Erfahrungsberichte psychische und Chronische Erkrankung

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Reiseonkel87
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Erfahrungsberichte psychische und Chronische Erkrankung

Beitrag von Reiseonkel87 »

Guten Morgen zusammen,

ich hoffe es geht Euch allen soweit gut. Ich hab es geschafft, habe den kleinen Absprung geschafft. Zwar bin ich nach wie vor immer noch im gleichen Beruff (Firmenreisedienst), aber seit zwei Wochen in einen anderen Team, wo es wieder menschlich zugeht. Das erstmal dazu.

Zu meiner Frage: ich habe letztes Jahr schon zwei größere Bauch OP hinter mir (durch psychischen Stress + chronischen Reizdarm = totale Verwirrung und Hamsterrad). Nun ist es so, der Januar war nochmal richtig mies im alten Team. Man musste fragen, ob man auf Toilette gehen darf, auch mit dem Hinweis, das es fast in die Hose geht, musste man erstmal Minuten auf eine Antwort warten und man bekam zusätzlich ein verbot und möge doch 20 Minuten warten. Anfangs hab ich es mit mir machen lassen - ich weis, schön blöd - wollte keine Abmahnung oder Suspendierung riskieren. Später hab ich es gemacht, da im Bauchraum übelster Druck entstand und ich es nicht halten konnte. Ende vom Lied, ich gehe heute wieder ins Krankenhaus (zwar erstmal nur finale Untersuchung, aber auf der Überweisung ist es deutlich, Bauchdeckenbruch der dritte, innerhalb eines Jahres).

Jetzt mein eigentliches Anliegen, da das ganze schon mehr oder weniger chronisch ist und langsam auch nicht mehr witzig ist, gibt es Möglichkeiten einen Schwerbehindertenausweis zu bekommen - habt Ihr da irgendwelche Erfahrungen? Es wäre nicht nur das psychische oder die chronische Erkrankung, bei mir sind auch beide Knie seit Geburt hinüber, 2003 OP gehabt, die nichts gebracht hat.

Hintergrund an dem ganzen, ich möchte arbeiten, leben, gesund sein, aber ohne jetzt gefühlt alle halbe oder Dreiviertel Jahr auf dem OP Tisch zu liegen und mich ständigen Bauch OP´s unterziehen zu müssen.

Psychisch/Mental bin ich aktuell auf einen grünen Zweig. Nur im Kopf fängt es wieder an zu rattern. Psychologische Hilfe habe ich. AD, Reha und Jobwechsel ist seine Meinung. Aber auf die Frage, was ich dann machen soll kam nur Schulter zucken. Am ende muss ich selbst entscheiden.

Dank im Voraus, drückt mir die Daumen das ich später nicht mit einen OP Termin nach Hause komme
LG von der Küste
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Reiseonkel
Gartenkobold
Beiträge: 2054
Registriert: 9. Jul 2020, 09:26

Re: Erfahrungsberichte psychische und Chronische Erkrankung

Beitrag von Gartenkobold »

Hallo Reiseonkel,

ich habe mal in die VersMedV geschaut:
Teil-GdB 20, mit Glück 30: Neurosen, Persönlichkeitsstörungen, Folgen psychischer Träumen: leichte psychovegatative oder psychische Störungen 0-20, da Du keine ausgeprägte Depression hast (müsste durch Facharzt belegt werden evtl. längere AU?), ist 30 schon gewagt.
Teil-GdB mit Glück 20: Chronische Darmerkrankungen (irretabler Darm, Divertikulose, Divertikulitis, Darmteilresektion):
20-30 mit stärker und häufig rezidivierenden und anhaltenden Symptomen 20-30. Vermutlich wird die Darmerkrankung eher als ohne wesentliche Auswirkung 0-10 eingeschätzt, deshalb mit Glück 20.
Teil-GdB 10-30 Schäden der unteren Gliedmaßen:
z.B. ausgeprägte Knorpelschäden der Kniegelenke mit anhaltenden Reizerscheinungen ohne Bewegungseinschränkung 10-30.

