Wie geht ihr damit um, wenn sich euer Partner nicht eingesteht, dass er Hilfe benötigt/ etwas ändern muss?

[franzi2803]

Hallo ihr Lieben,

seit ca. 2 Jahren ist mein Freund nicht mehr der selbe und es deutet alles auf ein Burnout oder eine Depression hin.
Ich habe schon einige Male versucht das Gespräch zu suchen und ihm den Anstoß zu geben, sich Hilfe zu holen oder gewisse Dinge in seinem Leben zu ändern. Bisher leider vergeblich. Er leugnet, dass es ihm nicht gut geht, manchmal sei er eben gestresst.

Ich würde ihm nun gerne einen Brief schreiben, in dem ich meine Gedanken mitteile.
Habt ihr schon einmal in dieser Situation gesteckt?
Was könnt ihr mir raten? Wie kann ich die Nuss knacken?

Danke und lieben Gruß

[Undjetzt]

Das mit dem Brief ist eine gute Idee. Den liest er dann, wann er. Also schon einmal eine recht Drucklose Sache.
Im Brief sollte stehen, was du empfindest und fühlst. Versuch nicht, ihm sich selbst zu erklären.
Leider muss ich dir jedoch sagen, du wirst ihn nicht überreden sich Hilfe zu holen. Selbst wenn, eine Therapie ist schon zum Scheitern verurteilt, wenn er nur hingeht, weil du es wünschst.
Er selbst muss merken, dass es nicht mehr geht.
Du bist nicht für ihn verantwortlich und er muss nicht auf dich hören. Er ist eine eigenständige Person.

[franzi2803]

Lieben Dank für deine Einschätzung.
Richtig, das war auch mein Gedanke. Den Brief kann er sich ansehen wann er will und muss auch nicht sofort darauf reagieren.
Meinst du nicht, ich sollte in dem
Brief auch beschreiben, was mir an ihm auffällt?
In unseren Gesprächen fragte er häufig danach, was ich denn genau meine…
Und ich muss ja ohnehin meinen Beweggründe diesen Brief zu schreiben, erklären oder?

Viele Grüße!

[Undjetzt]

Das sind doch deine Empfindungen.
Du empfindest ihn als gestresst, du hast Veränderungen an ihm wahrgenommen. Klar, das kannst und solltest du ihm mitteilen. Nur eben nicht analysieren. Nach dem Motto: " Ich glaube du bist so, weil ....". Da kannst du ganz schnell weit daneben liegen. Das wird dann negativ aufgenommen.
Auch sofern er unter Depressionen leidet, machen Betroffene sich selbst schlimme Vorwürfe. Daher sollte man es vermeiden nich welche dazu zu packen.
Z.B. " Du bist so kalt und abweisend zu mir.". Lieber: " Ich habe das Gefühl, dass du dich immer weiter zurück ziehst. "

[Katerle]

Hallo franzy,

dem kann ich nur zustimmen, was bisher geantwortet wurde. Bei meinem Partner war das auch sehr schwierig. Inzwischen ist er aber auf dem richtigen Weg und es gibt auch noch viel zu tun. Aber es lohnt sich.

Alles Gute
Katerle

[franzi2803]

Hallo Zusammen, herzlichen Dank für die Rückmeldungen.

Ich tue mich schwer damit, den Brief zu verfassen. Ich frage mich, worauf ich hinaus möchte, wie tief ich ins Detail gehen darf...
Die Veränderungen aufzählen? Ihm versichern, dass ich für Ihn da bin und Ihn begleite, wenn er sich dazu entschließt zum Arzt zu gehen...?
Fragen über Fragen...

Lieben Gruß

[Undjetzt]

Klingt alles ganz gut. Nur eben weniger aufzählen, sondern eher schildern, was dir aufgefallen ist, was du empfindest. Und, dass er sich auf dich verlassen kann, wenn er sich Hilfe suchen möchte, ist auch ein wichtiger Punkt.

