Ist Tiefenpsychologisch fundierte Therapie besser?

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Kassettenkind
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Ist Tiefenpsychologisch fundierte Therapie besser?

Beitrag von Kassettenkind »

Guten Abend zusammen,

ich habe als Therapie-Angebot nun überwiegend die tiefenpsychologisch fundierte Therapie erhalten.
Ich kenne seit 1995 nur die Verhaltenstherapie und habe die tiefenpsychologisch fundierte Therapie nicht probiert.
Mit der Verhaltenstherapie hatte ich bisher gute Erfahrungen gemacht. Das letzte Mal 2021.
Nun meine Frage an euch, welche Erfahrungen habt ihr mit den verschiedenen Therapien gemacht?
Was hat euch am Besten geholfen?
Nach einem Erstgespräch bei einem männlichen Therapeuten und einer weiblichen Therapeutin (beide tiefenpsych.) bin ich mir noch nicht so sicher, ob ich mal zu einem Mann gehe. Ich hatte bisher als Frau noch nie einen männlichen Psychologen gehabt und weiß auch nicht genau, ob ich mich bei gewissen fraulichen Problemen genug öffnen kann.
Bei dem Mann hätte ich kaum Wartezeit, bei der weiblichen Therapeutin habe ich eine Wartezeit von ca. 1 Jahr.
Ich war heute bei der weiblichen Psychologin und vom Bauchgefühl tendiere ich eher zu ihr.
Diese Therapeutin hat mir viele interessante Dinge zu dieser Therapie erzählt und mir eher zur tiefenpsych. fundierten Therapie geraten, da es mehr den Kern meiner Probleme angehen wird. Viele meiner Konflikte und Spannungen haben wahrscheinlich die Ursache in meiner Kindheit und ich neige zu wiederholen alter festgefahrener Muster. Das klingt für mich auch logisch.
Meine Angst vor dieser Therapie ist nur, dass etwas "Unangenehmes" aufgedeckt wird, was ich irgendwo in eine Ecke verdrängt habe und dass es mir dann schlechter geht.
Eine Verhaltenstherapie könnte ich ab Juli 2024 bei einer anderen Therapeutin beginnen, auf ihrer Warteliste bin ich seit 1,5 Jahren.
Hier stimmt die Chemie auch.

Was meint ihr dazu?

LG Kassettenkind
Ich lerne, das Geräusch meiner Schritte zu lieben, wenn ich mich von Dingen entferne, die nicht für mich gedacht sind.
Gartenkobold
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Re: Ist Tiefenpsychologisch fundierte Therapie besser?

Beitrag von Gartenkobold »

Hallo Kasettenkind,

mit männlichen Therapeuten habe ich die besseren Erfahrungen gemacht, hängt wohl auch vom Übertragungsgeschen in der tPT ab (wenn man dem was abgewinnen kann bzw. daran glaubt). Mit wem hattest Du mehr Konflikte? Mit Deinem Vater oder Deiner Mutter? Bzw. zu wem hattest Du die bessere Beziehung?
Über "gewisse frauliche Probleme" kann ich mit Männern besser reden. Wenn es so Zyklus-Sachen sind...von Männern kommt eher Mitgefühl, obwohl die das logischerweise nicht nachvollziehen können, da sie es von der Biologie her nicht erleben können. Über Themen/Probleme in Verbindung mit Sexualität kann ich erstaunlicherweise mit Therapeuten besser sprechen, zumindest fühle ich mich da mehr verstanden. Ist schwierig zu beschrieben... bei einer Frau habe ich eher den Eindruck sie sieht mein Problem nicht, bei einem Mann habe ich den Eindruck es würde ihn ebenso stören.

LG Gartenkobold
BadewanneVollGeld
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Re: Ist Tiefenpsychologisch fundierte Therapie besser?

