Wertlosigkeit

Horizont24
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Re: Wertlosigkeit

Beitrag von Horizont24 »

Hallo, sehr viel zum Thema abhängig machen kann ich unterschreiben. Ich hatte nie vor abhängig zu sein. Mein inneres Ich hat immer gesagt: du schaffst das, denn du hast soviel erreicht. Du kannst Stolz auf dich sein. Leider sind da Einschränkungen für die ich nichts kann und es gibt keine Schuldfrage. Beispiel: Meine Tochter hat mit 19 Jahren bei einem Verkehrsunfall mein Auto geschrotet und ich wusste es gibt kein Auto mehr. Mich hat mal eine Frau im Krankenhaus gefragt, ob ich vielleicht verflucht bin. Am heutigen Tag ist mein Selbstwert abgestürzt. Wie ich hier im Forum schon erwähnt habe, hat mein Mann am Donnerstag das Haus verlassen. Ich habe ihn rausgeschmissen. Morgen wollte ich mit meinen Kindern in Urlaub fahren ohne ihn. Der Urlaub war schon lange gebucht.
Und da kommt das andere Ich zum Vorschein. Es kam eine E Mail und es wurde mir mitgeteilt, daß die Miete der Ferienwohnung nicht vollständig bezahlt wurde. Nur die Anzahlung war überwiesen. Fazit: ich kann den Betrag nicht bezahlen. Die finanzielle Abhängigkeit ist die Hölle. Zu allem Übel wurde mir beim Überweisen einer Rechnung (Kleidung) die EC Karte eingezogen und die Bank war heute Mittag geschlossen. Da bin ich mal wieder auf dem Boden gekrochen und meinen Mann (angefleht) den Urlaub zu bezahlen und meine Rechnung auch. Dieses Gefühl er hat die Macht zurück, dieser Satz von ihm: du hast dein Konto überzogen. Danach ist er wieder mit seinem Cabrio los gefahren. Eiskalt, mich besiegt mit dem Wissen, die kann nichts ohne mich.
Mein Sohn hat gerade gefragt: Fährt der jetzt mit oder nicht? Und ich habe geantwortet: keine Ahnung 🤷‍♀️
Horizont24
Senif
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Re: Wertlosigkeit

Beitrag von Senif »

Oh, so eine Abhängigkeit finde ich auch furchtbar. Deshalb würde ich auch in einer Beziehung getrennte Konten behalten. Klar, hat das was mit Vertrauen zu tun, aber ich kann mit Abhängigkeit nicht gut umgehen.
Deshalb vermeide ich es auch wo es geht, anderen Macht über mich zu geben.
Mayana
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Re: Wertlosigkeit

Beitrag von Mayana »

Ich bin momentan auch von meinem Mann abhängig, einfach weil ich selbst es kognitiv nicht schaffe, in diesem Zustand zu arbeiten, und man für eventuelle Gelder wieder durch zig brennende Reifen springen muss. Ich bin ja schon froh, meinen Antrag auf Grad der Behinderung durch zu haben.
Kein angenehmes Gefühl, jemandem „auf der Tasche“ zu liegen, das bearbeite ich mental immer wieder.

Ich bewundere dich, @Senif, dafür, dass du zu einem Punkt gekommen bist, wo der Selbstwert stark ist. Ich habe wie heimway das Gefühl, dass mir der Versuch, Selbstwert irgendwie zu generieren, Kraft entzieht.
Senif
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Re: Wertlosigkeit

Beitrag von Senif »

