Gesundheits System braucht eine Revolution

Iwnm
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Gesundheits System braucht eine Revolution

Beitrag von Iwnm »

Meine Erfahrungen mit Hausärzten, psychiatrischen Ambulanzen, einer Tagesklinik und der ambulanten Therapie Platz Suche machen mich fassungslos. Ich bin der Meinung, das ganze System muss von Grund auf revolutioniert werden. Muss man in Deutschland ein Promi sein, der sich in eine Privatklinik einchecken kann um dann Kohle mit einem Buch, einem Podcast oder einem Comedy Programm über Depressionen zu scheffeln, um adequate Hilfe zu bekommen?
Ich habe einen Hausarzt der monatelang digital krank schreibt ohne Patienten Gespräche zu führen. Auf der einen Seite ist das bequem, weil ich auf diese Weise sozialen Kontakt vermeiden kann und nie das Gefühl habe, mich rechtfertigen zu müssen, andererseits hätte ich gerne wieder einen Hausarzt, von dem ich mich ernst genommen fühle und der mir wirklich zuhört. In meiner Hausarztpraxis wechseln die Ärzte sehr oft. Alles ist effizient aber auch anonym. Die Menschlichkeit geht da komplett flöten. Selbst wenn Gespräche statt finden, sind die knapp und ich fühle mich abgewimmelt. Für psychische Probleme ist der Hausarzt halt auch nicht wirklich qualifiziert. Aber er ist eben die erste Anlaufstelle und da psychiatrische Ambulanzen, Therapeuten und Kliniken überlaufen sind und man überall mit langen Wartezeiten rechnen muss, ist eben die Hausarztpraxis gefragt. Ich kenne das von früher auch anders. Bin mir sicher, dass meine Erfahrungen kein Einzelfall sind.
Abgesehen von meinen Erfahrungen mit der Hausarztpraxis, die man damit entschuldigen kann, dass sie für psychische Probleme einfach nicht der richtige Ansprechpartner ist, machen mich meine aktuellen Erfahrungen mit einer PIA und einer Tagesklinik richtig wütend. Ich habe Vergleichsmöglichkeiten, da ich vor zehn Jahren schon mal Patientin in einer anderen Tagesklinik war. Ganz kurz, die Tagesklinik die ich kritisiere ist im Prinzip eine reine Aufbewahrungsstätte. Personalmangel, kaum Therapeuten vor Ort, vorwiegend überfordertes Pflegepersonal, Woche für Woche fehlerhafte Therapiepläne, kursfristige Ausfälle eines eh schon dünnen Therapieangebots, keine Verlässlichkeit auf Aussagen des Personals, gar keine Einzeltherapiegespräche, Gruppentherapien in denen theoretische Probleme fiktiver Personen auf Arbeitsblättern besprochen werden und man als Patient öfter mal zu hören bekommt, dass man nicht zu tief gehen soll. "Kunsttherapie" in der unkommentiert gehandwerkt wird. Im Prinzip baut alles darauf auf, dass die Patienten miteinander abhängen und sich so irgendwie selbst therapieren. Unterstützend mag das ja auch sehr hilfreich sein, aber das kann doch nicht der einzige Baustein einer Therapie sein. Und ich kenne das auch ganz anders aus der Tagesklinik in der ich vor zehn Jahren war.
Mir fehlen Anlaufstellen, wo man seinem Unmut Luft machen kann und seine Anregungen für Verbesserung anbringen kann. Keiner fühlt sich verantwortlich.
Ich höre gern den Podcast der Deutschen Depressionshilfe mit Harald Schmidt und diversen prominenten Gästen. Es freut mich, wenn psychische Erkrankungen in der Öffentlichkeit entabuisiert werden. Nur leider zeichnen diese Geschichten selten die Erfahrungen des Otto Normalverbrauchers ab und ich finde die negativen Erfahrungen die man als psychisch erkrankter Mensch im deutschen Gesundheitswesen erfahren muss, gehören genau so in den Fokus der Öffentlichkeit wie die heiteren Heil- und Erfolgsgeschichten der Prominenten.
Senif
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Re: Gesundheits System braucht eine Revolution

Beitrag von Senif »

Hallo IWNM,

ich gebe dir Recht - ich habe auch den Eindruck, dass unser Gesundheitssystem von Jahr zu Jahr schlechter wird. In vielen Bereichen bekommt man überhaupt keine Termine mehr. Und gerade bei einigen psychischen Krankheiten, ist ja die Lebensbedrohung durchaus gegeben, weil oft damit argumentiert wird. Eigentlich ein Armutszeugnis.
Leider können wir es nicht ändern und müssen zusehen, wo und wie wir unter kommen. Bist du denn an die Tagesklinik gebunden oder könntest du dich auch woanders auf die Warteliste setzen lassen ? Ich war auch mal eine Zeitlang zur Überbrückung bei einer psychosozialen Beratungsstelle der Diakonie. Manche haben gute Erfahrungen mit dem SPDi gemacht (ich weniger).

