Endlosschleife Depression

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SJ22
Beiträge: 1
Registriert: 18. Jul 2022, 08:52

Endlosschleife Depression

Beitrag von SJ22 »

Hallo,
ich bin seit Ende 2019 mit meinem Partner zusammen. Es lief alles perfekt, er war ein wunderbarer Mensch der viel gelacht hat, unternehmungslustig war und gerne seine sozialen Kontakte wie auch sich pflegte.
Dann kam leider Corona und der zweite lange Lockdown hat ihn in ein Loch gezogen wo er bis heute nicht wirklich rauskam.
Es hat lange gedauert bis er eingesehen hat das er Hilfe braucht.
Es gab zwischenzeitlich 2021 auch eine gute Zeit wo wir dann auch unser Kind bekommen haben.
Aber seit dem ist gefühlt alles schlimmer geworden.
Er ist seit ca. Einem Jahr in Therapie, nimmt auch Medikamente. Aber er geht weiterhin nicht raus. Kann sich nicht an Abmachungen halten. Hat kein Interesse an Unternehmungen, es existiert keine körperliche Nähe nichts.
Wenn wir uns streiten ist er meistens eher der ruhigere und aus mir bricht der Frust raus. Er sperrt sich ein und uns irgendwie mit.
Aber gleichzeitig erzählt er mir immer wieder das er sich ändern will und macht sich Pläne die er dann wieder über Bord wirft. Ich versuche ihn wirklich zu helfen wo ich kann. Paartherapie haben wir abgebrochen weil er die Dinge nicht umgesetzt hat und ich wieder aktive Part für alles sein musste.
Und ich kann einfach nicht mehr. Seit 1,5 Jahren halte ich dann fest, gebe ihm eine Chance nach der anderen, versuche ihn zu unterstützen wo es nur geht. Aber ich hab keine Kraft mehr.
Er sagt immer er wollte was planen für uns aber dann hat er es doch nicht gemacht, er wollte rechts zum Blumenladen gehen für meinen Geburtstag und ist dann aber doch links gegangen und hat sich entschieden meinen Geburtstag doch zu ignorieren Und er weiß nicht warum. Und das ist nur eine von 100 Geschichten.
Ich möchte die Trennung aber wäre das fair?
Mein Gewissen zerreißt mich aber ich fühle mich gefangen in einem Hamsterrad. Ich weine oft, bin antriebslos, emotional ausgelaugt und langsam leidet auch unser Kind darunter.
Gibt es Hoffnung das es irgendwann besser wird? Wann? Ist es den Preis wert meine Gesundheit aufs Spiel zu setzen? Ich sehe auch wie er leidet wenn es Streit gibt.
Aber er schafft es nicht einmal mich mehr in den Arm zu nehmen wenn ich vor ihm stehe und weine.
Hilfe…
SaurerApfel
Beiträge: 5
Registriert: 15. Feb 2024, 17:20

Re: Endlosschleife Depression

Beitrag von SaurerApfel »

Dein Beitrag ist zwar schon paar Monate alt. Aber du könntest ich sein.

Hat sich seither etwas getan?
Freiwasser
Beiträge: 39
Registriert: 16. Jan 2024, 12:26

Re: Endlosschleife Depression

Beitrag von Freiwasser »

Hallo SJ22 und Saurer Apfel,
Leider gibt es zu dem Thema Beziehung und Depression wenig Hilfe. 45% trennen sich, heißt es. Oft sind es auch die depressiv Erkrankten, die sich trennen. Und wenn der „gesunde“ Partner geht, ist der oder die auch bestimmt fast nie einfach ein herzloser Mensch, der den Anderen in der Krankheit einfach im Stich lässt.
Die Frage ist, bis wann sollte man sich sagen, dass der Partner eben krank ist und sein dysfunktionales Verhalten ein Krankheitssymptom. Und ab wann ist es eigentlich egal, warum er sich so verhält, weil es eben einfach untragbar ist. Einem erwachsenen Menschen kann man die Verantwortung für seine Handlungen nicht abnehmen, jedenfalls nicht dauerhaft. Und wenn er wegen der Krankheit dauerhaft nicht besser handeln kann, ist das irgendwann egal, weil die Beziehung an den Handlungen kaputtgeht. Es ist dann halt tragisch.
Um da zu navigieren, habe ich kein Geheimrezept, aber ein paar Kriterien zur Orientierung.
- lässt er sich behandeln, tut er sein Bestes, um die Krankheitsfolgen für die Familie zu minimieren, hat er Krankheitseinsicht?
- wie schlimm ist sein Verhalten? Sind Aggressionen dabei, Fremdgehen, versucht er Dich zu manipulieren, zu bedrohen, zu isolieren?
- wie geht es Dir? Kannst Du es gesund durchstehen? Kannst Du glücklich sein?
Wenn Du selber krank wirst, ist nichts gewonnen. Wenn Du ein Kind hast, musst Du auch für Dein Kind gesund bleiben. Und wenn Du dauerhaft unglücklich bist, solltest Du auch gehen. Für Dich, und auch für Dein Kind.
Es müsste auch nicht das Ende für immer sein. Ihr könnt Euch ja wieder annähern, wenn er die Krankheit soweit im Griff hat, dass er beziehungsfähig ist.
Schuldgefühle sind schlechte Ratgeber.
LG Freiwasser
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