Chronische Depression Ratlosigkeit

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Seras
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Chronische Depression Ratlosigkeit

Beitrag von Seras »

Hey ist mein erster Beitrag in diesem Forum und daher möchte ich kurz ein paar Eckdaten zusammenfassen bevor ich zum "aktuellem" Problem komme.
Ich bin jetzt 33 und leide seit ich 15 bin unter Depressionen, bin aufgrund dessen EU-Rentner, Austherapiert im Bereich der klassischen Psychotherapie, habe auch schon alternative Therapieformen von Hypnose bis Life Coaches hinter mir.
Hinzu kommen natürlich Kliniken, Rheas usw. und verschiedenste Medikamente, die mir nie wirklich geholfen haben oder zu viele Nebenwirkungen hatten.
Daher bin ich was den medizinischen Weg angeht doch relativ am Ende der Reise angekommen, es gäbe zwar noch "ausgefallene" Optionen, aber davon wurde mir bis her abgeraten, da es entweder für mich nicht zu finanzieren ist oder die Fachleute das Risiko einer weiteren nicht erfolgreichen Therapie als zu hoch einschätzen, sprich das ich es mental nicht verkraften würde und es mir am Ende nur noch schlechter gehen könnte.
Also wahrscheinlich ist hier guter Rat teuer, aber vielleicht hat ja jemand ähnliche Erfahrungen und möchte sich darüber austauschen wie man damit besser umgehen kann.

Womit ich beim aktuellen Problem angekommen wäre und zwar das ich langsam nicht mehr weiß wie ich damit auf Dauer weiter leben soll. Ich bin nicht suicidal, aber relativ ratlos wo das alles noch hinführen soll oder wie ich auch noch die nächsten vielleicht 40 Jahre weiter machen soll.
Es wiederholt sich einfach immer wieder ein Kreislauf des Scheiterns in meinem Leben, den ich einfach nicht durchbrechen kann.
Grundsätzlich führe ich ein Verhältnismäßig akzeptables Leben, wenn man meine Krankheit bedenkt, also ich habe eine eigene Wohnung, brauche keinen Betreuer, hab ein Haustier, komm mit meinen Finanzen klar usw. was auch nicht selbstverständlich ist und dafür bin ich auch dankbar oder ich könnte sagen stolz auf mich selbst, aber mit solchen Aussagen tue ich mir schwer.
Das große Problem sind die permanenten negativen Gedanken in meinem Kopf und ein schlechter Schlaf, das alles kostet auf Dauer so unendlich viel Energie und es ist einfach wie ein permanenter Innerer Druck in mir.
Irgendwie hab ich mich daran teilweise gewöhnt so das ich es einfach ertrage oder eben auch mal bessere Tage habe die mir wieder bisschen Kraft geben. Nur dann kommen eben, wie es normal ist im Leben noch äußere Einflüsse hinzu, die natürlich ganz normal sind, aber wenn ich dann im Außen Misserfolge erlebe, Kränkungen, Geldprobleme (in diesen Zeiten) usw. ist mein Geist am Limit dessen was er ertragen/verarbeiten kann.
Meist schaffe ich es dann dennoch einige Monate damit umzugehen, manchmal behelfe ich mir mit Alkohol um ein bisschen Druck raus zu lassen (ich weiß ist auch nicht gut, aber weder Sport, noch Meditation usw. waren bis her eine Alternative), so schaffe ich es dann über die Runden zu kommen, bis ich irgendwann Mental komplett zusammenbreche. Das Endet dann oft in sehr unschönen Situationen, entweder im totalen Rückzug das ich mich um gar nichts mehr kümmere für eine gewisse Zeit, Anrufe ignoriere, Termine nicht wahrnehmen usw. oder es schlägt komplett in maßlose Wut und destruktives Verhalten um. Im Grunde ist das dann reiner Selbsthass den ich auf alles mögliche projiziere, die Gesellschaft, die Familie oder was mir grade so in den Sinn kommt. Manchmal kommt dann auch noch Alkohol hinzu, der dann leider den Druck nicht mehr lindert, sondern alles nur noch schlimmer macht.
Am Ende leidet mein Umfeld dann sehr stark darunter, wenn ich mich distanziere usw. machen sie sich Sorgen, wenn es die zweite Option ist, naja neige ich dazu Menschen bescheuerte Vorwürfe zu machen wegen Dingen die schon ewig her sind und sie für meine Situation verantwortlich zu machen was dann oft in heftigen Streits eskaliert, wodurch ich natürlich auch schon Menschen komplett aus meinem Leben vertrieben habe oder mir einen Besuch von der Polizei eingehandelt habe, weil ich meinte ich müsse die ganze Welt wissen lassen wie sehr ich sie doch verachte. Ein Therapeut meinte die Tage mal zu mir das es reiner Selbstschutz meiner Psyche ist, die Wut nach Außen zu tragen anstatt sie gegen mich selbst zu richten, weil dann das Risiko doch sehr hoch wäre das es zu einer Handlung gegen mich selbst führt die tödlich enden kann. Ein schwacher Trost, wenn man dann von Schuldgefühlen zerfressen wird und versuch mal jemandem zu erklären:
Hey das bin nicht ich, sondern die Depression und es hat auch sein gutes, denn ich bin immerhin nicht Selbstmordgefährdet solange ich es nach Außen trage. Kommt großartig an, vor allem da jedes Versprechen es käme nie wieder vor eine Lüge ist, weil ich es bis her nie geschafft habe diesen Kreislauf zu durchbrechen. Wie lang kann ich darauf hoffen das Menschen es ertragen und mich nicht verstoßen ? Menschen die schon seit unzähligen Jahren meine Depression mit bekommen.
Die teilweise nicht mal mehr mein alltägliches "Gejammer" ertragen, die Enttäuscht von mir sind das ich nach Jahren immer noch nicht arbeiten kann usw. keine Ahnung, vielleicht war mein letzter kompletter Ausfall für manche schon das letzte Mal und sie werden sich abwenden. Natürlich vor allem was Familie betrifft tragen einige ihren Anteil daran, das ich diese Krankheit bekommen habe, aber am Ende ist es tatsächlich Vergangenheit und ich bin heute ein Erwachsener Mensch, der für sich selbst verantwortlich ist. Nur leider muss ich nicht nur für mich die Verantwortung tragen, sondern auch für die "Dämonen" in meinem Kopf und ich weiß nicht wie oft ich es noch schaffen den Scherbenhaufen, den diese anrichten immer wieder zu bereinigen und nochmal aufzustehen. Manchmal würde ich die "Dämonen" gerne gegen Krebs oder so tauschen, dafür macht einen immerhin keiner Verantwortlich, aber Krebs redet eben auch nicht.
Natürlich ist das ein absurder Gedanke, jeder Mensch der an Krebs leidet hat mein vollstes Mitgefühl, aber es zeigt vielleicht wie sehr mich die Depression belastet und vor allem der Umgang mit ihr.
Momentan denke ich darüber nach mein Leben einfach in persönlicher Einzelhaft vor dem PC zu verbringen, keine Träume mehr, keine Ziele mehr, keine Menschen mehr in meinem Leben denen ich zur Last falle oder die ich verletzen kann.
Vielleicht haben mich die Jahre der Depression so zerfressen, das von meiner ursprünglichen Person zu wenig übrig ist und ich einfach ein verbitterter boshafter Alter Mann geworden bin, der einfach diese Art von Leben akzeptieren muss.
Eventuell bin ich ja diese ganzen negativen Gedanken die mich jeden Tag quälen und ich versuche einfach nur mein heutiges Selbst zu unterdrücken und einem alter Ego festzuhalten dem ich nicht mehr gerecht werden kann.
Naja ich weiß es nicht und ich bitte um Verzeihung für dieses Selbstmitleid und eventuelle Tippfehler usw. meine Konzentration ist auf dem null Punkt.

