Schwierigkeiten, unter Leute zu gehen

szegfue75
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Schwierigkeiten, unter Leute zu gehen

Beitrag von szegfue75 »

Liebes Forum,

ich melde mich nach langer Zeit zurück. Vermutlich kennt mich niemand mehr hier. Aber heute habe ich das starke Bedürfnis mich mitzuteilen. Unter LeidensgenossInnen sozusagen. Obwohl ich hier im Forum oft festgestellt habe, wie unterschiedlich und individuell diese Despression doch sein kann.
Mittlerweile gehe ich auf die Ende Vierzig zu und ich leide schon sehr lange an Depressionen, Ängsten und Essstörungen. Ich lebe alleine, gehe arbeiten und mache zur Zeit keine Therapie. Auch Antidepressiva nehme ich keine.

Seit einiger Zeit habe ich wieder eine schwierige Phase. Die Krankheitstage und Tage im Homeoffice häufen sich. An den Wochenenden und freien Tagen mache nichts außer fernsehen oder auf dem Handy spielen oder surfen.

Heute gibt es ein spontanes Fest in unserem Haus. Ein Second Hand Laden im Erdgeschoss (fast direkt unter meiner Wohnung) hat nach einer Renovierung heute neu eröffnet und viele Mensche stehen vor dem Laden und feiern. Ich habe heimlich aus dem Fenster geschaut und viele der Hausbewohner entdeckt. Heute Vormittag war ich einkaufen, aber ich habe nirgends eine Einladung zu dieser Feier gesehen. Das macht mich irgendwie traurig.

Gut, ich wäre sowieso nicht zur Feier gekommen. Aber trotzdem. Ich lebe seit 18 Jahren hier. Und ich war noch nie auf einem Hoffest, dass ab und zu mal stattfindet.

Eine Nachbarin, die so alt wie meine Mutter ist, bemüht sich seit einiger Zeit mich auf ihren Geburtstag einzuladen. Das letzte Mal, dass wir uns zufällig begegnet sind und gesprochen haben, war vor Ostern. Da habe ich ihr den Vorschlag gemacht, dass wir uns vielleicht erstmal zu zweit treffen könnten. Die Idee fand sie gut und sie schlug vor, dass wir mal auf einen Wein in den Weinladen bei uns um die Ecke gehen könnten. Ich habe mich riesig gefreut. Leider habe ich sie seitdem nicht mehr getroffen.

Ich bin traurig, dass ich so bin wie ich bin. Wieso bin ich nur so? Wieso kann ich das nicht überwinden, unter Menschen zu gehen? Das ist auch nicht alles, was mich gerade belastet. Aber vielleicht hat jemand ein paar tröstende Worte oder mag ähnliche Erfahrungen mit mir teilen. Mittlerweile bin ich schon seit vielen Jahren Single. Ein Zustand, den ich gerne ändern möchte. Aber ich fürchte, ich kann es nicht.

Liebe Grüße
"Glücklichsein ist eine Angelegenheit rein persönlicher Anpassung an ihre Umgebung."
Zitat aus Cluny Brown auf Freiersfüßen
Katerle
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Re: Schwierigkeiten, unter Leute zu gehen

Beitrag von Katerle »

Hallo szegfue,

doch ich kenne dich noch und es ist schön, dass du mal wieder schreibst.
Sei bitte nicht traurig und gib die Hoffnung nicht auf... Schwierigkeiten, unter Leute zu gehen, kenne ich auch. Deshalb trainiere ich es auch immer wieder neu, mich zu überwinden. Mal klappt es besser, mal weniger. Und wenn es mal nicht gelingt, dann wird es das Nächstemal. Kurz gesagt, ich lasse mich davon nicht entmutigen, falls es mal nicht so gelingt.
Ja, das mit dem Fest ist schon schade, dass du nicht dabei sein konntest. Aber es gibt bestimmt mal wieder eins.

Das mit deiner Nachbarin klingt doch ganz nett. Du wirst sie bestimmt bald wieder treffen. Das war ein guter Vorschlag von dir.

Traurig ist das schon irgendwo, sich nicht überwinden zu können, unter Menschen zu gehen. Nur lass dich davon bitte nicht entmutigen, sondern starte aufs Neue.

Zum Beispiel hatte ich auch lange niemanden getroffen und dann ergab sich eine Situation, dass wir uns anfangs begegneten und dann nochmal und so verabredeten wir uns mal zum Käffchen und lernten uns näher kennen. Und jetzt treffen wir uns öfter mal zum reden und wir waren auch schon spazieren und mit dem Rad unterwegs, nicht weit...

Du schreibst, dass du diesen Zustand single zu sein, gerne ändern möchtest. Sei mutig, gehe weiter unter Leute und ich drücke dir weiterhin ganz fest die Daumen, dich zu überwinden und zögere bitte nicht, nochmal ne Therapie zu machen.

Alles Gute weiterhin,
Katerle
Undjetzt
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Re: Schwierigkeiten, unter Leute zu gehen

Beitrag von Undjetzt »

Hallo szegfue75,

es ist schwer Kontakte zu pflegen und gar neue zu knüpfen, wenn man durch Krankheit so sehr mit sich selbst beschäftigt ist.
Aber sieh es doch mal so. Von dir kam der Vorschlag, deiner Nachbarin gegenüber. Der hat ihr sogar gefallen. Dass daraus nichts geworden ist kann viele Gründe haben und kein einziger muss etwas mit dir zu tun haben.
Du kannst es also durchaus. Das Zugehen auf andere! Nur Mut. Auch wenn dein Kopf dir etwas anderes glaubhaft machen will, du kannst nichts groß falsch machen und wenn nicht gleich etwas daraus entsteht, ist es kein Weltuntergang.

Du hast es durchaus in dir. Sei ganz du selbst und glaub nicht alles, was du denkst bevor du jemanden ansprichst. Unser Kopf spielt uns da Streiche, indem er uns weißmachen will, er wüsste schon, wie es endet. Das kann er garnicht! Er kennt die fremde Person ja auch nicht.

Alles Gute!
szegfue75
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Re: Schwierigkeiten, unter Leute zu gehen

Beitrag von szegfue75 »

Hallo Katerle, hallo Undjetzt,

ich danke euch für eure Antworten. Trotz der aufbauenden Worte, geht es gerade nicht besser. Und ich weiß nicht wie ich in die neue Woche starte werde. Auch die Arbeit belastet gerade wieder. Aber das ist ein anderes Thema. Auch heute habe ich noch keinen Fuß vor die Tür gesetzt. Ich hatte eigentlich vor, einen großen Spaziergang zu machen. Aber das habe ich gecancelt. Werde ich auch nächste Woche alles canceln?

