Trennung; bleiben/gehen? Grenzen, eigenes Glück? Oder kämpfen gegen Windmühlen?

bvs
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Re: Trennung; bleiben/gehen? Grenzen, eigenes Glück? Oder kämpfen gegen Windmühlen?

Beitrag von bvs »

Sie wird vielleicht lernen besser für sich einzustehen, selbstbewusster werden, lernen, sich abzugrenzen, eigenständiger in ihrem Handeln werden. Kannst du das willkommen heißen?
Selbstverständlich heiße ich das willkommen. Aber wenn das über einen Egotrip implementiert wird, indem sie drauf scheisst, dass andere versuchen sich nach ihr zu richten(!) und nicht kommuniziert und sich an Absprachen hält, wie soll das funktionieren?
Sich abgrenzen und eigentändig handeln bedeutet nicht gleichzeitig "ich tu was ich will und mir egal, was ich vorhin gesagt habe", sondern "ich tue was ich will und sage dir, was das sein wird und bin darin verlässlich".
Es geht nicht um Eigenständigkeit, sondern um Verlässlichkeit.
Durch das Fehlen dieser fühle ich mich inzwischen extrem unsicher in meiner Bindung und stelle in Zweifel, dass sie überhaupt ehrliches Interesse an einer Beziehung hat.
Ich glaube nicht, dass du regelmäßig schlimme Situationen reingedrückt bekommst, sondern sie durch dein Verhalten auch mit herbeiführst. Im Prinzip weißt du, dass Absprachen nicht funktionieren. Du erwartest, dass deine Frau funktioniert, dass die Beziehung funktioniert. Das baut Druck auf, dem sie sich verweigert? Im Prinzip ist das kontraproduktiv.
Natürlich "helfe ich mit", indem ich Erwartungen habe.
Aber sorry, das ist normales menschliches Sozialverhalten(!), dass ich da erwarte.
Ohne dieses kann doch eine Beziehung, egal welcher Art, nicht funktionieren?
hopstobs
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Re: Trennung; bleiben/gehen? Grenzen, eigenes Glück? Oder kämpfen gegen Windmühlen?

Beitrag von hopstobs »

Deine Wut und auch Situation verstehe ich bestens aus eigener Erfahrung, nur, sie bringt dich nicht weiter. Auch Vorwürfe und Unterstellungen nicht. Sie verändern kannst du nicht, zwingen schon gar nicht, dein Verhalten ändern kannst du. Dann warte nicht auf sie, triff keine Abmachungen die nicht einzuhalten sind, bzw. leg dir etwas zurecht, dass du alternativ machst, wenn sie sich nicht meldet? Natürlich wäre es schön, wenn sie von sich aus sich an Abmachungen halten würde und es wäre der Partnerschaft zuträglicher. Ebenso wäre es aber auch zuträglicher, wenn du nicht mit Vorwürfen reagierst? So strapazierst du das Band zwischen euch ebenso? Eine Garantie, dass sie mitzieht hast du natürlich nicht, locker lassen müssen dennoch beide.
Ich kenne beides, die Unzuverlässigkeit und auch die Unsicherheit die viel Hilflosigkeit auf den Plan ruft. Dennoch kannst du es nicht ändern oder erzwingen, nicht mit Gewalt, nicht mit Vorwürfen. Du sagst, die Beziehung ist dir wichtig, doch sind die Vorwürfe nicht sehr respektvoll, etwas das einem wichtig ist, würde man doch liebevoll behandeln? Wenn dir die Beziehung nicht mehr gut tut und du auch keine Perspektive mehr siehst (hier machen wir uns gerne etwas vor und halten und mit Hoffnung und Warten und beschweren uns dann, dass sich nichts hin zum Guten verändert), darfst du gehen. Was mir in den Sinn kommt ist, dass dir die Veränderung und der Verlust des Gewohnten zu schaffen macht und du diesen Zustand gerne wieder hättest?
bvs
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Re: Trennung; bleiben/gehen? Grenzen, eigenes Glück? Oder kämpfen gegen Windmühlen?

