Trotz Beziehung das Gefuehl zu haben alleine zu sein

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Schneetiger
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Trotz Beziehung das Gefuehl zu haben alleine zu sein

Beitrag von Schneetiger »

Hallo, ich bin neu in der Gruppe und ich moechte mich kurz vorstellen, mein Name ist Tom, bin Mitte 40 und meine Freundin leidet seit vielen Jahren unter einer chronischen Krankheit und seit den letzten Jahren auch unter einer diagnostizierten Depression. Sie ist mittlerweile auch in Fruehrente und seitdem hat sich Ihr Gemuetszustand stark verschlechtert, sie schlaeft nachts schlecht oder gar nicht ( zum einen Laermbedingt weil wir in einer Wohnanlage sind wo es immer wieder mal zu Laerm von Nachbarn kommt, zum anderen weil sie die ganze Zeit am nachdenken ist ) Sie hat keine Hobbies, kann sich wg der Krankheit nur bedingt bewegen und ist dadurch seit Jahren sehr eingeschraenkt und negativ, mittlerweile eben auch depressiv. Sie ist in bereits in Behandlung allerdings habe ich das Gefuehl dass sie nicht wirklich voran kommt. Sie hat auch keine Kraft einen neuen Therapeuten zu suchen. Sie ist zudem unordentlich geworden und laesst sich oft komplett gehen und lebt nur noch in den Tag hinein. Sie wuerde gerne aufs Land ziehen wo sie Ruhe findet und ohne Nachbarn leben kann, aber das koennen wir uns finanziell nicht leisten.
Ich lebe mit dieser Situation schon seit vielen Jahren, oft habe ich das unter den Tisch gekehrt und dachte irgendwann wird das schon wieder besser, wird es aber nicht und ich bin mittlerweile an dem Punkt angekommen wo ich fast keine Energie mehr habe und nicht mehr weiter weiss. Ich bin ein sehr positiver Mensch, kann aus jeder Situation etwas Gutes herausziehen, aber bei Ihr laufe ich mittlerweile nur noch gegen Mauern. Oft ist sie mir gegenueber auch sehr abweisend und teilweise auch ein bisschen aggressiv ( verbal ).
Ich bin berufstaetig und kuemmere mich nebenbei zum Grossteil um den kompletten Haushalt, Kochen, Einkaufen, Putzen und was sonst noch so Aufgaben in Alltag anstehen das heisst ich bin manchmal auch mental und koerperlich am Limit ( obwohl ich schon einiges aushalten kann )
Ich versuche zwar mir immer wieder Zeit fuer mich alleine zu nehmen, gehe spazieren und treibe viel Sport, aber mir fehlt das harmonische Zusammensein mit Ihr so sehr, ich habe das Gefuehl momentan ganz alleine zu sein, meine Freunde haben vor einiger Zeit den Kontakt mit mir auch komplett abgebrochen und ich fuehle mich schuldig dass es an mir liegt weil ich keine Zeit fuer niemanden mehr hatte und deswegen keiner mehr mit mir etwas unternehmen will. Ich habe zudem auch noch ein schwieriges Jahr, mein Vater ist vor ein paar Monaten verstorben und meine Mutter ist schwer krank.
Meine Freundin sagt mir sehr oft dass sie nicht mehr kann und mehr Unterstuetzung von mir braucht und dass die Lage ernst ist, ich weiss dann nicht mehr wie ich helfen soll oder was ich tun soll, ich fuehle mich dann auch noch schuldig, weil ich vielleicht irgendwas falsch mache oder ihr zu wenig helfe. Ich fuehle mich in diesen Tag manchmal wie gelaehmt und ich gebe zu dass ich aufgrund Ihrer staendigen Negativitaet auch oft abschalten muss weil ich es manchmal auch nicht mehr ertragen kann.
Vielleicht hat jemand ein paar Anregungen fuer mich, wuerde mich sehr darueber freuen.
Danke fuers Lesen !
hopstobs
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Re: Trotz Beziehung das Gefuehl zu haben alleine zu sein

Beitrag von hopstobs »

