keine Gefühle mehr - bis dahin war ich das Ein und Alles

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Ex-Prinzessin
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keine Gefühle mehr - bis dahin war ich das Ein und Alles

Beitrag von Ex-Prinzessin »

Hallo zusammen,

heute schreibe ich aus einer Sackgasse heraus. Ich weiß nicht mehr weiter und mein Umfeld ist gerade keine große Hilfe. Wer mir nahe steht, sagt mir, ich solle aufgeben, wer mir nicht so nahe steht, hat den Fokus fast nur auf meinem Expartner - mir fehlt eine objektive Sicht, die mir Dinge erklären kann, ohne mir eine zwingende subjektive Meinung zu vermitteln. Ich weiß nicht, ob ich mich gerade klar ausdrücke, ich fange jetzt einfach mal an.

Ich komme mir wie eine Hochstaplerin vor, denn eigentlich bin ich nicht mehr Angehörige - aber ich kann die Tür nicht zumachen.

Ich bin fünfzig Jahre alt und hatte bis Dezember einen Lebensgefährten, der mich sechs Jahre über alles geliebt, mich auf Händen getragen, alles für mich getan hat, bevor ich auch nur einen Wunsch äußern konnte. Der mit mir zusammen alt werden wollte, für den ich das Ein und Alles war, seine Traumfrau und Prinzessin, dem ich gezeigt hätte, was Liebe sei, dem ich beigebracht hätte, zu lachen, der immer für mich da war - er wollte mein Fels in der Brandung sein.
Das ist eine Wahrnehmung, die mein ganzes Umfeld geteilt hat - kein Mensch kann glauben, was passiert ist.

Er ist akut in einen Burnout/einer Depression. Im Frühsommer letzten Jahres hat das nach meiner Wahrnehmung angefangen - das Jahr 2023 war für uns beide aus verschiedenen Gründen ein sehr schweres - aber nicht, soweit es unsere Beziehung betraf, jeder von uns hatte einfach richtige Baustellen! Auf meine Fragen, was mit ihm los sei, reagierte er ausweichend, manchmal ärgerlich. Wenn er etwas erzählte, dann aus seinem Betrieb, in dem ihm die Probleme über den Kopf wuchsen. In meinem Leben dürften jetzt auch keine weiteren Katastrophen mehr passieren, meinte er auch ein paarmal.
Im Oktober hatten wir einen Streit - ich bin, wie ich bin, ich habe den Streit vom Zaun gebrochen - allerdings rechtfertigt er auch aus meiner heutigen Sicht nicht seine Reaktion. Ich kam in den darauffolgenden Wochen nicht mehr an ihn heran, manchmal hatte er dann wieder (tränenreiche) Ausbrüche und erklärte, er liebe mich, er habe uns noch nicht aufgegeben, er wolle mehr von mir, mit mir zusammenziehen.
Anfang Dezember dann - er fühle nichts mehr (wobei beide Hände auf seinem Herzen lagen und er weinte) - er hat unsere sechsjährige Beziehung beendet. Ein Tag zuvor hat er im wahrsten Sinne des Wortes schluchzend am Telefon gesagt, er liebe mich.

Anfangs wollte er keinerlei Kontakt mehr mit mir haben - weil ich mir sonst Hoffnungen machen könnte. Als ich ihn einmal besuchte, um mit ihm über meinen Burnout-Verdacht zu reden (in der Zwischenzeit war ich in jeder freien Minute im Internet und in Büchern unterwegs), teilte er mir mit, er habe mit einer Mitarbeiterin geschlafen. Für das Ende unserer Beziehung gab er allein mir die Schuld, er habe es nicht mehr ausgehalten, weil ich im Streit den Hörer aufgeknallt oder den Kontakt abgebrochen hätte. Er stellte es so dar, als wäre das zweimal pro Woche und nicht einmal im dreiviertel Jahr passiert.

Dann eine Zeit Funkstille - Ende Januar hab ich ihn überredet, sich einmal pro Woche mit mir zu treffen, damit ich wisse, wie es ihm gehe. Mich hat das Ausgeschlossensein völlig verrückt gemacht. Ich war mir nicht einmal sicher, ob die Bettgeschichte stimmte oder einfach nur dazu dienen sollte, mich auf Abstand zu halten.

Seit Oktober habe ich einen neuen Job, stehe viel in der Öffentlichkeit - bräuchte ihn dringend. Die Entscheidung für den Berufswechsel haben wir gemeinsam getroffen und es war immer klar, dass ich auf seine Unterstützung angewiesen sein würde.

Sein Verhalten nehme ich als selbstzerstörerisch war. In seinem Betrieb laufen die Leute davon, er berichtete mir von Ausrastern, die er hätte, sowohl im Betrieb als auch im Ehrenamt - und wenn ich hörte, welche Anlässe sowas auslösten, dann steht das in keinerlei Verhältnis zu seiner Reaktion.
Er hat angefangen, allen möglichen Leuten mal so richtig die Meinung zu sagen - nicht im Sinne von Grenzen setzen - sondern im Sinne von - jetzt ist mir alles egal. Auf meinen Einwand, er solle nicht zuviel verbrannte Erde hinterlassen, meint er - das tue ihm gerade gut.
Das Thema Schuld wird dabei immer ganz groß geschrieben. Aber die haben immer andere - der Geschäftspartner, die Büroleiterin, "Falschspieler" im Betrieb, ich, ....
Beispiel: Er hat vor einigen Jahren einen Mann Anfang sechzig in seinem Betrieb eingestellt, der einen inoperablen und wachsenden Tumor im Kopf hat. Das ist sein Freund und er wollte ihm helfen. Jetzt hat dieser bei einem Vorfall an zwei Betriebs-Fahrzeugen einen Schaden verursacht (versichert) - hat sich zigmal entschuldigt und am Ende, weil mein Ex die Entschuldigung nicht angenommen hat, verzweifelt erklärt, wenn er für den Betrieb nicht mehr tragbar sei, dann gehe er eine Kündigung mit. Mein Ex-Lebensgefährte erzählte das ohne jede Gefühlsregung, analysierte ganz kühl, dass der Tumor wohl gewachsen sei und er deshalb dem Mitarbeiter verboten habe, weiterhin mit Betriebsfahrzeugen zu fahren...

