Ist oder war jemand von Euch im betreuten Wohnen?

[Maik4711]

Hallo Zusammen !

Ist zufällig jemand hier dabei, der im betreuten Wohnen ist und darüber was schreiben könnte, wie das Leben da so ist ?
Gibt ja verschiedene Träger, die das anbieten.

[Senif]

Hallo Maik,

ich war im betreuten Wohnen und es wurde nach einer gewissen Zeit zum Spießrutenlauf. Solange ich ruhig und angepasst war, war alles gut.

Wir wohnten auf einer Etage wie in einer WG. Es waren viele Krankheitsbilder vertreten, auch Psychotiker. Einer hat mir gedroht, den Schädel einzuschlagen, weil ich eine Margarine vom Tisch nahm, die er gerade wegräumen wollte. Seitens der Betreuer waren das alles Lappalien, die keinen wirklich interessiert hat.
Dann waren auch richtige Pflegefälle dabei, die wir mit versorgen mussten ohne dafür Hilfe zu bekommen. Als ich das bemängelte war es vorbei. Die Betreuer machten mich schlecht, unterstellten mir Sachen die nicht stimmten und schrieben das sogar in ihre Berichte. In einer suizidalen Krise haben sie mich auch mal weggeschickt, weil der Betreuer "durch" war.
Bewohner liefen dort wochenlang ungeduscht rum, was keinen wirklich interessierte. (kleiner Ausschnitt aus den Zuständen) Ich war dort, weil ich absolut isoliert war, Haushalt nicht mehr bewältigen konnte und um zu verhindern, so oft in der Klinik zu landen. In den 2 Jahren, die ich dort war, war ich 3 mal in der Klinik.

Ich würde heute jedem davon abraten, wenn es anders geht. Dann vielleicht erstmal mit dem ambulant betreuten Wohnen probieren.
Kann vielleicht auch bessere Einrichtungen geben, aber ich würde es nicht nochmal machen, obwohl ich damals wirklich am Ende war und nichts mehr ging.

LG Senif

[Elodie]

Hallo Maik,
wenn es dir noch nicht so schlecht geht, vielleicht reicht dir das "abw" zu Hause aus.
Es hat zwar mehr als 6 Monate gedauert, bis das Ganze bewilligt war, aber jetzt habe ich 1x in der Woche 2 Stunden, kommt ganz auf deinen Bedarf an.
Da gibt es auch verschiedene Anbieter, die mit dem Amt für Soziales Eingliederung zusammenarbeiten.
Das läuft je nachdem, bei mir 1 Jahr, dann wird der Bedarf erneut geprüft, aber auch dein Einkommen ...ich zahle nichts dazu.

Falls du einen Psychiater hast, könnte der auch iV (integrierte Versorgung) oder App (ambulante psychiatrische Pflege) für dich organisieren. Das war bei mir auch ein paar Jahre.
Das konnte das schlimmste abfangen und Klinikaufenthalt teilweise auch verhindern bzw hinaus schieben.
Da gab es kaum Wartezeit, ging ohne Prüfung aber eben durch meinen Psychiater, kommt auch darauf an, was deine Krankenkasse anbietet, das könnte auch befristet sein.

[Maik4711]

Hat man da sein eigenes Zimmer, was kann man so alles mitnehmen ? Kenne bisher nur eine Einrichtung, da scheinen aber nette Betreuer zu sein. Kenne da aber nur den "Gruppenraum". Ungeduscht oder ungepflegt wirkt da keiner.Klar, das da auch einige "schwere" Fälle dabei sein können. Problem ist halt, das ich selbst auch alleine bin und mit vielen Dingen nicht klar komme.

[Maik4711]

Hallo Maik,
wenn es dir noch nicht so schlecht geht, vielleicht reicht dir das "abw" zu Hause aus.

