenn keiner mehr übrig ist der auf dich reagieren könnte, oder gibt es auch andere Abgleichmöglichkeiten?
Bibutz
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Re: Wertlosigkeit

Beitrag von Bibutz »

Allegretto hat geschrieben: 22. Mai 2024, 18:44 Hallo Bibutz,
ich bin da ganz bei Dir.
Wenn Du magst, google doch mal "Dami Charf - Selbstwert" und hör Dir auf YouTube
Ihren Beitrag "warum habe ich so ein schlechtes Selbstwertgefühl" an.
Sie kann das besser erklären als ich, aber ja, ich stimme zu, es hat was mit dem zu tun, wie 'wir' von Beginn an als Baby, Klein(st)Kind gespiegelt, also in unserem In-der-Welt-Sein beantwortet werden oder eben nicht. An der Stelle heute etwas nachzuholen (liegt in unserer Verantwortung), also die Selbsbeantwortung/Daseinsbejahung uns selbst in mitfühlender, bejahener Weise zu geben, ist ein langer Weg. Es muss heute fühlbar werden dürfen, was gleichzeitig bedeutet, auch zunächst schmerzhaft zu spüren, zu fühlen, was damals bis heute so sehr gefehlt hat. (Und daran sind wir nicht schuld, wir sind nicht falsch und haben auch nichts falsch gemacht) Ist auch ein bisschen wie ein Trauerprozess, der letztlich verändert.
Vielleicht gehen diese Gedanken in Deine Richtung.
LG Allegretto
Danke für den Tipp, schaue ich mir an
Senif
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Re: Wertlosigkeit

Beitrag von Senif »

Bibutz hat geschrieben: 22. Mai 2024, 18:48
Senif hat geschrieben: 22. Mai 2024, 18:13 Hm, ein Weg ist über Abgleich mit anderen. Wie sehen sie Dich, was ist für sie am Menschen wichtig, was nicht. Da wird es verschiedene Antworten geben, weil wir alle unterschiedlich sind.

:hello: LG Senif

Mit welchen anderen machst du einen Abgleich, wenn niemand mehr da ist? Soll ich mich mit Arbeitskollegen etwa abgleichen? Ich mache meine Arbeit gut, soll das alles an Wert sein?
Letztendlich ist der Selbstwert doch davon abhängig wie andere auf dich reagieren. Wenn keiner mehr übrig ist der auf dich reagieren könnte, oder gibt es auch andere Abgleichmöglichkeiten?
Du kannst auch Lesen, wie andere die Welt sehen, die Menschen sehen.
Die Gefahr beim Abgleich mit anderen besteht natürlich auch, dass du an abwertende Menschen gerätst - denen kannst du begegnen wenn du schon gefestigter bist und dann üben, ob dein Selbstwert dem stand hält.

Hast du auch die anderen Hinweise gelesen oder nur das, was dich bestätigt, dass du nichts tun kannst ?

Den Trauerprozess, den Allegretto anspricht gehört vorher natürlich dazu- wichtig ist nur, nicht drin stecken zu bleiben finde ich.
Bibutz
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Re: Wertlosigkeit

Beitrag von Bibutz »

Senif hat geschrieben: 22. Mai 2024, 18:56
Bibutz hat geschrieben: 22. Mai 2024, 18:48
Senif hat geschrieben: 22. Mai 2024, 18:13 Hm, ein Weg ist über Abgleich mit anderen. Wie sehen sie Dich, was ist für sie am Menschen wichtig, was nicht. Da wird es verschiedene Antworten geben, weil wir alle unterschiedlich sind.

:hello: LG Senif

Mit welchen anderen machst du einen Abgleich, wenn niemand mehr da ist? Soll ich mich mit Arbeitskollegen etwa abgleichen? Ich mache meine Arbeit gut, soll das alles an Wert sein?
Letztendlich ist der Selbstwert doch davon abhängig wie andere auf dich reagieren. Wenn keiner mehr übrig ist der auf dich reagieren könnte, oder gibt es auch andere Abgleichmöglichkeiten?
Du kannst auch Lesen, wie andere die Welt sehen, die Menschen sehen.
Die Gefahr beim Abgleich mit anderen besteht natürlich auch, dass du an abwertende Menschen gerätst - denen kannst du begegnen wenn du schon gefestigter bist und dann üben, ob dein Selbstwert dem stand hält.