Hi Tom,
Schneetiger hat geschrieben: 26. Sep 2023, 18:45 Ich bin ein sehr positiver Mensch, kann aus jeder Situation etwas Gutes herausziehen
Ich denke genau in diesem Punkt liegt der Hund begraben, der Drang vieles zu Idealisieren macht blind für Probleme und verhindert, dass man rechtzeitig innehält um sich klar zu werden, ob man das so überhaupt möchte. Leichtfertig sagt man ja, obwohl schon längst ein nein sinnvoll gewesen wäre. Man darf der kritischen Stimme durchaus Gehör schenken. Deine Tankuhr stand schon lange auf Reserve und doch hast du es ignoriert und nun beginnt der Motor zu stottern, liegen bleiben und weiter so, oder doch lieber noch die Abfahrt nehmen und raus aus dem Kreislauf. Dein Lebensinhalt kann es nicht sein, nur für die Freundin und Ihre Belange da zu sein. Das wird auch sie akzeptieren müssen, unbeschadet ihrer Situation. Du hast ein Recht auf ein eigenes Leben, Freiraum und Erholung. Niemand verpflichtet dich, dich selbst aufzugeben. Werde dir vielleicht klar, wie viel du guten Gewissens geben kannst und was nicht.

Dass du dich um den Haushalt und den Alltag kümmern musst, sehe ich nicht so als das Problem, würdest du alleine wohnen, müsstest du das ebenso. Was dich auffrisst ist Wut und Ärger darüber über frustrierte Bedürfnisse nach Unterstützung oder vielleicht auch ausbleibende Wertschätzung für die getane Arbeit. Du tust alles für sie, bekommst aber nichts zurück, daran reibt ihr euch auf. Wie viel tust du für dich? Warum tust du so wenig für dich? Was würdest du für dich tun, wenn du dich nicht um die Freundin kümmern würdest? Es gibt Grenzen und die solltest du erkunden, aufzeigen und auch umsetzen. Was dem entgegen steht ist vermutlich Abhängigkeit, sie ist von deiner Hilfe abhängig, so wirst du eben doch gebraucht, auf der anderen Seite lese ich heraus, dass es finanziell nicht leicht ist für euch, also ihr auch in der Hinsicht abhängig seid und so schwer eine Veränderung (neue Wohnung, oder gar getrennte Wohnung) herbeiführen zu können?
Sirius99
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Registriert: 21. Sep 2023, 21:51

Re: Trotz Beziehung das Gefuehl zu haben alleine zu sein

Beitrag von Sirius99 »

Schneetiger hat geschrieben: 26. Sep 2023, 18:45 ich bin manchmal auch mental und koerperlich am Limit ..... Vielleicht hat jemand ein paar Anregungen fuer mich, wuerde mich sehr darueber freuen....
Lieber Schneetiger,
geh zum Arzt, schildere ihm genau so wie Du es hier gemacht hast, Deine jahrelange Dauerbelastung durch Deine Partnerin und Deine Eltern, den dadurch bedingten Zusammenbruch Deiner Sozialkontakte sowie Deine körperliche und seeliscihe Erschöpfung. Sag ihm, dass Du eine psychosomatische Reha beantragen möchtest und dafür seine Unterstützung benötigst.

