Ich bin verwirrt. Kann mir jemand helfen?

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Purzelzwerg
Beiträge: 4
Registriert: 13. Mai 2024, 11:22

Ich bin verwirrt. Kann mir jemand helfen?

Beitrag von Purzelzwerg »

Hallo an Alle,
ich freue mich sehr darüber, dass ich ein Teil dieses Forum sein darf. Ich habe eine lange Therapiegeschichte. Angefangen hat alles mit der Schizophrenie meiner, die im Alter von 40 Jahren erkrankte. Ich war zu diesem Zeit 10 Jahre alt. Seitdem habe ungefähr alle 5 Jahre eine Langzeittherapie bei einem Psychotherapeuten. Die letzte war eine tiefenpsychologische Behandlung, die aber leider nicht den erwünschten Erfolg brachte. Seitdem versuche ich mir mit Selbstreflexion, Tagebüchern und Meditation selbst zu helfen. Ich will einfach mein Leben wieder in den Griff bekommen. Einige Zeit hat das auch gut funktioniert. Vor allem als ich wieder erwarten mit 51 Jahren eine berufliche Festanstellung bekommen habe.

Aktuell habe ich das Gefühl, dass mir alles zu viel wird. Ich kümmere mich um das Haus, die Familie, die Arbeit und um eine Fortbildung, die ich im November 2023 angefangen habe. Seit einiger Zeit bekommen wir uns in der Familie nur noch in die Haare. Wir streiten uns, bis wir alle vor Erschöpfung am Boden liegen. Wir sind uns einig, dass es so nicht mehr weitergeht. Mir kommt in diesem Zusammenhang immer wieder der Gedanke, dass ich weniger machen muss. Aber ich kann nichts streichen. Die Arbeit und die Fortbildung helfen mir, im Alltag abzuschalten. Familie und Haus stehen auch nicht zur Diskussion. Der einzige Weg, der mir immer bleibt, ist meinen Alltag besser zu organisieren.

Als Paar haben wir uns entschieden, eine Paartherapie zu beginnen, aber vor den Ergebnissen habe ich eher Angst. Ich habe mir ein privates Coaching organisiert, um mir die wichtigsten Sorgen von der Seele zu reden.

Aktuell bin verwirrt. Denn streichen kann ich nur die Aktivitäten, die mir guttun. Meine Belastung wird dadurch kein bisschen weniger.

An dieser Stelle möchte ich euch eine entscheidende Frage stellen: Können mir Medikamente helfen, meinen Alltag etwas besser zu ertragen? Ich habe einen Psychiater, der mir entsprechende Hilfe anbietet. Mich schrecken jedoch die Nebenwirkungen ab. Hier sind u.a. höhere Leberwerte, stärkere Müdigkeit genannt. Auf so etwas habe ich definitiv keine Lust. Gegen Medikamente spricht auch, dass meine Probleme vor allem durch Situationen innerhalb der Familie ausgelöst werden, und mir wäre es lieber, die Ursachen meiner Probleme würden verschwinden.

Vielen Dank für eure Hilfe. Ich bin auf eure Antworten gespannt.

Viele Grüße

Purzelzwerg
Bibutz
Beiträge: 111
Registriert: 17. Okt 2023, 13:03

Re: Ich bin verwirrt. Kann mir jemand helfen?

Beitrag von Bibutz »

Hallo Purzelzwerg,

Du schreibst du hast eine Familie. Können die dir vielleicht einige Aufgaben abnehmen? Zumindest bis du deine Fortbildung beendet hast? Oder kann dir sonst jemand etwas abnehmen? Vielleicht könnt ihre euch einen Wochenplaner kreieren in dem ihre die Tagesaufgaben auflistet und nach Priorität sortiert, dann sieht man, was zu erledigen ist und ob nicht jemand anders außer dir, etwas erledigen kann.
Ist nur so ein Gedanke…
LG Bibutz
DieNeue
Beiträge: 5512
Registriert: 16. Mai 2016, 22:12

Re: Ich bin verwirrt. Kann mir jemand helfen?

Beitrag von DieNeue »

Wäre eine Haushaltshilfe / externe Hilfe für das Haus eine Möglichkeit?
Purzelzwerg
Beiträge: 4
Registriert: 13. Mai 2024, 11:22

Re: Ich bin verwirrt. Kann mir jemand helfen?

Beitrag von Purzelzwerg »

Das die Kinder helfen ist ein großes Thema. Aber die haben soviel mit der Schule und ihren Hobbys zu tun, dass das im Alltag schwierig ist. Für den Garten habe ich einen Freund. Vielen Dank für die Vorschläge.
Suchende2
Beiträge: 1267
Registriert: 29. Sep 2020, 08:05

Re: Ich bin verwirrt. Kann mir jemand helfen?

Beitrag von Suchende2 »

Hallo Purzelzwerg,

Medikamente können helfen.
Für mich waren / sind sie eine vorübergehende Krücke. Sie haben mich stabiler und damit therapiefähig gemacht. Zur Zeit benötige ich sie noch zum Schlafen.

