Schwester mit Depressionen, Überlegung für Psychotherapie

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Rida
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Schwester mit Depressionen, Überlegung für Psychotherapie

Beitrag von Rida »

Hallo, 
meine Schwester (15 J.) ist seid einigen Monaten in einer stationären Behandlung aufgrund von Depressionen und starken Schlafstörungen. 
Sie macht sofern sie es schafft an den Therapien mit und vor einigen Monaten wurde sie bzw. unsere Eltern eine Familientherapie angeboten. Daraufhin haben sie auch mich gefragt, ob ich daran teil nehmen würde, woraufhin ich zugesagt habe. Als es dann darum ging erste Termine auszumachen wurden meine Eltern gebeten beim ersten/ersten beiden Terminen gebeten ohne mich zu kommen, was ich auch verstanden habe. Daraufhin habe ich auch nicht explizit gefragt wie es war usw. weil ich gedacht habe, dass ich in ein paar Wochen auch dran Teil nehme. Vor ca. 2 Wochen ging es mir deshalb sehr schlecht und ich konnte es nicht mehr für mich behalten, weshalb ich es meinem Vater gesagt habe. Ich war nun einmal dabei und es ging vor allem um die Zeit wenn sie in ein paar Wochen nach Hause kommt.
Ich habe extreme Angst um sie ob sie es schafft und wie das wird, meine Gedanken kreisen fast nur noch um meine Schwester und ich kann mich deshalb teilweise nicht konzentrieren und meinen Alltag zu bewältigen. Ich bin deshalb am überlegen einen Termin bei einer Psychotherapeutin zu machen, da ich auch mit Einsamkeit und Unsicherheiten zu kämpfen habe.

Nun habe ich eine Terminanfrage für ein Erstgespräch aber ich bin mir nicht sicher ob ich das wirklich machen soll.
Constance
Beiträge: 27
Registriert: 11. Apr 2024, 12:24

Re: Schwester mit Depressionen, Überlegung für Psychotherapie

Beitrag von Constance »

Hallo liebe Rida.
Ich kann mir gut vorstellen, dass Du momentan sozusagen in der Luft hängst. Du machst Dir sehr viele Sorgen um Deine Schwester und bist mental selbst down.
Deshalb finde ich es richtig, das Du selbst auch um Hilfe suchst, ist es nur dafür zu wissen, wie Du mit der Situation umgehst oder tatsächlich für Dich selbst.
Als meine große Tochter in ihrer Jugendzeit an Depressionen erkrankte, hat meine jüngere Tochter sehr gelitten. Irgendwann haben wir auch einen Erstgespräch beim Kinderpsychotherapeuten ausgemacht.
Leider wurde sie damals abgelehnt, mit der Begründung, das die Krankenkasse es nicht übernehmen wird, weil sie sich "ja nur" Sorgen um ihre Schwester macht und nicht selbst depressiv ist.
Ein fataler Fehler. Aufgrund genetischer Vererbung leiden alle weiblichen Familienmitglieder bei uns unter Depressionen. Meine jüngere Tochter leidet seit 12 Lebensjahr darunter, war schon in verschiedenen Kliniken und hat leider auch noch Anorexie dazu bekommen.
Natürlich wäre das alles auch gekommen, wenn sie damals den Therapieplatz gekriegt hätte, aber vielleicht wäre sie anders aufgefangen wurden.
Ich finde, sobald jemand in der Familie betroffen ist, benötigen die anderen Familienmitglieder irgendwann auch Unterstützung und wenn es nur in Form von Gesprächen ist. Es ist eine sehr große Last, was alle, Patient und Angehörige tragen, und man sollte so gut wie möglich unterstützt werden, um gemeinsam den Alltag bewältigen zu können, miteinander gut umgehen zu können etc.
Auch die eigene Resilienz ist irgendwann erschöpft und muss aufgetankt werden. Als Familie muss man erlernen wie man am besten Rücksicht auf jeden nehmen kann.
Wie alt bist Du denn, wenn ich fragen darf?
Rida
Beiträge: 4
Registriert: 5. Mai 2024, 10:36

