Depression und Kinderwunsch

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MiniMiina
Beiträge: 1
Registriert: 19. Mär 2024, 17:47

Depression und Kinderwunsch

Beitrag von MiniMiina »

Forum
Liebe Alle,

ich bin neu hier in diesem Forum und würde Euch gerne um eine nüchterne Einschätzung meiner Lage bitten. Bei meinem Partner wurde kürzlich eine hochfunktionale Depression diagnostiziert, der eine längere Zeit vorausging, in der das Thema Therapie und Diagnose immer wieder diskutiert wurde. Ich war froh, dass er am Ende gegangen ist und nun eine Diagnose hat.
Wir sind beide 35 Jahre alt und seit 5 Jahren zusammen. Ich habe in den letzten Jahren einen starken Kinderwunsch entwickelt, den ich auch immer kommuniziert habe. Mein Partner hat sich nach langen “vielleicht” und “später” sich letztes Jahr dann auch dazu bereit erklärt. Leider hat es nicht geklappt und mit jedem negativen schwangerschaftstest hat er mehr gezweifelt, ob wir den Weg gehen sollen. Wir haben uns dann untersuchen lassen und es kam heraus, dass es bei uns nicht einfach, aber mit medizinischer Hilfe auch nicht unmöglich ist. Leider war mein Partner ab diesem Moment gar nicht mehr zugänglich und es war wohl auch ein ausschlaggebendes Ereignis für seine Depression. Wir haben danach eine sehr ungesunde Dynamik entwickelt und je mehr er argumentierte, dass es so viel Verantwortung ist, dass man nicht mehr man selbst ist, etc., desto stärker habe ich ihn versucht von meinem Standpunkt zu überzeugen. Mittlerweile wissen wir, dass er damals schon depressiv war, aber es ist ja dennoch sein Standpunkt.

Sein Therapeut wollte ihn in eine Klinik überweisen, aber mein Partner hat das abgelehnt. Seine Therapie beginnt in 4 Wochen. Ich mache mir aktuell unglaubliche Sorgen um ihn, da er gerade auf Dienstreise ist und kein soziales Netz hat, er nur am arbeiten ist und er keine Freude empfindet (er fühlt sich leer, alles ist schrecklich, etc). Er sagt, es ist ihm wichtig, weiter zu arbeiten, da er dort als Erfolg hat.

Ich merke mittlerweile, wie sehr mir das auch alles an die Substanz geht. Zum einen macht es mir sorgen, dass seine Depression schlimmer wird. Zum anderen habe ich natürlich immer noch einen Kinderwunsch. Da ich 35 bin, höre ich die biologische Uhr ziemlich laut ticken. Da es bei uns sowieso nur über Umwegen möglich sein wird, weiß ich mittlerweile gar nicht mehr, ob es sich überhaupt jemals ergeben wird. Anderseits könnte ich es mir auch nicht verzeihen, wenn ich keine Kinder kriegen würde.. für meinen Partner ist es momentan natürlich überhaupt nicht vorstellbar und ich kann das auch nachvollziehen, aber ich bin auch frustriert, ausgelaugt und nicht so unterstützend wie man vielleicht seinen Partner nach so einer Diagnose begegnen sollte.

Ich möchte noch ergänzen, dass ich ihn wirklich aus ganzem Herzen liebe und nichts mehr mir wünsche als dass es ihm wieder gut geht.


Hat jemand Rat für mich wie ich mit der aktuellen Situation umgehen kann?

Ich freue mich über eure Meinungen.

Eure Mina
bvs
Beiträge: 112
Registriert: 3. Jul 2023, 15:44

Re: Depression und Kinderwunsch

Beitrag von bvs »

Mein Rat als zweifacher Vater:
Du musst dir bewusst sein, dass du möglicherweise alleinerziehend sein wirst. Und dass du entscheidungen alleine fällen werden wirst, die eigentlich gemeinsam gefällt gehören.
Das wird eine Menge Energie kosten. Sei dir bewusst, dass Kinder wahnsinnig viel Energie kosten. Viel. Viel mehr, als du dir gerade ausmalst.

