Angststörung und Depressionen durch Corona - und was ist mit mir ?

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sadManNRW
Beiträge: 4
Registriert: 12. Okt 2023, 12:31

Angststörung und Depressionen durch Corona - und was ist mit mir ?

Beitrag von sadManNRW »

Hallo zusammen.
Ich lese seit einigen Wochen bei vielen Beiträgen mit, denn ich bin auch ein "Angehöriger", genauer gesagt ist meine Partnerin
damals in der Corona-Pandemie während unserer ersten Infektion(+2 Kinder) in eine tiefe Depression mit Angststörungen gerutscht.

Ich sehe viele Parallelen bei den Beteiligten dieses Forums und habe mir über Wochen den Mut zusammengenommen, meine Situation zu schildern.

Ausschlaggebend war, dass uns ein Familienmitglied am 22.12.20 mit Corona (also kurz vor Weihnachten)ansteckte und wir somit die ganzen Weihnachtstage bis Mitte Januar in Quarantäne steckten. Die Symptome waren recht mild, ich hatte das Gefühl einer mittelmäßigen Grippe, aber der Rest war wohl auf.
Um die Sache kurz zu machen, entwickelte meine Frau in dieser Zeit Angststörungen im Bezug auf alles möglicherweise krank machende, tötende und sonst in irgendeiner Weise Gesundheit beeinträchtigende. Corona war bereits möglicherweise tödlich und ich als gefährdete Person war ohnehin noch mehr gefährdet.

Es entwickelte sich recht zügig, dass sie immer mehr Probleme in unserem Haushalt fand, die für sie als "bedenklich" galten und potenzierte dessen Gefahren ins Unermessliche. Sie fing an, nichts mehr anzufassen und wusch sich die Hände hunderte Mal am Tag. Sie suchte in allen möglichen Haushaltsgegenständen Giftstoffe und warf wortwörtlich den halben Hausstand weg auch im Gedanken, dass sie die Kinder vor allen diesen Dingen "beschützen" wollte. Ich war nicht einmal mehr in der Lage zu kochen, weil sie beschichtete Töpfe und Pfannen wegwarf, Plastik-Schüsseln und Küchenutensilien aussortierte und Gewürze und Zutaten entsorgte. Plötzlich war alles Gift.

Zeitgleich wuchs die Depression in ihr, über welche ich ihr über mehrere Monate hinweg versuchte hinweg zu helfen, indem wir uns unterhielten und lange nachtübergreifende Gespräche führten.
Es führte dazu, dass wir bis mitunter 4 Uhr redeten und ich um 7 Uhr wieder zur Arbeit fuhr. Ich bemerkte irgendwann, dass ich nicht in der Lage war, ihr den Sprung aus der Depression zu ermöglichen, viel mehr gab sie ihr Vertrauen in mich und allem auf. Irgendwann waren meine Batterien schlichtweg leer.

Ich hatte keine Energie mehr und auch keine Möglichkeit, diese wieder aufzuladen. Ich fühlte mich schlecht, ich versuchte ein wenig Abstand zu gewinnen und flüchtete mich vor den Computer während ich ihr zu erklären versuchte, dass ein Therapeut ihr besser helfen könnte. Allerdings heizte es die Sache noch viel mehr auf, dass sie doch nicht verrückt wäre, sondern ich ihr helfen muss, sie müsste nur "heilen".

Viele Wochen und Streits später trat sie ihren Weg dann zu einem Psychiater an, sehr widerwillig und definitiv hatte ich mir ihren Zorn eingehandelt.
Anstelle, dass sie offen über ihre Situation sprach, schwieg sie und bekam "lediglich" ein Präparat gegen innere Unruhe.
Trotz Allem, schien der Psychiater seine Arbeit zu machen, verschrieb ihr einige Sitzungen später ein Antidepressivum und schickte sie zu einer Psychotherapeutin.
Es sollte sich jedoch herausstellen, dass sie auch dort nicht alles erzählte, nur mein Verhalten stigmatisierte und die Therapeutin ihr sogar(lt. Aussage meiner Frau) riet, nicht auf mich zu hören, sich von mir zu distanzieren und sonst "ihr" Ding zu machen.
Ein paar Wochen später brach Sie die Therapie ab und nahm auch die Medikamente nicht mehr - sie würde ihren Weg schon alleine schaffen.