Re: Schwester mit Depressionen, Überlegung für Psychotherapie

Beitrag von Rida »

Ich bin 20 Jahre alt. Ich bin selber im Studium im Sozialen Bereich, weshalb ich nicht nur familiär damit in Kontakt kommen, sondern auch in der Uni.
Mir ist es zwischenzeitlich sehr schwer gefallen es anzusprechen, weil ich mir oft gedacht habe, dass es um die Gesundheit meiner Schwester geht und solange sie Fortschritte macht muss ich das „durchhalten“. Jetzt merke ich erst wie sehr mich die Situation belastet und mein Leben beeinträchtigt. Eigentlich dreht sich bei mir im Kopf alles um meine Schwester, ob sie es schafft wieder einen Alltag Zuhause zu bekommen, ob die negativen Gedanken geringer sind usw.
Constance
Beiträge: 27
Registriert: 11. Apr 2024, 12:24

Re: Schwester mit Depressionen, Überlegung für Psychotherapie

Beitrag von Constance »

Guten Abend Rida, genau darum geht es. Du musst nicht zurücktreten und "durchhalten", weil es um Deine Schwester geht. Auch Du bist ein Individuum mit eigenen Gedanken und Sorgen. Auch Du hast das Recht auf Unterstützung.
Meine jüngere Tochter hatte lange Zeit in den schweren depressiven Episoden meiner großen Tochter sehr zurückgesteckt, auch weil sie dachte, es geht ja um die Krankheit ihrer großen Schwester. Sie hat in sich drin die Verantwortung übernommen, obwohl sie jünger war. Ich habe auch viel mit ihr gearbeitet, das sie das nicht braucht, weil ich als Mutter die Verantwortung habe. Aber es spielte sich bei ihr alles innerlich ab. Als es meiner großen Tochter nach Jahren dann besser ging, ist meine jüngere Tochter zusammen gebrochen. Alles was sie zurückgehalten hat, kam dann raus.
Gerade wenn man in einem Haushalt zusammen lebt, ist es sehr schwer, trotz alledem einen gesunden Abstand zu behalten, damit die eigene mentale Gesundheit nicht völlig am Boden ist.
Aber es ist lernbar.
Ich selbst war auch in einer Reha, wo ich gelernt habe, wie ich mir als Mutter (leide selbst an Depressionen) von 2 Kindern mit Depressionen, trotzdem meine mentale Gesundheit bewahren kann.
Das ist in der Praxis natürlich nicht so einfach umsetzbar wie auf dem Papier.
Deswegen finde ich den Schritt von Dir richtig, das Du Dir selbst psychologische Hilfe holst. Falls Du nicht zeitnah einen Termin erhältst, kann ich Dir auch Beratungsstellen empfehlen, die für Angehörige von psychisch Erkrankten Gespräche anbieten. Die machen einen tollen Job.
Meine jüngere Tochter war eine zeitlang bei Kinder-/Jugend-/Elternberatung, welche von der Stadt angeboten wird. Da gibt es eine systemische Beratung. Sie hat da sehr von profitiert und auch als Mutter hatte da einige Termine und kann nur sagen, das mir da sehr weitergeholfen wurde.