Beitrag von bvs »

Was mir sehr zusetzt, und das ist vielleicht Kern des Problems, ist, dass das (für mich) die Grundfesten der Beziehung betrifft, das Verhalten stellt (aus meinem Blickwinkel) die Grundpfeiler der Beziehung infrage. Und es stellt mir die Frage in den Kopf, ob ich "so" eine Beziehung führen will.
Für mich gehören einfach ein paar Dinge zu einer Beziehung dazu, und die sind einfach immer wieder nicht da.
Ich weiß aber, dass es auch anders geht.

Die Wut kommt von der Hoffnungslosigkeit, dass sämtliche Bemühungen meinerseits regelmäßig gegen die Wand fahren. mir fehlt langsam der glaube daran, dass sich das jemals ändern wird.
hopstobs
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Re: Trennung; bleiben/gehen? Grenzen, eigenes Glück? Oder kämpfen gegen Windmühlen?

Beitrag von hopstobs »

Dann geht es doch letzendlich darum, ob du dich dazu durchringen willst daraus eine Konsequenz oder Entscheidung abzuleiten? Eine Entscheidung bedeutet eine Veränderung, unabänderlich, das macht durchaus Angst. Ich kenne die Problematik, eine Depression stellt eine Beziehung in allen Bereichen auf die Probe. 60% der Beziehungen scheitern angeblich daran, 40% gehen zum Teil gestärkt daraus hervor. Ich für meinen Teil habe mich für externe Hilfe im Rahmen einer Paartherapie entschieden in der es genau um solche Fragestellungen geht, die du benennst. Ja, es sind Grundpfeiler der Beziehung, ich gebe dir völlig recht, ohne die geht es nicht. Die Frage ob dir das zu wenig ist oder nicht, musst du dir beantworten, sie ist keine leichte. Ich habe mich mit der gemeinsamen Paartherapie für die Beziehung entschieden und ich denke, sie wird Klarheit und Hilfestellung darüber geben, ob und wie es weitergehen kann. Es zeigt mir auch, dass es viel auf meiner Seite gibt, das ich betrachten muss. Mir gefällt das bisher, weil es auch Augen öffnet und ich Freude am Wachstum habe und es tut zuweilen weh, sich im Spiegel zu sehen und zuzugeben, dass man nicht immer gut handelt.
bvs
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Re: Trennung; bleiben/gehen? Grenzen, eigenes Glück? Oder kämpfen gegen Windmühlen?

Beitrag von bvs »

Ich habe mich mit der gemeinsamen Paartherapie für die Beziehung entschieden
Das habe ich auch.
Wie lange geht dein Weg schon?
hopstobs
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Re: Trennung; bleiben/gehen? Grenzen, eigenes Glück? Oder kämpfen gegen Windmühlen?

Beitrag von hopstobs »

Es ist schon über ein Jahr her, dass meine Partnerin eingesehen hat, dass sie Hilfe benötigt, die sie sich auch gesucht hat, zuerst gab es einen Aufenthalt in der Tagesklinik und seit August Einzeltherapie. Dass es ihr nicht gut geht, war aber schon früher absehbar, es war nur schlecht für mich greifbar. Für uns als Paar habe ich noch Paartherapie vorgeschlagen, einfach weil es für die Beziehung eine enorme Belastung auf Dauer ist und damit einige Probleme entstehen die man alleine nicht in den Griff bekommt. Darauf ging sie ebenfalls ein, was mir wichtig ist, mittlerweile haben wir 3 Termine hinter uns und es gibt erste Aufgaben. Sie versteht, dass ihre Erkrankung Probleme mit sich bringt, es war viel Geduld nötig und ich hab mich auch viel zum Thema Depression und Psychologie belesen. Aus heutiger Sicht sehe ich auch erst was Depression eigentlich ist.
bvs
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Re: Trennung; bleiben/gehen? Grenzen, eigenes Glück? Oder kämpfen gegen Windmühlen?

