Resilienz: -- Wie widerstandsfähig wollen wir sein? -

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MySun
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Resilienz: -- Wie widerstandsfähig wollen wir sein? -

Beitrag von MySun »

Ursprünglich leitet sich der Begriff Resilienz vom lateinischen "resilere" ab.

Das bedeutet auf Deutsch "abprallen, zurückspringen". In der Physik bezeichnen Wissenschaftler ein Material als resilient, wenn es nach extremem Druck von außen wieder zu seiner ursprünglichen Form zurückfindet. Wie zum Beispiel ein Schwamm: Ganz gleich, wie fest wir ihn drücken, auswringen oder pressen - legen wir ihn wieder aus der Hand, kehrt er nach und nach wieder zu seinem anfänglichen Volumen zurück.

Die Psychologie hat diesen Begriff aus der Materialforschung übernommen und bezeichnet damit die psychische Widerstandskraft eines Menschen.

https://www.ardalpha.de/wissen/psycholo ... n-100.html
"Viele Menschen sind zwar am Leben, berühren aber nicht das Wunder, am Leben zu sein.“-ThichNhatHanh-

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MySun
Katerle
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Re: Resilienz: -- Wie widerstandsfähig wollen wir sein? -

Beitrag von Katerle »

Danke MySun, sehr interessant.
Reziprok
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Re: Resilienz: -- Wie widerstandsfähig wollen wir sein? -

Beitrag von Reziprok »

Vorschlag:

Statt sich mehr Resilienz, wie auch immer, anzutrainieren, die Bedingungen, unter denen die Menschen, nicht nur in Deutschland, leben müssen, so ändern, dass diese ganzen Tipps, wie die eigene Resilienz erhöht werden kann, gar nicht mehr notwendig sind.

Ich bin wahrscheinlich einfach nur naiv.
Senif
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Re: Resilienz: -- Wie widerstandsfähig wollen wir sein? -

Beitrag von Senif »

Ich habe immer noch die Hoffnung, dass ich resilienter geworden bin. Das ist denke ich, aber sehr komplex. Es gehören so viele Faktoren dazu. Und ein Faktor, der mich noch oft destabilisiert, ist der Selbstwert. Ich bin auch jemand mit einem gewissen Angstgerüst, was mir schon oft Probleme bereitet hat.
Dennoch denke ich, dass ich mit meiner Denkweise resilienter werden kann. Optimistischer in die Zukunft blicken, weg vom Katastrophendenken, Selbstwirksamkeit usw. ....
Iwnm
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Re: Resilienz: -- Wie widerstandsfähig wollen wir sein? -

Beitrag von Iwnm »

Dem Hype um den Modebegriff Resilienz stehe ich sehr skeptisch gegenüber. Das ist so ein modernes Schlagwort geworden, das leider auch in sozialen Berufen oft einfach so hingeworfen wird, als hätte es magische Kräfte. Es verkörpert ein Ideal und irgendwie auch ein Appell. Der Mensch soll resilient sein. Lohnt sich schon, genauer hinzusehen, was das im Grunde bedeutet, wer das fordert und warum. Ich habe nämlich nicht den Eindruck, dass sich mit der Forderung nach mehr Resilienz eine Gesellschaft uneigennützig vorrangig um das Wohlergehen seiner Individuuen schert. Hinter dem Begriff der Resilienz versteckt sich für mich der Wunsch nach Leistungsfähigkeit, Konformität und Funktion. Der Mensch soll funktionieren und Leistung erbringen. Niederschläge sollen einfach weggesteckt werden, man soll gesellschaftlich, wirtschaftlich funktionieren. So richtig aufzugehen scheint das nicht. Die Zahl psychischer Erkrankungen steigt. Die Unzufriedenheit generell steigt, wirtschaftlicher Wachstum sinkt, Menschen flüchten sich politisch im Populismus. Resultiert der Wunsch nach mehr Resilienz nun aus diesen Problemen, oder entstehen diese Probleme aus dem Appell Mensch möge bitte resilienter sein? Ist überaus resilient sein überhaupt noch menschlich?
Reziprok
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Re: Resilienz: -- Wie widerstandsfähig wollen wir sein? -

Beitrag von Reziprok »

Hi Iwnm,

das sehe ich auch so.

Warum soll ich resilient bleiben oder wieder werden, wenn mich die Bedingungen, unter denen ich an unserer Leistungsgesellschaft teilzunehmen habe, krank machen oder mich weiterhin krank bleiben lassen?

Eigentlich müssten sich diese Bedingungen an den Menschen anpassen und nicht anders herum.