Also wenn jemand vielleicht selbst solche Erfahrungen grade macht oder gemacht hat würde ich mich über einen Austausch freuen oder auch sonstige Kommentare.
Ifightdepression79
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Re: Chronische Depression Ratlosigkeit

Beitrag von Ifightdepression79 »

Moin Seras,

herzlich willkommen hier. Das ist echt "heavy shit." ich musste erstmal durchatmen und überlegen, ob ich etwas beitragen kann.

Und das kann ich zumindest in Form von Wiedererkennung, so dass du dich vielleicht nicht so alleine mit allem fühlst.

Ich habe bei medizinischen Check ups schon oft gedacht:" Hoffentlich eine tödliche Diagnose." Ich glaube das ist normal, weil der Leidensdruck so hoch ist.

So wie du habe ich auch viele Kliniken durch und trotzdem jetzt Rente beantragt. Mit einigen Triggern, insbesondere im Arbeitsalltag, werde ich nicht fertig.
Zu intensiv die Gefühle bei totaler Disregulation trotz DBT, KVT, usw...

Ich habe den Kontakt zu meiner Mutter abgebrochen, weil Sie mich narzisstisch missbraucht hat. Sie sagt :"Ich hab doch alles getan. Du hast halt nichts geschafft." Sie ist krank und hinter dem,was mir damals gefehlt hat, hinterher laufen bringt nichts.
Denn das wird nicht mehr kommen.
Also ja in der Vergangenheit war jemand für meine psychischen Probleme verantwortlich und obwohl ich über Kriegstraumata und schwarze Pädagogik weiß und damit, dass Sie nicht anders handeln konnten, verzeihe ich nicht.

Ich sehe es nicht ein mich mit 43 noch von der eigenen Mutter demütigen zu lassen.

Ich habe aber auch erkannt, dass die Welt nicht für mein Trauma verantwortlich ist und es gelingt mir nach 6 Jahren Therapie so langsam dieses Thema bei mir zu lassen und die anderen Menschen ihr Leben leben zu lassen und für mich selbst zu akzeptieren, dass ich am Rande der Gesellschaft lebe.
Die Gesellschaft ist nicht Schuld daran.

Soweit erstmal.

Lieben Gruß

Malte

PS: Mir hilft Ausdauersport in Form von joggen sehr oder auch in der Natur spazieren gehen. Damit kann ich die Anspannung ganz ok regulieren. Ich höre auch gerne Musik und beim Kochen vergesse ich mich förmlich selbst und freue ich sehr, wenn mir etwas gelungen ist.

Alkohol trinke ich kaum und wenn nur dann, wenn es mir GUT geht, aber nie wenn ich eh schon depressiv bin.
Das rächt sich am nächsten Tag in noch depressiverer Stimmung.
Außerdem ich nehme ich ja auch Medikamente, die mir helfen.
Sinn geben mir positive, wenngleich seltene, soziale Kontakte.
Gestern war ich zum Beispiel bei einem Freund von mir grillen und habe selbst auch etwas dazu beigetragen, was den Kindern geschmeckt hat.

Weil arbeiten nicht geht, habe ich in der Grundschule beim Schulfrühstück mitgemacht.

Meine eigenen zwei Kinder geben mir insbesondere einen Sinn.
Seit der Trennung und der Scheidung kann ich viel besser für Sie da sein.
Das Positive in der Krise sehen finde ich auch wichtig.
Jeden Tag die kleinen Dinge wertschätzen und wenn Sie noch so mikroskopisch klein sind.
Viele Grüße

Malte

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"Gesundheit ist nicht alles, aber ohne Gesundheit ist alles nichts."
Seras
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Re: Chronische Depression Ratlosigkeit

Beitrag von Seras »

Hey erstmal herzlichen Dank für deine Nachricht ist sicher keine leichte Thematik.

Es hilft auf jeden Fall zu wissen das man nicht allein ist, auch wenn man sich manchmal so fühlen mag.
Finde es interessant was du über deine Mutter sagst, glaube nicht das meine Mutter narzisstisch ist, aber mit ihr habe ich immer die größten Konflikte. Sie ist eigentlich kein schlechter Mensch, aber sie weigert sich beharrlich einzusehen das sie auch Fehler gemacht hat.
Hab ihr sogar schon öfters angeboten auch zusammen mit meinem Therapeuten über die Dinge zu sprechen, aber sie möchte es nicht.
An diesen Dingen entzündet sich von meiner Seite aus dann immer der Konflikt, wenn ich wieder eine schlechte Phase habe und es tut mir unendlich leid das ich nicht stärker bin und es gut sein lassen kann.
Im allgemeinen tut sie sich schwer damit meine Erkrankung anzuerkennen in ihrer schwere, sie haut dann gerne so Aussagen raus: Ach wem erzählst du das ich hab auch Diabetes und wenn man einen Unterzucker hat, dann fühlt man sich furchtbar und meine Gelenke tun weh usw.
Wo ich mir dann auch nur denke, gut das wir darüber geredet haben.
Es macht mein Verhalten nicht besser, aber ich kann einfach nicht mehr zu Kreuze kriechen und mich dafür entschuldigen krank zu sein.
Mein Therapeut meinte mal das sie sich eigentlich schuldig fühlt, aber es sich nicht eingestehen kann und darum so handelt. Naja am Ende zerstört meine Depression und ihre Ignoranz unsere Beziehung was mich traurig macht und auch wenn es vielleicht nicht angebracht ist fühle ich mich extrem schuldig.
Ironisch wenn ich das so schreibe und darüber nachdenken, sie selbst sagt immer über ihre Mutter sie sei so manipulativ gewesen und man hat sich immer schuldig gefühlt.
Naja ich weiß momentan auch nicht wie ich damit umgehen soll.

