Selbsthilfegruppe

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Stummer Schrei
Beiträge: 13
Registriert: 29. Mär 2024, 10:18

Selbsthilfegruppe

Beitrag von Stummer Schrei »

Hallo zusammen,
Ich habe endlich eine shg für Angehörige gefunden und werde zum nächsten Treffen gehen.
Jetzt meine Frage: sagt ihr eurem depressiven Partner, dass ihr zu solchen Treffen geht oder setzt man ihn/ sie damit zusätzlich unter Druck?
Blackrabbit
Beiträge: 112
Registriert: 14. Feb 2024, 18:56

Re: Selbsthilfegruppe

Beitrag von Blackrabbit »

Da der Herr weiter der Meinung ist, er bräuchte keine Hilfe etc weil er schon schlimmere Phasen hatte, würde ich es in meinem Fall erstmal nicht ansprechen. Ich würde es für mich machen und es nicht groß an die Glocke hängen. Vielleicht würde sich irgendwann die Gelegenheit anbieten aber bis dahin würde ich es ihm wohl nur auf die Nase binden ala ich suche mir Hilfe und du nicht.
Aber das ist wohl bei jedem anders :)
Helgaline
Beiträge: 88
Registriert: 25. Mär 2021, 12:47

Re: Selbsthilfegruppe

Beitrag von Helgaline »

Hi,

da mein Partner keine Krankheitseinsicht hat, hat er mich eher belächelt, dass ich zu einer SHG ging.

Ich würde es daher eher für mich behalten ☺️

Viele Grüße Ellen
DAS LEBEN IST SCHÖN, VON EINFACH WAR NIE DIE REDE! :?
SonneundDunkenheit
Beiträge: 702
Registriert: 25. Jul 2021, 09:24

Re: Selbsthilfegruppe

Beitrag von SonneundDunkenheit »

Ich als Betroffene hätte keine Probleme damit, wenn mein Partner in eine SHG für Angehörige geht....ich würde ihn nicht belächeln. Es wäre seine Entscheidung und alles was hilft, um mit dem Thema Depression umzugehen, würde ich begrüßen. Heimlichkeiten halte ich eher für problematisch und birgt eine Menge Zündstoff.
Das erste Treffen würde ich vielleicht noch für mich behalten... einfach um zunächst zu schauen, ob es meinen Erwartungen entspricht. Entwickelt sich was regelmäßiges daraus, dann finde ich es respektvoller mit offenen Karten zu spielen.
Viele Grüße
Mario81
Beiträge: 272
Registriert: 5. Mär 2023, 12:03

Re: Selbsthilfegruppe

Beitrag von Mario81 »

Hallo.

Da kann ich mich SonneundDunkelheit nur anschließen.
Ich hätte als Betroffener nichts dagegen wenn meine Partnerin sich Hilfe holen würde. Ich weiß ja das sie es nicht leicht hat.

Liebe Grüße
"Du darfst nicht alles Glauben,was Du denkst." Alexander Bojcan
Undjetzt
Beiträge: 245
Registriert: 15. Feb 2024, 11:13

Re: Selbsthilfegruppe

Beitrag von Undjetzt »

Ich würde es offen kommunizieren. Vorwürfe macht man sich so oder so. Ich hätte da auch öieber das man mit mir vollkommen ehrlich ist. Und ich hätte nichts dagegen. Die Krankheit ist auch für Angehörige eine enorme Belastung.
DieNeue
Beiträge: 5349
Registriert: 16. Mai 2016, 22:12

Re: Selbsthilfegruppe

Beitrag von DieNeue »

Hallo,

ich als Betroffene finde es grundsätzlich gut, wenn sich mein Partner Hilfe holen würde, wenn er diese bräuchte. Allerdings wäre ich erschrocken, wenn ich plötzlich erfahren würde, dass es ihm so schlecht geht wegen mir.
Deshalb würde mich auch interessieren, welche Probleme er mit mir hat und weshalb er genau da hingehen will. Es bringt ja nicht so viel, nur mit anderen über den Depressiven zu reden, wenn man mit dem Betroffenen zusammen eine Lösung finden könnte.

