Erektionsprobleme/wenig Libido seit über einem Jahr...

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potatosing
Beiträge: 2
Registriert: 21. Feb 2024, 19:25

Erektionsprobleme/wenig Libido seit über einem Jahr...

Beitrag von potatosing »

Liebe Foren-Gemeinschaft!

Ich bin neu hier und wende mich mit einem Anliegen, dass mich schon sehr lange beschäftigt, an euch. Leider fehlt mir im „realen“ Leben jemand, mit dem ich darüber sprechen kann, mit Freundinnen und Freunden möchte ich das Thema nicht angehen, da ich es sehr privat finde und selbst mit meinem Partner fällt mir das sehr schwer.

Mein Freund und ich sind seit etwa einem Jahr ein Paar. Wir kannten uns aber davor schon eine Weile und haben uns immer gut verstanden. Wir haben oft über psychische Probleme gesprochen und mir hat immer gefallen, dass er dem Thema gegenüber offen und aufgeschlossen ist und niemanden verurteilt, der an einer psychischen Erkrankung leidet oder eine schwere Zeit durchmacht. Dass er selbst erkrankt sein könnte, das habe ich tatsächlich zuerst nicht gedacht.

Als wir dann ein Paar wurden, hat er sofort die Karten auf den Tisch gelegt und erzählt, dass er (zum Zeitpunkt, als wir zusammengekommen sind) schon über ein halbes Jahr in Psychotherapie ist und auch Medikamente, also Antidepressiva gegen seine Depressionen nehmen muss.
Ich fand es gut, dass er mir das anvertraut. Wir haben uns viel über die Sache unterhalten, auch wie ich mich zum Beispiel während eines depressiven Schubs verhalten kann. Bisher hatte er seitdem wir ein Paar sind zwei schwere Schübe, die wir gemeistert haben, er ist nach wie vor in Therapie und hat regelmäßig Arzttermine, wo seine Dosis von Antidepressiva angepasst wird.

Nun zum eigentlichen Problem. Wir sind seit über einem Jahr ein Paar, aber hatten immer noch keinen Sex. Wir hatten es am Anfang einige Male probiert, aber er hatte dabei Erektionsprobleme. Ich dachte, dass das wohl entweder am Stress lag, den er damals hatte, an den Depressionen oder eine Nebenwirkung der Medikamente. Ich dachte, das wird sich legen, und wir hätten ja diesbezüglich keine Eile und können es ja wieder und wieder in aller Ruhe versuchen. Und man kann ja auch andere intime Dinge machen, um sich näher zu kommen.

Nun ist aber schon mehr als ein Jahr vergangen, und er macht nicht wirklich Versuche in die Richtung, es wieder zu versuchen… Ich merke auch, dass seine Lust, etwas Intimes zu versuchen (auch nur Küssen etc.), sehr stark schwankt. Sobald es ihm nur minimal schlechter geht, bemerke ich einen extremen Libidoverlust… Das ist für mich nachvollziehbar und wenn er Intimes ablehnt, dann respektiere ich das, weil ich weiß, dass es für ihn sicher auch nicht leicht ist.

Ich weiß, dass das mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit alles nicht an mir liegt, trotzdem komme ich nicht drumrum, immer wieder zu denken, ob er mich nicht gut genug findet (er dementiert das und ich will auch nicht ständig nachfragen und Bestätigung von ihm, das tut unserer Beziehung sicher auch nicht gut). Aber mich verunsichern auch manche Dinge. Er hatte er kurz bevor wir zusammenkamen noch ein Geplänkel mit einer Anderen, und er erzählte mir, dass er diese Probleme bei ihr nicht hatte und dass das generell „davor noch nie vorkam.“ Ich hoffe, ihr versteht, dass ich deshalb auch immer wieder denke, dass das Problem vielleicht doch ein Anderes ist und es an mir liegt...