Was mache ich denn jetzt, wenn ich einer HausbewohnerIn begegne? Wenn ich dieser Nachbarin begegne, die den Kontakt zu mir sucht. Sie hat übrigens auch in diesem Second Hand Laden gearbeitet. Nun wird vermutlich ihre Tochter mit einer anderen Nachbarin in dem Laden arbeiten. Sie haben mich nicht eingeladen. Vielleicht ist sie jetzt genervt. Vermutlich ist es nur ihr aufgefallen, dass ich nicht da war. Die Nachbarin, die neben mir wohnt, war gestern auch auf der Feier. Vor ein paar Tagen habe ich sie zufällig im Treppenhaus getroffen. Da merkte sie an, dass wir uns so selten sehen und fragte, woran das läge. "Ich weiß es auch nicht." Und dann wechselte ich schnell das Thema und fragte sie etwas zu ihrem Fahrrad, dass sie mit hoch in ihre Wohnung schleppte.

Die Sache ist die, dass ich meistens im Selbstmitleid versinke und nichts zu erzählen habe. Meistens bin ich tatsächlich mit mir und meinen Problemen beschäftigt und kann nichts anderes tun als zu klagen. Wenn ich ein Problem gelöst habe, kann ich mich zwar freuen, aber ich teile das selten mit meinen Mitmenschen. Keine Ahnung woran das liegt.

Aber vor was habe ich so große Angst, wenn es darum geht, unter Menschen zu gehen? Meine größte Angst ist, dass ich keinen Anschluss finde. Das ich da stehe und sich niemand mit mir unterhält. Ich möchte aber auch nicht diejenige sein, die von jemandem belagert wird, der sonst niemanden zum Reden hat und der oder die mich nicht interessiert. Das klingt etwas arrogant. Tja, aber jetzt, wo der gestrige Tag vorbei ist, wäre es mir lieber gewesen, mich mit jemandem zu unterhalten, der mich nicht so sehr interessiert als alleine in meiner Wohnung vor mich her zu vegetieren. Und das ich mir das jetzt so alles eingestehe, geht es mir auch nicht besser. Im Gegenteil.

Habt einen schönen Sonntag.
"Glücklichsein ist eine Angelegenheit rein persönlicher Anpassung an ihre Umgebung."
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Undjetzt
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Re: Schwierigkeiten, unter Leute zu gehen

Beitrag von Undjetzt »

Du beschreibst ja schon mit " Vielleicht ist sie jetzt genervt" wovor du Angst hast. Dein Kopf baut dir bereits ein Szenario zusammen. Vielleicht ist sie wirklich genervt. Vielleicht aber auch nicht?
Das findest du nicht heraus, indem du der Sache aus dem Weg gehst.
Wovor du also Angst hast? Vor Abweisung. Due Angst ist so groß, dass dein Kopf dir schon ausmalt wie es passiert.
Ich war gestern z.B. aus und heute kam der Gedanke, was für eine Belastung ich doch sein muss,bis hin dazu, dass ich meiner Freundin den Abend versaut hab. Nun. Ich habe mir selbst in Erinnerung gerufen, wie lang wir weg waren und wie sie drauf war. Genervt kann sie also nicht gewesen sein. Habe sie vorhin gefragt. Nein, keineswegs war ich eine Last. Ganz im Gegenteil.
Hier also der Kontrast: Mein Kopf baut mir zusammen, ich hätte ihr den Abend versaut und sie sagt mir, ich hätte ihn ja erst schön gemacht, bzw. dazu beigetragen.

Ja, diese negative, schwarze Gedankenwand muss man erst einmal überwinden. Aber es ist möglich.
Mach dir immer wieder klar, keine Zurückweisung o.ä hat doch wirklich schwere Konsequenzen, oder?
Wenn du einen Menschen bisher nicht kanntest, nicht im Leben hattest, so verlierst du nichts, wenn dieser mit dir nichts zu tun haben möchte. Heißt: Bei jeder Kontaktaufnahme kannst du nur gewinnen.
Topo
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Re: Schwierigkeiten, unter Leute zu gehen

Beitrag von Topo »

szegfue75 hat geschrieben: 4. Mai 2024, 21:33 Liebes Forum,

ich melde mich nach langer Zeit zurück. Vermutlich kennt mich niemand mehr hier. Aber heute habe ich das starke Bedürfnis mich mitzuteilen. Unter LeidensgenossInnen sozusagen. Obwohl ich hier im Forum oft festgestellt habe, wie unterschiedlich und individuell diese Despression doch sein kann.
Mittlerweile gehe ich auf die Ende Vierzig zu und ich leide schon sehr lange an Depressionen, Ängsten und Essstörungen. Ich lebe alleine, gehe arbeiten und mache zur Zeit keine Therapie. Auch Antidepressiva nehme ich keine.

Seit einiger Zeit habe ich wieder eine schwierige Phase. Die Krankheitstage und Tage im Homeoffice häufen sich. An den Wochenenden und freien Tagen mache nichts außer fernsehen oder auf dem Handy spielen oder surfen.

Heute gibt es ein spontanes Fest in unserem Haus. Ein Second Hand Laden im Erdgeschoss (fast direkt unter meiner Wohnung) hat nach einer Renovierung heute neu eröffnet und viele Mensche stehen vor dem Laden und feiern. Ich habe heimlich aus dem Fenster geschaut und viele der Hausbewohner entdeckt. Heute Vormittag war ich einkaufen, aber ich habe nirgends eine Einladung zu dieser Feier gesehen. Das macht mich irgendwie traurig.

Gut, ich wäre sowieso nicht zur Feier gekommen. Aber trotzdem. Ich lebe seit 18 Jahren hier. Und ich war noch nie auf einem Hoffest, dass ab und zu mal stattfindet.

Eine Nachbarin, die so alt wie meine Mutter ist, bemüht sich seit einiger Zeit mich auf ihren Geburtstag einzuladen. Das letzte Mal, dass wir uns zufällig begegnet sind und gesprochen haben, war vor Ostern. Da habe ich ihr den Vorschlag gemacht, dass wir uns vielleicht erstmal zu zweit treffen könnten. Die Idee fand sie gut und sie schlug vor, dass wir mal auf einen Wein in den Weinladen bei uns um die Ecke gehen könnten. Ich habe mich riesig gefreut. Leider habe ich sie seitdem nicht mehr getroffen.

Ich bin traurig, dass ich so bin wie ich bin. Wieso bin ich nur so? Wieso kann ich das nicht überwinden, unter Menschen zu gehen? Das ist auch nicht alles, was mich gerade belastet. Aber vielleicht hat jemand ein paar tröstende Worte oder mag ähnliche Erfahrungen mit mir teilen. Mittlerweile bin ich schon seit vielen Jahren Single. Ein Zustand, den ich gerne ändern möchte. Aber ich fürchte, ich kann es nicht.