Mein Rat: lass es.
Christopher
Beiträge: 34
Registriert: 17. Feb 2024, 20:13

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Beitrag von Christopher »

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Zuletzt geändert von Christopher am 23. Apr 2024, 00:28, insgesamt 1-mal geändert.
Freiwasser
Beiträge: 39
Registriert: 16. Jan 2024, 12:26

Re: Depression und Kinderwunsch

Beitrag von Freiwasser »

Guten Morgen MiniMiina,
Der Vater meiner Kinder ist depressiv. Die Situation ist erst so schlimm geworden, als die Kinder etwas größer waren, und ich bin extrem dankbar dafür. Es ist sowieso ein Stück Hölle, aber mit Kleinen wäre es noch viel schlimmer. Es ist zum Beispiel so, dass ich nicht ganz sicher bin, ob der Vater das Kind gut betreut, wenn ich weg bin. Ob er seine Symptome auslebt und es damit verstört, ob er es vernachlässigt oder im schlimmsten Fall einen Suizidversuch oder Suizid macht, von dem es etwas mitkriegt. Ich habe deswegen schon Sachen abgesagt, die ich sehr gerne machen wollte.
Die Sorge um das Kind hält in der Beziehung gefangen. Die Vorstellung, dass ich eine räumliche Trennung vollziehe (was ich will, aber wegen des Zustands des Mannes bisher nicht schaffe), und ich müsste ihm ein kleines Kind allein überlassen, von dem ich nicht weiß, ob es sicher ist, ist der blanke Horror. Bis nämlich ein Elternteil keinen Umgang mehr bekommt, muss Massives vorfallen und bewiesen werden; Im schlimmsten Fall gilt das Elternteil, das das Kind nicht dem Partner überlassen möchte, als „bindungsintolerant“ und das Kind kommt ganz zum gefährdenden Partner. Horror hoch zehn.
Depressionen sind ein großer Risikofaktor für Trennungen. Das erste Jahr mit Kind ebenso. Es kann sich in der Fantasie so anfühlen, als ob ein Kind etwas leichter machen würde, aber das ist nicht so. Es wird die Beziehung und die psychische Gesundheit Deines Partners eher belasten. Trennungswahrscheinlichkeit ist hoch, und dann bist Du, wie meine Vorredner schrieben, alleinerziehend, und die Angst, ob Dein depressiver Ex das Kleinkind während seines Umgangs gut versorgt, wird vielleicht eine Zusatzbelastung für Dich sein.

Für Eure Beziehung wird wohl Beides sehr belastend sein: Wenn Du ihn zu der Kinderwunschbehandlung drängst, obwohl er nicht möchte, und wenn Du auf Deinen Kinderwunsch verzichtest, weil er nicht möchte. Wenn Du meine Einschätzung möchtest, dann geh, so schnell Du kannst. Wenn die Schwierigkeiten mit dem Kinderwunsch auch in Deiner physischen Konstitution liegen, lass Eizellen einfrieren. Und such Dir gezielt einen netten Mann mit Kinderwunsch. Ist nicht einfach, aber Du hast eine realistische Chance. Leider gibt es auch das Risiko, dass es nicht klappt, und das ist bestimmt mit viel Trauer verbunden. Ich drücke Dir doll die Daumen!
Ich habe auch ein Elternteil mit Depressionen und Suizidgedanken. Es ist eine große Belastung. Auch gibt es eine erbliche Komponente. Was Du sicher nicht möchtest: Dir später um ein depressives oder suizidgefährdetes Kind Sorgen machen.
Deine Situation ist wirklich verzwickt und schwierig. Ich wünsche Dir, dass Du einen Ausweg für Dich findest.
LG Freiwasser
GoodEnoughParent
Beiträge: 3
Registriert: 8. Apr 2024, 19:40

Re: Depression und Kinderwunsch

Beitrag von GoodEnoughParent »

Hallo,
als Vater von inzwischen zwei Kindern und damals einem Jahr Therapie hinter mir kann ich hier evtl. etwas beitragen.
Seine Therapie beginnt in 4 Wochen.
Das ist schonmal ein Fortschritt!
Je nach Schwere der Depression ist ja ggf. bereits nach einigen Monaten eine Besserung festzustellen.

