Hallo Senif,
Reziprok hat geschrieben: ↑19. Apr 2024, 21:06
Ich glaube, Du weißt weitaus viel mehr als ein durchschnittlicher Mensch in Deutschland. Mindestens in Bezug zur IT.
Ja, das glaube ich auch. Bei eurer Fachsimpelei verstehe ich echt nur Bahnhof^^ Ich glaube, das Wissen ist deshalb so schlecht, weil die meisten Leute das nie in der Schule hatten. Ich habe Abi, aber kann nicht mal Maschinenschreiben. Als ich Abi gemacht habe, war der Standard bei Referaten Vorträge mit Folien auf dem Overhead-Projektor. Eine Powerpoint-Präsentation haben sich die wenigsten getraut. Ich bin immer sehr froh, dass es Leute gibt, die sich mit Computern und Technik besser auskennen als ich.
Aber ich kenne das auch, dass man sich denkt, man müsste so viel wissen. Ich habe ja auch studiert, aber dann abbrechen müssen. Meine Ausbildung und Berufstätigkeit vor dem Studium ist auch Jahrzehnte her. Ich denke mir auch oft, ich weiß so vieles nicht mehr, mir fehlt die Routine, die Fachbegriffe usw. Irgendwo im hintersten Hinterstübchen in meinem Kopf sind da noch ein paar Reste, aber ich habe kaum mehr Zugriff darauf. Im Studium wollte ich auch nebenher noch Bücher zu den Themen lesen. Ich hab ein halbes Buch geschafft in meinem ganzen Studium. Irgendwie hatte mein Bachelor-Studium auch nichts mit dem Studium zu tun, von dem man früher erzählt bekam. Man hat viel Zeit, um sich so richtig umfassend weiterzubilden, sich in Themen einzulesen usw. Ich war froh, wenn ich das schaffte zu lesen, was ich bis zur nächsten Stunde lesen musste. Im Prinzip war es Wissen möglichst schnell in sich reinschaufeln, ohne links und rechts zu gucken...
Und ich war früher auch so drauf, dass ich, wenn mich Themen interessierten, auch einen Stapel Bücher aus der Bücherei mitheimgeschleppt habe und dachte, ich müsste die alle durcharbeiten (wohlgemerkt zu Freizeitthemen). Der Stapel stand dann immer da und "durchgearbeitet" hab ich nichts. Außer Stress hatte ich nichts dadurch. Mittlerweile mache ich das nicht mehr so. Ich nehme, wenn überhaupt noch, ganz wenige Bücher mit und solche, in deren Titel das Wort "perfekt" vorkommt, nehme ich bewusst nicht mit.
Dass ich Bücher richtig durcharbeiten muss, um mir die Sachen zu merken, den Gedanken oder Zwang habe ich immer noch. Dabei reicht es ja oft auch, sich Sachen anzustreichen und sie bei Bedarf mal nochmal nachzuschlagen.
Beim Perfektionismus ging es bei mir, glaube ich, weniger darum, dass ich nichts wert bin, wenn ich Fehler mache, sondern dass nichts schlimmes passiert, wenn ein Fehler passiert. Dass Dinge auch akzeptiert werden, wenn sie nicht 100% fehlerfrei sind. Und dass ich v.a. auch mit dem schlechten Gefühl danach klarkomme, wenn irgendwas nicht so läuft, wie ich mir das vorstelle.
Ich erinnere an eine Situation in der Uni, wo ich mit anderen zusammen eine Hausaufgabe bearbeiten sollte und ich die Unterlagen noch Korrektur gelesen habe. Mein Kommilitone hat dann allerdings aus Versehen die unkorrigierte Fassung an die Dozentin geschickt. Sie fand sie trotzdem gut.
Das fand ich damals schon ziemlich krass.
Wenn du noch gar keine Berufserfahrung hast, ist es aber auch kein Wunder, dass es dich stresst. Arbeit besteht ja aus mehr als dem Fachlichen. Wie geht man mit den Kollegen und dem Chef um, wie mit Problemen im Team, wie mit der Verantwortung, wie kommuniziere ich nach außen zu den Kunden/Lieferanten , wie setze ich theoretisches Wissen um, usw.
Ist ja nicht einfach. Ich war in der Ausbildung oft überfordert von den ganzen zwischenmenschlichen Sachen. Hier wird gelästert, da gegen einen gearbeitet, hier nicht mitgedacht, dort wird man als Konkurrenz gesehen, obwohl man das selber gar nicht so sieht, da wird sich auf den Schlips getreten gefühlt, dort sich beschwert, weil man früher geht, hier wird erwartet, dass man den Kunden belügen soll, weil es Fehler gab, die er nicht wissen soll usw.
![Augen verdrehen :roll:](./images/smilies/icon_rolleyes.gif)
Das hat man in der Schule und der Uni weniger.
Liebe Grüße,
DieNeue