Was für Unterstützung gibt es denn für Deine Schwester, wenn sie wieder zuhause ist? Weißt Du da irgendwas? Meine jüngere Tochter hatte eine zeitlang auch eine Erziehungsbeiständin vom Jugendamt. Die kam 2x wöchentlich vorbei, hat mit ihr geredet, geschaut, was man so in der Freizeit machen kann.
DieNeue
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Re: Schwester mit Depressionen, Überlegung für Psychotherapie

Beitrag von DieNeue »

Hallo Rida,

wenn du einen Termin bekommst, würde ich einfach mal hingehen. Selbst wenn du keine eigene Therapie machen solltest, kann man dir dort vielleicht Tipps geben, wie du besser damit zurechtkommst oder dir helfen, deine Lage einzuschätzen.
An Unis gibt es normalerweise auch Beratungsstellen, zu denen man bei psychischen Problemen u.ä. hingehen kann. Da würde ich auch mal schauen, ob es sowas bei dir gibt.
Ich denke, dass deine Situation nicht einfach ist. Ich habe selber Depressionen und auch mein Vater ist daran erkrankt. Aber eine jüngere Schwester, die erst 15 ist, das ist nochmal was anderes. Ich habe auch noch drei jüngere Geschwister. Da macht man sich irgendwie anders Gedanken.

Auch wenn sie Fortschritte macht, kann es sein, dass es dir nicht gut geht. Das ist ganz normal, weil die Gesamtsituation einfach belastend ist und man sich natürlich trotzdem für den anderen auch etwas schöneres und leichteres wünschen würde. Ich hatte mit meinen Eltern auch immer wieder mal die Situation, dass es meinen Eltern schlecht ging, obwohl es mir gerade verhältnismäßig gut ging. Das fand ich natürlich wiederum blöd, weil sie sich nicht mit mir freuen konnten. Und andersrum dann genauso. Manchmal ging es ihnen besser und dann kam wieder ich und hab sie runtergezogen. Man kann das nicht immer mit dem anderen "abstimmen". Dadurch, dass es auch so lange dauert und die Krankheit auf so vieles Einfluss hat, kann es sein, dass einem manchmal alles zu viel wird, an manchen Tagen ist es dann wieder besser, dann wird einem wieder klar, wie schlecht es dem anderen geht und man könnte anfangen zu heulen, dann kommt die Angst, was ist wenn ... Das ist ganz normal.
Versuch das nicht in dich "reinzufressen". Natürlich geht es um die Gesundheit deiner Schwester, aber du bist auch da. Du kriegst auch alles mit und hast wenig Einfluss darauf. Vielleicht bekommst du manches auch nur halb mit und machst dir dann erst Recht Sorgen. Du darfst auch darüber reden, wie es dir damit geht! Du bist auch wichtig.

Meinst du, du kannst mit deinen Eltern mehr darüber reden?
Hast du aktuell Kontakt zu deiner Schwester?

Liebe Grüße,
DieNeue
Rida
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Re: Schwester mit Depressionen, Überlegung für Psychotherapie

Beitrag von Rida »

Danke für die Antwort.
Meine Schwester wird, wenn sie in ca. 2 Wochen entlassen wird einen Erziehungsbeistand 2x bekommen und mit der Psychotherapeutin ist auch schon alles geklärt. Da sie dieses Schuljahr nicht mehr zur Schule gehen wird (nach den Ferien wird sie auf eine andere Schule gehen) hat sie zudem ein Termin in einer ambulanten Klinik.

Ich kann mir gut vorstellen, dass deine Tochter durch die Belastung zusammen gebrochen ist. Es gibt Tage wo ich nicht mehr weiß, wie es weiter gehen soll.
Mir fällt es sehr schwer darüber zu reden, weshalb ich mit meinen Eltern nur sehr wenig über meine Gefühle spreche,eigentlich nur wenn es mir sehr schlecht geht. Vor ein paar Wochen hatte ich deshalb ein sehr emotionales Gespräch mit einer Arbeitskollegin, eigentlich wollte ich an dem Tag nicht zur Arbeit gehen, weil es mir so schlecht ging. Sie hat mir eine andere Sicht auf die Sache gegeben, da sie selber Sozialarbeiterin ist.
Ich habe in 1 1/2 Wochen einen Termin bei einer Psychotherapeutin und ich hoffe, dass mir das helfen wird.