Beitrag von bvs »

Danke für den Einblick.
Also ganz grob ähnliche Zeitschiene.
bvs
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Re: Trennung; bleiben/gehen? Grenzen, eigenes Glück? Oder kämpfen gegen Windmühlen?

Beitrag von bvs »

So, vielleicht mal wieder ein Update.
Ich habe das Gefühl, die Lage beruhigt sich etwas. Meine Trennungsgedanken sind viel seltener geworden. Ich schaffe es laaaangsam immer besser, es nicht persönlich zu nehmen, wenn meine Frau auf Distanz geht, oder Abmachungen nicht einhält. Gleichzeitig mache ich auch etwas mehr "mein Ding", d.h. ich entscheide für mich, und zwar relativ konsequent "gegen" die Hoffnung, dass eine sich abzeichnende Nichteinhaltung einer Abmachung doch noch eingehalten wird. Beispielsweise, wenn vereinbart ist, meine Partnerin kocht heute, und dann um sechs noch bei der Freundin sitzt; dann koche ich eben was für mich und die Kinder. Bisher habe ich dann einfach gewartet und war frustriert, wenn dann alles so spät wurde.
Mir gelingt es auch immer besser, das nicht persönlich zu nehmen, sondern freundlich zu bleiben und das auch nicht mehr immer anzusprechen.
Ich merke, wie sich mein Blick langsam wandelt und ich die Situation besser annehmen kann.

Vor ein paar Wochen war ich zu einem Erstgespräch, und da habe ich zwar gesagt bekommen, dass mir wohl eine Selbsthilfegruppe am besten helfen würde, und ich eigentlich nicht direkt therapiebedürftig sei ("obwohl das nie schaded"), ich habe aber trotzdem eine gesicherte Anpassungstörung als Diagnose erhalten. Im Moment versuche ich es mit Selbsthilfe und einem (wie ich finde, guten) Online-Programm meiner Krankenkasse.
bvs
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Re: Trennung; bleiben/gehen? Grenzen, eigenes Glück? Oder kämpfen gegen Windmühlen?

Beitrag von bvs »

Joa, hat nicht lange gehalten.
Gestern habe ich etwas sehr verletzendes herausgefunden, jetzt ist wieder alles im Eimer, inkl. Vertrauen.

Sorry, musste mich kurz hier ausk**en.
Es ist so schwer :(
Eine Welt voller Usicherheit und ohne Verlässlichkeit, selbst in wichtigen Absprachen.
bvs
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Re: Trennung; bleiben/gehen? Grenzen, eigenes Glück? Oder kämpfen gegen Windmühlen?

Beitrag von bvs »

Waren jetzt wieder ein paar gute Wochen.
Jetzt wieder derselbe Auslöser, nur in abgemilderter Form. Sie kann es nicht lassen, Kontakt zu ihrer ehem. F+ zu wollen, obwohl der sie hat klar abgewiesen hat…

Mich triggert das enorm. Und das war jetzt schon zum vierten Mal Thema. Es kommt immer wieder,
Jedesmal bekomme ich dann gesagt, jetzt nichts mehr.
Der Vertrauensverlust des heimlichen wiederanschreibens im Juli wiegt wohl schwerer in mir, als ich dachte.

Bin ich da zu „eng“, dass ich das Kapitel hinter mir haben will, abgeschlossen, nicht-schwelend?
bvs
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Re: Trennung; bleiben/gehen? Grenzen, eigenes Glück? Oder kämpfen gegen Windmühlen?

Beitrag von bvs »

So, mal wieder ein Update.
Im Moment und die letzten Wochen ist es ok.
Das einzige, dass mir momentan wirklich fehlt, ist Erotik und körperliche Zuwendung.
Was für ein Kontrast zu letzten Jahr :(

Ansonsten gehen wir aber liebevoll miteinander um, sind besser im Kontakt, stimmen uns ab; und ich denke, dass die Begleitung durch die Eheberatung auch hilft, uns besser zu verstehen.
bvs
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Re: Trennung; bleiben/gehen? Grenzen, eigenes Glück? Oder kämpfen gegen Windmühlen?

