Wertlosigkeit

heimway
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Wertlosigkeit

Beitrag von heimway »

Hallo, ich eröffne mal einen Beitrag zu einem Thema, das für mich persönlich momentan alle Initiativen schachmatt setzt: ich fühle mich einfach grundlegend wertlos bzw. ich denke nicht mal so über mich selbst, bin aber überzeugt, dass andere das so sehen und daher alles, was ich tue, ohnehin für die Katz ist.

Kurzabriss: ich war 2021 durch einen heftigen Burnout aus dem Berufsleben ausgeschieden. War in der Tagesklinik und danach in Psychotherapie. Die Therapie habe ich kürzlich abgebrochen, weil es mir dadurch immer schlechter ging. Nun versuche ich, bei einem Psychiater/Psychosomatiker unterzukommen, um einen neuen Behandlungsansatz zu finden, der mir hilft. Nach dem Klinikaufenthalt kam noch eine Trennung dazu. Jaaa , das gibt einem so richtig viel Auftrieb *Ironie off* :D

Ich habe meinen Job noch, aber ich sitze am Katzentisch und werde eigentlich ignoriert. Ich bin nicht wirklich eingebunden und bekomme keine Aufgaben. Eigentlich bin ich nutzlos. Bekomme zwar mein Geld und das nicht zu knapp, aber ich darf nicht mitarbeiten. Ich bin seit Ende 2022 wieeder am "arbeiten" aber wirklich gearbeitet habe ich noch gar nicht. Das hinterlässt so das Gefühl, dass man komplett wertlos ist und dieses Gefühl macht es mir gefühlt unmöglich, mich woanders umzusehen, weil ich denke, dass mich sowieso niemand will. So eine miese Abwärtsschleife. Ich habe das Gefühl, das geht nicht mehr lange gut. Puuuh, ich hoffe, dass mir ein Facharzt zumindest so ein Gefühl von Sicherheit vermitteln kann.

Was mir Auftrieb gibt: ich habe mich für ein Studium eingeschrieben und das läuft auch gut. Aber es triggert auch ein paar psychosomatische Beschwerden. Ach, wie man es macht...

Vielleicht hat jemand einen Gedanken für mich, wie man wieder dahin zurück findet, sich wertvoll zu fühlen.
Judith_1955
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Re: Wertlosigkeit

Beitrag von Judith_1955 »

Hallo Leidensgenosse, leider kann ich Dir keinen Tipp geben, wie man sich wertvoll fühlt, da ich mich ebenfalls wertlos fühle. Meine generalisierte Angststörung und Depression hat mich aus meiner in meinen Augen intakten Welt rausgeschleudert, und ich finde nicht zurück. Ich habe viel in Eigeninitiative gemacht,
Onlinekurse bei HelloBetter, Innere Kind Kurs bei Peter Beer, Klopftechnik nach EfT, seit 6 Wochen habe ich eine Therapeutin, die aber auch nicht zaubern kann. Ich nehme ein Antidepressiva, was aber nicht durchschlagend hilft, nun gehe ich in ca. 2 Wochen in eine Akutklinik. Ich fühle mich so ausgebrannt, ohnmächtig, hilflos und leer und ja auch wertlos. Du bist nicht allein.....
Undjetzt
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Re: Wertlosigkeit

Beitrag von Undjetzt »

Erstmal sagst du es ja schon selbst. Die anderen scheinen deinen Wert nicht zu sehen. Möchten wir dich über deine Arbeit schätzen, so kann ich dir schon sagen, wenn du wertlos wärst, wärst du da schon raus. Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass in der heutigen Gesellschaft an jemanden festgehalten wird, dessen Dasein keinen Mehrwert für das Unternehmen hat?
Dann hast du einiges durch. Und doch bist du noch da. Hast sogar ein Studium angefangen. In einer Situation in der andere nicht mejr hochkommen, kommst du nicht nur hich,du steigst auf. Sowas schafft ein wertloser Mensch?
Du bist nicht wertlos, du bist anders. Und anders ist oft einfach nur besser!
Daher hier mal die 5- A Regel
Sei:
Anders
Als die
Anderen
Armseligen
Armleuchter!