Hast du auch die anderen Hinweise gelesen oder nur das, was dich bestätigt, dass du nichts tun kannst ?

Den Trauerprozess, den Allegretto anspricht gehört vorher natürlich dazu- wichtig ist nur, nicht drin stecken zu bleiben finde ich.
Natürlich habe ich auch alles andere gelesen. Aber der erste Satz ist mir als erstes aufgefallen, weil du sagst das der Selbstwert aus dir selbst kommen soll, aber dann passt es nicht mit dem Vergleichen irgendwie nicht zusammen.
Ich bin mir durchaus Bewusst, dass meine Trauer über alle die Toten Freunde noch nicht vorbei ist. Sie fehlen mir unendlich. Alleine an die Anzahl zu denken ( 9 innerhalb eines Jahres) bringt mich fast um den Verstand. Ich wäre am liebsten mit ihnen gestorben. Aber ich habe bzw. ich versuche neu anzufangen. Dafür hat mich meine Familie auch Fallen lassen, weil ich für den Neuanfang weggezogen bin.
Meine Kindheit habe ich in den letzten 10Jahren gründlich aufgearbeitet.
Mein Problem ist eher, dass ich das Gefühl habe, je mehr ich mich bemühe wieder am Leben teil zu nehmen, immer einsamer werde. Was meinen Selbstwert nicht gerade steigert. Die Menschen, die mir Mut gemacht haben oder mir den Kopf gewaschen haben nicht mehr existieren. Niemand mehr da, der mit mir spricht. Deswegen habe ich mich ja auch hier im Forum angemeldet. Ich kann ja schlecht den Menschen, die ich hier kennen lerne, gleich mein Leid und meine Ängste klagen. Ich bin nun mal auch nur jemand, der ab und zu jemand braucht der mich versteht und mit mir auch darüber sprechen kann. Schließlich sind da so viele Dinge, die für andere selbstverständlich sind, für mich aber Neuland. Da wäre es schön Feedback zu haben, ob man es richtig macht oder anders machen könnte. Daher war die Frage, wie ich vielleicht auf anderm Weg mein Selbstwert zu finden…
Ich wollte dich keinesfalls angreifen. Ich wollte nur nach Ideen fragen.
LG Bibutz
Senif
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Re: Wertlosigkeit

Beitrag von Senif »

Es tut mir leid, dass du so viele Menschen verloren hast. Das hier ist ja ein Selbsthilfeforum. Ich denke, dass du hier eher Verständnis aber auch Anstoß zu verschieden Themen bei Depressionen finden kannst. Und ich glaube, mit Ängsten und Trauer können hier ganz viele was anfangen. :)

Bei den Strategien, den Selbstwert aufzubauen, kann es hilfreich sein, wohlwollende andere zu haben, die einem immer wieder mal sagen, wie man die Welt noch sehen kann. Und wie man sich selbst noch sehen kann. Der Selbstwert aber an sich, hat was mit der eigenen Bewertung zu tun, das meinte ich. Wenn ich in mir sicher bin, ok so zu sein wie ich bin, dann kann theoretisch :D auch ein Narzisst kommen und einen runterputzen, und der eigene Selbstwert bleibt davon unberührt. Das gelingt mir auch nicht immer, es ist ja auch nichts statisches.
Aber ab und an darf ich die Erfahrungen machen, dass andere sauer auf mich sein können und schimpfen können, und ich trotzdem die Gewissheit habe, ok so zu sein wie ich bin.
Ich habe mich immer sehr nieder gemacht, an mir kein gutes Haar gelassen. Ich fühlte mich wie der schlechteste Mensch überhaupt.
Und seit ich aber mitfühlender und wohlwollender mit mir bin, ist vieles einfacher und Kritik tut mir nicht mehr so weh, dass ich das Gefühl habe sie vernichtet mich.

Heute erst wieder auf Arbeit gehabt: heute morgen gab es Kritik, und für einen Moment hätte ich losheulen können (vermutlich weil sofort der Gedanke einschoss, ich bin nichts wert, und ich werde wieder entlassen) - später mit etwas Abstand konnte ich das erkennen - es war mein Gedanke, nichts wert zu sein.
Im Unterschied dazu ging es mir später besser und ich konnte die Kritik konstruktiv nutzen, etwas an meinem Ticket zu verbessern und es als Chance zu begreifen. Denn nur weil was nicht perfekt war, heißt das ja nicht, ich habe schlecht gearbeitet, oder ich tauge zu nichts. Das sind eben diese einschießenden negativen Gedanken, die aus mir selbst heraus kommen.