Heute, fast 3 Jahre später gibt es gute Momente, aber auch sehr viele Schlechte.
Sie lebt immer noch mit ihrer Angststörung und hat depressive Momente. Sie hält immernoch die Kinder an, bspw. den mit Farbe gestrichenen Treppenhandlauf nicht anzufassen und wenn doch, sich sofort die Hände zu waschen.
Mir wird bis heute vorgeworfen, dass ich für ihre Lage verantwortlich bin und dass ich ihr nicht helfe bzw. geholfen habe.
Wir streiten uns fast täglich und haben kaum noch gemeinsame Meinungen. Es wird wegen Kleinigkeiten diskutiert und alle Handlungen haben Konsequenzen.
Wenn ihr etwas nicht passt, dann streitet sie bis zum bitteren Ende. Sie lässt keinen Raum für Meinung und wenn ich versuche den Streit zu beenden, oder ich versuche wegzugehen, läuft sie mir jeden Zentimeter hinterher oder wird noch wütender.

Heute, fast 3 Jahre später, bin ich es wohl, der Depressionen aus den letzten Jahren davongetragen hat.
Ich bin lustlos, habe kaum noch Freude an Dingen und das wirft sie mir vor. Sie verurteilt meine Teilnahmslosigkeit und meine Passivität.
Sie nennt mich einen Narzissten und torpediert fast jede Handlung von mir, falls ich mal in meinem eigenen Interesse handle.
Wir haben uns auseinandergelebt, obwohl wir uns eigentlich noch lieben. Eine Paartherapie lehnt sie aus Prinzip ab und sollte ich mal mit einem gemeinsamen Freund über unsere Situation gesprochen haben, weil über die Jahre immer weniger Freunde blieben, wirft sie mir vor, dass ich die Beziehung zu diesem gemeinsamen Freund für sie kaputt gemacht habe.
Ich stand schon 2 Mal kurz vor der Trennung, bzw. einmal hatte ich es sogar ausgesprochen, aber sie diskutiert es kaputt und streitet weiter.
Und dann stehen da noch unsere beiden Kinder, das Haus und unsere Verbindlichkeiten.
Und ihre Aussage, dass sie mich "ausziehen" würde.....

Ich kann mir vorstellen, dass es sicher kein Patentrezept für meine Situation gibt, aber gibt es dort draußen jemanden, der/die vielleicht einen Schritt weiter ist ?

Ist es möglich, dass sie ihre Dämonen erkennt ? Ich mein, ich verstehe nicht weshalb sie sie nicht helfen lassen will.
Ist sie einfach noch nicht so weit ? Ich kann es mir kaum vorstellen, so viel Tränen, Streit und Traurigkeit hinterlassen doch auch an ihr Spuren.

Danke fürs Lesen und danke für eure Ideen..
bvs
Beiträge: 112
Registriert: 3. Jul 2023, 15:44

Re: Angststörung und Depressionen durch Corona - und was ist mit mir ?

Beitrag von bvs »

Sie nennt mich einen Narzissten
Zusammen mit den anderen Dingen, die du da beschreibst, ist wohl der Fall anzunehmen, dass der Narzissmusvorwurf meistens einen Narzisten entlarvt.

Solange sie keine Krankheitseinsicht hat, oder etwas dagegen tun möchte (von sich aus), wird sich leider nichts ändern.

Du solltest dir professionelle Hilfe holen, und auch (sicherheitshalber) mal prüfen, ob an dem "dich ausziehen" wirklich was dran ist, bzw. welcher Rahmen da tatsächlich unausgesprochen im Raum steht. Diese Drohung(!) an sich ist schon echt ein heftiger Klopper, der dazu dient, dich aus Angst gefügig zu halten.
sadManNRW
Beiträge: 4
Registriert: 12. Okt 2023, 12:31

Re: Angststörung und Depressionen durch Corona - und was ist mit mir ?