Klingt arrogant und übertrieben? Ist es auch. Die Armleuchter sind übrigens nicht die anderen Kranken, es sind die, welche meinen mehr wert zu sein, weil sie sich für gesund halten.
Geh den Weg weiter. Mit Therapie, Studium etc... alles was dir gut tut. Du bist immer mejr wert, als man in Worte fassen kann.
Viel Glück und Kraft!
heimway
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Re: Wertlosigkeit

Beitrag von heimway »

DANKE :-) Es tut gut, das zu lesen.
Ich bin auch ein bisschen anders, glaub ich. Deswegen werde ich ja ausgegrenzt. Ich hab das früher nicht begriffen und hab mich auch nicht immer so toll verhalten. Hab es erst in der Therapie verstanden, was los war. Nun hab ich es "verkackt" und die Türen sind zu. Ich will da auch gar nicht mehr rein. Aber woanders hingehen erfordert einen Mut, den ich einfach im Moment nicht habe. Allein das auszusprechen tut schon gut. In der Therapie wird einem das sofort ausgeredet. Warum? Warum hört einem ein Therapeut nicht einfach mal zu, warum man sich so wertlos fühlt? Die sind auch irgendwie so aufs Problemlösen fixiert, dass der erste Schritt, nämlich erstmal ergründen und verstehen, viel zu kurz kommt. Deswegen hab ich Angst vor einem neuen Therapieversuch. Noch einen Abbruch verkrafte ich gefühlt nicht :(
Senif
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Re: Wertlosigkeit

Beitrag von Senif »

hallo Heimway,

ich glaube dieses Wertlosigkeitsgefühl haben ganz viele Depressive. Hatte ich auch.
Dass du in deiner Firma nicht mitarbeiten darfst, ist gelinde gesagt nicht sehr wertschätzend und integrativ. Vielleicht ist die Firma nichts für dich ?
Ich weiß, dass es schwer ist eine Bewerbung zu schreiben, wenn man das Gefühl hat, nichts zu können. Aber die anderen müssen es ja nicht erfahren.
Als es mir ganz schlecht ging, wollte ich auf die Straße ziehen, weil ich nicht mehr konnte und weil ich kein Bittsteller sein wollte. Es ist schon verrückt, was die Psyche mit einem machen kann.

Letztenendes habe ich aber erkannt, dass ich vor allem mir selbst keinen Wert zugestand. Je mehr ich in mir selbst sicher war, desto egaler wurde mir auch, was andere denken.
Ich war lange Zeit berentet, habe nicht gearbeitet und versuchte über Jahre privat mir kleine Erfolgserlebnisse zu schaffen. Mit Dingen, die mir früher Freude bereiteten, und jetzt wieder bereiten.

Ich habe immer noch die Tendenz mich im Arbeitskontext zu bewerten. Ganz schlechte "Angewohnheit" - weil ich bin auch was wert, wenn ich nichts leiste, einfach als Mensch. Aber das erstmal ins Gefühl bekommen, ist schwer.

Abwertung von anderen wird einem eigentlich permanent begegnen - die Kunst ist, sich bewusst zu sein, dass man selbst was wert ist.

LG Senif :hello:

Edit: ich würde auch gern nochmal studieren, hab mich aber bisher noch nicht getraut, ich denke, es ist noch zu früh für mich.
heimway
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Re: Wertlosigkeit

Beitrag von heimway »

Ich will eigentlich aus dem Thema auch keine große persönliche Tragödie machen. Bei mir ist einfach dieses Gefühl der umfangreichen Tiefenentwertung seit einiegr Zeit komplett im Vordergrund. Ich weiß innerlich, dass es eigentlich nicht stimmt. Aber gefühlsmäßig ist es halt so und ich schwimme sozial aktuell alles andere als auf einer Erfolgswelle. Es ist der Wahnsinn, wie viele Leute sich von einem abwenden, wenn es einem schlecht geht. In ein paar Fällen bin ich extrem enttäuscht und wütend. Aber vielleicht ist es auch Teil eines grundlegenden Neuanfangs. Es tut trotzdem weh, manche Leute abzuhaken, denn ich hatte sie ja gern. Ich bin nur entsetzt darüber, wie man so aussortiert wird.

