Hilfe; Abbruch tagesklinische Therapie?

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crownupguy
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Registriert: 22. Sep 2016, 11:55

Hilfe; Abbruch tagesklinische Therapie?

Beitrag von crownupguy »

Hallo zusammen,

Ich habe ein Problem, für das ich keine Lösung finde.

Ich befinde mich aktuell in einer tagesklinischen Behandlung, welche ich innerlich zutiefst ablehne.

Zum Hintergrund: Ich habe mich Mitte November 2023 in eine stationäre Behandlung in einem psychiatrischen Krankenhaus begeben, weil ich einfach nicht mehr weiter wusste. Ich hatte mich zu dem Zeitpunkt sozial vollständig isoliert, hatte keinen Job (kurz vorher Studium abgeschlossen) und auch sonst keine wirkliche Tagesstruktur, also eigentlich gar nichts mehr.

Als ich mich dann bei der Klinik in einem Vorgespräch vorgestellt hatte, wurden bei mir durch die Möglichkeit zum Einsatz eines neuen Medikaments Hoffnungen geweckt (Spravato/Ketamin), wo hingegen ich eigentlich zu dem Zeitpunkt schon innerlich mit dem Thema Psychotherapie abgeschlossen hatte, weil Therapien in der Vergangenheit nie wirklich etwas in mir geändert hatten und mich deshalb eher frustriert haben.

Ich hatte auch am Anfang der Therapie bei meiner behandelnden Therapeutin durchblicken lassen, dass ich meine Hoffnungen in aller erster Linie auf die richtige medikamentöse Einstellung stütze und weniger auf die Psychotherapie.

Die ersten Wochen der stationären Therapie waren soweit sehr erkenntnisreich, weil ich durch die Behandlung mit dem neuen Medikament, immer in rauschartige Zustände versetzt wurde, die mir einen Zugang zu einzelnen verdrängten und/oder unbewussten Inhalten gegeben haben, die dann im Nachgang psychotherapeutisch auch aufgerarbeitet werden konnten. Zeitgleich war ich extrem motiviert, alles in meiner Macht stehende zu unternehmen, um psychisch wieder gesund zu werden. In der Zeit habe ich dann auch mit dem Rauchen und Trinken von Kaffee aufgehört, um meine Psyche möglichst wenig zu beeinflussen.

Irgendwann aber haben meine Therapeutin und ich uns dazu entschieden, das Medikament nicht weiter einzusetzen, weil es gegen meine Depression selbst grundsätzlich keine Wirkung gezeigt hat.

Und ab diesem Zeitpunkt wurde die stationäre Behandlung für mich dann auch irgendwann recht unangenehm.
Ich habe von Anfang an immer wieder den Behandlungsverlauf in Frage gestellt, weil ich immer wieder den "roten Faden" der Therapie verloren habe.
Dann hatte ich auch grundsätzlich etwas Angst vor meiner Therapeutin, weil sie sehr selbstbewusst und - zumindest für mich - auch etwas dominant aufgetreten ist, sodass ich einige Schwierigkeiten hatte, mich ihr richtig zu öffnen.

Nach einem Klärungsgespräch, in der ich ihr gegenüber kommuniziert habe, was ich in der Therapie nicht gut finde, schien wieder alles gut zu sein.
Als ich dann aber in der nächsten Therapiestunde bei ihr saß hatte ich zu diesem Zeitpunkt - nach 9 Wochen stationärer Behandlung - einfach überhaupt keine Lust mehr, mit meiner Therapeutin zusammenzuarbeiten, weil ich mich oft einfach unverstanden & kleingemacht gefühlt habe & auch das klärende Gespräch an meinem grundlegenden Gefühl nichts geändert hat.

Dies hatte dann im Ergebnis zur Folge, dass ich die Therapie auf eigenen Wunsch pausiert habe & wir die Absprache getroffen haben, dass ich nach Ablauf der Pause mit einer anderen Therapeutin im stationären Bereich nochmal neu starten könnte.

Und jetzt wird es langsam kompliziert: Vor einigen Wochen wurde ich dann also wieder stationär aufgenommen und hatte schon als ich angekommen bin das Gefühl, komplett im falschen Film zu sein. Ich wollte die Menschen dort nicht sehen, mich hat das Therapieangebot zunehmend genervt.
Dieser Eindruck hat sich in den folgenden 2 Wochen nicht geändert, auch weil es mir sehr schwer gefallen ist, mit einer anderen Therapeutin noch einmal von vorne zu beginnen (was ich ja selbst so wollte) und nach den ersten 9 Wochen ehrlich gesagt auch keine innere Bereitschaft und Kraft meinerseits vorhanden war, mich noch einmal tiefgehend mit mir selbst als Person auseinanderzusetzen.

