Chronische Depression meines Mannes, Hilfe gesucht

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Glück05
Beiträge: 5
Registriert: 28. Dez 2023, 10:46

Chronische Depression meines Mannes, Hilfe gesucht

Beitrag von Glück05 »

Liebe alle,
ich habe mich hier in diesem Forum angemeldet, weil ich hoffe. hier ein ggfs. Lösungen für meine Herausforderung zu finden.

Kurze Zusammenfassung: Mein Mann leidet seit 12 Jahren an chronischer Depression. Er hat eine lange Liste von Medikamenten ausprobiert, die Nebenwirkung haben immer gewirkt, leider aber keine Besserungen. Er wurde bereits akut in eine Klinik eingewiesen, als auch in 2016 ganz offiziell in eine Klinik überwiesen. Auch dies hat leider nichts gebraucht. Er hat diverse Therapeuten gehabt und die letzte Therapeutin hatte er über viele Jahre. Nun meldet sie sich bei ihm nicht mehr. Schon recht früh hatten diverse Ärzte und Therapeuten gesagt, er sei chronisch Depressiv und man könne nichts mehr machen. Verrentet ist er jetzt seit 2022 nach vielen Jahren der Erwerbsminderung. Er kann weiterhin nicht arbeiten. Sein Zustand hat sich in den letzten 2 Jahren stetig verschlechtert. Er hat sehr häufig Gedanken/Stimmen, aus dem Leben auszutreten. Sozialkontakte hat er nicht. Ich bin seine einzige Gesprächspartnerin.

Aufgrund des sehr schlechten Zustands suche ich nach Hilfe für ihn.
Eigentlich müsste ich ihn in eine Klinik einweisen, doch was bringt das?
Die vielen Jahre Erfahrungen mit Klinik, Ärzten, Medikamenten und Therapeuten bestätigen, das es ihm nicht weiterhilft, es keine Besserung gibt.
Doch ich kann ihn nicht einfach "gehen lassen" und er ist auch ein sehr wertvoller Mensch, der ein Leben verdient hat.
DieNeue
Beiträge: 5336
Registriert: 16. Mai 2016, 22:12

Re: Chronische Depression meines Mannes, Hilfe gesucht

Beitrag von DieNeue »

Hallo Glück05,

ich habe mittlerweile auch seit 15 Jahren Depressionen und bin berentet. Bei mir heißt es auch, dass die Depression chronisch ist, aber im Gegensatz zu deinem Mann hieß es bei mir bisher "Aber wir geben die Hoffnung nicht auf."
Soweit ich weiß, gibt es eine relativ neue Therapieart namens "Cognitive Behavioral Analysis System of Psychotherapy“ (CBASP). Im Unterforum "Psychotherapie" haben mal Betroffene von ihren Erfahrungen berichtet. Vielleicht kannst du da mal suchen oder einfach danach googlen. Selber habe ich leider keine Erfahrung damit.
Wie kommt dein Mann denn mit der Berentung zurecht? Wenn man damit nicht zurechtkommt, kann das nämlich auch ganz schön auf das Selbstwertgefühl schlagen und die Depression noch verstärken.

Vielleicht kannst du auch mal unter "Umgang mit der Krankheit" bei den Betroffenen nachfragen. Da gibt es auch manche mit chronischen Depressionen.

Liebe Grüße,
DieNeue


P.S. Wurde schon mal in Betracht gezogen, dass andere psychische Erkrankungen Grund für die Depression sein könnten (z.B. Persönlichkeitsstörungen o.ä.)? Wurde er körperlich durchgecheckt und ist da alles in Ordnung?
War er schon mal in einer Selbsthilfegruppe?
Glück05
Beiträge: 5
Registriert: 28. Dez 2023, 10:46

Re: Chronische Depression meines Mannes, Hilfe gesucht

Beitrag von Glück05 »

Ganz lieben Dank Euch beiden für Euren Beitrag. Den gehe ich natürlich gerne nach. Ich gebe nämlich auch nicht auf und denke mir immer, irgendwas und irgendwann wird er wieder zu einem aktiven Leben zurückfinden.
Das mit Der Verrentung hat er für sich mittlerweile ganz gut verarbeitet und geht auch offen damit um, wenn er mit 48 Jahren nach seinem Job gefragt wird.
Ich habe ihm auch schon vorgeschlagen, sich noch einmal neurologisch untersuchen zu lassen, oder eine Beratung in Sachen Elektro Kramp Therapie. Das muss aber von ihm aus kommen, ich will nicht drängen.