Wir haben zwei Monate lang regelmäßig getroffen, Spaziergänge, Kaffee trinken, reden, Entspannungs- und Achtsamkeitsübungen und ich hab ihn durch ein Gespräch mit seinem Geschäftspartner gecoacht, das richtig gut lief und durch das die Situation im Betrieb hoffentlich noch zu retten ist. Er hat alles mitgemacht.
Und ich hab innerhalb kürzester Zeit einen Therapieplatz für ihn organisiert und ihn überredet, dahin zu gehen. Er wollte, dass ich zur ersten Stunde mitkomme. Die Diagnose Burnout steht auch fest - ich hatte schon bei der Bitte um den Termin erklärt, dass mein Lebensgefährte den Gedanken Depression weit von sich weise.
Er hat dann auch ganz offen gesagt, dass es ihm nicht gut gehe und er wieder gesund werden wolle.
Ich-ich-ich - hört sich total doof an, aber es war so.

Vor drei Wochen habe ich nun erfahren (nicht, weil er es mir erzählt hätte, sondern weil mir selbst etwas komisch vorkam und ich nachgefragt habe), dass er mit dieser Frau im Januar nicht nur im Bett war, sondern mit ihr seit Dezember eine Beziehung hat.
Wir hatten daraufhin ein unschönes Telefonat von beiden Seiten und seither keinen Kontakt mehr. Er verstehe überhaupt nicht, was ich von ihm wolle. Er habe mich verlassen und mir von Anfang an gesagt, ich dürfe mir keine Hoffnung machen - und das Ende der Beziehung sei schließlich meine Schuld und wenn ich irgendwann wieder irgendjemanden fände, solle ich diesen besser behandeln als ihn.

Wie kann denn sowas eine Depression sein???
Er fühlt sich nicht schuldig, er ist nur das Opfer, er wirkt nicht niedergedrückt, eher arrogant und herablassend und unnahbar, anderen gegenüber wohl auch aggressiv. Er selbst berichtet allerdings von Weinkrämpfen und davon, dass er manchmal vermeidet, zur Arbeit zu gehen oder zwischen zwei Terminen nach Hause vor den Fernseher geht.
Und - wie kann er in so einer Situation eine neue Beziehung anfangen und verliebt und glücklich sein - ich dachte, in der Depression kann man seine Gefühle nicht fühlen???
Ich verstehe überhaupt nichts mehr und ich hab das Gefühl, ihn in seiner Krankheit im Stich gelassen zu haben.
Ich bin verzweifelt - ich suche den Mann, den ich liebe - und finde ihn nicht mehr. Ich habe schreckliche Angst, er könnte für immer verschwunden sein. Er schaut mich an, als wäre ich eine Fremde. Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass er jemals wieder etwas für mich fühlen könnte.

Oft denke ich, es geht mir schlechter als ihm - er lebt wenigstens noch, geht auf Partys, ist integriert in einen Freundes- und Bekanntenkreis. Ich hangle mich seit Monaten mehr schlecht als recht von Tag zu Tag. Ich funktioniere für die Arbeit, als Alleinerziehende für zwei Teenager und die Fassade. Ich trage eine Maske und habe an manchen Tagen das Gefühl, dass ich zusammenbreche, wenn ich sie nicht bald herunterreißen und allein und traurig sein darf. Wenn mir jemand sagt, ich solle auf mich achten, dann weiß ich nicht, wie das geht.

Ich hoffe, ich habe jetzt nicht zuviel geschrieben. Habt ihr Erfahrungen, die ihr mit mir teilen könnt - was soll ich tun?
DeCiBella
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Re: keine Gefühle mehr - bis dahin war ich das Ein und Alles

Beitrag von DeCiBella »

Ex-Prinzessin hat geschrieben: 7. Apr 2024, 23:46 Hallo zusammen,

heute schreibe ich aus einer Sackgasse heraus. Ich weiß nicht mehr weiter und mein Umfeld ist gerade keine große Hilfe. Wer mir nahe steht, sagt mir, ich solle aufgeben, wer mir nicht so nahe steht, hat den Fokus fast nur auf meinem Expartner - mir fehlt eine objektive Sicht, die mir Dinge erklären kann, ohne mir eine zwingende subjektive Meinung zu vermitteln. Ich weiß nicht, ob ich mich gerade klar ausdrücke, ich fange jetzt einfach mal an.

Ich komme mir wie eine Hochstaplerin vor, denn eigentlich bin ich nicht mehr Angehörige - aber ich kann die Tür nicht zumachen.
Hallo Ex-Prinzessin,