Hallo Mayana,

ich hatte auch nie ein besonders hohen Selbstwert, und 2009 hatte ich eine schwere Episode, aus der ich nur langsam herauskam und in abgeschwächter Form verchronifiziert war. Ich hatte auch immer das Gefühl, alles ist schwer, und mir fehlt die Energie. Ich war sogar im betreuten Wohnen, weil ich nichts mehr gebacken bekommen habe. Als ich in eine eigene Wohnung zog, das war Ende 2019 veränderte sich allmählich was. Mit Hilfe eines Pflegedienstes baute ich mir wieder eine gewisse Selbstfürsorge auf, ich holte mir 2 liebe Kater, die mir sehr viel geben und gegeben haben (mein kleiner ist leider im November verstorben mit nur 3 Jahren). Ich hatte mich ja früher überhaupt nicht mehr um mich gekümmert, weder duschen, noch Wohnung, noch Essen kochen - ich übte ungelogen das Duschen. Jemand gesundes kann sich das gar nicht vorstellen.
Vor 2 Jahren legte sich irgendwie ein Schalter um. Ich hatte eine nie dagewesene Hochphase, in der ich dachte ich werde manisch. Also rief ich meinen Arzt an, und wollte, dass wir das Escitalopram absetzen. Er beruhigte mich, dass das nicht selten ist, wenn man aus der Depression auftaucht. Er sollte Recht behalten.
Heute kümmere ich mich erst um mich, wenn dann noch Ressourcen übrig sind, kümmer ich mich um andere. Aber nicht mehr umgekehrt. Ich begann mehr und mehr das Positive abzuspeichern, was die Selbstfürsorge mit sich brachte - und ich wurde stärker. Stärkend für meine innere Mitte fand ich auch den Sport.
Aber irgendwie drehte sich auch mein Denken. Das war vielleicht eine Folge. Früher war alles so schwer, und ich immer dachte ich, ich habe nur Pech und ich kann nichts tun. Jetzt merke ich, dass ich was tun kann und das ich mein Leben wieder in der Hand habe. Das gibt mir einen positiven Antrieb für Aktionen. Auch weil ich merke, dass es mir schlechter geht, wenn ich nur zu Hause im Bett liege. Diese berühmte Selbstwirksamkeit ist hart erkämpft in der Depression, aber diese mehr und mehr zu spüren bestärkte mich auch.
Ich erkannte, dass vieles an meinen Bewertungen lag, die viel zu oft viel zu negativ waren. z.B. wenn ich in die Küche kam und den Abwasch sah, war die erste Reaktion, ach du Schande, das schaff ich nie, das ist viel zu viel, da brauche ich ewig usw .... das hat den Berg noch größer erscheinen lassen. Heute sage ich mir, das dauert höchstens 30 min, das geht schon und etwas zusammen gestellt, ist es auch nicht mehr so groß in der Fläche usw... das mache ich mit vielen Dingen.
Das alles ist eine Entwicklung über Jahre und sehr kleinschrittig. Der Weg, sein Leben nach so einer Erkrankung wieder in die Hand zu nehmen mit allem drum und dran ist kein einfacher.

:hello: LG Senif
Mayana
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Re: Wertlosigkeit

Beitrag von Mayana »

Hallo Senif,

Auch mir ist Duschen üben kein Fremdwort. Habe mir die Haare von lang auf 18mm geschnitten, weil ich regelmäßig bei der Pflege und dem Entwirren verzweifelt bin- eine Sorge beim duschen weniger.

Was du von dir berichtest, ist ja ein guter Aufschwung (mit Ausnahme deines Katers, drei Jahre sind wirklich kein Alter, mein Beileid).
Ich habe das Gefühl, mir fehlt einfach die Energiequelle. Weiß nicht, ob es am Mindset liegt (wie du sagst mit dem Berg an Geschirr) oder eventuell doch die Medikation nicht stimmt- die soll auch nochmal bearbeitet werden, wurde mal wieder für die Tagesklinik angemeldet und da wird das Lithium probeweise erhöht.
Senif
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Re: Wertlosigkeit

Beitrag von Senif »

Hallo Mayana,

die Änderung des Mindsets geht aus meiner Sicht nicht ohne das richtige Medikament. Das AD war bei mir die Grundvoraussetzung, das Fundament quasi. Ohne wäre ich da nicht rausgekommen. Allerdings musste ich auch lange suchen, bis ich das richtige fand. Jetzt nehme ich noch eine Kombination von Escitalopram und Trimipramin. Bei mir war das ein bisschen kurios. Mir wurde das Trimipramin in der Klinik verschrieben und ich wurde aber mit einer viel zu geringen Dosis entlassen und mit Haufen anderen Medis. Nach einem 3/4 Jahr musste ich meinem Arzt sagen, was ich absetzen will und was ich erhöhen möchte. Aber mein Gedanke ging auf. Das Stangyl schlug endlich an nach der Erhöhung. Es war nicht 100% weg, aber doch so, dass ich wenigstens therapiefähig wurde.