Ich wohne nicht mehr bei meinen Eltern, aber ich bin am Wochenende da. Wir hatten durch die 5 Jahre Altersunterschied nicht so ein enges Verhältnis, zudem sind wir in vielen Situation sehr verschieden.
DieNeue
Beiträge: 5636
Registriert: 16. Mai 2016, 22:12

Re: Schwester mit Depressionen, Überlegung für Psychotherapie

Beitrag von DieNeue »

Hallo Rida,

es hört sich so an, als wäre für deine Schwester nach der Klinik sehr gut gesorgt.

Ich denke, es ist gut, wenn du einen neutralen Ansprechpartner für dich außerhalb der Familie hast. Da muss man auch nicht so aufpassen, was man erzählt, man ist keine noch zusätzliche Belastung und man bekommt auch andere Sichtweisen gezeigt. Ich habe ambulant betreutes Wohnen und es war für mich auch eine große Hilfe, jemand neutrales zu haben, mit dem man auch mal über die Familie reden kann, ohne dass gleich jemand verletzt ist oder sich Sorgen macht.

Mir hat es sehr geholfen, meinem Vater auch bewusst etwas zuzutrauen. Er ist ja nicht auf den Kopf gefallen, er macht Therapie und ja, es ist schwer und anstrengend sich aus einer Depression rauszukämpfen, aber ich möchte ihn auch respektvoll und nicht mitleidig behandeln. Ich möchte selbst auch nicht ständig als der Problemfall gesehen werden, um den sich jeder Tag und Nacht Sorgen macht. Mich macht es eher kirre, wenn ich merke, dass andere Leute sich wegen mir unnötig Sorgen machen. Das sind aber oft Leute, die immer nur so halb was von mir mitbekommen und, glaube ich, nicht so ganz einschätzen können, was ich kann. Deshalb versuche ich mittlerweile mich nicht mehr zu sehr Sorgen zu machen, sondern mir bewusst zu sagen, dass die Person auch Fähigkeiten hat, um (evtl. mit Hilfe) ihr Problem zu lösen.
Bei Depressionen ist es auch so, dass der Weg raus nicht einfach stetig nach oben geht. Es ist auch mal ein Schritt nach vorn, zwei zurück, dann zwei nach vorn, einer zurück. Es ist immer wieder ein Auf und Ab. Deshalb ist es gut, sich nicht zu sehr auf einzelne Schritte zu konzentrieren. Wenn es mal an einem Tag schlechter geht, heißt das noch lange nicht, dass es sofort nur noch bergab geht und alle Bemühungen umsonst waren. Es ist besser, wenn man versucht, die Entwicklung mehr im Ganzen über einen längeren Zeitraum zu sehen. Wenn da der Trend im Großen und Ganzen nach oben geht, ist es gut, auch wenn es Ausreißer nach unten gibt.

Was meinst du eigentlich damit, wenn du schreibst, du hast Angst, dass sie es "nicht schafft"? Was ist denn deine größte Befürchtung?

Was hat dir denn deine Kollegin gesagt? Das würde mich auch interessieren, weil ich ja auch manchmal Leute habe, die viel mit mir mit leiden.

Liebe Grüße,
DieNeue
Rida
Beiträge: 4
Registriert: 5. Mai 2024, 10:36

Re: Schwester mit Depressionen, Überlegung für Psychotherapie

Beitrag von Rida »

Meine Schwester war schon immer leicht verteilt und hat oft Dinge vergessen, weshalb meine Eltern sich um vieles kümmern, seit Anfang des Jahres wissen wir, dass sie ADS hat. Sie ist 15 und ist natürlich in einem Alter wo man selbstständiger werden möchte und sich abkapseln möchte. Zurzeit ist sie dabei das sie ihre Medikamente komplett alleine nehmen möchte, ihr wurde von ihrer Therapeutin gesagt, dass sie von unseren Eltern viel Vertrauen bekommt das sie die alleine nehmen darf. Sie versteht es nicht und kann auch nicht nachvollziehen, warum Mama und Papa einen Überblick über die Einnahme haben wollen. Es ist schon öfter innletzter Zeit vorgekommen, dass sie die Medikamente vergessen hat oder erst einige Stunden später genommen hat. Mama hat auch schon einige verpackte Tabletten gefunden.