Danke. Ja, die zu Hause kenne ich auch. Muss mal sehen, wie sich das entwickelt. Bin ja seit 3 Wochen auf Venlafaxin gegen Angst, leider wirkt auch nichts gegen die Schlafstörungen. Hab nur Sorge, das ich irgendwann gar nicht mehr kann.

[Elodie]

Ich kann nur vom "abw" ambulant betreutes Wohnen berichten, das ist ambulant.

[Senif]

Klar sind die Betreuer vorher nett. Waren sie bei mir auch. Sie haben mich auch angelogen, als ich mir das angeschaut habe. Da verschwiegen sie, dass dort auch Menschen wohnten, die im Maßregelvollzug waren z.B.
So wie ich es dort kennen gelernt habe, war das für viele die Endstation. Nicht für alle, aber für viele.

Ich selbst halte es mittlerweile für problematisch Kontakte zu Kranken zu pflegen. Ich profitiere wesentlich mehr von Kontakten zu Gesunden bzw. zu "Normalen" Leuten, die sozial "normal" sind ... ich weiß nicht wie ich es ausdrücken soll. Klingt vielleicht bisschen komisch.
Jeder nimmt halt seine kranken Anteile in die Beziehungen, was sehr kontraproduktiv sein kann (nicht muss).

[Senif]

Ich hatte mein eigenes Zimmer, Bad war geteilt. Man kann sich die Einrichtungen auch vorher anschauen.

[Maik4711]

Ich hatte mein eigenes Zimmer, Bad war geteilt.

Was passiert mit Deinen persönlichen Dingen ? Hat man genug Platz, um einiges mitzunehmen? Klamotten, Andenken, persönliche Unterlagen? Habe halt nicht wirklich jemanden, der sich sonst drum kümmern kann.

[Elodie]

Jede Einrichtung ist etwas anders, was Zimmer, Dusche usw angeht.
Vielleicht hast du für die "Besichtigung" jemand deines Vertrauens, der mit dir geht.

Ich kann mir vorstellen, wie schwer es für dich ist, wenn man irgendwann Angst vor der Angst hat und man dann lahmgelegt ist usw.

[Senif]

Ich musste halt meinen Haushalt auflösen. Das Zimmer war jetzt nicht so groß. Bett, Tisch, Schrank. Das wars.
Das musst du dir halt vorher anschauen und dann abschätzen, was rein passt.

[Maik4711]

Vielleicht hast du für die "Besichtigung" jemand deines Vertrauens, der mit dir geht.

Ich hab am Donnerstag ein Gespräch, vielleicht kann ich es mir da anschauen. Ist ja auch noch nichts fest, wollte aber schon mal nach Erfahrungen fragen.

[DieNeue]

Hallo,

also ich habe auch nur ambulant betreutes Wohnen, war aber mal probeweise in zwei Rehaeinrichtungen für eine Langzeitreha. Das waren ganz normale Häuser, wo man wie in einer WG zusammen gewohnt hat und im gleichen Haus auch Therapien stattfanden. Das war ein richtiges Programm, das man da hatte für ca. 1 Jahr. Bei der einen Einrichtung gab es noch eine Nachfolge-WG, wo man dann selbstständiger gewohnt hat für ca. 1 Jahr. Vielleicht wäre sowas ja auch ne Idee anstatt das Betreute Wohnen. In der Zeit kann man halt nicht arbeiten o.ä., muss aber relativ fit sein für das Programm.

Liebe Grüße,
DieNeue

[Maik4711]

Das Zimmer war jetzt nicht so groß. Bett, Tisch, Schrank. Das wars.
Das musst du dir halt vorher anschauen und dann abschätzen, was rein passt.

Wie läuft das dann mit Verpflegung ? Alles gemeinsam? Gibt's sonst noch wichtige Dinge/Regeln ?

[Senif]

Das ist sicher auch unterschiedlich. Bei uns gab es eine Zeitspanne für essen, in der man was gegessen haben muss oder auch nicht. Reinigungsplan etc. gab es auch.