Ich bin mir jetzt auch nicht sicher, ob die Änderung des Mindsets eine Folge der Besserung war, oder umgekehrt. heute gehe ich davon aus, dass es ein gegenseitige Beeinflussung gibt. Fundament ist und bleibt aus meiner Sicht das richtige Antidepressivum (oder eben Antidepressiva)

Ja das mit meinem Kleinen war sehr tragisch. Er war sehr krank (HCM und schon Wasser in der Lunge gehabt), festgestellt, 2 Tage nach dem ich meine neue Stelle für 2h/Tag angefangen hatte. Für mich erstmal ein Schock. Als ich ihn dann einschläfern lassen musste, dachte ich auch, ich kann den Schmerz nicht ertragen. Aber nach und nach akzeptierte ich den Tod als zum Leben dazu gehörig und es wurde leichter (und ich fiel nicht in eine Depression). Er wird immer in meinem Herzen sein. Danke für dein Beileid.

Wie kommst du denn so allgemein mit dem Lithium klar ? Ich hab bei Mitpatienten mitbekommen, dass sie starke Nebenwirkungen hatten.

:hello: LG Senif
Mayana
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Re: Wertlosigkeit

Beitrag von Mayana »

Zu 100% wird man denke ich Depressionen nie nur mit Medikamenten weg bekommen, da mache ich mir auch keine Hoffnungen. Gut, dass du eine Kombi für dich gefunden hast, die funktioniert!
Bei mir war bei der letzten Depression definitiv auch das Medikament ausschlaggebend, dass ich eine Therapie machen konnte.

Es ist immer schwierig, ein Tier zu verlieren. Du hast alles für ihn getan, was du konntest, mehr geht leider nicht.

Ich habe vermehrt Durst und hatte Tremor, für den ich jetzt Propranolol in Mini-Dosis nehme, was den Tremor beseitigt hat. Ansonsten wird in regelmäßigen Abständen der Spiegel im Blut kontrolliert. Schilddrüse, die ja oft dadurch mit leidet, habe ich nicht mehr.
Senif
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Re: Wertlosigkeit

Beitrag von Senif »

Guten Morgen Mayana,

es ist ja immer ein Abwägen Wirkung/Nebenwirkung. Ich hätte damals aus Verzweiflung auch alles genommen. Ich empfand die Depression als dermaßen schlimm, damals gab es auch schon die Hirnschrittmacher - auch das hätte ich gemacht.

Ich hoffe du kommst heute einigermaßen gut durch den Tag " Wann ist denn die Tagesklinik ?

:hello: LG Senif
Aurelia Belinda
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Re: Wertlosigkeit

Beitrag von Aurelia Belinda »

Huhu zusammen,

bei mir war es so, ich musste mir immer wieder neue Kraftquellen suchen, weil viele die vorher vorhanden waren, weg fielen....
Ich kann nachvollziehen was du Mayana schreibst, dass man das Gefühl hat, die psychische Arbeit sich mehr zu achten, oder als wertvoll zu betrachten, kann Kraft entziehen....aber nur dann, wenn dem Gegenüber immer das "sich selbst verurteilen"....oder sich selbst mit negativen Gedanken, immer wieder nach unten ziehen usf. steht ...das empfindet man dann als endlosen Kampf....

Ansonsten bin ich völlig bei Senif, die genannten Punkte, wohlwollender, auch nachsichtiger mit sich umgehen, ist einer von vielen Bausteinen, auf dem Weg zu mehr SELBSTWERT....Selbstsicherheit, und somit auch mehr Unabhängigkeit....wobei das mit der Unabhängigkeit, auch davon abhängt, ob ich mir zutraue, Verantwortung zu übernehmen, in schwierigen Situationen. Es entsteht ein inneres Gefühl der Sicherheit, z.B. alle Entscheidungen selbst zu treffen...unabhängig, vom Urteil anderer.
Einer meiner Erfahrungswerte....
Zuletzt geändert von Aurelia Belinda am 16. Mai 2024, 12:23, insgesamt 1-mal geändert.
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Maxegon
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Re: Wertlosigkeit

Beitrag von Maxegon »

Aurelia Belinda hat geschrieben: 16. Mai 2024, 10:42 alle Entscheidungen selbst zu treffen...unabhängig, vom Urteil anderer.
Einer meiner Erfahrungswerte....
Du, ich, jeder trifft seine Entscheidungen selbst, selbst wenn ich die Entscheidung anderer annehme, entscheide ich mich, außer ich bin willenlos, im Koma oder sonst wo.
Unsicherheit, Wertlosigkeit entsteht doch, weil man sich nicht entscheidet.
Aurelia Belinda
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Re: Wertlosigkeit