Jeder Mensch ist natürlich unterschiedlich belastbar, also resilient. Nur wird auf so etwas eigentlich nicht so wirklich Rücksicht genommen, wie z. B. im Arbeitsleben.

@Iwnm, zu diesem Punkt hier:
wirtschaftlicher Wachstum sinkt,
habe ich jedoch folgende Anmerkungen:

1. Global betrachtet gibt es Länder und Regionen mit unterschiedlich hohem Wirtschaftswachstum. Aktuell sind 0,4% Wirtschaftswachstum für unser Land für 2024 prognostiziert, für China sollen es dieses Jahr 5% sein, obwohl das für China ein vergleichweise niedriger Wert ist.

2. Das Prinzip des ewigen Wirtschaftswachstums als Vorraussetzung für die Wahrung oder auch Zunahme unseres Wohlstands in einem Land wie dem unsrigen wird immer mehr in Frage gestellt, aus ökologischer und klimatologischer Perspektive heraus. Denn die natürlichen Ressourcen auch auf unserem Planeten sind endlich. Weitere Details hierzu hatte ich bereits an anderer Stelle hier im Forum erläutert.

Reziprok
MySun
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Re: Resilienz: -- Wie widerstandsfähig wollen wir sein? -

Beitrag von MySun »

Es hat weder magische Kräfte noch wird es mir hingeworfen und niemand verlangt von mir, dass ich resilient sein soll!
Resilienstraining ist für mich richtig und wichtig, damit ich auch weiterhin die vielfältigen Anforderungen meines Lebens meistern kann, ohne ernsthaft krank zu werden und auch weiterhin meine Lebensfreude bewahre.
Ich bin Angehörige von zwei lieben Menschen, die seit jahrzehnten eine Depression haben.
...Neben den Schutzfaktoren wie Selbstvertrauen, soziales und spirituelles Vertrauen, ist unter dem Begriff Resilienz ebenso das gesamte Spektrum der psychosozialen Kompetenz einzuordnen. Zu den Resilienz steigernden Faktoren sind also auch gelernte Fertigkeiten wie z. B. positive Stressbewältigungsstrategien und die Fähigkeit der Selbststeuerung zu zählen.
Konsequenterweise definieren daher manche Fachleute Resilienz noch umfassender als die Fähigkeit, widrige Lebensumstände und Belastungen nicht nur gesund zu überstehen, sondern auch gestärkt und ausgerüstet mit neuen Ressourcen daraus hervorzugehen...


...gelesen: https://www.heiligenfeld.de/blog/10-tip ... -resilienz

Ein Resilienztraining leitet mich dazu an, schwierige Situationen zu akzeptieren, trotz allem optimistisch zu bleiben,
Selbstwirksamkeit zu entwickeln sowie verantwortungsbewusst, lösungs- und zukunftsorientiert zu handeln.
https://www.aok.de/pk/gesundheitskurse/ ... ztraining/

Lieben sonnigem Gruß
MySun
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Von Herzen
MySun
Senif
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Re: Resilienz: -- Wie widerstandsfähig wollen wir sein? -

Beitrag von Senif »

MySun hat geschrieben: 24. Jun 2024, 15:32 Es hat weder magische Kräfte noch wird es mir hingeworfen und niemand verlangt von mir, dass ich resilient sein soll!
Resilienstraining ist für mich richtig und wichtig, damit ich auch weiterhin die vielfältigen Anforderungen meines Lebens meistern kann, ohne ernsthaft krank zu werden und auch weiterhin meine Lebensfreude bewahre.
Ich bin Angehörige von zwei lieben Menschen, die seit jahrzehnten eine Depression haben.
...Neben den Schutzfaktoren wie Selbstvertrauen, soziales und spirituelles Vertrauen, ist unter dem Begriff Resilienz ebenso das gesamte Spektrum der psychosozialen Kompetenz einzuordnen. Zu den Resilienz steigernden Faktoren sind also auch gelernte Fertigkeiten wie z. B. positive Stressbewältigungsstrategien und die Fähigkeit der Selbststeuerung zu zählen.
Konsequenterweise definieren daher manche Fachleute Resilienz noch umfassender als die Fähigkeit, widrige Lebensumstände und Belastungen nicht nur gesund zu überstehen, sondern auch gestärkt und ausgerüstet mit neuen Ressourcen daraus hervorzugehen...