Freut mich auf jeden Fall das du es geschafft hast dennoch ein soweit erfülltes Leben zu haben und für deine Kinder da sein kannst, das ist wirklich eine tolle Leistung.
Ifightdepression79
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Re: Chronische Depression Ratlosigkeit

Beitrag von Ifightdepression79 »

Hey guten Abend,
wenn Ihre Mutter manipuliert hat, hat Sie das sehr wahrscheinlich auch.
Ich fühle mit Dir, wenn du sagst, dass Sie Ihre Fehler nicht einsieht.
Denn genau das würde ich mir auch wünschen. Aber möglicherweise würde uns das gar nichts nützen. Denn das, was damals gefehlt hat, ist nicht mehr nachzuholen. Selbst wenn Sie es wollte.
Das wurde mir in der Reha auch einmal gesagt.
Und wir haben keinen Einfluss auf unsere Mütter.
Wir können nur selbst etwas tun.
In meinem Fall war es der vollständige Kontaktabbruch.
Vielleicht ist bei dir auch etwas mehr Distanz gut. Das weißt du natürlich am Besten.
Und zu deinem letzten Satz. Ja momentan gehts mir gut, aber es kommen auch wieder andere Phasen.
Schönen Abend
Vg
Malte
Viele Grüße

Malte

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Seras
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Re: Chronische Depression Ratlosigkeit

Beitrag von Seras »

Da bin ich mal wieder nach fast zwei Jahren, dachte ich schreibe hier einfach mal weiter anstatt einen neuen Thread zu eröffnen.
Erstmal noch Danke an dich Malte für die Antwort und entschuldige das ich nicht mehr drauf eingegangen bin, war für mich keine einfache Zeit die letzten zwei Jahre. Hoffe du hattest gute zwei Jahre und zum Fall du hier noch aktiv bist du hattes recht was meine Mutter angeht. Habe mit ihr jetzt seit über einem Jahr auch keinen Kontakt mehr. Naja manchmal ist es besser einen Schlussstrich zu ziehen.


Also dann mal zurück zur heutigen Situation, wie oben schon erwähnt habe ich mittlerweile keinen Kontakt mehr zu meiner Mutter und somit auch zu einem großen Teil meiner mütterlichen Verwandten, war ein harter Schritt, aber mittlerweile habe ich es akzeptiert.
Letzten Endes ist es an einem Streit zerbrochen der von mir ausgegangen ist und ich schäme mich auch teilweise für die Dinge die ich dort sagte, dennoch musste es irgendwann so kommen. Die ganzen kleinen "Demütigungen" und vor allem das Unverständnis waren einfach unerträglich.
Ich wollte mich sogar entschuldigen, aber und dafür sollte ich ihr vielleicht sogar dankbar sein, hat sie den Kontakt beendet.
Vor allem ihr geredet dann hinten rum mit den anderen Verwandten usw. von ihr und ihrem Mann hat mir ein für alle mal die Augen geöffnet.
Das wir eigentlich nie ein gutes Verhältnis auf Augenhöhe hatten und es immer nur "stabil" war solange ich funktioniert habe.
Um es grob zusammen zufassen: Der Junge ist doch selbst Schuld das es ihm schlecht geht, der muss mal mehr Verantwortung übernehmen und wenn ich so leben würde wäre ich auch Depressiv, Therapie hat ja auch nichts mit Verantwortung übernehmen zutun man muss sich eben auch mal zusammenreißen... All die netten Sachen und Vorurteile die man als Depressiver eben kennt und natürlich hat sie nach wie vor nie was falsch gemacht.
So hat sie es schon immer gesehen und tut es anscheinend nach wie vor, also ist es besser so. Von daher kann sie mir und jeder der es genauso sieht in Zukunft gestohlen bleiben, Familie hin oder her.
Am Ende muss ich dennoch sagen das es mich weiter in ein Loch hat fallen lassen, also wie im Ausgangspost beschrieben ging es mir vorher schon nicht gut, aber das war für mich der tiefste Punkt seit über 10 Jahren. Man wird nicht jünger und als ich mein Leben so betrachtet habe war das Ergebnis bis her: Na sieh mal einer an die Menschen in deinem Leben werden immer weniger, beruflich hast du nichts erreicht und die Therapien gut und schön, aber vielleicht war es das einfach und du wirst nie ein besseres Leben führen können. Natürlich hab ich in meinem Leben auch Erfolge gehabt, sogar viele gute Dinge für andere getan usw. aber in diesem Moment hab ich nur noch gedacht... tja bist eben ein schlechter Mensch und vielleicht hat deine Mutter irgendwo auch recht, wenn du nicht so ein "Versager" wärst müsstest du doch eigentlich wieder gesund sein.
Bis hin zu dem Punkt wo ich mir sagte: Naja vielleicht bist du ja auch nicht Depressiv sondern du bist einfach das was du als Depression bezeichnest, also scheiß einfach drauf und führ eben ein kaputtes Leben, selbst wenn es noch schlechter wird kannst du dich ja immer noch umbringen.
Hab dann die Zeit damit verbracht feiern zu gehen, mich in Clubs voll laufen zu lassen, mich daneben zu benehmen usw. es war mir einfach alles egal. Bis ich mich so furchtbar gefühlt habe, weil das eigentlich nicht meine Art ist das ich mich tatsächlich umbringen wollte.
Ich konnte es aber in diesem Moment nicht, aber bin dann dennoch am nächsten Tag zum Arzt gegangen und hab mit ihm darüber gesprochen und dann erstmal einige Wochen Tavor genommen. Als ich dann wieder stabiler war hab ich mich dazu entschlossen das sich was ändern muss, also hab ich angefangen neben bei Geld zu verdienen, meinen Vater um Unterstützung gebeten und am Ende eine private Therapie gebucht mit Ketamin und rTMS die ich diesen Monat antreten werde. Wird einige Tausend Euro kosten und es war ein verdammt harter Weg ein Jahr lang das Geld dafür aufzutreiben.
Also ich bin gespannt wie es wird und hab auch verdammt viel Angst davor das es vielleicht nicht helfen könnte.
Tja hab sehr viele Gedanken dazu die den Rahmen hier wohl sprengen würden, also mal sehen was kommt und ich werde hier bei Gelegenheit weiter berichten.
Zuletzt geändert von Seras am 10. Apr 2024, 06:13, insgesamt 1-mal geändert.
Fadenfisch
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Re: Chronische Depression Ratlosigkeit

Beitrag von Fadenfisch »

Guten Morgen Seras,

in Teilen kann ich deine Situation nachempfinden, in Teilen zumindest nachvollziehen. Ich wünsche dir, dass die private Therapie dir hilft.