Beitrag von Aurelia Belinda »

Richtig, wir entscheiden am Ende selber...
es ging mir um die Abhängigkeit, die angesprochen wurde, da spielt eben der Einfluss anderer eine Rolle, lasse ich mich als Beispiel zu arg beeinflussen, entsteht u.a. ein Gefühl der Abhängigkeit....

um entscheiden zu können, was ist für mich gerade wichtig, und sinnvoll, was brauche ich auf meinem Weg, sind Urteile u. Ratschläge anderer oft einfach hinderlich, können blockieren, sind kontraproduktiv.
Manchmal können Ratschläge durchaus gut, und inspirierend sein, jedoch nehmen sie immer auch Einfluss auf unser Denken & Handeln.
An und für sich, ist der Mensch ja von Grund auf, gerne unabhängig....jede Abhängigkeit ist ein Störfaktor, sei es Medikamente, oder etwaigen anderen Drogen...oder menschlich bedingt....
eine Abhängigkeit so gering wie möglich zu halten, tut dem Selbstwert gut.

Wenn ich meinen eigenen Verlauf betrachte, und reflektiere, habe ich viel zu spät, Hilfe angenommen....wollte nicht abhängig sein, alles selbst bewältigen...das gehört sich wiederum differenziert angeschaut....wo ist Unterstützung viell. notwendig auf dem persönlichen Weg, um voran zu kommen, und wo ist sie hinderlich.
Zuletzt geändert von Aurelia Belinda am 17. Mai 2024, 20:29, insgesamt 1-mal geändert.
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heimway
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Re: Wertlosigkeit

Beitrag von heimway »

Es gibt aber auch genug Personen, die andere abwerten um sich selbst aufzuwerten. Gerade vorhin ist mir das wieder passiert. Ich spreche sowas mittlerweile kurz an , um es nicht unkommentiert stehen zu lassen. Man muss ja kein Drama draus machen. Ein Hinweis, dass man das mitbekommt und es sehr seltsam rüber kommt, reicht meist schon. Siehe da, der Herr ist sofort zurück gerudert.

Sowas ist sehr subtil und zu viel Umgang mit solchen Leuten entwertet einen so schleichend, dass man es selbst gar nicht mitbekommt. Das wieder umzukehren ist eine langwierige Sache. Ich bin schon stolz, dass ich damit mittlerweile auch im Direktgespräch gut umgehen kann. Man muss seine Grenzen gut abstecken, sonst kommt immer jemand, der sein Ego auf deine Kosten aufmöbelt.
Aurelia Belinda
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Re: Wertlosigkeit

Beitrag von Aurelia Belinda »

Grenzen abstecken ja, auch wichtig....
klar kannst du stolz sein, dass du da Fortschritte gemacht hast, und das nun ansprichst.
Diese Spezies wird es immer wieder geben, die andere aus - nutzen, um sich aufzupolieren...
Entwertet fühlt man sich allerdings nur dann, wenn man sich entwerten lässt...
alleine das "Grenzen abstecken" reicht m.E. nicht aus, um den Kreislauf zu durchbrechen, sich wertlos zu fühlen...
die eigene Grenze aufzeigen ist lediglich ein Signal an das Gegenüber....dass diese überschritten wurde, erhöht es wirklich den Selbstwert auf Dauer?
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heimway
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Re: Wertlosigkeit

Beitrag von heimway »

Es erhöht nicht den Selbstwert, sondern Selbstwert ist gewissermaßen die Voraussetzung, dass man die ständigen Entwertungen stoppt. Ich denke, das gelingt mir ganz gut. Konnte das vor der Therapie nicht so gut wegen Traumata. Aber das geht jetzt :-) Und ich bleibe dabei sogar relativ gelassen. Früher haben mich solche Situationen psychosomatisch ausgeknockt. Wobei ich auch heute noch manchmal starke Symptome habe, wie zB in den letzten Tagen, da hatte ich starke, krampfartige Nackenschmerzen. Dann hab ich den Typen in den Wind geschossen und eine Thaimassage später waren auch die Schmerzen dann weg :D ....also man kann mit allem umgehen lernen, aber das war ein knüppelharter Weg. Meine Herren, 2023 war übel...aber hat sich gelohnt :-)
Senif
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Re: Wertlosigkeit

Beitrag von Senif »

Selbstwert bewirkt, dass man sich nicht mehr abwertet. Aber man kann auch bewusst, darauf achten, wie man mit sich umgeht und so etwas für einen besseren Selbstwert tun. Es ist eine gegenseitige Bestärkung oder eben eine Abwärtspirale. Also keine Einbahnstraße.

