EX-IN Genesungsbegleiter

[Ephemera]

Hallo zusammen,

hat jemand von Euch schon mal Erfahrungen mit Genesungsbegleitern gemacht?
Das sind Menschen, die selbst Psychiatrie-Erfahrungen gemacht haben und dann nach einer entsprechenden Ausbildung unterstützend im psychiatrischen Bereich arbeiten oder sich ehrenamtlich engagieren.
Der Gedanke dahinter ist, dass durch die eigenen Erfahrungen, die eigene Geschichte und das Verständnis, welches man dadurch mitbringt, ein Patientenkontakt auf Augenhöhe möglich wird und der Genesungsbegleiter zu einer Art Bindeglied zwischen Patienten und Profis werden kann.

Oder hat vielleicht jemand hier die Ausbildung gemacht?

Mich interessiert das gerade sehr - ich würde sehr gerne anderen mit meinen Erfahrungen helfen können… gleichzeitig weiß ich aber nicht, ob ich es mir wirklich zutraue.

Wenn also irgendjemand irgendetwas zu diesem Thema beigetragen könnte: ich würde mich sehr freuen, von Euren Erfahrungen zu lesen oder Eure Meinung dazu zu hören.

Viele Grüße,
Ephemera

[Katerle]

Hallo Ephemera,

das klingt erstmal sehr interessant für mich, was du beschreibst, mit seinen Erfahrungen, anderen Menschen helfen können. Nun, ich war Ks und war dann, als ich krank war erst mal für mich da und später hatte ich ne kleinere Gruppe übernommen, in der ich etwas kreativ tätig war und ich muss sagen, es war zwar nicht viel, was ich noch leisten konnte, aber es
gab mir sehr viel und machte mir Freude.

Herzliche Grüße
Katerle

[Ephemera]

Ich schiebe das hier nochmal nach oben.

Hat wirklich noch niemand einen Genesungsbegleiter „getroffen“?

[Allegretto]

Hallo,
ich weiß gar nicht, in welchem Kontext ich einen solchen hätte treffen können???
Wo und wie findet man "die" und was ist deren Aufgabe?
LG Allegretto

[Ephemera]

Die größten Chancen auf einen ausgebildeten Genesungsbegleiter zu treffen bestehen wohl im voll- oder teilstationären Umfeld.

Genesungsbegleiter sollten zusätzlich zum professionellen Team aus Ärzten, Pflegekräfte, Ergotherapeuten etc. beschäftigt sein und den Patient*innen für Gespräche zur Verfügung stehen - vielleicht eigene Gruppen leiten - Angebote für Aktivitäten machen - in Richtung Krankheitsaufklärung tätig werden.

Oder auch durch Veranstaltungen oder anderes allgemein über psychische Erkrankungen und Behandlungsmöglichkeiten informieren. Aufklärungsarbeit in der Öffentlichkeit leisten.

So in etwa…

[Allegretto]

Danke für die Info.

Während all meiner vollstationären Aufenthalte in psychosomatischen Kliniken gab es keine Genesungsbegleiter.

Gruß Allegretto

[Pimpinelle]

Ich habe mal zufällig einen Genesungsbegleiter getroffen an einem Kontaktstützpunkt einer Einrichtung der Eingliederungshilfe und mich eine Weile unterhalten. Ich war sehr positiv angetan von dieser Möglichkeit, Begleitung zu leisten bzw. Begleitung auch erhalten zu können mit der Lebenserfahrung dahinter.

Viele Grüße,
Pimpinelle

[momadome]

Hallo Ephemera,

Ich bin ausgebildete Genesungsbegleiterin, habe in einem psychiatrischen Krankenhaus gearbeitet, bin aber mittlerweile ganz in Rente.

Um an Adressen von Genesungsbegleitern zu kommen, die Alltagsbegleitung durchführen, wendest du dich am bestens an die Ausbildungsinstitute. Ich war z.B. bei EX-IN lebensART in Köln und Münster. Google EX-IN Deutschland, da wirst du viele Infos finden.

Ich habe für mich viel daraus mitgenommen und denke, ich konnte auch einigen meiner Klienten/Patienten/Miterkrankten mit meinen Erfahrungen und der darauf fußenden Ausbildung ein Stück weiter helfen.

Viel Erfolg, jojoma

[Ephemera]

Vielen Dank für Eure Antworten!

Jojoma, magst Du vielleicht ein wenig berichten, wie Deine Arbeit in der Klinik aussah? Was hast Du dort gemacht?
Wie war die Einbindung in das weitere Team dort? Wir haben die Patient*innen auf Dich reagiert?

Viele liebe Grüße an alle,
Ephemera

[momadome]

Hallo Ephemera,

nach einer gewissen Einarbeitungszeit habe ich voll integriert zum Team gehört. Mit Übergaben, Beisein bei ärztlichen oder psychologischen Gesprächen ( mal auf Wunsch der Behandler, mal auf Wunsch der Patienten), Mitarbeit in Gruppen und auch die Leitung einer eigenen Gruppe.

Ich war bei Ausflügen dabei und beim Essen. Und mit Patienten, die eine Bindung zu mir aufgebaut haben, konnte ich auch Einzelgespräche führen.
Anderseits konnte ich den Behandlern manchmal auch die Reaktionen von Patienten erklären. So eine Art Übersetzer.

Die Patienten haben meist gut auf mich reagiert, auch da war ich so ein Zwischenwesen....keine "Respektsperson" , aber auch kein Mitpatient.

Grundvoraussetzung ist eigene gute Stabilität und die Fähigkeit, alles was man hört und mitbekommt für sich zu behalten und auch am Feierabend dort zu lassen, wo man arbeitet. Wenn man die Erlebnisse mit nach Hause nimmt, kann man das nicht lange machen. Gute Abgrenzung ist wichtig.

Liebe Grüße, jojoma