...gelesen: https://www.heiligenfeld.de/blog/10-tip ... -resilienz

Ein Resilienztraining leitet mich dazu an, schwierige Situationen zu akzeptieren, trotz allem optimistisch zu bleiben,
Selbstwirksamkeit zu entwickeln sowie verantwortungsbewusst, lösungs- und zukunftsorientiert zu handeln.
https://www.aok.de/pk/gesundheitskurse/ ... ztraining/

Lieben sonnigem Gruß
MySun
Ja, für mich ist es auch wichtig. Ich wünsche mir selbst resilienter zu sein, damit mich die Lüftchen des Lebens nicht jedes mal umwehen. Und das hat ganz viel mit mir selbst zu tun.

:hello: LG Senif
Reziprok
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Re: Resilienz: -- Wie widerstandsfähig wollen wir sein? -

Beitrag von Reziprok »

Kritiker [des Begriffs "Resilienz" und was mit ihm mitunter beabsichtigt wird] wie Klaus Ottomeyer oder Thomas von Freyberg sehen in der allgegenwärtigen Verwendung des Resilienzbegriffs einen Hinweis auf die Tendenz zur Individualisierung gesellschaftlicher Risiken und zur Privatisierung sozialer Verantwortung. Ottomeyer spricht sogar vom „Neoliberalismus in der Psychotherapie“.[80] Der Resilienz-Hype suggeriere, dass ein Allheilmittel gegen Krisen und Probleme aller Art gefunden worden sei.

Die Kritik am Umgang mit dem Resilienz-Begriff sieht das Problem nicht in der Stärkung der Widerstandskraft der Menschen und der Unterstützung von Personen, sich vor Katastrophen zu schützen; jedoch in der damit einhergehenden Tendenz, gewaltsame Verhältnisse als gegeben zu akzeptieren und lediglich einen Umgang damit zu finden.[81] Dies führe dazu, so die weitere Kritik auf einer Tagung zum Thema „Fit für die Katastrophe? – Der Resilienzdiskurs in Politik und Hilfe“, organisiert 2015 von medico international, dass die Belastung und strukturellen Probleme aus dem Fokus geraten und als gegeben angenommen werden ...
Mehr auf https://de.wikipedia.org/wiki/Resilienz ... s_Ansatzes
MySun
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Re: Resilienz: -- Wie widerstandsfähig wollen wir sein? -

Beitrag von MySun »

Everything starts with trust :hello:

Die Eigenverantwortung bleibt bei mir. :)
Ich muss sorgfältig prüfen, ob und warum ich etwas wirklich will oder nicht; :)
und ich muss darauf vertrauen, eine richtige Entscheidung getroffen zu haben. :)


Trust your journy
your speed doesn`t matter
forward is forward :)
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MySun
Iwnm
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Re: Resilienz: -- Wie widerstandsfähig wollen wir sein? -

Beitrag von Iwnm »

Reziprok, danke für den Hinweis auf die Kritik von Ottomeyer und Freyberg.
Senif und MySun, an dem Wunsch des Individuums selbst resilienter zu sein und eigenverantwortlich aktiv daran zu arbeiten habe ich natürlich gar nichts auszusetzen.
Ich unterscheide aber zwischen dem was ein Mensch für sich selbst entschieden oder sich zum Ziel gesetzt hat, und dem was sich gesellschaftspolitisch hinter dem Begriff noch so verbirgt. Resilienz an und für sich ist natürlich überhaupt nichts Verwerfliches.
Aber es kommt doch auch nicht von Ungefähr, dass gewisse Begriffe zu besonderen Zeiten einen sogenannten Hype erfahren und beinahe inflationär benutzt werden. Und da finde ich es wichtig genauer hinzusehen. Woher kommt das? Was verbirgt sich dahinter noch? Wer verfolgt hier welche Interessen?
Die Betrachtung geht weit über den Wunsch einer Einzelperson, die für sich selbst an der eigenen Resilienz arbeitet hinaus. Das sind zwei verschiedene Blickwinkel. Was bedeutet Resilienz für mich persönlich im Alltag, Ego zentriert. Und was bedeutet der Begriff in einem großen sozialgesellschaftlichem, politischem Zusammenhang.
Senif
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Re: Resilienz: -- Wie widerstandsfähig wollen wir sein? -

Beitrag von Senif »