Mich würde ehrlich gesagt auch interessieren, mit wem er dort redet. Ist wahrscheinlich vertraulich, aber ich käme mir irgendwie blöd vor, wenn ich jemandem aus der SHG über den Weg laufen würde und derjenige weiß voll viel über mich (und kennt auch lauter Negatives über mich).
Ob es mich unter Druck setzen würde, weiß ich nicht, aber es ist eine komische Vorstellung, dass jemand so fertig ist wegen mir, dass er sogar in eine SHG geht, um darüber zu reden, wie er mit mir umgehen soll. Es ist ja nicht so, dass man da wegen seiner eigenen Krankheit hingeht und nur über sich erzählt. Aber ich bin eigentlich recht kommunikativ und offen, was die Krankheit angeht und kann auch selber was erklären und weiß, was ich an Hilfe brauche und was nicht. Von daher fände ich es etwas komisch, wenn mein Partner plötzlich unbedingt mit anderen darüber reden müsste. Deshalb müsste man bei mir auch damit rechnen, dass ich nachfrage, wie es war. ;)
Ich würde es, glaube ich, eher bevorzugen, wenn er erstmal zu einer Beratungsstelle gehen und sich da einen Ansprechpartner suchen würde, bevor er einer größeren Gruppe von mir erzählt. (Ist wahrscheinlich ähnlich, wie wenn sich Angehörige fragen, was der Betroffene dem Therapeuten wohl alles schlimme über einen erzählt ;))

Prinzipiell würde ich es nur gut finden, wenn es keine "Jammergruppe" ist, wo es nur drum geht, wie schlimm alles ist, sondern auch darum, was er selber für sich tun kann. Und mein Partner sollte auch schauen, ob es ihm wirklich gut tut. Meine Eltern waren mal wo, wo andere Leute noch viel krassere Geschichten erzählt haben als sie mit mir erlebt haben und sie meinten, das hat sie nur runtergezogen. Es bringt ja auch nichts, wenn man dann noch mehr Angst hat, was noch alles kommen könnte (aber meistens nicht eintrifft). Das wären auch Kriterien, die ich anwenden würde, wenn ich als Betroffene mir eine SHG suchen würde.

Liebe Grüße,
DieNeue
Stummer Schrei
Beiträge: 13
Registriert: 29. Mär 2024, 10:18

Re: Selbsthilfegruppe

Beitrag von Stummer Schrei »

DieNeue hat geschrieben: 23. Apr 2024, 22:07 Hallo,

ich als Betroffene finde es grundsätzlich gut, wenn sich mein Partner Hilfe holen würde, wenn er diese bräuchte. Allerdings wäre ich erschrocken, wenn ich plötzlich erfahren würde, dass es ihm so schlecht geht wegen mir.
Deshalb würde mich auch interessieren, welche Probleme er mit mir hat und weshalb er genau da hingehen will. Es bringt ja nicht so viel, nur mit anderen über den Depressiven zu reden, wenn man mit dem Betroffenen zusammen eine Lösung finden könnte.

Mich würde ehrlich gesagt auch interessieren, mit wem er dort redet. Ist wahrscheinlich vertraulich, aber ich käme mir irgendwie blöd vor, wenn ich jemandem aus der SHG über den Weg laufen würde und derjenige weiß voll viel über mich (und kennt auch lauter Negatives über mich).
Ob es mich unter Druck setzen würde, weiß ich nicht, aber es ist eine komische Vorstellung, dass jemand so fertig ist wegen mir, dass er sogar in eine SHG geht, um darüber zu reden, wie er mit mir umgehen soll. Es ist ja nicht so, dass man da wegen seiner eigenen Krankheit hingeht und nur über sich erzählt. Aber ich bin eigentlich recht kommunikativ und offen, was die Krankheit angeht und kann auch selber was erklären und weiß, was ich an Hilfe brauche und was nicht. Von daher fände ich es etwas komisch, wenn mein Partner plötzlich unbedingt mit anderen darüber reden müsste. Deshalb müsste man bei mir auch damit rechnen, dass ich nachfrage, wie es war. ;)
Ich würde es, glaube ich, eher bevorzugen, wenn er erstmal zu einer Beratungsstelle gehen und sich da einen Ansprechpartner suchen würde, bevor er einer größeren Gruppe von mir erzählt. (Ist wahrscheinlich ähnlich, wie wenn sich Angehörige fragen, was der Betroffene dem Therapeuten wohl alles schlimme über einen erzählt ;))

Prinzipiell würde ich es nur gut finden, wenn es keine "Jammergruppe" ist, wo es nur drum geht, wie schlimm alles ist, sondern auch darum, was er selber für sich tun kann. Und mein Partner sollte auch schauen, ob es ihm wirklich gut tut. Meine Eltern waren mal wo, wo andere Leute noch viel krassere Geschichten erzählt haben als sie mit mir erlebt haben und sie meinten, das hat sie nur runtergezogen. Es bringt ja auch nichts, wenn man dann noch mehr Angst hat, was noch alles kommen könnte (aber meistens nicht eintrifft). Das wären auch Kriterien, die ich anwenden würde, wenn ich als Betroffene mir eine SHG suchen würde.

