Hallo ihr Lieben,
ich habe seit Januar erkannt, dass ich schon seit Anfang 2022 an einer stark ausgeprägten Depression erkrankt bin und seitdem auch schon (zum Glück) einige Fortschritte in der Symptomatik gemacht. Dennoch habe ich immer noch mit denselben Symptomen wie zu Beginn zu kämpfen (nur in abgeschwächter Form), die oft gar nicht so richtig zu dem passen, was viele andere von Euch hier im Forum beschreiben:
-Vorab: Mein Antrieb ist eigentlich normal, ich habe nicht das Gefühl, den ganzen Tag müde und kraftlos zu sein oder den ganzen Tag im BEtt liegen zu müssen. Am belesensten nehme ich stattdessen mein gestörtes Denken wahr: Da ist so ein Druckgefühl im Kopf (so wie ein dunkler Nebel), der alles um mich herum bedrohlich wirken lässt und alle Aufgaben als unüberwindbaren Hürden erscheinen lassen. Wenn ich morgens aufwache, richtet sich meine Aufmerksamkeit direkt auf diesen Nebel im Kopf und das bleibt dann meist den ganzen Tag so.
- D.h. ich denke den ganzen Tag meistens an die Symptomatik und daran, wie komisch fremd sich alles anfühlt und dadurch steigt wiederum die Angst vor der Erkrankung und mein Grübeln beginnt. So passiert es mir nicht selten, dass ich dann versuche meinen Alltag "normal" zu beginnen, aber stattdessen - ohne es bewusst zu merken - in einen Strudel des GRübelns über die Erkrankung treibe, der mich nur so "umherirren" lässt. Ich irre von einem Ort zum anderen tagsüber, kann dabei zwar einzelne Dinge erledigen, aber bin eben überhaupt nicht mit der Aufmerksamkeit bei dem was ich gerade mache. So kommt es dann auch z.B. vor, dass ich mich an Dinge nicht erinnern kann oder Situationen, die passiert sind nicht so intensiv erlebe wie gesunde Menschen.
Wenn ich dann z.B. in der Uni ein Gespräch mit einem Dozenten führen muss, dann fühlt es sich so an, als würde ich aus meinem "Grübeltraum" überraschend geweckt werden und es fällt mir dann sehr schwer mich auf das Gespräch einzulassen. Dabei dreht sich alles und ich habe Schwindel.
- Besonders belastend ist damit verbunden auch das Gefühl, sich selbst nicht richtig wahrzunehmen und zu spüren. Man ist nicht man selbst, weil die negativen Gedanken einen im GRiff haben.
Hat jemand ähnliche Symptomatik erlebt und möchte darüber berichten? Ich würde mich sehr freuen.
Vielen Dank schon mal und ganz liebe Grüße.
Moritz
Kennt ihr das auch von euren Depressionen?
Re: Kennt ihr das auch von euren Depressionen?
Hallo Moritz.
Hab dir ne PN geschickt.
Ich kenne das, das ich mich nicht auf Gespräche konzentrieren kann. Ich hatte teilweise auch hinterher keine Ahnung um was es überhaupt ging in dem Gespräch. Oder wann das Gespräch war und ob es das gab...
Auch bin ich nie im Bett geblieben. Meine Therapeutin sagte das ich eine sehr hohe Selbstdisziplin hätte, wahrscheinlich weil ich immer funktioniert habe.
Hab viel im Haushalt gemacht, aber wie du sagst, ohne die nötige Aufmerksamkeit. Deshalb die Unzufriedenheit, ich konnte mich abends nicht mehr erinnern was ich den ganzen Tag gemacht habe.
Ich habe viel angefangen zu erledigen, konnte mich nicht drauf konzentrieren und hab das nächste angefangen...somit wurde das Choas nur größer... Da hat mir eine To-Do Liste geholfen. Jedfn Tag ein bisschen. Da gehören aber auch positive Dinge drauf. Z.B. Die Tasse Cappuccino wirklich genießen in der Sonne. Nicht nur achtlos austrinken. Den Duft wahrnehmen, den Geschmack, die Wärme... all die kleinen Dinge, die man für Selbstverständlich hält.
Sie sind nicht selbstverständlich.
Liebe Grüße
Mario
Hab dir ne PN geschickt.
Ich kenne das, das ich mich nicht auf Gespräche konzentrieren kann. Ich hatte teilweise auch hinterher keine Ahnung um was es überhaupt ging in dem Gespräch. Oder wann das Gespräch war und ob es das gab...
Auch bin ich nie im Bett geblieben. Meine Therapeutin sagte das ich eine sehr hohe Selbstdisziplin hätte, wahrscheinlich weil ich immer funktioniert habe.