:hello:
Bibutz
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Re: Wertlosigkeit

Beitrag von Bibutz »

Senif hat geschrieben: 22. Mai 2024, 19:31 Es tut mir leid, dass du so viele Menschen verloren hast. Das hier ist ja ein Selbsthilfeforum. Ich denke, dass du hier eher Verständnis aber auch Anstoß zu verschieden Themen bei Depressionen finden kannst. Und ich glaube, mit Ängsten und Trauer können hier ganz viele was anfangen. :)

Bei den Strategien, den Selbstwert aufzubauen, kann es hilfreich sein, wohlwollende andere zu haben, die einem immer wieder mal sagen, wie man die Welt noch sehen kann. Und wie man sich selbst noch sehen kann. Der Selbstwert aber an sich, hat was mit der eigenen Bewertung zu tun, das meinte ich. Wenn ich in mir sicher bin, ok so zu sein wie ich bin, dann kann theoretisch :D auch ein Narzisst kommen und einen runterputzen, und der eigene Selbstwert bleibt davon unberührt. Das gelingt mir auch nicht immer, es ist ja auch nichts statisches.
Aber ab und an darf ich die Erfahrungen machen, dass andere sauer auf mich sein können und schimpfen können, und ich trotzdem die Gewissheit habe, ok so zu sein wie ich bin.
Ich habe mich immer sehr nieder gemacht, an mir kein gutes Haar gelassen. Ich fühlte mich wie der schlechteste Mensch überhaupt.
Und seit ich aber mitfühlender und wohlwollender mit mir bin, ist vieles einfacher und Kritik tut mir nicht mehr so weh, dass ich das Gefühl habe sie vernichtet mich.

Heute erst wieder auf Arbeit gehabt: heute morgen gab es Kritik, und für einen Moment hätte ich losheulen können (vermutlich weil sofort der Gedanke einschoss, ich bin nichts wert, und ich werde wieder entlassen) - später mit etwas Abstand konnte ich das erkennen - es war mein Gedanke, nichts wert zu sein.
Im Unterschied dazu ging es mir später besser und ich konnte die Kritik konstruktiv nutzen, etwas an meinem Ticket zu verbessern und es als Chance zu begreifen. Denn nur weil was nicht perfekt war, heißt das ja nicht, ich habe schlecht gearbeitet, oder ich tauge zu nichts. Das sind eben diese einschießenden negativen Gedanken, die aus mir selbst heraus kommen.

:hello:
Ich weiß ja, dass ich ein guter absolut selbstloser Mensch bin, der alles für andere tut. Auch weiß ich, dass ich meine Arbeit sehr gut mache, was auch von meinen Kollegen und Vorgesetzten bestätigt wird und mich natürlich auch Stolz macht.
Nur privat fällt es mir immer schwerer mit meiner Bewertung, da dort das Feedback fehlt. Ich habe die meiste Zeit keine Ahnung, was ich da eigentlich mache. Ich habe hier eine nette Nachbarschaft und gehe mit einer Nachbarin zusammen auch zum Yoga und ab und an eine Runde Spazieren. Aber ich fühlt sich nach Schwerstarbeit an, weil ich nicht den blassesten Schimmer habe ob ich mich nicht zu blöd anstelle. Ich oft nicht weiß, wieviel ich über mich preisgeben kann ohne sie Abzuschrecken… Ich fühle mich so unsicher wie am ersten Schultag bei der Einschulung.
Deswegen finde ich es sehr schwierig inzwischen mein Selbstwertgefühl aufrecht zu erhalten.
Senif
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Re: Wertlosigkeit

Beitrag von Senif »

Ich bin nicht selbstlos. Hab mich früher aber oft sehr über den Tisch ziehen lassen, weil ich helfen wollte. Weil ich auch da dachte, ich bin schlecht und egoistisch, wenn ich es nicht tue. Heute weiß ich, dass es absolut ok ist, auch an sich zu denken. Früher hab ich Kraft investiert für andere und dann war für mich nichts mehr übrig. Heute mache ich das umgekehrt. Wenn noch Kraft dann übrig ist, dann kann ich abgeben, sonst nicht. Und trotzdem bin ich ok.