Es liest sich als seist Du selber schon in einer Depression wegen Dauerbelastung/Überforderung, d.h. es ist höchste Zeit für Dich einen Ausweg zu suchen.
In der Reha hast Du ausreichend Zeit und Raum, Dich mit der Frage zu befassen wie Du leben möchtest, was Du ändern kannst und wie das geht, bekommst dafür Unterstützung von Fachkräften. Und dann kümmere Dich um der Reha um Deine Themen, lass Dir dort auch nicht von ihr durch stundenlane Telefonate die Zeit rauben, die Du für Dich brauchst um Deinen Weg zu finden.
hopstobs hat geschrieben: 27. Sep 2023, 07:54 Meine Freundin sagt mir sehr oft dass sie nicht mehr kann und mehr Unterstuetzung von mir braucht... ich weiss dann nicht mehr wie ich helfen soll.....
Du wirst nicht drum herumkommen, mit ihr Klartext zu reden, dass auch Deine Ressourcen endlich sind. Eine Idee: wenn sie mehr Hilfe braucht, dann muss sie eine Pflegestufe beantragen und sich die benötigte Hilfe über das Pflegegeld vom Markt selber beschaffen.
hopstobs hat geschrieben: 27. Sep 2023, 07:54 ich gebe zu dass ich aufgrund Ihrer staendigen Negativitaet auch oft abschalten muss weil ich es manchmal auch nicht mehr ertragen kann.
Vielleicht hat jemand ein paar Anregungen fuer mich, wuerde mich sehr darueber freuen.
Auch das musst Du aussprechen und Dir überlegen, ob wenn es so weitergeht eurer Lebenswerg noch ein gemeinsamer sein kann.

Was mich noch interessiert: wie schätzt Du ihre Lage ein? Kann sie wirklich nicht obwohl sie den ganzen Tag zuhause ist und bei nichts was zu tun wäre Zeitdruck hat oder meist Du: sie richtet es sich in ihren Krankheiten zu Deinen Lasten bequem ein?
Schneetiger
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Re: Trotz Beziehung das Gefuehl zu haben alleine zu sein

Beitrag von Schneetiger »

Vielen Dank erstmal fuer die Antworten, ich weiss das sehr zu schaetzen. Ich glaube das ist fuer mich am schwierigsten dieses Thema konkret anzusprechen oder weiterzuverfolgen, ich bin manchmal so harmoniesuechtig dass ich bei der kleinsten Stress Situationen lieber auf die andere Person eingehe als meinen eigentlichen Gedanken weiterzuverfolgen, Ihre Krankheit steht meistens immer ueber allem und das wirft Sie auch immer in Diskussionen ein wenn Sie Phasen hat wo es Ihr koerperlich besser geht, ich hoere dann oft den Satz "Du hast es ja einfach, Du bist nicht krank oder sei froh dass Du gesund bist", ich tue mir dann schwer dagegen etwas zu sagen bzw fehlen mir dann die Worte oder Argumente. Wenn es Ihr dann koerperlich wieder richtig schlecht geht und das passiert in regelmaessigen Abstaenden, dann bin ich natuerlich immer fuer sie da und kann mit meiner Energie dann wirklich Baeume ausreissen ( ich frage mich manchmal selbst woher ich diese Kraft nehme ) Das mit der Anerkennung ist tatsaechlich ein Gefuehl das mir fehlt, die Aufmerksamkeit liegt meistens bei Ihr, auch in den Phasen wo es Ihr dann wieder etwas besser geht.

Das mit dem Mithelfen im Haushalt ist so eine Sache, manchmal koennte sie vielleicht mehr machen, aber ich uebernehme viele Sachen dann auch automatisch, weil Sie, wenn Sie mithilft, das oft so lustlost bzw schlampig erledigt, das ich es mir dann nicht verkneifen kann zu sagen dass ich das nicht in Ordnung finde ( mir faellt jetzt als Beispiel ein, einen dreckigen Teller ins Regal stellen wo noch Essenreste drankleben ) Das Problem ist wenn ich etwas sage, dann streiten wir sofort.
DieNeue
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Re: Trotz Beziehung das Gefuehl zu haben alleine zu sein

Beitrag von DieNeue »

Hallo Schneetiger,
Schneetiger hat geschrieben: 27. Sep 2023, 21:58 ich hoere dann oft den Satz "Du hast es ja einfach, Du bist nicht krank oder sei froh dass Du gesund bist", ich tue mir dann schwer dagegen etwas zu sagen bzw fehlen mir dann die Worte oder Argumente.
Ein Argument wäre vielleicht, dass du auch nichts dafür kannst, dass du gesund bist. Und es ist unfair jemandem etwas vorzuwerfen, wofür er nichts kann.

