Mann hat sei 30 Jahren Depressionen, z.T. mit richtig schweren Episoden

[Christine28]

Hallo,
Mein Mann hat sei 30 Jahren Depressionen, z.T. mit richtig schweren Episoden.
Er ist 58 Jahre alt, wir haben 2 erwachsene Kinder.
Gestern sagte er mir, er würde sich jetzt noch ein paar schöne Wochen machen und mit unserem Camper noch was anschauen und sich dann umbringen.
Er hätte keine Kraft mehr, keine Perspektive, eine Belastung für die Familie.
Ich habe seine Therapeutin kontaktiert, allerdings hat er seit ca 3 Jahren keine Therapie mehr. Er trifft sich morgen mit ihr.
Er selber sagt aber er möchte keine Therapie mehr, er sei austherapiert.
Was soll ich jetzt nur machen?

[Reziprok]

Liebe Christine28,

obwohl ich kein/e Moderator/in bin, möchte ich, weil hier schnell gehandelt werden muss, Dir vorsorglich die Hinweise der Betreiber/innen dieses Forums zum Thema Suizid mitteilen. Diese Hinweise findest Du unter folgendem Link:

app.php/hinweise-zu-krisen

Ich persönlich weiß auch nicht, was ich Dir diesbezüglich Anderes raten sollte. Nimm/Nehmt also bitte bei den im Link genannten Stellen/Personen deren Hilfe und Unterstützung in Anspruch.

LG

Reziprok

[Christine28]

Ja danke dir. Allerdings ist es ja nicht akut sondern wohlüberlegt von ihm. Das ist das eigentlich schlimme, das ich jetzt quasi da stehe und weiß in absehbarer Zeit passiert es.
Und das kann ich mit niemandem teilen, das möchte ich niemandem antun aus meiner familie

[DieNeue]

Hallo Christine,

gut, dass du seine Therapeutin kontaktiert hast und er morgen hingeht. Die sollte dann eigentlich etwas in die Wege leiten, wenn sie von den Suizidgedanken weiß.
Als Notfallanlaufstelle gibt es auch noch den Krisendienst. Ich weiß nicht, ob es den mittlerweile bundesweit gibt, aber bei uns gibt es den und die Leute sind zu den Uhrzeiten da, wo sonst keine Beratungsstelle o.ä. auf hat, also nachts und am Wochenende. Die kommen dann auch nach Hause, wenn nötig.
Ich persönlich würde sagen, dass dein Mann in eine Klinik gehört. Er scheint ja nicht mal mehr zu überreissen, was er mit seiner Äußerung auslöst. Für dich ist sowas ja kein Pappenstiel. Da wird man ja wahnsinnig, wenn man weiß, irgendwann ist es soweit. Scheu dich nicht, notfalls auch den Notarzt zu rufen.

Dein Mann kann gar nicht austherapiert sein, wenn er seit drei Jahren keine Therapie mehr gemacht hat. Da soll er erstmal eine Therapie anfangen, dann kann er das hinterher beurteilen.

Falls du jemanden zum Reden brauchst, kannst du dich auch an den Sozialpsychiatrischen Dienst wenden. Die beraten kostenlos auch Angehörige.

Ich wünsche dir viel Kraft und alles Gute für dich und deine Familie.

Liebe Grüße,
DieNeue

[Freiwasser]

Liebe Christine,
Wie furchtbar für Dich!
Ich kenne diese Diskurse nur zu gut. Mein Mann findet auch, dass man sein Leben sollte beenden dürfen und dass die erwachsenen Kinder damit zurechtkommen würden. Es gibt in der Gesellschaft eine wachsende Akzeptanz für selbstbestimmtes Sterben. Allerdings gilt das nicht für Depressive, da man davon ausgeht, dass der Sterbewunsch ein Krankheitssymptom ist.
Aus meiner weiteren Familie weiß ich, dass ein Suizid (auch erwachsene) Kinder negativ prägt und deren Suizidrisiko erhöht. Meine Folgerung: wer Kinder hat, soll sich nicht umbringen. Auch wenn sie erwachsen sind, nicht.
Nun ist Dein Mann schon lange sehr krank und hat die Hoffnung aufgegeben. Schlimm auch für ihn.
Was man immer wieder hört, und doch so schwer umsetzen kann: Es ist seine Verantwortung, nicht Deine. Es kann sein, dass er es macht. Du kannst es nicht verhindern. Es ist wichtig, dass Du Dich abgrenzt. Leg die Nummer vom Krisendienst raus. Sag ihm, dass er sich nicht umbringen darf, und dass Du die Polizei und den Notarzt rufst, wenn er es konkret ankündigt. Versuche ihn zu überreden, dass er doch nochmal Hilfe in Anspruch nimmt (Klinik, Therapie, Medikamente). Aber mach Dir klar, dass es letztlich seine Entscheidung und seine Verantwortung ist.
Es gibt ein online Programm für Angehörige von depressiven und suizidgefährdeten Männern. Ich versuche es Dir gleich rauszusuchen.
LG Freiwasser

[Freiwasser]

Hier noch das Online Programm

https://hilfe-fuer-angehoerige.de/

[Christine28]

Ich danke euch!

[Maxegon]

Was soll ich jetzt nur machen?

Hallo Christine28,

rede mit deinem Mann, ohne Tip's, ohne Vorschläge, ohne ihn zu irgendetwas überreden zu wollen.
Ganz sachlich.

Entmystifiziere dieses "freiwillig aus dem Leben" treten wollen.
Darüber kann man sich doch unterhalten, emotionsfrei - sofern man das auch will.

Angstfrei.
Seine Entscheidung zu akzeptieren, ihn zu akzeptieren, bedeutet doch nicht gleich, dass du mit ihm einer Meinung bist!

Versuche seine Beweggründe zu erkunden.

Diese Kriminalisierung ... allein schon durch das Wort "Selbst-Mord" und die Verweigerung sich damit ernsthaft (!) zu beschäftigen, treibt doch den Betroffenen schon in die Verweiflung.

Wer seinem Leben ernsthaft ein Ende bereiten will, tut es!

Wer es (vermeindlich) ankündigt, will es eigentlich gar nicht.

Also redet darüber, was ihn so betrübt.
Zeige deinem Mann, dass du ihn ernst nimmst.

[Christine28]

Falsch ist " wer es ankündigt will es eigentlich nicht"!
Wir reden darüber, seit Tagen. Ich nehme ihn ernst. Ich sage ihm sogar dass ich ihn nicht alleine lasse wenn/falls er sich umbringt.
Aber ich kann es nicht akzeptieren, ich finde so schlimm dass es ihm so schlecht geht und so schlimm dass es mir so schlecht geht.
Ich will ihn nicht verlieren, möchte nicht dass meine Kinder ihn verlieren.
Ich werde alles aber auch wirklich alles versuchen ihn umzustimmen. Gerade jetzt lese ich über Elektrokonvulsionstherapie , ich denke einen Versuch ist es wert. Man hat nur dieses eine Leben, vermutlich.