Was machst du denn so privat, wo dir das Feedback fehlt ? Man könnte ja z.B. auch sagen - anstatt blöd anstellen - ich tue etwas neues und lerne. Natürlich ist es nicht perfekt. Muss es aber auch nicht sein. Hauptsache mir macht es Freude. Gut, das mit der Freude ist in der Depression schwierig. Aber vielleicht kommt sie irgendwann zurück, auch wenn man die Bewertungen ändert und bisschen netter mit sich umgeht und es ok ist, auch Dinge nicht perfekt zu machen.

Ja, das mit dem Preis geben, kann heikel sein. V.a. wenn man sein gegenüber nicht richtig kennt - eigentlich kennt man niemanden zu 100%. Nach der Depression war ich irgendwie sehr offen, nicht jedem gefällt es, manche neiden einem die Hilfe, die man hat z.B. usw. Und tatsächlich hatte ich da auch viele Enttäuschungen. Aber auf der anderen Seite habe ich auch Menschen kennengelernt, die besser zu mir passen, seit ich authentischer bin. Letztes Jahr habe ich alle meine Freunde verloren - es passte dann auch nicht mehr. (da waren Drogen etc. im Spiel, ich wurde aufs bitterste ausgenutzt - muss aber sagen, ich habe mich ausnutzen lassen). Was ich sagen will, alles hat seine Vor- und Nachteile. Ich akzeptiere, dass es Enttäuschungen gibt. Das gehört zum Leben dazu und lässt sich nicht vermeiden. Offenheit macht angreifbar, ganz klar - aber sie eröffnet eben auch Chancen, Menschen anders kennen zu lernen, tiefgründiger vielleicht auch.
Zwischen Verschlosseheit und absoluter Offenheit liegt ja auch noch sehr viel.

LG Senif :hello:
Mayana
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Re: Wertlosigkeit

Beitrag von Mayana »

Mein Problem ist, dass ich trotz positiven Feedbacks aus meinem Umfeld keine positiven Annahmen/ Aspekte an mir finden kann. Ich sehe, dass andere mich positiv bewerten, teile aber die Bewertung nicht. Ich messe mit zweierlei Maß, eins für mich und eins für alle anderen.
Ich habe keine Ahnung, warum ich das tue und wie ich es ändern kann.
Senif
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Re: Wertlosigkeit

Beitrag von Senif »

Hallo Mayana,

vielleicht hilft sich von außen zu betrachten, als wärst du eine gute Freundin, der du positive Dinge über sie erzählen sollst.
Ich hatte auch immer einen extrem übermächtigen starken inneren Kritiker. Meine Therapeutin und ich haben imaginär mit allen Anteilen an einem Tisch gesessen und diskutiert.
Und was mir aber wundersamer Weise geholfen hat, was ich nie gedacht habe, weil ich mich für gänzlich umkreativ hielt, war die innere Kindarbeit. Im Grunde hab ich mich da auch von außen betrachtet - bei mir hatte diese Art der Behandlung extrem viel ausgelöst - emotional, was ich nie gedacht hatte. Ich weiß aber nicht, wann so eine Technik konkret zum Einsatz kommt.

Letztenendes war es bei mir ein jahrelanger Prozess.

LG Senif :hello:
Mayana
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Re: Wertlosigkeit

Beitrag von Mayana »

Hallo Senif, die Freundinnen-Taktik habe ich in meiner letzten Psychotherapie immer wieder versucht zu benutzen, aber es war immer nur ein „so tun, als ob“, egal wie oft ich es versucht habe. Daraufhin haben wir auch mit dem inneren Kritiker diskutiert, imaginäre Helfer kreiert usw.
Innere Kindarbeit sagt mir nur vom Namen her etwas, vielleicht sollte ich mich damit mal auseinandersetzen…
Bibutz
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Re: Wertlosigkeit

Beitrag von Bibutz »

Senif hat geschrieben: 22. Mai 2024, 20:35
Was machst du denn so privat, wo dir das Feedback fehlt ? Man könnte ja z.B. auch sagen - anstatt blöd anstellen - ich tue etwas neues und lerne. Natürlich ist es nicht perfekt. Muss es aber auch nicht sein. Hauptsache mir macht es Freude. Gut, das mit der Freude ist in der Depression schwierig. Aber vielleicht kommt sie irgendwann zurück, auch wenn man die Bewertungen ändert und bisschen netter mit sich umgeht und es ok ist, auch Dinge nicht perfekt zu machen.