Beitrag von BadewanneVollGeld »

Hallo Kassettenkind,

ich fürchte eine einfache Antwort gibt es da nicht. Jede/r Therapeut/in ist anders, jede/r Betroffene ist anders, jede Situation ist anders. Außerdem sagt nach meiner Erfahrung jede/r Therapeut/in, dass ihre Form die geeignetste für den Patienten ist. (Das vorab als Disclaimer bezüglich des Titels)

Meine persönliche Erfahrung:
Ich hatte sowohl einen Mann als Therapeuten (analytische Psychotherapie) als auch eine Frau (Verhaltenstherapie). Mit dem Mann hatte ich eigentlich keine Probleme, die Therapieform hingegen empfand ich als unzureichend für mich. Seine Devise lautete "wenn man erst mal zum Kern vordringt und das Problem versteht, löst es sich von selbst". Nach 5 Jahren Therapie habe ich eingesehen, dass ich mit dieser Therapieform nicht kann, sie ist mir zu passiv und ich kam nicht weiter. Außer in Krisen zu merken "ah, Satz X hat diese und jene Gefühle in mir ausgelöst" hatte ich keine Fortschritte bemerkt.

Obwohl ich bis dahin dachte, dass es für mich kein Problem war, dass der Therapeut männlich war, habe ich in meiner ersten Klinik bemerkt, dass ich mich bei Frauen wohler fühle.
Ein paar Jahre später habe ich dann auch die Therapieform gewechselt und darauf geachtet, dass es eine Frau ist. Die Therapie hat ganz ok funktioniert, zumindest hatte ich das Gefühl mehr Fortschritte zu machen und besser verstanden zu werden. Geheilt hat sie mich jedoch (auch) nicht.

Nachdem keine weiteren Stunden mehr für die Verhaltenstherapie bezahlt wurden, war ich zu drei Vorgesprächen bei einer Therapeutin für tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie. Ihre Zusammenfassung ging in etwa so: "man muss in Begleitung eines Therapeuten noch einmal die Gefühle erleben, die man als Kind hatte, dann löst sich das von alleine".
Mir war auch das wieder zu passiv, sodass ich statt einer Psychotherapie nun eine Ergotherapie mache, wobei ich dazu sagen muss, dass der Fokus dort ein ganz anderer ist. Dort geht es darum, dass ich den Alltag halbwegs gut bewältige. Weder ich noch meine Ergotherapeutin streben eine Heilung an.

Ich glaube jede Therapieform hat ihre Berechtigung, aber nicht jede passt für jeden gleichermaßen. Am besten wäre wohl ausprobieren, wenn das nicht so lange dauern würde und so viel Aufwand wäre...

Übrigens: Während meiner analytischen Psychotherapie hatte ich auch Angst, dass er mir irgendwann sagt ich hätte in meiner Kindheit was ganz schlimmes erlebt und es verdrängt. Das ist ja so das Klischee. Ich kann deine Gefühle da gut nachvollziehen.
Ich habe ihm irgendwann von den Ängsten erzählt und er sagte, es gäbe keine Hinweise auf Verdrängtes.

Ich drücke dir die Daumen, dass du eine Entscheidung treffen kannst.

Viele Grüße
BvG
Suchende2
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Re: Ist Tiefenpsychologisch fundierte Therapie besser?

Beitrag von Suchende2 »

Hallo Kassettenkind,

so einfach kann man das nicht sagen. Ich denke, es hängt ganz stark vom Therapeuten ab.

