Angst vor Depression

[Narami]

Hallo,
ich bin neu im Forum und möchte mich kurz vorstellen. Ich weiß nicht, ob das die richtige Stelle im Forum ist. Wenn nicht, darf der Beitrag gern verschoben werden.
Ich bin 39 Jahre und habe seit einigen Jahren die Diagnosen "rezidivierende depressive Störung" und "Schmerzstörung mit somatischen und psychischen Faktoren". Außerdem habe ich chronische Schlafstörungen, war aber seit einiger Zeit mit "Trimipramin" (50 mg) ganz gut eingestellt. Auch sonst kam ich ganz gut mit allem klar. Ich hatte im September 2021 dann trotzdem auf Anraten der Schmerztagesklinik eine Psychotherapie begonnen. Die Termine fanden von Beginn an nur aller 3- 4 Wochen statt.
Seit einiger Zeit schon fühle ich mich oft sehr gereizt, leicht überfordert, habe Konzentrationsprobleme und schlafe schlechter. Ich habe das ein Stück weit darauf geschoben, dass ich schon vorzeitig in den Wechseljahren bin und habe vor ca. 3 Monaten mit einer biodidentischen Hormontherapie begonnen.
Außerdem bin ich mit meiner Arbeitsstelle zunehmend unzufriedener. Bewerbe mich auf andere Stellen, bisher hat aber nichts geklappt.
Vor ca. 3 Wochen fühle ich mich psychisch wieder schlechter, mir ist alles zu viel, würde mich am liebsten in ein Mauseloch verkriechen und ich weine jeden Tag.
Ich habe Angst, bald wieder in eine depressive Episode zu rutschen. Das habe ich diese Woche in der Therapiestunde auch angesprochen, habe mich damit aber nicht ernstgenommen gefühlt.
Ich hoffe, hier Austausch mit Gleichgesinnten und Anregungen, wie ich mir selbst helfen kann, zu finden.
Liebe Grüße

[hundethomas]

liebe Narami,

erstmal dir ein herzliches Willkommen hier im Forum. Oh es gibt Zeiten, da kommt echt alles zusammen im Leben. Und wir werden immer unzufriedener, nichts scheint mehr zu klappen. DU und diese Unzufriedenheit hat auch Einfluss auf unsere Beziehung zu anderen Menschen.

Wir sehen alles nur noch negativ, und beurteilen alles nur noch negativ....................
Das kenne ich auch aus meinem Leben. Oft liegt es an uns selbst, und nicht nur an anderen Menschen. Für mich ist die Winterzeit in meiner Depression auch sehr schwierig.

Oft bin ich da wie ein Fass ohne Boden, habe zu große Erwartungen an andere Menschen.

Wir fühlen uns zu kurz gekommen im Leben. Und da darfst du deinen ganzen Frust, alle deine Enttäuschungen hier raus lassen. Wir Menschen mit Depression können das verstehen......

Der eine findet in der Depression nicht genug Ruhe, dem anderen mangelt es an Kreativität,
wieder Freude am Leben finden.

Da kann uns ein zu viel an guten Dingen echt helfen. Was kannst du dir selbst in deinem Leben Gutes tun, was dir wieder so etwas wie Freude macht.

Das wir versuchen, so ausgeglichen wie möglich zu leben.....Was fehlt dir gerade am meisten in deinem Leben.......Welche deiner Bedürfnisse sind unerfüllt......

Bedürfnis nach mehr Sicherheit, Schutz, Wertschätzung, Verständnis, Entspannung, Freiheit...

Ich wünsche dir von Herzen, dass es dir bald wieder besser geht.......

liebe, leise Grüße,

[Narami]

Hallo hundethomas,

vielen Dank für die lieben Worte & Willkommensgrüße.

Liebe Grüße

[Narami]

Ich möchte mich nochmal melden. Heute geht es mir einigermaßen gut, habe nur ziemliche Kopfschmerzen. Aber jeden Morgen stehe ich auf und frage mich, wie ich den Arbeitstag überstehen soll. Irgendwie schaffe ich es dann doch immer irgendwie, doch wenn ich nach Hause komme, geht nichts mehr...eine Kleinigkeit reicht, und das Kartenhaus stürzt zusammen. So hangel ich mich von Tag und zu Tag, weiß aber nicht so richtig, wie ich aus dieser Negativspirale herauskomme. Versuch mir jeden Tag etwas Gutes zu tun, doch nach Arbeit bleibt nicht viel Zeit und Energie dafür. Zum Glück habe ich einen lieben Partner an meiner Seite, der viel Verständnis hat und mich unterstützt, ganz anders als in meiner früheren Beziehung.Hab auch angefangen, mich jeden Morgen vor die Tageslichtlampe zu setzen und glaube, das tut mir gut.