[Maik4711]

Das ist sicher auch unterschiedlich. Bei uns gab es eine Zeitspanne für essen, in der man was gegessen haben muss oder auch nicht. Reinigungsplan etc. gab es auch.

Eigenene Verpflegung, oder bekommt man da was. Wie läuft es finanziell? Warst Du auf Krankengeld/EMR ?

[Senif]

Das ist sicher auch unterschiedlich. Bei uns gab es eine Zeitspanne für essen, in der man was gegessen haben muss oder auch nicht. Reinigungsplan etc. gab es auch.

Eigenene Verpflegung, oder bekommt man da was. Wie läuft es finanziell? Warst Du auf Krankengeld/EMR ?

Ich war damals schon in der EMR und musste komplett mein Geld abgeben an den Träger, und bekam monatlich 100€ als eine Art Taschengeld. Verpflegungsgeld wurde gestellt. Es war immer einer dran mit einkaufen, der dann auch entschieden hat, was gekauft wird.
Wirklichen Auszug hätte ich nicht finanzieren können, weil die mir auch nicht geholfen haben. Meine Eltern haben damals das Umzugsunternehmen bezahlt. Da hatte ich Glück, dass ich von der Seite Unterstützung hatte.

[Maxegon]

Eigenene Verpflegung, oder bekommt man da was. Wie läuft es finanziell? Warst Du auf Krankengeld/EMR ?

Gibst du in eine Suchmaschine "betreutes Wohnen, Kosten, Leistungen, Pflegegrad, Zuschüsse" u.ä. ein, wirst du sehr schnell fündig, auch wie unterschiedlich, die Leistungen und Aufwendungen (Kosten) sein können.

Ich habe oft Personen, auch im betreuten Wohnen besucht und mich um ihren Papierkram gekümmert.
Es ist von Bundesland zu Bundesland sehr unterschiedlich, ebenso die Bezuschussung.

Eines lernte ich: Kinderferienlager ist so eine Einrichtung nicht!
Meist chronisch unterfinanziert, überfordertes, wenn auch liebevolles Personal - da möchte ich nie hin.

Besuche mal so eine Einrichtung und schau's dir an!

Aus Pietätsgründen und Achtung vor den dort Angestellten, möchte ich mich nicht in einem öffentlichen Forum dazu äußern!

[Senif]

Eigenene Verpflegung, oder bekommt man da was. Wie läuft es finanziell? Warst Du auf Krankengeld/EMR ?

da möchte ich nie hin.

Ich auch nicht mehr. Manchmal geht es nicht anders, aber wenn es doch noch irgendwie anders geht, würde ich es versuchen.
2 Jahre war ich dort, und als es mir besser ging und ich die Kraft aufbrachte, auszuziehen, hab ich das gemacht, was aber nur mit Unterstützung ging. Am Ende war die eigene Wohnung mit Haushaltshilfe und Pflegegrad zu Beginn besser und ich konnte mich besser weiterentwickeln als dort.

Ich besuchte dann auch regelmäßig ein Kontaktcafé für psychisch Kranke, um der Isolation zu entgehen. Aber das hat sich auch nicht so als hilfreich erwiesen und wurde dann später durch den Sport ersetzt.

[Maik4711]

Danke Euch erst mal. Ja, ich werde mir es mal ansehen. Vielleicht gibt's ja noch ne andere Lösung.

Schön, das Dir der Sport hilft.

[Maik4711]

Gibst du in eine Suchmaschine "betreutes Wohnen, Kosten, Leistungen, Pflegegrad, Zuschüsse" u.ä. ein, wirst du sehr schnell fündig, auch wie unterschiedlich, die Leistungen und Aufwendungen (Kosten) sein können.

Bisschen was hab ich ja gefunden, nur so das tatsächliche Leben, darüber habe ich wenig bis gar nichts gefunden. Darum ging es mir hauptsächlich. Das es kein Ferienlager ist, das ist mir klar.