Wenn mein Leben anders verlaufen wäre, hätte ich damals im Ausland Fuß fassen können. Leider ging es krankheitstechnisch nicht. Mich hält im Grunde hier, dass ich noch nicht soweit bin mit Auswandern. Dafür muss ich erstmal stabil arbeitsfähig sein.
Ich habe keine Chance mehr auf irgendeine Rente die über dem Bürgergeld liegen könnte, für eine Grundrente komme ich auch nie wieder auf 35 Arbeitsjahre. Bedeutet für mich so oder so Altersarmut - dennoch durfte ich aufgrund einer sehr guten Therapeutin, lernen, zufrieden zu sein in meinem Leben - persönlich Freude wieder zu spüren. Was zugegeben mit Depressionen schwierig ist.

Meine Erfahrung ist, dass mir zwar stationäre Therapien Schutz geboten haben, bzw. intensivere Therapie (akut war eher Schutz ohne Therapie) - aber wirklich vorwärts gekommen bin ich ambulant (oder sagen wir mal beides war sicher wichtig).

Aber ich bin ehrlich, mich erschreckt die Entwicklung von D auch zunehmend.

LG Senif
Iwnm
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Re: Gesundheits System braucht eine Revolution

Beitrag von Iwnm »

Damit, dass wir als Patienten nix tun und nur zusehen können, mag ich mich nicht zufrieden geben. Ich hab mich bei einigen Stellen über die Klinik beschwert. Im Endeffekt befürchte ich, dass es nicht viel bringt, aber wenn sich mehr Menschen wehren und engagieren würden, wäre die Chance auf Veränderung größer. In besagter Tagesklinik war ich nicht die einzige Patientin, der das Konzept negativ auffiel. Aber laut gesagt hat es halt niemand. Unter Mitpatienten wurde geschimpft, geweint und sich beschwert. Vor dem Personal waren alle still oder ließen sich nach vorsichtiger Kritik zurechtweisen und einschüchtern. Wenn Patienten sagen, dass sie vor dem Personal nie ehrlich zeigen, was in ihnen vorgeht, dann läuft wohl einiges schief. Da ich meinen Mund nicht gehalten habe, sollte mein Therapieplatz am Freitag für jmd frei gemacht werden, der das Angebot besser zu schätzen weiß. Letztendlich habe ich mich heute selbst entlassen. Nicht weil es mir gut geht. Im Gegenteil. Mir geht's jetzt schlechter als zu Beginn des Aufenthalts und daran sind nicht nur, aber auch meine Erfahrungen dort schuld. Und der erste ambulante Therapieplatz ist voraussichtlich erst im Oktober in Aussicht. Wartelisten für andere Kliniken im Umkreis belaufen sich um die 6 Monate. Und von denen haben die Hälfte einen ähnlichen oder gar schlechteren Ruf. Wenn Herr Hegerl mit Harald Schmidt spricht, klingt es oft so als wäre Hilfe für Depressive überall unproblematisch zu bekommen. Meine Erfahrungen sehen anders aus.
Senif
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Re: Gesundheits System braucht eine Revolution

Beitrag von Senif »

Hallo Iwnm,

ich habe auch Kliniken kennengelernt, die eine gutes Konzept hatten. Die oben beschriebene klingt nicht danach. Es gibt überall schwarze Schafe. Ich würde mich da Stand heute auch eher selbst entlassen und notfalls auch weiter weg fahren. Es sind nicht alle Kliniken so.

Was aber allgemein das Gesundheitswesen angeht, wüsste ich nicht, was ich dazu beitragen könnte. Ein Brief an Herrn Lauterbach kommt sowieso nicht an. Außerdem ist die Cannabislegalisierung wichtiger.

Heute sind neue Wirtschaftsprognosen gekommen - ohne gute Wirtschaft, keine Investitionen in die Sozialsysteme. Um es mal grob in einem Satz zu sagen. Also ich würde sagen, es wird die nächsten Jahre noch schlimmer werden.