Meine Langzeittherapie habe ich bei einer Frau, tiefenpsychologisch. Und das ist für mich die richtige Form und das richtige Geschlecht.
Mir fällt es leichter, mein Verhalten zu ändern, wenn ich die Ursachen dafür verstehe. Ich weiß, daß ich etwas verdrängtes habe. Nicht umsonst habe ich einige Jahre meines Kinderlebens komplett aus meinem Gedächtnis gelöscht. Ganz grob weiß ich auch warum. Aber daran waren wir nicht. Zum einem war ich nicht stabil genug dafür und zum anderen waren meine anderen Probleme dringender.
Meine Therapeutin hat mich sehr gut begleitet. Wenn in einer Stunde etwas belastendes aufgerissen wurde, hat sie immer dafür gesorgt, daß ich stabilisiert nach Hause gehe. Auch hatte ich die Möglichkeit, Ihr im Notfall eine Mail zu senden und einmal gab es ein Notfalltelefonat.
Du entscheidest, wie weit Du mit Deinem Therapeuten gehen möchtest.
Sie hat mich durch die ganze schwierige Zeit sehr gut begleitet.
Meine Therapeutin arbeitet nach der "modernen" tiefenpsychologischen Lehre.
Sie ist für mich die richtige Therapeutin und ich bin froh sie zu haben. Mein Bauch hat gleich beim ersten Gespräch festgestellt, daß es mir ihr gut funktionieren kann und mein Bauch hatte recht.

In der Akutklinik wurde nach der reinen tiefenpsychologischen Lehre gearbeitet.
Das funktioniert bei mir nicht so gut. Ich hatte zu meinem Glück wieder eine Therapeutin.
Dort sind auch alte Sachen aufgebrochen (nichts verdrängtes, aber unverarbeitetes). Aber das war o.k. Dafür war ich in der Klinik im geschützten Raum.

In der Tagesklinik wurde vorwiegend verhaltenstherapeutisch gearbeitet. Das war für mich eine sehr gute Ergänzung zu meiner tiefenpsychologischen Therapie. Die Klinik hat mich nachhaltig stabilisiert und dort hatte ich einen Therapeuten für die Einzel. Als ich hörte, daß ich einen Mann habe, habe ich erst einmal geschluckt. Aber der war sehr gut. Allerdings kann ich mir trotz dieser sehr guten Erfahrung nicht vorstellen, einige Themen mit einem Mann zu besprechen. Aber ich weiß, daß viel mehr, als ich dachte, mit einem guten Therapeuten funktioniert.

Dann gehe ich noch privat zu einer Theatertherapeutin aus der Akutklinik.
Diese Therapeutin ist super! Sie hat in der Klinik geschafft, daß jeder von uns irgendwann einmal in sein Trauma gegangen ist und zurück. Das war eine sehr gute Erfahrung. Wir haben sie alle geliebt. Bei ihr ist es wahrscheinlich egal, welche Therapieform sie anbietet. Sie kann einfach sehr gut mit Menschen umgehen, sie verstehen, daß richtige zum richtigen Zeitpunkt anbieten, ...

Ich denke, daß wichtigste ist, daß es zwischen dem Therapeuten / der Therapeutin und Dir gut funktioniert und Du vertrauen kannst.
Nutze die probatorischen Sitzungen aus, um ein Gefühl zu bekommen.

Alles Gute,
Suchende
Kassettenkind
Beiträge: 806
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Re: Ist Tiefenpsychologisch fundierte Therapie besser?

Beitrag von Kassettenkind »

Gartenkobold hat geschrieben: 14. Feb 2024, 00:05 Hallo Kasettenkind,

mit männlichen Therapeuten habe ich die besseren Erfahrungen gemacht, hängt wohl auch vom Übertragungsgeschen in der tPT ab (wenn man dem was abgewinnen kann bzw. daran glaubt). Mit wem hattest Du mehr Konflikte? Mit Deinem Vater oder Deiner Mutter? Bzw. zu wem hattest Du die bessere Beziehung?
Über "gewisse frauliche Probleme" kann ich mit Männern besser reden. Wenn es so Zyklus-Sachen sind...von Männern kommt eher Mitgefühl, obwohl die das logischerweise nicht nachvollziehen können, da sie es von der Biologie her nicht erleben können. Über Themen/Probleme in Verbindung mit Sexualität kann ich erstaunlicherweise mit Therapeuten besser sprechen, zumindest fühle ich mich da mehr verstanden. Ist schwierig zu beschrieben... bei einer Frau habe ich eher den Eindruck sie sieht mein Problem nicht, bei einem Mann habe ich den Eindruck es würde ihn ebenso stören.