[AnnaBerta82]

Hallo,

ich habe meinen Mann auch darauf hingewiesen was mir an ihm auffällt und geäußert das ich denke das er eine Depression hat… alleine hätte er das glaube ich sehr lange nicht gemerkt. Er hat schon gemerkt das es ihm nicht gut geht, das etwas anders ist, hat es aber auf eine Midlife-Krise geschoben.
Ich denke ein Brief ist eine sehr gute Idee wenn ihr nicht direkt darüber sprechen könnt.

[Undjetzt]

Midlife-Cisis ist doch am Ende auch eine Art Depression. Das Gefühl, das Leben geht zu ende, stehe Still, etwas verpasst zu haben, nicht nachholen zu können. Da deckt sich vieles, mit den "typischen" Problemen in der Depression.
Und das Mitteilen ist in jedem Fall gut. Man selbst verliert ja die Verbindung zu sich und nimmt die Veränderungen nicht wahr, bzw. kann diese gar nicht sehen.

[franzi2803]

Hallo Zusammen,

ich danke euch für eure Antworten.
Das Thema Midlife Crisis schwirrte mir auch schon im Kopf rum.

Ich habe nun schon einige Male angesetzt den Brief zu formulieren. Leichter würde es mir fallen, das Ganze mündlich zu formulieren. Das habe ich allerdings schon einige Male, ganz vorsichtig, versucht. Leider hat er immer abgeblockt und es bestritten, dass es ihm nicht gut geht.
Aus dem Grund entscheide ich mich für den Brief.

Vielleicht könnt Ihr mir bei der Formulierung helfen... Ich habe Angst, etwas Falsches zu schreiben...
Hier meine ersten Überlegungen... Vor allem die Schilderung meiner Gefühle fällt mir schwer. Ich möchte keinen Druck aufbauen.
Mein Kopf ist wie leergefegt, sobald ich den Stift ansetze. Ich freue mich über Anregungen und Ergänzungen...
Danke und viele Grüße

Liebster XXX,

schon seit einiger Zeit lässt mich das Gefühl nicht los, dass es dir nicht gut geht.
Du hast mich darum gebeten, dich darauf anzusprechen, wenn ich Anzeichen (?) feststelle.
Das ist manchmal nicht ganz einfach, aber ich versuche meine Beobachtungen nun auf diesem Weg mit dir zu teilen.

Vielleicht klingt das doof, aber mir fehlt dein Strahlen in den Augen und dein ehrliches Lachen, die Leichtigkeit.
Häufig wirkst du abwesend und es macht den Eindruck, dass du manchmal am liebsten gar nicht da wärst, einfach deine Ruhe haben möchtest.
Manchmal ist dein Blick leer und ich wünsche mir dann so sehr zu wissen, was in dir vorgeht. Ich kann nur Mutmaßungen anstellen aber im Grunde weißt du am besten, was dich beschäftigt.

Ich muss zugeben, dass die Situation auch für mich manchmal nicht ganz einfach ist.
…
Ich fühle mich dann hilflos und traurig und frage mich, wie es weitergeht. Mir würde es sehr helfen, wenn du dich mir gegenüber ein klein wenig öffnen würdest.
Ich habe festgestellt, dass du dir inzwischen einige Strategien überlegt hast, gegen deine Gefühle anzukämpfen - Sport, eine gesunde Ernährung, ein strukturierter Tagesablauf, Routinen, Joints.
Manchmal gibt es keine schnelle große Lösung. Manchmal ist es kleinteilig und kompliziert, manchmal gehts auch rückwärts, wenn etwas versucht wird aber nicht gleich funktioniert.
Manchmal ist es schön, kein Einzelkämpfer zu sein. Daher möchte ich dir sagen, dass ich immer für dich da bin.

[franzi2803]

Im Übrigen sind mir die Formulierungen viel zu melancholisch, aber ich finde zurzeit keine anderen.
Danke

[Undjetzt]

Das klingt eigentlich gut.
Es macht auch kaum Sinn, wenn wir dir nun etwas ausformulieren. Es soll ja von Dir kommen. Wenn du meinst, du hast alles gesagt, was du sagen wolltest, in deinem Text, dann ist es gut. Bleib da ganz bei dir.

