Partnerin hat schwere Depression

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SGE-1402
Beiträge: 7
Registriert: 15. Apr 2024, 15:59

Partnerin hat schwere Depression

Beitrag von SGE-1402 »

Hallo zusammen,
für die Geschichte muss ich erstmal ein bisschen ausholen. Meine Freundin und ich sind jetzt 2 Jahre zusammen und ich liebe sie über alles. Wir haben eine sehr vertraute und liebevolle Beziehung. Vor unserer Beziehung wurde meiner Freundin auf Grund von Krebs die Schilddrüse entfernt. Sie hat sich danach nie wirklich geschont woraus dann jetzt Hypopara und eine Polyneuropathie entwickelt hat. Im Sommer letztes Jahr hat ihr Körper dann den Stecker gezogen und sie war seit dem Krank geschrieben. Reha wurde beantragt, bewilligt und sie ist dort schon seit 4 Wochen. Wir dachten schon vorher, dass sie ein Burnout hat auf Grund der Symptome. Jetzt in der Reha wurde eine schwere Depression diagnostiziert. Die Diagnose war erstmal wie so ein Schlag vor den Kopf, was aber denke ich mal hauptsächlich mit dem eher seltsamen Umgang mit psychischen Krankheiten in der Gesellschaft zusammen hängt. Ich bin immer für sie da, habe immer ein offenes Ohr für sie und nehme auf ihre Bedürfnisse Rücksicht. Auch weiß ich, dass ich meine Bedürfnisse erstmal etwas zurück Stelle um ihr keinen weiteren Druck zu machen. Jetzt kommen wir zu dem was mich am meisten beschäftigt. Sie hat noch 2 Kids im Alter von 17&20 welchen sie gegenüber immer die Maske aufrecht hält, dass alles in Ordnung ist. Dies ist auch bei ihren Eltern so. Die wissen von der Diagnose aber ihnen gegenüber gibt sie sich tapfer.

Bei mir kann sie so sein, wie sie sich wirklich fühlt und muss sich nicht verstellen. Was auf der einen Seite ein super Vertrauensbeweis ist, den ich absolut sehr zu schätzen weiß. Nur manchmal hätte ich auch gerne was von dem 'guten'. Das mag vielleicht super egoistisch klingen, ich hoffe ihr versteht was ich meine.
Constance
Beiträge: 10
Registriert: 11. Apr 2024, 12:24

Re: Partnerin hat schwere Depression

Beitrag von Constance »

Hallo SGE-1402,
ich kann Dich vollkommen verstehen und es klingt bzw. ist überhaupt nicht egoistisch.

Ich habe seit meiner Jugendzeit Depressionen, meine 2 Töchter auch. Das ist bei uns genetisch bedingt, liegt in der Familie, zurück verfolgbar bis zu meiner Oma. Zurückerinnern kann ich mich an die 80 und 90 er Jahre, als ich Kind und später jugendlich war. Die Erkrankung meiner Oma war ein Tabuthema zum damaligen Zeitpunkt. Erst später habe ich mich damit wirklich beschäftigen können und verstanden, was mit ihr los war.
Deshalb gehe ich mit meiner Erkrankung sehr offen um.
Und obwohl es heutzutage viel Aufklärung darüber gibt, viel Öffentlichkeitsarbeit und ähnliches ist das Thema Depressionen immer noch oft mit Vorurteilen, Unsicherheiten und vielleicht auch Scham behaftet.
Jedoch habe ich die Erfahrung gemacht, das ich durch meine Offenheit Menschen erreichen kann und somit auch die Scheu über psychische Krankheiten zu sprechen oder sich auch mal Rat zu holen, weniger wird.

Von daher könnte ich mir vorstellen, das Deine Freundin die Maske aufrecht erhält, um keine Angst bei ihren Kindern und Eltern zu erzeugen oder auf Unverständnis zu stoßen.

