Wirkliche, dauerhafte Verbesserung?

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face
Beiträge: 4
Registriert: 8. Apr 2024, 21:14

Wirkliche, dauerhafte Verbesserung?

Beitrag von face »

Hallo,

ich bin neu hier im Forum. Ich bin Anfang 40, männlich.
Die Depression und ich sind sozusagen alte Bekannte. Wie ich heute weiß stecke hat meine Depression so um das 12 Lebensjahr herum angefangen. Dahinter stecken viele traumatische Kindheitserlebnisse (z.b. Tod der Mutter mit 12), Vernachlässigung, narzistischer Vater (vor einem Jahr nach langer Pflege durch mich verstorben). Bei mir führte dies zu sozialen Phobien, Depressionen und einem praktisch nicht existenten Selbstwertgefühl. Nach 14 Monaten Theraphie geht es mir heute in vielen Bereichen deutlich besser. Mein Leben unterscheidet sich maßgeblich von dem vor 14 Monaten (habe mich geoutet, kann das Haus verlassen!, versuche soziale Kontakte zu bekommen (schwer), treibe Sport, habe stark abgenommen).

Trotzdem merke ich gerade wieder das "mein altes depressives ich" aktuell wieder ganz stark an meine innere Tür klopft und herreingelassen werden will. Früher als ich eigentlich sehr einsam und zurückgezogen gelebt habe (keine Freunde, keine Beziehungen) konnte ich gut allein sein. Soziale Interaktion hat mich dermaßen angestrengt das ich dies sogar bevorzugt habe. Heute (mich strengt soziale Interaktion immernoch an) ist es genau anders herum. Ich spüre die Einsamkeit so massiv und drückend das ich eigentlich meinen kompletten "neuen" Weg in Frage stelle und sehe wie sich ein Abgrund vor mir auftut. Nimmt das auch mal ein Ende? Warum kann ich nicht einfach mal ein normales Leben führen?
Maxegon
Beiträge: 2443
Registriert: 25. Mai 2021, 11:33

Re: Wirkliche, dauerhafte Verbesserung?

Beitrag von Maxegon »

face hat geschrieben: 21. Apr 2024, 12:09
... merke ich gerade wieder das "mein altes depressives ich" aktuell wieder ganz stark an meine innere Tür klopft und herreingelassen werden will.
...
Nimmt das auch mal ein Ende? Warum kann ich nicht einfach mal ein normales Leben führen?
Hallo face,

entschuldige bitte, doch das ist das normale Leben, dieses ständige Auf und Ab.

Wenn deine Angst an die Tür klopft, öffne die Tür, lass sie herein und lerne sie kennen!
Trau' dich, du hast schon einige Erfahrungen, weißt damit umzugehen.
Was kann dir schon groß passieren?
:hello:
Aurelia Belinda
Beiträge: 7797
Registriert: 23. Aug 2018, 20:03
Wohnort: Mittelfranken

Re: Wirkliche, dauerhafte Verbesserung?

Beitrag von Aurelia Belinda »

....vielleicht die Angst sie nicht mehr los zu werden?
Erfahrung macht ja auch was mit einem.
Man weiß also was es an Kraft kostet...
Alle eure Dinge lasset in Liebe geschehen
Chinchine
Beiträge: 65
Registriert: 26. Mär 2015, 10:41

Re: Wirkliche, dauerhafte Verbesserung?

Beitrag von Chinchine »

Hallo face,

Ich habe deinen Beitrag nur kurz überflogen und mich teilweise selbst darin wieder gefunden...

Ich bin 39 und bei mir war die Erstdiagnose Depression mit 17.

Ich mache gerade meine 3. Therapie, erstmals bei einem psychologischen Psychotherapeuten und erstmals mit der Depression als Symptom einer KPTBS.

Ich bin jetzt im 5. Therapiejahr (derzeit ca. 140 Sitzungen und "open End", weil ich mir Gott sei Dank auch im Fall des Falles Selbstzahlung leisten könnte).

Was ich dir sagen will: du hast sehr viel Schlimmes erleben müssen und bist nicht ohne Grund so krank geworden.

Sei stolz auf dich, dass du das überstanden hast und das dir die Therapie bisher schon helfen konnte. Aber bitte versuche Geduld mit dir selbst und dem Heilungsprozess zu haben. Und lass dich nicht entmutigen, wenn es zwischendurch wieder nach unten geht. Ich weiß, wie schwer das ist.

Versuch bitte auch, das was du hier geschrieben hast, mit deinem Therapeut zu besprechen. Er kann dir bestimmt helfen, das einzuordnen.