Ich finde auch, dass deine Freundin sich auch externe Hilfe suchen sollte z.B. über einen Pflegegrad, das persönliche Budget o.ä. Es sollte auf jeden Fall geklärt werden, für welche Dinge sie genau Hilfe braucht, was du davon übernehmen kannst, ob es irgendwelche Hilfsmittel gibt (je nachdem, was sie für eine Krankheit hat) und was jemand externes machen könnte. Es ist echt nicht gut, das alles auf dich abzuwälzen und davon auszugehen, dass du alles stemmen kannst.
Je nachdem, was sie für eine Krankheit hat, gibt es manchmal auch Beratungsstellen extra für Behinderte oder chronisch Kranke, die dazu beraten, welche Hilfen es gibt. Vielleicht wäre da der VDK eine erste Anlaufstelle.

Vielleicht wäre es für dich gut mal zu einer Beratungsstelle zu gehen und dich beraten zu lassen, wie du die Kommunikation mit ihr am besten angehen solltest. Es ist schwer zu hören, dass man andere mit seiner Negativität ansteckt, aber wenn man mit jemandem zusammenlebt, muss man auch Rücksicht auf den anderen nehmen. Wenn sie nicht selbst merkt, dass du keine Energie mehr hast und an deine Grenze kommst, muss man ihr das klipp und klar sagen.
Auch wenn man krank und gefrustet ist, kann man sich solche Aussagen wie, der andere solle froh sein, dass er gesund ist, verkneifen.
Sowas kann man in sein Tagebuch schreiben oder seinem Therapeuten erzählen, aber nicht seinen Angehörigen, die freiwillig bei einem sind und überhaupt nichts für die Situation können. Ich habe auch schon von Angehörigen zu hören bekommen, dass sie nichts dafür können, dass sie gesund sind und ich krank. Und für sie ist es auch nicht leicht, eine kranke Schwester oder Tochter zu haben und sie leiden zu sehen.
Ich habe eine Betreuerin (Sozialarbeiterin), die mir manchmal auch hilft, schwierige Gespräche vorzubereiten (z.B. was will ich, was sind meine Grenzen, wo bin ich bereit zu einem Kompromiss, was bringt der andere vielleicht für Gegenargumente, wie kann ich die erwidern usw.) Evtl. könnte man das Thema mal beim Sozialpsychiatrischen Dienst ansprechen und du könntest praktische Hilfe für ein Gespräch mit ihr bekommen.

Könntest du zu einzelnen Freunden vielleicht wieder Kontakt aufnehmen? Wenn es wirklich nur daran lag, dass du keine Zeit mehr hattest, ließe sich das ja erklären und vielleicht wieder ins Lot bringen.

Mit was beschäftigt sie sich denn eigentlich tagsüber?

Ich hoffe, das hilft dir ein bisschen weiter.

Liebe Grüße,
DieNeue
Schneetiger
Beiträge: 3
Registriert: 24. Sep 2023, 10:45

Re: Trotz Beziehung das Gefuehl zu haben alleine zu sein

Beitrag von Schneetiger »

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Könntest du zu einzelnen Freunden vielleicht wieder Kontakt aufnehmen? Wenn es wirklich nur daran lag, dass du keine Zeit mehr hattest, ließe sich das ja erklären und vielleicht wieder ins Lot bringen.

Mit was beschäftigt sie sich denn eigentlich tagsüber?
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Ein alter Freund von mir hat sich vor ein paar Wochen mir wieder angenaehert, ich bin da nur gerade sehr vorsichtig nciht ausgenutzt zu werden, er hat gerade eine Trennung hinter sich und ich weiss nicht ob er sich nur deswegen mit mir in Verbindung setzt weil er gerade jemanden braucht und ich ein recht guter gespraechspartner und zuhoerer bin, ich fuehle mich da gerade ein wenig hin und hergerissen neue oder alte Menschen in mein Leben zu lassen, zu oft lasse ich mich gerne ausnutzen, die Leute merken das wahrscheinlich gar nicht aber ich strahle wahrscheinlich so etwas aus.

