Depressionen und Egoismus

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SaurerApfel
Beiträge: 5
Registriert: 15. Feb 2024, 17:20

Depressionen und Egoismus

Beitrag von SaurerApfel »

Hallo, ich bin neu hier und habe aber desöfteren das letzte halbe Jahr mir ein paar Beiträge hier durchgelesen.
Bin total geschockt langsam, wie verschieden und doch gleich die Depressiven Partner sich verhalten.

Man erkennt einfach gewisse Parallelen.
So wie die letzten beiden Beiträge.

Ich vermute, mein Partner ist auch an einer Depression erkrankt. Seit einem halben Jahr ca zieht er sich zurück. Er ist wie ausgewechselt. Zusammen sind wir seit 4 Jahren. Unsere Beziehung verlief einfach perfekt! Es gab wirklich absolut nichts zu meckern!
Von einen auf den anderen Tag, zog er sich zurück.

Er konnte mir keine Liebe mehr zeigen.
Hörte traurige LiebesMusik (Was mich immer noch sehr beunruhigt),
folgte auf Instagram verschiedenen Seiten mit traurigen Sprüchen,
verschanzte sich im Büro, wollte nichts mehr unternehmen,
die Nachrichten die er mir schrieb wurden weniger
und unsere Gespräche kürzer.
Er sagte mir nicht ein mal mehr, dass er mich liebt.
War ständig schlecht gelaunt. Und so vieles mehr, was die 3 Jahre vorher nie so war.

Er ging nur noch zur arbeit, kam heim, hörte musik und schlief.

Auf meine ersten Fragen, was denn los wäre, antwortete er nur, dass es zur Zeit so stressig ist auf der Arbeit.

-Verstand ich und ließ ihn in Ruhe. Aber auch nach 2 Wöchigem Urlaub wurde es nicht besser.

-Nun war es nicht mehr die Arbeit, sondern alles. Alles stresst ihn. Die Familie, die arbeit, sein Auto, die Haustiere, ich.

Zuerst hatte ich auch eine andere Frau im Verdacht. Das würde aber keinen Sinn machen, da er so gut wie nie aus dem Haus ist. Oder auch keine Nachrichten schreibt. Aber so ganz von dem Gedanken bin ich noch nicht weg...

Hab nicht locker gelassen. Es ist ein paar mal zwischen uns eskaliert. Ich wollte ausziehen, da zwischenzeitlich absolut gar nichts liebes mehr von ihm kam. Versteht mich nicht falsch, aber an Depressionen denkt man da als letztes, wenn sich ein Partner so verhält. Man denkt er würde einen nicht mehr lieben oder er hat eine Affäre.
Wer lässt sich sowas gefallen?

Seine Aussagen waren dann folgende, ihm geht es zur Zeit nicht gut, er weiß nicht wieso. Er kann nicht darüber sprechen, weil er gar nicht wüsste wo anfangen. Sein Kopf ist so voll und doch so leer. Er fühlt sich einfach nicht gut. Ihm ist alles zu viel. Er fühlt nichts mehr. Nicht einmal dass ich wegen ihm Weine, trifft ihn. Es ist, als wäre er einfach leer.

Da er aber nach so langer Zeit und so vielen anstrengenden Diskussionen immer noch darauf beharrt, er möchte sich nicht trennen, er möchte sich Mühe geben, er liebt mich immernoch, kann es nur nicht zeigen weil es ihm einfach nicht gut geht, bin ich immer noch bei ihm.
Wer verlässt denn seinen Partner, wenn es ihm einfach nicht gut geht?

Mittlerweile hat er mir offenbart, dass er mit sich selbst unzufrieden ist. Er kann sich selbst nicht mehr leiden.

Zwischendurch gibt es Phasen, da gibt er sich Mühe alles zu verstecken. Er gibt sich Mühe mir ein wenig liebe zu zeigen. Miteinander schlafen funktioniert auch noch ab und zu. Aber man merkt, es stimmt einfach etwas nicht.

Er hat Mittlerweile 15 Kilo abgenommen. Er isst nicht mehr viel. Hat magenprobleme. Schläft schlecht ein und kommt morgens nicht aus dem Bett. Er friert durch und durch. Nicht ein Mal seine Hobbys machen ihm noch Spaß.

Seine Familie ist ganz erschrocken als sie ihn nach langer Zeit gesehen haben. So dünn war er schon Jahre nicht mehr. Auch zu ihnen vermeidet er den kontakt.

Und trotz dem allen.. ist er der Meinung.. Er bekommt das alles selber hin. Er ist nicht krank, ihm geht es einfach nur nicht gut. Er brauch keinen Arzt. Der kann eh nichts machen. Er muss einfach nur "nach sich selbst schauen".