Liebe Grüße
Hey,

du schreibst, dass du aktuell nicht in Behandlung bist aber deine Depressionen schon länger anhalten. Dann würde sich doch eine Behandlung durchaus anbieten? Ich denke, bei den geschilderten Problemen wäre eine kognitive Verhaltenstherapie sicherlich hilfreich. Da wird auch zu einem kleineren Teil geschaut, warum du "so bist wie du bist" (dein Zitat oben). Vor allem kannst du dadurch aber Vermeidungsverhalten wie bezüglich des Hoffestes oder ungesunde Verhaltensweisen wie das wochendliche Dauersurfen gut thematisieren und ändern!

VG Topo
Maxegon
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Re: Schwierigkeiten, unter Leute zu gehen

Beitrag von Maxegon »

Undjetzt hat geschrieben: 5. Mai 2024, 12:43 Bei jeder Kontaktaufnahme kannst du nur gewinnen.
Schön beschrieben, @Undjetzt.
Was soll schon passieren?
"Schlimmstenfalls" (Ironie!) hast du einen schönen Tag, ein nettes Gespräch und lernst interessante Menschen kennen.
Behagt es dir nicht, kannst du immer noch, dich zurückziehen, doch probieren, es wagen musst/darfst du.
Vielleicht ist deine Nachbarin eine ganz fürchterliche Person, vielleicht 'ne ganz nette ... wie willst du es jemals erfahren?
Trau' dich.
Was kannst du verlieren?
Mayana
Beiträge: 298
Registriert: 11. Jun 2023, 01:16

Re: Schwierigkeiten, unter Leute zu gehen

Beitrag von Mayana »

Naja, Stichpunkt „was kannst du verlieren“, da kann ich schon verstehen, dass man Angst vor Abweisung hat oder dass man dann gefragt wird etwas zu unternehmen und dann canceln muss, weil die Psyche nicht mitspielt. Das zieht einen gedanklichen Rattenschwanz hinter sich her, den es zu bearbeiten gilt. Da stimme ich Topo zu, für sowas ist die Verhaltenstherapie gemacht, da schafft der Therapeut das Gerüst, an dem man sich festhalten kann während man diesen Gedanken hinterher geht.
szegfue75
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Re: Schwierigkeiten, unter Leute zu gehen

Beitrag von szegfue75 »

Ja, da hast du vollkommen ins Schwarze getroffen @Undjetzt. Also, dass ich mir ein Szenario ausmale. Aber ich bin gerade eher mehr in Gedanken dabei, wie es gestern gelaufen wäre, wenn ich runter zur Feier gegangen wäre. Wie lange hätte ich es ausgehalten? Vielleicht hätte ich schon auf dem Treppenabsatz wieder umgedreht. Oder ich wäre eine halbe Minute draußen in der Menschenmenge gestanden und hätte dann wieder kehrt gemacht. Oder ich hätte zufällig die Nachbarin getroffen, die mit ihrem Mann und ihren 2 kleinen Jungs über mir wohnt, mit der ich tatsächlich auch mal mehr als nur "Hallo" gesprochen habe. Mit ihr hätte ich vielleicht 10 Minuten sprechen können. Das wäre mein Lieblingsszenario gewesen. Dann hätte ich wenigstens ein Gespräch geführt und wäre dann wieder zurück in meine Wohnung.

Aber nein. Und ja, deine Worte beruhigen etwas @Undjetzt. Denn ich hätte tatsächlich nicht viel verloren, wenn ich diese Nachbarin träfe (nennen wir sie R.) und sie genervt wäre und nichts mehr mit mir zu tun haben möchte.

Mittlerweile habe ich mich mit dem ganzen soweit auseinander gesetzt, dass ich wieder entspannt über die Sache denke. Ich sage einfach, dass ich schreckliche Kopfschmerzen hatte, wenn mich jemand über mein Fortbleiben fragt. Aber das nächste Fest wird es früher oder später geben und dann werde ich wieder in der selben Zwickmühle stecken wie jetzt bzw. gestern.

Seit 2 Jahren bin ich nicht mehr in Therapie, schätze ich mal. Und eine Verhaltenstherapie möchte ich eigentlich nicht mehr machen. Das war nämlich die letzte Therapie, die ich gemacht habe. Mich hat es gestört, bzw. hatte ich das Gefühl, dass ich mir neue Verhaltensweisen nicht selbst erarbeiten konnte. Der Impuls kam immer von der Therapeutin. Außerdem fand ich das der Raum für das Schildern meiner Probleme zu klein war. Ich würde gerne eine Gruppentherapie probieren. Obwohl dann der Raum für das Probleme schildern noch kleiner ausfällt. Also, ich weiß noch nicht wie ich da am besten vorgehe. Welche Therapieform ich machen werde. Auf jeden Fall werde ich mich wieder damit beschäftigen, einen Therapieplatz zu finden. Das ist ja auch nicht so einfach.

Wegen der Handysucht. Also, ich denke, dass ich das wieder in den Griff bekomme. Ich hoffe es zumindest. Es ist jetzt nicht ein Problem, dass ich schon lange mit mir rumschleppe.

Tja, ich weiß es nicht. Ich versuche mir zu überlegen, was ich unternehmen könnte, um wieder unter Menschen zu gehen. Fortsetzung folgt.. Das Komische ist, dass ich Ideen habe. Aber der nächste Gedanke ist wieder destruktiv und ich lasse es wieder.

Ich habe übrigens nicht durchgehend Depressionen. Es gibt auch Phasen, wo es mir etwas besser geht. Es ist nie 100% gut. Aber es ist einigermaßen aushaltbar. Eine Therapeutin meinte mal, dass die Depression meine Achillesferse ist. Sie kehrt immer wieder zurück. Und das ist für alle anstrengend. Auch für mein Umfeld. Es muss enttäuschend sein, wenn man mitbekommt, dass da jemand ist, der sich einfach immer wieder in einer Negativschleife dreht. Und wohlgemeinte Ratschläge einfach nicht fruchten.
"Glücklichsein ist eine Angelegenheit rein persönlicher Anpassung an ihre Umgebung."
Zitat aus Cluny Brown auf Freiersfüßen
face
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Re: Schwierigkeiten, unter Leute zu gehen

Beitrag von face »

Hallo szegfue75,

deine Schwierigkeiten und die Gedanken die du dir machst kenne ich auch von mir selbst sehr gut. Ich arbeite dran und von meinen extremzeiten bin ich ein gutes Stück entfernt. Trotzdem habe ich große Hemmungen auch bei vermeitlich kleinen Dingen z.b. jemanden den ich kenne per Whatsapp anzuschreiben (ich könnte ja Nerven) Und das sogar bei Leuten dir mir ausdrücklich gesagt haben ich soll mir deswegen keine Gedanken machen.

