Paartherapie -> Psychotherapie -> Psychiatrie

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Leer2024
Beiträge: 2
Registriert: 29. Apr 2024, 19:44

Paartherapie -> Psychotherapie -> Psychiatrie

Beitrag von Leer2024 »

Hallo Liebes Forum,
ich bin hier neu angemeldet und möchte mich kurz vorstellen und in kürze „meine“ Geschichte erzählen. Das Thema ist für mich ziemlich neu und so habe ich hier schon einige Beiträge gelesen und mich in vielem wiedergefunden, manches hat mich auch Verunsichert oder mir Angst gemacht. Über Anmerkungen oder nette Kommentare würde ich mich freuen, im Moment bin ich zutiefst verunsichert und habe ziemlich viele offene Fragen.
Ich bin aktuell 43 Jahre alt, bis vor einigen Jahren hatte ich ein „ganz Normales“ Leben. Ich bin verheiratet mit einer netten Frau und habe zwei wunderbare Kinder. Ich habe Abitur, Ausbildung und Studium schon vor vielen Jahren abgeschlossen und auch einen halbwegs gut bezahlten Job, der mir Anfangs sogar Spaß gemacht hat, später war ich dann eher Unzufrieden, so dass ich zwischendurch immer mal wieder in Elternzeit war, später sogar zugunsten einer kurzfristigen Selbstständigkeit gekündigt habe.

Vor ungefähr vier Jahren begannen dann meine (unsere) „Eheprobleme“; ich war von da an immer wieder unzufrieden mit der Beziehung zu meiner Frau, ich habe ihr viele Vorwürfe gemacht, fühlte mich zu wenig beachtet, zu wenig Umarmt, zu wenig geliebt. Es folgten im Laufe der Jahre mehrere klärende Gespräche (ich weinend, Sie Hilflos) und zwischendurch auch wieder Monate in denen ich mich ganz ok fühlte.
Im letzten Jahr war ich dann schließlich davon überzeugt das meine Frau mich über kurz oder lang verlassen wird, und habe mich aus Angst, dann ohne Krankenversicherung und ohne regelmäßiges Einkommen dazustehen auf ein neues Angestellten Verhältnis eingelassen. Für mich hat sich das als ziemlich stressig herausgestellt, Anfangs überlagert von Aufregung über die neue Stelle. Für uns als Familie war es eine ziemliche Herausforderung alle Termine die bei zwei Berufstätigen Elternteilen mit drei Kindern so anstehen unter einen Hut zu bekommen. An vielen Tagen musste ich nun von 6 bis nach 22 Uhr durchgehend „funktionieren“ hatte sehr viel Stress/Termine und bin oft an meine Grenzen gekommen.
Im Januar habe ich dann wieder mal weinend vor meiner Frau gesessen und Ihr mitgeteilt das ich mir eine Paartherapie wünsche, weil ich mich (von Ihr) nicht mehr geliebt fühle. Nach zwei Paartherapie Sitzungen wurde mir dann nahegelegt eine Psychotherapeutische Sprechstunde aufzusuchen, weil viele meiner Gedanken/Gefühle einer Depression ähneln. Da mir die Gespräche Grundsätzlich gutgetan haben und ich immer wieder neue „Aha“ Effekte dabeihatte, bin ich diesem Rat gefolgt, hatte inzwischen eine Psychotherapeutisch Sprechstunde und (siehe da) mit Verdacht auf Depression drei weitere Sitzungen. Außerdem habe ich sofort meinen bis dahin stattfindenden THC Konsum eingestellt.
Ohne die dämpfende Wirkung des THC, angestoßen durch die Gespräche und weiteren Stress habe ich dann erst bemerkt wie sehr mich die Situation eigentlich belastet. Die Termine und Verpflichtungen scheinen mir nun unlösbar, Kontakte zu Freunden und Familie habe ich schon länger auf ein Minimum reduziert, alles außer der Beziehungsprobleme schien mir ja jahrelang so unwichtig zu sein.

Und jetzt erst merke ich wie sehr ich in dieser negativen Gedankenwelt gefangen bin und auch alleine nicht so einfach wieder herausfinde. Daher habe ich jetzt einen Termin in der Psychiatrie gemacht und mich bis dahin von meinem Hausarzt krankschreiben lassen. Ich versuche mich jetzt auf mich zu konzentrieren, weiß aber gar nicht mehr was mir eigentlich Freude macht, ich Grübel ziemlich viel vor mich hin wann und auch Warum „das“ eigentlich Angefangen hat und wie es weiter gehen soll. Der Plan ist erstmal das Psychiatrische Gespräch abzuwarten, eine Kur zu beantragen um mir (und auch meiner Familie) eine kleine Pause zu geben fände ich auch gut. Dazukommt das ich damit meinen Job wohl vergessen kann, mein Vertrag läuft nur noch wenige Monate und ich denke nicht das ich jetzt so (wie es mir gerade geht) schnell wieder anfangen kann zu arbeiten. Und auch wenn ich jetzt auf einer rationalen Ebene weiß das meine Frau mich liebt und selber massiv unter der Situation leidet, empfinde ich an vielen Stellen Ablehnung oder fühle mich ungeliebt ohne einordnen zu können ob dies meine echten Gefühle oder von der Depression verursacht/beeinflußt sind.
Danke für das Lesen
Leer2024
Katerle
Beiträge: 11264
Registriert: 25. Sep 2014, 10:30