Also habe ich die folgenden 2 Wochen während dem Aufenthalt jeden Tag darüber nachgedacht, wie ich dieses Dilemma auflösen kann.
Mein Gedanke war eigentlich immer nur, dass ich dort absolut nicht sein möchte und mich innerlich total dagegen sträube, gleichwohl wissend, dass meine Lebensumstände zuhause (Kein Job, Single, keine Struktur, soziale Isolation) auch sehr sehr schnell dazu führen, dass ich wieder depressiv werde. Also war das für mich so gesehen ein Nullsummenspiel: Bleibe ich in der Klinik, werde ich wieder depressiv (mir ging es zu dem Zeitpunkt ein ganzes Stück besser als jetzt), gehe ich nachhause, wo absolut nichts auf mich wartet, werde ich auch depressiv.

Im Ergebnis hatte ich mich dann vor gut 1 1/2 Wochen für einen Kompromiss entschieden, um die Therapie nicht gleich komplett abzubrechen und der Sache noch eine Chance zu geben:
Ich bin wieder zurück zur ersten Therapeutin gewechselt und habe mich für eine Fortsetzung der Therapie in tagesklinischer Behandlung entschieden, weil ich dachte, dass wäre eine gute Zwischenlösung, um zuhause wieder in meinen Alltag reinzukommen und bis zum Ende der Therapie einige organisatorische Dinge zu erledigen (Bürgergeld, Berufsorientierung).

Jetzt bin ich seit heute in tagesklinischer Behandlung und finde es immer noch absolut zum kotzen.
Mittlerweile bin ich ironischerweise auch wieder so depressiv, dass ich nichts spüre, mich in Medien flüchte, morgens nicht aufstehen will, Dinge vergesse, mich an nichts mehr erfreuen kann, tiefe Niedergeschlagenheit & Hoffnungslosigkeit empfinde, auch innerhalb der Klinik sozialen Kontakten immer mehr aus dem Weg gehe und mich sogar zwischenzeitlich auf's Klo flüchte, weil ich es einfach nicht mehr aushalte, dort zu sein.
In Gesprächen mit meiner Therapeutin oder dem Personal vor Ort komme ich mir mittlerweile vor, wie ein Schauspieler, weil ich eigentlich überhaupt nicht dort sein möchte, aber mich auch nicht traue, das klar zu äußern.
Ich hatte zwar schon Bedenken geäußert im Hinblick auf meine mangelnde Bereitschaft, die Therapie fortzuführen, aber seitens der Therapeuten wurde immer wieder die Vermutung geäußert, es könne sich um eine Flucht oder Vermeidung handeln, um mich nicht mit meinen Problemen auseinandersetzen zu müssen.

Dazu kommt auch noch, dass ich ganz grundlegend enorme Schwierigkeiten habe, mich gegenüber Therapeuten zu öffnen & mich dann zusätzlich unter Druck setze & oft das Gefühl habe, das Therapie bei mir einfach aussichtlos ist, weil es egal ist, was ich erzähle, es ändert sich nichts.
Kognitiv bin ich mir (einige) meiner Probleme durchaus bewusst, zu einer Lösung führt das alleine leider aber auch nicht.

Ich bin einfach so verzweifelt und quäle mich selbst seit ein paar Wochen so stark, dass ich ernsthaft überlege, morgen die tagesklinische Therapie abzubrechen. Ich habe einfach keine Lust mehr & weiß zwar, dass ich irgendwann mit großer Sicherheit noch einmal an mir arbeiten (muss bzw. hoffentlich dann möchte), aber ich habe einfach keine Kraft mehr, und außerdem sind meine innere Widerstände einfach riesig, sodass Erinnerungen an meine Kindheit besispielsweise, sowieso nur bruchstückhaft auftreten, aber dann auch ganz schnell wieder das Thema gedanklich "zugemacht" wird.

Ich weiß selber nicht so recht, welche Art von Feedback ich mir von Euch erhoffe, aber ich musste das einfach mal runterschreiben.

Vielleicht hat ja eine Person einen Gedanken dazu.