Die Thematik ist aber wahrscheinlich eher eine Sache des Selbstwertgefühls oder? (ists jedenfalls bei mir). Ich lehe mich jetzt mal aus dem Fenster, warum bist du nicht auf die Eröffnungsparty gegangen? Ich meine das jetzt nicht im Sinne von "Hättest dich halt überwunden" oder "Stell dich nicht so an" sondern wo lag die Angst?
Angst dumm in der Ecke zu stehen, Angst keinen Anschluß zu bekommen, Angst sich zu blamieren?

Mein Fall liegt etwas anders (aber ich habe 25 Jahre praktisch keine sozialen Kontakte, geschweigedenn romantische Kontake gehabt). Ich baue mir ganz langsam (und mit vielen Ängsten) jetzt erst mit 41 das erste mal überhaupt ein eigenes und "gesünderes" Leben auf. Bei mir kommt noch als Sonderfaktor mein Outing drauf, wofür ich mich zwar in keiner Hinsicht schäme aber hier im Dorf/Kleinstadt doch noch etwas mehr "beobachtet" fühle.

Was mir geholfen hat (neben Onlinedating) war, das ich aktiv versucht habe Kontakte in einer anderen Stadt (oder Stadtteil bei Großstadt) aufzubauen. Dadurch war die Angst mich zu blamieren deutlich reduziert weil es nicht mein direktes Umfeld betraf. Währe sowas vielleicht eine Option für dich? Es ist tatsächlich so das es mit jedem erfolgreichen Kontakt ein klein wenig leichter wird. Man verlernt leider wie man soziale Kontakte aufbaut, kann es aber wieder erlernen.

Die Sache mit dem jammern, jaaa da muss ich mich auch selbst schwer zusammenreißen. Ich denke oft ich hab ja sonst nichts zu erzählen. Zum kennenlernen von neuen Leuten ist jammern jedenfalls nichts geeignet außer zu suchst dir eine Selbsthilfegruppe zum entsprechenden Thema.

Thema ist das nächste. Hast du irgendwelche Interessen, Hobbies etc die man z.b. auch in einem Verrein ausleben könnte? Sport z.b.? Dabei kommt man recht schnell mit Leuten in Kontakt, es gibt einen Wiederholungsfaktor und idealerweiße auch gleich ein Gesprächsthema.

Ich wünsche dir viel Erfolg und Glück.
DieNeue
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Re: Schwierigkeiten, unter Leute zu gehen

Beitrag von DieNeue »

Hallo,
face hat geschrieben: 5. Mai 2024, 16:13 Die Sache mit dem jammern, jaaa da muss ich mich auch selbst schwer zusammenreißen. Ich denke oft ich hab ja sonst nichts zu erzählen.
Man muss eigentlich nicht unbedingt soooo viel von sich erzählen. Es reicht auch erstmal sich für andere Leute zu interessieren und ihnen Fragen zu stellen. Da kann man sich dann z.B. auch über die Hobbys von anderen unterhalten, auch wenn man selber kein besonders spannendes Hobby hat. Viele Leute reden gerne über das, was sie interessiert und was sie gerne machen und freuen sich, wenn sich jemand interessiert. Man muss andere Leute ja nicht löchern, aber man kann Interesse zeigen. Ob man sich jetzt wirklich dafür interessiert, finde ich in dem Fall zweitrangig, denn man will ja eine Person kennenlernen und das tut man nur, indem man mit der Person in Kontakt kommt und das geht meist nicht, indem man mit der Tür ins Haus fällt, sondern indem man sich erstmal bisschen "beschnuppert".
Man kann sich auch Fragen überlegen, die leicht beantwortbar sind wie z.B. "Und was machst du heute noch so?" "Und was hast du heute alles schon gemacht?" "Wie war dein Tag?" Daraus können sich dann Gespräche ergeben, je nachdem wie die Leute drauf einsteigen.

Ich finde, man kann auch ehrlich sein, wenn man z.B. gefragt wird, warum man nicht zu Feier XY kommt oder man sich so selten sieht. Wenn man da ehrlich ist und sagt, man fühlt sich nicht so wohl, weil man dort niemanden kennt, kann es passieren, dass man als Antwort bekommt "Dann nehmen wir dich halt das nächste Mal mit und gehen zusammen hin." Dass man ungern alleine auf eine Feier geht, wo man niemanden kennt, ist ja jetzt nicht so ungewöhnlich. Ich finde, Ehrlichkeit und Offenheit kann da auch Türen öffnen. Natürlich sollte man nicht jedem alles erzählen, aber man kann sich ja die Leute ein bisschen aussuchen, wer einem sympathisch ist und wer nicht.

Liebe Grüße,
DieNeue
szegfue75
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Re: Schwierigkeiten, unter Leute zu gehen

Beitrag von szegfue75 »