hier gibt es niemanden, der dir einen Stempel aufdrücken möchte. Hier suchen und finden viele Partner und Ex-Partner Fragen und Antworten.
Das ist ja eine "Wall of Text", die du hier formuliert hast. Ich versuche mal drauf einzugehen.
Ex-Prinzessin hat geschrieben: 7. Apr 2024, 23:46 Anfang Dezember dann - er fühle nichts mehr (wobei beide Hände auf seinem Herzen lagen und er weinte) - er hat unsere sechsjährige Beziehung beendet. Ein Tag zuvor hat er im wahrsten Sinne des Wortes schluchzend am Telefon gesagt, er liebe mich.
Wenn du hier einige Threads durchliest, wirst du sehen, dass es vielen Angehörigen genauso geht. Für die Angehörigen kommen diese Entscheidung oft und plötzlich. Dabei schleichen sich Depressionen meist über einen längeren Zeitraum ins Leben des Betroffenen.
Ex-Prinzessin hat geschrieben: 7. Apr 2024, 23:46 Sein Verhalten nehme ich als selbstzerstörerisch war. In seinem Betrieb laufen die Leute davon, er berichtete mir von Ausrastern, die er hätte, sowohl im Betrieb als auch im Ehrenamt - und wenn ich hörte, welche Anlässe sowas auslösten, dann steht das in keinerlei Verhältnis zu seiner Reaktion.
Er hat angefangen, allen möglichen Leuten mal so richtig die Meinung zu sagen - nicht im Sinne von Grenzen setzen - sondern im Sinne von - jetzt ist mir alles egal. Auf meinen Einwand, er solle nicht zuviel verbrannte Erde hinterlassen, meint er - das tue ihm gerade gut.
Das Thema Schuld wird dabei immer ganz groß geschrieben. Aber die haben immer andere - der Geschäftspartner, die Büroleiterin, "Falschspieler" im Betrieb, ich, ....
Beispiel: Er hat vor einigen Jahren einen Mann Anfang sechzig in seinem Betrieb eingestellt, der einen inoperablen und wachsenden Tumor im Kopf hat. Das ist sein Freund und er wollte ihm helfen. Jetzt hat dieser bei einem Vorfall an zwei Betriebs-Fahrzeugen einen Schaden verursacht (versichert) - hat sich zigmal entschuldigt und am Ende, weil mein Ex die Entschuldigung nicht angenommen hat, verzweifelt erklärt, wenn er für den Betrieb nicht mehr tragbar sei, dann gehe er eine Kündigung mit. Mein Ex-Lebensgefährte erzählte das ohne jede Gefühlsregung, analysierte ganz kühl, dass der Tumor wohl gewachsen sei und er deshalb dem Mitarbeiter verboten habe, weiterhin mit Betriebsfahrzeugen zu fahren...
Ich weiß nicht, in wie weit dieses Verhalten in eine Depression passt. Diese ist ja durchaus bei jedem anders und einzigartig. Ich allerdings verspüre in meiner Depression definitiv nicht den Drang andere Menschen herab zu werten und zu beleidigen. Ich werte eher mich selbst herab und beleidige mich selbst und mein Selbstbewusstsein und suche immer bei mir die Schuld. In der Literatur, z.B. "mit dem schwarzen Hund leben" wird allerdings beschrieben, dass auch bei kleinsten Provokationen eine "furchtbare Wut entwickelt werden kann".
Ex-Prinzessin hat geschrieben: 7. Apr 2024, 23:46 Vor drei Wochen habe ich nun erfahren (nicht, weil er es mir erzählt hätte, sondern weil mir selbst etwas komisch vorkam und ich nachgefragt habe), dass er mit dieser Frau im Januar nicht nur im Bett war, sondern mit ihr seit Dezember eine Beziehung hat.
Wir hatten daraufhin ein unschönes Telefonat von beiden Seiten und seither keinen Kontakt mehr. Er verstehe überhaupt nicht, was ich von ihm wolle. Er habe mich verlassen und mir von Anfang an gesagt, ich dürfe mir keine Hoffnung machen - und das Ende der Beziehung sei schließlich meine Schuld und wenn ich irgendwann wieder irgendjemanden fände, solle ich diesen besser behandeln als ihn.


Ich möchte weder Dir oder ihm zu nahe treten aber manchmal kann man ein bestimmtes Verhalten nicht durch eine Krankheit, wie eine Depression erklären. Manchmal verhält sich der Andere wie ein oder ist der Gegenüber einfach ein Arsch...
Ex-Prinzessin hat geschrieben: 7. Apr 2024, 23:46 Wie kann denn sowas eine Depression sein???
Er fühlt sich nicht schuldig, er ist nur das Opfer, er wirkt nicht niedergedrückt, eher arrogant und herablassend und unnahbar, anderen gegenüber wohl auch aggressiv. Er selbst berichtet allerdings von Weinkrämpfen und davon, dass er manchmal vermeidet, zur Arbeit zu gehen oder zwischen zwei Terminen nach Hause vor den Fernseher geht.
Katastrophisieren ist komplett normal in einer Depression. Auch dass alles und jeder einem etwas böses will und das sich die Welt gegen einen verschworen hat, ist nicht unnormal. Wenn die Gefühle ausbleiben und man nur noch funktioniert, kann man oft auch als unnahbar und herablassend gelten. Wie in dem Buch "Mit dem schwarzen Hund leben" beschrieben, kann man durchaus auch wegen Kleinigkeiten wütend sein.
Ex-Prinzessin hat geschrieben: 7. Apr 2024, 23:46 Und - wie kann er in so einer Situation eine neue Beziehung anfangen und verliebt und glücklich sein - ich dachte, in der Depression kann man seine Gefühle nicht fühlen???
Auch diese Dinge liest man hier im Angehörigen-Forum zuhauf.
Ich vermute, es liegt daran, weil etwas neues, dass Alte leiden, die alte Gefühlswelt ablösen soll.
Es stimmt nicht, dass man seine Gefühle nicht fühlen kann. Ja, auch das ist ein Symptom einer Depression, genauso aber auch eine Verstärkung von Gefühlen. Ich kann z.B. auch überdurchschnittlich traurig sein. Was ja auch ein Gefühl ist, dann würde ich ich mir manchmal diese Leere herbei wünschen.
Auch bin ich nicht jeden Tag zu Tode betrübt oder leer. Es gibt immer auch zwischendurch Phasen, in denen es mir okay geht und ich auch die positiven Gefühle fühlen kann. Ich beschreibe meine Depression gerne mit einem sehr dichten, undurchdringlichen Nebel. Wenn dieser aufzieht, gibt es nur die schlechten und Katastrophalen Gedanken, welche um ich herum schwirren. Die guten Gedanken werden komplett durch den Nebel verdrängt, sind aber noch da und mit viel Anstrengung kann ich diese auch greifen. Nicht fühlen aber ich weiß, sie sind da.
Zum Beispiel gibt es ja auch die Manische-Depression. Bei denen die positiven Gedanken genauso ins extreme gehen, wie die negativen.