LG Senif :hello:
Ich denke es liegt an diesen (noch?) fremden Menschen. Ich wünsche mir vielleicht zu sehr, dass hier, in der neuen Heimat, endlich alles (oder vieles) wieder gut wird. Vielleicht ist die Angst hier Abgelehnt zu werden sehr groß. Wenn die eigene Familie einem schon den Rücken kehrt, wieso sollten dich dann Fremde mögen. Da soziale Interaktion schon eine weile her ist, wäre es doch aufbauend, wenn man irgendwie ein Feedback hat, ob man auf dem richtigen weg ist. Alles ist neu und die Angst vor Ablehnung ist immens. Ich will ja nicht die merkwürdige Nachbarin werden.

Ein Lächeln, ein Schulterklopfer oder eine Umarmung sind Dinge, die so lächerlich es klingt, inzwischen zu einem großen Wunsch wird. Einfach weil es so unglaublich fehlt. Ich tu mich inzwischen schwer Mimik und Reaktionen richtig einzuschätzen, weil eben Mein Selbstwert sinkt. Daher muss ich doch wohl diesen erst wiederfinden, um unbefangen mit dieser neuen Begebenheit umzugehen. Es ist auch schwierig nicht über Tote zu sprechen, denn sie waren sehr lange in meinem Leben. Aber das klingt doch schnell nach jammern und das will ich auch nicht.

Es wäre so schön, wenn ich alle neuen Eindrücke und Erfahrungen mit jemanden austauschen kann. Da bekommt man einen Eindruck, ob man auf dem richtigen Weg ist. Wenn du verstehst, was ich damit meine. Mir fehlt es gerade etwas schwer das zu Beschreiben.
Senif
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Re: Wertlosigkeit

Beitrag von Senif »

Hallo Bibutz,

ich bin eben erst von Arbeit gekommen, und ganz schön kaputt.
Ich denke zum Aufbau des Selbstwertes kann ein wohlwollendes Gegenüber hilfreich sein, aber es ist nicht alles. Es kann dann nämlich trotzdem sein, dass nie etwas bei einem selbst ankommt. Meine Therapeutin hatte so viel Geduld mit mir, sooo viele Jahre ... bis da endlich mal was bei mir im Innern ankam. Ich bin ihr sehr dankbar dafür.
Ich merke jetzt im Alltag noch, wie unterschiedlich man gewisse Situationen interpretieren kann. Und wie anders jeweils die Gefühle aussehen.
Was aber schwer war, mit so einer Daueranspannung irgendwas in Richtung Entspannung zu tun, weil ich es scheinbar nicht in der Hand hatte. Ich war 24/7 angespannt. Ohne dass ich vor bestimmten Situationen Angst hatte, es war alles diffus, als wäre ich körperlich krank. Da haben mir wirklich Medikamente geholfen, vorher war ich gar nicht therapiefähig.

Mir ist in einer Beziehung geben und nehmen wichtig. Ich hatte da in Freundschaften irgendwie Schieflagen. Und dann ist es auch ok, mal was von sich zu erzählen ohne den anderen zu überfordern. Mich interessiert ja auch, was der andere so macht und wie es ihm geht.
Bei meinen Sportkollegen frage ich da öfter nach. Aber wir machen auch so viel zusammen, das tut wirklich gut.

Du bist gerade umgezogen ? Da dauert es meist auch etwas, bis man Leute kennenlernt. Ich habe bisher nur über Klinik oder Sport Leute kennengelernt. Meine Klinikbekanntschaften waren leider nicht so das richtige.

Ich drück Dir die Daumen auf Deinem Weg.

:hello: LG Senif
Bibutz
Beiträge: 111
Registriert: 17. Okt 2023, 13:03

Re: Wertlosigkeit

Beitrag von Bibutz »

Liebe Senif,

Dankeschön. 🙏
Ich setze auch erstmal auf sportliche Betätigung. Yoga mit der Nachbarin in einer kleinen angenehmen kleinen Gruppe und EMS, wo bisher auch sehr nette Menschen in meinem Alter mitmachen. Ich sollte mich darüber freuen. Aber ich entwickle irgendwie Ängste, eben weil ich keine Vertrauensperson mehr habe, die mir ein wenig Mut macht. Ich muss dazu sagen, dass ich mein ganzes leben eher introvertiert und schüchtern war, aber man muss aus sich heraus gehen, wenn man neue Menschen kennenlernen will.

Ich wünsche dir einen angenehmen Feierabend.

LG Bibutz
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