face hat geschrieben: 5. Mai 2024, 16:13 Die Thematik ist aber wahrscheinlich eher eine Sache des Selbstwertgefühls oder? (ists jedenfalls bei mir). Ich lehe mich jetzt mal aus dem Fenster, warum bist du nicht auf die Eröffnungsparty gegangen? Ich meine das jetzt nicht im Sinne von "Hättest dich halt überwunden" oder "Stell dich nicht so an" sondern wo lag die Angst?
Angst dumm in der Ecke zu stehen, Angst keinen Anschluß zu bekommen, Angst sich zu blamieren?
Ja, das ist schon auch eine Frage des Selbstwertgefühls. Aber es geht auch um Grenzen setzen. Ehrlich gesagt treffen alle Ängste, die du aufgezählt hast zu. Ich habe definitiv ein geringes Selbstwertgefühl.
Was mir geholfen hat (neben Onlinedating) war, das ich aktiv versucht habe Kontakte in einer anderen Stadt (oder Stadtteil bei Großstadt) aufzubauen. Dadurch war die Angst mich zu blamieren deutlich reduziert weil es nicht mein direktes Umfeld betraf. Währe sowas vielleicht eine Option für dich?
Ich lebe tatsächlich in einer Großstadt. Und ich hätte kein Problem in einem anderen Stadtteil nach sozialen Kontakten zu suchen. Die Frage ist nur wie. Online-Dating möchte ich gerade eigentlich nicht machen. Da hatte ich tatsächlich mal jemanden kennengelernt, mit dem ich ein paar Monate zusammen war. Aber die letzten Versuche verliefen relativ schnell im Sande. Oder sie kamen gar nicht erst zustande. Aber ich könnte mal auf einer sozialen Plattform, wo ich Mitglied bin, nach Aktivitäten suchen, die man mit Gleichgesinnten unternehmen könnte. Anfang des Jahres hatte ich überlegt an einem Tanzworkshop teilzunehmen. Aber bisher hat das nicht geklappt. Ansonsten gehe ich seit fast einem Jahr regelmäßig in ein kleines Pilates Studio. Da ergibt sich aber nichts weiter, außer das ich etwas fitter werde. Während der Pandemie hatte ich einen autobiografischen Schreibkurs besucht. Daraus ist eine Schreibgruppe entstanden, wo ich bis vor kurzem noch aktiv war. Mit einer Frau aus der Gruppe habe ich mich angefreundet. Wir treffen oder trafen uns bis vor kurzem regelmäßig fürs Kino oder zum Essen. Aber als wir uns das letzte Mal getroffen haben, ist so unglücklich gestürzt, dass sie sich die Schulter gebrochen hat. Ich habe sie mit dem Rettungswagen ins Krankenhaus begleitet und ihr ein paar Tage darauf Schokolade und eine Genesungskarte geschickt. Sie hat sich zwar bedankt, aber seitdem ist Funkstille. Bei unserem letzten Schreibgruppentreffen habe ich festgestellt, dass mir das Schreiben, irgendwie gar nicht so richtig Spaß macht. Ich hatte auch nicht immer einen Text zum Teilen. Eigentlich finde ich Schreiben gut, aber ich bin schon in einer Schreibblockade bevor es losgeht. Das betrifft sowohl das Schreiben von autobiografischen als auch fiktiven Texten. Ich hatte sogar noch unabhängig von der Schreibgruppe einen weiteren Schreibkurs besucht. Aber das hat alles nichts gebracht. Ich mag die Schreibgruppe, mir sind diese Frauen ans Herz gewachsen. Aber es fühlt sich im Moment nicht gut an. Ich werde ständig daran erinnert, dass ich egal was ich mir als Hobby raussuche, nie lange durchhalten kann. Es wird irgendwann zur Last.
Ich hatte letztes Jahr auch versucht mich einer Selbsthilfegruppe anzuschließen. Das war an das Programm der AAs angelehnt. Aber auch das habe ich nach ein paar Monaten abgebrochen. Mir fiel es unglaublich schwer mich den anderen mitzuteilen. Ich hatte auch einen Sponsor. Aber dieses Programm funktioniert eben nur, wenn man auch an den Meetings teilnimmt. Und so verlor ich wieder den Sponsor, was mich ehrlich gesagt nicht kalt gelassen hat.
DieNeue hat geschrieben: 5. Mai 2024, 17:10 Man kann sich auch Fragen überlegen, die leicht beantwortbar sind wie z.B. "Und was machst du heute noch so?" "Und was hast du heute alles schon gemacht?" "Wie war dein Tag?" Daraus können sich dann Gespräche ergeben, je nachdem wie die Leute drauf einsteigen.
Das ist ein guter Tipp mit den leichten Fragen.
Dass man ungern alleine auf eine Feier geht, wo man niemanden kennt, ist ja jetzt nicht so ungewöhnlich.
Naja, ich kenne die meisten Bewohner aus dem Haus schon.
"Glücklichsein ist eine Angelegenheit rein persönlicher Anpassung an ihre Umgebung."
Zitat aus Cluny Brown auf Freiersfüßen
Horizont24
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Registriert: 27. Apr 2024, 11:23

Re: Schwierigkeiten, unter Leute zu gehen

Beitrag von Horizont24 »

Hallo szegfue75,
ich lese gerade deine Beiträge und möchte dir sagen, daß du doch schon motiviert mit dem Schreibkurs angefangen hast. Das war der erste Schritt. Du hast es geschafft Vertrauen zu einer Frau aufzubauen. Und erfolgreich Hilfe angeboten. Kleine Schritte mit großer Wirkung. Bitte gib das nicht auf und versuche den Kontakt zu behalten.
Ich habe zu oft aufgegeben. Heute und damals kenne ich den Grund. Mein Selbstwertgefühl sagt mir, du bist es nicht wert. Freundinnen konnten meine negativen traurigen Geschichten nicht mehr hören. Sie dachten jedes Mal ich übertreibe und bin nur am jammern. Ich habe keine engen Kontakte mehr. Sogar der Kontakt zu meinen Geschwistern ist abgebrochen. Auslöser war meine physische Erkrankung. Ich war eh schon immer die Schwierige mit den Problemen und jetzt will die noch mehr Aufmerksamkeit.
Heute gehe ich einen anderen Weg. Es fällt mir leicht Kontakt zu fremden Menschen aufzubauen, die mich vorher nicht kannten. In meiner Kleinstadt traue ich mich nicht in einen Verein, Versammlungen und Gruppen vermeide ich. Ich kenne sie fast alle mit Namen. Es sind Lehrer, Ärzte, Polizeibeamte….. Meine letzter Arbeitgeber war die Stadt! Da sitze ich im Rathaus und eine Mitarbeiterin erklärt mir, daß ich nächstes Jahr nicht mehr auf 450€ Basis arbeiten kann. Der Grund war physisch nicht belastbar, in 2 Jahren dreimal im Krankenhaus.
Ich erzähle noch kurz, wie ich es am heutigen Tag geschafft habe. In der Innenstadt war diese Großveranstaltung. Alle Vereine, Geschäfte, Verkäufer präsentieren ihre Erzeugnisse( Honig, Selbstgenähte Taschen….). Es gibt Würstchen….Wie schaffe ich es da hin zu gehen ? Ohne Angst, ich will nicht, daß mich einer anspricht.
Die Lösung ist positive Erlebnisse. Ich nehme meine beiden Hunde und gehe auf dem Feldweg, die Hunde rennen über die Wiese. Es geht uns gut!!! Zu Hause gehe ich ins Schlafzimmer und ziehe mich so lange um, bis ich mir gefalle. Ich bin zuerst zum Bäcker und habe 2 Stück Kuchen und einen Café to Go gekauft. Dann kurz an wenigen Ständen vorbei geschlendert. Ins Schaufenster vom Schmuckgeschäft geschaut und dabei die Leute beim Essen gesehen. Zum Schluss natürlich noch die Bratwurst kaufen. Kurz vor meinem Parkplatz setze ich mich auf eine Bank, Café getrunken, Wurst gegessen und aus der Entfernung die Menschen gesehen. Es ist nicht wichtig, was die Menschen über dich denken. Es ist wichtig was du denkst.
Was ich als Fazit sagen möchte, ich war zufrieden 😀 mit mir.
Ich wünsche dir alles Liebe und Mut.
Horizont24
Undjetzt
Beiträge: 305
Registriert: 15. Feb 2024, 11:13