Und dann komm ich. Und fordere liebe. Stehe ihm im Weg. Aber was macht es für einen Sinn, eine Beziehung ohne Liebe zu führen? Klar gibt er sich Mühe. Diese Mühe sieht aber in etwa so aus, er fragt was wir essen sollen. Streichelt kurz meinen Arm. Gibt mir einen guten Morgen und gute Nacht Kuss und fragt mich nach meinem Tag.

Sollte so eine Beziehung nach 4 Jahren aussehen? Ist es egoistisch in einer Beziehung liebe einzufordern? Ist es egoistisch, slwas zu fordern, solange ich keine Bestätigung habe, dass er Depressionen hat? Solange er sich nicht helfen lassen will?

Seit einem halben Jahr geht es nun so. Unter gesunden Umständen, geht es einem selten so lange schlecht. Oder doch? Ich weiß es nicht.
Es gibt gute Tage und schlechte Tage. Mal ist es besser, dann wieder ganz schlecht. So auch jetzt wieder.

Ich weiß auch nicht, wie ich ihm helfen kann. Er sagt, an mir liegt es nicht. Trennen möchte er sich nicht. Er liebt mich. Chancen zur Trennung hatte er nun oft genug. Gründe aufgrund meiner anstrengenden Diskussionen auch.
Es ist nur ein kleiner schmaler grad zwischen er liebt mich nicht mehr und ihm geht es schlecht.

Mir bleibt nichts anderes übrig, als ihm seine ruhe zu lassen und zu hoffen, es wird bald wieder besser. Oder aber er erkennt, dass er da selber nicht rauskommen wird. Wird er sich Hilfe holen? Was wenn nicht?


Das schlimme ist, dass man sich selber egoistisch vorkommt. Weil man geliebt werden will. Der Partner aber nicht kann. Sollte ich mich trennen? Soll ich ihn unterstützen? Aber wie, wenn er alles abstreitet und nur seine ruhe will? Es ist schwer. Und ich weiß, vielen von euch geht es so. Wie lange soll man sowas mitmachen?

Alles Fragen über Fragen.. Auf die vermutlich niemand eine Antwort weiß.


Wenigstens konnte ich mir das mal von der Seele schreiben
Bestimmt ist es ziemlich wirr für aussenstehende, aber vielleicht merkt ja doch der eine oder andere, dass er nicht allein ist.
Nutzer7890
Beiträge: 7
Registriert: 7. Feb 2024, 19:36

Re: Depressionen und Egoismus

Beitrag von Nutzer7890 »

Das schlimme an der Krankheit ist, dass es den Menschen aus der Bahn wirft. Der Partner der so nah dran ist, merkt jede kleinste Veränderung. Bei mir ist es nach 14 Jahren passiert. Aber 4 Monate oder 40 Jahre spielt anscheinend keine Rolle, liest man hier leider zu oft.

Dann wird einem meist geraten auf sich selbst zu achten. Der Tipp ist aber schwer zu verinnerlichen, weil man ja erst mal im Helfer-Modus gefangen ist. Ich denke die wichtigste und einfachste Sache die man machen kann ist Sport bzw. Bewegung, dann kommen Körper und Psyche wieder in Schwung. Auch dem Partner kann das helfen, man geht mit gutem Beispiel voran und nimmt auch den Druck raus, da der Fokus sich verschiebt.

Ein Beispiel: Versuche jeden (oder jeden zweiten) Abend spazieren zu gehen. Alleine! Biete trotzdem deinem Partner an mit zu kommen. Kommt er mit, freust du dich und er kommt aus dem Loch raus. Kommt er nicht mit, dann ist es nicht schlimm, denn das hast du auch nicht erwartet, trotzdem tust du etwas für dich.

Ich hoffe es ist einigermaßen verständlich geschrieben, wie ich das meine.

Ich wünsche dir viel Kraft!
Herr Rossi
Beiträge: 166
Registriert: 2. Sep 2018, 08:19

Re: Depressionen und Egoismus

Beitrag von Herr Rossi »

@SaurerApfel

Erst einmal willkommen hier.

Das A&O, und auch das Schwierigste dabei ist, dass dein Partner einsieht, dass er Hilfe braucht.
Leider muss das tatsächlich von ihm ausgehen, du kannst zwar versuchen Tipps und Ratschläge geben, aber meiner Erfahrung nach, geht der Schuss gewaltig nach hinten los. Wenn er eine gute Phase hat, versuche ein Gespräch ohne (!!!) Ratschläge oder Hinweise. Ganz neutral und so nüchtern wie möglich. Was du möchtest und wie es dir dabei geht.
Vielleicht könntest du noch versuchen, seinen Hausarzt zu kontaktieren, die sind als erste Anlaufstelle mitunter zu gebrauchen.
Ansonsten kannst du im Moment nur versuchen, es dir so gut wie möglich gehen zu lassen, um Kraft zu tanken, wann immer es geht.

LG

Herr Rossi
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