[franzi2803]

Meinst du, ich sollte den Begriff "Depression" mal in den Raum werfen?

[Undjetzt]

Auch das kannst nur du entscheiden. Ich kenne ihn nicht und kann nicht vorhersagen, wie er drauf reagiert.
Bei meiner Partnerin war es so, dass sie mir dieses Wort vorweg genommen hat. Also war da das Aussprechen kein Problem. Ich kann hier Erfahrungen teilen , wie jeder andere auch. Die nutzen dir aber immer nur zu kleinen Teilen, da wir Menschen alle viel zu verschieden sind.

Wenn dein Bauchgefühl dir sagt, er hat damit kein Problem, das Thema beim Namen zu nennen, dann tu es. WIe z.B. "Ich habe acuh schon überlegt, ob du vielleicht an einer Depression leidest. Das ist eine weit verbreitete Krankheit, die aber inzwischen gut behandelt werden kann. Ich könnte besser damit umgehen, wenn wir das mal bei einem Arzt abchecken. Vielleicht irre ich mich ja auch, und es ist gar nichts. " -aber wie gesagt, keine Ahnung inwiefern das dir entspricht, oder ob ihm das von dir fremd vorkommen würde.

[DieNeue]

Hallo,

""mir fehlt dein Strahlen in den Augen und dein ehrliches Lachen, die Leichtigkeit."
"ich wünsche mir dann so sehr zu wissen"
Das würde ich persönlich anders formulieren. So wie ich dich verstanden habe, willst du ja erstmal deine Beobachtungen beschreiben. Da würde ich es eher neutral halten und z.B. schreiben:
- Das Strahlen in deinen Augen, dein ehrliches Lachen und die Leichtigkeit sind verschwunden / deine Augen strahlen nicht mehr so wie früher o.ä.
- ich weiß dann nicht, was in dir vorgeht.
Bei der anderen Formulierung steht ja eher im Vordergrund, was du gerne von ihm möchtest.

Später würde ich dann erklären, wie es dir damit geht.

Wo siehst du denn den Unterschied zwischen seinem Zustand jetzt und zu normalen Situationen, wo er mal gestresst war? Er sagt ja, er wäre nur gestresst. Von daher wäre es vielleicht gut klarzumachen, wo dir da Unterschiede auffallen. Sonst sagt er am Schluss wieder, er wäre nur gestresst.

Wenn du den Brief fertig hast, würde ich übrigens deinen Entwurf hier wieder löschen. Nicht dass er doch mal hier landet und das dann liest.

Liebe Grüße,
DieNeue

P.S. Mit Joints als Selbstheilungsversuch wäre ich vorsichtig. Was ich so gelesen habe, kann Cannabis Depressionen begünstigen und auch Psychosen auslösen.

[Undjetzt]

Cannabis in einem Toef, kann dich schnell auch weiter runter ziehen. Psychosen kommen bei übermäßigem Konsum oder eben in Verbindung mit psychischen Erkrankungen. Daher, wäre ich auch vorsichtig mit dem Gras, bzw. würde das erst einmal lassen.

[franzi2803]

Hallo,

im Grunde möchte ich in meinem Brief zum einen schildern, welche Veränderungen ich bei Ihm feststelle, zum anderen aber auch beschreiben, wie ich mich mit der Situation fühle.
Zumindest ein Eingestehen, dass es Ihm momentan nicht gut geht, würde mir helfen, besser mit der Situation zurecht zu kommen. So packe ich Ihn nun schon seit langer Zeit mit Samthandschuhen an und halte diese Stimmung aus ohne dass es überhaupt im Raum steht, dass es ein Problem gibt.

Versteht man was ich meine?

Leider weiß ich nicht, wie ich das vorsichtig beschreiben kann, ohne dass es vorwurfsvoll klingt..

Liebe Grüße