Re: Schwierigkeiten, unter Leute zu gehen

Beitrag von Undjetzt »

szegfue75 hat geschrieben: 5. Mai 2024, 15:18 Ja, da hast du vollkommen ins Schwarze getroffen @Undjetzt. Also, dass ich mir ein Szenario ausmale. Aber ich bin gerade eher mehr in Gedanken dabei, wie es gestern gelaufen wäre, wenn ich runter zur Feier gegangen wäre. Wie lange hätte ich es ausgehalten? Vielleicht hätte ich schon auf dem Treppenabsatz wieder umgedreht. Oder ich wäre eine halbe Minute draußen in der Menschenmenge gestanden und hätte dann wieder kehrt gemacht. Oder ich hätte zufällig die Nachbarin getroffen, die mit ihrem Mann und ihren 2 kleinen Jungs über mir wohnt, mit der ich tatsächlich auch mal mehr als nur "Hallo" gesprochen habe. Mit ihr hätte ich vielleicht 10 Minuten sprechen können. Das wäre mein Lieblingsszenario gewesen. Dann hätte ich wenigstens ein Gespräch geführt und wäre dann wieder zurück in meine Wohnung.

Aber nein. Und ja, deine Worte beruhigen etwas @Undjetzt. Denn ich hätte tatsächlich nicht viel verloren, wenn ich diese Nachbarin träfe (nennen wir sie R.) und sie genervt wäre und nichts mehr mit mir zu tun haben möchte.

Mittlerweile habe ich mich mit dem ganzen soweit auseinander gesetzt, dass ich wieder entspannt über die Sache denke. Ich sage einfach, dass ich schreckliche Kopfschmerzen hatte, wenn mich jemand über mein Fortbleiben fragt. Aber das nächste Fest wird es früher oder später geben und dann werde ich wieder in der selben Zwickmühle stecken wie jetzt bzw. gestern.

Seit 2 Jahren bin ich nicht mehr in Therapie, schätze ich mal. Und eine Verhaltenstherapie möchte ich eigentlich nicht mehr machen. Das war nämlich die letzte Therapie, die ich gemacht habe. Mich hat es gestört, bzw. hatte ich das Gefühl, dass ich mir neue Verhaltensweisen nicht selbst erarbeiten konnte. Der Impuls kam immer von der Therapeutin. Außerdem fand ich das der Raum für das Schildern meiner Probleme zu klein war. Ich würde gerne eine Gruppentherapie probieren. Obwohl dann der Raum für das Probleme schildern noch kleiner ausfällt. Also, ich weiß noch nicht wie ich da am besten vorgehe. Welche Therapieform ich machen werde. Auf jeden Fall werde ich mich wieder damit beschäftigen, einen Therapieplatz zu finden. Das ist ja auch nicht so einfach.

Wegen der Handysucht. Also, ich denke, dass ich das wieder in den Griff bekomme. Ich hoffe es zumindest. Es ist jetzt nicht ein Problem, dass ich schon lange mit mir rumschleppe.

Tja, ich weiß es nicht. Ich versuche mir zu überlegen, was ich unternehmen könnte, um wieder unter Menschen zu gehen. Fortsetzung folgt.. Das Komische ist, dass ich Ideen habe. Aber der nächste Gedanke ist wieder destruktiv und ich lasse es wieder.

Ich habe übrigens nicht durchgehend Depressionen. Es gibt auch Phasen, wo es mir etwas besser geht. Es ist nie 100% gut. Aber es ist einigermaßen aushaltbar. Eine Therapeutin meinte mal, dass die Depression meine Achillesferse ist. Sie kehrt immer wieder zurück. Und das ist für alle anstrengend. Auch für mein Umfeld. Es muss enttäuschend sein, wenn man mitbekommt, dass da jemand ist, der sich einfach immer wieder in einer Negativschleife dreht. Und wohlgemeinte Ratschläge einfach nicht fruchten.
Hi,

ja, das kommt mir alles sehr bekannt vor. Und nicht bei jedem kann ich den Mut aufbringen und einfach nachfragen. Je nachdem wie tief ich mental gerade bin, ist von Auslachen bis Todesstrafe alles dabei. Die wildesten Szenarien werden da vorbereitet.
Am Ende ist es jedoch so, wie ich schon schrieb. "Was soll denn schlimmes passieren?". Ich weis aber auch, dass diese Erkenntnis nicht immer möglich ist.
Deine Rechtfertigung mit den Kopfschmerzen ist auch nur typisch. Kenn ich auch von mir. Ist aber erst einmal nicht die erste Baustelle.

Schreib dir deine Ideen auf. Dann kannst du sie in guten Momenten noch einmal durchgehen und dir klar machen, dass die destruktiven Gedanken dazu eigentlich alle null und nichtig sein, da du nicht in die Zukunft sehen kannst.

Ich denke, du hast einen guten Blick auf dich selbst. Verlang dir nicht zu viel auf einmal ab, kleine, aber sichere Schritte sind meistens besser und nachhaltiger.
Horizont24
Beiträge: 21
Registriert: 27. Apr 2024, 11:23

Re: Schwierigkeiten, unter Leute zu gehen

Beitrag von Horizont24 »

Hallo zusammen,
Ich bin aufgewacht und traurig 😞. Es ist genau wie immer. Es passiert jedes Mal, wenn ich mir Zuviel zugemutet habe. Alleine und die ganzen Jahre alleine. Ich wusste schon immer, irgendwann kommt die Zeit, da kannst Du nicht mehr positiv reden und den Leuten, denen du auf der Straße begegnest sagen, es geht mir gut. So wie ich eine Kaufsucht entwickelt habe, habe ich Menschen angesprochen, die ich kannte, z.B Guten Morgen Frau…, war mal meine Klassenlehrerin. Eine fitte Rentnerin, es interessiert sie nicht, wenn ich erwähne, daß ich schon in Rente bin. Sie sagt, nachdem ich kurz erzähle, wie mir meine Arbeit fehlt, kommen sie in den Museums -Verein, die Mitglieder sind älter als sie, da ist eine junge Frau willkommen. Sonntag Mittag von 14:00 - 17:00 Uhr. Wie gestern geschrieben: Alle sind bei uns im Verein-Ehrenamt.
Ich schaffe das nicht, es würde mich soviel Kraft kosten freundlich und gutgelaunt aufzutreten. 1 Ehrenamt mache ich, es ist das Einzige, was mich an die Zeit- meine berufliche- erinnert. Da rede, quatsche ich die Leute zu, es ist mein Strohhalm. Es sind im Grunde nur kurze Besuche, nur rede und rede ich die ganze Zeit. Dann kommt es mir nach einer Stunde so vor, die gehen jetzt zur Haustür und sind froh mich wieder los zu sein.
Gestern wieder zu Hause ,im Auto 🚙 Radio lief ein trauriges Lied und ich wollte nicht zurück in die Hölle. Meine Ehe ist eine Katastrophe. Ich war immer auf der Flucht, meine Kinder ohne seine Hilfe erzogen, meine Arbeit, Abendschule, Studium. Alles war besser, als in seiner Nähe. Zum Thema Freunde: Mobbing in der Arbeit, Sohn negatives Verhalten, Mann sowieso, die Gesellschaft denkt: die Frau ist genauso. Schublade auf, Schublade zu.
Das ist meine ehrliche Situation, jetzt seht ihr, ich bin nicht mehr stark. Es sind bei mir nicht die fremden Menschen, sondern die in meinem Umfeld.
Grüße Horizont24
szegfue75
Beiträge: 494
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Re: Schwierigkeiten, unter Leute zu gehen