Es gibt auch eine positive Seite: der Neuanfang. Der zieht sich seit einiger Weile und nimmt durch das Studium fahrt auf. Ich kann langsam am Horizont etwas anderes erkennen als Nebel und Dunkelheit. Nur eben nicht jeden Tag. Und ich will mit Leuten darüber reden, wie sie mit diesem Gefühl umgehen. Also gern her eure Geschichten
heimway
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Re: Wertlosigkeit

Beitrag von heimway »

Ich weiß noch nicht, wie man hier zitiert. Es waren sehr viele gute Denkansätze dabei. Darüber werde ich nachdenken :-) Ich danke euch.
Zum Humor: ja, den hab ich und ich glaube, deswegen passe ich auch nicht in das Unternehmen ;-) ... Beim Job ist das so eine Sache mit dem Wert. Die Jobsituation zieht mich vor allem runter, weil ich erstens AKTIV kaltgestellt bin und zweitens dadurch die meiste Zeit allein zuhause im "home office". Das heißt, ich bekomme keine Impulse und keine Struktur. Das ist unglaublich anstrengend. Ich bin auch nie im Büro, also auch nicht in der Kantine. Jeden Tag die Mahlzeiten organisieren ist auf Dauer unendlich ermüdend. Ich koch ja eigentlich unglaublich gern, aber es ist ein Muss geworden. Ich lebe wie so ein Haustier ohne Herrchen, das sich selbst versorgt und ausmistet und die Befehle gibt. Ich könnte auch tot unterm Schreibtisch liegen, es interessiert keine Sau. Wie soll man sich da wertvoll fühlen. Ich habe früher thematisch sonstwas gemacht und deswegen wurde ich ja ausgegrenzt bzw kalt gestellt. Ach, eigentlich müsste ich "nur" da abhauen, aber es fühlt sich einfach nur unmöglich an, das zu schaffen in so einem depressiven Zustand. Ein Teufelskreis :-(
heimway
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Re: Wertlosigkeit

Beitrag von heimway »

Seras hat geschrieben: 13. Mai 2024, 20:33

Ich bitte um Verzeihung wenn das zu viel des Guten war, aber vielleicht kannst du auch was davon mitnehmen.
Danke, genau das hab ich gebraucht. Wirklich. Deine Sprache ist der Hammer... !!!

Mir wurde schon seit der Kindheit eingeredet, dass ich es zu nichts bringen werde. Das hat sich so tief eingeprägt. Ich brauch immer jemanden, der mir mal den Kopf in die andere Richtung wäscht und mir nicht bös ist, dass ich mich für einen Idioten halte :D

Eigentlich geht es hier um ganz eklatante Existenzängste, die mich seit vielen Jahren begleiten. Ich hab zwar eine Menge geschafft, aber innerlich führe ich immer noch diesen Überlebenskampf. Auch jetzt bin ich mehr in so einem Überlebensmodus und das ist sehr ungesund und dafür brauch ich einen bessren Therapeuten. Leider hat die Therapeutin es auch nicht geschafft. Im Gegenteil. Sie hat mich auch komplett auf die Leistungsschiene reduziert. Sie wollte, dass ich anderen Patienten Vorträge über meinen Job halte. Hab ich natürlich nicht, ich bin doch nicht bekloppt.

Als ich ihr gesagt habe, dass ich gern kündigen und was anderes machen will, hat sie mir gesagt, dass sie mich eigentlich nicht für so einen Loser hält, der so schnell aufgibt. Also sie hat mich schon sehr aktiv daran gehindert, gedanklich diesen Absprung erstmal vorzubereiten. Ich hatte mit meiner Mutter eine ganz schwierige Zeit seit enigen Jahren und wir hatten einen unheimlichen Durchbruch in der Zeit. Die Therapeutin wollte mich aber von ihr isolieren und wollte mir nur "maximal 30min am Stück" "erlauben". Hab mich natürlich widersetzt und getan, was ich für richtig hielt. Und siehe da, unser Verhältnis kommt richtig in Gang. Und wir können endlich über ein paar Dinge reden, die zwischen uns stehen. Totaler Erfolg. Und die wollte deswegen die Therapie mit mir abbrechen. Seit 2 Monaten hab ich die Therapie abgebrochen und ich kann zum ersten Mal überhaupt FREI darüber nachdenken.

Also ich hab ein großes Thema mit Existenzängsten, Ausgrenzung und Alleingelassenwerden. Aber hey, ich habe angefangen zu studieren und spiele seit 2 Jahren Klavier... ich lese wieder... ich gehe wieder in die Natur... usw. Also es ist auch schon einiges auf dem Weg.