Vermutlich könntest Du einen Gesamt-GdB von 30-40 erreichen und darüber eine Gleichstellung. Dadurch hat Du z.B. besonderen Kündigungsschutz aber keinen Mehrurlaub. Wichtig wären Facharztberichte für das Versorgungsamt. Am meisten "Punkte" kannst Du bei den Knien und beim Darm erhalten. Einseitig, beidseitig, Bewegungseinschränkung nach Neutral-Null-Methode, Prothese oder nicht? Dein Orthopäde soll Dir das genau beschrieben und der Gastroenteraloge bzw. der Viszeralchirurg auch, Anzahl der Durchfälle, Krankheitsaktivität, Schmerzen, Folgen wie Fisteln und Stenosen, was weitere OPs nötig machen kann, chirurgische Versorgung. Am besten Du organisierst die Berichte selber und schickst sie dann ans Versorgungsamt. Dieses fordert nicht immer alle Befunde an. Zur Not hilft der Widerspruch und ein guter Anwalt für Sozialrecht.

Ich drücke Dir die Daumen, dass der Kelch an Dir vorüber geht.
LG Gartenkobold
Europär
Beiträge: 2
Registriert: 28. Feb 2024, 22:43

Auf der Suche dach Lösungen / Anhaltspunkte

Beitrag von Europär »

Hallo,
ich weis nicht wie ich das Thema eröffne daher meine sehr lange Geschichte in kurze.

Ich bin um die 60 Jahre alt und leide seit 5 Jahren an schweren rezidivierende depressive Störungen. Weitere Störungen kamen hinzu wie eine schwere Form von Insomnie mit Ein- und Durchschlafstörungen mit Apnoe Störungen, die mich bisher plagen. Dazu kommt einen nicht mehr zu ertragener Tinnitus. Über meine Traumwelt könnte Bücher schreiben. Leider mind. die Hälfte davon sind schlimme Albträume auch in luzider Form sowie in Form von Paralyse und/oder Akinese.

Ich habe eine Reha und 2 stationäre Aufenthalte (über Wochen) in Psychosomatischen Kliniken gehabt. Leider mit sehr mäßigen Erfolg.

Ich war leichter Alkoholiker der sich nach diversen traurigen familiären Ereignissen zu eine extreme Form von Alkoholismus führte. Seit 2020 habe ich Alkohol gar nicht mehr angefasst. Während dieser Phase, kurz davor und kurz danach, hatte ich mehrere Schockzustände.

Während der letzten 5 Jahren lag ich bis zu diesen Winter mind. 50 Tage/p.a. stationär in Kranknethäuser. Es hat sich bei mir eine noch nicht zu erklärenden Hypoglykämie entwickelt. Alle "schulmedizinischen" Tests bis hin zur DNA Analyse durchgemacht. In zwei Fällen war die Entwicklung der Hypoglykämie so extrem, dass ich die "andere Seite", "besucht" habe. Einstufung der Feuerwehr "lebensbedrohliche Situation". Eine letzte Rettung mit mühe und Not der Feuerwehr hat das schlimmste verhindert.
Ich war auch in einer Fachabteilung für u.a. experimentellen Neurologie mit eine Kabelbaum auf dem Kopf sowie alle Tests die ein Diabetes nachweisen sollten. Fehldiagnose. Ich habe nichts.

Ich verfalle auch in Weinattacken aus heiterem Himmel. Ich kann meine Tränen nicht halten. Obwohl es auch Situationen gibt wo Weinen angebracht wäre, wie Beisetzungen lieber Personen, weine ich nicht. Da "bläht" sich jedoch mein Kopf auf und mein Gehör wird durch die stärke des Tinnitus minimiert.

Ich habe zahlreiche Studien zu den Störungen die ich habe gelesen und bin Dauergast bei der Plattform ACADEMIA. Trotzdem dauern diese rezidivierende depressive Störungen an und ich fragte mich ob jemand Anhaltspunkte hätte wo ich anknüpfen könnte damit ich diese scheren Psychosomatischen Störungen verstehen kann und mit viel Glück heilen kann. Ich werde weiterhin in einer Psychosomatischen Ambulanz betreut.

Medikamentös wurde ich auch behandelt. Dabei haben sich schwere Neben- und/oder Wechselwirkungen gezeigt. Und kein Arzt möchte sich mit der Pharmaindustrie ohne belegbare Situationen/Studien anlegen. Ich hörte immer nur "Einzellfälle können immer vorkommen". Ich habe mich, ausgenommen die Medikamente die meine Störungen im Abdomen Bereich lindern, auf EXOZEPAM und/oder ZIPOCLON beschränkt. Ich habe jegliche Antibiotika und Psychopharmaka eingestellt.