Beitrag von bvs »

Mal wieder ein (positives) Update; es hat sich nicht viel Verändert.
Generell scheint unser Umgang langsam und stetig besser zu werden - es ist alles viel ruhiger und nach wie vor im Regelfall liebevoll. So wie es sein sollte.
Auftauchende Probleme lassen sich besprechen und fast immer Lösungen finden.
Nähe ist eigentlich ausreichend da, und Tiefphasen lassen sich durch gute Kommunikation für mich im "es ist OK"-Bereich halten. Dadurch kann ich auch viel besser für sie da sein.
bvs
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Re: Trennung; bleiben/gehen? Grenzen, eigenes Glück? Oder kämpfen gegen Windmühlen?

Beitrag von bvs »

Vier Wochen sind jetzt seit dem letzten Eintrag vergangen, und es ist im Großen und Ganzen immer noch "OK".
Die Erotische/Sexuelle Komponente ist immer noch am dahindümpeln, aber seit ein paar Tagen ist das ein aktives Gesprächsthema.
Nicht einfach, ich denke, ich werde es zur Beratung mitnehmen.

Im Endeffekt dreht es sich darum, dass die Libido bei meiner Partnerin komplett weg ist, und sie im Grunde ihres Herzens will, dass ich das einfach akzeptiere, damit ich nicht ihre "Unvollkommenheit" triggere - sie bedauert, dass "sie mir nicht geben kann, was ich brauche" - wobei das so nicht stimmt, sie verwehrt sich nur sämtlichen Kompromissvorschlägen von mir. Ich glaube, da ist was anderes im Busch, denn "wer will, findet Wege, wer nicht will, findet Gründe".
Da ist aber irgendwie eine sexuelle Ablehnung zu spüren. Mich verletzt das, denn für mich wird bei erotischer Nähe auch viel Liebe und Anerkennung transportiert, und ich verstehe nicht, warum das für sie so ein großes Problem ist, in zumindest irgendeiner Variante als Kompromiss das zu geben. Diese Maximalforderung kann sie außerem sehr leicht durchsetzen, weil alles andere Vergewaltigung darstellt (ganz abgesehen davon, dass es keine Befriedigung bringt, mit einem Menschen sexuell zu interagieren, der das gar nicht von sich aus möchte).
Das empfinde ich als sehr asymetrische Positionen und unfair, weil sie sozusagen alle Hebel in der Hand hat und mir damit (also "ich will nix machen, wenn ich keine Lust habe") ihre Maximalforderung mit dem Stiefel durchdrücken kann, während ich nichtmal die Aussicht auf Kompromisse habe, solange sie auf ihrer Maximalforderung beharrt.
Dabei sollte es doch gar nicht um Forderungen und so gehen - wenn mein Partner mich um etwas bittet, wo es ihm sichtlich schlecht geht, dann versuche ich doch, ihm das zu erfüllen, selbst, wenn ich da gerade keine Lust drauf habe, solange es mir nicht schadet?
Ephemera
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Re: Trennung; bleiben/gehen? Grenzen, eigenes Glück? Oder kämpfen gegen Windmühlen?

Beitrag von Ephemera »

Aber vielleicht würde ein Kompromiss in dem Bereich ihr Schaden?