Wenn man es mitbekommt, dass das Gegenüber entwertet, und ich in mir sicher bin, kann ich mich innerlich davon distanzieren. Es lässt mich gelassen bleiben. D.h. aber auch, dass mein Selbstwert unabhängig vom Außen werden kann. Wichtig ist, dass ich selbst aufgehört habe, mich zu entwerten. es liegt schon auch an uns, wieviel Entwertung wir vom Gegenüber innerlich übernehmen.
Aurelia Belinda
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Re: Wertlosigkeit

Beitrag von Aurelia Belinda »

That's the way....genau...@ Senif...
wer in sich gefestigt ist, kann es gelassener nehmen, sich davon gedanklich distanzieren...

eine AufWERTUNG kann natürlich auch durch kleine Erfolge ausgelöst werden, insofern @ heimway, sehe ich dein letztes Posting eher als eine Art Erfolgserlebnisse...das mit der Vorraussetzung sehe ich anders, wenn nämlich schon Selbstwert vorhanden ist, braucht es kein STOPP mehr....weil der Umgang damit leichter ist....
Zuletzt geändert von Aurelia Belinda am 17. Mai 2024, 20:34, insgesamt 1-mal geändert.
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Senif
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Re: Wertlosigkeit

Beitrag von Senif »

Senif hat geschrieben: 16. Mai 2024, 23:16 es liegt schon auch an uns, wieviel Entwertung wir vom Gegenüber innerlich übernehmen.
Und genau das heißt: nicht die anderen sind schuld, an meinem Befinden, sondern ICH habe die Verantwortung für mich und mein Befinden. (natürlich in unserem Rahmen, aber es bringt eigentlich nicht weiter im Außen zu suchen)
Aurelia Belinda
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Re: Wertlosigkeit

Beitrag von Aurelia Belinda »

Tja, zu oft wird aber leider im AUẞEN gesucht ...
ich kann als Beispiel hundert Mal STOPP sagen, oder jeden der mir vermeintlich oder bewusst böses will....meiden....mein inneres wird dadurch nicht gefestigt, und somit bleibt eine "schwache Abwehr".....ähnlich wie beim Immunsystem...es muss ZUERST gestärkt werden, dann bietet es Abwehrmechanismen....
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Pimpinelle
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Re: Wertlosigkeit

Beitrag von Pimpinelle »

Wie hilfreich ist es, eurer Erfahrung nach, dafür im "Innen" zunächst in die Vergangenheit, in die Kindheit zu schauen, um herauszufinden, wo dieser nicht gefestigte Selbstwert eigentlich seinen Anfang genommen hat? Es wurde mir gerade nahe gelegt zu versuchen, da an die vielleicht nicht so leicht zugänglichen Erinnerungen heranzukommen. Ich weiß nicht, ist das nicht auch ein Risiko und könnte das wirklich etwas ändern, um das Selbst im Heute zu stärken?
Allegretto
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Re: Wertlosigkeit

Beitrag von Allegretto »

Hallo Pimpinelle,
für mich persönlich macht dieser Ansatz sehr viel Sinn. Diese so unerschütterlich festsitzenden Überzeugungen von sich selbst ("ich bin nicht liebenswert", "ich bin nichts wert") sind ganz früh entstanden, haben wir übernommen, übernehmen müssen. Sie hatten damals einen Sinn, eine Notwendigkeit und einen Zweck. Und sich das anzuschauen, das zu verstehen, vor allem auf der Gefühlsebene, halte ich für wichtig. Ich persönlich muss verstehen, dann kann ich (langsam) heute anders mit mir selbst umgehen (anders als wie damals mit mir umgegangen wurde). Das ist ein vielfach schmerzhafter Prozess, aber es kann sich etwas verändern (so meine persönliche Erfahrung).
LG Allegretto
Senif
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Re: Wertlosigkeit

Beitrag von Senif »

Hallo Pimpinelle,

die Vergangenheit kann nur aufgearbeitet werden, wenn man sie auch versteht. Da gibt es diesen Spruch: Das Leben wird rückwärts verstanden und vorwärts gelebt. Ich habe das schon als sehr hilfreich empfunden, allerdings birgt das aus meiner Sicht auch die Gefahr in der Vergangenheit "hängen zu bleiben". Dieser Schritt folgt dann aus meiner Sicht. Dieses alles hinter sich zu lassen und nach vorn zu blicken. Denn die Vergangenheit ist was sie ist - nicht mehr änderbar.

