Hoffnungslos

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StephieL
Beiträge: 23
Registriert: 20. Jul 2023, 18:46

Hoffnungslos

Beitrag von StephieL »

Hi, ich möchte auch meinen Weg beschreiben und erhoffe mir ein bisschen Zuspruch. Ich hatte letztes Jahr einen Burnout, weil ich einfach überfordert war mit der ganzen Verantwortung für Kind, Haushalt, Job, und Co. Mein Mann war keine Hilfe, war er noch nie. Er hat mit unserer Tochter gespielt, aber ansonsten nichts gemacht was mit Verantwortung zu tun hatte, auch auf mein ständiges Bitten hin sich mehr einzubringen. Ich habe mich im Sommer getrennt, und hatte daraufhin ein paar gute Wochen. Als wir noch zusammen waren, hatte ich meine Arbeitszeit noch reduziert auf 25 Stunden um weniger Druck zu haben. Ich habe dann aber festgestellt, dass ich ein großes Problem habe allein zu sein. Leider habe ich mich dann in eine Beziehung gestürzt, die natürlich nicht geklappt hat. Nun betreuen wir unsere Tochter im Wechselmodell, und wenn meine Tochter nicht hier ist, falle ich unglaublich in Löcher. Ich versuche, mir Beschäftigung zu suchen (Tierheim, DRK, etc.), male und Puzzle eigentlich gern. Es macht mir aber nichts Spaß, ich bin antriebslos, hoffnungslos und einsam. Ich habe gute Freunde, die haben aber natürlich auch eigene Familie und nicht ständig Zeit. Ich habe solche Angst, dass diese Löcher immer wieder kommen und nicht besser werden. Citalopram nehme ich schon seit letztem Jahr. Es sind denke ich auch nicht die Medikamente, sondern eher die Einsamkeit und die Trauer, das mein Leben so anders verlaufen ist. Meine Kindheit war von Einsamkeit und Ausgrenzung geprägt, ich fühle jetzt grad den gleichen Schmerz wie früher und bekomme es nicht hin, das zu differenzieren. Ich würde die Zeit allein so gern genießen können, aber fühle mich nur innerlich tot.
StephieL
Beiträge: 23
Registriert: 20. Jul 2023, 18:46

Re: Hoffnungslos

Beitrag von StephieL »

Danke für Euer Ohr!
Lavendel64
Beiträge: 542
Registriert: 27. Dez 2017, 14:44

Re: Hoffnungslos

Beitrag von Lavendel64 »

Hallo StephieL,
ich kann dich sooo gut verstehen. Alleinsein ist auch mein großes Problem - jedenfalls wenn es mir schlecht geht. Wenn es mir gut geht, kann ich es sogar genießen, zu tun, was ich gerne möchte. Aber wehe, ich hänge in einem Tief, dann wird es dramatisch. In meiner jetzigen Situation habe ich Mann und (erwachsene) Kinder um mich - ich versuche, mir keinen Kopf zu machen, über das was kommen mag.

Eine Veränderung der Lebenssituation ist immer ein Einschnitt. Also sowieso - auch ohne Alleinseinsängste. Du hast nicht geschrieben, ob du eine Therapie machst, wo du über diese Dinge offen sprechen kannst - mit einer neutralen Person. Ich kenne viele Menschen, die nicht gern allein sind.

Trauer, dass dein Leben so verlaufen ist? Hmmm.... ändern kannst du nichts mehr - sondern nur in die Zukunft schauen und überlegen, wie du sie gerne gestalten möchtest.
LG Lavendel
***Wir können den Wind nicht ändern, aber die Segel anders setzen ***
StephieL
Beiträge: 23
Registriert: 20. Jul 2023, 18:46

Re: Hoffnungslos

Beitrag von StephieL »

Danke für Eure lieben Worte! Ja, ich bin in Therapie und kann dort offen sprechen. Ich lerne unglaublich viel über mich und meine Muster, alte Denkweisen und den Glauben daran, wie Dinge zu sein haben. Sich davon zu lösen ist ein unglaublich schwerer Prozess, denn der Gegenwind ist enorm, wenn man nicht mehr nach jedermanns Pfeife tanzt. Was ich mir nach der Trennung anhören musste, grad aus der Familie aber auch im Freundeskreis, ist harter Tobak. Das Thema Depression wird nicht ernst genommen. Von „Geh mal mehr in die Sonne“ bis zu „Man kann es auch übertreiben“, war alles dabei. Ich beginne mich zu distanzieren, habe aber so Angst vor dem was kommt. Ihr habt Recht, es wird ein Freiheitsgefühl kommen, aber vorher durch die Angst zu müssen macht es wirklich schwer. Ich fühle einfach keine Zugehörigkeit im Moment, sondern dass alles grad den Bach runtergeht. Ich weiß, lieber allein als mit solchen Menschen, aber es fühlt sich so schwer an.
StephieL
Beiträge: 23
Registriert: 20. Jul 2023, 18:46

Re: Hoffnungslos

Beitrag von StephieL »