Meine Freundin beschaeftigt sich tagsueber viel mit Internet surfen, sie sucht nach erschwinglichen Immobilien auf dem Land, sie geht vielleicht eine halbe stunde spazieren aber die meiste Zeit liegt sie aber im Bett weil sie nicht lange sitzen kann wg. Ihrer schmerzen. Sie hat zuletzt auch eingesehen dass sie hobbies braucht, sie vermisst die alte Arbeit im Buero, Kollegen und das Zugehoerigkeitsgefuehl in einer Gemeinschaft.

Ich danke Euch Allen fuer Eure Worte ! Es ist interessant wie man schleichend in so eine Situation geraet, das sich selbst was vormachen das merke ich jetzt gerade wie ich da drin stecke und wie schwer es ist da raus zu kommen. Ich fuehle mich ertappt, ich bin dankbar fuer dieses Forum und dass Menschen, die ich gar nicht kenne, mir klar den Spiegel vor Augen halten, von alleine waere ich da nicht drauf gekommen, ich fuehle mich jetzt einerseits gut weil ich wieder weiss wo ich gerade stehe und was ich tun sollte, auf der anderen Seite fuehle ich mich schlecht weil ich das alles zugelassen habe und wahrhaftig vergessen habe mich um MICH selbst zu kuemmern, das tut weh ! Ich habe Angst vor dem Gespraech mit Ihr, ich moechte ihr das eigentlich so erklaeren dass sie es versteht dass es auch mir nicht gut geht und ich deswegen Freiraeume brauche aufgrund der ganzen Situation mit Ihrer Krankheit, ich moechte ihr gerne sagen dass ich wieder Harmonie in unserer Beziehung moechte, dass ich egal was passiert fuer sie das sein will und dass wir zusammenhalten und weniger streiten und wieder als Team agieren wo auch ICH mit meinem ganzen Sein eine Rolle spiele und ich mich nicht schlecht fuehlen moechte wenn ich das auch auslebe. Ich befuerchte allerdings dass Sie sich dann sofort in die Opferrolle gedraengt fuehlt und Mitleid braucht ( diese Gespraeche hatten wir schon oefter als ich das ansatzweise versuchte mich sachlich zu artikulieren um meinen Standpunkt darzustellen und dann relativ schnell ausgebremst wurde indem sie sofort weinte und Angst hatte dass ich sie verlasse. Auch wenn ich Ihr dann versuchte klarzumachen dass dies nicht meine Absicht sei, bin ich es am Ende derjenige der klein beigibt und das Thema dann wieder begraben wird.
Pineapple_Pizza
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Re: Trotz Beziehung das Gefuehl zu haben alleine zu sein

Beitrag von Pineapple_Pizza »

hopstobs hat geschrieben: 27. Sep 2023, 07:54
Dass du dich um den Haushalt und den Alltag kümmern musst, sehe ich nicht so als das Problem, würdest du alleine wohnen, müsstest du das ebenso.
an der stelle fehlt dir vielleicht die erfahrung für den unterschied zwischen einer kleinen singlewohnung, die nur von einer person kontaminiert wird und einem pärchenhaushalt, wo eine person den ganzen tag zu hause ist und dreck macht, während die andere hinterher putzt. und am besten darf man dann nicht saugen, wenn die arbeitszeiten es zulassen, weil man da gerade schlafen oder seine ruhe haben will… dazu die frustration, wenn einer auf der couch hängt, während der andere den gemeinsamen haushalt macht. küche blitzt, du gehst zur arbeit, kommst wieder: schweinestall! und ich spoiler mal; in der regel steht dann trotzdem kein essen auf dem tisch, weil man natürlich nur für sich selbst etwas zubereitet hat.
hopstobs
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Re: Trotz Beziehung das Gefuehl zu haben alleine zu sein

Beitrag von hopstobs »