Liebe Grüße,
DieNeue
Danke für deine ausführliche Nachricht!

Du hast Recht mit dem Punkt, dass man sich alsPartner*in auch fragt, was in der Therapiestunde über einen gesprochen wird!
Meine Partnerin geht zusätzlich zu einer SHG, auch da wird womöglich über unsere Beziehung gesprochen!
Unsere Hausärztin ist eine gemeinsame Freundin und ihre Therapeutin wohnt eine Straße weiter!
Jedesmal, wenn ich eine von beiden treffe, frag ich mich, was diese wohl denken??
Sehr beklemmend für mich!
Auch war sie bei unserer Supervisionärin von unserer Arbeitsstelle!
Ich weiß also genau, was du meinst!

Meine SHG für Angehörige ist 40 Minuten von uns entfernt, die Wahrscheinlichkeit, dass sie jemand kennt, also gering!

Ich werde es so halten, dass ich mir die Gruppe ansehen werde, und wenn sie mir zusagt, werde ich meiner Partnerin davon erzählen!
Also eine Jammergruppe suche ich nicht 😀, eher eine Gruppe, in der man sich austauscht und beisteht, ähnlich wie dieses Forum hier!
MySun
Beiträge: 538
Registriert: 4. Jul 2022, 09:45

Re: Selbsthilfegruppe

Beitrag von MySun »

Eine Selbsthilfegruppe, in der sich alle TN über ihre Sorgen, Erfahrungen und ihr Wissen über Depression frei austauschen können,
kann sehr bereichernd sein.
Neue TN in meiner Gruppe sagten oft, dass sie sehr froh darüber sind, endlich Menschen treffen zu können, mit denen sie offen
über ihre Sorgen sprechen können und dabei auch Tränen fließen dürfen, ohne sich ihrer schämen zu müssen.

Gute Kenntnisse über den Umgang mit Betroffenen und passende Behandlungen zum Thema Depression zu finden, ist für alle TN immer ein großes Thema.
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Einige wenige Informationen
Guy Bodenmann - --- Schatten über der Partnerschft
Dirk Biermann --- ----Im Schatten der Depression
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https://depression.aok.de/
Der Umgang mit einem Ihnen nahestehenden depressiv erkrankten Menschen kann anstrengend sein und einen an die Belastungsgrenzen bringen. Der Familiencoach Depression hilft Ihnen, in dieser schwierigen Situation gut auf sich selbst zu achten, Alltagsprobleme besser zu bewältigen und die Beziehung zu dem erkrankten Menschen zu stärken. Zudem erhalten Sie Informationen über die Erkrankung Depression.

Der Familiencoach Depression richtet sich an Angehörige von Erwachsenen mit unipolarer Depression, nicht an Angehörige mit einem depressiv erkrankten Kind. Im Mittelpunkt steht der Umgang mit akuten, episodisch verlaufenden Depressionen. Der Coach kann auch für Angehörige von Erkrankten mit einer chronischen Depression hilfreich sein, bildet deren besondere Situation aber nicht speziell ab.
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Stigma am Beispiel Depression – Was ist es in den Köpfen der anderen?

„Jeder hat mal einen schlechten Tag!“, „Reiß Dich zusammen!“ oder „Anderen geht es noch viel schlechter!“
Solche und andere Reaktionen sind nicht nur wenig hilfreich für Menschen, die depressiv sind.
Sie verraten auch, welche Vorurteile über die Krankheit immer noch in den Köpfen der Menschen vorherrschen.
Aber woran liegt es, dass Menschen, die in einer depressiven Episode sind, immer noch mangelnde Selbstdisziplin,
Selbstmitleid oder gar Faulheit unterstellt wird?
Und das, obwohl das Thema Depression mehr und mehr in den Medien besprochen und in Büchern, Filmen und Gesprächsrunden verarbeitet und beleuchtet wird?
Grund für diese negative gesellschaftliche Einschätzung: Wir verstehen die Ursachen und Gründe von Depressionen noch nicht vollständig und wir können das Denken und Empfinden der Betroffenen auch nicht in Gänze nachvollziehen. Indem wir behaupten, hinter dem depressiven Verhalten verstecke sich Faulheit oder mangelnde Selbstdisziplin, machen wir es uns einfach
https://www.stiftung-gesundheitswissen. ... rankheiten
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[u]Hilfe und Anlaufstellen für Betroffene und Angehörige[/u]
Psychische Erkrankungen sind belastend – für den Betroffenen, aber auch für Angehörige. Es ist wichtig, sich Hilfe zu suchen. Im Falle eines akuten Notfalls kann sich immer an den Rettungsdienst unter der 112 gewandt werden. Auch das Krisentelefon der „TelefonSeelsorge“ ist unter den Rufnummern 0800-1110111 und 0800-1110222 täglich rund um die Uhr zu erreichen.
https://www.stiftung-gesundheitswissen. ... -problemen
"Viele Menschen sind zwar am Leben, berühren aber nicht das Wunder, am Leben zu sein.“-ThichNhatHanh-