Hallo Iwnm,
Wer verfolgt hier welche Interessen?
Mir ist das egal, solange ich selbst bei mir bleibe, und meine Interessen und Bedürfnisse wahre (andere können das selbe tun). Wer sagt denn, dass ich jeden gesellschaftlichen Hype mitmachen muss und genauso denken muss ? Muss ich nicht. Ich selbst entscheide doch was ich will und was ich nicht will. Und das ist meine persönliche Freiheit.
Dass es natürlich immer Menschen geben wird, die der Meinung sind, anderen vorschreiben zu müssen, wie sie zu leben haben, ja das ist so und das kommt auch aus allen politischen Richtungen- um so wichtiger ist doch, dass man lernt, sich selbst gut abzugrenzen. Und genau das macht auch resilienter.
Dann geht der Weltschmerz auch nicht mehr so tief, so dass einen das destabilisiert, was auf der Welt los ist. Man lebt insgesamt zufriedener und auch glücklicher und sieht wieder mehr und mehr die kleinen Freuden des Lebens. Und ich finde das unfassbar schön.
Ich ziehe mir auch nicht mehr jeden Schuh an. Andere können die Dinge ja anders sehen, aber es tangiert mich eigentlich nicht so. Jahrelang habe ich meine Bedürfnisse geleugnet, und wie oft hieß es immer, man muss das Große Ganze sehen - in der DDR sehr großer Spruch gewesen. Nö, muss ich nicht.

Die Gesellschaft - das sind wir :D

:hello: LG Senif
Reziprok
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Re: Resilienz: -- Wie widerstandsfähig wollen wir sein? -

Beitrag von Reziprok »

Hi Iwnm,

ich sehe das genau so wie Du.

Viele Grüße

Reziprok
Avocadotoast
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Re: Resilienz: -- Wie widerstandsfähig wollen wir sein? -

Beitrag von Avocadotoast »

Reziprok hat geschrieben: 6. Mär 2024, 13:27 Vorschlag:

Statt sich mehr Resilienz, wie auch immer, anzutrainieren, die Bedingungen, unter denen die Menschen, nicht nur in Deutschland, leben müssen, so ändern, dass diese ganzen Tipps, wie die eigene Resilienz erhöht werden kann, gar nicht mehr notwendig sind.

Ich bin wahrscheinlich einfach nur naiv.
Der Begriff RESILIENZ ist mittlerweile durch unkritischen Umgang zu einem Modebegriff und damit fast bedeutungslos geworden. Glücklicherweise ist er auch umstritten. Eine Gesellschaft die keine Debatten über die Resilienztheorie führt, kann sich drauf einstellen, dass der Begriff als eine Waffe missbraucht wird, um Leid zu marginalisieren, zu unterdrücken oder zu trivialisieren. Menschen werden im Namen der Resilienz nicht selten aufgefordert, sich mit scheinbar unabwendbaren Gegebenheiten zu arrangieren, statt sich dagegen zu wehren und zu versuchen, die Gegebenheiten zu verändern. Auf diese Weise werden Machtverhätnisse zementiert. Der Einzelne soll möglichst fit für alle Katastrophen sein, Leistung bringen und sich anpassen. Plötzlich sind nicht mehr die Arbeitsverhältnisse unzumutbar oder der Leistungsdruck zu hoch, der Einzelne ist nur nicht resilient genug. Dagegen können starke Gewerkschaften mehr ausrichten als Resilienztrainer.
Größere Zusammenhänge zu betrachten, das auch noch mit Perspektivwechsel, den Blick über den eigenen Tellerand schweifen zu lassen, damit sind leider viele schon im gesunden Zustand überfordert. Wenn dann noch eine Belastungssituation hinzukommt, sinkt die Kompetenz eher noch. Das macht die rein egozentrierte Haltung ein wenig verständlicher. Die exklusive Konzentration auf das eigene Ich und die NACH MIR DIE SINTFLUT MENTALITÄT ist während einer akuten Krise von Vorteil. Auf Dauer ist sie als Grundeinstellung kritisch zu betrachten. Man muss sich die egozentrierte Einstellung auch erst einmal leisten können. Das funktioniert nur, wenn man in einer Gemeinschaft lebt, in der andere für einen die Weit- und Umsicht behalten und man sich auf den Errungenschaften anderer ausruhen kann. Persönliche Freiheit genießen wollen alle, aber nur wenige sind bereit, sich auch aktiv für ihren Erhalt einzusetzen. Aufrecht erhalten wird die Freiheit durch diejenigen, die den Blick über den eigenen Tellerand schweifen lassen und nicht nach dem egozenrierten Motto leben IST MIR EGAL SOLANGE ES MIR GUT GEHT.
Senif
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Re: Resilienz: -- Wie widerstandsfähig wollen wir sein? -

Beitrag von Senif »

Dann viel Erfolg bei Deinem Kampf. Kannst ja mal berichten, wie weit du gekommen bist.