Beitrag von sadManNRW »

Hallo bvs,
vielen Dank für deine schnelle Antwort. Ehrlich gesagt, hat mich deine Aussage zum Narzissten, dass der Vorwurf einen Narzissten entlarvt, zum Nachdenken gebracht. Ich hätte es nicht ausgesprochen, aber ähnliches hatte ich auch schon im Hinterkopf. Ich habe die Aussage aber zum Anlass genommen und mich ein wenig "eingelesen" und muss sagen, dass wenn man die Gedanken so herum interpretiert, plötzlich viele Webseiten über genau deine Aussage referieren. Vielen Dank dazu schonmal !

Sie sieht ihre Krankheit nur sehr limitiert ein. Sie erkennt ein Problem, welches sie seit 3 Jahren versucht, zu lösen. Für ihre Verhaltensweisen hat sie sich aber über die letzten 3 Jahre ein so engmaschiges Geflecht an Ausreden gestrickt, so dass es nur beim genauen Hinsehen und Hinterfragen auffällt. Jede Ansprache auf ihre Verhaltensweisen werden sofort mit einem Streit quittiert. Leider weiß ich auch nicht, wie man es ihr näher ins Bewusstsein bringen kann, dass sie sich selbst wenigstens hinterfragt.

Nach fast 20 Jahren Ehe beruft man sich oft auf die schöne Zeit, man will keinen Scherbenhaufen hinterlassen, Freunde raten mir vom Auszug ab, da die Kinder sonst in Mitleidenschaft gezogen werden könnten und sie ihnen sonst alles mögliche erzählen könnte.
Die Kinder bekommen ohnehin schon genug mit, ich möchte es nicht forcieren.
Aber ausziehen würde sie niemals, denn sie argumentiert immer, dass sie sich von mir hat Abhängig machen lassen.
Es ist ein Katz-und-Maus Spiel, kann es überhaupt ein gutes Ende nehmen ?
Freiwasser
Beiträge: 39
Registriert: 16. Jan 2024, 12:26

Re: Angststörung und Depressionen durch Corona - und was ist mit mir ?

Beitrag von Freiwasser »

Hi SadMan,
Mein Mitgefühl für Deine Situation!
Gibt es aus dem Umfeld mal ein Feedback an Deine Frau, dass ihr Gesundheitsverhalten nicht sinnvoll ist?
Wie alt sind die Kinder und wie gehen sie mit den „Gesundheitsregeln“ ihrer Mama um? Es klingt schon sehr einschränkend, und sie können sich wahrscheinlich schlecht wehren. Schlimmstenfalls bekommen sie selber Waschzwang oder Essstörungen. Ich vermute auch, dass es sie sozial isolieren könnte, weil andere Eltern ja nicht die Regeln Deiner Frau befolgen, so dass man da nicht zu Besuch kommen kann … etc. Jedenfalls bin ich nicht sicher, ob die Kinder von der Fortsetzung des Zusammenlebens, wie es jetzt ist, profitieren.
Ich schließe mich bvs an, dass eine Rechtsberatung sinnvoll ist. Dann weißt Du Bescheid und kennst Deinen Handlungsspielraum, auch wenn Du ihn nicht nutzen möchtest.
LG
Undjetzt
Beiträge: 229
Registriert: 15. Feb 2024, 11:13

Re: Angststörung und Depressionen durch Corona - und was ist mit mir ?

Beitrag von Undjetzt »

Hallo sadMan,

schwere Geschichte.
Du hast leider den Fehler gemacht, den viele machen. Auch ich war schon dabei, den gleichen weg zu gehen. Du wolltest zum Therapeuten werden. Du wolltest sie heilen. Doch wie du schon schmerzlich bemerkt hast- das kannst du nicht.
Auch, dass du dich nun kraftlos und Antriebslos fühlst ist nahezu typisch. Ein depressiv erkrankter Mensch, kann einem sprichwörtlich sämtliche Kraft aussaugen.
Dass die Therapeutin rät, sich vom Partner zu distanzieren oder gar zu trennen, ist ein häufiger Bericht von Betroffenen. Das hat sie mit ziemlicher Sicherheit nicht gesagt. Sofern deine Frau es nicht geschafft hat, sie zu manipulieren. Sollte sie, und wie schon geschrieben, lässt der Narzissmusvorwurf darauf schließen, in Wahrheit die Narzisstin sein, schafft sie das sogar. Therapeuten raten nur zur Distanz oder gar Trennung, wenn sie erkennen, dass es sich um eine toxische Beziehung handelt.
Meinst du deine Frau könnte die Therapeutin überzeugt haben, dass du das Problem bist? Die ist ja auch nur ein Mensch.