[SundayMan]

Guten Morgen Narami,

das, was du beschreibst, kenne ich sehr gut. Kann dir da gerade nichts empfehlen, doch möchte, dass du weißt, dass du mit deiner jetzigen Situation nicht alleine bist.

Ich finde es toll, dass du einen verständnisvollen Partner hast, und auch dass du die Tageslichtlampe nutzt. Wenn du glaubst, dass es dir gut tut, dann behalte das bei.

Lieber Gruß

[hundethomas]

liebe Narami,

ich vermute dass DU wie ich eher ein "hochsensibler" Mensch bist. Und das wir sehr schnell

überreizt sind von allem Lärm, Hektik, Stress, alles muss schneller werden. Und am Abend

geht dann gar nichts mehr. Solch eine ständige Überforderung kann leider auch zu einer

Depression führen.

Menschen die nicht so sensibel sind, können da viel mehr weg stecken. Aber gut das

du einen lieben und verständnisvollen Partner hast. Ein hörendes Ohr, ein sicherer

Zufluchtsort im Zuhause, eine trostvolle Umarmung, mitfühlende Worte usw..

können uns sensible Menschen wieder in ein inneres Gleichgewicht bringen.

Wenn du Liebe und Trost in deinem vergangenen Leben nicht so erfahren durftest, darfst

du jetzt nachholen.

Auch wenn unser Verstand dagegen spricht. Andere, nicht so sensible Menschen darüber

anders denken. Pflege und stärke deinen inneren Menschen, schenke ihm Gutes, Du darfst

es Dir wert sein. Auch musst du dir keine Schuldgefühle machen, dass du so bist, wie

du bist. Wir Menschen sind alle einzigartig und verschieden. Manche eher sensibel, andere

eher..........Schäme dich nicht für dich, DU bist DU, DU bist gut, so wie DU bist.

DU hast wie jeder Mensch gute Seiten, aber auch schwache Seiten, die dir Probleme

machen...........


liebe, leise Grüße,

[Narami]

Hallo SundayMan, hallo Thomas,

vielen Dank für eure warmen Worte. Es tut gut zu lesen, dass ich nicht allein dabei.
Ich frage mich halt, warum ich immer wieder in diese Erschöpfung und Depression komme. In den letzten Jahren war ich immer wieder bei Psychotherapeuten, aber so richtig geholfen hat mir keiner. Ich meditiere, versuche, soweit es der Alltag zulässt, in die Natur zu gehen usw. Aber irgendwie holt es mich trotzdem immer wieder ein. Vielleicht nicht so heftig bzw. erkenne ich es früher. Umso mehr habe ich mich in dem letzten Gespräch mit meiner aktuellen Therapeutin, die eigentlich OK ist, unverstanden gefühlt, als sie meinte, ich sei "einfach nur etwas" unzufrieden. Ich habe mir vorgenommen, das beim nächsten Mal anzusprechen.

Liebe Grüße

[hundethomas]

liebe Narami,

hoch sensible Menschen werden schneller müde und erschöpfter.........................................

Das ist die eine Seite. Auf der anderen Seite sind sie in vielen Dingen hoch begabt...........

Mein Therapeut ist auch der mehr sensible Mensch. Von anderen Therapeuten fühlte ich mich

oft unverstanden.........................

Meine liebe Frau ist auch nicht so sensibel wie ich. Aber so können wir uns in vielen Dingen

ergänzen.

Gönne dir viel Ruhe und Stille, trotz unserer manchmal überfordernden Leistungsgesellschaft......


liebe, leise Grüße,

[Narami]

Ja, das stimmt. Die heutige Gesellschaft kann bei uns hochsensiblen Menschen schnell zu Überreizung, Überforderung und Erschöpfung führen. Und irgendwann ist der Akku leer.
Danke, dass du mich daran erinnern hast, dass wir einfach mehr Ruhe brauchen.

[hundethomas]

liebe Narami,

trotzdem........bist DU gut genug......Hinter unserer Angst nicht zu genügen, stecken oft zu

hohe Erwartungen von uns selbst und anderen Menschen. Wir müssen und können nicht

immer unserem Idealbild entsprechen. Und immer wenn wir uns beurteilt fühlen,

tauchen diese Ängste neu in uns auf. Schulprüfungen, Fahrprüfung usw.....