LG Gartenkobold
Hallo Gartenkobold,

ok, ich habe eher ein Problem mit meinem Vater. Er war sehr herrisch und manisch depressiv.
Ich habe heute noch Kontakt mit ihm und Frieden mit allem geschlossen. Körperliche Gewalt habe ich nicht erlebt.
Nur wurde ich früher angeschwiegen und es gab auch seitens meiner Mutter und meinem Vater selten eine Geste der Liebe oder Zuneigung.
Ich würde es so beschreiben: Mein inneres Kind hat manchmal noch zu wenig Fürsorge bekommen.
Vielleicht versuche ich es bei dem männlichen Therapeuten.
Er ist übrigens Arzt für Psychosomatische Medizin und tiefenpsychologische fundierte Psychotherapie.
Was ihn sympathisch machte, war ein kleiner Zettel auf seinen Tisch mit den Worten: du bist wichtig und der Grund warum du hier bist und dir Zeit für dich nehmen solltest.
Ein wenig hat mich seine Ausstrahlung an meinen Opa erinnert.
Ob ich unbedingt über Sex mit dem Therapeuten reden möchte...Nee, ich glaube nicht, dass ist auch nicht meine Baustelle.

LG Kassettenkind
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Kassettenkind
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Re: Ist Tiefenpsychologisch fundierte Therapie besser?

Beitrag von Kassettenkind »

Hallo BadewanneVollGeld,

Danke dir für deinen Erfahrungsbericht.

Psychoanalyse wäre für mich auch zu viel.
Ich tendiere wirklich eher zur TP als zur VT. Das wäre mal ein Experiment auch mit dem männlichen Therapeuten.
Manchmal braucht man auch eine Veränderung des Kurses.

Ergotherapie finde ich gut, freut mich, dass du davon profitierst.
In der Reha 2017 war das auch auf meinem Tagesplan. Da durfte ich auch was mit den Händen schaffen (töpfern).

LG Kassettenkind
Zuletzt geändert von Kassettenkind am 14. Feb 2024, 21:49, insgesamt 1-mal geändert.
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Kassettenkind
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Re: Ist Tiefenpsychologisch fundierte Therapie besser?

Beitrag von Kassettenkind »

Hallo Suchende,

wahrscheinlich tendiere ich zur TP.
Nun überlege ich mir noch, ob ich zu der Frau mit Wartezeit gehe oder ganz mutig zu den männlichen Therapeuten gehe.
Es kommt auf einen Versuch drauf an, ich habe nichts zu verlieren.
Mit den meisten Menschen komme ich gut klar und bin ein umgänglicher Typ. Das meinte auch mein Hausarzt, jedenfalls hat er diesen Eindruck von mir ;-)

Theaterpädagogik bzw. Theatertherapie ist ja klasse. Das finde ich spannend.
So ein Angebot gibt es leider nicht.

@Alle: Danke, dass ihr mir ein wenig die Angst vor Unangenehmen aus der Kindheit nehmen konntet. Es muss ja nicht soweit kommen.

LG und euch allen eine gute Zeit
Kassettenkind
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Mayana
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Re: Ist Tiefenpsychologisch fundierte Therapie besser?

Beitrag von Mayana »

Zum Thema jeder Therapeut empfiehlt seine eigene Therapieform: kann ich so nicht bestätigen. Ich hatte bisher nur Verhaltenstherapie, unter anderem weil zwei der drei tiefenpsychologisch arbeitenden Therapeuten, bei denen ich ein Erstgespräch hatte, mir von der Tiefenpsychologie abgeraten haben. Ob das jetzt so gerechtfertigt ist sei mal dahingestellt.
Kassettenkind
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Re: Ist Tiefenpsychologisch fundierte Therapie besser?

