Ich bin neu hier und aus dem Norden.

[Reiky07]

Hallo Zusammen,

Durch Zufall bin ich auf dieses Forum gestoßen. Ob ich wirklich "richtig" bin, weiß ich ehrlich gesagt gar nicht. Ich bin sehr verwirrt und häng in der Luft.

Ich komme aus dem Norden, bin 30 Jahre jung und lese sehr gerne. Außerdem spaziere ich total gerne durch Wälder und Co.

Ende Februar habe ich an zwei Tagen eine, ich nenne es, Panikattacke gehabt. Ich habe gezittert, hatte Herzrasen, eine tiefe Trauer überkam mich, habe sehr geweint, bekam Schweißausbrüche..
Zu Ostern hats mir komplett den Boden unter den Füßen weggerissen. Ich konnte 5 Tage nichts essen, weil ich solch starken körperlichen Symptome hatte. Die Panikattacke hielt gefühlt die ganzen Tage an. Sehr belastend ist diese permanent vorhandene extreme Nervosität. Ich habe nur geweint und habe mich sehr hilflos gefühlt. Anschließend flaute es ab und es war 1 Woche ruhiger in mir.
Letzte Woche ging es wieder los und bin nun auch krankgeschrieben.
Gestern und heute war ein guter Tag. Fast so, als wäre nie etwas gewesen. Heute war ich leicht nervös, zappelig und gefühlt Gedanken leer. Hatte vormittags den Drang mich bewegen zu müssen. Ich war mit Freundinnen unterwegs, war dabei nicht anteilsnahmslos und konnte auch lachen, aber irgendwie war ich gehemmter.

Ich begreife überhaupt nicht was mit mir passiert. Verstehe das gar nicht.

Ich habe allerdings schnell reagiert und mir Hilfe gesucht. Die extremen Phasen sind leider so, dass ich Todessehnsucht bekomme. Wo auch immer das her kommt.

Ich darf Ende nächster Woche stationär in eine Klinik gehen. Aktuell fühle ich es null, es ist zwar nicht alles "gut", aber auch nicht dramatisch. In der extremen Phase hatte ich sofort gesagt ab in die Klinik, doch jetzt Zweifel ich extrem. Ich fühle mich schlecht, dass ich dort hin gehe, obwohl es mir "gut" geht. Ich schäme mich sehr dafür, schließlich gibt es viele Menschen, die leiden extrem. Außerdem habe ich auch Angst, dass ich diese extreme Phase nicht "zeigen" kann, weil ich ja funktionieren muss, wenn ich nicht zu Hause bin. Das ich wieder nach Hause geschickt werde.

Das soviel in relativer Kurzfassung.

Ich finde keine passende Worte für meinen "Zustand" und verstehe die Welt nicht mehr.

Herzliche Grüße!

[Senif]

Hallo Reiky07,

du brauchst kein schlechtes Gewissen haben in eine Klinik zu gehen, obwohl du gute Tage hast. Ich weiß, dass das verunsichert Ala so schlimm kann es ja nicht sein, die denken vielleicht, ich bin ein Simulant, oder hab ich auch oft gedacht: ich nehme anderen den Therapieplatz weg.
Solche Sätze kannst du getrost streichen.

Ich war mal auf einer Suchtstation und da kam eine Frau (Alkoholikerin), die aber schon länger nichts mehr getrunken hatte. Die hat auch keiner weggeschickt, weil sie ja nicht mehr trinkt. Und sie meinte dann auch, die Klinik war das beste, was sie machen konnte.

Nutze das therapeutische Angebot dort, um an Dir zu arbeiten, damit es dir besser geht.
Ich kenne im übrigen die Symptome, die du schilderst. Ich habe sie damals leider zuerst ignoriert, bis ich sie dann monatelang durchgehend hatte und am Ende war ich nicht mehr lebensfähig. (inklusive betreutem Wohnen). Lass es nicht so weit kommen und nimm die Hilfe Klinik an. Das ist mein Rat. (kein Schlag )

Ich wünsche Dir hier einen guten Austausch.