Deine Ängeste und Sorgen wegen der Nebenwirkungen verstehe ich. Ich denke, Du kannst aber ganz entspannt daran gehen.
Als erstes bekam ich Mirtazapin unterdosiert von der Hausärztin zum Schlafen verordnet. Die Nebenwirkungen in der 1. Woche waren nicht schön, aber es wirkte und die meisten Nebenwirkungen verschwanden.
Mein erstes Medikament von der Psychiaterin hat sehr gut geholfen, ich musste es aber leider wegen der Nebenwirkungen (die hätten bei weiterer Einnahme gefährlich werden können) absetzen. Beim nächsten Medikament aus derselben Stoffgruppe hatte ich leider wieder dieselben Nebenwirkungen.
Daraufhin verschrieb sie mir ein Medikament, daß bei mir keine Nebenwirkungen hatte, aber eventuell lebertoxisch sein könnte. Regelmäßig ging ich zur Blutabnahme und meine Leberwerte waren die ganze Zeit sehr gut.

Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, sie können.

Inzwischen zahlt die gesetzliche Krankenkasse noch eine 4. Therapieart. Eventuell ist diese die passende (zusammen mit einem passenden Therapeuten) für Dich?

Die Probleme innerhalb der Familie könnt vielleicht mit Hilfe lösen. Ich denke, die Paartherapie ist ein guter Anfang. Wenn Deine Frau und Du wieder genug "Boden unter den Füßen habt" und den Weg gemeinsam geht, dann strahlt das auch auf die Kinder aus.
Hast Du in Deiner Familie angesprochen, daß Du zur Zeit Entlastung benötigst?
Zusammen könnt Ihr kreativ werden und schauen, was gemacht werden muß, wer daß übernehmen kann und will.
Und nach meiner Meinung können Kinder auch Aufgaben im Haushalt übernehmen. Natürlich abgestimmt darauf, daß die Schule Priorität hat und Zeit für Erholung und positive Aktivitäten da sein muß.

Ich wünsche Euch einen guten Weg,
Suchende
niri76
Beiträge: 88
Registriert: 26. Aug 2022, 10:06

Re: Ich bin verwirrt. Kann mir jemand helfen?

Beitrag von niri76 »

Hallo Purzelzwerg!

Meiner Meinung nach, können Medikamente helfen. Ich nehme schon seid Jahre (sogar ziemlich viel) Medikamente und habe auch Nebenwirkungen. Aber die halten sich in Grenzen und der Nutzen ist größer. Einmal im Jahr gibt es ein Bluttest wegen der Leber und Nierenwerte. Bisher alles okay.

Die Medikamte können bewirken, dass Du besser an einer Therapie teilnehmen kannst. Auch die Umsetzung der besprochenen Dinge kann hierdurch erleichtert werden. Dich überhaupt "therapiefähig" zu machen. So war es zumindest bei mir.
Ich weiß, viele verteufeln Medikamente. Aber mir haben sie tatsächlich sehr geholfen.

Was belastet Dich denn am meisten? Ich glaube darüber musst Du Dir erst klar werden, bevor Du etwas streichen oder delegieren kannst. Wenn alle Aktivitäten Dir guttun, sollte eigentlich auch keine Überforderung entstehen die Dich krank macht. Also vielleicht nochmal in Dich reinhören.

Alles Gute!

Grüße
niri76
Purzelzwerg
Beiträge: 4
Registriert: 13. Mai 2024, 11:22

Re: Ich bin verwirrt. Kann mir jemand helfen?

Beitrag von Purzelzwerg »

Hallo Suchende,
vielen Dank für deine Ermunterungen. Ich habe Ideen ausprobiert und aktuell stellt sich eher die Frage, ob ich mir nicht zu viele Gedanken machen. Meine Kinder helfen im Haushalt, aber eher nach mehrfacher Aufforderung. Vielleicht bewerte ich alles nur viel zu hoch. Manchmal glaube ich, dass ich mich auf meine Aufgaben am Tag konzentrieren sollte und alles andere ist erst einmal nicht so wichtig ist.

Mit den Medikamenten bin ich mir nicht sicher. Es ist ja auch immer ein Eingeständnis, dass es anders nicht weitergeht und man auf lange Sicht nicht ohne sie klar kommt. Diese Offenbarung möchte ich mir noch nicht zu muten. Dazu kommt, dass man ja erst einmal ausprobieren muss, ob es wirklich funktioniert.
Mein Problem ist vielschichtig, aber ich bin dankbar für jede Aufmunterung.
Danke für deinen Beitrag

Purzelzwerg
Senif
Beiträge: 1408
Registriert: 23. Jul 2023, 21:42

Re: Ich bin verwirrt. Kann mir jemand helfen?

Beitrag von Senif »

Hallo Purzelzwerg,

für mich sind die Medikamente auch eine Krücke. Ich wurde durch sie überhaupt erst therapiefähig und konnte dadurch besser an mir psychotherapeutisch arbeiten. Ich sehe es für mich nicht als Schwäche Medikamente zu nehmen, bei anderen Krankheiten nimmt man ja auch Medis und die Depression ist eine Erkrankung, wie andere auch - eine sehr schwere sogar.
Für mich war beides wichtig, Psychopharmaka und Psychotherapie.

Vielleicht ist es hilfreich für dich einfach eine Me-Time einzuplanen. Wo du mal wirklich nur auf dich schauen kannst, und was für dich machen kannst. Egal was.

:hello: LG Senif
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