Umgang mit Lügen und Betrügen

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FGE
Beiträge: 3
Registriert: 25. Apr 2024, 14:07

Umgang mit Lügen und Betrügen

Beitrag von FGE »

Hallo zusammen,

der Titel sagt es schon. Mein Mann hat chronische Depression und laut seiner Aussage hilft nichts. Kein Medikament, keine Therapie. Er hat schon alles versucht. Die besten Therapeuten hätten ihm gesagt, sie könnten ihm nicht helfen.
Nun lügt er jeden Tag dass sich nur so die Balken biegen. Seine Mutter wird belogen, die Freunde, die Kollegen einfach jeder(!!!) und ich kriege alles mit. Es ist teilweise erschreckend und ich hab schon teilweise richtig Abscheu wenn ich ihn so dermaßen lügen höre und sehe. Ich kann absolut keinen Unterschied mehr erkennen an seiner Mimik, Gestik Stimmlage oder sonst was ob er die Wahrheit sagt oder lügt.
Darauf angesprochen beteuert er, dass er nur die anderen belügen würde und mich ja niemals. Wenn ich mal eine Rückfrage habe oder etwas in Frage stelle, was meiner Meinung nach wirklich unrealistisch ist, werde ich zusammengefaltet vom Allerfeinsten. Er fährt sofort aus der Haut schreit und wütet und macht mich klein ("Du laberst scheiße!" "Du hast nicht zugehört/nichts kapiert " "Du hast ein schlechtes Gedächtnis " etc... ) Das volle Programm halt. Wenn ich weiter standhaft bleibe, Beweise habe oder ihn zurück zusammenfalte, wie er grad eigentlich mit mir spricht, kommt IMMER die Nummer mit dem angeblichen Missverständnis.
Leute, ich kann bald nicht mehr! Kennt das noch wer? Wie geht ihr damit um? Kann doch nicht täglich mehrmals in die "Beweisführung " eintreten - vor allem geht es total oft um Kleinigkeiten. Irgendwas ist zum Beispiel kaputt. Ich war's nicht. Das Baby war's nicht. Und er flippt aus, wie ich auf die Idee komme, er könnte es gewesen sein...
Habe bald keine Kraft mehr.
Das Vertrauensverhältnis ist total angekratzt. Ich denke mittlerweile er schreibt mit fremden Frauen und macht sonst einen Unsinn. Ich bin überhaupt nicht eifersüchtig. Habe durch Zufall heute entdeckt, dass er einen zweiten Chat in WhatsApp hat. Habe nicht spioniert. Er hat mir die zweite Nummer vor Monaten mal geschickt und ich habe sie heute eingespeichert und ein "Hallo" da gelassen. Seitdem schreibt er wie ein Teenager und rafft nicht, dass ich es bin am anderen Ende 😑 Hab geschrieben er soll mal raten. Ergebnis: Er nimmt an, ich sei eine Frau aus einem anderen Bundesland. Und hat in der letzten Nachricht ein Treffen vorgeschlagen.
Was soll ich tun? Hilfe... Normalerweise würd ich ihn drauf ansprechen, aber ich weiß ja eh, dass er lügt... ! Ich denke, mittlerweile bin ich selbst nur noch ein Schatten meiner selbst...1000 Dank für's Lesen.
Constance
Beiträge: 11
Registriert: 11. Apr 2024, 12:24

Re: Umgang mit Lügen und Betrügen

Beitrag von Constance »

Hallo FGE,
meiner Meinung hat das Ganze nicht wirklich was mit Depressionen zutun.
Depressionen verursachen vielleicht eine emotionale Achterbahn.
Aber es ist definitiv keine Ursache oder Begründung für Lügen oder Betrügen.

So wie Du es beschreibst, belügt und betrügt er Dich mit vollem Bewusstsein. Und das er Dich anschreit und solch eine beleidigende Wortwahl nutzt, zeigt doch, das er keine positiven Gefühle Dir gegenüber hat.

Ich weiß nicht, für mich hört es sich wirklich nach versuchter Trennung an, er sucht nur ein Absprungbrett und will alles so drehen, das Du Schuld bist und nicht anders konnte.

Auch die Aussagen wie keine Medikamente, keine Therapie hilft, das hat ein Therapeut zu ihm gesagt, finde ich sehr fragwürdig.

