Warum ist Depression so kompliziert?

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VioletMind
Beiträge: 7
Registriert: 19. Sep 2023, 12:15

Warum ist Depression so kompliziert?

Beitrag von VioletMind »

Hallo liebe Community.

Das erste Mal das ich mit einer Depressionsdiagnose in Berührung kam, war im November 2022. Seit Januar 2023 bin ich in Verhaltenstherapie.

Die Psychologin empfahl mir in eine Klinik zu gehen. Habe mich aber erst Monate später, als nichts mehr ging, dazu entschieden und war dann satte vier Monate (September - Januar) in einer Psychosomatischen Klinik.
Seit Ende Januar wieder zu Hause. Tagesklinik empfohlen, ich warte leider immer noch.

Habe zahlreiche Infos, Tipps und Übungen in meinem Koffer, die ich auch anwende, aber dennoch will die doofe Wolke nicht verschwinden :(

Zu der Wolke (die als mittelschwer bis schwer und eher aggitiert diagnostiziert ist) habe ich noch eine spezifische Phobie ( wird aktuell auch behandelt) die chronisch ist und die momentan auch als Mitauslöser der Depression gesehen wird. Ferner noch ADS, das weiß ich aber schon länger. Nicht verarbeitete Trauer und ein Trauma pochen an der Tür.

Keine Antidepressiva, aber Ritalin, was mir bei meiner Konzentration und Ruhelosigkeit hilft und darunter auch schon deutlich besser geworden ist.

Gibt es hier jemanden im Forum, der ähnliche Konstellationen aufweist?
Oder jemanden der auch andere, zusätzliche Thematiken hat?

Ich würde mich freuen von euch zu lesen.
Maxegon
Beiträge: 2426
Registriert: 25. Mai 2021, 11:33

Re: Warum ist Depression so kompliziert?

Beitrag von Maxegon »

Depression äußert sich zwar bei vielen ähnlich, doch die Ursache(n) ist oft eine völlig andere, vielfältige.

Kaum jemand nimmt sich die Zeit oder hat die Muse, ausgiebig sich mit den Gründen zu beschäftigen, sie zu erfahren/herauszubekommen.

Zu schnell wird verallgemeinert, diagnostiziert, verschrieben.

Es ist ähnlich der Liebe ... das was mir gefällt, müsste auch Anderen gefallen, so wie ich empfinde ... man schließt von sich auf Andere.

Was ich als angenehm empfinde, treibt den Anderen in den Wahnsinn.
Was ich locker tolerieren kann, regt einen Anderen maßlos auf.

Oft sind es Gefühle, manchmal auch körperliche Unregelmäßigkeiten.

Alle (die Meisten) versuchen die Wirkung zu bekämpfen, anstatt der Ursache auf den Grund zu gehen.

Vieles scheitert schon daran, überhaupt mal neue, andere Wege beschreiten zu wollen.
Andere Perspektiven, Sichtweisen, ganz individuelle zu betrachten.

= keiner hat Zeit bzw. nimmt sie sich, für unser vielfältiges, hyperkomplexes Organ Gehirn.

Ähnlich einer Erkältung oder einem Muskelfaseriss wird behandelt: etwas Ruhe, unterstützende Medikmente ... das wird schon.
Das wird auch schon bei diesen Erkrankungen, da die Ursache bekannt ist, das regelt der Körper selbst.

Z.Bsp. ADHS ... Ritalin u.ä. Stoffe funktionieren zeitweise sehr gut, auch geringe Dosen Cannabis, Alkohol oder ähnlich wirkende psychoaktive Substanzen wirken hervorragend - sie betäuben, blockieren Rezeptoren.

Doch was ruft diese Unausgeglichenheit/Unzufriedenheit hervor?

Welche Reize beeinflussen die Produktion bestimmter Botenstoffe?
Was regt mich auf, was macht mich traurig oder lässt mich unruhig werden?

Oder anders gefragt: was macht mich zufrieden?

Bin ich entspannt, kann ich mich auch auf etwas konzentrieren und bin ganz ruhig, aufmerksam.
Suchende2
Beiträge: 1207
Registriert: 29. Sep 2020, 08:05

Re: Warum ist Depression so kompliziert?

Beitrag von Suchende2 »

Hallo VioletMind,

willkommen im Forum. Ich wünsche Dir einen guten Austausch.

Deine Konstellation habe ich zwar nicht, aber ich habe, wie viele hier im Forum, zusätzliche Thematiken.

Alles Gute,
Suchende
Maik4711
Beiträge: 46
Registriert: 16. Mär 2024, 19:30

Re: Warum ist Depression so kompliziert?

