Grenzen erkennen, körperliche Schwäche, Schmerzen

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Zauberbienchen1
Beiträge: 9
Registriert: 29. Mär 2024, 19:18

Grenzen erkennen, körperliche Schwäche, Schmerzen

Beitrag von Zauberbienchen1 »

Hallo zusammen,

Ich bin erst seit heute hier im Forum angemeldet. Für mich war das eine Überwindung. Vieles in mir wehrt sich dagegen, mich offen und relativ ungeschützt über meine Probleme und meine Leiden auszutauschen.

Deswegen verzeiht mir bitte, wenn ich nun Fragen stelle, die schon oft beantwortet wurden. Ich habe die Suchfunktion nicht benutzt. Das ist mir grade zu viel.

Bei mir steht die Diagnose „mittelschwere Depression“ im Raum. Mir geht es meistens wirklich nicht so richtig gut. Ich habe das jetzt lange als schlechte Phase tituliert und dachte ich müsste mich nach einer seeeehr langen, sehr stressigen Zeit (Alkohol, Drogen, Krebs und Tod in der Familie) halt einfach nur mal ein wenig ausruhen. Reicht aber nicht.

Ich bin eigentlich ein sportlicher Mensch. Mir hilft Bewegung und an der frischen Luft zu sein. Das ist immer ein zentraler Baustein gewesen, der mich durch stressige Phasen gebracht hat. Jetzt grade bin ich nach einem kleinen Spaziergang aber einfach nur k.o. Auch das gewohnte Hoch beim Sport kommt einfach nicht mehr. Das führt dazu, dass ich gar keine Lust mehr habe wirklich Sport zu machen. Jetzt nehme ich auch noch zu und fühle mich total steif und unwohl in meinem Körper. Mein Rücken tut weh und manchmal auch meine Beine.

Ich weiß nicht wie ich damit umgehen soll. Kennt ihr sowas auch? Oder ist das nur bei mir so? Wie geht ihr damit um? Wie schafft ihr einen Ausgleich dazwischen, eure Grenzen anzuerkennen und liebevoll zu euch selbst zu sein. Auf der anderen Seite aber auch ein gewisses Maß an Forderung aufrecht zu erhalten, die euch normalerweise gut tun würde?
Senif
Beiträge: 1280
Registriert: 23. Jul 2023, 21:42

Re: Grenzen erkennen, körperliche Schwäche, Schmerzen

Beitrag von Senif »

Hallo Zauberbienchen,

das ist nicht nur bei Dir so. Das gehört leider auch zur Depression, dass die Dinge, die früher Freude bereitet haben, keinen Spaß mehr machen. Auch eigentlich schöne Sachen.
Es sit viel Geduld nötig und auch die Akzeptanz, dass jetzt eben die Akkus leer sind. Ich glaube bei einer Erschöpfungsdepression ist es wichtig, sich wirklich auch viel auszuruhen und sich nicht zu überfordern. Da kann ein Spaziergang auch erstmal ausreichend sein und ist wirklich gut, dass du dich da noch aufraffen konntest.
Ich selbst bin wieder raus gekommen aus der Depression und dann auch aus einer anderen Diagnose. Obwohl ich in den Episoden immer dachte, ich werde nie wieder gesund. Und ich muss auch sehr aufpassen, dass ich nicht wieder in die Überforderung rutsche, aber eigentlich auch nicht in die Unterforderung. Das ist ein ganz schöner Balance-Akt.
Tatsächlich habe ich mich früher immer fertig gemacht, an mir kein gutes Haar gelassen. Ich zu faul, zu sozial unverträglich, generell ein schlechter Mensch usw.... das ich liebevoll zu mir wurde, musste ich tatsächlich auch erst lernen. Aber es geht aufwärts seit ich wohlwollender mit mir bin. Geschafft hab ich das durch Therapie und innere Kindarbeit, was ich auch nicht für möglich gehalten habe.

Bist du denn schon in Therapie ? Wichtig war auch die Akzeptanz dessen was ist. Ich war null leistungsfähig - aber das ist auch ok. Ich war krank.
Nimmst du Medikamente ?

LG Senif :hello:
Zauberbienchen1
Beiträge: 9
Registriert: 29. Mär 2024, 19:18

Re: Grenzen erkennen, körperliche Schwäche, Schmerzen

Beitrag von Zauberbienchen1 »

Danke, Senif!

„Bist du denn schon in Therapie ? Wichtig war auch die Akzeptanz dessen was ist. Ich war null leistungsfähig - aber das ist auch ok. Ich war krank.
Nimmst du Medikamente ?“

Ja, ich bin in Therapie und nein, ich nehme keine Medikamente. Die Therapie hat mich schon an den Punkt gebracht dass ich mich hier anmelden und etwas schreiben kann. Das wäre vor einer Weile noch nicht denkbar gewesen.

Ich dachte einfach lange ich bin ein Versager und muss mich halt mehr anstrengen. Und anderen dürfte ich davon auch nicht erzählen weil die mich dann ja nur für einen noch größeren Versager halten würden.

Das ist echt ein schöner Mist alles….
Bibutz
Beiträge: 89
Registriert: 17. Okt 2023, 13:03

Re: Grenzen erkennen, körperliche Schwäche, Schmerzen

Beitrag von Bibutz »

Liebes Zauberbienchen1

Manchmal glaube ich der Körper macht einfach nur nicht mit, weil wir sonst den Geist vergessen.

Ich bin Wanderer, aber wenn mein Kopf es nicht zulässt, schaffe ich vielleicht einen kleinen Spaziergang. Ich dachte auch immer,ich muss mich mehr anstrengen. Das tue ich heute noch. Für mich, ja, ich muss mich mehr anstrengen! Aber ich habe für mich festgestellt, dass es nicht unbedingt mit der Depression zusammenhängt.
Die Bewegung liebe ich, aber mein Körper wollte mir irgendwann sagen, dass ich mich erst um ein Problem kümmern soll, deswegen hat er auf Sparmodus gestellt. Schnell erschöpft, den Berg komme ich nicht mehr hoch und die Gelenke schmerzen.
Bin ich aber bereit, die Hintergründe zu erkunden, macht der Körper besser mit.
Mein Fazit war daher irgendwann: Hör auf deinen Körper!
Er sagt mir wann er Hunger hat und das hat nichts mehr mit gesellschaftlichen Konventionen zu tun (Frühstück, Mittag-, Abendessen) sondern das was er braucht und will. Es kann also sein, dass ich nur einmal am Tag esse, weil der Körper nicht mehr Hunger verspürt. Genauso sagt er mir, wenn er Bewegung will oder er macht mich Müde, weil er Ruhe will. Babys und Kleinkinder, können das noch von Natur aus, aber spätestens im Kindergarten wird es uns abtrainiert. Ab da soll man immer nur funktionieren. Kein wunder, dass so viele von uns krank werden.
Wenn mich etwas belastet, kann ich es nicht ignorieren. Eine gewisse Zeit vielleicht schon…. Aber dann sagt der Körper, jetzt ist Schluss! Erst wenn du die mentale Belastung los wirst geht es weiter…
Und so war es in den letzten 25 Jahren tatsächlich immer. Erst wenn ich meine Sorgen, Probleme, Kummer oder einfach nur Gedanken bearbeitet habe, war der Körper auch bereit wieder mitzumachen.
Ob mit oder ohne Medikamente würde ich sagen: schau dir an was dich belastet, warum es dich belastet und ob du daran etwas ändern kannst oder lernen musst, die Umstände zu akzeptieren…
Ich wünsche dir alles erdenklich Gute
Grüßle Bibutz
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