Ex-Prinzessin hat geschrieben: 7. Apr 2024, 23:46 Ich verstehe überhaupt nichts mehr und ich hab das Gefühl, ihn in seiner Krankheit im Stich gelassen zu haben.
Nicht du hast ihm im Stich gelassen, er hat sich dafür entschieden, den weg ohne dich zu gehen. Dafür kannst du nichts und dafür solltest du dir auch nicht die Schuld geben.
Ex-Prinzessin hat geschrieben: 7. Apr 2024, 23:46 Oft denke ich, es geht mir schlechter als ihm - er lebt wenigstens noch, geht auf Partys, ist integriert in einen Freundes- und Bekanntenkreis. Ich hangle mich seit Monaten mehr schlecht als recht von Tag zu Tag. Ich funktioniere für die Arbeit, als Alleinerziehende für zwei Teenager und die Fassade. Ich trage eine Maske und habe an manchen Tagen das Gefühl, dass ich zusammenbreche, wenn ich sie nicht bald herunterreißen und allein und traurig sein darf. Wenn mir jemand sagt, ich solle auf mich achten, dann weiß ich nicht, wie das geht.
Sollte er Depressionen haben, so trägt er in der Öffentlichkeit eine Maske. Diese aufrecht zu erhalten ist unglaublich anstrengend. Wenn ich z.B. ins Büro fahre und nicht im Homeoffice bin, bin ich, wenn ich nach Hase komme, so k.o. und leer, dass ich sofort ins Bett falle. Dieses maskieren ist mit das anstrengendste was ich in meinem Leben bisher gemacht habe und ich hasse es. Auch wenn ich lache, habe ich in meinem Kopf ja trotzdem die schlechten Gedanken und muss mein Gesicht dazu zwingen, etwas anderes auszustrahlen, als mein Kopf ihm signalisiert.

Wie du auch dich achten solltest? Denke an dich! Ich habe meine Depression bekommen, weil ich nicht auf mich geachtet habe und 1,5 Jahre meinem Depressiven und suizidalen Partner bedingungslos zur Seite gestanden habe. Ich habe 120% gegeben. War für zwei arbeiten, weil er es nicht konnte. Habe den gesamten Haushalt geschmissen, weil er es nicht schaffte. Habe mich um unseren Hund gekümmert, weil er es nicht aus dem Haus geschafft hat. Ich bin von der Arbeit gekommen und wusste nicht, ob ich ihn noch lebend antreffen würde. Somit habe ich mir nicht eine Minute für mich selbst genommen. Keine Freunde getroffen oder Sport und Hobbys nachgegangen. Weil ich das Gefühl, nach Hause zu kommen so sehr gehasst habe, weil ich nicht wusste, ob mein Partner noch lebt. Also war ich, außer der Arbeit immer zuhause. Diese Zeit hat mich unglaublich gebrochen. Nach Therapie, Klinik und guter Medikamentöser Einstellung geht es ihm dieses Jahr endlich wieder gut. Fast gleichzeitig mit seiner wiedergekehrten Lebensqualität, bin ich in eine schwere Depression gefallen. Und bei dem was du hier beschreibst, bist du mindestens auch gefährdet, wenn nicht sogar schon mittendrin.

Als Tipp: Suche dir selbst einen Therapeuten, mit dem du über die ganze Situation sprechen kannst. Vielleicht gibt es sogar eine Selbsthilfegruppe für Angehörige in deiner Region. Treffe Freunde und suche dir Hobbys.
Mir hilft keine Musik, diese lässt mich meinen Gedanken noch mehr Raum geben aber Hörbücher und Podcasts schaffen es für einige Zeit, die Gedanken beiseite zu schieben. Finde etwas, was dich aus deinem Alltag ausbrechen lässt.

du bist niemandem etwas schuldig außer dir selbst. Sei gut zu dir, nur dann kannst du das Leben genießen. Pass auf, nicht auch den Nebel gezogen zu werden.

Ganz liebe Grüße und alles Gute der Welt für Dich

DeCiBella
"Depressionen sind geschickt. Ist man gesund, kann man sich nicht mehr daran erinnern, wie es war, krank zu sein. Und ist man krank, kann man sich nicht vorstellen, je wieder gesund zu werden."
Ex-Prinzessin
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Registriert: 7. Apr 2024, 00:45

Re: keine Gefühle mehr - bis dahin war ich das Ein und Alles

Beitrag von Ex-Prinzessin »

Lieben Dank DeCiBella!

Ich traue mir und dem was ich tue im Moment nicht über den Weg. Meine Gedanken kreisen ständig um ein Thema und galoppieren mal in die eine und mal in die andere Richtung davon. Manchmal bin ich innerhalb von ein paar Minuten kurz davor, mich bei ihm zu melden. Ich hoffe, dieser Impuls wird irgendwann schwächer.

Er ist der Mann meines Lebens - und ich war felsenfest sicher, dass ich auch die Frau seines Lebens bin. Er war jederzeit und immer für mich da und hat mir durch so vieles hindurch geholfen. Und nun darf ich das nicht zurückgeben, sondern werde aussortiert.

Ich frage mich - warum hat er meine Hilfe angenommen? Er hat sich im Januar sofort bereit erklärt, sich mit mir auf einen Spaziergang zu treffen und sich dann auf meine Unterstützung eingelassen.
Er hat auch alles, was ich vorgeschlagen habe, mitgemacht, war immer da, hat sich eingelassen - auf Achtsamkeit und Meditation, Therapie, etc.
Wenn er einen Menschen hat, der seinem Herzen nahe ist - und das bin ja nicht mehr ich - warum hat er das nicht mit dieser Frau gemacht? Und warum hat er diese Nähe zu mir überhaupt noch zugelassen?

Hätte man nicht meinen sollen, er hätte den Kontakt zu mir konsequent vermieden, weil das ja womöglich Probleme mit sich bringen könnte und alles, was Kraft kostet in der Depression nicht geht?
Blackrabbit
Beiträge: 112
Registriert: 14. Feb 2024, 18:56

Re: keine Gefühle mehr - bis dahin war ich das Ein und Alles

Beitrag von Blackrabbit »

Ex-Prinzessin hat geschrieben: 7. Apr 2024, 23:46

Anfangs wollte er keinerlei Kontakt mehr mit mir haben - weil ich mir sonst Hoffnungen machen könnte. Als ich ihn einmal besuchte, um mit ihm über meinen Burnout-Verdacht zu reden (in der Zwischenzeit war ich in jeder freien Minute im Internet und in Büchern unterwegs), teilte er mir mit, er habe mit einer Mitarbeiterin geschlafen. Für das Ende unserer Beziehung gab er allein mir die Schuld, er habe es nicht mehr ausgehalten, weil ich im Streit den Hörer aufgeknallt oder den Kontakt abgebrochen hätte. Er stellte es so dar, als wäre das zweimal pro Woche und nicht einmal im dreiviertel Jahr passiert.