Hab viel im Haushalt gemacht, aber wie du sagst, ohne die nötige Aufmerksamkeit. Deshalb die Unzufriedenheit, ich konnte mich abends nicht mehr erinnern was ich den ganzen Tag gemacht habe.
Ich habe viel angefangen zu erledigen, konnte mich nicht drauf konzentrieren und hab das nächste angefangen...somit wurde das Choas nur größer... Da hat mir eine To-Do Liste geholfen. Jedfn Tag ein bisschen. Da gehören aber auch positive Dinge drauf. Z.B. Die Tasse Cappuccino wirklich genießen in der Sonne. Nicht nur achtlos austrinken. Den Duft wahrnehmen, den Geschmack, die Wärme... all die kleinen Dinge, die man für Selbstverständlich hält.
Sie sind nicht selbstverständlich.
Liebe Grüße
Mario
"Du darfst nicht alles Glauben,was Du denkst." Alexander Bojcan
Re: Kennt ihr das auch von euren Depressionen?
Hallo Moritz,
dieses Gefühl, nicht man selbst zu sein, habe ich im Moment auch. Du beschreibst es auch treffend, dass sich die Umgebung fremd und bedrohlich anfühlt.
In einer früheren Depression war es besonders schlimm, ich hatte das Gefühl, in einem Traum zu sein. Man sagte mir, dieses Empfinden nennt man Derealisation. Es war sehr quälend, verschwand aber nach dem Ende der Depression wieder.
Bei mir ist es auch so, dass sich Aufgaben, die zu erledigen sind, sich wie ein Berg anfühlen, der nicht zu erklimmen ist. Wenn ich eine Aufgabe dann erledigt habe, habe ich ein gutes Gefühl.
Die Unkonzentriertheit und das Grübeln sind leider typische Krankheitssymptome. Mein sonst gutes Gedächtnis ist wie ein Sieb. Ich höre manchmal gar nicht, was mir gesagt wird.
Gegen das Grübeln hilft mir, mich auf das Atmen zu konzentrieren und mir zu sagen, dass ich meinen Gedanken („Ich werde nie wieder gesund“) nicht glauben sollte.
Auch Bewegung draußen unterbricht das Grübeln. Oft sage ich mir laut vor: „Es geht vorbei, es geht vorbei“. Gut, dass ich meistens unseren Hund dabei habe, sonst würden manche Leute vielleicht merkwürdig gucken. Leider klappt das alles nicht immer.
Liebe Grüße
Kada
dieses Gefühl, nicht man selbst zu sein, habe ich im Moment auch. Du beschreibst es auch treffend, dass sich die Umgebung fremd und bedrohlich anfühlt.
In einer früheren Depression war es besonders schlimm, ich hatte das Gefühl, in einem Traum zu sein. Man sagte mir, dieses Empfinden nennt man Derealisation. Es war sehr quälend, verschwand aber nach dem Ende der Depression wieder.
Bei mir ist es auch so, dass sich Aufgaben, die zu erledigen sind, sich wie ein Berg anfühlen, der nicht zu erklimmen ist. Wenn ich eine Aufgabe dann erledigt habe, habe ich ein gutes Gefühl.
Die Unkonzentriertheit und das Grübeln sind leider typische Krankheitssymptome. Mein sonst gutes Gedächtnis ist wie ein Sieb. Ich höre manchmal gar nicht, was mir gesagt wird.
Gegen das Grübeln hilft mir, mich auf das Atmen zu konzentrieren und mir zu sagen, dass ich meinen Gedanken („Ich werde nie wieder gesund“) nicht glauben sollte.
Auch Bewegung draußen unterbricht das Grübeln. Oft sage ich mir laut vor: „Es geht vorbei, es geht vorbei“. Gut, dass ich meistens unseren Hund dabei habe, sonst würden manche Leute vielleicht merkwürdig gucken. Leider klappt das alles nicht immer.
Liebe Grüße
Kada
Re: Kennt ihr das auch von euren Depressionen?
Hallo Moritz, dieses Gefühl mit dem Druck oder Schwindel im Kopf kenne ich auch gut. Ich habe zur Zeit meine zweite Depression, diese ist 20 Jahre nach der ersten im Mai ausgebrochen. Da die letzte 20 Jahre her ist, habe ich die Vorzeichen nicht erkannt oder verdrängt. Bei mir sind das auch Kopfdruck und Schwindel. Die habe ich auch schon seit Ende letzten Jahres. Und die hatte ich auch vor 20 Jahren, da auch vor und nach den ganz schlimmen Phasen. Vor 20 Jahren sind die dann endgültig durch eine Gesprächs-Therapie. Insgesamt hatte ich ca. 12 bis 18 Monate mit allem zu tun. Auch wenn ich jetzt wieder erkrankt bin, kann ich sagen, das auch dieser fast täglicher Kopfdruck auch irgendwann vorbei geht.