Ich selbst habe auch immer wieder Probleme mit körperlicher Nähe und Sexualität. Leider lässt es meine Persönlichkeit (ängstlich-vermeidend) aber nicht zu, das meinem Partner zu kommunizieren. Also mache ich mit - lasse es „über mich ergehen“ - und verdränge die negativen Gefühle und Gedanken/Erinnerungen, die es bei mir auslöst. Dass mir das Mittel- und langfristig mehr schadet, als über meinen Schatten zu springen und meine Bedürfnisse und Grenzen zu kommunizieren ist mir völlig klar…
Insofern finde ich es sehr ehrlich und selbstfürsorglich von Deiner Partnerin, und einen Beweis von Vetrauen, dass sie Dir mitteilt, dass das bei ihr gerade einfach nicht geht.
Sie enthält es Dir nicht böswillig vor, sie sagt ja selbst, dass es sie belastet Dir nicht geben zu können was Du möchtest und „brauchst“. Sie kann nicht. Und glaube mir - manchmal kann man einfach wirklich nicht…

Vielleicht kannst Du es mal so sehen…
bvs
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Re: Trennung; bleiben/gehen? Grenzen, eigenes Glück? Oder kämpfen gegen Windmühlen?

Beitrag von bvs »

Das schon, ja.
Aber für mich ist das eben auch ein Faktor für eine gesunde, stabile Beziehung, auf die ich bist langfristig verzichten möchte, weil ich weiß, dass ich das brauche, um geistig gesund zu bleiben. Und das geht jetzt schon fast ein Jahr so.
Und jetzt?
Ephemera
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Re: Trennung; bleiben/gehen? Grenzen, eigenes Glück? Oder kämpfen gegen Windmühlen?

Beitrag von Ephemera »

Sehr verkürzt:

Entweder Du bist geduldig und wartest, bis sie sexuelle Nähe wieder zulassen kann.

Oder: ihr besprecht, ob Du Dir für diesen Bereich Deines Lebens vielleicht außerhalb Eurer Beziehung eine Möglichkeit schaffen kannst - vielleicht nimmt ihr das sogar den Druck, in diesem Feld „funktionieren zu müssen“ weil Du sonst leidest.

Oder: Du oder Sie möchtest/möchte keine Öffnung der Beziehung - dann musst Du entscheiden, ob Du Dich deswegen trennen möchtest.

Du schreibst ja selbst, dass sexueller Kontakt mit jemandem, der das gar nicht möchte nicht erfüllend sei…
Du willst sicher nicht, dass sie trotz Abneigung nur Dir zuliebe etwas tut, das sie eigentlich absolut nicht will und das ihr Unbehagen bereitet. Dann bleibt eigentlich nur das oben genannte - auch wenn es schwer ist.
bvs
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Re: Trennung; bleiben/gehen? Grenzen, eigenes Glück? Oder kämpfen gegen Windmühlen?

Beitrag von bvs »

So ist es.

Ich bin aber nicht sicher, dass eine OB das richtige ist.
Suchende2
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Re: Trennung; bleiben/gehen? Grenzen, eigenes Glück? Oder kämpfen gegen Windmühlen?

Beitrag von Suchende2 »

bvs hat geschrieben: 11. Feb 2024, 16:58
Dabei sollte es doch gar nicht um Forderungen und so gehen - wenn mein Partner mich um etwas bittet, wo es ihm sichtlich schlecht geht, dann versuche ich doch, ihm das zu erfüllen, selbst, wenn ich da gerade keine Lust drauf habe, solange es mir nicht schadet?
Hallo bvs,

Du beantwortest Dir die Frage bereits selbst.
Deine Partnerin bittet Dich um etwas, mit dem es ihr sichtbar schlecht geht. Laut Dir würdest Du dann versuchen, ihr das zu erfüllen, selbst wenn Du gerade keine Lust darauf hast. Und es schadet Dir nicht.

Warum bestehst Du so vehement auf etwas, was sie zur Zeit nicht kann?
Mit dem aufgebauten Druck dauert es nur noch länger.

Würdest Du von Deiner Partnerin auch verlangen, die Krücken wegzuwerfen und einen Marathon zu laufen, wenn sie einen komplizierten Beinbruch hat und noch Krücken benötigt, um sich überhaupt fortbewegen zu können?

Ich weiß, daß es für die Partner schwer ist. Das sieht (fast) jeder Betroffene auch und daß macht es für die Betroffenen noch schlimmer.
Nähe kann man miteinander auch ohne Sex erleben.