Warst Du denn jemals bei Arztbesuchen etc dabei?
DieNeue
Beiträge: 5375
Registriert: 16. Mai 2016, 22:12

Re: Umgang mit Lügen und Betrügen

Beitrag von DieNeue »

Hallo FGE,

ich habe auch seit 2009 chronische Depressionen und auch bei mir half vieles nichts oder nur begrenzt. Wenn man jahrelang versucht, dass es besser wird, ist es sehr frustrierend, wenn sich nichts oder nur wenig tut. Ich war eine Zeit lang auch oft grundlos sehr wütend und total schnell auf 180. Da ich alleine lebe, hatte das nicht solche Auswirkungen auf andere. Aber es war für mich sehr belastend, weil ich nicht wusste, woher diese Aggression kam. Erst als mir klar wurde, dass ich eigentlich an meiner Situation verzweifle, weil die schon so lange geht, ging es mir wieder besser und auch die Aggression hat sich wieder mehr gelegt.
Von daher kann es schon sein, dass es auch von seiner Gesamtsituation kommt, dass er schnell gereizt ist. Manchmal hat man auch gar keinen Nerv mehr irgendwas zu diskutieren, sondern will, dass andere einfach aufhören zu reden und akzeptieren, was man sagt (und wenn es voll der Quatsch ist).
Was meiner Meinung nach allerdings nichts mit Depressionen zu tun hat, ist Lügen und Betrügen. Dass man seine Krankheit vor anderen verheimlicht, das lasse ich mir noch eingehen, aber nicht das, was dein Mann macht. Nicht hinter deinem Rücken irgendwelche Treffen mit vermuteten anderen Frauen vorschlagen, alle bewusst anlügen, dass sich die Balken biegen usw.
Lass dir auf keinen Fall einreden, dass du nicht mehr richtig tickst und alles falsch wahrnimmst. Wie er mit dir redet, ist respektlos. Lügen und Betrügen ist kein Symptom einer Depression, sondern eine moralische Frage, da hilft auch kein Medikament dagegen. Wenn einem selber nicht auffällt, dass es nicht gut ist zu lügen, dann muss es spätestens Klick machen, wenn einen jemand drauf anspricht. Aber zu erwarten, dass jemand darauf vertraut, dass er nur andere Leute anlügt, nur einen selbst nicht, ist schon ziemlich naiv. So dumm wird man nicht durch Depressionen.

Dass einem Therapeuten oder Ärzte sagen, sie können einem nicht helfen, kommt übrigens durchaus vor. Für einen Depressiven ist das natürlich fatal, denn man verliert erst recht die Hoffnung und verzweifelt. Manchmal stimmt die Aussage, manchmal sind diese Fachleute aber einfach nur fahrlässig oder drücken sich schlecht aus. Man ist meist auch sehr abhängig von den Fachleuten, denn man denkt, dass die ja vom Fach sind und das schon richtig einschätzen können. Aber das ist halt leider nicht immer so. Auch unter Ärzten und Therapeuten gibt es schwarze Schafe, die manchmal sogar mehr kaputt machen als heil.

Was ich an deiner Stelle machen würde, weiß ich nicht, ich wäre auch überfordert und sehr misstrauisch. Aber ich würde das nicht ewig aushalten (wollen).
Ich wünsche dir viel Kraft und Nerven.

Liebe Grüße,
DieNeue
Pineapple_Pizza
Beiträge: 28
Registriert: 25. Mär 2024, 12:25

Re: Umgang mit Lügen und Betrügen

Beitrag von Pineapple_Pizza »

Ich kann mich meinen Vorrednern nur anschließen, da ist die Depression sicher nicht Ursache, eher Folge. Wenn er früher so nicht war(also Du Dir sicher bist, dass Du es nicht nur nicht wahrgenommen hast), würde ich sogar soweit gehen, das mal neurologisch abzuklären. solche krassen Verhaltensänderungen ohne auslösendes Trauma, könnten auch andere Ursachen haben, die dringend behandelt gehören. Scheinbar hat sein Intellekt auch stark nachgelassen, wenn er sich dermaßen an der Nase herumführen lässt. Ich habe so etwas einmal bei einem Freund erlebt, bei dem eine Raumforderung aufs Hirn gedrückt hat. Sollte Dir im Nachhinein klar werden, dass er schon immer so manipulativ war, Fu es nur nicht gemerkt hast, klänge das für mich schwer nach massivem Narzissmus. Und da kannst Du Beweise anbringen, wie Du willst. Am Ende wirst immer Du die Wurzel allen Übels sein für den Narzissten. Da hilft nur, sich schleunigst der Beziehung zu entziehen. Das würde auch die abgebrochenen Therapien erklären. Wenn man solchen Menschen auf die Schliche kommt, ist man halt ein/e schlechte/r Therapeut/in. Ganz einfach. Und ich habe noch nie gehört, dass jemand mit Depressionen nach Hause geschickt wird, „nur“, weil er/sie nicht heilbar ist. Therapie soll nicht immer heilen, sie soll manchmal wenigstens erleichtern.
Es klingt auf jeden Fall schlimm und ich an Deiner Stelle, würde vielleicht anfangen, das Umfeld einzuweihen. Einige haben es vielleicht schon bemerkt, aber einige wundern sich erstmal nur. Aber wenn Du einmal Hilfe brauchst, müssen die Anderen Bescheid wissen.
Oh man, das klingt wirklich furchtbar :( Tut mir leid, dass Du das aushalten musst.
FGE
Beiträge: 3
Registriert: 25. Apr 2024, 14:07

Re: Umgang mit Lügen und Betrügen

Beitrag von FGE »

:hello:

Hallo ihr 3. Erstmal vielen Dank für eure Antworten. Ich muss mich erstmal mit dem ganzen Forum und seinen Funktionsweisen vertraut machen und hab noch nicht raus, wie man jemandem gezielt auf einen Kommentar zurück antwortet. Ich probier es mal der Reihe nach.

