Ich weiß nicht mehr weiter

[Mikowitz]

Hallo zusammen.
Wie der Titel so sagt. Ich weiß einfach nicht mehr weiter.
Seit meiner Kindheit plagen mich psychische Probleme, Lustlosigkeit, Depression, körperliche Beschwerden.
Ich selbst habe mit 16 in der 9. Klasse die Schule abgebrochen, darauf erstmal 1-2 Jahre gar nichts gemacht. Meine Eltern haben es irgendwie so hingenommen. Eines Tages habe ich dann schwere Panikschübe bekommen und war 2 Monate in stationärer Behandlung. Viel gebracht hat es aber nicht.
Ich habe ständig das Gefühl, dass man mir immer nur dasselbe sagt, aber gar nichts hilft. Mal geht's mir besser, mal wieder schlechter. Dabei ist es absolut egal, ob ich viel gutes mache oder viel schlechtes. Teilweise geht es mir auch in objektiv schlechten Zeiten besser. Es ergibt alles keinen Sinn.
Ich habe irgendwie trotz des ganzen Leids mehrere Schulabschlüsse nachgeholt immer in der Hoffnung "den mach ich noch, dann wird es mir endlich besser gehen".
Heute bin ich 31. Ich lebe seit 8 Jahren alleine und bin Student im 10. Semester und ich hasse alles daran. Ich bin zwar in der Lage, wenn ich denn mal lerne, eine gute Note zu schreiben, aber es erfüllt mich nicht. Nichts erfüllt mich. Ich habe sämtliche Berufsvorschläge durch und alles interessiert mich nicht im geringsten. Kein Studiengang interessiert mich wirklich. Ich mache nur etwas um von meiner eigenen jämmerlichen Existenz irgendwie abzulenken. Meine Wohnung verkommt total, ich lebe größtenteils im Müll. Wenn ich mal aufräume, ist es mir auch egal. Andere sagen mir "Du musst nur mal etwas Geld verdienen, dann kaufst du dir etwas was dir Freude bereitet". Aber mir bereitet es keinerlei Freude, wenn ich mir irgendwelche Klamotten kaufe oder sonstiges. Alles ist trist. Ich habe mehrere Therapien durch, auch mit Medikamente. Nichts hilft mir und mittlerweile weiß ich, dass ich ein hoffnungsloser Fall bin. Es kann ja auch nicht bei jedem funktionieren.
Mittlerweile kann ich kaum noch schlafen, jede Nacht plagen mich irgendwelche Herzrythmusstörungen, ich wache ständig auf und mir wird schlecht und schwindlig. Ich esse nur noch Müll, trinke Liter Cola am Tag und werde immer dicker.
Wie soll es einem besser gehen, wenn kein Ziel auch nur ansatzweise interessant klingt. Irgendwie hat jeder immer irgendwas, was er machen will. Ich hatte das aber noch nie. Wenn mir jemand irgendwas für sie aufregendes erzählt, fühle ich gar nichts. Mir ist alles egal.

Mittlerweile habe ich extreme Aggressionsprobleme entwickelt, obwohl ich immer ruhig und geduldig war. Letztens habe ich mir fast die Hand gebrochen, weil ich so stark gegen den Tisch geschlagen habe, weil ich wieder sauer und verzweifelt war.
Oft beleidige ich mich selbst, meist lautstark. Ein Nachbar hat sich sogar schon bei mir beschwert, dass ich nicht so laut schreien soll.

Was soll ich sagen, ich kann einfach nicht mehr und das einzige, was mich aktuell noch am Leben hält ist die Furcht vor dem Nichts.
Ich bin ein Versager, der nie funktionieren wird. Ich habe Krankenkassen-Schulden und lebe eigentlich nur noch vom letzten Bafög. Ich weiß nicht einmal ob ich überhaupt Therapie-Fähig wäre. Und selbst wenn, was würde das wieder bringen, außer die Frust, dass mir nichts mehr hilft.

