Austherapiert?

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Kiwi78
Beiträge: 95
Registriert: 8. Feb 2022, 11:36

Austherapiert?

Beitrag von Kiwi78 »

Hi,
Ich stecke seit ein paar Therapiestunden irgendwie fest. Kommt irgendwann der Punkt, wo Therapie nichts neues mehr bringt und man theoretisch schon alles weiß?
Ich habe seit 5 Jahren Verhaltenstherapie, erst die normalen 45 Stunden und danach nur noch halbe Stunden als Stabilisierung. Insgesamt hatte ich ca 1 Stunde pro Monat, es war also schon immer so dass wir recht große Abstände hatten. Trotzdem hat es mir im Rückblick viel gebracht und ich kam gut voran. Seit einiger Zeit stagniert es, obwohl es mir grad echt scheiße geht und ich mir Hilfe von meiner thera erhoffte.
Es kommen nur so Weisheiten wie "Selbstakzeptanz" und mitleidige Worte, dass es blöd ist dass es mir grad so schlecht geht. Aber eben nix handfestes nur blabla.
Gibt es irgendwann einfach nix mehr zu bereden? Muss man einfach irgendwann das Thema Therapie abhaken und einfach nur akzeptieren, dass es einem scheiße geht? Bin grad echt ratlos, kann es mir aber auch nicht vorstellen nicht mehr zu ihr zu gehen.
Lg Kiwi
Sul
Beiträge: 438
Registriert: 25. Dez 2019, 12:33

Re: Austherapiert?

Beitrag von Sul »

Hallo Kiwi78,

"austherapiert" bist du nicht!
Gib die Hoffnung nicht auf!

Vielleicht könntest du von einer Therapie profitieren, die mehr in die Tiefe geht? Und/oder von einem stationären Aufenthalt, in dem du intensiver an deinen Themen arbeiten kannst? Zum Beispiel an dem Thema, was deiner Selbstakzeptanz emotional im Wege steht. Kognitive Einsichten bringen meiner eigenen Erfahrung nach nicht wirklich weiter, sondern müssen im emotionalen Erleben landen. Und "Weisheiten" erzeugen bei mir nur Druck, beschämen mich eher. Wenn du könntest, würdest du es ja machen.

Eine Stunde Therapie im Monat ist vielleicht gut zum Stabilisieren, aber wirklich aufarbeiten kann man in dieser Frequenz nichts meiner Meinung nach. Was schlägt denn deine Therapeutin vor?

Viele Grüße, Sul
Kiwi78
Beiträge: 95
Registriert: 8. Feb 2022, 11:36

Re: Austherapiert?

Beitrag von Kiwi78 »

Hallo Sul,
Das ist ja eben mein Problem, dass von meiner Therapeutin nix an Tipps, Hilfe etc kommt. Außer so Kommentaren, dass es halt blöd ist mit den Symptomen und ich mich krank melden soll. Aber nix wirklich konkretes. Ich weiß schon, dass man bei Depressionen kein Wundermittel erwarten darf, aber irgendwie fühl ich mich im Stich gelassen. Oder ist das auch schon wieder ein symptom.
Momentan ist es auch jobmäßig schwierig mit krank melden (arbeite eh schon wenige Stunden nur) und ein Kind hab ich auch noch. Vielleicht muss ich es einfach aussitzen.
Lg Kiwi
Kiwi78
Beiträge: 95
Registriert: 8. Feb 2022, 11:36

Re: Austherapiert?

Beitrag von Kiwi78 »

Hi,
Bisher hatte ich ja auch immer den Abstand mit 1 Monat und ich konnte aus jeder Stunde was rausziehen. Habe auch immer nach den Stunden so ne Art sitzungsbericht geschrieben. Und die letzten Male blieb das Papier leer, weil eigentlich nix rüber kam außer nettes geplaudere.
Selbst wenn ich jetzt jede Woche Stunde hätte, würde vermutlich nix dabei raus kommen. Daher dachte ich, dass es vielleicht einfach nix mehr neues für mich gibt. Stationär geht bei mir nicht wegen Kind und Tieren. Über tiefenpsychologische Therapie muss ich mal nachdenken. Das wäre vielleicht noch ne Option. Wobei ich nach der langen Zeit eigentlich nicht von meiner thera wechseln will. Aber danke für die Tipps.
Lg Kiwi
Suchende2
Beiträge: 1207
Registriert: 29. Sep 2020, 08:05

Re: Austherapiert?