All die guten Hinweise hier im Forum mit "schreib was auf", "mach genau das Gegenteil, von dem du dich fühlst", "inneres Kind" usw. hat er versucht, sind ja auch schon über 12 Jahre her. Das hilft sicherlich bei leichteren Depressionen. In Selbsthilfegruppen war er auch schon mehrfach.
Daher ja hier meine Hoffnung doch eine Lösung, und wenn sie nur klein ist, zu finden.
LG
Nutzer7890
Beiträge: 7
Registriert: 7. Feb 2024, 19:36

Re: Chronische Depression meines Mannes, Hilfe gesucht

Beitrag von Nutzer7890 »

Hallo Glück05,

es ist wirklich bewundernswert wie du dich über so einen langen Zeitraum um deinen Mann kümmerst bzw. diese Zustände aushältst. Dafür meinen größten Respekt! Viele andere hätten wohl schon alles hingeworfen.

Hast du auch Dinge für dich in der Zeit getan? Wie hältst du dich fit bzw. stark?
Glück05
Beiträge: 5
Registriert: 28. Dez 2023, 10:46

Re: Chronische Depression meines Mannes, Hilfe gesucht

Beitrag von Glück05 »

Hallo Nutzer7890,

vielen Dank für deine Worte.
Natürlich ist es auch für mich nicht immer einfach und es gibt Tage, da bin ich dann auch am Ende.
Wir sind schon sehr lange zusammen und auch ein gutes Team. Nur wegen einer Krankheit gebe ich dies nicht auf, das würde ich auch bei keiner anderen Krankheit machen.

Ich hatte recht früh mir selbst Hilfe bei einem Therapeuten geholt, wie ich damit umgehe. Ich habe Bücher gelesen, war auch hin und wieder mal in den Therapiesitzungen dabei.
Die Natur ist für mich der größte Energielieferant, das nutze ich sehr oft.
Natürlich gibt es auch Phasen, in denen ich dann in "alte Muster" verfalle im Sinne, "mach doch einfach mal". Das kommt dann bei meinem Mann nicht gut an und wir diskutieren dann auch mal. Dieses Auf und Ab ist manchmal schwierig zu deuten. Der Tag fängt ganz gut an und ich bin der Meinung, schön heute geht es ihm ein bisschen besser. Und dann kommt irgendwas wozu er sich ärgert und nichts geht mehr, z.B.
Dennoch unterstützt er mich, so wie er kann im Haushalt und das ist schon Gold wert.
Ich selbst war letztes Jahr für 5 Woche in einer Kur, das hat auch einmal gut getan. 5 Wochen in einer Käseglocke leben und fern von der Realität. War eine gute Möglichkeit für mich, den Akku wieder mal aufzuladen.
Undjetzt
Beiträge: 229
Registriert: 15. Feb 2024, 11:13

Re: Chronische Depression meines Mannes, Hilfe gesucht

Beitrag von Undjetzt »

Hallo Glück05,

gab es jemals Momente, in denen dein Partner sich trennen wollte? Um dich zu schützen/ nicht weiter zu belasten? Wie kann er in schweren Phasen Gefühle äußern annehmen? Stehe mit meiner Partnerin derzeit ganz am Anfang, dieser schweren Reise, will aber nach 9 Jahren nicht einfach aufgeben.
Maxegon
Beiträge: 2421
Registriert: 25. Mai 2021, 11:33

Re: Chronische Depression meines Mannes, Hilfe gesucht

Beitrag von Maxegon »

Sperberline hat geschrieben: 26. Feb 2024, 14:48 Nocebo-Effekt
... klingt wie "sich selbsterfüllende Prophezeiung" - du bist krank = Diagnose XY, dir kann geholfen werden = probier'n wir's Mal mit dem Standartprogramm.

Ohne wirklich herauszubekommen wo der Schuh drückt, was die Urasche ist!

Man glaubt zu helfen, narürlich mit den besten Absichten, doch behandelt am Patienten/Probanden vorbei.

Ähnlich geht's den Angehörigen.

Wie erreiche ich, dass der Betroffene sich äußert, was ihn stört, missfällt, ihn so niederschlägt, so lustlos macht?

Das kann doch nur jemand herausbekommen, der den Patienten kennt, richtig kennt, nicht glaubt ihn zu kennen, dem, dem der Patient bedingungslos, vorurteilsfrei vertraut, sich weder schämen, noch sein Gesicht wahren muss.

