Innere Leere und gleichzeitig Unruhe, Konzentrationsschwierigkeiten oder doch Vergesslich?

[Kaula]

Nach 6 Monaten geht es so langsam aufwärts, das Dunkel ist nicht mehr so dunkel und teilweise hab ich schon richtig gute Tage.
Was aber noch immer geblieben ist, ist diese innere Leere. Noch arbeite ich nicht (nach Ostern möchte es ich versuchen - bis zur Reha im Mai) und tagsüber spüre ich so eine Leere, ich suche nach dem Sinn, ich funktioniere, probiere vieles aus, der Funke springt aber noch nicht über und ich bin oft rastlos, weil ich dann ständig neues ausprobiere, denn wenn es zu ruhig wird, merke ich eine richtige Unruhe.
Und dann sind da noch die Konzentrationsprobleme. Ein Film gucken geht zwar, aber irgendwann weiß ich nicht mehr wie es angefangen hat udn verliere den roten Faden, Zeitung lesen geht bei kurzen Artikeln, bei langen muss ich mehrfach lesen und neu ansetzen und doch erschließt sich mir oft einiges nicht und das selbst bei Themen, die eigentlich mir liegen sollten.
Abends schreibe ich Tagebuch um für mich meine Fortschritte zu sehen, haha, das Problem ist nur, das ich Abends schon oft nicht mehr weiß, wie es mir morgens ging, meine Gedanken und Gefühle, sofern da nicht nur eine Gleichgültigkeit und eine drückende Stimmung ist, sind irgendwie nicht mehr für mich in Worte zu fassen.
Der Schlaf ist zwar besser geworden, ich schlafe relativ schnell mittlerweile ein, wache aber noch oft auf und vorallem bin ich meist zwischen 4 und 5 dannwach und kann nich tmehr einschlafen obwohl ich noch müde bin. Die Erschöpfung zieht sich dann auch so durch den Tag und meist erst gegen nachmittag lässt es nach.
Kennt ihr das auch? Wie lange dauert es bis das auch verschwindet?
Achso seit 7 Wochen nehme ich nun auch Sertralin.
Würde mich über eure Erfahrungen echt freuen.

[Mayana]

Deine Probleme kenne ich auch, auch wenn bei mir (noch) keine guten Tage auftauchen. Die Konzentrationsprobleme machen mir sehr zu schaffen, weil viele Tätigkeiten, die mir früher Spaß gemacht haben, garnicht oder nur sehr begrenzt möglich sind. Erschöpft bin ich auch ständig, obwohl mein Schlaf durch Medikamente reichlich vorhanden ist.
Die innere Leere empfinde ich als zermürbend.

[Mario81]

Hallo Kaula.

Wie lange das dauert kann ich dir leider nicht sagen. Aber ich kenne das alles genauso. Es wird aber nach und nach besser. Es dauert eben sehr lange.

Das mit dem Tagebuch abends schreiben... geht mir genauso, das ich nicht mehr weiß was vormittags war, deswegen schreibe ich alles gleich auf. Ich habe jetzt bei der Reha eine Liste bekommen mit positiven Gefühlen. Ich kann die auch nicht richtig deuten. Wenn mich die Therapeutin fragte wie es mir geht, konnte ich meistens nur mit "keine Ahnung" antworten. Ich sollte mich dann an einen guten Moment erinnern. Dann bin ich mit meiner Therapeutin die Liste durchgegangen. Ich konnte nicht viel damit anfangen. Sie sagte, ich solle die positiven mit den schlechten Gefühlen vergleichen, dadurch fiel es mir leichter das positive zu erkennen. Denn schlecht war es in dem Moment ja nicht. Durch die Liste hab ich jetzt auch mehr Wörter um die Gefühle zu erfassen. Üben, üben, üben sagt sie, am besten jeden Tag einen guten Moment raus picken.
Die negativen Gefühle kenne ich ja gut genug. Die brauche ich nicht üben zu erkennen.

Vielleicht hilft dir das ja ein bißchen.

Liebe Grüße Mario

[Kaula]

Vielen Dank für eure Antworten Mario81 und Mayana
Heilung oder Besserung ist halt kein Sprint sondern ein Marathon oder gar eine Lebensaufgabe.
Ich hoffe sehr dass es irgendwann besser wird und vorallem, dass ich meinen Entschluss vor der Reha doch nochmal zur Arbeit zu gehen, nicht bereue.

[henneschen]

Hallo Kaula, ich kann das vor allem mit der Erschöpfung gut nachvollziehen. Ich schlafe zwar relativ gut, fühle mich am Morgen aber trotzdem total erschöpft. Und es stimmt wohl, dass man in großen zeitlichen Abständen denken muss, bis eine wirkliche Heilung von der Depression eintritt. Die Leere, von der Du schreibst, die kenne ich auch gut. Bei mir kommen noch Schuldgefühle hinzu. Ich kann Dir nur viel Kraft wünschen um diese Situation bewältigen zu können. Alles Gute Dir.

[Suchende2]

Hallo Kaula,

es ist bei jedem unterschiedlich, wie lange es dauert.
Bei mir dauert die Erschöpfung noch immer an, aber längst nicht mehr so schlimm, wie früher.

Auch ich kenne es, ab 4.00 / 5.00 Uhr nicht mehr schlafen zu können (nach nur 4 - 5 Stunden Schlaf im günstigsten Fall), zu dem Zeitpunkt ohne Antrieb, mit Unruhe und sehr müde zu sein.
Ich habe es für mich irgendwann akzeptiert und versucht das Beste daraus zu machen. So habe ich mir, wenn ich es geschafft habe, abends im Thermobecher Tee gekocht. Den habe ich dann morgens im Bett getrunken und Radio gehört. Ich habe versucht mir in dieser Zeit mit meinen Ritualen (Tee trinken und klassische Musik hören) etwas gutes zu tun.
Irgendwann konnte ich dann dank der Therapie und Medikamente etwas besser und länger schlafen.

Wenn Du abends nicht mehr weißt, wie es Dir morgens ging, dann schreibe es doch zum Beispiel zu den Mahlzeiten auf.

Es wird irgendwann besser. Du brauchst jetzt einfach sehr viel Geduld mit Dir.

Wenn Du merkst, daß das Arbeiten Dir nicht gut für Dich ist, dann läßt Du Dich wieder krankschreiben. Höre auf Deinen Körper und Deine Seele. Schenke Dir selber die Zeit, die Du benötigst.

Alles Gute,
Suchende

[Senif]

Hallo Kaula,

das mit der Arbeit nach Ostern klingt sehr sportlich. Aus eigener Erfahrung würde ich da vorsichtig sein und das nicht überstürzen. Es sei denn dir geht es mit Arbeit besser. So vom Gefühl her, wenn ich deine Zeilen lese, denke ich es ist zu früh. Kann das aber nicht so einschätzen.

Das Morgentief kenne ich auch und die Besserung am Abend.

Das der Funke nicht überspringt, war bei mir auch lange so. Trotzdem ist es wichtig dran zu bleiben. Irgendwann kommen die Gefühle zurück und sie entstehen dann auch erst, wenn man was macht. Das Doofe ist, dass sich das sehr lange hinziehen kann. Es ist auf jeden Fall ein gutes Zeichen, dass du schon bessere Tage hast. Das ist der Anfang.

LG Senif