Leider sehe ich gerade nicht, wie du aus der Situation hinaus kommst. Könntest du mit deinen Kindern woanders unterkommen? Distanz wäre leider tatsächlich erst einmal wichtig. UND vor allem, musst du dich um dich selbst kümmern. Das wird vor allem wegen der Kinder schwer. Vielleicht schaffst du es dir eine Auszeit zu nehmen. Hast du für dich schon einen Therapieplatz?
Es klingt nach einer bösen Entwicklung. Du musst aus dem Helfer Modus raus, du kannst ihr nicht helfen. Ansonsten geht es weiter. Ihr Zustand könnte sich verschlimmern, Kontakt zu Freunden bricht ab.. irgendwann bist du komplett in diesem Höllenkreis gefangen und selbst psychisch am Ende. Du musst jetzt da ausbrechen!
Etwas dramatisch geschrieben? Vielleicht. Aber gerade wenn Kinder im Spiel sind, wird es nochmal gefährlicher.

Ich wünsche dir viel Kraft und alles Gute!
sadManNRW
Beiträge: 4
Registriert: 12. Okt 2023, 12:31

Re: Angststörung und Depressionen durch Corona - und was ist mit mir ?

Beitrag von sadManNRW »

Hallo Freiwasser,
vielen Dank für deine Worte.
Das Umfeld hat sich sehr wohl dazu geäußert, und sich ganz schön den Mund verbrannt.
Ihr Vater wurde über Wochen ignoriert, bis er sich entschuldigte.
Ich versuchte mal mit ihren Eltern zu sprechen, es stellte sich aber im Anschluss heraus, dass sie es ihr erzählten.
Das Resultat war nicht erfreulich, wie man sich denken kann.
Freunde werden immer weniger, denn sobald sie sich kritisch äußern, wird der Kontakt auf ein minimalstes reduziert.

Meine Familie ist mittlerweile ein rotes Tuch. Sie lässt kaum ein gutes Wort an ihnen, seitdem sie anfingen, sie auf ihre "Angewohnheiten" anzusprechen.
Jedes Treffen endet in einem anschließenden Streit zwischen meiner Frau und mir, wie übelst meine Familie ihr mitgespielt hätte.
Es traut sich keiner mehr mit ihr zu sprechen, welches dann umgekehrt wieder als Arroganz gegenüber meiner Familie angesehen wird.
Sie sitzt dann den halben Abend vorm Mobiltelefon und strahlt eine gesunde Portion Desinteresse aus.
Und wenn keiner ihre neue Frisur, Brille, Kleid oder Schuhe bestaunt hat, fühlt sie sich bestätigt darin, dass alle sie ignorieren.
Wie ich gelernt habe (danke an bvs), scheint dieses Verhalten in der Tat ein narzisstisches Verhalten zu sein.

Meine Kinder sind 12 und 14 und ja, sie bekommen natürlich alles mit und werden sehr in Beschlag genommen.
Vor allem meine Jüngste, die sich gerade anfängt mit Kosmetik auseinanderzusetzen, wird durch einen gemeinsamen Einkauf stets "angeleitet".
Die Vielzahl der "Regeln" aufzuzählen würde hier allerdings auch den Rahmen sprengen.
Sie quittieren es ihr mit, nennen wir es mal pubertären Verhalten und größerem Wiederstand, was wiederum mir vorgeworfen wird,
da sie angeblich ihr Verhalten von mir kopieren und sie sie deshalb so "schlecht" behandeln.
Viele der Streitereien zwischen meiner Frau und mir sind tatsächlich aufgrund der Kinder und ihr Verhalten.
Wenn ich dann mal meiner Frau zur Hilfe sprinte, weil meine Jüngste dem respektvollem Umgang entglitten ist,
erhalte ich im Anschluss die Packung, dass ich doch mein Verhalten in den Griff bekommen soll.
Plötzlich stehen 2 Personen mir gegenüber und lassen es ordentlich krachen.
Glücklicherweise stehen beide Kinder ganz gut charakterlich da und haben in ihren Mannschaftssportarten sehr guten Halt.
Sie sind sozial engagiert und (zumindest hoffe ich es, weil sie sich nicht äußern wollen um keine Partei zu ergreifen) gehen mit den Dingen ganz gut um.
Ich würde mir nur wünschen, dass es erst gar nicht dazu kommt. Das kann ich aber nicht verhindern. Und ehrlich gesagt, egal wie ich mit den Schlichtungen umgehe, zuletzt kommt es wie ein Bumerang zurück.