In einer Gruppe haben wir Angst zu reden........man fühlt sich zu bewertet und beurteilt.

Da dürfen wir aufhören immer wieder zu fragen, prüfen......

Auch DU kannst das, auch Du schaffst das, Du weißt das es geht.

DU darfst Dir vertrauen, Dir etwas zutrauen, musst dir nichts alles gefallen lassen.


liebe, leise Grüße,

[SundayMan]

Liebe Narami,

ich finde es total stark von dir, dass du deiner Therapeutin rückmelden möchtest, dass du dich unverstanden fühltest beim letzten Termin. Das ist selbstfürsorglich

hundethomas spricht da etwas sehr wichtiges an (danke dafür, lieber hundethomas!): wir genügen, so wie wir sind, und die Bewertung anderer ist im Grunde nicht wichtig. Wir sollten uns selbst bewerten, und das positiv: was wir schon im Leben gemeistert haben und welche tollen Eigenschaften und Fähigkeiten wir haben. Ich bin sicher, dass da schon einiges dabei ist!

Lieber Gruß

[Wilson11]

Hallo Hundethomas,

das Problem ist aber auch das Ihr hochsensiblen nicht so belastbar seit wie normal sensible.

Das hat dazu geführt das meine hochsensible Frau mit Ihrem eigenen Geschäft finanziell komplett abgestürzt ist. Das war mir vor dem Kennen lernen nicht so klar. Und jetzt habe ich für sehr viele Jahre alles finanzielle für uns übernommen und bin jetzt selber depressiv da ich es nicht mehr stemmen kann. Ihr Wille das es klappt war immer da - aber leider weit weg von der Realität.

Eine wirklich Mist-Situation sage ich Dir.....

Gruß zurück...

[hundethomas]

hallo Wilson 11,

oh das tut mir jetzt sehr leid für Dich. Aber auch wir hochsensiblen Menschen leben nicht auf einem anderen

Stern. Wir dürfen und müssen uns auch unserer Realität stellen. ...........

Deshalb ist in einer Partnerschaft das gemeinsame Gespräch sehr wichtig. Meine liebe Frau

holt mich immer wieder runter, von meinen hochfliegenden Plänen, und ich bringe Musik,

leisere Töne in ihr Leben........

Alles in unserem Leben hat seine guten, aber auch nicht so guten Seiten.

Auch ich habe in meinem "hochsensiblen" Leben schon viel Mist gebaut. Eine Tochter von mir ist

auch hochsensibel, aber ich kann sie da gut verstehen, darf ihr auch einmal helfen.......

Als Musiker habe ich schon in verschiedenen Gruppen gespielt, und da war mein Hoch sensibel

sein oft im Wege. Jetzt wo ich älter werde, wird mir das immer bewusster. Und oft muss ich

da heute noch um Vergebung bitten.

Liebende Menschen können von der Vergebung, Versöhnung her leben.

Vielleicht kannst Du dich mit deiner Frau versöhnen. Ihr habt beide Fehler gemacht, steht dazu.

Wagt einen Neuanfang. Was geschehen ist, ist geschehen, kann leider nicht mehr rückgängig

gemacht werden. Nur noch versuchen, so gut es geht anzunehmen.............

Geld ist eine Macht in Deutschland. Beruflich hatte ich selbst viel mit Geld zu tun. Da musst du

echt knallhart sein......Selbst konnte ich es auch nicht immer.....trotzdem, meine Frau hat mir da

schon manchmal auf die Hände geklopft.......

Wir hochsensiblen Menschen sind nicht besser, nur anders.

Gerade beim Thema Beziehung haben solche Menschen etwas zu sagen. Viele Manager

in großen Firmen merken, wie wichtig das Thema Beziehung unter den Mitarbeitern ist.

Wenn du da gerne arbeitest, gute Beziehungen hast, dann bist du auch eher bereit

mal Überstunden zu machen.

Jede Gabe hat auch ihre Aufgabe.


viele liebe Grüße,

[Wilson11]

Hallo Hundethomas,

wie kommst Du denn jetzt von Hochsensibel zu Managern in Firmen ?

Beziehungen zwischen Mitarbeitern ? Überstunden ?

Was hat das denn jetzt mit meiner Geschichte zutun ?

Was haben denn jetzt Deine leisen Töne für einen Bezug ?

??

[hundethomas]

lieber Wilson 11,

oh es tut mir leid, ich wollte dir nur helfen, Verständnis für deine Frau zu finden......

In meiner eigenen Beziehung ist es so, wenn es meiner Frau gut geht, sie zufrieden ist,

geht es auch mir besser..........

