Krankschreibung

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BibisMindPalace
Beiträge: 2
Registriert: 16. Feb 2022, 11:19

Krankschreibung

Beitrag von BibisMindPalace »

Hey,
Vielleicht kann hier mir jemand helfen oder seine Erfahrung/Geschichte mit mir teilen.
Erstmal zu mir:
Ich bin 27 Jahre alt. Vor zwei Jahren wurde bei mir eine mittelschwere Depression festgestellt. Damals war ich gerade im Abschlussjahr meiner Ausbildung zur Tanzlehrerin. Mir ging es in dem Betrieb nicht gut und ich war froh, dass ich direkt nach dem Ende der Ausbildung wechseln konnte. Damals ging auch meine Therapie los, die mir wirklich geholfen hat. Ich kam ohne Klinik oder Antidepressiva zurecht.
Doch leider ging es bald wieder etwas bergab. Ein Kollege wurde kurzfristig entlassen und seine Stelle ist nun seit gut 1 1/2 Jahren unbesetzt. Seit letztem Jahr führe ich nun eine Beziehung, in der es super läuft, aber ich merke trotzdem, dass es schwierig wurde meine sechs Tage Woche in der Tanzschule und mein Privatleben unter einen Hut zu bekommen. Letztes Jahr war ich daher im November bereits 2 Wochen krankgeschrieben. Damals merkte ich, wie ich mich von Ferien zu Ferien hangelte gedanklich. Seit Februar geht nun nichts mehr so richtig und ich stecke wieder in einer ziemlich heftigen Episode. Ich bin bereits seit fünf Wochen nun krankgeschrieben und mich quält die ungewissheit wie es weitergehen soll. Ich habe noch immer keinen wirklichen Antrieb. Tage, an denen es einigermaßen geht, werden abgelöst von Tagen, an denen ich es gerade Mal schaffe auf Toilette zu gehen. Einen Termin bei einem Psychiater habe ich nun auf anraten meiner Therapeutin gemacht, dieser findet aber erst Ende Mai statt. Ob eine Tagesklinik die Lösung wäre, wissen wir nicht und die Warteliste beträgt auch aktuell vier Wochen.
Ich mache mir einfach Sorgen, wie lange ich noch auf der Arbeit fehlen kann. Mit meinem Chef habe ich bereits gesprochen, habe da aber wenig Unterstützung bekommen. Bevor ich in diese lange krankheitsphase gekommen bin, musste ich mir bereits so Sätze anhören wie "lach doch mal, dann wird es besser" und bei unserem letzten Telefonat sagte er mir, dass ich mich bemühen soll schnell wieder da zu sein. Mir ist ja bewusst, dass das aus wirtschaftlicher Sicht gerade Mist ist. Ich mache mir allerdings auch so schon enormen Druck. Als Kind wurde mir eben beigebracht nicht in der Schule zu fehlen, es sei denn man liegt wirklich mit Fieber oder einer Magengrippe zuhause. Zuhause fällt es mir halt auch schwer mal abzuschalten. Ständig denke ich über die Arbeit nach, was da gerade zu tun wäre und was ich meinen Kollegen gerade aufhalse. Ich träume hin und wieder auch davon und bekomme dann im Traum immer eine panikattacke mit schnappatmung. Ich weiß einfach nicht weiter und fühle mich so hilflos, dass es nicht besser wird. Ich liebe meinen Job und will doch einfach nur wieder funktionieren können. Wie gesagt quäle ich mich auch jedes Mal, ob ich die Krankschreibung wirklich verlängern soll oder nicht einfach wieder zur Arbeit gehe, auch wenn mir gefühlt die Kraft dazu fehlt.

Sorry für diese Textwand, aber das musste einfach mal alles raus.
Franzi_2
Beiträge: 14
Registriert: 8. Jan 2024, 22:21

Re: Krankschreibung

Beitrag von Franzi_2 »

Liebe Bibi,
ich befinde mich nach einem Klinikaufenthalt letzten Herbst seit 6 Wochen in der Wiedereingliederung und es klappt überhaupt nicht. Ich habe hier von Kollegen und Chefs tolle Unterstützung und schaffe es trotzdem nicht. Zu Hause funktioniere ich wieder, aber bei der Arbeit habe ich keine Konzentration, keine Motivation, obwohl mir die Arbeit eig Spaß macht. Mein Problem ist das schwarz/ weiß Denken und Perfektionismus.

Bitte versuche deinen Chef zu vergessen. Find dich mit dem Gedanken ab, dass du nach deiner Gesundung in einer anderen Tanzschule arbeiten wirst. (Obs dann wirklich so kommt, steht auf einem anderen Blatt).
Mach dich frei davon, „schnell“ wieder fit zu werden. Und lass dich gedanklich schon mal bis Juni/ Juli krankschreiben. Und dann versuche deine in der letzten Therapie erlernten Strategien anzuwenden, bis du den Termin beim Psychiater bekommst. Hast du dir damals einen Notfallplan erstellt? Was tat dir gut? Versuche diese Dinge (1 am Tag) umzusetzen.

@bright eyes: Ich würde mich auch gerne privat mit dir austauschen. Könntest du mir eine PN schicken? Ich kann dir leider keine schicken.
Muli07
Beiträge: 32
Registriert: 3. Apr 2023, 12:12

Re: Krankschreibung

Beitrag von Muli07 »

Hey!

Ich kann diese quälenden Gedanken und dieses schlechte Gewissen die Krankschreibung zu verlängern sehr gut nachvollziehen. Mir geht es seit einem Jahr so. Seit ein paar Wochen bin ich nun wieder in einer Klinik und die Gedanken an die Arbeit lassen mich immer noch nicht ganz los.
Hier in der Klinik wird immer wieder gesagt, dass eine Krankschreibung absolut nichts Schlimmes ist und man sich unbedingt die Zeit nehmen sollte die man braucht!! Denn weder du, noch dein Arbeitgeber, haben etwas davon wenn du zu früh wieder mit der Arbeit beginnst.
Wenn du dich weiter austauschen möchtest, sende mir ebenfalls gerne eine PN. Ich bin im Ähnlichen Alter und ich könnte mir vorstellen, dass unsere Gedankengänge recht ähnlich sind :)

Liebe Grüße
Muli
Muli07
Beiträge: 32
Registriert: 3. Apr 2023, 12:12

Re: Krankschreibung

Beitrag von Muli07 »

Da bin ich voll und ganz bei dir! Je länger man fehlt, desto schwieriger wird es wieder anzufangen. Das sollte man sich unbedingt bewusst machen.
Dennoch ist es schwierig da die Balance zu finden. Ich höre da mittlerweile auf die „professionellen“ Rat und Meinungen meines Therapeuten und meiner Ärzte hier.
Leider ist es bei mir seit einem Jahr ein Akutfall falls man das dann noch so nennen kann, weshalb mir von der Rückkehr zur Arbeit immer abgeraten wurde.

Für manche Menschen kann die Arbeit allerdings durchaus gewinnbringend sein und den Selbstwert steigern.
Bei mir führt das Ganze eher zum Gegenteil, durch Leistungsdruck etc. (wäre hier zu viel das auszuführen).

Ich wünsche dir auf jeden Fall alles Gute!
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