Vielleicht benötigt Deine Freundin erstmal selbst Zeit, sich mit Diagnose zurecht zu finden. Erst dann kann sie sich auch anderen öffnen.

Ich finde es toll, das Du für sie im vollen Umfang da bist und sie auffängst.
Trotzdem hast Du natürlich auch das Recht auf das "Gute" wie Du es genannt hast.
Deshalb wäre es für euch alle sehr wünschenswert, das ihr alle Bescheid wisst und euch alle auch gegenseitig unterstützen könnt.

Denn auf Dauer benötigen auch Angehörige Unterstützung, Lichtblicke, Me-Time.....
Undjetzt
Beiträge: 232
Registriert: 15. Feb 2024, 11:13

Re: Partnerin hat schwere Depression

Beitrag von Undjetzt »

Hallo SGE-1402

Das ist tatsächlich eine Art Vertrauensbeweis, wenn sie sich bei dir gibt, wie sie ist.
Es ist aber auch schlicht so, dass diese Maske extrem viel Kraft kostet. Man muss sich manchmal sehr bemühen, damit man auch wirklich "normal" wirkt.
Das kann sie nicht auch noch bei dir, den sie relativ viel um sich hat, tun. Auch eben, weil du ihr viel bedeutest. Man fühlt sich dem Partner gegenüber schnell ganz schlecht, wenn man die Maske für ihn aufsetzt. Z.B. unternehmt ihr was, sie hat augenscheinlich Spaß und du auch. Dann sagst du, dass es dir sehr gefallen hat und wie toll du es fandst, dass sie so viel Spaß hatte. Hier würde sie in Vorwürfe verfallen und sich schlecht fühlen, weil sie dir die Freude ja nur vorgespielt hat.
Man hat in der Depression eine extrem komplizierte Denkweise. Alles wird katastrophisiert, für alles macht man sich Vorwürfe.

Du hast schon richtig geschrieben, dass du ordentlich zurückstecken musst, mit deinen Bedürfnissen. Deshalb hier der ernstzunehmende Rat: Kümmere dich in erster Linie um dich, in zweiter um die Kinder, und dann kommt sie! Richte nicht dein komplettes Leben auf sie und ihre Krankheit aus. Dann wirst du (da gebe ich dir Brief und Siegel drauf) mit hineingezogen und verlierst dich darin.
SGE-1402
Beiträge: 7
Registriert: 15. Apr 2024, 15:59

Re: Partnerin hat schwere Depression

Beitrag von SGE-1402 »

Danke für eure Antworten. Ich denke erschwerend kommt noch hinzu, dass ich selbst so ein paar Selbstwertprobleme habe und eigentlich immer ne Bestätigung brauche, teilweise ins grübeln komme wenn es nicht kommt. Aber auch da weiß ich, dass es mit der Krankheit zusammen hängt und ich bin da ganz viel am selbst regulieren für mich.
SGE-1402
Beiträge: 7
Registriert: 15. Apr 2024, 15:59

Re: Partnerin hat schwere Depression

Beitrag von SGE-1402 »

Ich bin auch nochmal in mich gegangen und habe überlegt, was genau mich denn an der Situation so triggern könnte.
Vermutlich ist es eine schlechte Erfahrung aus der Beziehung davor. Da hatte ich auch eine Partnerin, welche psychische Probleme hatte, auch mit depressiven Phasen. Diese Erfahrungen waren sehr negativ, denn es gab damals mehrere Situationen wo Suizid angedroht wurde.
Ich weiß natürlich, dass es jetzt eine neue Beziehung und eine ganz andere Person ist, trotzdem steigt da manchmal diese Panik hoch.
Undjetzt
Beiträge: 232
Registriert: 15. Feb 2024, 11:13

Re: Partnerin hat schwere Depression

Beitrag von Undjetzt »