Ist da der Partner immer optimal?
Oder ein Arzt, Therapeut, der dem Patienten sagt, wie es ihm geht und gleich behandelt, nach seinem Programm?
Glück05
Beiträge: 5
Registriert: 28. Dez 2023, 10:46

Re: Chronische Depression meines Mannes, Hilfe gesucht

Beitrag von Glück05 »

Hallo Undjetzt,

ich kann dich da nur ermutigen, weiterzumachen. Das ist natürlich sehr individuell, also:
Ja mein Mann hat immer diese Gedanken, das ich etwas "besseres" verdient hätte usw. Das ist totaler quatsch und das sage ich ihm auch immer wieder. Dennoch hat der diese Gedanken, die dann in sehr schlechten Zeiten eher dahingehen, dem Leben ein Ende zusetzten. Das ist ein schwieriges Thema, welches ich auch mit der Therapeutin z.B. gemeinsam mit ihm besprochen habe. Mich setzt das unter Druck und ich habe dann auch Angst, das er es wahr macht. Auf der anderen Seite verspricht er mir immer wieder, mir keine "Schande" (das ist mein Begriff) zu machen.
Anders herum wurde und werde ich oft angesprochen, warum ich mir dies antue, wie ich das durchhalte. Das ist eine sehr persönliche Entscheidung von mir. Manchmal ärgeren mich solche Aussagen, denn was kann mein Mann denn dafür und ich wüsste auch genau, wenn ich gehe, geht er auch. Wir reden immer wieder darüber und ich versuche so gut wie es mir auch immer gelingt für ihn da zu sein oder auch manchmal ihn einfach in Ruhe zu lassen.

Ich hoffe, das ist verständlich und melde dich gerne, wenn es eine Austausch benötigt. VG
Glück05
Beiträge: 5
Registriert: 28. Dez 2023, 10:46

Re: Chronische Depression meines Mannes, Hilfe gesucht

Beitrag von Glück05 »

Maxegon hat geschrieben: 29. Feb 2024, 09:40
Sperberline hat geschrieben: 26. Feb 2024, 14:48 Nocebo-Effekt
... klingt wie "sich selbsterfüllende Prophezeiung" - du bist krank = Diagnose XY, dir kann geholfen werden = probier'n wir's Mal mit dem Standartprogramm.

Ohne wirklich herauszubekommen wo der Schuh drückt, was die Urasche ist!

Man glaubt zu helfen, narürlich mit den besten Absichten, doch behandelt am Patienten/Probanden vorbei.

Ähnlich geht's den Angehörigen.

Wie erreiche ich, dass der Betroffene sich äußert, was ihn stört, missfällt, ihn so niederschlägt, so lustlos macht?

Das kann doch nur jemand herausbekommen, der den Patienten kennt, richtig kennt, nicht glaubt ihn zu kennen, dem, dem der Patient bedingungslos, vorurteilsfrei vertraut, sich weder schämen, noch sein Gesicht wahren muss.

Ist da der Partner immer optimal?
Oder ein Arzt, Therapeut, der dem Patienten sagt, wie es ihm geht und gleich behandelt, nach seinem Programm?
Hallo Maxegon,

Ja da hast du Recht, der Partner*in ist nicht immer der beste Gesprächspartner. Auch das habe ich schon häufiger erlebt, da ich einfach viel zu dicht dran bin und auch zu sehr verbunden. Dennoch, in unserem Fall bin ich der einige Kontakt und das ist wichtig.
Ich mache die Erfahrung, das mein Mann sich äußert, was ihn niederschlägt usw. Ich frage ihn und überlasse ihm die Antwort. Kein Druck. Manchmal liege ich auch mit meiner Vermutung falsch und das führt dann eher zu Missverständnissen oder aus seiner Sicht Unverstanden werden.
Meine/unsere Erfahrung mit Ärzten & Therapeuten ist, das auch keine Lösung haben. Außer mach mal Sport, nimm Medikamente, unternimm was.
Ist leider so, aber sonst wären wir nicht da, wo wir seit Jahren stehen.
Dennoch gebe ich nicht auf, irgendwann findet sich was.
Es gibt ja auch immer mal wieder gute Momente für ihn. Leider haben wir den Tricker dazu noch nicht gefunden, um dies auszubauen.

Vg
Undjetzt
Beiträge: 229
Registriert: 15. Feb 2024, 11:13

Re: Chronische Depression meines Mannes, Hilfe gesucht

Beitrag von Undjetzt »

Glück05 hat geschrieben: 29. Feb 2024, 16:07 Hallo Undjetzt,

ich kann dich da nur ermutigen, weiterzumachen. Das ist natürlich sehr individuell, also:
Ja mein Mann hat immer diese Gedanken, das ich etwas "besseres" verdient hätte usw. Das ist totaler quatsch und das sage ich ihm auch immer wieder. Dennoch hat der diese Gedanken, die dann in sehr schlechten Zeiten eher dahingehen, dem Leben ein Ende zusetzten. Das ist ein schwieriges Thema, welches ich auch mit der Therapeutin z.B. gemeinsam mit ihm besprochen habe. Mich setzt das unter Druck und ich habe dann auch Angst, das er es wahr macht. Auf der anderen Seite verspricht er mir immer wieder, mir keine "Schande" (das ist mein Begriff) zu machen.
Anders herum wurde und werde ich oft angesprochen, warum ich mir dies antue, wie ich das durchhalte. Das ist eine sehr persönliche Entscheidung von mir. Manchmal ärgeren mich solche Aussagen, denn was kann mein Mann denn dafür und ich wüsste auch genau, wenn ich gehe, geht er auch. Wir reden immer wieder darüber und ich versuche so gut wie es mir auch immer gelingt für ihn da zu sein oder auch manchmal ihn einfach in Ruhe zu lassen.

