Raus aus der Drehtür...

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Burnout79
Beiträge: 7
Registriert: 30. Okt 2023, 20:21

Raus aus der Drehtür...

Beitrag von Burnout79 »

Liebes Forum,

ich wurde vor 3 Wochen aus der Psychiatrie entlassen. Nachdem es mir zwei Wochen gut ging, leide ich seit einer Woch unter krassen Ängsten. Am liebesten würde ich wieder stationär gehen um die Ängste in den Griff bekommen. Leider habe ich bereits einige Klinikaufenthalte, die immer nicht lange nachwirken, hinter mir und kann mich definiv als Drehtürpatienten bezeichnen. Das kotzt mich voll an zumal ich es in der Klinik immer Kacke finde.

Hat vielleicht jemand eine überwundene Drehtürkarriere hinter sich und kann Tipps für den Absprung geben? Ich komme da jedenfalls alleine nicht raus :O(.

Liebe Grüße
B.
Christopher
Beiträge: 33
Registriert: 17. Feb 2024, 20:13

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Beitrag von Christopher »

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Zuletzt geändert von Christopher am 23. Apr 2024, 00:43, insgesamt 1-mal geändert.
Burnout79
Beiträge: 7
Registriert: 30. Okt 2023, 20:21

Re: Raus aus der Drehtür...

Beitrag von Burnout79 »

Lieber Christopher,

vielen Dank für Deine Worte!

Viele Grüße

B.
Senif
Beiträge: 1145
Registriert: 23. Jul 2023, 21:42

Re: Raus aus der Drehtür...

Beitrag von Senif »

Hallo Burnout,

ich war auch Drehtürpatient, hatte allerdings nicht nur Depression als Diagnose. Auch ich hatte Ängste - bzw. es war so eine innere Anspannung 24/7, Unruhe - wo ich erst nicht dachte, dass das auch Ängste sein können. Es war so körperlich. Ich dachte, ich bin körperlich krank und werde nie wieder gesund.
In der Klinik findet alles unter der Käseglocke statt. Ich war froh, Medis zu haben, die mir halfen. Aber ich war auch in einem stationär betreuten Wohnen, so schlecht ging es mir. Aber das ist nicht das Leben, und schon gar nicht, wie ich es mir vorgestellt habe.
Ich bin dann umgezogen in eine eigene Wohnung und hatte erstmal Hilfe durch einen Pflegedienst. Und dann hab ich es wie Christopher gemacht. Ich fing an, es mir einzurichten, so wie ich es haben wollte und nicht, wie es andere haben wollten. Was mir gegen die Anspannung/Ängste half war Sport. Das brachte meine Grundanspannung runter und veränderte langfristig was in meinem Körper.
Aber es kam noch viel mehr dazu. Ich lernte wieder kleine Dinge zu wertschätzen, Dinge positiver zu bewerten (ich sah alles durch die schwarze Brille) und mit mir wohlwollender umzugehen. Selbstfürsorge war auch bei mir ein ganz großes Thema. Ein sehr entscheidender Schritt, war für mich das Verlassen der Opferhaltung. Das ging aber erst, als ich Fortschritte erkannte und spürte (emotional), dass ich Selbstwirksamkeit hatte. Ich war nicht länger Opfer der Depression. Aber das war jetzt wirklich erst zum Schluss. Vorher waren noch viele weitere Schritte.
Alles ein Prozess von Jahren. Aber sie haben sich gelohnt. Ich versuche gerade wieder den Berufseinstieg.

LG Senif :hello:
Burnout79
Beiträge: 7
Registriert: 30. Okt 2023, 20:21

Re: Raus aus der Drehtür...

Beitrag von Burnout79 »

Liebe Senif,

Danke fürs Teilen Deiner Geschichte.

Liebe Grüße
Britta
Burnout79
Beiträge: 7
Registriert: 30. Okt 2023, 20:21

Re: Raus aus der Drehtür...

Beitrag von Burnout79 »

Kennt niemand das Gefühl draußen zu sein und zu denken, ich kann das alles nicht mehr?
Nachtmensch
Beiträge: 615
Registriert: 30. Dez 2020, 06:39

Re: Raus aus der Drehtür...

Beitrag von Nachtmensch »

Hallo Burnout79,

ich war immer wieder in Kliniken weil ich bemerkt habe, welche Defizite mir zu schaffen machten um diese eben in den Griff zu bekommen. Dabei habe ich nie vergessen, dass ich nur Hilfe zur Selbsthilfe bekommen kann was die therapeutische Behandlung angeht und diese wiederum durch Gabe geeigneter Medikamente gestützt wurde.

In der Klinik empfand ich selbstverständlich nicht alles gewinnbringend, aber einiges eben schon. Und letzteres sollte ich eben in meinen Alltag integrieren, was mehr oder weniger gut gelang, aber eben arbeit an mir selbst abverlangt. Gelingt dies nicht ausreichend und ich spreche da absichtlich nicht von einer Heilung, kann es sinnvoll sein, eine Intervallbehandlung durchzuführen, also in Abständen durch die „Drehtür“ zu gehen. Dies wird ja auch Angeboten, wenn es geboten ist und die Aufenthalte sind dann eher kürzer. Lohnen sich aber auch eben nur, wenn eine stabilisierende Wirkung erreicht wird.

Daher ist vielleicht der Gedanke, ich will kein Drehtür Patient sein, schon abhängig davon, sich Gedanken zu machen wie und ob man ohne Klinik klarkommt. Wenn einem bewusst ist, dass Klinik aber so garnichts bringt, macht es ja keinen Sinn eine zu besuchen. Prinzipiell sehe ich es für mich so, wenn ich in eine Klinik gehe, komme ich natürlich auch wieder mal raus und bin auf mich gestellt, weil es so nunmal ist. Bestenfalls habe ich aus der Klinik was mitgenommen, dass mir hilft alleine klarzukommen, wobei es ja egal ist, was das genau ist, ich muss es eben auch praktizieren. Und das im eigenen Interesse.
Idealerweise fange ich dann damit an, was ich kann und nicht mit dem, was ich gerade nicht kann und stelle zunächst fest, das ich „alles“ eben (noch) nicht kann. Lebe aber eben weiter, denn was wäre denn die Alternative?
Burnout79
Beiträge: 7
Registriert: 30. Okt 2023, 20:21

Re: Raus aus der Drehtür...

Beitrag von Burnout79 »

Dankeschön.
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