Danke schonmal für's Lesen.
Jules79
Beiträge: 51
Registriert: 11. Mär 2024, 17:48

Re: Hilfe; Abbruch tagesklinische Therapie?

Beitrag von Jules79 »

Mach dich nicht fertig. Mir haben meine drei Therapien in Bezug auf die Schlafstörungen auch nichts gebracht. Null. Nada. Nix. Wie sieht es mit deinen Medikamenten aus? Verändern die was?
crownupguy
Beiträge: 6
Registriert: 22. Sep 2016, 11:55

Re: Hilfe; Abbruch tagesklinische Therapie?

Beitrag von crownupguy »

Ich bekomme jetzt eine etwas andere Medikation und habe schon den Eindruck, dass das insgesamt besser hilft. Außerdem habe ich in der Klinik mit Skills angefangen, was im Einzelfall auch sehr hilfreich sein kann. Aber danke für deine Rückmeldung :hello:
DieNeue
Beiträge: 5339
Registriert: 16. Mai 2016, 22:12

Re: Hilfe; Abbruch tagesklinische Therapie?

Beitrag von DieNeue »

Hallo crownupguy,

also erstmal finde ich es nicht verwerflich, dass du nach 9 Wochen stationärer Therapie keine Lust mehr auf nochmal einen (teil-)stationären Aufenthalt hast. 9 Wochen sind ja nicht wenig und irgendwann reicht es einem dann auch.
Ob es Flucht oder Vermeidung sein könnte, das sollte man grundsätzlich schon mal überlegen. Aber nur weil Therapeuten das sagen, heißt es noch lange nicht, dass das auch so ist. Ich denke, du kennst dich immer noch am besten. Grundsätzlich bist du ja bereit was zu tun.
Dass es mit der Therapeutin nicht gut gepasst hat, ist auch etwas, das bedenklich ist. Ich habe mich auch zweimal mit einer Therapeutin in der Klinik rumgequält, mit der ich nicht klarkam. Ich habe das auch eher so gesehen, dass das eine Herausforderung ist, trotzdem die Gespräche mit ihr zu machen, aber die "Therapie" hat mir nichts gebracht, eher geschadet. Ich bin mittlerweile der Meinung, dass es wirklich passen muss mit dem/der Therapeuten/Therapeutin, sonst funktioniert die Therapie nicht. Da würde ich mittlerweile sehr auf mein Bauchgefühl hören und wenn ich da ein schlechtes Gefühl hätte, würde ich die Therapie dort nicht machen.

Vielleicht ist es jetzt gerade einfach nicht der richtige Zeitpunkt. Du hast ja trotz allem was gelernt, da du schreibst, du hast Skills gelernt und wendest die an. Vielleicht ist es an der Zeit, wieder deinen Alltag anzufangen und das gelernte umzusetzen. Eine Therapie kannst du später auch nochmal machen, wenn dir mehr danach ist.
Bei mir in der stationären Klinik war auch ein Patient, der quasi in Etappen in der Klinik war. Ein paar Monate Klinik, dann wieder zuhause, um das Gelernte anzuwenden und nach einem Jahr dann nochmal ein Aufenthalt, um den nächsten Schritt zu gehen. Ich finde, wenn es nicht nötig ist, muss man auch nicht zwanghaft in der Kindheit rumstochern. Wenn du so klarkommst und das für dich gut wegpacken kannst, ist das doch okay.

Du kannst dir ja noch ein, zwei Tage Zeit geben, um es noch zu probieren. Manchmal ist es ja nur am Anfang so blöd. Wenn es dich auf Dauer dort nur ankotzt, kannst du immer noch aufhören. Hat die Tagesklinik denn die gleichen Therapieangebote und die gleichen Therapeuten wie stationär oder ist die anders?

Wenn du eh vorhast, die Tagesklinik nur als Überbrückung zu nutzen, vielleicht hilft es dir, das ganze auch nicht so "ernst" zu nehmen. Das ganze eher als Tagesstruktur zu nutzen, als jetzt nochmal total in die Tiefe zu gehen. Vielleicht kannst du dort Pläne erarbeiten, wie du zuhause besser klarkommst, wie du dich beruflich orientieren könntest, wie du Vorstellungsgespräche hinkriegst usw. Also eher für praktische Sachen nutzen als für tiefgründige Therapie.

Welche Therapien hast du denn vorher schon gemacht?

Liebe Grüße,
DieNeue
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