Ich hab viel Negatives in deinen Beiträgen gelesen, bzw. was du an dir Negatives siehst. Gibt es denn auch positive Eigenschaften und Fertigkeiten an dir? Kannst du z. B. gut zuhören, organisieren, handwerken, malen etc.? Hast du einen Sinn für dich im Leben gefunden? Etwas, was dich erfüllt? Vielleicht hilft es dir, einfach mal etwas ganz Neues auszuprobieren und darüber dann Leute kennenzulernen, die zu dir passen, die dich wertschätzen und sich freuen, mit dir Zeit zu verbringen.

Ich komme darauf zu sprechen, weil mir das gerade sehr hilft, neben medikamentöser Unterstützung. Das Medikament brauch(t)e ich, um die Kraft und den Mut aufzubringen, aus meinem Loch herauszukommen. Jetzt habe ich eine Lebensaufgabe und eine Gemeinschaft gefunden, die zu mir passen, die sich "richtig" anfühlen. Heilen wird mich das sehr wahrscheinlich von meinen Depressionen nicht, das ist mir klar, aber es ist eine starke Säule in meinem Leben, die sich da gerade aufbaut, das spüre ich.
Topo
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Re: Chronische Depression Ratlosigkeit

Beitrag von Topo »

Seras hat geschrieben: 18. Aug 2022, 17:16
Daher bin ich was den medizinischen Weg angeht doch relativ am Ende der Reise angekommen, es gäbe zwar noch "ausgefallene" Optionen, aber davon wurde mir bis her abgeraten, da es entweder für mich nicht zu finanzieren ist oder die Fachleute das Risiko einer weiteren nicht erfolgreichen Therapie als zu hoch einschätzen, sprich das ich es mental nicht verkraften würde und es mir am Ende nur noch schlechter gehen könnte.
Stimmst du denn der Hypothese zu, dass ein scheiternder Therapie-Versuch für dich nicht zu verkraften wäre? Das ist ja schon eine weitreichende Behauptung der Ärzte, die dir quasi alle Hoffnung zu nichte macht. Was mir an "ausgefallenen" Möglichkeiten einfallen würde:

- rTMS (ja, musst du selbst zahlen aber könntest ja vl. eine Weile sparen; bei stationären Aufenthalten zahlt es wohl auch die Krankenkasse)
- Ketamin (ist noch nicht klar, ob es langfristig wirkt; von daher könnten deine Ärzte recht haben, dass es dir am Ende noch schlechter geht aber du könntest zumindest drüber nachdenken)
- neue Verhaltenstherapie; vl. hast du bisher noch keinen Therapeuten gefunden, mit dem es funkt und der dich erfolgreich in eine Positivspirale hebt

Ich will deine Situation nicht kleinreden. Sind nur die Gedanken, die mir dazu so kommen.

LG
Seras
Beiträge: 21
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Re: Chronische Depression Ratlosigkeit

Beitrag von Seras »

Fadenfisch hat geschrieben: 10. Apr 2024, 06:06 Guten Morgen Seras,

in Teilen kann ich deine Situation nachempfinden, in Teilen zumindest nachvollziehen. Ich wünsche dir, dass die private Therapie dir hilft.

Ich hab viel Negatives in deinen Beiträgen gelesen, bzw. was du an dir Negatives siehst. Gibt es denn auch positive Eigenschaften und Fertigkeiten an dir? Kannst du z. B. gut zuhören, organisieren, handwerken, malen etc.? Hast du einen Sinn für dich im Leben gefunden? Etwas, was dich erfüllt? Vielleicht hilft es dir, einfach mal etwas ganz Neues auszuprobieren und darüber dann Leute kennenzulernen, die zu dir passen, die dich wertschätzen und sich freuen, mit dir Zeit zu verbringen.

Ich komme darauf zu sprechen, weil mir das gerade sehr hilft, neben medikamentöser Unterstützung. Das Medikament brauch(t)e ich, um die Kraft und den Mut aufzubringen, aus meinem Loch herauszukommen. Jetzt habe ich eine Lebensaufgabe und eine Gemeinschaft gefunden, die zu mir passen, die sich "richtig" anfühlen. Heilen wird mich das sehr wahrscheinlich von meinen Depressionen nicht, das ist mir klar, aber es ist eine starke Säule in meinem Leben, die sich da gerade aufbaut, das spüre ich.

Grüße dich Fadenfisch, erstmal danke für deinen Beitrag und ich hoffe auch das sich daraus was ergibt.
Du hast natürlich recht das sich meine Beiträge auf das negative konzentrieren und natürlich gibt es auch einiges positives. Glaube man gewichtet das negative immer mehr als die positiven Dinge. Ich schreib einfach mal ein paar positive Dinge damit der Thread nicht so trostlos wirkt und wenn ich wieder mal zwei Jahre weg sein sollte ich auch an die guten Dinge erinnert werde.

1.Ich hab grundsätzlich einen eisernen Willen, also bei einer sehr zerrüttenden Kindheit angefangen, über eine Jugend auf der schiefen Bahn hab ich schon vieles hinter mir und hab dennoch eine Ausbildung, eine schöne Wohnung, keine Schulden usw. in Anbetracht der Umstände und nach bald 20 Jahren mit Depressionen ist das durchaus eine Leistung.

2.Bin auch ein sehr gutherziger Mensch, hab während Corona ein Kitten adoptiert das ausgesetzt wurde, obwohl ich das eigentlich nie wollte, aber hab ihn groß gezogen und er wird dieses Jahre drei alt, egal wie schlechtes es mir geht stehe ich dennoch auf und kümmere mich um ihn.
Auch für meine Oma die mittlerweile im Heim ist tue ich was ich kann, besuche sie oft, feiere mit ihre Weihnachten, bring ihr Essen mit usw.
War auch mal ehrenamtlich tätig und habe Menschen bei Behördengängen, Krankenkassen usw. beraten.
Und noch einiges andere, also ich kann auch recht nett sein.