Beitrag von Kassettenkind »

Hallo Mayana,

Danke für deine Antwort.
Da ich auch nur Verhaltenstherapie kannte, wurde die TP auch nie zum Thema bisher.
In der Reha 2017 haben sie mir eher zur VT geraten. Das passte damals auch besser zu meinen Krisen, die ich da hatte.
Ich habe heute eher das Gefühl, dass mich festgefahrene Muster und Gedanken/Gefühle ausbremsen und blockieren und mich an meiner Weiterentwicklung hindern. Mein innerer Kritiker spielt dann verrückt und der innere Antreiber ist auch sehr präsent. Daher sollte ich mal eine Kursveränderung wagen ;-)
Ich lerne, das Geräusch meiner Schritte zu lieben, wenn ich mich von Dingen entferne, die nicht für mich gedacht sind.
Senif
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Registriert: 23. Jul 2023, 21:42

Re: Ist Tiefenpsychologisch fundierte Therapie besser?

Beitrag von Senif »

Hallo Kassettenkind,

mir hat TP besser geholfen als VT. Hatte/habe aber auch eine sehr gute tiefenpsychologische Therapeutin in der PIA. Es war wichtig, dass sie sehr wohlwollend war, denn ich war überhaupt nicht kritikfähig. Es hat immer alles so weh getan. Und durch dieses Wohlwollende hat sie es geschafft, dass ich Kritik besser annehmen konnte und so mich selbst auch besser hinterfragen konnte. Meine Glaubenssätze und Einstellungen. Sie brachte mir auch bei, trotz meiner Fehler, mit mir selbst gut umzugehen. Ich hatte aber auch das Problem, dass ich mich immer extrem runtergemacht habe. So konnte ich auch meine Ecken und Kanten gut integrieren und heute ist es ok. Sich selbst wertschätzen lernen, war für mich auch so ein kleiner Meilenstein.
Für mich war der Wechsel damals von VT zu TP genau das richtige.
Ich hatte nie einen Mann als Therapeuten, deshalb kann ich das nicht beurteilen. Heute würde ich das aber auch in Erwägung ziehen.

LG Senif :hello:
Gartenkobold
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Re: Ist Tiefenpsychologisch fundierte Therapie besser?

Beitrag von Gartenkobold »

Hallo Kassettenkind,

keine Ahnung was sich hinter Deiner Umschreibung "gewisse frauliche Probleme" verbirgt.
Manchmal gibt es ja Erlebnisse in Richtung Belästigung, Übergriffe... Daran habe ich dabei gedacht. Mir wurde bestätigt ich wäre nicht die erste Frau, die davon berichtet. Ich glaube noch nicht mal, dass man dafür Traumatherapeut sein muss um so etwas zu hören, sondern dass diese Form der Gewalt leider häufiger vorkommt als gedacht. Mit Therapeutinnen konnte ich nie darüber sprechen weil ich den Eindruck hatte, sie verstehen nicht, dass das auf mein heutiges Leben Auswirkungen hat oder ich hatte den Eindruck mir würde auch noch die Schuld dafür zugeschoben.
Hhm vielleicht ist nach den Erfahrungen mit Deinem Vater eine Therapeutin besser. Es hilft nur Ausprobieren und Du kannst auch nach der Probatorik noch wechseln, wenn es sich später herausstellt. Meistens hilft der aktuelle Therapeut dabei jemand passendes zu finden wenn es eben einfach nicht passt.

Viel Erfolg!
Gartenkobold
Kassettenkind
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Re: Ist Tiefenpsychologisch fundierte Therapie besser?

Beitrag von Kassettenkind »

Senif hat geschrieben: 17. Feb 2024, 09:17 Hallo Kassettenkind,

mir hat TP besser geholfen als VT. Hatte/habe aber auch eine sehr gute tiefenpsychologische Therapeutin in der PIA. Es war wichtig, dass sie sehr wohlwollend war, denn ich war überhaupt nicht kritikfähig. Es hat immer alles so weh getan. Und durch dieses Wohlwollende hat sie es geschafft, dass ich Kritik besser annehmen konnte und so mich selbst auch besser hinterfragen konnte. Meine Glaubenssätze und Einstellungen. Sie brachte mir auch bei, trotz meiner Fehler, mit mir selbst gut umzugehen. Ich hatte aber auch das Problem, dass ich mich immer extrem runtergemacht habe. So konnte ich auch meine Ecken und Kanten gut integrieren und heute ist es ok. Sich selbst wertschätzen lernen, war für mich auch so ein kleiner Meilenstein.
Für mich war der Wechsel damals von VT zu TP genau das richtige.
Ich hatte nie einen Mann als Therapeuten, deshalb kann ich das nicht beurteilen. Heute würde ich das aber auch in Erwägung ziehen.