Mittlerweile ist eben so viel Zeit vergangen und ich frage mich, ob das Problem je besser wird…ob er je mehr Interesse zeigt oder ob wir überhaupt je diesen „letzten Schritt“ gehen – kann das überhaupt besser werden, wenn er z.B. irgendwann die Medikamente absetzt? Er hatte auch Phasen im letzten Jahr, wo es ihm psychisch recht gut ging – und da war es auch nicht besser. Ich tu mir auch schwer das Thema mit ihm zu besprechen, weil ich mir denke, dass das für das Ego eines jungen Mannes sehr schwierig sein muss und ich will ihn nicht zusätzlich unter Druck setzen.

Vielleicht hat von euch jemand Erfahrung und kann ein bisschen was dazu erzählen oder mir vielleicht Tipps geben, wie ich am besten damit umgehen kann. Mir hilft es jedenfalls schon etwas, das Ganze von der Seele zu schreiben, auch wenn es keine Probleme löst.
Vielen Dank schonmal & vielleicht hat ja jemand ähnliche Erfahrungen gemacht... V
Freiwasser
Beiträge: 39
Registriert: 16. Jan 2024, 12:26

Re: Erektionsprobleme/wenig Libido seit über einem Jahr...

Beitrag von Freiwasser »

Hey Potatosing,
Das ist ja ein unangenehmes Problem, und ich verstehe gut, dass Du nicht mit Druck seinen Stress vergrößern möchtest, aber dass die Situation für Dich auch auf die Dauer nicht akzeptabel ist. Die Probleme könnten durchaus mit der Depri bzw. mit den Medikamenten zusammenhängen.
Käme vielleicht eine Sexualberatung oder andrologische Beratung in Frage, zu der er hingeht, um gezielt was gegen die Erektionsprobleme zu machen? Er müsste dafür halt die Haltung haben, dass er da was verändern/verbessern möchte, entweder, weil er selber mit Dir auf diese Weise Sex haben will, oder auch „nur“, weil Du Dir das wünschst und Du sexuell derzeit in Eurer Beziehung nicht glücklich bist.
Jedenfalls kannst Du dazu stehen, dass Dir Sex und Intimität in dieser Beziehung fehlen.
Alles Gute!
potatosing
Beiträge: 2
Registriert: 21. Feb 2024, 19:25

Re: Erektionsprobleme/wenig Libido seit über einem Jahr...

Beitrag von potatosing »

Hallo!

Vielen Dank für deine Antwort!

Über so etwas haben wir noch nie geredet und ehrlicherweise weiß ich gar nicht, ob er das Problem mit seinem Arzt oder seinem Therapeuten besprochen hat… aber es würde mich wundern, wenn nicht.

Wir haben zuletzt vor gut einem halben Jahr darüber gesprochen, da meinte er, er wäre jetzt bald bereit dazu weil er glaubt dad Problem hat sich gebessert. Ich hab mich gefreut und war bereit für den nächsten Schritt… aber von ihm kam gar nichts, überhaupt nichts. Und ich wollte den Druck eben nicht noch erhöhen und dachte, er wird den Schritt machen, wenn er soweit ist.

Ich weiß auch nicht, wie ich nach einem Jahr Beziehung das Thema anschneiden soll oder nachfragen soll, ohne ihn zu verletzen oder ohne dass er denkt, mir ginge es nur darum.

Aber er von sich aus spricht es eben auch nie an obwohl er sonst sehr offen mit allem umgeht und viel erzählt und spricht.
Freiwasser
Beiträge: 39
Registriert: 16. Jan 2024, 12:26

Re: Erektionsprobleme/wenig Libido seit über einem Jahr...

Beitrag von Freiwasser »

Lieber Martin, liebe Potatosing,
Es geht doch nicht darum, wer schuld ist, sondern dass hier (mindestens) eine Hälfte des Paares sexuell nicht zufrieden ist. Da müssen die Beiden gucken, ob sie eine Lösung finden. Entweder sie wollen beide „klassisch“ Sex haben, dann müssten sie schauen, ob man die Erektionsprobleme wegkriegt, oder er will das gar nicht so gerne, dann müssen sie schauen, ob eine andere Art von Sexualität und Intimität sie auch glücklich macht. Wenn sich herausstellt, dass er eigentlich an Beidem nicht so ein Interesse hat, dann passt es sexuell nicht, und sie muss sich fragen, ob sie die Beziehung so möchte. Ich finde es auch einen Unterschied, ob man schon länger zusammen ist und was aufgebaut hat und schon mal sexuell gut zusammengefunden hat und dann kommt die blöde Depression. Dann würde ich nicht nach einem Jahr ohne Sex das Handtuch werfen. Aber bei einem Jahr Beziehung und noch nie die Art von Sex, die sie sich wünscht, würde ich die Beziehung schon in Frage stellen oder zumindest erwarten, dass er sich Mühe gibt, etwas zu verbessern oder Alternativen zu erarbeiten.
Ganz liebe Grüße und alles Gute!
Maxegon
Beiträge: 2425
Registriert: 25. Mai 2021, 11:33