:hello: Senif
Iwnm
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Re: Gesundheits System braucht eine Revolution

Beitrag von Iwnm »

Befürchte ich auch, aber umso wichtiger ist es, dass wir Patienten schwarze Schafe aufzeigen und laut sagen, wo es nicht rund läuft. Ich weiß, dass das besonders für psychisch Kranke eine große Hürde ist. Wenn man sich ohnehin kraft- und wertlos fühlt, hält man halt den Mund. Dafür habe ich Verständnis. Aber es gibt die Deutsche Depressionshilfe, die Depressionsliga. Das Thema muss eben mehr in die Öffentlichkeit. Ich war vor zehn Jahren in einer damals sehr guten Klinik und bezweifele nicht, dass es auch heute noch gute Kliniken, Therapeuten etc. gibt. Es ist nur schwer sie zu finden. Ich frage mich, weshalb es keine zentrale Meldepflicht freier Therapieplätze gibt. Warum verfügen z. B. Gesundheitskassen nicht über Listen freier und demnächst freier Therapieplätze? Ich habe über 170 Praxen angerufen. Da bekommt man zum Teil gar keinen ans Telefon, oder es gibt keinen Rückruf, oder man wird abgewiesen oder landet auf einer Warteliste. Ein Erstgespräch hatte ich, und die Dame meinte meine Therapieziele machen keinen Sinn, ich soll mich wieder melden, wenn ich andere Ziele habe. Wer nicht schon gaga ist, wird es auf der Suche nach Hilfe. Das darf nicht die Norm sein.
SonneundDunkenheit
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Re: Gesundheits System braucht eine Revolution

Beitrag von SonneundDunkenheit »

In welchem Land gibt es Psychotherapie als Kassenleistung? Schaut euch um....so viele werdet ihr nicht finden.
Ich kann den Frust aller Suchenden verstehen ABER vieles ist auch hausgemacht. Patienten "testen" eine Therapeutin nach der anderen bis sie denken diese könnte passen. Ich möchte nicht wissen wie viele Stunden dadurch bei niedergelassen Therapeuten gebunden sind. Kliniken haben Fachkräftemangel.... wie überall... ohne Personal kein Angebot.
Gesundheit kostet und muss bezahlt werden....

Ich glaube nicht dass unser Gesundheitssystem wirklich schlechter wird. Die Bedarfe und unsere Ansprüche/ Erwartungen steigen und damit auch die Unzufriedenheit. Wir können mittlerweile so viel heilen, so viel erforschen, wir werden älter und damit gebrechlicher und anfälliger.... gleichzeitig haben wir aber weniger Menschen, die arbeiten, die mit ihren Steuern und ihrer Arbeitskraft das System am Laufen halten.

Es gibt sie die schwarzen Schafe, aber die Mehrzahl der Ärzte und Pflegekräfte will helfen.

@iwmn: Wenn die Therapeutin deine Ziele nicht für "therapiewürdig" erachtet, dann ist das für dich ärgerlich, aber aus ihrer Sicht wird sie Gründe für ihre Entscheidung genannt haben.

170 Praxen.... bedeutet ja auch, dass es zumindest auf dem Papier jede Menge Therapeuten inklusive Therapieplätze vorhanden sind.



Eine zentrale Stelle für offene Therapieplätze... darüber habe ich auch schon nachgedacht, aber wer bestimmt dann was dringend ist, wer prüft die Passfähigkeit?
Senif
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Re: Gesundheits System braucht eine Revolution

Beitrag von Senif »

Du verdirbst mir nicht die Laune. Ich habe in gewissen Dingen eine andere Meinung, was ja auch legitim ist.

Im Grunde müsste die Menschheit schrumpfen, wir sind viel zu viele.
Auf dieser Grundlage könnte trotzdem ein Wirtschaftswachstum erzeugt werden, mittels Innovationen und Fortschritt (das ist meine Vorstellung)

ich denke auch, dass es regionale Unterschiede gibt, was die Gesundheitsversorgung angeht. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich früher bei einer regulären Überweisung keine Termine bekommen habe. Ich bekomme ja nicht mal einen Termin bei einem Hautarzt in einem Jahr. Es wird gesagt, wir nehmen keine Patienten mehr, und das war es dann. Da gibt es auch keine Wartelisten. Ich hatte als Kind/Jugendliche schon Neurodermitis, und es war nie ein Problem gewesen damals. jetzt schon. Ergo entwickeln wir uns aus meiner Sicht in eine nicht so gute Richtung. Und ja NOCH haben wir nicht die Zustände wie in GB - aber ich sehe das Männlein in ein paar Jahren treten.