LG Senif :hello:
Hallo Senif,

Danke für deinen Beitrag.
Das ich wohlwollender mit mir selbst umgehe, ist mir auch wichtig.
Ich bin mit mir selbst immer ein strenger Richter.
Ertappe mich immer wieder in diesem Muster.
Vermutlich werde ich ab nächsten Jahr die weibliche Therapeutin nehmen.
Ich habe gerade heute einen positiven Bescheid über eine ambulante Reha (Burnout und Stressprävention) bekommen. Da ist eine psychologische Betreuung mit Rehasport dabei.
Wenn ich dann noch eine wöchentliche Psychotherapie dazu mache, wird mir das zu viel.
Die Rehamaßnahme dauert ca. 6 Monate.

LG Kassettenkind
Ich lerne, das Geräusch meiner Schritte zu lieben, wenn ich mich von Dingen entferne, die nicht für mich gedacht sind.
Kassettenkind
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Re: Ist Tiefenpsychologisch fundierte Therapie besser?

Beitrag von Kassettenkind »

Hallo Gartenkobold,

also frauliche Probleme sind für mich, Stimmungsschwankungen, PMS und auch andere psychosomatische Beschwerden, die mit "Frau-sein" zu tun haben.
Eine Art Missbrauch oder ausnutzen habe ich mal bei einem männlichen Frauenarzt erlebt (ist ca. 8-10 Jahre her).
Da war ich definitiv zu lange auf dem Stuhl und ich hatte ein komisches Gefühl hinterher und ich habe mich schmutzig gefühlt.
Hinterher habe ich erfahren, dass er 2-3 Anzeigen von jungen Frauen bekommen hat, da er angeblich anzügliche Sachen während der Behandlung gemacht hat. Es war damals auch keine Arzthelferin dabei...
Von dieser Geschichte wurde auch in der Presse berichtet und es ging vor's Gericht. Das Schlimme, dieser Frauenarzt darf bis heute in seinem Job arbeiten :o
Das hatte ich bis vor kurzem noch verdrängt.

Ansonsten gehe ich davon aus, dass der männliche Psychologe seine Machtsituation nicht ausnutzt.

Da sich für mich jetzt eine andere Option über eine ambulante Reha ergeben hat, werde ich dann nächstes Jahr bei der weiblichen Therapeutin beginnen.
Dir auch alles Gute!

LG Kassettenkind
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Gartenkobold
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Re: Ist Tiefenpsychologisch fundierte Therapie besser?

Beitrag von Gartenkobold »

Hallo Kasettenkind,

das ist ja gruselig, mir stellen sich die Haare auf!
PMS usw. da habe ich auch Probleme damit. Eine Therapeutin meinte das wäre biologisch und bei biologischen/körperlichen Problemen könne sie als Psychotherapeutin nichts machen. Mit Therapeuten habe ich darüber wenig gesprochen, bin aber gefragt worden ob es mir zu bestimmten Zeiten schlechter geht. Ja dann und dann... das würden viele berichten.
Ich habe mir eine Gynäkologin gesucht, die psychische Erkrankungen behandelt. Eine Lösung außer verschiedenen hormonellen Behandlungsmethoden scheint es dort nicht zu geben (verschiedene Pillen, Nuva-Ring, Hormon-Spirale, ADs). Ich bin noch am ausprobieren was mir am ehesten hilft und ganz zufrieden, es ist besser geworden.
Viel Erfolg für Deine Reha.

LG Gartenkobold
Kassettenkind
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Re: Ist Tiefenpsychologisch fundierte Therapie besser?