Alles Gute,
Suchende
bvs
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Re: Trennung; bleiben/gehen? Grenzen, eigenes Glück? Oder kämpfen gegen Windmühlen?

Beitrag von bvs »

Und es schadet Dir nicht.
Wirklich nicht? Ich empfinde das aufgrund der Dauer anders.
Nähe kann man miteinander auch ohne Sex erleben.
Natürlich! Aber es ist eben eine andere Richtung "Nähe", und das was fehlt, füllt Erotik (und auch Sex) auf. Fehlt diese Komponente, bleibt das unerfüllt.
Es ist eben was anderes, immer nur "freundschaftlich" zu kuscheln, oder auch eben jenes Prickeln und Erotik zu spüren. Und genau das fehlt mir momentan; Haut spüren, begehrt werden.
Das ist, finde ich, über längere Zeit kein Pappenstiel, und schadet der emotionalen und psychischen Gesundheit. Ich hab das vor vielen Jahren schon mal erlebt, und am Ende war ich sehr unzufrieden, unausgeglichen und antriebslos; resigniert sogar und mit einem Bein in der Scheidung. Da möchte ich ungern ein zweites Mal hin, wir sind da aber gerade seit Monaten auf dem geraden Weg hin unterwegs (ich weiß das, es fühlt sich an wie damals). Das macht mir auch Angst.
Warum bestehst Du so vehement auf etwas, was sie zur Zeit nicht kann?
Ich bestehe nicht darauf, das kam wahrscheinlich falsch rüber.
Ich möchte aber im Gespräch darüber bleiben und vielleicht partnerschaftliche Lösungen finden, die für beide gangbar sind.
Und mir geht es mit diesen "scharfen Formulierungen" auch um das Herausarbeiten des Themenfeldes. Ich zweifel so langsam daran, was ich eigentlich in meiner Beziehung "erwarten" darf, und wo die Grenze zur Krümelbeziehung ist, die mir eingeredet wird, dass das normal und OK ist, wenn wichtige Bedürfnisse lange Zeit einseitig keine Prio haben.

Mal sehr drastisch gesprochen: Ich verstehe nicht so ganz, warum es nicht möglich sein soll, seinem Partner (in dem Fall mir) z.B. eine Massage zu schenken, wenn ich das dringend brauchen könnte. Und warum es dann obendrauf noch einen Unterschied machen soll, ob da nur der Rücken, oder "mehr" massiert wird.
Warum soll es in einer gleichberechtigten Partnerschaft OK sein, da immer "nein, keine Lust, ich mag lieber Fernsehen" zu sagen, gleichzeitig aber die Akzeptanz der Maximalforderung "akzeptier das und lass mich mit dem Thema in Ruhe" zu erwarten? Warum soll ich mich damit Abfinden müssen, keinen Kompromiss zu bekommen, gleichzeitig aber alles geben zu müssen, wenn Sie etwas braucht (in de Fall "Ruhe", immer dann, wenn ich mich damit melde).
bvs
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Re: Trennung; bleiben/gehen? Grenzen, eigenes Glück? Oder kämpfen gegen Windmühlen?

Beitrag von bvs »

Das ganz spezielle Problem bei Monogamer Beziehung liegt in der ausschließlichkeit.

Eine massage kann ich mir jederzeit wo gönnen kein Problem. Aber die Freiheit meiner Selbstfürsorge (wo man ständig liest: kümmere dich um dich selbst) endet bei meinen Geschlechtsteilen. Ich kann da also keine vollumfängliche selbstfürsorge betreiben, weil das Fremdgehen wäre.

Ich möchte aber auch als Mann wahrgenommen werden.
Ich habe da so viel zu geben und kann es nicht teilen.
Ephemera
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Re: Trennung; bleiben/gehen? Grenzen, eigenes Glück? Oder kämpfen gegen Windmühlen?