Ich hab ja auch mal eine zeitlang im Ausland gelebt. Auf europäischen Boden. In diesem Land gab es in mancher Hinsicht nicht so gravierende Probleme. Warum orientieren wir uns nicht an solchen Ländern ? Sondern an Ländern, bei denen es noch schlechter läuft ?

Es gibt auch viele Errungenschaften, die ich an unserer Gesellschaft schätze. z.B. dass es keine Studiengebühren gibt, oder die Möglichkeit kostenlos zur Schule zu gehen, die soziale Absicherung - die ich ja krankheitstechnisch damals auch gebraucht habe. In Amerika wäre ich auf der Straße gelandet. Das ist mir durchaus bewusst. Wenngleich ich auch hier sagen muss, halte ich Amerika als Vorbild nicht geeignet :D
Ich bin schon Vertreter einer sozialen Marktwirtschaft.

:hello: LG Senif
Senif
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Re: Gesundheits System braucht eine Revolution

Beitrag von Senif »

Da ich morgen früh nochmal arbeiten muss, und es jetzt schon spät ist:

Ich denke, sobald man existiert, verbraucht man Ressourcen. Unserer Technik, unsere Nahrungsmittel, das Trinkwasser, die Energieerzeugung usw.....
Man kann sich dem nicht 100% entziehen. Nicht 100%n, aber das bedeutet dann auch, bitte nur noch zu Fuß gehen, selbst Nahrungsmittel im eigenen Garten anbauen z.B. ohne Dünger, der ja auch wieder hergestellt werden muss, keine E-Autos, keine Handys, generell kein Internet, keine Medikamente usw .... für vieles ist der Bedarf aufgrund der Masse Mensch einfach viel zu hoch.

Mein Beitrag: ich habe keine Kinder :D (ich kaufe wenig Klamotten, nur wenn ich wirklich was brauche - aber ich möchte nicht zurück in die Steinzeit. Ich bin ja als Kind in der DDR aufgewachsen. Da geb ich dir Recht, da möchte ich auch nicht wieder hin. Ich möchte auch nicht in einer Verbotskultur leben, und von anderen übergestülpt bekommen, wie ich zu leben habe, oder was ich zu denken habe)

:hello: LG Senif

Ergänzung: Wenn ich sagen soll, was mir neben dem Frieden das Wichtigste sei, dann lautet meine Antwort Freiheit (Willy Brandt)
Iwnm
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Re: Gesundheits System braucht eine Revolution

Beitrag von Iwnm »

SonneundDunkenheit hat geschrieben: 16. Mai 2024, 10:18 In welchem Land gibt es Psychotherapie als Kassenleistung? Schaut euch um....so viele werdet ihr nicht finden.
Ich kann den Frust aller Suchenden verstehen ABER vieles ist auch hausgemacht. Patienten "testen" eine Therapeutin nach der anderen bis sie denken diese könnte passen. Ich möchte nicht wissen wie viele Stunden dadurch bei niedergelassen Therapeuten gebunden sind. Kliniken haben Fachkräftemangel.... wie überall... ohne Personal kein Angebot.
Gesundheit kostet und muss bezahlt werden....

Ich glaube nicht dass unser Gesundheitssystem wirklich schlechter wird. Die Bedarfe und unsere Ansprüche/ Erwartungen steigen und damit auch die Unzufriedenheit. Wir können mittlerweile so viel heilen, so viel erforschen, wir werden älter und damit gebrechlicher und anfälliger.... gleichzeitig haben wir aber weniger Menschen, die arbeiten, die mit ihren Steuern und ihrer Arbeitskraft das System am Laufen halten.

Es gibt sie die schwarzen Schafe, aber die Mehrzahl der Ärzte und Pflegekräfte will helfen.

@iwmn: Wenn die Therapeutin deine Ziele nicht für "therapiewürdig" erachtet, dann ist das für dich ärgerlich, aber aus ihrer Sicht wird sie Gründe für ihre Entscheidung genannt haben.

170 Praxen.... bedeutet ja auch, dass es zumindest auf dem Papier jede Menge Therapeuten inklusive Therapieplätze vorhanden sind.