Dann eine Zeit Funkstille - Ende Januar hab ich ihn überredet, sich einmal pro Woche mit mir zu treffen, damit ich wisse, wie es ihm gehe. Mich hat das Ausgeschlossensein völlig verrückt gemacht. Ich war mir nicht einmal sicher, ob die Bettgeschichte stimmte oder einfach nur dazu dienen sollte, mich auf Abstand zu halten.



Wir haben zwei Monate lang regelmäßig getroffen, Spaziergänge, Kaffee trinken, reden, Entspannungs- und Achtsamkeitsübungen und ich hab ihn durch ein Gespräch mit seinem Geschäftspartner gecoacht, das richtig gut lief und durch das die Situation im Betrieb hoffentlich noch zu retten ist. Er hat alles mitgemacht.

Und ich hab innerhalb kürzester Zeit einen Therapieplatz für ihn organisiert und ihn überredet, dahin zu gehen. Er wollte, dass ich zur ersten Stunde mitkomme. Die Diagnose Burnout steht auch fest - ich hatte schon bei der Bitte um den Termin erklärt, dass mein Lebensgefährte den Gedanken Depression weit von sich weise.
Er hat dann auch ganz offen gesagt, dass es ihm nicht gut gehe und er wieder gesund werden wolle.
Ich-ich-ich - hört sich total doof an, aber es war so.

Vor drei Wochen habe ich nun erfahren (nicht, weil er es mir erzählt hätte, sondern weil mir selbst etwas komisch vorkam und ich nachgefragt habe), dass er mit dieser Frau im Januar nicht nur im Bett war, sondern mit ihr seit Dezember eine Beziehung hat.
Wir hatten daraufhin ein unschönes Telefonat von beiden Seiten und seither keinen Kontakt mehr. Er verstehe überhaupt nicht, was ich von ihm wolle. Er habe mich verlassen und mir von Anfang an gesagt, ich dürfe mir keine Hoffnung machen - und das Ende der Beziehung sei schließlich meine Schuld und wenn ich irgendwann wieder irgendjemanden fände, solle ich diesen besser behandeln als ihn.


Ich bin verzweifelt - ich suche den Mann, den ich liebe - und finde ihn nicht mehr. Ich habe schreckliche Angst, er könnte für immer verschwunden sein. Er schaut mich an, als wäre ich eine Fremde.

Hallo Ex-Prinzessin,

Du hast ihn überredet sich mit dir zu treffen, Du hast ihm den Therapieplatz organisiert und ihn dazu überredet dahin zu gehen.

Jemanden überreden zu müssen sich mit einen zu treffen, ist für mich schon gutes Zeichen. Wenn man gemocht wird, macht er es gerne und freiwillig. Da bedarf es kein überreden.

Auch das mit der Therapie. Ich würde einen Betroffenen nicht überreden. Ich kann ihm sagen, wie ich das ganze sehe aber den Schritt muss er alleine machen. Auch da halte ich gerne die Hand und Unterstütze sofern er es möchte .

Weiter hat er dir gesagt, es gibt eine andere und das schon seit längerer Zeit. Also spätestens da würde ich ciao sagen. Egal wie hart es ist. Klar, er hat sich vorher getrennt und es offen angesprochen und meldet sich dann noch kaum bei dir.
Er schaut dich an wie eine fremde. Wenn das bei mir so wäre, würde ich mich um mich kümmern und ihn versuchen zu vergessen. Sorry. Es gibt Eigenschaften die kann man nicht mit Depressionen begründen und das gehört dazu.

Ich wünsche dir alles Gute 🍀
mannisch
Beiträge: 14
Registriert: 11. Jul 2023, 15:44

Re: keine Gefühle mehr - bis dahin war ich das Ein und Alles

Beitrag von mannisch »

Hallo Ex-Prinzessin,
Wahnsinn, wie ich mich in deiner Geschichte wieder finde.
Meine Beziehung ging "nur" 6 Monate... War geprägt von ua "Lovebombing", ich konnte mein Glück kaum fassen.

Der große Crash ist 10 Monate her.
Von heut auf morgen abgeschnitten, ausgegrenzt, feindselig. Sie wohnt ein Dorf weiter, sehe sie manchmal und sie schaut bewusst weg.
Zwischendrin ein kurzes Aufflackern, "war alles nicht so gemeint" , "wo wir mit dem Herzen stehen" , "will dich nicht verlieren"... um kurze Zeit später mit einem neuen Typen um die Ecke zu kommen.
Angemerkt, das alles nur per WhatsApp oder tränenreiche Telefonate.

Mich beschäftigt das immernoch, lese die Geschichten hier.
Habe Foren und Literatur aufgesaugt, auf der Suche nach Antworten und Lösungen.

Es gibt sie sicherlich, die happy ends. Weil es unendlich viele Formen gibt. Jedoch recht überschaubar.
Es gibt keine Patentlösungen.

Gerade aktuell bei mir, ich habe sie angeschrieben.
Der Herzschmerz ist vorbei, es ist aber noch immer ein Gefühl der Leere vorhanden. Ich suche irgendwie Antworten, auf Fragen die ich irgendwie mittlerweile vergessen habe. Schreckliches Gefühl.
Ihre Antwort war wie sonst, hat für mich bereits narzisstische Züge.
Schon fast Schuldumkehr (Ja welche Schuld denn?)

Im Nachhinein sehe ich immer mehr übersehene Anzeichen die da waren. Das war nicht überraschend, sondern kaschiert. Rosa Brille und so.

Ich war ein herzensfroher Mensch, kämpfe mich langsam zurück... muss die Narben weiter verheilen lassen und Menschen wieder vertrauen können.
Habe massiv meine Hobbys ausgebaut und pflege neue Freundschaften.
Ich muss sie vergessen UND VOR ALLEM fallen lassen.