Ich habe mit meiner Kollegin vor allem über die Zeit nach der Klinik im Bezug auf Schule, unsere Eltern und ihre Vorstellungen gesprochen. Es gab viele Probleme, da sie in der 10 Klasse ist und den Abschluss nachholen muss. Zu Beginn wollte sie auf ihre ehemalige Schule gehen wo sie wahrscheinlich gemobbt wurde, sie spricht jedoch nicht drüber was vorgefallen ist. Sie hat irgendwann gemerkt, dass sie nicht auf die Schule zurück gehen möchte und es war schwierig eine passende Schule zu finden.
Es ist so das meine Kollegin auch gesagt hat das die Schule nicht an erster Stelle steht und das unsere Eltern, welche gut gebildet sind natürlich die Vorstellung haben das wir auch einen guten Weg einschlagen. Am Wochenende ist sie für eine Nacht immer Zuhause und wenn die Wochenenden nicht gut waren versucht sie mich aufzubauen.
Bei den Gesprächen ist es aber vor allem so das ich ihr meine Ängste und meine Gedanken entlade.
DieNeue
Beiträge: 5636
Registriert: 16. Mai 2016, 22:12

Re: Schwester mit Depressionen, Überlegung für Psychotherapie

Beitrag von DieNeue »

Ich bin auch manchmal verpeilt und vergesse die Tabletten. Zumindest bei meinen ist es so, dass man das nur gering merkt. Beim Abendmedikament kann ich dann nicht schlafen, beim Medikament für tagsüber merke ich irgendwann leichte Sehstörungen, die aber wieder weggehen, sobald ich die Tabletten nehme. Manchmal merke ich es auch an der Stimmung. Aber es haut jetzt nicht total rein, wenn man sie mal ein paar Stunden zu spät nimmt oder einen Tag vergisst.

Vielleicht könnte sie einen Tablettendispenser für eine Woche nehmen.
Ich habe so einen. Das ist eine Box, in der 7 kleine Döschen drin sind, eines für jeden Tag. Die Döschen sind nochmal unterteilt in drei Abteile für morgens, mittags und abends.
Den Tablettendispenser finde ich sehr praktisch und damit vergesse ich am seltensten die Tabletten. Und wenn ich mir nicht mehr sicher bin, ob ich sie schon genommen habe oder nicht, kann ich einfach nachschauen.
Mittlerweile habe ich zwei Dispenser und brauche nur noch alle zwei Wochen die Medikamente einsortieren.
Vielleicht wäre es auch machbar, dass sie die Medis zusammen mit den Eltern einsortiert und sie dann selbstständig nimmt. Oder sie sortiert sie selber ein und lässt es die Eltern checken. Man könnte die Box auch an einen zentralen Ort stellen, wo die Eltern ab und zu mal reinschauen können und sie so auch nicht anfangen kann, Tabletten zu horten o.ä.
Ich bin jetzt keine Mutter, aber kann schon verstehen, dass eure Eltern da ein Auge drauf haben möchten. Kann es aber auch verstehen, dass deine Schwester da keine Lust drauf hat. Ich fand es in der Klinik auch etwas ätzend, dass man sich die Tabletten immer zu bestimmten Zeiten von den Pflegern holen und dort vor deren Augen einnehmen musste.
Vielleicht kann man es so machen, dass sie schon einen Teil der Verantwortung übernimmt, wenn sie es unbedingt will, aber deine Eltern trotzdem mit ein Auge drauf haben.
Es ist bei Medikamenten eigentlich immer ganz gut, wenn noch jemand drauf schaut. Ich hab auch schon Tabletten in die falsche Dose einsortiert, und den Fehler nicht mal beim Kontrollieren gesehen. Auch im Krankenhaus hab ich mal die falsche Dosis bekommen. Mal abgesehen davon ist sie ja auch minderjährig und eure Eltern tragen noch Verantwortung für sie.
Constance
Beiträge: 27
Registriert: 11. Apr 2024, 12:24