Eine zentrale Stelle für offene Therapieplätze... darüber habe ich auch schon nachgedacht, aber wer bestimmt dann was dringend ist, wer prüft die Passfähigkeit?
So ein Blödsinn. Wer orientiert sich denn nach unten wenn er etwas verbessern will? Negativere Beispiele rechtfertigen niemals Missstände. Es ist kein Argument, dass es woanders noch schlechter ist. Das ist eine faule Ausrede. Dann können wir ja gleich den Kopf in den Sand stecken, denn es wird sich für alles ein schlechteres Beispiel finden.

Noch blödsinniger ist die Aussage, dass Patienten mit psychischen Problemen Therapeuten Hopping zum Spaß an der Freude betreiben. So ein Quatsch.
Und auch nächste Aussage ist an Schwachsinn kaum zu überbieten. Erkundige dich mal wie das mit den Erst- und Diagnose Gesprächen tatsächlich läuft.

Natürlich hatte die Therapeutin ihre Gründe. Fraglich nur, welche Gründe das waren. Genau das ist doch mein Punkt, aber da gehe ich nicht ins Detail. Unsere Auffassung was adequate Versorgung betrifft geht so weit auseinander, da kommen wir nicht auf einen Nenner.

Auch die Aussage, dass es zumindest auf dem Papier wohl genug Therapieplätze gibt ist so unsinnig, dass ich nur den Kopf schütteln kann. Ich hoffe, dass wenn du je auf der Suche nach Hilfe bist, dich niemand mit so einem Spruch abspeist.

Was hat denn eine zentrale Stelle freier Therapiemöglichkeiten mit Dringlichkeit oder Passfähigkeit zu tun? Ohne solch eine Stelle entscheidet doch jetzt auch keine Vorinstanz wie dringlich oder passend etwas ist. Der Patient ruft einfach wahllos Listen ab von Therapeuten die zum Großteil nicht verfügbar sind. So eine zentrale Stelle würde eben nur freie Therapieangebote nennen.
Allegretto
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Re: Gesundheits System braucht eine Revolution

Beitrag von Allegretto »

@Iwnm
Du hast eine PN.
Senif
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Re: Gesundheits System braucht eine Revolution

Beitrag von Senif »

Du scheinst sehr wütend über meine Meinung zu sein Reziprok.

Ich greife mal eins hieraus, weil es eigentlich nicht in das Forum gehört, außer der Gesundheitspart.

Es haben Leute ihren Job verloren, weil sie nicht gendern wollten. (oder Studenten, die schlechter gestellt. wurden in ihren Arbeiten, weil sie nicht gendern wollten) Das steht exemplarisch für vieles. Ich verbinde mit nicht gendern nämlich auch keine Diskriminierung und ist m.E. eine Bewertungssache des Einzelnen. Totalitäre Systeme sind auch schon von "links" gekommen , nicht nur von "rechts" - beide haben ab einem bestimmten Zeitpunkt nichts mehr mit Toleranz gemein.

Süßwasser brauchen wir alle. Schon allein Nahrungsmittelproduktion. Die Produktion für alles was uns eigentlich umgibt. Und ich persönlich habe keine Schuldgefühle mehr, weil ich mir ein Auto geleistet habe und weil ich in einer westlichen Gesellschaft lebe und lasse mir das auch nicht mehr einreden. Dieses Moralisieren und damit andere als "schlecht" darstellen wollen - nehme ich mir schon lange nicht mehr an.

Womit wir wieder in einem anderen Thread gelandet wären. Es obliegt uns, was wir in unserem Innern übernehmen. Die CDU, oder die FDP sehen viele Gesichtspunkte aus einem anderen Blickwinkel. Was ich zum Teil teile. Deshalb bin ich nicht dümmer, oder ungebildeter - auch wenn dich deren Meinung ärgert. Auch zur Schuldenbremse habe ich eine andere Meinung - das hier auszuführen würde den Rahmen sprengen.

Ursprünglich ging es ja um das Gesundheitssystem und ich sehe da durchaus eine Rückentwicklung und bin auch der Meinung, dass wir uns nicht an Ländern orientieren sollten, bei denen alles noch schlechter läuft.