Beitrag von Kassettenkind »

Hallo Gartenkobold,

ja, Danke wegen der ambulanten Reha. Bin gespannt, dieses Modell gibt es noch nicht so lange.

Ich habe genau wie du auch eine Gynäkologin seit diesem Vorfall. Diese Frauenärztin kannte meinen alten Frauenarzt und war darüber natürlich genauso entsetzt wie ich. Sie war sogar auf der selben Uni...
Es ist übrigens von 2013 bis 2014 passiert mit diesen Anzeigen gegen meinen ehemaligen Frauenarzt. Gestern Abend habe ich noch mal "gegoogelt".
Er hatte eine Gemeinschaftspraxis, seine damalige Frau war auch Gynäkologin. Ich habe jetzt heraus gefunden, dass dieser Frauenarzt aus der Nähe von Bremen nicht mehr praktiziert, nur noch seine Frau.
Es gab laut regionaler Presse eine Bewährungsstrafe von einem Jahr und ob er seine Approbation verlieren sollte, darüber sollte entschieden werden.
Jedenfalls gab es einen "Riesen Shit-Storm" seitens digitaler Medien, was wahrscheinlich dazu geführt hat, dass er sowieso nicht mehr arbeiten konnte.
Das ist schon sehr schockierend alles.

Hormone kann ich leider gar nicht vertragen. Davon habe ich Sehstörungen, Migräne und Übelkeit bekommen.
Gegen die Wechseljahre helfen mir Mönchspfeffer und Yamswurzel.

Freut mich, dass du zufrieden bist bezüglich der Behandlung deiner fraulichen Beschwerden.

Meine Frauenärztin ist auch ganz ok. Sie behandelt nur direkt keine psychische Beschwerden. Man kann mit ihr aber über gewissen seelische Beschwerden sprechen.

Einen schönen Sonntag.

LG Kassettenkind
Ich lerne, das Geräusch meiner Schritte zu lieben, wenn ich mich von Dingen entferne, die nicht für mich gedacht sind.
BadewanneVollGeld
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Re: Ist Tiefenpsychologisch fundierte Therapie besser?

Beitrag von BadewanneVollGeld »

Hallo Kassettenkind,

Glückwunsch zum positiven Reha-Bescheid und es freut mich zu hören, dass du eine Entscheidung treffen konntest.

@Mayana
Freut mich zu hören, dass es auch Therapeuten gibt, die die Grenzen ihrer Therapieform kennen und auch mal andere Formen empfehlen!

LG
BvG
Kassettenkind
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Re: Ist Tiefenpsychologisch fundierte Therapie besser?

Beitrag von Kassettenkind »

Hallo BvG,

Danke Dir. Nun warte ich auf die Post der Reha-Einrichtung.

LG :-)
Ich lerne, das Geräusch meiner Schritte zu lieben, wenn ich mich von Dingen entferne, die nicht für mich gedacht sind.
Kassettenkind
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Re: Ist Tiefenpsychologisch fundierte Therapie besser?

Beitrag von Kassettenkind »

Hallo zusammen,

ich habe mich für die tiefenpsychologisch fundierte Therapie bei der Frau in meinem Wohnort entschieden.
Ende April bin ich wieder bei ihr. Wie ich sie verstanden habe, wird ein Therapieplatz ab Januar 2025 frei und ich kann dieses Jahr ca. alle 3 Monate zu probatorischen Sitzungen über die Versichertenkarte gehen.
Bei dem Mann der Psychotherapie (TP) macht, habe ich beim zweiten Gespräch gesagt, dass ich mich auf Dauer nicht so gut öffnen kann bei einem männlichen Therapeuten.
Das konnte der Therapeut nachvollziehen.

LG Kassettenkind

Ich habe jetzt ein positives Gefühl bezüglich meiner Entscheidung.
Ich lerne, das Geräusch meiner Schritte zu lieben, wenn ich mich von Dingen entferne, die nicht für mich gedacht sind.
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