Beitrag von szegfue75 »

Hallo,

nun ist wieder das Wochenende fast vorbei und ich habe seit Freitag nicht einmal einen Fuß vor die Tür gesetzt. Aber ich habe die Nachbarin R. zufällig vor dem neu eröffneten Laden getroffen, den ich mir gleich angeschaut habe. Das hat ganz gut geklappt. Kein Verkrampfe. Aber das liegt vermutlich daran, dass nur sie, ihre Tochter und ich in dem Laden waren. Sie sagte nur, dass ich einen Prosecco bekommen hätte, wenn ich zur Eröffnung gekommen wäre. Und dann haben wir Nummern getauscht, damit wir uns mal verabreden können.

In die Arbeit habe ich es nur am Dienstag geschafft. Da hatte ich ein Mitarbeitergespräch. Eigentlich war das ganz ok. Aber da ist gerade auch eine belastende Situation. Ein Arbeitskollege, der eine leitende Position hatte, wird nach langer Krankheit zurückkehren und wir werden zusammenarbeiten. Da ich in diesem Unternehmen schlechte Erfahrungen gemacht habe mit jemandem ganz eng zusammenzuarbeiten, graut es mir vor dieser Veränderung. Es stört mich, dass diese Neuerung nicht offen kommuniziert wird. Wie die Zusammenarbeit genau aussehen soll. Man wird einfach so ins kalte Wasser gestoßen. Ich hatte wegen des Mitarbeitergesprächs ein Coaching zur Vorbereitung. Das war eigentlich ganz gut. Aber auch da hat es mich etwas gestört, dass der Coach sich einen Punkt rausgepickt hat und es die ganze Stunde nur darum ging. Naja, ich habe gerade an allem etwas zum Aussetzen. Wegen meiner Schreibgruppe weiß ich nicht, ob ich nächste Woche teilnehmen soll ohne Text. Irgendwie fällt mir nichts ein. Und es macht irgendwie auch nicht wirklich Spaß.

Liebe Grüße
"Glücklichsein ist eine Angelegenheit rein persönlicher Anpassung an ihre Umgebung."
Zitat aus Cluny Brown auf Freiersfüßen
Katerle
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Registriert: 25. Sep 2014, 10:30

Re: Schwierigkeiten, unter Leute zu gehen

Beitrag von Katerle »

@ Horizont

Sowas kann einen schon seine Kräfte rauben, in seinem Umfeld...
Du bist schon stark, was du schon alles bewältigt hast...
Bei Leuten, die mir nicht guttaten, hatte ich etwas Abstand reingebracht. War nur noch selten aufgekreuzt bzw. hatte mich mit Leuten umgeben, welche mir guttun.

LG Katerle

Hallo szegfue,

das ihr eure Nummern ausgetauscht habt, ist doch schon mal was.

Verständlich, dass es dir auf Arbeit vor der Veränderung graut, nach deinen Erfahrungen vorher. Doch es muss nicht wieder so werden. Klar, eine Garantie gibt es nie. Versuche mal etwas gelassener an die neue Situation ranzugehen.
Wegen der Schreibgruppe, pausiere doch erstmal, wenn es dir keinen Spaß macht. Dann kannst du dich immer noch verabschieden.

Wünsche euch ne gute Woche,

LG Katerle
GuntherBandel
Beiträge: 36
Registriert: 29. Dez 2020, 13:07

Re: Schwierigkeiten, unter Leute zu gehen

Beitrag von GuntherBandel »

Gestern wieder zu Hause ,im Auto 🚙 Radio lief ein trauriges Lied und ich wollte nicht zurück in die Hölle. Meine Ehe ist eine Katastrophe. Ich war immer auf der Flucht, meine Kinder ohne seine Hilfe erzogen, meine Arbeit, Abendschule, Studium. Alles war besser, als in seiner Nähe. Zum Thema Freunde: Mobbing in der Arbeit, Sohn negatives Verhalten, Mann sowieso, die Gesellschaft denkt: die Frau ist genauso. Schublade auf, Schublade zu.
Das ist meine ehrliche Situation, jetzt seht ihr, ich bin nicht mehr stark. Es sind bei mir nicht die fremden Menschen, sondern die in meinem Umfeld.
Grüße Horizont24
[/quote]

Hallo Horizont24,

was hält Dich dann noch in der Ehe?

Viele Grüße
G.
Horizont24
Beiträge: 21
Registriert: 27. Apr 2024, 11:23

Re: Schwierigkeiten, unter Leute zu gehen

Beitrag von Horizont24 »

Danke GuntherBandel für deine Antwort,
Ich habe meinen Mann am Donnerstag rausgeschmissen. Tatsächlich ist mein Leben nicht leicht zu verstehen. Bisher hat mir noch keiner geglaubt. Deshalb sind keine Kontakte mehr da. Unterstützung gab es auch keine aus meiner Familie. Die letzten Jahre war ich nur krank, Krankenhaus Operationen, Koma, in Dauerrente. Das heißt lieber alles in Kauf nehmen. Der Gegensatz ist in meinem Leben kann ich positiv und zufrieden sein. Neue Kontakte und Unternehmungen machen Spaß und werden gefeiert. Sobald er in meiner Nähe kommt geht die Psyche 😢 . Jetzt kommt bei den Menschen immer die Frage: Liebst du ihn noch?
Die dümmste Frage der Welt. Sowie die meisten Fragen in meiner Situation, okay du hast auch eine Frage gestellt.
Beruflich konnte ich mich weiterbilden und viele Familien kennengelernt, die auch in ihrem Leben weiterkommen wollten.
Mit Wertschätzung, Sicherheit, Selbstvertrauen. Heute Morgen habe ich in meinem Ehrenamt eine Frau besucht, die eine Zufriedenheit und Sicherheit ausgestrahlt hat. Ja also bei mir war es eher so, daß ich durch Mobbing, keine Akzeptanz meiner Familie für den Ehemann, kein herzliches Willkommen seiner Familie, es verdammt schwer hatte. Okay das ist umständlich. Ich habe diesen Mann in jeder Hinsicht unterstützt, leider ist er nicht in der Lage dazu es zurückzugeben.
Horizont24
GuntherBandel
Beiträge: 36
Registriert: 29. Dez 2020, 13:07

Re: Schwierigkeiten, unter Leute zu gehen

Beitrag von GuntherBandel »

Hallo Horizont24,

wie hat er bisher auf den Rausschmiss reagiert und konnte er schon immer nichts zurückgeben oder war es anfangs anders?