Ich habe auch nicht die typischen Begleiterscheinungen während des Kopfdrucks. Ich hatte aber vor einer Woche einen Rückfall, der dann mit den Begleiterscheinungen wie Antriebslosigkeit usw. Umgehauen hat. Das komische, der Kopfdruck ist dann aber verschwunden. Ist das bei Dir auch so ?
Was aber klar ist, mit dem Kopfdruck lässt sich viel besser leben, als mit einem Rückfall
Gruß
Ralf
Wünsche Euch allen gute Besserung und eine hoffentlich schnelle Genesung
Ich habe auch nicht die typischen Begleiterscheinungen während des Kopfdrucks. Ich hatte aber vor einer Woche einen Rückfall, der dann mit den Begleiterscheinungen wie Antriebslosigkeit usw. Umgehauen hat. Das komische, der Kopfdruck ist dann aber verschwunden. Ist das bei Dir auch so ?
Was aber klar ist, mit dem Kopfdruck lässt sich viel besser leben, als mit einem Rückfall
Gruß
Ralf
Wünsche Euch allen gute Besserung und eine hoffentlich schnelle Genesung
Re: Kennt ihr das auch von euren Depressionen?
Hi Moritz,moritzzz hat geschrieben: ↑16. Aug 2023, 14:47 Hallo ihr Lieben,
ich habe seit Januar erkannt, dass ich schon seit Anfang 2022 an einer stark ausgeprägten Depression erkrankt bin und seitdem auch schon (zum Glück) einige Fortschritte in der Symptomatik gemacht. Dennoch habe ich immer noch mit denselben Symptomen wie zu Beginn zu kämpfen (nur in abgeschwächter Form), die oft gar nicht so richtig zu dem passen, was viele andere von Euch hier im Forum beschreiben:
-Vorab: Mein Antrieb ist eigentlich normal, ich habe nicht das Gefühl, den ganzen Tag müde und kraftlos zu sein oder den ganzen Tag im BEtt liegen zu müssen. Am belesensten nehme ich stattdessen mein gestörtes Denken wahr: Da ist so ein Druckgefühl im Kopf (so wie ein dunkler Nebel), der alles um mich herum bedrohlich wirken lässt und alle Aufgaben als unüberwindbaren Hürden erscheinen lassen. Wenn ich morgens aufwache, richtet sich meine Aufmerksamkeit direkt auf diesen Nebel im Kopf und das bleibt dann meist den ganzen Tag so.
- D.h. ich denke den ganzen Tag meistens an die Symptomatik und daran, wie komisch fremd sich alles anfühlt und dadurch steigt wiederum die Angst vor der Erkrankung und mein Grübeln beginnt. So passiert es mir nicht selten, dass ich dann versuche meinen Alltag "normal" zu beginnen, aber stattdessen - ohne es bewusst zu merken - in einen Strudel des GRübelns über die Erkrankung treibe, der mich nur so "umherirren" lässt. Ich irre von einem Ort zum anderen tagsüber, kann dabei zwar einzelne Dinge erledigen, aber bin eben überhaupt nicht mit der Aufmerksamkeit bei dem was ich gerade mache. So kommt es dann auch z.B. vor, dass ich mich an Dinge nicht erinnern kann oder Situationen, die passiert sind nicht so intensiv erlebe wie gesunde Menschen.
Wenn ich dann z.B. in der Uni ein Gespräch mit einem Dozenten führen muss, dann fühlt es sich so an, als würde ich aus meinem "Grübeltraum" überraschend geweckt werden und es fällt mir dann sehr schwer mich auf das Gespräch einzulassen. Dabei dreht sich alles und ich habe Schwindel.
- Besonders belastend ist damit verbunden auch das Gefühl, sich selbst nicht richtig wahrzunehmen und zu spüren. Man ist nicht man selbst, weil die negativen Gedanken einen im GRiff haben.
Hat jemand ähnliche Symptomatik erlebt und möchte darüber berichten? Ich würde mich sehr freuen.
Vielen Dank schon mal und ganz liebe Grüße.
Moritz
ich habe haargenau das gleiche Problem wie du von den Symptomen her; der Text hätte von mir stammen können...
Ich stehe mit einer Behandlung noch relativ am Anfang bzw. habe noch gar nicht begonnen. Kannst du mir eventuell sagen, was dir geholfen hat und wie es dir heute geht? Auch gerne per PN.
Danke & liebe Grüße
Re: Kennt ihr das auch von euren Depressionen?
Das alle Aufgaben wie unüberwindbare Hürden scheinen, geht mir auch so.