Ansonsten, laufe, renne, deinen Frust, Enttäuschung raus..........

Lasse es raus . Schreie es raus deine Klagen, deine Wut, deine Enttäuschungen die dich bis

aufs Blut quälen. Scheiß Depri......

Und manchmal auch blöde Beziehungen.........

Nicht alles ist nur romantisch, fröhlich, glücklich, erfüllte Sexualität usw.......

Das habe ich mir auch schon abgeschminkt. Leben ist sehr oft ungerecht.........

Auch ich habe jetzt leider nur meine eigenen Probleme der Depression und meines

hochsensibel sein, egoistisch gesehen. Erst komme ich und dann ich, tausendmal geht

es nur um ich........

Trotzdem, will ich einfach nur leben, nicht mehr........


liebe Grüße,

ein oft chaotischer und verwirrter Deprimann,

[Narami]

Hallo Ihr Lieben,
ich bin wieder mal da.Ich habe Mitte Oktober letztens Jahres mit einer neuen Arbeit begonnen. Sie macht viel Spaß und ich habe nette Kolleginnen und Chefs. Seit zwei Woche bin ich stimmungsmäßig wieder abgerutscht und bin einfach nur noch erschöpft...ich hatte ja gehofft, dass es mit einer neuen Arbeit besser wird...merke auch, dass es mir zuviel ist jetzte wieder Vollzeit zu arbeiten (vorher 35 Std./ Wochen)...wie soll es nur weitergehen?
Liebe Grüße

[MissMikse]

Hallo Narami,
willkommen zurück - auch wenn der Anlass dafür eher unschön ist.

Es ist schön, dass du eine gute Arbeitsstelle gefunden hast, wo du dich wohl fühlst. Kann es sein, dass du dich da voll rein gehängt hast, damit du einen guten Eindruck machst von Anfang an? So ging es mir zumindest. Und zwangsweise war ich dann irgendwann ausgepowert. Wir Depris neigen ja leider dazu, uns nicht "gut genug" zu fühlen und meinen deswegen leider auch oft, wir müssten mehr geben als andere, um zumindest mithalten zu können. Aber das funktioniert halt nicht. Hast du denn die Möglichkeit, den Stress auf der Arbeit etwas runter zu fahren oder vielleicht sogar wieder auf Teilzeit zu wechseln? Bei uns kann man sogar nur vorübergehend auf Teilzeit wechseln. Das ist eine gute Sache, wenn es mir zu viel wird und ich etwas mehr Ruhe brauche. Kommt natürlich auch ein wenig drauf an, ob das finanziell irgendwelche größeren Auswirkungen für dich hätte.

Gibt es denn - ausser der Arbeit - noch andere "Knackpunkte" in deinem Leben? Belasten dich noch andere Dinge? Und wie steht es da mit einer Veränderung? Bist du noch in Therapie? Hast du sonst irgendwie Unterstützung?

Hab jedenfalls keine Angst vor diesem "Monster" namens "rezidivierende depressive Störung". Ich häng da schon seit ca. 30 Jahren drin. Man kann nach und nach lernen, besser damit zurecht zu kommen, damit umzugehen. Und ich begreife mittlerweile auch, dass jede Depri-Phase auch eine Chance ist, mein Leben wieder ein Stück besser zu machen. Denn jede Phase hat, zumindest gefühlt, einen anderen Schwerpunkt, andere Themen, die mir zu schaffen machen. Und jede Phase hilft dabei, diese Baustellen ein Stück weit abzuarbeiten und irgendwann sind sie dann komplett weg. Aus jeder Krise gehe ich gestärkt hervor und bin ein "besserer" Mensch als vorher, weiser, klarer im Kopf, willensstärker usw. Das erkenne ich aber immer erst danach und in der Regel sehr viel später. Mein Leben teilt sich quasi immer in 2 Phasen auf: eine Grübel-Phase, wo es mir nicht gut geht und ich meine Probleme an die Oberfläche hole und von allen Seiten beleuchte. Und dann kommt wieder eine Aktivitäts-Phase, wo ich die gewonnenen Erkenntnisse aus der 1. Phase versuche umzusetzen und wo sich dann auch manchmal einiges verändert, so dass ich das Gefühl hab, da tut sich richtig was und ich komm vorwärts. Und dann folgt wieder der Stopp und das Grübeln. Man könnte auch sagen: die Rast, wo man sich Zeit nimmt, das Leben zu betrachten.

Alles Liebe für dich!

[Narami]

Liebe MissMiske,
vielen Dank für deine lieben Worte!