:hello: LG Senif
Maik4711
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Re: Wertlosigkeit

Beitrag von Maik4711 »

Senif hat geschrieben: 17. Mai 2024, 08:25
Dieser Schritt folgt dann aus meiner Sicht. Dieses alles hinter sich zu lassen und nach vorn zu blicken. Denn die Vergangenheit ist was sie ist - nicht mehr änderbar.

:hello: LG Senif
Auch hier hast du vollkommen Recht, aber auch hier ist es viel einfacher gesagt als getan.

Gruß Maik :hello:
Aurelia Belinda
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Re: Wertlosigkeit

Beitrag von Aurelia Belinda »

Ich kann nur von mir sprechen, bei mir war das Verzeihen ein wesentlicher Schritt...
das Verstehen alleine reichte nicht aus....
Alle eure Dinge lasset in Liebe geschehen
Pimpinelle
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Re: Wertlosigkeit

Beitrag von Pimpinelle »

Hallo ihr,

Ja, dass die Überzeugungen irgendwoher kommen, das glaube ich schon. Ich habe schon oft über die Familie nachgedacht, auch meine Konflikte damit gehabt, glaube, mir bestimmte Dinge schon irgendwie erklären zu können. Ob mich das heute irgendwie freier macht, weiß ich nicht, irgendwie war meine Jugend dann so schwierig, dass sich dort die "Wertlosigkeit" noch viel mehr geprägt hat, glaube ich. In dieser Hilflosigkeit und Handlungsunfähigkeit hänge ich irgendwie noch fest.

Und ja, @Senif, wenn ich da sowieso schon festhänge, habe ich Angst, dass ich da in der Kindheit nicht veränderbare, letztlich auch nur irgendwie vermutete Zusammenhänge finde, die mich dann noch hilfloser werden lassen. Es war eben so. Hat die Familie ja auch nicht bös gemeint und ich hatte eigentlich eine, sagen wir, behütete Kindheit. Verzeihen ist da sicher ganz wichtig oder gar keine Schuld zuzuweisen. Und es ist eben so wie es ist, aber ich fühle mich aber selbst schuldig und kann mir nicht verzeihen, weil ich das "nach vorne" ja anscheinend nicht hinkriege. (das meine ich, Maik, irgendwie so, leichter gesagt als getan)
Senif
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Re: Wertlosigkeit

Beitrag von Senif »

Maik4711 hat geschrieben: 17. Mai 2024, 08:38
Senif hat geschrieben: 17. Mai 2024, 08:25
Dieser Schritt folgt dann aus meiner Sicht. Dieses alles hinter sich zu lassen und nach vorn zu blicken. Denn die Vergangenheit ist was sie ist - nicht mehr änderbar.

:hello: LG Senif
Auch hier hast du vollkommen Recht, aber auch hier ist es viel einfacher gesagt als getan.

Gruß Maik :hello:
Ja, es ist schwer. Bei mir war das alles ein Prozess von Jahren. Aber auch Allegrettos Hinweis ist gut, eben auf der Gefühlsebene das zu verstehen. Ich habe das jetzt erst am gestern wieder erlebt. Ich bin normalerweise sehr verkopft, aber die Technik der inneren Kindarbeit löst dermaßen viel aus auf emotionaler Ebene bei mir - und das empfinde ich als sehr heilsam und macht bei mir eben genau den Weg frei mit Blickrichtung nach vorn, nicht zurück.

@Aurelia auch ich habe verziehen, aber ich denke das geht nicht in jedem Fall. Wenn jemand zum Beispiel sexuell misshandelt wurde oder oder - ich glaube dann besteht die Lösung nicht im Verzeihen, sondern den Kontakt abzubrechen und für sich einen Weg mit Blick nach vorn zu finden.
Aber im Allgemeinen meinte ich genau das, mit dem zusätzlichen Schritt nach dem Verstehen.
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