Beitrag von Ephemera »

Es gibt ja auch noch die Möglichkeit, sich seine körperlichen Bedürfnisse selbst zu befriedigen…

Oder eben doch die Beziehung zu öffnen.
Oder lehnt sie das ab?
Würde mein Partner mich je darum bitten wäre ich offen für diese Möglichkeit. Denn mit einer sexuelleren Person wäre es sicher für ihn besser möglich seine Bedürfnisse zu befriedigen und ich hätte die Ruhe, die ich auf diesem Gebiet so oft gerne hätte. Und am Ende wären alle zufriedener.

Durch Drängen und darauf bestehen und es ständig zum Thema machen wird bei ihr nur Druck erzeugt, der sicher völlig kontraproduktiv ist.

Und genau wie aktuell Du zurücksteckst meinst Du müsse sie das auch für Dich tun. Aber etwas, das man gerne hätte nicht zu bekommen lässt sich leichter ertragen/ machen als etwas zu tun, dass einem Unbehagen bereitet… wie soll man aktiv werden (was ja in der Depression eh meist ein Problem ist) bei etwas, das man noch nicht mal will.

Willst Du, dass sie sich durchquält? Sich vielleicht innerlich dabei ganz weit zurückzieht um möglichst wenig davon wahrzunehmen? Sich danach schlecht fühlt? Sich womöglich ekelt oder tieftraurig oder verzweifelt ist, weil sie ihre fehlende Lust dabei noch stärker wahrnimmt? Sich fehlerhaft und minderwertig fühlt?
Ich würde das nicht wollen von einem Menschen an dem mir etwas liegt.
bvs
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Re: Trennung; bleiben/gehen? Grenzen, eigenes Glück? Oder kämpfen gegen Windmühlen?

Beitrag von bvs »

Es gibt ja auch noch die Möglichkeit, sich seine körperlichen Bedürfnisse selbst zu befriedigen…
Jein - es geht ja aber auch um die Interaktion mit einem anderen Menschen, nicht nur um reine Triebbefriedigung.
Oder eben doch die Beziehung zu öffnen.
Oder lehnt sie das ab?
Ich habe noch nicht explizit gefragt - aber vor ca. einem Jahr haben wir unsere Beziehung wieder geschlossen. Davor war sie 1,5 Jahre (polyamor) offen.
Da bin ich deswegen unsicher, ob das im Moment eine gute Idee ist. Speziell, weil es sie vermutlich auch kränken dürfte, und ihr "ich bin nicht gut genug"-Selbstbild befeuern würde, und das will ich eigentlich auch nicht.
Ich würde das nicht wollen von einem Menschen an dem mir etwas liegt.
So ist es, und das ist ja ein wesentlicher Teil meines Dilemmas im Moment.
bvs
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Re: Trennung; bleiben/gehen? Grenzen, eigenes Glück? Oder kämpfen gegen Windmühlen?

Beitrag von bvs »

Hi, kleines Update.
Wir haben eigentlich eine gute Zeit im Moment. Im Wesentlichen ist es noch dieselbe Situation wie beim letzten Update.
bvs
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Re: Trennung; bleiben/gehen? Grenzen, eigenes Glück? Oder kämpfen gegen Windmühlen?

Beitrag von bvs »

Es ist jetzt Ende April, und die Lage ist im Wesentlichen seit Anfang des Jahres unverändert und ruhig.
Ich habe den Eindruck, dass die begleitende Eheberatung langsam wirklich was bringt. Ihre Therapie ist jetzt erstmal fertig, es schließe sich jetzt aber Gruppensitzungen daran an. Mal sehen, was das wird.

Danke für euren Rückhalt, auch wenn ich zuletzt eher stiller Mitleser war. Es hat mir viel gebracht, mich hier mitteilen zu können und auch Antworten, teils unbequeme, zu erhalten.
Ich habe gute Hoffnung, dass das hier mit meiner Frau ein Happy End werden könnte. Es ist aber noch ein Weg zu gehen.
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