Re: Erektionsprobleme/wenig Libido seit über einem Jahr...

Beitrag von Maxegon »

potatosing hat geschrieben: 21. Feb 2024, 22:28 Ich tu mir auch schwer das Thema mit ihm zu besprechen, weil ich mir denke, dass das für das Ego eines jungen Mannes sehr schwierig sein muss und ich will ihn nicht zusätzlich unter Druck setzen.
Das Ego wird auch "der Hemmschuh" sein, bei jungen und alten Männern, als auch bei Frauen!

Oder einfach gesagt: bumsen (verzeiht das Wort - doch welches nimmt man sonst?) und denken funktioniert nicht!

Oder mehr schlecht als recht, zu groß ist die Angst, der Erwartungs-/Erfüllungsdruck ... zu gefallen, dass schon allein der Gedanke daran, die Libido zum ersterben bringt, selbst wenn organisch alles innerhalb der normalen Parameter, sich befindet.

Als junger Mann ging es mir ähnlich, Angst und vor allem Unwissenheit (!!!) verhinderte die Paarung, ja schon den Versuch, überhaupt.

War ich dagegen leicht alkoholisiert, war oft die Angst wie weggeblasen, weil ich nicht mehr darüber nachdachte.

Ich hatte Angst etwas falsches zu tun bzw. abgewiesen zu werden, es war pure Unsicherheit!

Reden darüber konnte ich (anfangs) absolut nicht.

Ich glaube, es geht sehr vielen Männern so.
lt.cable
Beiträge: 541
Registriert: 5. Mär 2008, 20:55
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Re: Erektionsprobleme/wenig Libido seit über einem Jahr...

Beitrag von lt.cable »

Ahoi, potatosing!

Wie viele Männer würden wohl ehrlich einräumen, in dieser Hinsicht schon früher Probleme gehabt zu haben? In den eigenen Erzählungen wird das kaum vorkommen, selbst wenn es so war. Gerade falls die Depression deinen Freund doch schon noch länger begleiten sollte, als er eventuell einräumen möchte, ist es unwahrscheinlich, dass stets alles störungsfrei gelaufen ist.

Unabhängig davon: Mit der Erkrankung und Medikation ist es, spätestens, eine neue Situation. Beide können, das kenne ich aus eigener Erfahrung, einen erheblichen Einfluss auf diesen Teil der Körperfunktionen haben. Wenn das zu einer Belastung wird, sollte darüber geredet werden. Untereinander und mit Ärzten und Therapeuten. Die verstehen das und werden bei der Suche nach Lösungen sicherlich beraten, unterstützen, helfen.

Von der anderen Seite ist das Interesse, sind auch die normalen körperlichen Reaktionen und Vorgänge mitunter wie abgeschaltet. Manchmal nur Störungen in Teilbereichen. Also Interesse schon, aber dann geht trotzdem nicht viel. Böse Absichten stecken da nicht dahinter. Man ist mit sich selbst beschäftigt, der Blick für die Bedürfnisse der anderen Person ist zu wenig ausgeprägt. Also: Klären, wo die Probleme liegen. Reden, auch mit Fachleuten. Und dann vom Abwarten und Hoffen ins Handeln kommen. Die Sache ist weder selten noch besonders peinlich!

Es grüßt

lt.cable
Ein Nilpferd wollte zum Ballett
als schönster aller Schwäne.
Nur war es fürs Ballett zu fett.
So scheitern viele Pläne.
- Charles Lewinsky
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