Re: Paartherapie -> Psychotherapie -> Psychiatrie

Beitrag von Katerle »

Hallo Leer,

ersteinmal herzlich Willkommen im Forum und einen guten Austausch hier.
Danke, dass du dich ein wenig vorgestellt hast. Verstehe schon, dass du aus genannten Gründen auch unzufrieden in eurer Beziehung bist. Und ja, das ist auch für die Familie eine Herausforderung, dich zunächst auf dich zu konzentrieren.
Nun, ist doch erstmal positiv, dass du einen Termin in der Psychiatrie gemacht hast und dich krankschreiben lassen. Erwarte mal bitte nicht gleich zuviel von dir, Freude empfinden zu müssen, du bist noch ganz am Anfang. Auch die Grübelgedanken werden nicht gleich verschwinden. Einen Schritt nach dem anderen. Genau, das psychiatrische Gespräch abwarten und dann siehst du weiter. (Reha). Du wirst es auf jedem Fall für dich herausfinden, was Sache ist.

Alles Gute für dich,
Katerle
Leer2024
Beiträge: 2
Registriert: 29. Apr 2024, 19:44

Re: Paartherapie -> Psychotherapie -> Psychiatrie

Beitrag von Leer2024 »

Hallo Katerle,
danke für das Lesen und deine Antwort! Ich war/bin unsicher ob das das "richtige" Thema für so eine Vorstellung ist, hab aber auch kein passenderes gefunden. Jetzt hab ich ich zumindest vorgestellt und kann "ruhigen Gewissens" kommentieren bzw. Austauschen.
viele Grüße, Leer
Maxegon
Beiträge: 2525
Registriert: 25. Mai 2021, 11:33

Re: Paartherapie -> Psychotherapie -> Psychiatrie

Beitrag von Maxegon »

Leer2024 hat geschrieben: 5. Mai 2024, 21:37 Der Plan ist erstmal das Psychiatrische Gespräch abzuwarten, eine Kur zu beantragen um mir (und auch meiner Familie) eine kleine Pause zu geben fände ich auch gut.
Hallo Herr Leer2024,

... eine gute Idee!

Versuche dir eine Pause zu verschaffen, eine Kur oder überhaupt eine Auszeit.
Am besten in eine völlig andere Umgebung, weit weg von alldem, was dich zur Zeit beschäftigt. Man(n) darf/muss auch mal Egoist sein können.
THC- und alkoholfrei (rauschmittelfrei) versuchen herauszubekommen, wo man steht und was man überhaupt will.
Vielleicht bemerkst du ja, was dir sehr wichtig ist, worauf du verzichten kannst (könntest), was unbedingt sein muss und was du tolerieren kannst.

Den Rat von Anderen zu befolgen, ist immer so eine Sache, du lebst dein Leben, du hast deine Frau, deine Kinder, deine Erfahrung.
Die Anderen die ihrigen.

Das heißt aber nicht, dass alles Quatsch ist, was dir andere erzählen!

Letztendlich entscheidest du, du musst wählen, verändern oder es lassen, wie es ist.

Versuche den Druck 'rauszunehmen, stresse dich nicht selbst, überlege ... sachlich, was kannst du tun, wer könnte dir helfen, berate dich mit Anderen, versuche es möglichst emotionsfrei.

Vielleicht kann dir ein guter Psychologe dabei helfen, erwarte nicht zu viel.

Ich fragte oft die alten Leute, wie es bei ihnen war ... damals, als sie noch jung, so um die 30/40, waren und wie sie es dann auf 40 oder 60 Ehejahre brachten, wie sie es mit immer der selben Person aushalten konnten oder mit ihren Kindern, tagtäglich?

Denn die Alten mussten es ja wissen.

Ein Patentrezept gibt es nicht, man kann's aber probieren.
Katerle
Beiträge: 11264
Registriert: 25. Sep 2014, 10:30

Re: Paartherapie -> Psychotherapie -> Psychiatrie

Beitrag von Katerle »

Leer2024 hat geschrieben: 7. Mai 2024, 08:52 Hallo Katerle,
danke für das Lesen und deine Antwort! Ich war/bin unsicher ob das das "richtige" Thema für so eine Vorstellung ist, hab aber auch kein passenderes gefunden. Jetzt hab ich ich zumindest vorgestellt und kann "ruhigen Gewissens" kommentieren bzw. Austauschen.
viele Grüße, Leer
Klar gerne, kann deine Unsicherheit ebenfalls verstehen... Na klappt doch mit dem Austausch...

LG Katerle
Senif
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Registriert: 23. Jul 2023, 21:42

Re: Paartherapie -> Psychotherapie -> Psychiatrie

Beitrag von Senif »

:lol: trifft wohl den Nagel auf den Kopf
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