Von Herzen
MySun
Christopher
Beiträge: 38
Registriert: 17. Feb 2024, 20:13

Re: Selbsthilfegruppe

Beitrag von Christopher »

Hallo,

ich überdenke gerade in Ruhe die Fragestellung für mich.

Es wäre meine Entscheidung es zu tun. Niemand könnte mich daran hindern. Hätte ich viel Energie in das Projekt gesteckt, verzeih bitte den technischen Begriff, eine Möglichkeit zur Änderung der Sichtweise oder/ und Situation zu suchen, in dem Fall eine Selbsthilfegruppe.

Es ist Tatsache das ich mich mit der Situation alleine gelassen fühle, nicht alleine klarkomme, auch deswegen schreibe ich hier. Auch das ist keine Frage für die ich mir die Erlaubnis holen muss. Auch hier ist es meine Entscheidung.

Also: ICH ENTSCHEIDE.

Zur Frage der Belastung dem Partner davon zu erzählen:

Mein Partner verlangt viel von mir, auch wenn ihm das nicht so klar ist. Aber deswegen werde ich meine Bedürfnisse nicht verstecken. Eine Selbstverleugnung ( ein wie ich finde heftiges Wort) birgt heftige Nebenwirkungen.

Ich habe immer gesagt, Donnerstag Abend gehe ich zu den AA, also zu meiner Frau.

Anonyme Alkoholiker. Puh, das war mir irgendwann zu hart.

Ich bin irgendwann dazu übergegangen den für mich schönen Begriff „Pfadfinder“ zu verwenden. In der Tat, dort habe ich dann neue Pfade gefunden, um meinen Lebensweg besser als damals in der nassen Zeit zu gestalten, und ich kann heute im Umgang, auch mit Depressionen und stiller Borderlinediagnose gut damit umgehen.

Natürlich kann ich auch einen angenehmen, netten Weg finden das dem Partner zu sagen. Ich würde sagen, z. B.:

„Haben wir am Donnerstag nächster Woche was vor?
Ich würde gerne zu einem Info-Abend gehen.“

Daraus kann ein Gespräch entwickelt werden.
Etwas vorbereiten das ganze, nicht zwischen Tür und Angel.

Das wäre der Plan bei meiner Frau….wir sind schon etwas länger verheiratet und wie DEIN Plan dazu aussehen könnte ist natürlich wie immer alleine Deine Sache.

Natürlich, ich bin gerade etwas abgewichen von Deinen Fragestellungen, ich kann nicht sagen, das es für mich kurze Antworten gibt. Es ist auch ein Beantworten der Frage: wie gestalte ich MEINE Zukunft im Umgang mit den Begebenheiten.

Es mag sein, das ich einiges wiederholt habe zu den obigen Antworten, und doch möchte ich einen Satz noch leise am Ende der Nachricht sagen:

Es gibt Krankheiten, die dem Betroffenen sagen oder suggerieren, das er sie NICHT hat.

Dahinter sind oft starke Willensstärke versteckt, keine Trotzigkeit. Angst oftmals auch, etwas eingestehen zu müssen, was MANN als Schwäche sehen könnte.

Diese Willensstärke ist ja auch ein Anziehungspunkt, was den Partner ja auch zum Partner macht!

Wenn mein Willensstarker Partner ( in vielen Bereichen ja total toll diese Eigenschaft) sagt, das er doch nicht krank ist, ist genau das eventuell ein Ausdruck, es nicht wahrhaben zu wollen oder können.

Und kein böser Wille.

Liebe Grüße und viel Kraft wünsche ich Dir!
Christopher
Christopher
Schlosser.
Andere sagen ich sei krank.
Ich sage: Ich bin genau richtig wie ich bin.
Und:
Ich mache das es geht.
Warum?
Weil ich es kann.
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