Bei mir war es so, dass ich meine Tochter hier und da mal angeschrien habe; oft habe ich gemerkt wie dämlich das war und sie getröstet. Auch in der Therapie habe ich das mal angesprochen. Und dass eine Gesprächstherapie etwas nützt, das weiß ich jetzt. Denn danach ist das nicht wieder vorgekommen und allein dafür bin ich sehr dankar.

Anderseits könnte ich es mir auch nicht verzeihen, wenn ich keine Kinder kriegen würde
Kannst Du sagen, warum? Ich frage das, da ich mit meiner Frau da auch mal drüber gesprochen habe. Geht es darum, Kinder zu haben (das geht ja mit Umwegen auch alleine) oder wünscht Du Dir eine Familie?

Liebe Grüße!
Pineapple_Pizza
Beiträge: 9
Registriert: 25. Mär 2024, 12:25

Re: Depression und Kinderwunsch

Beitrag von Pineapple_Pizza »

es wäre für dich und das kind wahrscheinlich einfacher, wenn ihr alleine lebt, als mit depressivem partner. wenn dir jetzt schon alles an die substanz geht, wie soll das dann erst mit einem baby werden. wenig schlaf, 100% die eigenen bedürfnisse hinten anstellen fürs kind und dann noch einen partner haben, der ob seiner erkrankung weder nicht nfür dich und das baby da sein wird. am ende musst du entscheiden, was dir wichtiger ist; ein kind zu bekommen oder zu versuchen, die beziehung mit deinem depressiven partner zu retten. mir ist dieser wunsch glücklicherweise erspart gelblieben, aber ich habe bei freundinnen erlebt, was das mit einem macht und wieviel geld und lebensfreude man drangibt, um die medizinischen hürden zu überwinden und wie sehr frauen leiden, wenn sie diesem wunsch nicht nachgehen(können oder zum wohle der beziehung wollen). männer können halt ewig väter werden, für uns gibt es nur dieses kleine fenster. die frage ist ja; wieviel zeit hast du noch und wie wahrscheinlich ist es, dass er bis dahin geheilt oder dauerhaft stabil ist. und willst du im zweifelsfalle einem eventuellen kind einen depressiven elternteil antun und eine mögliche genetische präposition dazu weitervererben. der zeitdruck ist wirklich bitter, andererseits zwingt er dich, dich deinen eigenen Bedürfnissen zu stellen. viele von uns stellen diese so lange zurück, dass sie sie irgendwann garnicht mehr wahrnehmen oder sich nicht mehr trauen, für sie einzustehen.
bedenke: du kannst niemanden gesund lieben. egal, wieviel du gibst. das kann nur er selbst. und damit ist es aus deiner hand.
LarissaX
Beiträge: 1
Registriert: 21. Apr 2024, 15:47

Re: Depression und Kinderwunsch

Beitrag von LarissaX »

Hi ich bin ebenfalls neu hier und in einer ähnlichen Situation. Ich bin 35, mein Partner 38, wir sind 7 Jahre zusammen und stecken mitten im Kinderwunsch bzw haben diesen jetzt pausiert. Auch bei uns nicht unmöglich, aber auch nicht so einfach. Nun deutet alles darauf hin, dass er an einer Depression leidet. Er ist genetisch vorbelastet, sagt selbst es stimmt was nicht, ist zornig und empfindet keine Freude mehr. Denkt drüber nach alles in Frage zu stellen, das ganze Leben, Job, unsere Partnerschaft. Die wirklich sehr gut ist. Unser ganzes Leben scheint perfekt.
Ich bin jetzt dabei mir zu überlegen wie ich ihm und mir hier Hilfe holen kann. Er ist der Typ "das tu ich dir nicht an und dann mach ich Schluss" wenn irgendwas wäre, dann stößt er mich sicher von sich weg. Er kündigte das immer schon an im Zusammenhang mit anderen Krankheiten, dass er nie wollen würde dass er da jemand anderen mit rein zieht im Ernstfall....ich befürchte also sobald er das hier kommen sieht stößt er mich weg und ich kann ihm nicht mehr helfen.
Ich denke alles in allem stehen wir also vor einer ähnlichen Entscheidung, ziehe ich das mit ihm durch und stelle alles hinten an (wenn er mich denn lässt) oder ziehe ich meine eigenes Seelenheil vor und beende eine sehr gute Beziehung zu einem kranken Menschen...
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