:hello: LG Senif
DieNeue
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Re: Gesundheits System braucht eine Revolution

Beitrag von DieNeue »

Iwnm hat geschrieben: 17. Mai 2024, 09:58 So eine zentrale Stelle würde eben nur freie Therapieangebote nennen.
Aber gibt es sowas ähnliches nicht schon? Man kann doch bei der Kassenärztlichen Vereinigung anrufen, die einem dann sagen, wo der nächste freie Therapieplatz ist, oder nicht? Oder vermitteln die nur Termine für Sprechstunden?

Der Vorschlag, dass eine Vorinstanz erstmal aussortiert, wer überhaupt zum Psychiater (und/oder Psychologen?) darf, kam ja mal von Herrn Spahn. Wurde Gott sei Dank nicht durchgesetzt.
Senif
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Re: Gesundheits System braucht eine Revolution

Beitrag von Senif »

DieNeue hat geschrieben: 17. Mai 2024, 14:38
Iwnm hat geschrieben: 17. Mai 2024, 09:58 So eine zentrale Stelle würde eben nur freie Therapieangebote nennen.
Aber gibt es sowas ähnliches nicht schon? Man kann doch bei der Kassenärztlichen Vereinigung anrufen, die einem dann sagen, wo der nächste freie Therapieplatz ist, oder nicht? Oder vermitteln die nur Termine für Sprechstunden?

Der Vorschlag, dass eine Vorinstanz erstmal aussortiert, wer überhaupt zum Psychiater (und/oder Psychologen?) darf, kam ja mal von Herrn Spahn. Wurde Gott sei Dank nicht durchgesetzt.
Ja, hatte nicht letztens jemand eine Seite gepostet ?
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Re: Gesundheits System braucht eine Revolution

Beitrag von Iwnm »

DieNeue hat geschrieben: 17. Mai 2024, 14:38
Iwnm hat geschrieben: 17. Mai 2024, 09:58 So eine zentrale Stelle würde eben nur freie Therapieangebote nennen.
Aber gibt es sowas ähnliches nicht schon? Man kann doch bei der Kassenärztlichen Vereinigung anrufen, die einem dann sagen, wo der nächste freie Therapieplatz ist, oder nicht? Oder vermitteln die nur Termine für Sprechstunden?

Der Vorschlag, dass eine Vorinstanz erstmal aussortiert, wer überhaupt zum Psychiater (und/oder Psychologen?) darf, kam ja mal von Herrn Spahn. Wurde Gott sei Dank nicht durchgesetzt.
Kläre mich gerne auf wenn du es anders erlebt hast, aber die haben mir nur einen einmaligen Diagnostik Termin vermittelt bei jmd die keinen freien Therapieplatz hatte und wirklich nur eine Einschätzung und Rat zur Therapieform abgab.
DieNeue
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Re: Gesundheits System braucht eine Revolution

Beitrag von DieNeue »

Iwnm hat geschrieben: 17. Mai 2024, 20:02 [ aber die haben mir nur einen einmaligen Diagnostik Termin vermittelt bei jmd die keinen freien Therapieplatz hatte und wirklich nur eine Einschätzung und Rat zur Therapieform abgab.
Und eine Warteliste hatte sie auch nicht?
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Re: Gesundheits System braucht eine Revolution

Beitrag von Iwnm »

Nein. Sie sagte aber auch recht schnell, dass sie nicht die richtige Therapieform für mich anbietet, selbst wenn sie freie Plätze oder eine Warteliste gehabt hätte. Das Gespräch diente ausschließluch zur Ersteinschätzung. Dauerte auch nicht ganz 30 Minuten. Habe später erfahren, dass sich diese Gespräche für den Therapeuten finanziell lohnen. Da ich aber eh schon in einer PIA eine Diagnose erhalten hatte, hat sich der Besuch für mich nicht gelohnt. Ich hatte auch die Hoffnung gehabt, auf diese Weise einen ambulanten Therapieplatz zu finden. War aber nicht so.
Senif
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Re: Gesundheits System braucht eine Revolution

Beitrag von Senif »

Schaue nach Venezuela, oder in die Geschichte von Argentinien. Da gibt es sehr viele Beispiele. Oder schau in die Geschichte der DDR bzw. des gesamten Ostblocks. Mao, Stalin .....

https://austrian-institute.org/de/blog/ ... ert-armut/
Iwnm
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Re: Gesundheits System braucht eine Revolution

Beitrag von Iwnm »

Senif und Reziprok, Ihr seid so weit von meinem eigentlichen Thema abgeschweift, ich bitte Euch Euren eigenen Thread über Weltpolitik zu eröffnen.