VG
G.
Horizont24
Beiträge: 21
Registriert: 27. Apr 2024, 11:23

Re: Schwierigkeiten, unter Leute zu gehen

Beitrag von Horizont24 »

Guten Morgen,
also ich war ja letzte Woche bei einer Psychologin und die hat 2 Worte gesagt: Offenes Ohr, das kann man als Überschrift nehmen. Zu meinem Ehemann habe ich gesagt: entweder du hörst mir jetzt zu oder wenn ich wieder nach Hause komme bist du nicht mehr da. Ich bin spazieren gegangen und er war weg. Er ist mit seinem neuen Auto los und hat das gemacht, was er schon immer konnte, nämlich abhauen. In kurzen Sätzen gesagt: nie zugehört, keine Antwort auf persönliche Fragen, Lügen erzählen, keine Verantwortung übernehmen, kein Pflichtgefühl, eine Kontaktstörung, keine zärtliche Berührung, keine Kritik aushalten und das Beste noch zum Schluss Anbrüllen. Jetzt kommt normalerweise der Satz, das glaube ich nicht, du hast zu hohe Erwartungen.
Wo ist er hin? Das war mir egal. Meine Tochter war nicht begeistert und meinte der arme Papa. Sie wusste wo er ist und ich eigentlich auch. Sie hat versucht mit ihm zu reden und er hat mit: Ich muss weiterarbeiten reagiert und mit sonst nichts.
Wo schläfst du? Wo willst du dich duschen, was isst du? Sei jetzt mal vernünftig. Liebe Tochter das ist zwecklos.
Okay wenn ich jetzt schon mal dabei bin kann ich noch erwähnen: Als ich ihn das erste Mal gesehen habe, dachte ich (also jetzt nicht beleidigend) er schläft unter der Brücke.
Horizont24
Aurelia Belinda
Beiträge: 7898
Registriert: 23. Aug 2018, 20:03
Wohnort: Mittelfranken

Re: Schwierigkeiten, unter Leute zu gehen

Beitrag von Aurelia Belinda »

Huhu Frau Horizont,

Au weia....und gleichzeitig Glückwunsch...
du hast mit deinem Mann Tacheles geredet und ihn vor die Tür gesetzt, ein notwendiger und mutiger Schritt. Alle Achtung dafür. Laut deinen Erzählungen hier war das wohl überfällig, im Sinne deiner Gesundheit.
Viel Erfolg bei deinen Veränderungen....
Pass gut auf dich auf!

LG Aurelia
Alle eure Dinge lasset in Liebe geschehen
Horizont24
Beiträge: 21
Registriert: 27. Apr 2024, 11:23

Re: Schwierigkeiten, unter Leute zu gehen

Beitrag von Horizont24 »

Hey Aurelia,
danke Dankeschön für die Anerkennung. Ja ich bin auch stolz auf mich. Auslöser und die Stärke kamen in Portugal im Yoga Retreat. Ein Rückzugsort. Ich war ganz bei mir selbst. Vorher bin ich immer mit ihm in Urlaub gefahren, mit dem Ziel eine gemeinsame Verbindung zu finden. Am Donnerstag fahre ich jetzt an die Ostsee. Der Urlaub war schon lange gebucht. Eigentlich sollte es ein Familienurlaub werden. Es erfordert nicht wirklich ein Umdenken, gut mit meinen Kindern gibt es auch unterschiedliche Meinungen. Allerdings werden die ausgesprochen und nicht jeder kann seinen Kopf durchsetzen. Doch eines ist sicher, wir werden unseren Spaß haben. Es ist meine Welt andere Orte kennenzulernen, ich liebe das Meer. Und liebe Aurelia du weißt schon noch, welche Musik ich mag. Also los gehts auf zum Open Air Konzert am Samstag.
Ganz nach meinem Motto lebe dein Leben !!! 🍀
Miasophie
Beiträge: 6
Registriert: 10. Mai 2024, 12:35

Re: Schwierigkeiten, unter Leute zu gehen

Beitrag von Miasophie »

Das kommt mir irgendwie seltsam bekannt vor. Allerdings habe ich jetzt was gefunden. Ich schreibe ja Geschichten und als ich vor einigen Monaten zur Krankengymnastik ging entdeckte ich einen Flyer "Künstler Treff". Dort habe ich mich mal blicken lassen und etwas erlebt, dass ich bisher nicht kannte. Man hat mich abgenommen wie ich bin, keine blöden Bemerkungen, keine schiefen Blicke, keinerlei Wertungen. Wow, völlig neu für mich. Da sind natürlich auch Menschen die mir komisch vorkommen, aber das ist mein Problem und da der Treff nur alle zwei Monate stattfindet kann ich damit gut leben. Die Leute können auch mit meinen Befindlichkeiten gut umgehen, denn bei einem Treffen stand ich auf und sagte "Tut mir jetzt leid, ich kann nicht mehr und muss jetzt gehen". Vielleicht findest Du ja auch so etwas...

LG
Miasophie
lt.cable
Beiträge: 548
Registriert: 5. Mär 2008, 20:55
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Re: Schwierigkeiten, unter Leute zu gehen

Beitrag von lt.cable »

Ob man mit jeder Kontaktaufnahme nur gewinnen kann, sei mal so dahingestellt. In manchen Lebenssituation können ohne angemessene therapeutische Begleitung daraus auch akute, mitunter brisant gefährliche Krisen entstehen. Das spricht nicht gegen Kontakt zu anderen Menschen, aber doch für eine differenziertere Betrachtung.

Es gibt Menschen mit einem - zumindest zeitweise - deutlich erhöhten Bedürfnis nach Ruhe und Rückzug, die einen Wegfall (belastender) sozialer Kontakte als Erleichterung empfinden. Zusammen mit dem Wunsch nach mehr Kontakt, wieder selbstverständlicherer Eingebundenheit der eigenen Person kann sich ein gewisser Widerspruch entwickeln. Das verunsichert, verwirrt, hemmt zusätzlich.

Sinnvoll fände ich hier therapeutische Hilfe.
Ein Nilpferd wollte zum Ballett
als schönster aller Schwäne.
Nur war es fürs Ballett zu fett.
So scheitern viele Pläne.
- Charles Lewinsky
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