Etwas böse aber zutreffend, Götz von Berlichingen. Ab dem Zeitpunkt wenn eine neue Beziehung im Spiel ist.
Hier kann Krankheit und Charakter nicht mehr auseinander gehalten werden. Betroffene sind ja nicht plemplem.

Gerne PM um weiteren Austausch...

LG
Manfred.
Ex-Prinzessin
Beiträge: 6
Registriert: 7. Apr 2024, 00:45

Re: keine Gefühle mehr - bis dahin war ich das Ein und Alles

Beitrag von Ex-Prinzessin »

Ich danke euch allen sehr.
Ihr habt eine klarere Sicht auf die Dinge, ihr schaut von außen drauf.
Ich weiß es sehr zu schätzen, dass ihr euch auf meine Geschichte eingelassen habt, obwohl auch ihr sicher alle auch mit euren Themen kämpft, sonst wärt ihr nicht hier...
Da ich nicht weiß, wie sich Depressionen anfühlen, tue ich mir wahnsinnig schwer damit, den Strich an der richtigen Stelle zu ziehen - was ist Krankheit - und ab wann ist es einfach der Charakter. Und ich bin einfach jemand, der es unbedingt verstehen will, damit ich für mich weiterleben kann. Wie soll man sonst jemals wieder Vertrauen zu jemandem fassen?
Maxegon
Beiträge: 2443
Registriert: 25. Mai 2021, 11:33

Re: keine Gefühle mehr - bis dahin war ich das Ein und Alles

Beitrag von Maxegon »

Liebe Prinzessinnen und Prinzen,

oft höre/lese ich den Satz "ich will es ja nur verstehen".

Dazu muss ich aber mein Gegenüber verstehen, in seiner Gesamtheit, ich muss mich in seine Maßstäbe, sein Denken, seine Gefühle hineinversetzen - nicht meine zu Grunde legen.

Ähnlich einem Fallanalytiker oder einem Verhaltensforscher (viele mögen auch mittlerweile den Begriff "Mentalist").

Wenn ich immer von mir auf andere schließe, mein Denken, vorallem meine Gefühle als Maßstab nehme, werde ich mich immer im Kreis drehen, in meinem (!) Kreis.

Mal ein Beispiel aus der Tierverhaltensforschung:
Das Tier (gern auch Säugetier Mensch) verhält sich plötzlich (?) anders.
Selten passiert etwas plötzlich, oft bemekten wir es nur nicht (ausgenommen schockierende Erlebnisse).

Anstatt analytisch, die Gründe, die vorangegangenen Veränderungen zu erkunden, die wir, aus welchen Gründen auch immer, nicht bemerkten, konzentrieren wir uns nur auf den Ist-Zustand, auf heute, hier und jetzt.

Schnell kommt die Vermutung auf, es könne ich um eine Krankheit handeln ... ein Virus oder eine Überfunktion der "Zirbeldrüse" oder sonst was.
-> das ist zwar möglich, doch alles andere als naheliegend.

So eine Verhaltensänderung erfolgt oft schleichend, über einen langen oder längeren Zeitraum.

Wenn wir das verstehen, dann können wir vielleicht auch verstehen, warum das Tier nun, "plötzlich" sein Verhalten änderte.

Auch bei Depressionen, auch "nur" eine Verhaltensänderung, ist es ähnlich.

Wem dieser Ansatz zu abstrakt verscheint, möge ìhn bitte ganz schnell vergessen und weiter drehen, in seinem Kreis.
:hello:
Undjetzt
Beiträge: 245
Registriert: 15. Feb 2024, 11:13

Re: keine Gefühle mehr - bis dahin war ich das Ein und Alles

Beitrag von Undjetzt »

Hallo Maxegon,

Das ist ein guter Ansatz. Und nein, so " plötzlich " passiert es natürlich alles nicht.

Ich würde es so ausdrücken, die Depression erzwingt beim Betroffenen eine Verhaltensänderung. Sie ist eine Reaktion auf das Verhalten und den Umgang mit bestimmten Themen. Würde sie fast mit Fieber vergleichen. Fieber selbst ist nicht die Krankheit, sondern eine Reaktion ( sogar eine sehr sinnvolle und wirksame) des Körpers. Wenn es zu lang, zu hoch ist, muss man da erst einmal ran. Wichtiger ist es jedioch an der Ursache zu arbeiten.

Dein letzter Satz stört mich aber ein wenig. " Nehmt es an, oderr macht es weiter falsch".
Damit schließt du eine Diskussion ja quasi aus. Entweder ich lasse mich auf deine Perspektive ein, oder aber ich soll mich weiter " in meinem Kreis drehen". Fand ich ein wenig überheblich.
Maxegon
Beiträge: 2443
Registriert: 25. Mai 2021, 11:33

Re: keine Gefühle mehr - bis dahin war ich das Ein und Alles

Beitrag von Maxegon »

Undjetzt hat geschrieben: 9. Apr 2024, 13:47 Dein letzter Satz stört mich aber ein wenig. " Nehmt es an, oderr macht es weiter falsch".
... Fand ich ein wenig überheblich.
Frei zu interpretieren steht dir zu, doch es Anderen vorzuwerfen ... na ja, entscheide selbst!

Ich lud zum Nachdenken ein, völlig ohne Wertung.
Ex-Prinzessin
Beiträge: 6
Registriert: 7. Apr 2024, 00:45

Re: keine Gefühle mehr - bis dahin war ich das Ein und Alles

Beitrag von Ex-Prinzessin »

Nun ja - ich hatte gar nichts von "plötzlich" geschrieben. Ich schrieb, es fing vor einem Dreivierteljahr so langsam an - der Text ist gerade deshalb so lang, weil ich eine Entwicklung dargestellt habe...
Ich habe allerdings auch schon gelesen, dass man in eine depressive Episode von heute auf morgen kommen kann.
Ich mache tatsächlich nichts anderes als nachdenken.
Maxegon
Beiträge: 2443
Registriert: 25. Mai 2021, 11:33

Re: keine Gefühle mehr - bis dahin war ich das Ein und Alles

Beitrag von Maxegon »

Ex-Prinzessin hat geschrieben: 9. Apr 2024, 14:19 ich hatte gar nichts von "plötzlich" geschrieben.
Das "plötzlich" steht ja nicht umsonst in Anführungszeichen! :mrgreen:
Auch eine Episode kommt nicht von heute auf morgen, sie entwickelt sich und irgendwann läuft das Fass über.