Sorry für´s Zutexten, ich hoffe, das kommt nicht egoistisch rüber, dass ich so viel von mir selbst erzählt habe. Für mich war es heute sehr wichtig, mal was aussprechen zu können. Meine Symptome sind jetzt weg :-) DANKE!!! Ich hoffe, wir lesen noch viel voneinander
Horizont24
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Re: Wertlosigkeit

Beitrag von Horizont24 »

Hallo zusammen, ich möchte gerne auch etwas hier beitragen. Wertschätzung wird bei mir groß geschrieben. Viel zu oft in meinem Leben habe ich Sätze gehört, z.b. du bist nicht in der Lage in dieser Arbeit die Leistung zu erbringen.Dieser Satz wurden nicht persönlich ausgesprochen, sondern innerhalb einer Gruppe. Oder was machst du hier bei uns, du bist doch mindestens 10 Jahre jünger. Noch ein Beispiel: Man muss sich schämen, wie du hier wohnst. Ich kann noch viele Beispiele sagen. In meiner jetzigen Lage ist es so, daß mir Menschen auf der Straße sagen: Ist Ihnen nicht langweilig ohne Arbeit?
Aufgrund dieser Erfahrungen ist meine Einstellung immer weiter gewachsen. Ich bin anders und gehe offen und neugierig auf Menschen zu. Einigen Menschen konnte ich helfen Mut zu haben: ein autistischer Schüler, den die Lehrer nicht sonderlich beachteten, schaffte die Note eins in einem Fach, ich habe an ihn geglaubt.ich habe hier auch schon von meinem Glück 🍀 geschrieben. In meiner Arbeit war ich Mobbing ausgesetzt. Neulich bin einer dieser Frauen begegnet. Ich habe sie angelächelt, da hat sie kurz überlegt und gesagt: Ich habe sie nicht erkannt und ich habe gesagt: Ach so, dafür ich sie sofort.
Ich bin zufrieden und sage zu mir: Diese Menschen sind anders als ich, es ist nicht wichtig was sie sagen.
Denn wichtig ist: ich bin es mir wert.
Grüße 🖖 Horizont24
Aurelia Belinda
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Re: Wertlosigkeit

Beitrag von Aurelia Belinda »

Hallöchen & Welcome zum "Psycho Stammtisch" :) @ Heimway,

das Gefühl der Wertlosigkeit ist wie du bereits gelesen hast, sehr gut bekannt hier und war auch lange Zeit eines meiner Lebensthemen.

Heute habe ich andere Themen.
Viele Jahre mit viel Erkenntnis und innerer Aufarbeitung liegen hinter mir.

Ich denke der Mensch will im Leben WIRKSAM sein, sich verwirklichen, sich entwickeln, viell. seine Bestimmung finden, und dabei ist das Gefühl der Wertlosigkeit mehr als hinderlich....

aber ich will gar nicht mehr so ins Detail gehen obwohl es mich in den Fingern juckt, "grins"...

es ist schon so viel wertvolles hier gesagt worden, was ich bejahend gelesen habe....

An Seras,
deine Beiträge finde ich sehr treffend, unterstreiche ich voll und ganz.
Sie decken sich mit meiner Ansicht....

was mich noch interessieren würde,
wie alt bist du @ Heimway?
und welches Studium hast du begonnen?
Es steht dir frei zu antworten, nicht jeder mag alles Preis geben...

liebe Grüße, Aurelia
Alle eure Dinge lasset in Liebe geschehen
Mayana
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Re: Wertlosigkeit

Beitrag von Mayana »

Ich habe mir jetzt noch nicht alles durchgelesen, was hier geschrieben wurde, aber der Titel trifft genau in‘s Schwarze bei mir. Mangelnder Selbstwert begleitet mich schon so lange, wie ich depressive Episoden habe. Es ist dabei egal, ob von außen Anerkennung, Lob oder Erfolg kommt, bei mir innen drin bleibt nichts davon hängen. Ich habe keine Ahnung, wie ich damit in der Psychotherapie umgehen soll- bei bisherigen Therapeutinnen wurde zum Beispiel von meinem Umfeld alles positive über mich gesammelt und ich sollte sie mir regelmäßig ansehen. Gebracht hat das nicht wirklich etwas.