Pineapple_Pizza hat geschrieben: 6. Apr 2024, 18:01 an der stelle fehlt dir vielleicht die erfahrung für den unterschied zwischen einer kleinen singlewohnung, die nur von einer person kontaminiert wird und einem pärchenhaushalt, wo eine person den ganzen tag zu hause ist und dreck macht, während die andere hinterher putzt.
Nein, als alleinerziehender Vater mit 2 Kindern und einem Haus fehlt mir diese Erfahrung nicht. Hinterher putzen klingt mir auch zu vorwürfig in solchen Situationen. Zugrunde liegt ja der Wunsch nach mehr Zusammenarbeit und mit seiner Mühe wahrgenommen zu werden. Den Kindern wasche ich ja dennoch die Wäsche, putze für sie und koche für sie, ohne Ihnen dafür Vorhaltungen zu machen. Sie können es ja erst mal nicht besser. Mittlerweile sind sie in einem Alter, in denen sie aber schon manche Aufgabe übernehmen und sich einbringen können.
Maxegon
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Re: Trotz Beziehung das Gefuehl zu haben alleine zu sein

Beitrag von Maxegon »

hopstobs hat geschrieben: 27. Sep 2023, 07:54

Ich denke genau in diesem Punkt liegt der Hund begraben, der Drang vieles zu Idealisieren ...

Leichtfertig sagt man ja, obwohl schon längst ein nein sinnvoll gewesen wäre. Man darf der kritischen Stimme durchaus Gehör schenken.
...
Du hast ein Recht auf ein eigenes Leben, Freiraum und Erholung. Niemand verpflichtet dich, dich selbst aufzugeben.

Werde dir vielleicht klar, wie viel du guten Gewissens geben kannst und was nicht.
Hallo Schneetiger.

Guten Gewissens ... da liegt auch der Hund begraben.

Du fühlst dich für das Wohlbefinden deiner Lebensabschittsbegleiterin verantwortlich.

Bis zu einem gewissen (!) Grade kannst du es sicherlich auch beeinflussen.

Wie es sich liest, bist du dabei dich völlig aufzugeben.

Wenn dich das erfüllt, musst du es tun!

Wenn nicht, tu' etwas für dich, nur für dich, ohne schlechtes Gewissen.
Du kannst dich aufopfern, machen, tun ... was bringt es, wenn du nichts veränderst, nichts erreichst, dich "nur" selbst, zusätzlich auch noch fertig machst?

Manche nennen es gesunden Egosimus, andere ein Recht auf ein eigenes Leben.

Es klingt vielleicht hart, doch du allein entscheidest.

Vieles kannst du verändern, einiges nicht.

Wenn dir das bewusst ist, kannst du dich damit zufrieden geben, es akpeptieren und entscheiden ... mit allen Für und Wider.
Pineapple_Pizza
Beiträge: 21
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Re: Trotz Beziehung das Gefuehl zu haben alleine zu sein

Beitrag von Pineapple_Pizza »

hopstobs hat geschrieben: 8. Apr 2024, 07:15 Nein, als alleinerziehender Vater mit 2 Kindern und einem Haus fehlt mir diese Erfahrung nicht. Hinterher putzen klingt mir auch zu vorwürfig in solchen Situationen. Zugrunde liegt ja der Wunsch nach mehr Zusammenarbeit und mit seiner Mühe wahrgenommen zu werden. Den Kindern wasche ich ja dennoch die Wäsche, putze für sie und koche für sie, ohne Ihnen dafür Vorhaltungen zu machen. Sie können es ja erst mal nicht besser. Mittlerweile sind sie in einem Alter, in denen sie aber schon manche Aufgabe übernehmen und sich einbringen können.
du kannst doch nicht ernsthaft deine kinder und ihr verschmutzungsverhalten mit einem erwachsenen vergleichen.
zum einen wachsen die da raus und übernehmen irgendwann verantwortung, zum anderen ist das selbsgewählte verantwortung.
in einer partnerschaft ist das etwas anderes. mutual shores gehören gleichberechtigt verteilt oder nach außen vergeben, an haushaltshilfen etc..
man kann seinem partner/in nicht dauerhaft zumuten(und die wenigsten depressionen sind wirklich nur überschaubare episoden), das er/sie ihre bedürfnisse zurückstellt und dann auch noch alle alltäglichen dinge alleine tut UND zusätzlich völlig unnötige aufgaben, weil oft ja auch wäsche nicht nur nicht gewaschen wird, sie wird dann auch irgendwo liegen gelassen, sowie geschirr, verpackungen, alles, was der/die betroffene über den tag so in die hand nimmt(natürlich ist das nicht bei jedem so, ich spreche jetzt von fällen wie dem hier genannten)

es bleibt dann einfach keine zeit mehr für einen selbst. man ist nur noch verdiener und haushälter und dazwischen therapeut.
hopstobs
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Re: Trotz Beziehung das Gefuehl zu haben alleine zu sein