Ich habe sehr lange auch an der Gesellschaft gearbeitet, wollte Dinge anders haben, weil ich damit nicht zurecht kam. Aber der Weg war eben nicht das Außen zu verändern, sondern das Innern. Und die Grundvoraussetzung für alles ist, dass es mir gut geht, und dann kann ich investieren - nicht anders herum. Und seit es mir gut geht, kann ich auch wieder arbeiten, und zu der Gesellschaft etwas beitragen. Mit dem früheren Fingerzeigen auf die Gesellschaft und andere ging das nicht. Und ist es nicht egozentrisch, etwas anders haben zu wollen, weil man selbst nicht mit einer Gegebenheit zu recht kommt und dann immer im Außen schaut, nur nicht bei sich selbst ? Und immer vorwurfsvoll mit dem Finger auf andere zeigt ?

Ein gesunder Egoismus ist durchaus wünschenswert, ein kranhafter im Zuge zum Beispiel einer narzisstischen Persönlichkeit dann eben nicht. (und dazu gehört auch Abwertung anderer)
Reziprok
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Re: Resilienz: -- Wie widerstandsfähig wollen wir sein? -

Beitrag von Reziprok »

Hi Senif,

hier das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage, die eine Krankenkasse unter ArbeitnehmerInnen im Jahr 2024 durchgeführt hatte:
Das Angst vor einem Burnout hat unter Beschäftigten in Deutschland einer Studie zufolge zugenommen. 61 Prozent der Bundesbürger befürchten, an Überlastung zu erkranken - elf Prozentpunkte mehr als vor der Corona-Pandemie im Jahr 2018, als dies nur jeder Zweite von sich sagte, wie die repräsentativen Studie "Arbeiten 2023" der Betriebskrankenkasse Pronova zeigt.
https://www.mdr.de/nachrichten/deutschl ... t-100.html

Es soll ja Arbeitgeber geben, die denken sich "Lass ich meine Angestellten mal eine Resilienzübung machen, dann kommen sie auch wieder mit dem Arbeitsdruck klar. Am Arbeitssdruck, dem ich meine Angestellten aussetze, ändere ich natürlich nichts, weil ich will ja nicht weniger Gewinn machen."

Übrigens, der Klimawandel, und das, was dagegen alles nicht getan wird, kann auch zu psychischen Beschwerden führen, natürlich nicht bei all denen, die das alles nicht wahrhaben wollen oder gar leugnen. Den von diesen Beschwerden Betroffenen kannst Du auch nicht sagen "Jetzt werde doch einfach mal resilient" - ich bin das beste Beispiel dafür. Ich verzweifle nämlich an dieser Welt. Eigentlich jeden Tag.
Psychologin zu Klimaangst: "Selbstwirksamkeit ist Gegengift gegen diese unangenehmen Gefühle"
https://www.rbb24.de/panorama/beitrag/2 ... rview.html

Ich sehe übrigens in Bezug auf den (euphemistisch genannten) Klimawandel für mich kaum Möglichkeiten der Selbstwirksamkeit.

LG

Reziprok
Zuletzt geändert von Reziprok am 7. Jul 2024, 09:05, insgesamt 1-mal geändert.
Senif
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Re: Resilienz: -- Wie widerstandsfähig wollen wir sein? -

Beitrag von Senif »

Moin Reziprok,
"Lass ich meine Angestellten mal eine Resilienzübung machen, dann kommen sie auch mit dem Arbeitsdruck klar. Am Arbeitsdsdruck ändere ich natürlich nichts, weil ich will ja nicht weniger Gewinn machen."
Das ist natürlich Quatsch. Da bin ich auch Deiner Meinung. Und ich kann mir gut vorstellen, dass Arbeitgeber den Begriff Resilienz missbrauchen.

Dennoch möchte ich meine persönliche Resilienz steigern, mir zu liebe. Was da ein AG oder irgendwelche anderen Menschen denken, ist mir da egal. Ich kann sie eh nicht ändern. Wäre auch anmaßend sie ändern zu wollen.
Das meinte ich damit, dass man ja selbst nicht genauso denken muss.

Ich hab mich früher auch immer fertig gemacht, und Druck, Druck, Druck - aber ich hab mir selbst auch sehr viel Druck gemacht innerlich. Das ist jetzt auch was, was ich auf Arbeit trainiere - eben nicht in diesen Druck reinzugehen. Eine gewisse innere Gelassenheit. Das ist schon eine Herausforderung. Und wenn die äußeren Gegebenheiten dann nicht mehr stimmen würden, würde ich gehen. Das würde ich mir einfach nicht mehr antun. Früher war das anders. Da war ich scheinbar sehr masochistisch veranlagt.

:hello: LG Senif
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