Wann wird es endlich erträglicher?

[Judith_1955]

Hallo zusammen!

Manchmal frage ich mich, ob meine Depression wirklich eine Depression ist. Denn ich war in den ganzen Monaten nicht gleichgültig, apathisch, gefühlskalt etc. Ich bin voller Gefühle!!! In erster Linie eine riesengroße Traurigkeit, weil sich "mein Zustand" nicht bessert trotz AD. Und ich täglich deswegen weine. Wut darüber, das ich nicht weiß, wie ich wieder "ich" werden kann, Verzweiflung über die verlorene Lebenszeit, es sind mehr als 5 Monate, wo ich versuche, "diesen Zustand" zu beenden. Ich setze jeden Abend so große Hoffnung in den nächsten Tag, und werde jeden neuen Tag enttäuscht. Und wenn es doch eine Depression ist, was will sie mir sagen? Ich zermartere mir meinen Kopf, aber ich weiß nicht, was ich ändern soll. Die Therapeutin ist so positiv und meinte, das ich meine Ängste in den Griff bekomme, aber verschwindet dann auch das furchtbare Gefühl in mir , was ich einfach nicht beschreiben kann? Man soll Geduld haben, die Situation akzeptieren, sich selbst lieben. Es ist aber so schwer, die Geduld nicht zu verlieren, sich zu lieben in diesem Ausnahmezustand, und es zu akzeptieren, ist das Schwerste. Aber ich versuche es wirklich. Aber es gibt oft Momente, wo ich verzweifle. Heute ist so ein Tag, wo ich nicht ein noch aus weiß. Dieses Gefühl in mir ...es zerreißt mich innerlich..... und kann heute nicht aufhören zu weinen. Nehme seit 6 Wochen die Erhöhung und immer noch kein Licht am Ende des Tunnels. Die Situation ist kaum zu ertragen.

Sorry für den langen Text, aber ich musste es mir mal von der Seele schreiben. Vielleicht habt Ihr ähnliche Erfahrungen?

LG Judith

[Bittermandel]

Hallo Judith

Es tut mir das es dir so schlecht geht. Ich habe Jahrzehnte in der Depression verbracht. Leider gibt es keine Abkürzung für das Leiden. Vielleicht hast du noch nicht das passende Medikament gefunden. Und ja es ist nervig immer geduldig zu sein und kein Ende in greifbare Nähe. Und trotzdem ist Geduld und Selbstfürsorge sehr wichtig. Versuche kleine Schritte zu machen und gönne dir genug Pausen. Ich weiß man möchte so sein wie die anderen. Belastbar gut drauf und das Leben genießen. Aber die Depression folgt ihren eigenen Regeln. Das musst du akzeptieren und lernen damit umzugehen. Eine Therapie kann sehr hilfreich sein, aber das braucht Zeit.
Ich habe erst durch eine zweite Diagnose und dem Medikament endlich Ruhe vor der Depression. Lange Jahre wurde ich nur auf Depression behandelt. Die Ursache oder eine davon habe ich erst im November bekommen. Und seit dem geht es langsam bergauf. Ich habe mich auch gefragt ob ich diesen Zustand bis ins hohe Alter ertragen muss. Ich habe gebetet das ich irgendwann Licht am Ende des Tunnels sehe. Und Pronto der Psychiater konnte mir helfen. Trotzdem brauche ich viel Ruhe und Zeit für mich. Das ist ebenso und ich habe das akzeptiert. Vielleicht kannst du dir Notizen machen die dir zeigen was du trotzdem täglich schaffst und dir abends auf die Schulter klopfen. Kleine Ermutigungen tun der Seele gut.

Liebe Grüße Bittermandel

[Judith_1955]

@Bittermandel, danke für Deine ausführliche Antwort. Welches Medikament hat Dir geholfen? Citalopram war der 1. Versuch, was ich aufgrund massiver NW absetzen musste. Nun nehme ich Mirtazapin 22,5 mg seit fast 6 Wochen. Der "Overhang" morgens ist schlimm, das dauert in der Regel 2 Stunden. Deshalb möchte ich nicht höher gehen.

LG Judith

[Allegretto]

Hallo Judith,

Du hast eine PN

[Bittermandel]

Liebe Judith

Wenn du magst schreib mir eine PN. Dann kann ich berichten.

Liebe Grüße Bittermandel

[Suchende2]

Hallo Judith,

ich kenne es auch! Ich war 1 1/2 Jahre in der schweren Episode und danach sehr lange in der mittelschweren Episode.
Ich habe mich häufig gefragt, wozu?
Die mich erdrückende Angst habe ich in einer Akutklinik dank einer sehr guten Therapeutin in den Griff bekommen.
Die hat mich in einer Therapiestunde in mein Trauma begleitet und auch wieder heraus. Da hat sich dann etwas in mir gelöst und die Angst hat mich nicht mehr versucht zu erdrosseln.

Auch Du wirst es schaffen, Deinen Weg aus der Depression zu finden. Wie er aussieht und wie lange es dauert, kann Dir niemand sagen. Irgendwann habe ich mich damit abgefunden, daß ich gerade Lebenszeit "vergeude". Damit hatte ich dann Kapazitäten für die Gesundung freigesetzt. Wie man dahin kommt, kann ich Dir leider nicht sagen, daß ist bei jedem ein ganz individueller Prozess.

Ich wünsche Dir alles Gute auf Deinem Weg,
Suchende