Mir geht es um persönliche und oft niederschmetternde Erfahrungen die man als psychisch erkrankter Mensch im deutschen medizinischen Versorgungssystem erfährt und was man konkret dagegen tun kann, wenn man im Grunde keine Hilfe bekommt, obwohl immer wieder kommuniziert wird, dass es ach so viele Hilfsangebote und Anlaufstellen gibt. Es geht darum, dass man als psychisch erkrankter Mensch das Recht hat seine Stimme zu erheben wenn man Missstände oder gar Missbrauch erlebt.

Eure Weltpolitik Debatte über Wirtschaft und Rechts- oder Linksruck in allen Ehren, ist auch wichtig und interessant, aber hat halt wenig damit zu tun, worum es mir geht.
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Re: Gesundheits System braucht eine Revolution

Beitrag von Senif »

Iwnm hat geschrieben: 18. Mai 2024, 06:06 Senif und Reziprok, Ihr seid so weit von meinem eigentlichen Thema abgeschweift, ich bitte Euch Euren eigenen Thread über Weltpolitik zu eröffnen.

Mir geht es um persönliche und oft niederschmetternde Erfahrungen die man als psychisch erkrankter Mensch im deutschen medizinischen Versorgungssystem erfährt und was man konkret dagegen tun kann, wenn man im Grunde keine Hilfe bekommt, obwohl immer wieder kommuniziert wird, dass es ach so viele Hilfsangebote und Anlaufstellen gibt. Es geht darum, dass man als psychisch erkrankter Mensch das Recht hat seine Stimme zu erheben wenn man Missstände oder gar Missbrauch erlebt.

Eure Weltpolitik Debatte über Wirtschaft und Rechts- oder Linksruck in allen Ehren, ist auch wichtig und interessant, aber hat halt wenig damit zu tun, worum es mir geht.

Entschuldige Iwnm, das wollte ich eigentlich nicht. Es gehört auch nicht ins Forum.
Ich wünsche Dir viel Erfolg bei der Suche. Ich weiß, wie schwierig das sein kann und auch ich halte diese Zustände für nicht ok.

:hello: LG Senif
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Re: Gesundheits System braucht eine Revolution

Beitrag von Iwnm »

Alles gut. Eure Debatte war ja auch interessant.
Iwnm
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Re: Gesundheits System braucht eine Revolution

Beitrag von Iwnm »

Danke.
DieNeue
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Re: Gesundheits System braucht eine Revolution

Beitrag von DieNeue »

Iwnm hat geschrieben: 17. Mai 2024, 21:03 Nein. Sie sagte aber auch recht schnell, dass sie nicht die richtige Therapieform für mich anbietet, selbst wenn sie freie Plätze oder eine Warteliste gehabt hätte. Das Gespräch diente ausschließluch zur Ersteinschätzung.
Das ist natürlich dann echt ätzend. Für manch andere ohne Diagnose ist das vielleicht hilfreich.
Ich habe mal bei der Nummer angerufen und der nächste freie Therapeut war so weit weg, dass es für mich gar nicht machbar gewesen wäre. Also keine Ahnung, ob die Person dann tatsächlich aktuell einen freien Platz gehabt hätte.
Ich bin schon froh, wenn ich irgendwo auf der Warteliste lande. Bei uns auf dem Land gibt es gar nicht wirklich viele Therapeuten. Wenn man dann noch eine bestimmte Therapieform will/braucht oder nur zu einem Mann oder Frau, wird es sehr schwierig.
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Re: Gesundheits System braucht eine Revolution

Beitrag von Suchende2 »

Hallo Iwnm,

es tut mir leid, daß Du solche Erfahrungen in der Tagesklinik machen musstest. Und die sollten wirklich bei einer Fachstelle gemeldet werden (die Krankenkasse findet es unter Umständen auch interessant, wofür sie soviel Geld ausgibt).
Ich gebe Dir Recht. Eine Beschwerde bringt nichts, aber die Masse über die Zeit kann zu einer Veränderung führen.

Hast Du Dich schon mal von Deiner Krankenkasse beraten lassen?
Die können Dir sicherlich sagen, wo Du Dich über die Tagesklinik beschweren kannst.
Und die können Dir auch bei der Therapeutensuche eventuell behilflich sein.
Meine Krankenkasse bot damals ein "Übergangsprogramm" an. Da waren verschiedene Möglichkeiten aus denen man einzelne aber auch alles wählen konnte. Vielleicht gibt es so etwas auch bei Deiner Krankenkasse.
Die können Dir auch die Voraussetzungen nennen, unter denen Du einen Therapeuten ohne Kassenzulassung wählen darfst.
Gibt es in Deiner Nähe Ausbildungsinstitute? Dort erhält man oft schneller einen Therapieplatz.