Du solltest dir selbst, für dich Hilfe suchen. Erste Anlaufstelle ist immer der Hausarzt. Auch als Angehöriger ist es sehr sinnvoll sich einen Therapeuten zu suchen. Die Depression ist belastend für alle beteiligten.
Es ist normal und menschlich, dass Dinge aus vergangenen Beziehungen dich belasten, wenn sie jetzt "wieder" "genauso" passieren. Auch hier kann der Therapeut bei der Aufarbeitung helfen, damit du nicht immer wieder getriggert wirst.
Dein Fokus gehört jetzt voll auf DICH gerichtet, nicht auf deine Partnerin.
SGE-1402
Beiträge: 7
Registriert: 15. Apr 2024, 15:59

Re: Partnerin hat schwere Depression

Beitrag von SGE-1402 »

Ja das werde ich auf jeden Fall machen.
Wildwanderer
Beiträge: 5
Registriert: 19. Apr 2024, 16:45

Re: Partnerin hat schwere Depression

Beitrag von Wildwanderer »

SGE-1402 hat geschrieben: 17. Apr 2024, 19:15 Meine Freundin und ich sind jetzt 2 Jahre zusammen und ich liebe sie über alles. Wir haben eine sehr vertraute und liebevolle Beziehung.

Ich bin immer für sie da, habe immer ein offenes Ohr für sie und nehme auf ihre Bedürfnisse Rücksicht. Auch weiß ich, dass ich meine Bedürfnisse erstmal etwas zurück Stelle um ihr keinen weiteren Druck zu machen. Jetzt kommen wir zu dem was mich am meisten beschäftigt. Sie hat noch 2 Kids im Alter von 17&20 welchen sie gegenüber immer die Maske aufrecht hält, dass alles in Ordnung ist. Dies ist auch bei ihren Eltern so. Die wissen von der Diagnose aber ihnen gegenüber gibt sie sich tapfer.

Bei mir kann sie so sein, wie sie sich wirklich fühlt und muss sich nicht verstellen. Was auf der einen Seite ein super Vertrauensbeweis ist, den ich absolut sehr zu schätzen weiß. Nur manchmal hätte ich auch gerne was von dem 'guten'. Das mag vielleicht super egoistisch klingen, ich hoffe ihr versteht was ich meine.
Hi, ich bin noch neu hier und lese mich gerade ein bisschen durch die Beiträge. Diese Abschnitte von dir hätte ich wirklich 1:1 so auch schreiben können. Und auch ich fühle mich dabei egoistisch...er ist gerade seine Tochter aus der ex-ehe besuchen und ist plötzlich super drauf, unternimmt viel mit ihr und ist am Telefon sehr fröhlich.

Ich gönne ihm das von Herzen und bin froh, dass die Tochter ihren Papa so erleben kann und möchte auch nicht, dass er sich daheim verstellen muss- es soll ja sein safe space sein...aber ganz leise in mir kommt der Gedanke "Wenn er doch hier bei mir auch öfter so wäre"...

Wir müssen wohl unsere Bedürfnisse für eine ganze Weile hinten an stellen. Mein Partner adressiert zumindest aktiv, dass er weiß, dass ich eigentlich mehr bräuchte. Nur kann er eben gerade nicht mehr. Da gilt wohl der Spruch für normale Beziehungen nicht " If he wanted to, he would!"

Einen Rat habe ich leider nicht, aber vielleicht hilft es ja auch dir zu wissen, dass man mit so Gedanken nicht alleine ist.... mir hat es zumindest geholfen, deinen Beitrag zu lesen.

Danke und Grüße!
SGE-1402
Beiträge: 7
Registriert: 15. Apr 2024, 15:59

Re: Partnerin hat schwere Depression

Beitrag von SGE-1402 »

Hey, vielen Dank für deine Antwort. Tatsächlich tut es gut zu lesen, dass man mit seinen Empfindungen nicht alleine ist. Ich muss nur noch einen Weg finden damit umzugehen.
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