Danke, das ist lieb! Ja, es ist schwer, aber notwendig. Mein Vater hat am Wochenende Geburtstag. Es werden viele aus der Familie da sein, die in den letzten Monaten respektlos mit mir umgegangen sind. Ich habe gestern abgesagt. Mein Vater ist nun sauer, es wäre sein Geburtstag und er wünscht sich, dass ich dabei bin. Ich habe angeboten Vormittags zu kommen. Dass er nun schmollt, nimmt mich mit. Meine Familie zu enttäuschen macht mir ein schlechtes Gewissen, auch wenn der Kopf weiß, dass es richtig ist sich abzugrenzen und aus dieser Schleife von Verpflichtungen die einem nur weh tun auszubrechen. Warum fühlt es sich noch so falsch und nach Einsamkeit an? Ich habe Angst, wieder tief in ein Loch zu fallen.
StephieL
Beiträge: 23
Registriert: 20. Jul 2023, 18:46

Re: Hoffnungslos

Beitrag von StephieL »

Danke für eure Unterstützung! Was mir fehlt, ist ganz klar auch Akzeptanz für die Situation. Ich kämpfe innerlich noch so sehr gegen an und wünschte mir, dass alles anders und einfacher wäre. Ist es aber nicht, weiß ich. Wie habt ihr es geschafft, die Krankheit anzunehmen und zu akzeptieren? Wie kann man lernen, loszulassen und die Dinge zu nehmen, wie sie sind, auch wenn sie schwer sind?
StephieL
Beiträge: 23
Registriert: 20. Jul 2023, 18:46

Re: Hoffnungslos

Beitrag von StephieL »

Ja, das stimmt alles. Man muss es sich oft einfach wieder bewusst machen, es ist wie es ist. Man kann nicht mehr machen als seine Themen anzugucken und zu versuchen, an ihnen zu arbeiten. Wunder vollbringt man damit nicht und seine Geschichte als einen Teil von sich selbst zu akzeptieren gehört wohl auch dazu. Danke für das Feedback. Heute geht es auch schon besser.
Maxegon
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Re: Hoffnungslos

Beitrag von Maxegon »

StephieL hat geschrieben: 19. Mär 2024, 16:40 Was mir fehlt, ist ganz klar auch Akzeptanz für die Situation. Ich kämpfe innerlich noch so sehr gegen an und wünschte mir, dass alles anders und einfacher wäre. Ist es aber nicht, weiß ich.
Hallo StephieL,

dieses war auch mein Hauptproblem, ich kämpfte gegen etwas an, was ich nicht verändern konnte, jedenfalls nicht so schnell.
Zu schnell war ich unzufrieden, zuerst mit anderen, dann mit mir.
Meine Wünsche, Vorstellungen kollabierten mit der Realität.
Anstatt es zu akzeptieren und mir Zeit zu lassen, um mir zu überlegen, wie ich etwas verändern könnte oder der misslichen Lage entfliehen konnte, kämpfte ich ständig dagegen an.
Zum Schluss kämpfte ich sogar gegen mich, nur noch gegen meine Unzufriedenheit.
Das konnte nicht gut gehen.
Erste psychosomatische Einschränkungen machten sich bemerkbar, wie permanenter Kopfschmerz, Dauerdurchfall, Konzentrationsschwierigkeiten u.ä.. Ständige Arztbesuche blieben ohne Befund = ich war gesund (körperlich), doch ging es mir immer elender.

Ich wurde langsam zum Nervenbündel, immer noch kämpfend.
Anstatt die Reissleine zu ziehen, mich hinzusetzen und zu überlegen, was mich wirklich störte, verfiel ich meinem "Wahn" ... des Dagegen-dauer-ankämpfens.
Der Traurigkeit, dem Zorn folgten Hoffnungslosigkeit, das nennt man dann wohl Depression.
Anstatt mit Anderen darüber zu reden und nach Lösungen zu suchen, kapselte ich mich immer mehr ab, ich musste ja nach Außen weiter funktionieren.

Kind, Haushalt, Job & Co. können zur Dauerbelastung, zum Dauerkampf werden - kannst du da nicht etwas Druck 'rausnehmen, ohne dich gleich in neue Projekte zu stürzen ... einfach mal nichts tun ... eine Zeit lang, einen Moment?

Ich musste Nichtstun erst lernen, mich förmlich dazu zwingen und es dauerte lange (!), bis ich begriff, wie gut es mir tat.
Christopher
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Registriert: 17. Feb 2024, 20:13

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Beitrag von Christopher »

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Aurelia Belinda
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Re: Hoffnungslos

Beitrag von Aurelia Belinda »

Hallo Christopher,

sehr eindrucksvoll geschildert dein Posting.
Selbst habe ich lange gebraucht, um zu erkennen, was toxische Menschen in meinem näheren Umfeld, in mir anrichten. Das Erkennen führte noch lange nicht dazu, den Mut zu haben, diese Menschen aus meinem Blickfeld auch zu verbannen....da spielte u.a. eine emotionale Abhängigkeit eine Rolle, weil es Familie war.
Die Herkunft.
Lange Rede, kurzer Sinn, geschafft habe ich den Absprung erst vor wenigen Jahren, und was soll ich sagen, es ist mehr als befreiend.
Vorher lebte ich wie eine Gefangene....ich war befangen.

Die Dankbarkeit welche du ansprichst, ist ebenso mein täglicher Begleiter, mein guter Freund, der mir eine große Stütze ist, in Phasen, die wieder mal düster erscheinen....

LG Aurelia
Alle eure Dinge lasset in Liebe geschehen
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