Was tut ihr, um den Selbstwert zu verbessern?
Undjetzt
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Re: Wertlosigkeit

Beitrag von Undjetzt »

Ich hatte die Thematik bei meiner gestrigen Therapiesitzung.
Es ist bei mir weniger das fehlende Selbstwertgefühl, eher ein Gefühl zu nichts zu taugen, nichts zu können, zu nichts gut genug zu sein-> was schlussendlich aber auf das Selbe hinausläuft.

Wie so oft, wurde mir das schon in früher Kindheit, höchstwahrscheinlich nicht einmal bewusst anerzogen.
Die Gesellschaft, bis zur heutigen hin tut ihr übriges. Es muss immer alles besser, schneller, größer werden, aber nie ist es einfach "Gut". Gut ist schließlich nicht sehr gut und besser ist immer noch besser als sehr gut. Überall werden wir verglichen und vergleichen alles und jeden miteinander um dann zu bewerten.
Das machen wir auch mit uns.
Ist man dann in den asozialen Medien unterwegs, mit dem vollkommen verzerrten Bild, dass die Influencer und co. von ihrem perfekten Leben zeichnen, dann sieht man sich ganz schnell in einem absoluten Nichts. Man ist nichts. Erreicht nichts...etc.

Wir haben gestern in der Sitzung nur an der Oberfläche gekratzt. Selbst das Bewusstsein, das ich durchaus habe, dass ich viel zu hart mit mir selbst umgehe, eigentlich eine recht starke Persönlichkeit mit seltenen, ganz fantastischen Werten bin, reicht nicht um die angezogene Gewohnheit, des immer wieder selbst Kritisierens abzustellen.
Das ist/ wird ein langer, schwerer Prozess, mit einigen Rückschlägen. Aber ich will das los werden. Ich will da raus!
Ich kann nur jedem raten, egal wie düster es aussieht, dran zu bleiben und die kleinsten Erfolge zu feiern!
Ich habe nun schon den zweiten Tag, vor der Arbeit gefrühstückt. Eine lächerliche Lapalie und kaum der Rede wert, würden gesunde Leute sagen. Für mich war es eine Hürde, und ich hab sie genommen! Darauf kommt es an! Die gesunden haben ja keine Ahnung, was diese Leistung eigentlich bedeutet, deren Leben ist deutlich einfacher als meines derzeit. Denn ich nehme Dinge viel intensiver wahr. Denke hundert mal öfter über alles nach. Das ist manchmal sogar ein Segen. Ich habe mich am Wochenende, beim Duschen mal mit geschlossenen Augen auf das Wasser konzentriert. Jeden tropfen wollte ich erkennen,der mich trifft. Ich habe das Wasser etwas kühler gedreht. Und ...wow! Was ist das eigentlich für ein wahnsins-Gefühl? Wasser auf der Haut,... so viele Punkte, so viele reize. Die Frische, dieses Leben, was man auf einmal spürt. Die Bewegung des Wassers auf der Haut. Das nehmen gesunde gar nicht wahr. Die waschen sich, achtlos und verlassen wieder das Bad.
Solche Dinge wertzuschätzen hilft auch irgendwann, sich selbst mehr wertzuschätzen. Von mir aus so einfach formuliert: "Ich merke im Alltag Dinge, die bekommt ihr alle gar nicht mit. Ihr rennt am Geschehen vorbei!"
Maxegon
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Re: Wertlosigkeit

Beitrag von Maxegon »

Mayana hat geschrieben: 14. Mai 2024, 14:46 Was tut ihr, um den Selbstwert zu verbessern?
Was bestimmt denn den Selbstwert oder was ist überhaupt dieser "Wert"?

Ich machte mir noch nie darüber Gedanken!
Bestimmte Sachen kann ich gut, andere eher nicht so, viele gar nicht.

Wenn man mich mag, wenn ich "gute Dienste" leiste, bin ich dann etwas wert?

Wenn ich absolut nichts tu'e, bin ich dann nichts wert?

Für den Bestatter bin ich etwas wert bis zu Bestattung, danach nicht mehr (kleiner Scherz :mrgreen: ).