3.Allgemein bin ich auch nicht auf den Kopf gefallen, hab mal ganz passabel Schach im Verein gespielt, trotz massiver Fehlzeiten meine Ausbildung sehr gut abgeschlossen, war mal recht erfolgreich selbstständig als es mir besser ging, hab mal online im E-Sports einen Clan mit 100 Leute geleitet und das ging auch über Hobbygaming hinaus. Gibt sicher noch ein paar andere Erfolge.

Denke drei Dinge sollten erstmal reichen, also ich hab auch eine andere Seite und sehe mich oft selbst viel negativer als es wahrscheinlich nötig wäre. Vielleicht liegt es auch daran das es mich irgendwie um so mehr quält zu wissen das man mehr könnte, aber es am Ende trotzdem wieder verbockt hat. Der Punkt drei zum Beispiel ist schön und gut, aber dennoch bin ich heute ein armer EU Rentner, weil ich immer wieder ins Loch gefallen bin und nicht mehr konnte. Bin immer noch in gewisser weise ein sozialer Mensch, aber ich hab auch genug Menschen über die letzten Jahre verloren, weil ich mich eben nur um mich selbst gedreht habe. Am Ende bleibt der erste Punkt wohl bestehen, das ich bis her noch nicht aufgegeben habe.
Also ich danke dir für deinen Rat und vielleicht werde ich irgendwann in der Lage sein sowas wie Erfüllung zu finden, aber bis her konnte ich immer nur die Leere in mir kurzfristig ausfüllen und bin dann leider wieder abgestürzt.
Dennoch freut es mich das du etwas gefunden hast was dich erfüllt und dir einen Halt im Leben gibt auch wenn es die Depression nicht heilen kann.
Darf ich fragen was du genau gefunden hast ? Wenn das zu persönlich ist, ist das natürlich auch oki. :)
Ich wünsche dir auf jeden Fall das deine Säule weiter wächst und sich so entwickelt wie du es dir erhoffst.
Zuletzt geändert von Seras am 10. Apr 2024, 15:45, insgesamt 1-mal geändert.
Seras
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Re: Chronische Depression Ratlosigkeit

Beitrag von Seras »

Topo hat geschrieben: 10. Apr 2024, 09:09
Stimmst du denn der Hypothese zu, dass ein scheiternder Therapie-Versuch für dich nicht zu verkraften wäre? Das ist ja schon eine weitreichende Behauptung der Ärzte, die dir quasi alle Hoffnung zu nichte macht. Was mir an "ausgefallenen" Möglichkeiten einfallen würde:

- rTMS (ja, musst du selbst zahlen aber könntest ja vl. eine Weile sparen; bei stationären Aufenthalten zahlt es wohl auch die Krankenkasse)
- Ketamin (ist noch nicht klar, ob es langfristig wirkt; von daher könnten deine Ärzte recht haben, dass es dir am Ende noch schlechter geht aber du könntest zumindest drüber nachdenken)
- neue Verhaltenstherapie; vl. hast du bisher noch keinen Therapeuten gefunden, mit dem es funkt und der dich erfolgreich in eine Positivspirale hebt

Ich will deine Situation nicht kleinreden. Sind nur die Gedanken, die mir dazu so kommen.

LG

Grüße dich, erstmal danke für deinen Beitrag und genau das habe ich getan und mache diesen Monat eine Therapie mit Ketamin und rTMS.
Der erste Beitrag in diesem Thread ist schon fast zwei Jahre alt in meinem neuen Post gehe ich etwas näher auf die aktuelle Situation ein.
Auch wenn ich noch dazu sagen möchte und wenn es andere lesen das man sich da keine Illusionen machen sollte, ich habe meine EU Rente mit ein wenig Arbeit aufgebessert um meinen Teil beizusteuern, aber die Therapie an sich mit Reisekosten, Unterkunft usw. kostet ca. 5000 € und ohne Hilfe von der Familie hätte ich noch einige Jahre sparen müssen. Und ich denke aus diesen beiden Aspekten ergibt sich dann auch die Fallhöhe bei einem Rückschlag, weil es für mich trotzdem sehr viel Geld ist und auch Hilfe in diesem Maße anzunehmen mir nicht leicht fällt.
Es ist leider ein zwei Klassen Gesundheitssystem was es betroffenen Menschen nicht leicht macht.

LG
Fadenfisch
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Re: Chronische Depression Ratlosigkeit

Beitrag von Fadenfisch »

Seras hat geschrieben: 10. Apr 2024, 15:09 ... Ich schreib einfach mal ein paar positive Dinge damit der Thread nicht so trostlos wirkt und wenn ich wieder mal zwei Jahre weg sein sollte ich auch an die guten Dinge erinnert werde. ...
Finde ich schön, dass du dich noch mal mit deiner positiven Seite auseinandergesetzt hast und dir auch gleich eine Erinnerungsnotiz "für schlechte Zeiten" hier hin gesetzt hast. :) Vielleicht ergänzt du sie ja irgendwann noch.

Seras hat geschrieben: 10. Apr 2024, 15:09 ... Vielleicht liegt es auch daran das es mich irgendwie um so mehr quält zu wissen das man mehr könnte, aber es am Ende trotzdem wieder verbockt hat. ...
Vielleicht hilft es, es ein wenig anders zu betrachten. Das, was du jetzt kannst, ist die Summe deiner Erfahrungen, Fähigkeiten, Fertigkeiten, genetischen Voraussetzungen etc. Das ist das, was ist, das, was geht. Statt dem nachzutrauern, was theoretisch sein könnte, aber nicht ist, macht es das Ganze womöglich einfacher, erst einmal das zu akzeptieren, was ist, und damit zu arbeiten. Natürlich schließt das nicht aus, dass du dazu lernst und danach mehr kannst. ;)

Seras hat geschrieben: 10. Apr 2024, 15:09 Darf ich fragen was du genau gefunden hast ? Wenn das zu persönlich ist, ist das natürlich auch oki. :)
Ich wünsche dir auf jeden Fall das deine Säule weiter wächst und sich so entwickelt wie du es dir erhoffst.
Danke dir, ich bin beim örtlichen Naturschutzbund aktiv geworden und fange eine Weiterbildung in Wildnispädagogik an.
Seras
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Re: Chronische Depression Ratlosigkeit

Beitrag von Seras »