Ich bin mit einen GdB von 70% eingestuft.

Über jeglichen Anhaltspunkt, Idee, so verrückt diese auch Schein mag würde mich sehr interessieren.

Danke im Voraus.
Beste Grüße.
SonneundDunkenheit
Beiträge: 702
Registriert: 25. Jul 2021, 09:24

Re: Erfahrungsberichte psychische und Chronische Erkrankung

Beitrag von SonneundDunkenheit »

Hallo Reiseonkel,
Glückwunsch zur internen Versetzung.

Wie hoch deine Aussichten bezüglich der Höhe des GdB sind, kann ich nicht einschätzen.
Stell einen Antrag und dann mal sehen. Wichtig sind Befunde aus den letzten 3-5 Jahren und der Nachweis, dass du regelmäßig medizinische Hilfe benötigst. Beim GdB geht es ja zunächst um deine Einschränkungen im Alltag und zwar in die Zukunft gerichtet. Hier ist es wichtig, dass du detailliert aufschreibst was die Erkrankungen tagtäglich mit sich bringen an Nachteilen/ Mehraufwand im Vergleich zu gesunden Menschen.
Oft fragt das Versorgungsamt bei den behandelnden Fachärzten an. Vor allem wenn keine aussagekräftigen Befunde beigefügt wurden. Hier ist es ratsam mit den Behandler über die Antragsstellung vorab zu reden und die Beschwerden zu besprechen.

Wenn du einen GdB von mindestens 50 zugesprochen bekommst, dann hättest du 5 Tage mehr Urlaub.
Ab 30 kannst du einen Antrag auf Gleichstellung bei der Agentur für Arbeit stellen. Inwieweit dein AG Rücksicht auf die Schwerbehinderung nimmt, steht dann aber noch einmal auf einem anderen Papier. Viele größere Unternehmen haben eine Schwerbehinderungsvertretung. Die kann man bei Problemen/ Anliegen einbinden (ähnlich dem Betriebsrat). Erwarte aber nicht so viel.
Viel Erfolg!
Reiseonkel87
Beiträge: 368
Registriert: 30. Dez 2015, 22:03

Re: Erfahrungsberichte psychische und Chronische Erkrankung

Beitrag von Reiseonkel87 »

Moin zusammen,

also also erstes erstmal, danke für Eure Antworten.
Krankenhaus = keine OP (gott sei Dank). Es ist ist, das die Nervenbahnen und/oder Systeme die wir im Bauch haben gereizt und teils entzündet sind. Und das strahlt natürlich aus. Hat bei mir ehrlicherweise etwas gedauert bis ich das vollständig kapiert habe. Hab jetzt circa 4 Wochen die Anweisung erhalten, kein sport, keine körperlichen aktivitäten, schonen und wenn möglich stress vermeiden. Ist bei mir leider zwecks Bauch/Darm und Stress ein höllischer Kreislauf.

Angesprochen auf dem GbB hat mein Doc gesagt, wäre in meinen Fall eigentlich logisch und angebracht, aber es wird schwer das ganze durchzubekommen. Seine Unterstützung habe ich auf jeden Fall.

Erstmal bin ich natürlich erleichtert, das ich keine OP zu erwarten habe. Man möchte auch mal langsam wieder auf einen grünen zweig kommen und wieder das leben etwas mehr genießen ohne das man sich sorgen oder Gedanken machen muss. Arbeitgeber ist darüber informiert und haben indirekt ja auch zugegeben, das die damals versäumt haben zu reagieren. Und die letzten 1,5 Jahren in dem UK Team haben mir dann nochmal den Rest gegeben. Interessant ist auf jeden Fall, das in mein alten Team mehrere Personen erkrankt sind, auch auf psychischer Basis. Was soll ich dazu sagen, ein engländer hat was, es wird sofort reagiert, aber als wir deutschen gesagt haben, halt stop geht so nicht weite, man krank geworden usw hies es nur noch, weitermachen oder Abmahnung/Suspendierung kassieren. Man kann nur noch einen haken dran machen und sich seinen teil denken. War eine tolle Erfahrung in London arbeiten zu dürfen, aber der Preis, den ich dafür gezahlt habe, nämlich meine Gesundheit, war es definitiv nicht wert und ich würde das nie wieder machen.
LG von der Küste
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Reiseonkel
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