Eine Rechtsberatung hatte ich schon, sehr schweres Thema. Für sie kommt nur ein rausklagen aus der Immobilie als einzige Möglichkeit in Frage.
Ob es im Anschluss hilft, kann sie nicht sagen. Aber auch sie sagt, dass ein Ausziehen aus dem Haus für mich keine Option sein sollte.
Aber ich habe große Angst davor, was noch kommt.... ich befürchte den bekannten Rosenkrieg anzuzetteln.

Ich möchte mich gerne an dieser Stelle schonmal bedanken.
Alleine schon die Tatsache, dass ich nicht alleine mit meinen Gedanken bin, andere auch diese Erfahrungen gemacht haben und der Zuspruch, der bereits hier gegeben worden ist, lässt mich die Situation nochmal neu überdenken. Ich stelle auch fest, dass ein erneutes Lesen des Geschriebenen durchaus seine Wirkung zeigt.
Vielen Dank !

LG
sadManNRW
Beiträge: 4
Registriert: 12. Okt 2023, 12:31

Re: Angststörung und Depressionen durch Corona - und was ist mit mir ?

Beitrag von sadManNRW »

Hallo undjetzt,
vielen Dank, du hast recht. Zunächst der Gedanke wie "was kann denn schon sein, sei einfach für sie da und unterstütze sie" war so unscheinbar.
Plötzlich stehe ich im Hagel der Vorwürfe, weil ich nicht MEHR tue. Irgendwie rückblickend ein schleichender Prozess und ich bin eigentlich kein naiver Mensch.
Wie hast du es mit dir denn vereinbaren können ?

Ich konnte auch nicht glauben, dass die Therapeutin diese Meinung hatte, aber ich versuchte damals Kontakt mit ihr aufzunehmen und habe einen Brief geschrieben, zwecks Rat und auch Hilfe im Umgang mit der Situation. Auf die Antwort warte ich leider heute noch.
Mit der Zeit bereute ich diesen Schritt, einmal wegen dem Gefühl, meine Frau hintergangen zu haben, aber auch mit dem Gedanken dass ich als Kontroll-Freak möglicherweise Einfluss auf sie nehmen wollte. Wenn meine Frau bereits zu diesem Zeitpunkt bereits die Therapeutin von meiner Art überzeugt haben könnte, erschließt sich mir so langsam der Gedanke, weshalb ich nie eine Antwort erhielt.

Gerne würde ich woanders unterkommen mit den Kindern, aber damit würde ich sie aus ihrem wenigstens für die Kinder geregelten sozialen Gefüge reißen, wo sie immerhin viel Energie herausziehen. Ihr Sport und Schule, ihre lokalen Freunde und vor allem "ihr Zuhause".
Mit der Therapie bin ich auch schon im Gedanken, aber meine Sorge ist, dass zuhause überhaupt nichts rund läuft. Wenn ich nur beruflich einige wenige Tage mal nicht zuhause bin, wird schon wochenlang vorher der Vorwurf laut, dass meine Frau nicht alles schafft, ich sie alleine lasse und meiner Pflichten nicht nachkomme.

Psychisch fühle ich mich schon länger am Ende, eine Eingebung in meine aktuelle Lage hatte ich als ich vor Kurzem auf der Heimfahrt von der Arbeit, leicht übermüdet und wieder in der Mühle der Gedanken steckte und sich für eine Mikrosekunde der Gedanke auftat, dass durch einen kleinen Schlenker in die Leitplanke, mir eine "Zwangspause" zuteil werden würde.
Nicht falsch verstehen, es war kein suizidaler Gedanke und bereits in den folgenden Sekunden stellte ich mich selbst als Idiot hin und der Moment war gegessen.
Es war lediglich der Moment, möglicherweise einfach für einige Tage Ruhe im Krankenhaus zu haben.
Das war aber auch die initiale Zündung für mich intensiver mit mir zu beschäftigen und mir ehrlicherweise den Mut gegeben hat, hier zu melden.
Deshalb ordne ich diesen Moment eigentlich keiner wirklichen Relevanz ein.
Christopher
Beiträge: 34
Registriert: 17. Feb 2024, 20:13