Beitrag von Suchende2 »

Hallo Kiwi,

ich schließe mich denVorschreibern an.
Schaue, was Du brauchst.
Andere Therapieform, andere Therapeutin, Tagesklinik (da kannst Du Dich weiterhin um Dein Kind und die Tiere kümmern), ...

Ich kenne auch Therapiestunden, aus denen ich nicht sofort etwas rausziehen konnte. Aber manchmal kam es im nachhinein, manchmal habe ich es in der nächsten Stunde angesprochen und wir konnten es auflösen.

Alles Gute,
Suchende
Topo
Beiträge: 78
Registriert: 15. Sep 2021, 22:32

Re: Austherapiert?

Beitrag von Topo »

Hi Kiwi,

also mir sagte mal ein Psychologe, dass ein Therapeut/in irgendwann "verbrannt" ist; man also nach eiener gewissen Dauer nicht mehr wirklich von ihm profitieren kann, da er dir schon alle Ideen gesagt hat und vor allem einen festgefahrenen Blick auf dich hat.

Bei mir selbst ist allerdings auch so, dass ich schon seit einigen Jahren beim selben Verhaltenstherapeuten in 1-2 monatigen Abständen bin. Ich benötige das für meine Stabilität; auch, da wir uns schon so lange kennen. Ich habe zwischenzeitlich woanders eine Therapie für ein Jahr gemacht aber bin trotzdem weiterhin monatlich zu meinem "Stammtherepeuten" gegangen, da ich die Verbindung nicht verlieren wollte. Vl. ist das für dich auch eine Option. Es gibt jedoch Therapeut/innen, die nicht einverstanden sind, wenn man parallel zu zwei Therepeuten geht.

LG
07cat
Beiträge: 5
Registriert: 15. Feb 2024, 09:16

Re: Austherapiert?

Beitrag von 07cat »

Hallo Kiwi,
bei mir war es immer wieder genauso. Nämlich, dass meine Therapeutinnen (Verhaltenstherapie) und ich merkten, dass wir irgendwann an einem Punkt waren, wo es keine weiteren Fortschritte mehr gab.
Das bringt mich auf den Ausdruck von Topo "verbrannt". Ich finde, das dass Deine Situation beschreibt. Jeder Therapeut denkt anders und hinterfragt auch die jeweiligen Gesichtspunkte anders, als der Vorgänger. Jeder Mensch hat einen völlig anderen Blick auf seine Umwelt und so ist ein Wechsel vielleicht für Dich wirklich der Weg, um weiter zu kommen.
Aber, wenn Dir Deine Psychologin trotzdem eine gewisse Vertrautheit und Sicherheit gibt, wäre ein zweiter Psychologe vielleicht eine bessere Option für Dich, als ein kompletter Wechsel. Wie Topo schon sagte, bleibt dann nur die Frage, ob Deine Psychologin das mitmacht.
Jedenfalls bist Du auf keinen Fall Austherapiert.
Liebe Grüße,
07cat
Kiwi78
Beiträge: 95
Registriert: 8. Feb 2022, 11:36

Re: Austherapiert?

Beitrag von Kiwi78 »

Hallo,

Danke für eure Anregungen. Vielleicht ist es wirklich so, dass bei meiner jetzigen Therapie alles gesagt ist. Trotzdem möchte ich die Termine bei ihr nicht komplett weglassen. Sie hat mir in den letzten 5 Jahren sehr geholfen und durch ne schlimme Phase gebracht. Ich würde sonst irgendwie meinen Fels in der Brandung verlieren.
Aber vielleicht sollte ich parallel dazu nach was neuem Ausschau halten. Befürchte allerdings, dass sie das nicht so gut finden wird. Werde es bei meinem nächsten Termin ansprechen. Vielleicht hat sie ja sogar noch ne Idee. Hab aber auch irgendwie Angst dass wenn ich ihr sage, dass die letzten Stunden nicht soo viel brachten, sie vielleicht die Zusammenarbeit beendet.
Lg Kiwi
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