LG Senif

[Lore]

Hallo Reiky07,
zuerst einmal herzlich willkommen im Forum. Ich wünsche dir einen hilfreichen Austausch.
Einiges von dem, was du beschrieben hast kenne ich von mir auch: das Getriebensein, die Nervosität und auch die Todessehnsucht.
Und auch die Fragestellung, ob Klinik jetzt wirklich angesagt ist oder ob ich nur jemanden den Platz wegnehme, außerdem - so schlecht geht's mir ja
gar nicht.
Ich möchte dich ermutigen, nimm den Klinikplatz an, du brauchst, so wie Senif schrieb, kein
schlechtes Gewissen haben. Es kann nur hilfreich für dich sein.
Ich wünsche dir alles Gute
Lore

[Maxegon]

Panikattacke ... gezittert, hatte Herzrasen, eine tiefe Trauer überkam mich, habe sehr geweint, bekam Schweißausbrüche. ...

Ich fühle mich schlecht, dass ich dort hin gehe, obwohl es mir "gut" geht. Ich schäme mich sehr dafür, schließlich gibt es viele Menschen, die leiden extrem.

Hallo Reiky07,

verzeih" meine empathiefreie Aussage:

Du bist der wichtigste Mensch in deinem (!) Leben.

Wenn es dir schlecht geht, nimm jede Hilfe die du bekommen kannst.
Falsche Scham oder ein schlechtes Gewissen kannst du dir gönnen, wenn es dir gut geht oder die Welt retten möchtest.

Gehe in die Klinik, tu's für dich!

[Reiky07]

Guten morgen ihr Lieben,

Herzlichen Dank für eure Rückmeldungen und ganz besonders euren Mut und Zuspruch.

Ich werde dort nächste Woche auf jedenfall hin gehen. Ambulant jemanden zu finden mit mindestens 6 Monaten Wartezeit ist viel zu lange. Mir wurde nämlich schon von mehreren Ärzten sowas wie "bevor es chronisch wird..." gesagt.

Heute bin ich gut drauf. Habe zwar nicht optimal geschlafen, aber ich bin nicht mit Herzrasen oder nervöser Unruhe aufgewacht. Kann nun endlich nach 2 Wochen oder sowas auch wieder meinen geliebten Matcha Latte genießen. (Ich habe nämlich eine neue Tasse von einem Frühlingsmarkt, da lasst ordentlich viel rein ) Heute sind die extremen Phasen total absurd.

Allerdings ist in meinem Kopf nicht so viel los. Viele Gedanken sind da nicht. Ich bin fröhlich und kann lachen, weiß nicht wirklich was ich machen möchte, aber antriebslos bin ich auch nicht. Ich bin müde und kaputt, aber mich ausruhen und entspannen geht auch nicht obwohl ich grad keine nervöse Unruhe habe.

Wenn ihr in einer Klinik wart, wie war es für euch?
Wo kommt ihr her?

Herzliche Grüße

[Senif]

Guten morgen Reiky,

ich war sehr oft in Kliniken. Da gibt es Unterschiede. In Akutkliniken ist nicht sehr viel mit Therapie, da geht es meist darum, einen zu schützen. Dann war ich auch auf Psychotherapiestationen einer Psychiatrie. Dort ist der Fokus die Psychotherapie zusätzlich zu den Medikamenten. Ich hab das meist als sehr hilfreich empfunden. Das ist so ähnlich wie in einer Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie. Dann gibt es noch die Tageskliniken, wo man tagsüber in der Klinik ist aber zu Hause schläft und auch am Wochenende zu Hause ist. Ich selbst war nie in einer, habe da aber auch schon Positives gehört.

Ich komme aus dem Osten des Landes

LG Senif

Edit: die Angebote sind von Klinik zu Klinik unterschiedlich. Ergotherapie (das hab ich nicht als so hilfreich empfunden), Einzeltherapie, Gruppentherapie, Körpertherapie, Sport, Kunsttherapie etc.