Bei allem Verständnis für Deinen aktuellen Frust und Enttäuschung über das Gesundheitssystem, sollten wir alle nicht vergessen, daß wir eines der besten Gesundheitssysteme weltweit haben. Natürlich ist nicht alles gut. Und es gibt vieles, was noch verbessert werden könnte. Aber Übertreibungen helfen nicht weiter.
Es gibt sehr viele (psychisch) kranke Menschen, denen in unserem Gesundheitssystem sehr gut geholfen wird (die Mehrheit).
Leider gibt es auch Menschen, für die es nicht reicht. Deshalb muß aber nicht das gesamte Gesundheitssystem revolutioniert werden, sondern geschaut werden, was benötigen diese Menschen und wie bekommen wir das umgesetzt.
Ich kenne die Probleme des Gesundheitssystems sehr genau, da es fast 20 Jahre gedauert hat, bis ich korrekt diagnostiziert wurde.
Meine Depression ist eine Komorbidität. Bei rechtzeitiger Diagnose, hätte die schwere und Chronifizierung sehr wahrscheinlich verhindert werden können.

Ich wünsche Dir die notwendige Kraft auf Deinem weiteren Weg.

Alles Gute,
Suchende
Iwnm
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Re: Gesundheits System braucht eine Revolution

Beitrag von Iwnm »

Hallo Suchende,

Die Krankenkasse habe ich informiert. Nicht zuletzt weil die ja auch erwarten, dass es Patienten nach einem Klinikaufenthalt besser geht.

Die AOK Hessen hilft mir weder bei der Therapeutensuche, noch haben die mir auf mein Hilfegesuch irgendwelche Alternativen zur klassischen Therapie genannt. Ich habe eine zeitlang eine Heilpraktikerin mit psychotherapeutischer Zulassung aufgesucht. Das hab ich komplett aus privater Kasse gezahlt, da sich die AOK weigert die Kosten für nicht kassenärztlich zugelassene Leistungen in irgend einer Form zu übernehmen.

Bei welcher Krankenkasse bist du?

Ich stehe bei drei Ausbildungsinstituten im weiteren Umkreis auf den Wartelisten. Wartezeiten auch dort ab 6 Monaten aufwärts.

Im Vergleich mit sehr vielen Ländern ist unser Gesundheitssystem immer noch sehr gut. Aber Whataboutism hilft nicht dabei, Gutes zu erhalten oder Schlechtes zu optimieren.

Wenn ich in Deutschland über ein halbes Jahr auf einen Klinikplatz warte und dann in einer Klinik lande in der Therapeuten ihre einzige Aufgabe darin sehen Türen aufzuschliessen und Patienten beim Speckstein schleifen zuzusehen, dann hilft es mir gar nichts, dass es meinetwegen in Großbritannien oder den USA noch schlimmer zugeht. Es liegt auch in unserem Gesundheitssystem genug im argen um es kritisieren zu dürfen und sich für Verbesserung einzusetzen.
Iwnm
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Re: Gesundheits System braucht eine Revolution

Beitrag von Iwnm »

Danke Reziprok. Den Blog von Stefan Seil lese ich auf jeden Fall mal durch. Ursachenforschung ist sehr wichtig, aber dabei allein darf es nicht bleiben. Irgendwie wissen wir ja auch alle ungefähr woran es liegt. Mir ist auch bewusst, dass es keine schnellen, einfachen Lösungen für hochkomplexe Probleme gibt.
Aber als betroffener Patient ist es mir in erster Linie wichtig gehört zu werden wenn ich auf Missstände hinweise. Und da fängt die Misere ja leider auch schon an. Und das nicht auf Bundesebene odee großer politischer Bühne, sondern schon im ganz Kleinen.
Ich halte nichts davon Karl Lauterbach zu entführen, das würde kein Probleme lösen. Ich will und werde kein System stürzen und kann als Einzelperson auf Bundesebene gar nichts ändern.
Der Rahmen in dem ich agieren kann ist winzig klein. Aber den möchte ich nutzen und ich möchte jeden ermutigen das zu tun.
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