Re: Schwester mit Depressionen, Überlegung für Psychotherapie

Beitrag von Constance »

Hallo Rida. Genau wie DieNeue es mit dem Medikamentendispenser beschreibt, gibt es für jeden kleinen Schritt unterstützte Helfer, die beiden Seiten das Leben in ihrer Rolle die tägliche Zusammenarbeit einfacher machen. Gerade in der Zeit, wo Deine Schwester eigentlich selbstständiger wird. Am besten ist es tatsächlich so, das sich alle an einen Tisch setzen und Absprachen treffen (auch schriftlich) wann wer was selbständig macht oder wann Deine Eltern übernehmen usw. Und das wird nicht in Stein gemeißelt sein, sondern ist immer änderbar, je nach dem wie es ihr geht. So etwas ist am besten mit dem Erziehungsbeistand zu machen, denn sie ist neutral und lässt auch die Rechte des jungen Erwachsenen gelten und hat trotzdem aufgrund ihrer Funktion die elterliche Verantwortung im Hinterkopf.
Bezüglich der Schule sehe ich es so wie deine Kollegin beschrieben hat, das sollte nicht die Priorität momentan sein, sondern gerade beim bevorstehenden Schulwechsel erstmal die Ängste zu besiegen, dort in Ruhe ankommen und Struktur finden. Meine jüngere Tochter ist zusätzlich zur erblichen Veranlagung und dem miterleben der Depression der Schwester, leider auch ab der 6. Klasse gemobbt wurden, was sich dann nach der Rückkehr aus der Coronaphase an die Schule so sehr gesteigert hat, das sie in das tiefe Loch gefallen ist. Letztendlich hatten wir Glück und sie darf auf der Klinikschule ihren Abschluss machen, das heißt kleine Klassen, Lehrer mit Verständnis für psychische Erkrankungen und Schüler mit ähnlichen Krankheitsbilder. Und trotzdem hat sie sich durch gequält.
Deshalb wäre jetzt der Druck, das alles wieder so wie vorher laufen soll, das verkehrteste, aber auch die Übernahme der kompletten Aufgaben.
Wirklich eine Gratwanderung. Aber genau dafür gibt es den Erziehungsbeistand, um einen neutralen Blick von außen zu haben.
Ich finde, ihr habt ja schon sehr viel getan, um ein Auffangnetz zu bilden.

Trotz dessen, das meine Töchter (15, 22) solche schwierigen Zeiten in ihrer Jugendzeit durchgemacht haben bzw. noch haben, hat sie das mehr zusammen geschweißt. Meine Große wohnt auch nicht mehr Zuhause. Aber trotzdem haben sie oft Kontakt zueinander und wissen, wenn etwas ist, können sie sich aufeinander verlassen oder auch mal Gedanken teilen, die sie nicht mit Mama teilen wollen.
Vielleicht kannst Du Deiner Schwester einfach nur signalisieren: ich bin da für Dich. Unabhängig davon, ob es zu einer Reaktion kommt oder sie es annimmt. Aber allein das Wissen, da ist noch jemand, tut ihr gut. Und vielleicht entlastet es Deinen sorgenvollen Kopf.
Du brauchst auch eine Pause von dem Sorgendenken, das kann ganz schnell umklappen in symptomatische Beschwerden wie Schlaflosigkeit, Unkonzentriertheit, Erschöpfung, Lethargie etc.
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