[Suchende2]

Hallo Mikowitz,

erst einmal herzlich willkommen im Forum.
Ich habe meine Depressionen auch seit mindestens meiner Jugend. Leider viele Jahrzehnte unerkannt.
Wenn ich lese, was Du alles geschafft hast mit Deinen Problemen: Hut ab!
Eine Bekannte erzählte mir mal von ihrem Sohn. Und Eure Geschichten ähneln sich. Der Sohn ist übrigens hochbegabt und sie vermutet, daß er sich deshalb etwas "selber im Weg steht".
In der Depression ist es schwer herauszufinden, was Dich ausfüllt. Das hat bei mir überhaupt nicht geklappt.
Ich habe hilfreiche und weniger hilfreiche Behandler gehabt.
Deshalb möchte ich Dich ermutigen, Dir zu überlegen, ob Du Dir doch nochmal einen Klinikaufenthalt vorstellen kannst.
Vielleicht hast Du dieses Mal das Glück, einen Behandler zu finden, der einen wichtigen Grundstein legen kann und Du somit doch noch ein zufriedeneres und glücklicheres Leben finden kannst.
Geheilt wirst Du die Klinik nicht verlassen, aber im Besten Falle stabilisiert und mit einer Perspektive, was Du brauchst, um Dein Leben gut zu meistern.

Ich wünsche Dir die notwendige Kraft auf Deinem Weg.

Alles Gute,
Suchende

[Anne Blume]

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[Aurelia Belinda]

Hallöchen....

den Satz "ich kann nicht mehr" oder "ich weiß nicht mehr weiter" kenne ich aus eigenem Erleben sehr gut. Den hab ich so oft mir selbst schon gesagt.....und letztendlich trotz völliger Verzweiflung, auch Mutlosigkeit, und selbst Resignation die mich mal erdrückt hat, nach neuen Wegen gesucht, um weiter zu machen....damals auch völlig orientierungslos, mit viel Ballast, Dauerbelastungen, u.. sehr schlechten Prognosen... du bist hier in bester Gesellschaft wenn du schreibst, ich funktioniere nicht, kriege "nichts" auf die Reihe....ja, so empfindet man das dann....

ich wünsche dir eine Hand, die dich da heraus führt.... einen Blick, der dich wahr nimmt, sieht in welcher Not du steckst....all dies hatte ich nie....befinde mich dennoch heute auf einem Level, von dem ich sagen kann, ich bin durchwegs zufrieden, trotz den ungünstigen Lebens Umständen, trotz all dem Leid, das mir zugefügt wurde, ich ausbaden darf. Trotz häufigem Zweifeln und Scheitern. Ich glaube das habe ich meiner "inneren Mitte" zu verdanken. Welche ich mir über Jahre, mühsam aufgebaut habe. Inmitten der unaufhörlichen Lebenskämpfe...

Gute Besserung u. Alles Liebe, Aurelia

[lt.cable]

Ahoi, Mikowitz!

Bitte nicht aufgeben! Neue Behandlungsversuche vergrößern die Chance, dass du dein passendes Angebot, die passende Konstellation endlich findest. Wenn man sich aufgibt, dann verstärkt das die Dinge, die Aurelia Belinda ausführt. Die Sicht auf sich selbst wird immer mieser, der letzte Rest Hoffnung scheint zu schwinden, mancher möchte sich nur noch verkriechen und niemanden mehr sehen müssen. Das kenne ich selbst und es tut nicht gut! Besser als Ziel auch wieder das hernehmen, was ich bei Aurelia zu lesen meine. Nämlich mit Hilfe eine Lebenssituation zu erreichen, in der du für dich sagen kannst, es ist so ganz gut, ich komme klar und ich möchte mich auch nicht nur noch verstecken. Dass etliche Dinge nicht so gelaufen sind bzw. laufen, wie du es dir gewünscht hättest und andere es sich bestimmt auch für dich gewünscht hätten, ist nicht ausschließlich dein individuelles Versagen. Wir Betroffenen wirken an unseren Geschicken mit, doch oft ist Hilfe und Unterstützung ohne eigene Vorstellung, wo die Reise hingehen soll, nicht so effektiv, wie sie sein sollte. Meine Meinung und Erfahrung. Auch dazu hat Aurelia ja was geschrieben. Es kann eine längere Suche und Kämpferei sein, um vorwärts zu kommen und sich letztlich besser, stabiler zu fühlen.

Bei akuten Krisen bitte nicht zögern, erneut in die Klinik zu gehen!

Alles Gute!

Es grüßt

lt.cable