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Beitrag von Christopher »

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Zuletzt geändert von Christopher am 23. Apr 2024, 00:41, insgesamt 1-mal geändert.
Undjetzt
Beiträge: 229
Registriert: 15. Feb 2024, 11:13

Re: Angststörung und Depressionen durch Corona - und was ist mit mir ?

Beitrag von Undjetzt »

Wie hab ich das mit mir vereinbart. Gute Frage. Ich bin erst einmal in mich gegangen. Habe mir dann überlegt, machst du das, weil du nicht umziehen möchtest, weil du nicht allein sein willst, weil du Angst hast niemals mehr jemanden zu finden? Ich kam ziemlich schnell auf drei Mal "Nein".
Ich mache das, weil ich die Frau über alles Liebe. Weil sie mir auch schon oft zur Seite gestanden hat, viel Rücksicht nahm und immer Verständnis für mich fand. Nicht weil ich sie brauche. Das war erst einmal die "Basis", dass ich sage, ich gebe das jetzt nicht auf.
Dann, am Anfang, hab ich erst einmal versucht, sie in Watte zu packen. Ich müsste jetzt ja alles abnehmen... etc. Hierfür bekam ich Ablehnung, Abweisung....
Ich hab mich belesen, hab mir Hilfe gesucht, mir klargemacht.. egal was, oder wieviel du machst, du wirst dafür zum Teil nicht einmal ein "Danke" erhalten. Sie kann das gerade nicht, sie ist vollkommen in sich gefangen und mit sich beschäftigt. Dann habe ich angefangen, mich in erster Linie mit mir zu beschäftigen. Ich nehme im Haushalt immer noch viel ab, aber so, wie es in meinen Tagesplan passt, bzw. wie ICH auch Lust dazu habe. Ich kann ihr einiges abnehmen, sie entlasten. Helfen kann ich ihr aber nicht. Zumal sie keine Hilfe annehmen will.
Nun sind wir aber noch kinderlos-was die Sache einfacher macht. Auch wenn es dir noch nicht auffällt, deine Kinder jetzt noch nichts anmerken lassen. Gerade jetzt, alles was jetzt in diesem Alter passiert, prägt sie in irgendeiner Art und Weise.

Zur Sache mit der Therapeutin. Nun, wenn deine Frau sie überzeugt hat, dass Du der "Freak bist" dann hast du ihr das mit deinem Brief bestätigt. Zumal sie unter die Schweigepflicht fällt und dir dazu nichts antworten darf, was deine Frau betrifft.

Ja.. natürlich wäre es schwer, aber so wie es jetzt läuft, kann es ja nicht ewig weitergehen, oder?

Nun, der Gedanke von dir sagt eigentlich folgendes:
Du bräuchtest schon einen deutlichen Grund, um mal deine "Ruhe zu haben." Und jetzt mal ehrlich? Selbst ein Autounfall dürfte dich nicht von Vorwürfen ihrerseits befreien, oder?
Du bist nun also schon so in diesem Netz drin, dass du, wenn auch nur kurz, den Gedanken hattest, dir selbst weh zu tun, um im Krankenhaus zu landen. Hauptsache weg, Hauptsache Ruhe. Das ist ein ernstzunehmendes Alarmsignal! Auch wenn du es dann gleich verworfen hast, der Gedanke war da und kam aus dir! Nimm das ernst!
Was genau hindert dich daran, für ein paar Tage frei zu nehmen und irgendwo hin zu fahren, nur du alleine? Beantworte dir die Frage bitte GANZ ehrlich.

Und auch die Therapie solltest du auch nicht wegen "keine Zeit," Vorwürfe" o.Ä. aufschieben. Es geht hier um DIch! Wenn du dich noch kaputt machst, was bleibt dann? Wer bleibt dann für deine Kinder? Bitte bitte... kümmere dich um dich.
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