Constance:

Vielen lieben Dank für deine Gedanken.

Ich war tatsächlich noch nie bei einem Arztbesuch dabei. Er hat aber ständig Medikamente, die auch verschreibungspflichtig sind. Also muss er eigentlich auch dort gewesen sein. Dazu muss ich sagen, dass er sehr starke chronische Schmerzen hat, die alleine schon die Depressionen auslösen können. Er hat aber auch schon immer die Neigung gehabt. Ich leide selbst auch an depressiven Episoden und erkenne da viel wieder in seinem Verhalten.

Natürlich wollte ich nicht behaupten, dass Lügen und eventuelles Betrügen mit der Depression zusammenhängen müssen. Aber im Moment glaube ich daran, dass das bei meinem Mann so ist (und ich will auch daran glauben.) Ich liebe ihn sehr.

Wir sind zu 95% der Zeit immer zusammen. Seit einem halben Jahr hängt er halt nur noch am Handy. Ist auch auf Facebook stundenlang jeden Tag und kommentiert jeden scheiß.
Ich denke, dass ist der Zusammenhang mit den Depressionen. Sie haben ihn einsam gemacht. Wenn überhaupt sind das online Geschichten - was auch natürlich gar nicht geht!

Natürlich kann es sein, dass er über Trennung nachdenkt. Aber es passt vorne und hinten halt nix zusammen. Wir sind verlobt und er spricht regelmäßig davon, dass es ihn belastet, dass wir noch nicht verheiratet sind. Bekomme auch täglich mehrmals gesagt, dass ich über alles geliebt werde und wenn er nicht grad aggro ist, ist er extrem lieb und fürsorglich.

DieNeue:

Zuerst einmal vielen Dank, dass du mir so viel Mut zusprichst und mich auch bestärkst, mir nicht so viel einreden zu lassen. Ich wünsche dir auch viel Kraft im Umgang mit der chronischen Depression. Diese Aggressionen, die du da beschreibst kommen mir sehr bekannt von meinem Mann vor. Sein Verhalten ist in Teilen respektlos, das stimmt. Aber ich wehre mich und er lenkt irgendwann auch ein. Nur ist es halt kräftezehrend ohne Ende.

Pineapple_Pizza

Ich danke dir auch für deine Nachricht.

Da ich bisher noch nie in irgendeinem Forum geschrieben habe und auch sonst mit niemandem darüber rede, was zu Hause los ist (hab ich so gelernt), ist mir mein Eintrag hier auch sehr schwer gefallen. Ich habe mehrere Tage gebraucht und etliche Versuche. Am wichtigsten war mir, dass gut rüberkommt, wie es ist und deshalb hab ich genau über diese Frage, ob es eben nur meine Wahrnehmung ist und ob das Verhalten neu ist, wirklich gut nachgedacht und reflektiert.
Ergebnis: mein Mann ist ein schwieriger Charakter (und ich auch übrigens:)), aber die Lügerei in diesem Ausmaß, gepaart mit den Aggressionen und, wie du wundersamer weise so richtig ausgeführt hast, seine naiven und "dummen" Annahmen er würde damit durchkommen, bzw könnte mir diese Bären aufbinden und auch dass er nicht rafft, dass er mit mir schreibt, ist alles neu. Ich habe vor Jahren einen extrem intelligenten Mann kennengelernt. Ich dachte erst, er macht Spaß und gleich lachen wir drüber... Und dann schrieb er plötzlich diesen Ortsnamen auf, zu dem wir überhaupt keinen Bezug haben... Bin schon sehr verletzt und habe Angst, aus dieser Position heraus einen Fehler zu machen.
Neurologisch stimmt bei ihm in jedem Fall einiges nicht mehr...

Narzissmus würde ich ausschließen. Er entschuldigt sich fast immer und will relativ schnell haben, dass wieder alles gut ist zwischen uns. Auch gab es nie, sowas wie eine lovebombing Phase und er beleidigt mich auch nicht in der Form, dass er meine Schwächen betont um mich klein zu halten oder ähnliches. Er ist sonst unterstützend und bestärkend. Wirklich einfach kein Narzisst.

Liebe Grüße an alle
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