Fadenfisch hat geschrieben: 10. Apr 2024, 15:58 Finde ich schön, dass du dich noch mal mit deiner positiven Seite auseinandergesetzt hast und dir auch gleich eine Erinnerungsnotiz "für schlechte Zeiten" hier hin gesetzt hast. :) Vielleicht ergänzt du sie ja irgendwann noch.
Das artet dann noch aus in Eigenlob :lol: aber vielleicht werde ich das irgendwann mal tun.
Fadenfisch hat geschrieben: 10. Apr 2024, 15:58 Vielleicht hilft es, es ein wenig anders zu betrachten. Das, was du jetzt kannst, ist die Summe deiner Erfahrungen, Fähigkeiten, Fertigkeiten, genetischen Voraussetzungen etc. Das ist das, was ist, das, was geht. Statt dem nachzutrauern, was theoretisch sein könnte, aber nicht ist, macht es das Ganze womöglich einfacher, erst einmal das zu akzeptieren, was ist, und damit zu arbeiten. Natürlich schließt das nicht aus, dass du dazu lernst und danach mehr kannst. ;)
Glaube mit reiner Akzeptanz ist es da nicht getan, man braucht ja auch einen Ansporn um weiter zu machen. Dennoch verstehe ich was du meinst, der gute alte Determinismus kann schon Trost spenden. Wo du auf jeden Fall recht hast ist das man die Vergangenheit sowieso nicht mehr ändern kann, sondern nur die Zukunft. Ist leider gar nicht so leicht die Vergangenheit wirklich los zulassen, aber auf jeden Fall etwas das ich versuche. :)

Fadenfisch hat geschrieben: 10. Apr 2024, 15:58 Danke dir, ich bin beim örtlichen Naturschutzbund aktiv geworden und fange eine Weiterbildung in Wildnispädagogik an.
Das klingt doch sehr positiv, dann viel Erfolg bei der Weiterbildung.
Seras
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Re: Chronische Depression Ratlosigkeit

Beitrag von Seras »

So heute mal ein kleiner Zwischenbericht von der Therapie die ich jetzt seit Montag mache.
Anfangen möchte ich am Tag davor wo ich kurz davor war es abzusagen, nicht weil ich nichts machen möchte, aber ich hatte riesige Angst davor "was ist es wenn es wieder nichts bringt und das Geld für nichts" usw. schön in all das Negative reingesteigert, aber hab dann an dem Tag noch mit meiner Oma und einem guten Freunde gesprochen die so nett waren mir nochmal Mut zu machen und sich mein Genörgel angehört haben.

Die Therapie als solches ist bis her sehr interessant und um die Wirkung abschließend zu beurteilen ist es noch zu früh. Da es noch bis nächste Woche Freitag läuft, aber die ersten Effekte sind schon ganz gut. Was mir sehr positiv aufgefallen ist das ich kaum noch in der Vergangenheit "festhänge".
Dieses permanente Kreisen um Situation aller: Oh hier hab ich einen Fehler gemacht was bin ich nur für ein Mensch oder wenn man mal selbst schlecht behandelt wurde sich das so zu Herzen zu nehmen und sich immer wieder in das Gedanken kreisen zu begeben: Ja die Welt ist gegen mich und wie soll man denn da glücklich sein blabla. obwohl der Auslöser rein objektiv nicht so tragisch war.
Also dieser negative Fokus auf Dinge die man eh nicht mehr ändern kann und das darum kreisen ist auf jeden Fall viel besser.
Was ich bei der Ketaminbehandlung gemerkt habe ist das ich zum ersten mal seit Jahren wieder sowas wie inneren Frieden empfinden konnte, dieser depressive Würgegriff um den Hals, auf der Brust war einfach weg, das hält zwar nicht in diese Intensität länger als ein paar Stunden an, aber auch danach fühlt man sich definitiv "leichter" und allein für dieses intensive Gefühl bin ich sehr dankbar, weil ich mir in den letzten 2-3 Jahren oft die Frage gestellt habe: Was ist eigentlich von dir als Person ohne die Depression noch übrig, kannst du überhaupt anders sein ?
Jetzt hab ich die Antwort darauf bekommen und ja hinter dem schwarzen Schleier habe ich noch eine Persönlichkeit die ohne Depression funktioniert.
Was dabei so ein bisschen als zweischneidiges Schwert erscheint ist das man sich extrem verletzlich fühlt, weil plötzlich der schwarze Schleier zwischen einem und der Welt verschwindet oder schwächer wird und ich das kaum noch gewöhnt bin, also man muss sich erst dran gewöhnen und ich meide erst mal jeder Art von Konflikten oder komplizierten Situationen bis ich mich dran gewöhnt habe. Man kann also sagen es erzeugt auch eine gewisse Unsicherheit, aber aller Anfang ist schwer. :)
Wirkliche Nebenwirkungen die mich ernsthaft beeinträchtigen kann ich momentan nicht feststellen, also man schläft nicht besonders gut und hat komische Träume weil das Gehirn viel zutun hat, aber fühle mich dennoch nicht extrem übermüdet. Naja Trick 17 bevor ich eine Therapie angehe trinke ich 4-6 Wochen vorher keinen Kaffee mehr, wenn man dann wieder welchen trinkt wirkt er auch wieder, also könnte auch daran liegen.
Ansonsten ist man bisschen dusselig in der Birne, hab z.B. heute morgen den Kaffeeautomaten angemacht, obwohl ich ich meine Tasse noch nicht drunter gestellt hatte usw. also so Kleinigkeiten eben. Nachdem Ketamin merkt man es im Kreislauf, aber wenn man langsam macht und sich schont kommt man damit gut zu recht. Kann natürlich bei jedem anders sein und wirken, aber hatte da bei normalen Antidepressiva schlimmere Nebenwirkungen.

Was mich persönlich noch belastet ist der Erwartungsdruck von Außen, Freunde, Familie usw. ja dann kannst du ja diese oder jenes tun nach der Therapie und dann können wir ja mal zusammen blabla. boahr sind diese Leute "nervig". Natürlich mag ich die meisten davon und sie meinen es gut, aber immer dieses: Ja jetzt machst du doch diese tolle Therapie kommst nach 10 Tagen Heim, dann bist du doch von 0-100. Die Leute wollen einfach nicht kapieren das es so nicht funktioniert, auch bei der "Wundertherapie" nicht. Für mich ist es großartig wenn ich wieder Lebensfreude habe, nicht mehr jeden Woche einige male denke "ach eigentlich wäre ich lieber tot" usw. das ich es schaffe regelmäßig Sport zu machen usw. ich muss jetzt keine riesen Party machen, einen Wanderurlaub oder die große Karriere anfangen. Als würde jemand der z.B. 20 Jahre Krebs hatte und eine neue vielleicht erfolgreiche Chemo bekommen hat heim kommen und erstmal Gott weiß was tun und es würde auch keiner erwarten, sondern die Leute wären einfach nur froh das er weiter leben kann. Naja ich werde mich erstmal auf der hier und jetzt konzentrieren, alles andere kommt zu seiner Zeit.
Zuletzt geändert von Seras am 18. Apr 2024, 09:32, insgesamt 1-mal geändert.
Topo
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Re: Chronische Depression Ratlosigkeit

Beitrag von Topo »

Hi Seras,

das klingt doch ganz gut. Eine Detailfragen: Merkst du bei der akuten Ketamin-Wirkung auch einen halluzinogene/ dissoziativen Anteil? Bei den Dosierungen davon als Partydroge ist das ja so und als ich in de Jugend mal ein Halluzinogen zur Party probiert habe, habe ich das gar nicht vertragen. Meine Psychiaterin kann mir das nicht wirklich sagen, was man bei diesen Ketamin Dosierungen genau verspürt.