Beitrag von Maik4711 »

VioletMind hat geschrieben: 8. Apr 2024, 09:40 Hallo liebe Community.

Zu der Wolke (die als mittelschwer bis schwer und eher aggitiert diagnostiziert ist) habe ich noch eine spezifische Phobie ( wird aktuell auch behandelt) die chronisch ist und die momentan auch als Mitauslöser der Depression gesehen wird. Ferner noch ADS, das weiß ich aber schon länger. Nicht verarbeitete Trauer und ein Trauma pochen an der Tür.
Gibt es hier jemanden im Forum, der ähnliche Konstellationen aufweist?
Oder jemanden der auch andere, zusätzliche Thematiken hat?

Ich würde mich freuen von euch zu lesen.
Hallo VioletMind

Ja, mir geht's da so ähnlich, einerseits die mittelgradige Depression, Angst und ADHS, soziale Phobie, Persönlichkeitsstörung(en) sind bei mir Thema, zusätzlich ebenso nicht verarbeitete Trauer und ein "Trauma". Zumindest eins für mich, der Therapeut sieht es nicht "ganz so schlimm"
VioletMind
Beiträge: 7
Registriert: 19. Sep 2023, 12:15

Re: Warum ist Depression so kompliziert?

Beitrag von VioletMind »

Danke für eure Rückmeldung.
Überdosis
Beiträge: 251
Registriert: 25. Nov 2021, 23:01

Re: Warum ist Depression so kompliziert?

Beitrag von Überdosis »

Hallo VioletMind,

hast du mal über eine andere Therapieform nachgedacht, zum Beispiel statt Verhaltens- die Tiefenpsychologische?

Bei der Verhaltenstherapie wird nicht ergründet warum man sich so fühlt, wie man sich fühlt, sondern man bekommt nur Wege gezeigt, wie man diese Gefühle "weg schiebt" nenn ich es mal, bis sie das belastende irgendwann für einen nicht mehr Thema ist.
Eigentlich bekommt man dort nur gezeigt, wie man weiter funktioniert und mit seinem Leben weiter zurecht kommt.

Gefühle sind nunmal aber eben da und Gefühle wollen gefühlt werden.

Wenn dieses abschütteln und weg schieben der Gefühle nicht funktioniert mit der Verhaltenstherapie, wäre es vielleicht sinnvoll mal hinzusehen und sich zu fragen, was denn da eigentlich ist.
Warum man so fühlt, wie man fühlt, um die Ursache dieser Gefühle zu ergründen und sie zu verstehen, um dann sich zu fragen zu können, ob diese Gefühle denn des jeweiligen Grunds wirklich berechtigt sind.

Ich stimme Mexagons Beitrag da voll zu.

Mir haben Psychiater immer auch die Verhaltenstherapie empfohlen, weil ich Ängste neben der Depression habe.
Nur, verhaltenstherapie brachte rein gar nichts bei mir, machte nur alles schlimmer.

Als ich dann letztens in einer Tiefenpsychologischen Klinik war und meine Themen mal ergründet wurden, was denn da ist und wie ich damit dann reagiere und warum ich dann so reagiere wie ich reagiere, konnte ich es erstmals verstehen und es trat Besserung bei mir ein.

Vor der Klinik, ich konnte nie nach Duisburg fahren, weil ich unweigerlich mit suizid-Gedanken über Wochen darauf reagierte.
Dann musste ich während der Klinik Zeit wieder nach Duisburg und reagierte schon Tage davor wieder mit suizidalen-Gedanken, wo ich dann aber sprechen konnte in der Therapie was los ist.
Ungelogen, der Besuch dort bei meiner Schwester mit dem Duisburger Weihnachtsmarkt war soo toll.

Manche Menschen müssen erst verstehen warum sie so fühlen, wie sie fühlen, um zu merken, dass diese Gefühle, die einen meist nur beschützen möchten, gar nicht notwendig sind, weil man selbst nichts schlimmes zu erwarten braucht.
Mir wurde dort gesagt, dass die Depression einem eigentlich nur helfen möchte.
Zum einen will sie einen schützen, vor Situationen, die dich belasten (die die triggernd auf einen wirken) andererseits zwingt sie einen aber auch mal hinsehen zu müssen, auf die Punkte, die einen belasten/depressiv machen.

Gefühle sind da um gefühlt zu werden, wir sind die Meister darin vor ihnen weg rennen zu wollen.
Kann man nur nicht. So schwer und hart es ist, man muss hinsehen und das leider nicht einmal sondern mehrmals, bis es besser wird.

Vielleicht tickst du ähnlich und die Verhaltenstherapie ist gelinde geschrieben, nicht deine Therapie-Form, die für dich passt.


Liebe Grüße
Susan
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