Du darfst nicht in den Rechtfertigungmodus verfallen, wenn du etwas (einen Anderen) verstehen willst, damit verteidigst du nur deine Position, deine Meinung und die ist doch dir klar (?).

Ich weiß nicht, wie es verständlicher machen soll ... du kannst doch nur einen Anderen verstehen, wenn du dich in ihn hineinversetzen kannst, denkst, fühlst wie er/ es mit seinen Augen siehst.
Ex-Prinzessin
Beiträge: 6
Registriert: 7. Apr 2024, 00:45

Re: keine Gefühle mehr - bis dahin war ich das Ein und Alles

Beitrag von Ex-Prinzessin »

hm - ich maße mir nicht an, ihn zu verstehen - weil ich diese Gefühlswelt nicht kenne, deshalb frage ich ja. Du darfst mich sehr gerne schlau machen.
Blackrabbit
Beiträge: 112
Registriert: 14. Feb 2024, 18:56

Re: keine Gefühle mehr - bis dahin war ich das Ein und Alles

Beitrag von Blackrabbit »

Es wird dich in der Hinsicht niemand „schlau machen“ können. Wir tappen alle im Dunkeln. Jeder ist einfach anders. Es gibt zwar Parallelen aber mehr auch nicht.
Es ist hier alles ein „kann“
Du kannst nur das aufnehmen was DeCiBella oder undjetzt erzählen. Dann hast du einen Einblick in ihre Welt. Ich kann für mich von DeCiBella eine Menge nachvollziehen wo ich mir aber auch denke…. Woooow ok, so habe ich das noch nie gesehen und das verwerte ich dann für mich. Ob er es aber auch so empfindet kann ich nicht beurteilen.
Ich lese hier viel bei den Betroffenen und versuche mich vorsichtig ranzutasten.
Die Betroffenen schreiben hier z.b drei gute Dinge des Tages.
Wenn er wieder nur negatives sagt oder sich aufregt, versuche ich gegenzulenken.
Ja, das ist doof oder schlecht aber hey, was war denn heute für dich gut?
Ach die Wäsche? Dann versuche ich das positiv hervorzuheben. Es gibt kein Rezept, leider 😑
Maxegon
Beiträge: 2443
Registriert: 25. Mai 2021, 11:33

Re: keine Gefühle mehr - bis dahin war ich das Ein und Alles

Beitrag von Maxegon »

Hallo Prinzessin,

Du lebtest doch mit deinem Ex zusammen, du kennst doch seine Vorlieben, Abneigungen, Eigenheiten u.s.w. , du weißt doch, was euch gemeinsam erfreute und was eher nicht.

Du hast doch das enorme Wissen, die Erfahrung im Umgang mit der ganz individuellen Spezies "mein Ex" im Laufe der Jahre angesammelt/erfahren.

Wie soll denn da ein völlig Unwissender dich schlau machen?

Ich kann dir sagen, was ich bei meiner Liebsten oder meinen Laufenten tun muss, aber nur weil ich sie kenne, weil ich weiß, wie sie ticken, was sie mögen, bevorzugen oder lieber nicht.
Weil ich genau (meistens) weiß, wie sie auf was reagieren - dazu brauchte ich Jahre.
Zuletzt geändert von Maxegon am 9. Apr 2024, 15:52, insgesamt 1-mal geändert.
Maxegon
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Re: keine Gefühle mehr - bis dahin war ich das Ein und Alles

Beitrag von Maxegon »

Blackrabbit hat geschrieben: 9. Apr 2024, 15:13 Es gibt kein Rezept, leider 😑
Es gibt ein Rezept, siehe meinen ersten Beitrag!

Dieses Rezept, muss sich erarbeitet werden, sogar die Zutaten müssen mitarbeiten, es verändert sich ständig, es ist nicht nur wetterabhängig, sondern auch stimmungsabhängig.
Es ist sehr aufwendig und wird nie perfekt.
:hello:
Blackrabbit
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Re: keine Gefühle mehr - bis dahin war ich das Ein und Alles

Beitrag von Blackrabbit »

Maxegon hat geschrieben: 9. Apr 2024, 15:29
Blackrabbit hat geschrieben: 9. Apr 2024, 15:13 Es gibt kein Rezept, leider 😑
Es gibt ein Rezept, siehe meinen ersten Beitrag!

Dieses Rezept, muss sich erarbeitet werden, sogar die Zutaten müssen mitarbeiten, es verändert sich ständig, es ist nicht nur wetterabhängig, sondern auch stimmungsabhängig.
Es ist sehr aufwendig und wird nie perfekt.
:hello:

Ja, ok so schon aber eben kein Allgemeinrezept für jedermann und jederzeit. So mein ich das. :)
Maxegon
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Re: keine Gefühle mehr - bis dahin war ich das Ein und Alles

Beitrag von Maxegon »

Blackrabbit hat geschrieben: 9. Apr 2024, 16:21 Ja, ok so schon aber eben kein Allgemeinrezept für jedermann und jederzeit. So mein ich das. :)
Wären alle gleich und berechenbar, gäbe es bestimmt so ein Jedemann-Jederzeit-Allgemeinrezept.
Im Grunde gibt's ja so etwas, nur hält sich niemand 'dran.

Aber! Ich möchte mich jetzt nicht in's Reich der Philosophie begeben, das interessiert sicher auch niemanden.