Ich wünsch dir alles Gute
Meera81
Beiträge: 7
Registriert: 24. Apr 2024, 19:39

Re: Wirkliche, dauerhafte Verbesserung?

Beitrag von Meera81 »

. Trotzdem merke ich gerade wieder das "mein altes depressives ich" aktuell wieder ganz stark an meine innere Tür klopft und herreingelassen werden will.

@Face, das kenne ich aktuell ebenfalls..
Du hast ja wirklich sehr schlimme Erfahrungen als Kind machen müssen, Tod der eigenen Mütter mit 12 und Vernachlässigung usw…

Habe fast 20 Jahre Therapie hinter mir, da ich als Kind einige Jahre Gewalt erlebt habe und Entführung. Da ich aber eine Amnesie habe weiß ich vieles nicht mehr..

Ich wünsche Dir viel Kraft @face
face
Beiträge: 4
Registriert: 8. Apr 2024, 21:14

Re: Wirkliche, dauerhafte Verbesserung?

Beitrag von face »

Hallo,

vielen Dank für Eure Antworten. Entschuldigt das nicht früher eine Rückmeldung von mir gekommen ist. Ich hatte jetzt eine bessere Phase jetzt bremst mich eine Erkältung ganz schon aus.
Ich habe auch kürzlich mit meiner Therapeutin (ich mache eine Online Therapie per Videocall) darüber gesprochen. Die hat mich eigentlich ermuntert das ich diese Unruhe wenn ich allein bin positiv werten soll. Bei mir hätte sich so viel getan das dies eigentlich als zusätzlicher Ansport der Psyche zu verstehen ist in die Welt hinaus zu gehen.


Ich habe versucht mich im Eingangspost kurz zu fassen, vielleicht etwas Kontext:

Tatsächlich hatte ich jetzt einige Monate eine schlechtere Phase, ich hatte ständig ein Druckgefühl in der Brustgegend (nichts körperliches wurde gecheckt!), wer von euch Panik- oder Angstattaken erlebt hat kenn das Gefühl so kurz vorher. Dieses Gefühl hatte ich jetzt permanent 24/7 seit 4 Monaten. Dadurch auch massive Schlafprobleme -> Konzentrationsprobleme -> Kraftlosigkeit. Ständig angespannt als würde gleich hinter der nächsten Ecke jemand mit der Axt stehen (nur als bildliches Beispiel)

Es fing kurz nach meinem Outing an, da ist sozusagen meine "alte" nach außen hin gepflegte Schein- und Schutzpersönlichkeit (nenne ich jetzt einfach mal so) in sich zusammengefallen. Das hat bei mir viel bewirkt, meine Therapeutin sprach auch mehrfach davon das ich in Teilen meiner Persönlichkeitsentwicklung im alter von ca 12-13 stehen geblieben bin. (Ich hatte meine ersten sexuellen Kontakte tatsächlich erst jetzt mit 40) und das jetzt alles an die Oberfläche tritt und in rasender Geschwindikeit entwickelt. Gleichzeitig war es bei mir auch so das bei mir gleichzeitig der "Vorhang" gefallen ist und ich das erste mal meine Kindheit und mein bisheriges Leben wirklich erkannt und verstanden habe. Noch vor ein paar Monaten hätte ich meine Kindkeit ganz anders beschrieben weil ich das Verhalten (Vater) für normal gehalten habe. Erst heute sehe ich was da alles ganz massiv schief gelaufen ist und welcher psychischen Gewalt (sorry anders kann ich es nicht kennen) ich ausgesetzt war.

Jetzt ist dieses ständige Gefühl seit ein paar Tagen größtenteils weg und alles läuft wieder etwas "leichter" und die "Akkus" laden wieder auf. Ich habe die letzten Monate wirklich alles mögliche Probiert um ruhig zu werden, Nahrungsergänzungsmittel, Tabletten, Alkohol, Meditation, Quigong etc. weil dieser Zustand so belastend war. Ein Tipp meiner Therapeutin wars (zufall ging eigentlich ums Rauchen aufhören) ich ging zur psychotherapeutischen Hypnose. Erwartungen hatte ich keine, Hoffnungen eigentlich auch nicht. Nach Sitzung 1 (hatte bisher 2 insgesamt sind 4-5 angedacht) ging es mir richtig richtig schlecht. Lag abends heulend im Bett. Aber am Tag darauf war dieses Druck- und Panikgefühl teilweise weg, den rest des Tages vielleicht auf 25% des Vorniveaus. Jetzt 10 Tage später kommt es nur noch selten "hervor". Ich hoffe inständig das dies ein permanenter Zustand wird.
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