[Zauberbienchen1]

Ich selbst habe dort nicht gewohnt aber mein Lieblibgsbruder - hab also viel Zeit dort verbracht als Besucherin.

Jeder Bewohner hatte dort ein eigenes Zimmer und hat sich das Bad mit einem Nachbar geteilt. Der Essbereich war für das Haus gemeinsam.

Im Haus Arbeiten Sozialarbeiter die den Alltag strukturieren. Wenn notwendig organisieren die auch einen rechtlichen Betreuer.

Die Sozialarbeiter führen einmal pro Woche gruppenrunden durch in denen besprochen wird was anliegt, organisieren das Abendessen (unter Woche wird geliefert, am Wochenende kochen die Bewohner gemeinsam), verteilen Aufgaben (Einkaufen, putzen usw.) und organisieren auch alles medizinische (Medikamentenausgabe, Arzttermine etc.).

Teilweise gibt es auch regeln in Bezug auf das Essen. Beispielsweise gibt es ein strenges Alkoholverbot und es wird etwas auf die Zusammensetzung der Speisen geachtet (nicht nur Zucker und Fett). Das passt natürlich nicht allen, soll aber Diabetes verhindern.

Die Sozialarbeiter Platten auch die Termine mit und helfen z.B. indem sie Wecken oder an Termine erinnern.

Meinem Bruder wurden auch verschiedene Therapieangebote vermittelt. Arbeitstherapie, Ergotherapie, EKT usw. Die Arbeitstherapie wird vom Haus selbst organisiert und ist ganz in der Nähe. Wenn er gut mitmachen kann bekommt er mehr Geld, wenn er weniger bekommt er weniger Geld.

Das Geld wird vom Betreuer verwaltet.

Ein psychiatrischer Arzt kommt regelmäßig und ist explizit für die Bewohner des Hauses zuständig. Er achtet auf die allgemeine Gesundheit und besorgt Medikamente und kontrolliert die Dosierung von Psychopharmaka.

Je nach Personalausstattung wird auch gemeinsam Freizeit gestaltet - Fußballspiele, Laufen gehen, Spieleabende etc. Einmal im Jahr fahren alle zusammen in den Urlaub. Dieses Jahr nach Spanien.

Bei meinem Bruder hat es 2 Jahre gedauert. Aber jetzt sagt er dass er sich wohlfühlt.

Wenn sich irgendwann weiter entwickelt kann er von dort aus auch in eine etwas offenere betreute Wohneinrichtung.

[Novvi]

Hallo,
Im meinem bundesland gibt es ein unterschied zwischen betreutes wohnen und besondere wohnform.
Bei der besonderen wohnform gibt es 24 std begleitung mit tagesstrucktur, gemeinsamen essen, medikamenten verwaltung.
Im betreuten wohnen sind die mitarbeiter mo- fr zu den ùblichen geschàftszeiten da. Manchmal gibt es eine rufbereitschaft fùr nachts und wochenende. Man kann arbeiten gehen, sonst erhalt man normale leistungen vom jobcenter oder grundsicherung. Jeder muss sich selbst versorgen. Oftmals teilt man sich ein bad und kùche mit mehreren. Fùr die allgemeinen ràumlichkeiten gibt es dienste. Einmal in der woche gibt es hàufig eine gemeinsame gruppe. Ein bis drei mal die woche eine einzelbegleitung. Manchmal gibt es teilmòblierte zimmer, manchmal soll man seine eigene ausstattung mitbringen.Die Begleitung wird durch die eingliederungshilfe finanziert.

[Maik4711]

Danke Euch. Könnte die Wohngruppe zwar nicht ansehen, mich aber heute informieren. Die Mitarbeiterin fand, das ich es eher im ambulant betreuten Wohnen versuchen sollte, wenn sich meine Depression nicht bessert. Aber vorher evtl ne Reha machen.