Es ist doch wie beim alten Staubsauger, irgendwann schwächelt er und ich bin nicht in der Lage ihn zu reparieren, weil mir entweder das Wissen fehlt oder ich keine Geduld aufbringe.
Ich will aber trotzdem, dass er weiter saugt. :lol:
hopstobs
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Re: keine Gefühle mehr - bis dahin war ich das Ein und Alles

Beitrag von hopstobs »

Maxegon hat geschrieben: 9. Apr 2024, 16:43 Es ist doch wie beim alten Staubsauger, irgendwann schwächelt er und ich bin nicht in der Lage ihn zu reparieren, weil mir entweder das Wissen fehlt oder ich keine Geduld aufbringe.
Ich will aber trotzdem, dass er weiter saugt. :lol:
Das finde ich einen sehr guten Vergleich, der mich zum Schmunzeln brachte und er beschreibt auch gut was passiert: Die Strategie um etwas zu erreichen oder zu verändern ist ungeeignet. Weder durch sich auf den Boden werfen, noch durch nachtrauern, noch durch Schimpfen, Schönreden, Kleinreden, Jammern und Vorwürfe und auch nicht durch Gewalt wird er der Staubsauger der sein, der er einmal war. Aber ein Neuanfang oder ein Umschwenken auf Besen wäre ggf. ein Lösung hin zu neuem Glück, nicht aber das Verharren in der Hilflosigkeit. Das kostet Mut und vor allem Akzeptanz, dass der gemeinsame Weg mit diesem Staubsauger zu Ende ist.
Lucien
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Re: keine Gefühle mehr - bis dahin war ich das Ein und Alles

Beitrag von Lucien »

Ex-Prinzessin hat geschrieben: 9. Apr 2024, 09:07 Da ich nicht weiß, wie sich Depressionen anfühlen, tue ich mir wahnsinnig schwer damit, den Strich an der richtigen Stelle zu ziehen - was ist Krankheit - und ab wann ist es einfach der Charakter. Und ich bin einfach jemand, der es unbedingt verstehen will, damit ich für mich weiterleben kann. Wie soll man sonst jemals wieder Vertrauen zu jemandem fassen?
Ich kopiere mal teilweise aus einem meiner letzten posts, dann muss ich zu später Stunde nicht alles nochmal schreiben. Mit meinem Ex hatte ich eine recht ähnliche Erfahrung.

Er hat sich allerdings nie offiziell getrennt. Von heute auf morgen war nur noch eine sehr eingeschränkte Kommunikation per Whatsapp möglich, jeden Vorschlag, sich zu treffen hat er mit Ausreden verschoben. Nach ein paar Monaten wieder angefangen, mir zu schreiben, wie sehr er unsere Nähe usw. vermisst usw. und tat so, wie wenn er die Beziehung fortführen wollen würde (daraus habe ich geschlossen, dass für ihn der nahezu Kontaktabbruch von heute auf morgen ein paar Monate davor wohl ein Schluss-machen war). Tja, und als am nächsten Tag der nächste berufliche Einschlag kam, war ich wieder von jetzt auf gleich abgehakt und er hat sich in die Arme einer anderen geworfen, die er eine Weile zuvor kennen gelernt hatte (sein gefühlter Neustart im Leben). Als er mir das schrieb, tat er zwischendrin so, wie wenn doch schon lange Schluss zwischen uns gewesen ist. No further comment... so eine halbgare Sache würde ich nie wieder mitmachen. Sein ganzes wachsweiches Geschwätz war wohl nur, um vor sich selbst besser da zu stehen und dass er sich doch um die Ex kümmert, damit ihr die Trennung leichter fällt. Eigentlich hat er nur mit meinen Gefühlen gespielt, um vor sich selbst als good guy dazustehen. Eine klar ausgesprochene Trennung und keine weiteren Küsschen, Herzchen per whatsapp, kein du bist so toll, mir so unglaublich wichtig, was besonderes für mich usw. wäre leichter gewesen, als die gefühlsmäßige Achterbahn, die er in mir mit seinem falschen Verhalten ausgelöst hat.

Dieses Verhalten hat für mich nichts mit Depressionen zu tun. Mehr mit Charakter. Vielleicht auch eine andere psychische Erkrankung oder eine Persönlichkeitsstörung. Egal was die Ursache ist, ich will nicht, dass so mit mir umgegangen wird.

Was das Vertrauen zu anderen Menschen angeht, habe ich kein Problem. Andere Menschen sind nicht er. Sie können nichts dafür, was passiert ist. Es wäre nicht fair, sie aufgrund schlechter Erfahrungen mit einem anderen Menschen dafür büssen zu lassen. Daher bekommt jeder Mensch von mir erst einmal eine Art Grundvertrauen mit einem gewissen Grad an Vorsicht entgegen gebracht (z. B. Stichwort online dating und love scammer). Worauf ich aber durchaus reagiere, sind gewisse Verhaltensweisen. Wenn mich bestimmte Verhaltensweisen zu sehr an meinen Ex oder einen anderen Ex aus jungen Jahren erinnern, die m. E. Vorboten für bestimmte Vorkommnisse waren, dann verabschiede ich mich. Der Ex aus jungen Jahren z. B. war extrem eifersüchtig, also nicht nur so ein kleines bisschen. Das endete damit, dass er mich vor lauter Eifersucht irgendwann geschlagen hat. Ab einem gewissen Grad verursacht Eifersucht bis heute ein ganz ungutes Gefühl bei mir und ich muss aus der Situation raus.

Ich bin auch jemand, der grundsätzlich verstehen will, um Dinge abschließen zu können. Meine Schwester hat mal einen sehr entscheidenden Satz zu mir gesagt: die wichtigsten Fakten weißt du bereits.

LG
hopstobs
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Re: keine Gefühle mehr - bis dahin war ich das Ein und Alles

Beitrag von hopstobs »

Lucien hat geschrieben: 9. Apr 2024, 23:54 Ich bin auch jemand, der grundsätzlich verstehen will, um Dinge abschließen zu können. Meine Schwester hat mal einen sehr entscheidenden Satz zu mir gesagt: die wichtigsten Fakten weißt du bereits.
Das finde ich sehr gut, die Fakten im Falle dieses Threads sind: Es tut dir nicht gut und zerstört einen auf Dauer. Viel mehr muss man eigentlich nicht wissen. Entscheidend ist viel mehr, was man daraus lernt, wovor man sich hüten sollte und wieso man selbst solchen Menschen leicht verfällt. Dann man man bei sich anpacken und bleibt handlungsfähig.
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