Das mit deiner Familie und Freunden kann ich gut verstehen. Ich erzähle von Depressionen und ihrer Behandlung deswegen nur Menschen, bei denen ich weiß, dass sie nicht penetrant nachfragen würden. Aber natürlich ist Heimlichtuerei auch nicht das Beste für Freundschaften.

LG
Seras
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Re: Chronische Depression Ratlosigkeit

Beitrag von Seras »

Grüße dich Topo,

also dissoziativ habe ich mich nie gefühlt und Halluzinogen naja Gestern hat es sich so angefühlt als würden meine Organe in meinen Körper schweben, aber eher lustig als unangenehm oder so.
Der "Trip" ist jedes mal unterschiedlich selbst bei gleicher Dosierung und Person, aber es war jetzt nie ein Horrortrip oder das man irgendwie komplett weg war.
Du bist immer geistig in der Realität und kannst jeder Zeit das medizinische Personal rufen wenn du Nebenwirkungen haben solltest und dann bekommst du was dagegen.
Also man wird hier nicht auf einen Trip geschickt, die Dosierung ist medizinisch und natürlich rein.
Klar kommen auch mal unangenehme Gedanken oder so, aber die hat man ja selbst bei der Gesprächstherapie und gehören denke ich zum Prozess.
Das ist soweit meine Erfahrung bin ja auch noch mitten drin.

Ist auch eine Möglichkeit, aber man erwartet ja auch Verständnis für die Depression wenn es einem nicht gut geht, also will ich den Leuten auch zeigen das ich durchaus was dagegen tue. Man kann es natürlich auch komplett verschweigen hat alles Vor und Nachteile.

LG
Topo
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Re: Chronische Depression Ratlosigkeit

Beitrag von Topo »

Seras hat geschrieben: 17. Apr 2024, 09:01 So heute mal ein kleiner Zwischenbericht von der Therapie die ich jetzt seit Montag mache.
Hey Seras,

Ich hoffe, du hast die Behandlung gut überstanden. Magst du eventuell berichten, wie es dir geht und ob die Therapie angeschlagen hat? (Wobei rTMS ja wohl teilweise auch erst ein paar Wochen nach der Behandlung anschlägt?!) Ich finde das spannend, da hier sonst glaube ich noch niemand von dieser Ketamin&rTMS Kombinationstherapie erzählt hat.

LG
Seras
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Re: Chronische Depression Ratlosigkeit

Beitrag von Seras »

Topo hat geschrieben: 29. Apr 2024, 11:37 Hey Seras,

Ich hoffe, du hast die Behandlung gut überstanden. Magst du eventuell berichten, wie es dir geht und ob die Therapie angeschlagen hat? (Wobei rTMS ja wohl teilweise auch erst ein paar Wochen nach der Behandlung anschlägt?!) Ich finde das spannend, da hier sonst glaube ich noch niemand von dieser Ketamin&rTMS Kombinationstherapie erzählt hat.

LG

Hey habe es gut überstanden und werde auf jeden Fall noch ausführlich etwas dazu schreiben, wenn ich es schaffe vielleicht heute Abend noch, aber auf jeden Fall die Tage.

LG
Seras
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Re: Chronische Depression Ratlosigkeit

Beitrag von Seras »

So ich werde mal die Ruhe der Nacht nutzen und meine Erfahrungen zur Therapie teilen und wie es momentan bei mir läuft. Also halten wir schon mal fest ich bin immer noch eine Nachteule, aber das wird wohl keine Therapie der Welt ändern. :D