Beitrag von hopstobs »

Pineapple_Pizza hat geschrieben: 9. Apr 2024, 18:58 du kannst doch nicht ernsthaft deine kinder und ihr verschmutzungsverhalten mit einem erwachsenen vergleichen.
zum einen wachsen die da raus und übernehmen irgendwann verantwortung, zum anderen ist das selbsgewählte verantwortung.
in einer partnerschaft ist das etwas anderes. mutual shores gehören gleichberechtigt verteilt oder nach außen vergeben, an haushaltshilfen etc..
man kann seinem partner/in nicht dauerhaft zumuten(und die wenigsten depressionen sind wirklich nur überschaubare episoden), das er/sie ihre bedürfnisse zurückstellt und dann auch noch alle alltäglichen dinge alleine tut UND zusätzlich völlig unnötige aufgaben, weil oft ja auch wäsche nicht nur nicht gewaschen wird, sie wird dann auch irgendwo liegen gelassen, sowie geschirr, verpackungen, alles, was der/die betroffene über den tag so in die hand nimmt(natürlich ist das nicht bei jedem so, ich spreche jetzt von fällen wie dem hier genannten)

es bleibt dann einfach keine zeit mehr für einen selbst. man ist nur noch verdiener und haushälter und dazwischen therapeut.
Ich bezog mich auf deine Aussage, in der du vermutest, dass mir die Erfahrung fehlt:

"an der stelle fehlt dir vielleicht die erfahrung für den unterschied zwischen einer kleinen singlewohnung, die nur von einer person kontaminiert wird und einem pärchenhaushalt, wo eine person den ganzen tag zu hause ist und dreck macht, während die andere hinterher putzt."

Mein Beitrag sollte darum Klarheit schaffen, dass ich bereits über die Singlewohnung hinaus bin. Eine Depression ist eine Erkrankung, ist man bereit den kranken Partner oder einen Familienangehörigen zu pflegen und ab wann wird es einem zu viel? Auch Kinder brauchen Pflege, für manche ist auch das eine Last, für andere kommt das selbstverständlich von Herzen. Auch da gibt es individuelle Grenzen. Ist die Situation mit einem depressiven Partner oder aus anderen Gründen untragbar, darf man sich trennen. Auch das ist eine Grenze dessen, was man bereit ist in einer Partnerschaft zu tragen. Man muss nicht alle Verantwortung übernehmen, weder für Haushalt, und schon gar nicht als Therapeut. Du verlangst von einem Erkrankten zudem, dass er sich wie jemand Gesundes verhält. Das wird nicht klappen.

Zusammengefasst: Wenn man in einer unzufriedenstellenden Situation verharrt und sich lieber beklagt anstatt etwas zu verändern (das betrifft auch das eigene Verhalten), dann wird sich nichts verändern, z.B., weil man selbst vor dem Neuland Angst hat, dass einem dann erwartet.
DieNeue
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Registriert: 16. Mai 2016, 22:12

Re: Trotz Beziehung das Gefuehl zu haben alleine zu sein

Beitrag von DieNeue »

hopstobs hat geschrieben: 9. Apr 2024, 20:34 [...]und schon gar nicht als Therapeut.
Das sehe ich (als Betroffene und Angehörige) auch so. Ich würde gar nicht wollen, dass sich in meiner Familie jemand als mein Therapeut aufspielt. Ich empfinde das auch nicht auf Augenhöhe. Helfen ja, aber Therapeut spielen - bitte nicht!
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