Ich allein bestimme doch meinen "Wert".
Mache ich andere froh, schätzen sie mich, bin dann nicht gerade "wertvoll" ... vielleicht, aber zu mindest gern gesehen.
Der Käufer ist wertvoll für den Verkäufer, das Wasser für den Durstenden u.s.w..
Braucht, benötigt mich jemand - macht das diesen Wert aus?
Gebraucht zu werden?
GuntherBandel
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Re: Wertlosigkeit

Beitrag von GuntherBandel »

"Ich merke im Alltag Dinge, die bekommt ihr alle gar nicht mit. Ihr rennt am Geschehen vorbei!"
[/quote]

Am Geschehen vorbei rennen ist dann aber wahrschl. auch nicht mehr gesund, sondern der Weg in den Burnout z.B.

Viele Grüße
G.
Mayana
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Re: Wertlosigkeit

Beitrag von Mayana »

Hallo Undjetzt,

Das hört sich doch schon ganz gut an, dass du den Blickwinkel änderst, neue Erkenntnisse gewinnst. Achtsam duschen wäre etwas, was mit Sicherheit viele Therapeuten empfehlen würden.
Mir wäre das zu viel- das ständige Aufprasseln von Wasser überfordert mich schon bei Nicht-achtsamen Duschen.
Wurde bei euch allen denn eine Minderwertigkeit durch andere/das Umfeld rückgemeldet? Das war bei mir nämlich gar nicht der Fall und ich habe trotzdem das Gefühl der Wertlosigkeit, angetrieben auch durch meinen „inneren Kritiker“.
Maxegon
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Re: Wertlosigkeit

Beitrag von Maxegon »

Undjetzt hat geschrieben: 14. Mai 2024, 15:14 Von mir aus so einfach formuliert: "Ich merke im Alltag Dinge, die bekommt ihr alle gar nicht mit. Ihr rennt am Geschehen vorbei!"
Aufmerksamkeit oder die "berühmte" Achtsamkeit, macht doch Dinge erst wertvoll.
Oder?
Undjetzt
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Re: Wertlosigkeit

Beitrag von Undjetzt »

GuntherBandel hat geschrieben: 14. Mai 2024, 15:22 "Ich merke im Alltag Dinge, die bekommt ihr alle gar nicht mit. Ihr rennt am Geschehen vorbei!"
Am Geschehen vorbei rennen ist dann aber wahrschl. auch nicht mehr gesund, sondern der Weg in den Burnout z.B.

Viele Grüße
G.
[/quote]

Wo wir wieder bei der philosophischen Frage wären, wer ist denn nun der wirklich kranke? Der, welcher alles wahrnimmt, leider eben vor allem das schlechte, oder der, welcher durchs Leben rennt und nur noch Automatismen ausführt, die er gar nicht mehr mitbekommt?
Ich habe mir früher, als ich noch pendelte mal gedacht. "Wie war eigentlich der Arbeitsweg heute? War irgendwas besonderes, war die eine Ampel rot? ". Ich wusste es nicht. Konnte kein Detail nennen? Wer ist denn da gefahren, frage ich mich?
Mayana
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Re: Wertlosigkeit

Beitrag von Mayana »

@Maxegon:
Das ist es ja eben mit dem fehlenden Selbstwert. Man ist selbst der Meinung, nichts wert zu sein- und ich suche für mich den Grund, wieso das bei mir so ist und wie ich das ändern kann.
Maxegon
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Re: Wertlosigkeit

Beitrag von Maxegon »

Mayana hat geschrieben: 14. Mai 2024, 15:32 Man ist selbst der Meinung, ...
Wert?
Ist das nicht Achtung vor etwas haben, weil man es mag, es schätzt (von Schatz), es benötigt, es braucht, es gute Dienste leistet?
Bist du dir nichts wert oder glaubst es zu mindest, weil du dich vernachlässigst, dich nicht schätzt?

Viele sagen oft, das muss einen Wert haben - warum?
Vieles ist doch schon wertvoll, weil es einfach da ist ... Wasser, Luft zum Atmen ... wichtig ist doch, was mache ich daraus?
Wie @Undjetzt so schön beschrieb, viele Dinge bemerken wir gar nicht mehr, obwohl sie da sind, vielleicht auch wertvoll.
Senif
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Re: Wertlosigkeit

Beitrag von Senif »