Nach den 10 Tagen Therapie fühle ich mich auf jeden Fall besser als vorher und es sei dazu gesagt das die Neubildung von Synapsen usw. noch 3-4 Wochen in Anspruch nimmt und es somit kein endgültiges Fazit wird und es wohl auch keines so schnell geben wird, also wer ein Wunder erwartet und danach weiter machen möchte wie vorher wird enttäuscht werden. Mir hat die Therapie in verschiedenen Bereichen sehr viel gebracht und für jemanden wie mich der seit 20 Jahren depressiv ist war es die beste Therapie der letzten Jahre.
Zum einen konnte ich durch die Ketamin Erfahrung wieder einen Zugang zu "mir selbst" finden, so das ich mit Dingen nicht nur logisch abschließen konnte, sondern auch Emotional, da ich durch die Depression nie wirklich Zugang zu meinen Emotionen hatte oder nur einen extrem durch negative Gefühle überlagerten. Allgemein sind viele der extremen Auswüchse der Depression verschwunden, da mein Gehirn anscheinend endlich mal wieder halbwegs "normal" funktioniert. Ich habe keine Selbstmordgedanken mehr, ich mag mich aufrichtig selbst und glaube das habe ich sehr sehr lange nicht mehr getan, ich hatte immer so viele negative Situation aus der Vergangenheit im Kopf um die ich endlos gekreist bin... Dinge die ich falsch gemacht habe, Dinge wo mir Unrecht getan wurde, aber ich vergebe mir selbst und den Anderen. Die Vergangenheit ist beendet und vielleicht muss ich mich in Zukunft auch nochmal einem Gespräch stellen wo mir jemanden sagen wird: Damals war ich enttäuscht von dir, du hast dich nicht gemeldet usw. vor der Therapie hätte ich mir gedacht... oh Gott du bist ein schlechter Mensch und er sie es hat ja recht blabla. Heute werde ich sagen:
Ja ich war schwer krank und es tut mir leid wenn ich dich damit verletzt habe. Dann kann man es akzeptieren oder es lassen, aber damit ist das Thema dann für mich beendet.
Ich würde soweit abschließend sagen die Therapie hat mir eine zweite Chance gegeben in dem sie mein Hirn wieder repariert hat und jetzt ist es an mir diese Chance zu nutzen. Die Therapie an sich macht einem nicht zu einem super fröhlichen Menschen der plötzlich nur noch gut drauf ist, sie setzt einen in Teilen zurück auf ein gesundes Level und was man daraus macht bleibt einem dann selbst überlassen.
Im Vergleich zu ambulanten Gesprächstherapien oder Medikamenten waren diese 10 Tage für mich ein größerer Erfolg als die letzten Jahre an Ambulanten Therapien. Vom oberflächlichen Gefühl her ist es wie nach 12 Wochen Klinik, wo man in den ersten paar Wochen auch erstmal wieder "funktioniert", aber zumindest bei mir dann immer wieder der Rückfall kam, weil die Veränderung eben nur durch die "Erholung" und das logische aufschlüsseln statt gefunden hat, aber das "Hirn" eben trotzdem beschädigt war und somit die alten Muster nie in der Tiefe überwinden konnte.
Was bleibt sind die Muster im Verhalten, zu lernen wie man wieder mit seinen Gefühlen lebt und eine gute Balance zwischen Entwicklung, Entspannung usw. zu finden. Am Ende kann man sich natürlich auch wieder den Schädel zerschießen und daher ist es auch für mich noch ein weiter Weg, aber ich werde versuchen ihn so gut es geht zu gehen mit Sport, Therapie, Meditation usw. ohne dabei zu vergessen auch einfach mal Spaß zu haben oder zu entspannen und nicht gleich bei einem Anflug von "Faulheit" in Panik zu verfallen: Oh Gott du wirst wieder depressiv wenn du jetzt nicht perfekt deinen Tagesplan einhältst. Aber auf der anderen Seite auch nicht wieder komplett in alte Verhaltensmuster zu fallen: Mach ich heute keinen Sport, dann Morgen eben auch nicht und am Ende ist es eh egal. Die Balance zu finden mit der es mir gut geht ist momentan mein Ziel und wieder zu lernen mit meinen Emotionen die nicht hinter einem dunklen Nebel liegen umzugehen.
Das ist momentan so der Stand der Dinge.

Zum Abschluss noch ein paar allgemeine Worte für alle die das hier lesen weil sie sich selbst überlegen so eine Therapie zu machen, es sind nur meine Erfahrungen und wie bei allen Therapien kann es von Person zu Person sehr unterschiedlich sein.
Dennoch möchte ich einfach ein paar Worte an jeden richten der diesen Weg gehen will, beruhend auf meinen Erfahrungen.
Also für Menschen die schon sehr lange wie ich depressiv sind und Therapieerfahrungen haben, aber nicht mehr weiter kommen würde ich es empfehlen, aber ihr dürft wie oben beschrieben keine Wunder erwarten, dann werdet ihr wahrscheinlich enttäuscht.
Man bekommt eine Chance und muss dann aus dieser etwas machen und auch die Therapie in dieser Form ist sehr intensiv und anstrengend, aber es lohnt sich.
Wer erst "kurz" depressiv ist kann es genauso sehen, aber wer glaubt danach wieder genau das selbe Leben wie vorher weiter führen zu können ohne wieder am selben Punkt zu landen wird wahrscheinlich auch enttäuscht werden, also mein Arzt hat mir Hausaufgaben mit gegeben und auch anschließende Therapie wird dringend empfohlen.
Allgemein ist auch vorher ein wenig Erfahrung mit z.B. Imaginationsübungen usw. sicher von Vorteil, also das Ketamin wirkt auch auf das Gehirn ohne das man etwas tut, also man kann es auch einfach "ertragen", aber mir persönlich hat es geholfen diesen Zustand aktiv zu nutzen und da waren diese Erfahrungswerte sehr hilfreich.
Das sind einfach mal noch ein paar Gedanken dazu, die vielleicht dem ein oder anderen bei seiner Entscheidungsfindung helfen können und wenn jemand noch Fragen hat werde ich die gerne beantworten, aber wie gesagt sind es nur persönliche Erfahrungswerte keine allgemeingültigen Aussagen.

Ich werde auf jeden Fall weiter berichten wie es bei mir läuft und ausführlich über die Hürden klagen die mir in Zukunft sicher noch begegnen werden, tja maybe ist auch der Weg das Ziel. :)
Topo
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Re: Chronische Depression Ratlosigkeit

Beitrag von Topo »

Seras hat geschrieben: 30. Apr 2024, 04:54
Das sind einfach mal noch ein paar Gedanken dazu, die vielleicht dem ein oder anderen bei seiner Entscheidungsfindung helfen können und wenn jemand noch Fragen hat werde ich die gerne beantworten, aber wie gesagt sind es nur persönliche Erfahrungswerte keine allgemeingültigen Aussagen.

Ich werde auf jeden Fall weiter berichten wie es bei mir läuft und ausführlich über die Hürden klagen die mir in Zukunft sicher noch begegnen werden, tja maybe ist auch der Weg das Ziel. :)
Danke für den ausführlichen Bericht! Schön zu hören, dass es geholfen hat. Dass nicht gleich alle Probleme durch die Behandlung gelöst sind, ist vermutlich üblich; bei Medikamenten wird ja auch immer darauf hingewiesen, parallel an seinen Lebensumständen zu arbeitten etc. An weiteren Berichten in ein paar Wochen bin ich auf jeden Fall interessiert!

LG
Seras
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Re: Chronische Depression Ratlosigkeit

Beitrag von Seras »

Das stimmt natürlich das Geduld und Mitarbeit immer eine wichtige Rolle spielen, aber durfte auch schon Leute erleben die da anderer Meinung waren, aber so muss jeder seine Erfahrungen machen.

Heute werde ich mal noch festhalten was ich momentan tue und was bis her ganz gut läuft:
-Sport jeden Tag 300 Situps und 50 Liegestützen
-Mindestens 20 Minuten spazieren gehen täglich
-45 Minuten Meditationsübungen die mir vom Arzt gegeben wurden
-Täglich was im Haushalt machen
-Soziale Kontakte besser pflegen und versuchen neue aufzubauen

Dieses Programm schaffe ich bis her täglich und dazu werden noch einige Termine usw. kommen diesen Monat mit Dingen die ich vorher ewig aufgeschoben habe, das "Finale" wird der 85 Geburtstag meiner Oma ende des Monats und wenn ich den gut überstehe bin ich sehr zufrieden.
Das sind zumindest die Zielsetzungen für diesen Monat und im Juni kommen ein paar neue dazu.
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