[MaWe]

Hallo Reiky,

ich würde auf jeden Fall auch schon anfangen, mir eine*n ambulante*n Psychotherapeut*in zu suchen, auch von der Klinik aus. Im Krankenhaus ist man nur ein paar Wochen, aber du brauchst sicher eine Begleitung über eine längere Zeit.

Alles Gute, MaWe

[Reiky07]

Hallöchen!

Ich darf in die Klinik nach Heiligenhafen. Da war eine Bekannte und hat es als sehr gut und hilfreich empfunden. Unterschiedlichste Angebote waren da. Ich bin gespannt.

Aktuell ist es eben so, dass ich Angst habe wieder nach Hause geschickt werde, weils ja gar nicht dramatisch ist.
Allerdings andere Möglichkeiten für Hilfe habe ich hier halt auch nicht in so kurzer Zeit. Therapieplatz mit Wartezeit 6 Monate, aber wem schreibe ich das. Ist euch sicher bekannt.

Um einen Platz nach der Klinik kümmere ich mich. Ich wollte einen Brief schreiben und damit verschiedene Therapeut*innen anschreiben, dass wurde mir von mehreren Seiten als Tipp empfohlen.

Liebe Grüße!

[MaWe]

PS.:
In der Klinik können sie dich natürlich auch mal rundum körperlich durchchecken, ob da irgendwas auffällig ist. Noch ein Argument, ruhig erstmal hinzugehen...

[Senif]

Hai Reiky,

sie werden dich nicht wegschicken. Die Symptome, die du geschildert hast sind kein Pappenstiel, auch wenn sie nicht jeden Tag da sind. Und deine Ärztin stellt dir nicht umsonst eine Einweisung aus.
Du darfst das annehmen.

LG Senif

[Lavendel64]

Hallo Reiky,

ich war in der Tagesklinik - dieses Gefühl "den anderen geht es schlechter" oder "ich nehme jemandem den Platz weg" haben viele. Ist aber Blödsinn. Denn kein Arzt schickt dich in die Klinik, wenn es nicht notwendig erscheint.

Ich hatte nach der Klinikzeit noch eine heftige Phase, in der ich mir wünschte, einfach mal rauszukommen und noch einmal einige Wochen in der Tagesklinik verbringen zu dürfen. Meine Psychologin weigerte sich und meinte 'Sie haben das Handwerkszeug, das schaffen Sie allein' - habe ich auch, aber auch wenn die Klinikzeit hart war, jetzt blicke ich dankbar darauf zurück. Die Programme dort haben mich entlastet, aus dem Alltag genommen. Es war genügend Zeit, um über mich und mein Leben nachzudenken. Man wird auch nicht "umgedreht" - es passiert nichts, was du nicht willst oder wogegen du dich sträubst. Sondern du findest vielleicht neuee Hobbys oder entdeckst alte neu. Der Spruch "alles kann, nichts muss" ist mir im GEdächtnis geblieben, weil ich ihn in meinen Alltag übernommen habe.

Geh hin und lass dich darauf ein - das wäre mein Rat. Ach ja, und wie bereits gesagt wurde: kümmere dich parallel um einen ambulanten Therapieplatz, lass dich auf Wartelisten setzen, damit du Anschlussbetreuung hast. Die Wartezeiten sind lang, dann hast du schon mal Zeit weg.

Liebe grüße
Lavendel

[Reiky07]

Hallo Zusammen,

Danke nochmal für euren Rat und Zuspruch. Das ist wirklich gut.

Die Klinik hat eben angerufen, meine Aufnahme wurde um ein paar Tage verschoben, weil jemand ausfällt. Schade, aber es sind nur ein paar Tage, dass ist total ok.

Ich werde mir mal eine Therapeut*innen Liste ausdrucken und die durchgehen für die Therapie nach der Klinik.

Herzliche Grüße