Mayana hat geschrieben: 14. Mai 2024, 15:29 Hallo Undjetzt,

Das hört sich doch schon ganz gut an, dass du den Blickwinkel änderst, neue Erkenntnisse gewinnst. Achtsam duschen wäre etwas, was mit Sicherheit viele Therapeuten empfehlen würden.
Mir wäre das zu viel- das ständige Aufprasseln von Wasser überfordert mich schon bei Nicht-achtsamen Duschen.
Wurde bei euch allen denn eine Minderwertigkeit durch andere/das Umfeld rückgemeldet? Das war bei mir nämlich gar nicht der Fall und ich habe trotzdem das Gefühl der Wertlosigkeit, angetrieben auch durch meinen „inneren Kritiker“.
Hallo Mayana,

mir wurde auch keine Minderwertigkeit zurückgemeldet.
Ganz früher - ich hatte einen sehr autoritären Vater (Choleriker) - ich denke da fing es an, dass mein Selbstwertgefühl nicht aufgebaut werden konnte.
Aber das war früher, jetzt bin ich erwachsen und es liegt in meiner Hand, wie ich mich bewerte.
Und das ist unabhängig von der Gesellschaft, dem Staat, von dem Unternehmen. Warum muss ich denn die Bewertung von anderen übernehmen ? Sagt doch niemand du musst jetzt auch höher, schneller, weiter ....

Ich habe bei mir festgestellt, dass ich mir den Druck immer selbst mache. Da steht niemand im Außen und sagt, in 2h muss das und dies fertig sein. Ich selbst bin es, die mir die Deadlines auferlegt. Und selbst wenn jetzt jemand kommt und sagt, bis morgen - ich kann doch selbst sagen, ich gebe mein Bestes und wenn es nicht wird, dann bin ich doch nicht gleich ein schlechter Mensch - ich glaube wirklich, dass wir uns sehr oft selbst fertig machen.

Aber auch im Zwischenmenschlichen hatte ich das - wenn ich dieses und jenes sage z.B. Grenzen setze bin ich ein schlechter Mensch, hab mich dann auch regelrecht beschimpft - das wurde erst besser, nachdem ich mit meiner Therapeutin innere Kindarbeit absolvierte - es hat bei mir was ausgelöst und ich begann Selbstmitgefühl mit mir zu haben.
Wir hatten auch andere Strategien probiert, z.B. saßen wir mit allen inneren Anteilen an einem Tisch und diskutierten. Oder ich stellte mir vor, ich würde mit einer Freundin so umgehen, wie ich mit mir umgehe usw.

:hello: LG Senif
Senif
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Re: Wertlosigkeit

Beitrag von Senif »

Maxegon hat geschrieben: 14. Mai 2024, 15:58
Mayana hat geschrieben: 14. Mai 2024, 15:32 Man ist selbst der Meinung, ...
Viele sagen oft, das muss einen Wert haben - warum?
Hm, ich halte Wertungslosigkeit für gefährlich. Ich hab in meinen Episoden Phasen gehabt, in denen ich (scheinbar?) nichts mehr bewertete. Ich war so nicht mehr lebensfähig, ich konnte nicht mehr einkaufen (Lebensmittel z.B), weil ich mich nicht mehr entscheiden konnte. Ich stand an der Straße und überlegte, ob ich jetzt einen Schritt machen sollte - das kann ganz extreme Formen annehmen.
Das waren auch Zeiten, in denen mir alles unrealistisch erschien und ich das Gefühl hatte, ich und meine Umgebung löst sich auf.

Deshalb finde ich Bewertung sehr wichtig, aber wichtig finde ich, dass sich die Bewertung vom Negativen ins Positive verschiebt.

:hello: LG Senif
Undjetzt
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Re: Wertlosigkeit

Beitrag von Undjetzt »