Ich hoffe, das ist verständlich und melde dich gerne, wenn es eine Austausch benötigt. VG
Es macht mir auf jeden Fall viel Hoffnung, dass ich mit meiner Einstellung nicht alleine bin. Sie war schließlich auch für mich da, wenn es mir schlecht ging. Da kann ich ihr doch nicht den Rücken zukehren. Nicht nach all dem Sch... den wir gemeinsam durchgestanden haben.
Toll, dass es solche Menschen wie dich gibt.
Derzeit sehe ich uns so:
Sie sitzt gerade in einem tiefen, dunklen Abgrund, der so ziemlich jedes Licht verschluckt. Sie will nicht, dass ich ihr helfe, ihr zu nahe komme, weil ich sonst auch hineinfalle. Leider hat sie auch Angst, die Leiter (ärztliche Hilfe) zu ergreifen. So kann ich also nur immer wieder mal nach ihr schauen, ihr geben, wenn sie was braucht und am Rand auf sie warten.
Auch ich durfte mir schon anhören, warum ich mir das antue. Ja.. warum wohl. Weil ich die Frau über alles Liebe und es mir nie verzeihen würde, "zu früh " aufgegeben zu haben. Ich weiß um was für einen wundervollen Menschen es geht. Und solang ich mich im Allteg fit halten, mich ablenken kann, solang ich nicht schwächer werde, so lang gebe ich sie garantiert nicht auf.
Ich habe Freunde, die selbst schon bis zum Suizidversuch getrieben wurden. Ich habe professionelle Hilfe, von Ärzten.
Das klingt jetzt alles so stark und voller Hoffnung, Und ich kann nicht ausschließen, dass ich kurze Zeit nach diesem Beitrag nicht wieder mit rollenden Tränen da sitze, weil mich diverse Gedanken überkommen. Am Ende ist es aber immer noch kein Vergleich zu dem was sie wohl derzeit durchmacht.
Sie hat sicher selbst viel dazu beigetragen, dass es so ist, wie es jetzt ist. Jedoch nur, weil sie immer für andere, für die sie da sein wollte zurückgesteckt hat. Sich nie beklagt hat, nie gejammert hat, wie stressig alles ist... jetzt kommt das alles wohl mit einem mal und das schafft auch der stärkste Mensch nicht mehr zu bewältigen.
Meine Hoffnung, mein Antrieb ist, dass wenn es so weit ist, diese Krankheit uns am Ende stärker zusammenschweißt. Bis dahin wird es jedoch ein langer, sehr schwerer Weg. Das ist mir klar.

Danke für deine Schilderungen. Ich möchte dir meinen größten Respekt ausdrücken, dass du das so meisterst und wünsche dir und deinem Mann alles Gute.
Brenda-Lee
Beiträge: 4
Registriert: 8. Dez 2023, 07:20

Re: Chronische Depression meines Mannes, Hilfe gesucht

Beitrag von Brenda-Lee »

@ undjetzt

Deine Worte geben mir Mut. Du sprichst mir aus der Seele. Es ist hart, aber zu früh ausgeben - damit zu leben wäre noch viel härter.

Haltet weiter durch! So auch ich. Unsere liebsten haben sich diese Krankheit nicht ausgesucht.
Ich wünsche euch alles Gute und viel Kraft
Undjetzt
Beiträge: 229
Registriert: 15. Feb 2024, 11:13

Re: Chronische Depression meines Mannes, Hilfe gesucht

Beitrag von Undjetzt »

@Brenda-Lee

Danke für deine Worte. Dir ebenso alles Gute, viel Kraft und pass auf dich auf.
Maki
Beiträge: 5
Registriert: 5. Mär 2018, 09:32

Re: Chronische Depression meines Mannes, Hilfe gesucht

Beitrag von Maki »

Moin,
NIE kam es für mich in Frage meinen Mann wegen seiner Depression zu verlassen.
Ich liebe ihn und war mir immer 100 % sicher, gemeinsam wir schaffen es .
Es waren sehr, sehr schwere Jahre für uns.
ABER ........
Wir haben es geschafft.
Seit ein paar Monaten geht es ,
sogar ohne Medikamente, bergauf !
Gemeinsames Lachen, Reden und kuscheln gehört wieder zu unserem Leben dazu.
Nicht jederzeit aber immer öfter.
Ich bin sehr, sehr glücklich,
durchgehalten zu haben.
Uns hat die schwere Zeit zusammen geschweißt.
Liebe Grüße
Marlies
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