Mayana hat geschrieben: 14. Mai 2024, 15:29 Hallo Undjetzt,

Das hört sich doch schon ganz gut an, dass du den Blickwinkel änderst, neue Erkenntnisse gewinnst. Achtsam duschen wäre etwas, was mit Sicherheit viele Therapeuten empfehlen würden.
Mir wäre das zu viel- das ständige Aufprasseln von Wasser überfordert mich schon bei Nicht-achtsamen Duschen.
Wurde bei euch allen denn eine Minderwertigkeit durch andere/das Umfeld rückgemeldet? Das war bei mir nämlich gar nicht der Fall und ich habe trotzdem das Gefühl der Wertlosigkeit, angetrieben auch durch meinen „inneren Kritiker“.
Der innere Kritiker hat sich bei mir irgendwann in der Kindheit/ Jugend entwickelt. Das geschah auf jeden Fall von außen her. Eben das Vergleichen. Andere sind besser. Aus "Andere sind besser" wurde dann " du bist schlechter als andere".
Das hat mich im Endeffekt in die Krise manövriert, in der ich mich befinde. Meine Beziehung wird gerade auf eine maximale Zereisprobe gestellt.
Ich habe nicht einmal mehr gemerkt, dass ich angefangen habe zu lügen. Ich habe Dinge im Haushalt nicht erledigt, aber gesagt, ich hätte es getan. Weil ich mir selbst nicht eingestehen wollte, dass ich wieder etwas vergessen habe. Dann war ich sauer. Auf mich. Weil ich einen Fehler gemacht habe, ihn gar wiederholt habe. Es waren immer Kleinigkeiten. Immer habe ich gelogen, wenn ich bemerkte, ich habe den Fehler begangen. Die Enttäuschung meines Gegenübers darüber, war die Strafe, für meinen Fehler. Dachte ich. Es war aber einfach nur die Enttäuschung, dass ich gelogen habe, anstatt einfach zu sagen "Sorry, mein Fehler".
So hab ich mir aus Kleinigkeiten riesige Probleme geschaffen, und mich selbst immer wieder dafür fertig gemacht.

Das ist nun meine ganz persönliche Sache und nicht für jeden verständlich. Aber hier setzen wir mit der Therapie an. Denn irgendwo hier liegt der Hund begraben.
Allegretto
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Re: Wertlosigkeit

Beitrag von Allegretto »

.
Zuletzt geändert von Allegretto am 15. Mai 2024, 20:43, insgesamt 1-mal geändert.
Aurelia Belinda
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Re: Wertlosigkeit

Beitrag von Aurelia Belinda »

Nun ja, die Sache mit dem WERT. Immer entsteht das Gefühl von Wertlosigkeit durch äußere Einflüsse, durch menschliche Beziehungen...
egal welcher Art, oft eben durch die Herkunft geprägt...
das was wir oft genug hören und verinnerlichen, nehmen wir dann an... als "die Wahrheit"...
in dem hier genannten Thread Namen, eine sehr trügerische Wahrheit.
Der Mensch sehnt sich nach einer Position, einem Stellenwert, sei es in der Gesellschaft, Arbeitswelt oder familiär....etc.
Er braucht einen Platz im Leben....

ALLE Dinge, die bestehen, existieren, haben aber Berechtigung, alleine weil sie "vorhanden" sind.
Der Wert an sich müsste eigentlich gar nicht hinterfragt werden, und doch tut es der Mensch.
aufgrund von Beurteilung anderer Menschen.
Darüber definiert manch einer sich.
Lässt man all diese Urteile mal außen vor, was passiert dann?

Ich kann nur von mir sprechen, bei mir ist wundervolles geschehen, eine ganz neue Sicht von meiner selbst, fernab jeglicher Urteile....
Alle eure Dinge lasset in Liebe geschehen
Miasophie
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Re: Wertlosigkeit

Beitrag von Miasophie »

Sorry, aber ich musste leicht grinsen, als ich seinen Beitrag las. Das kommt mir verdammt bekannt vor. Ich war schon bei einer Therapeutin für Tiefenpsychologie, in der Klinik (ambulant) und derzeit bei einer Therapeutin für Verhaltenspsycholigie. Gebetsmühlenartig fangen wir irgendwann immer wieder von vorne an, weil ich mich hinsetze und behaupte ich bin wertlos, kann nix, bin nix und quasi der Blödmann, der Nation.
Es wird mir immer wieder vorgehalten was ich alles kann und schon geleistet habe. Standard Antwort von mir "ja, aber.... " Bzw "das ist doch nix".

Wenn die Person dann gedreht wird, ich soll also so tun als wäre ich eine Freundin die auf mich blickt, dann sehe ich das Gute. Blöd nur das ich es nicht fühlen kann.
So einzelne Highlight bekomme ich jetzt hin, bei denen ich schon mal sage das kann ich gut, darauf bin ich stolz.
Hat aber rund 15 Jahre Therapie gebraucht, ich war aber schon kurz vor 50 somit etwas spät dran, klemm dich dahinter, nicht immer passt der Tgerapeut zu einem. Und verlier nicht deinen Humor, der ist mir auch geblieben.

LG
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