Anfang einer Depression oder nur ''schlechte Tage''?

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melcorius
Beiträge: 1
Registriert: 30. Jan 2024, 19:27

Anfang einer Depression oder nur ''schlechte Tage''?

Beitrag von melcorius »

Hallo zusammen,
ich bin auf diesen Forum gestoßen und ich hoffe, dass ich durch meinen Beitrag ein paar Antworten bekommen kann oder Mitmenschen finde denen es genauso geht.
Es ist schon seit einiger Zeit so, dass ich mich nicht mehr richtig über oder auf Sachen freuen kann. In meinem Job läuft es super und ich bin sehr zufrieden, mit meinem Freund läuft es top, finanziell ist es auch gut. Ich habe letztens erst meinen unbefristeten Arbeitsvertrag unterschrieben, habe mich natürlich vor meinen Kollegen gefreut weil die auch meinten wie toll das sei. Aber ich kann nicht behaupten, dass ich mich auch innerlich gefreut habe. Im April erfülle ich mir einen kleinen Lebenstraum und fliege in die USA, das wollte ich schon seit bestimmt 15 Jahren. Freue ich mich da unfassbar drauf wie es eigentlich sein sollte? Nein. Es ist mir irgendwie gleichgültig. So wie alles. Mein Umfeld bekommt das nicht mit, da ich wohl permanent eine sehr gute ''Maske'' trage. Ich würde mich so gerne wieder auf alles freuen. In dem Job bin ich seit knapp einem Jahr, ich habe das erste Mal 13. Gehalt bekommen (und auch das erste Mal in meinem Leben wirklich Geld) habe ich mich darüber gefreut? Nein. Es war auch einfach wieder nur eine Gleichgültigkeit vorhanden. Nur wenn mir negative Sachen passieren ist die Gleichgültigkeit nicht vorhanden, sondern es wirft mich direkt aus der Bahn. Z.B. Vor einigen Monaten hatte ich sehr viele Probleme mit meinem Auto, da 500€, hier 400€, da mal in die Werkstatt und und und. Ich war total schlecht gelaunt und wollte mich einfach nur im Zimmer verkriechen und ungesunden Kram essen. Habe ich auch teilweise getan und zack 3-4 kg mehr und damit war ich noch schlechter drauf und hab mich einfach nur zu Dick und Eklig gefühlt. Wollte das natürlich ändern, mache jetzt 2-3x die Woche Sport, ernähre mich gesund und die Kilos sind auch wieder runter. Trotzdem freut mich das auch wieder nicht sonderlich. Natürlich versuche ich auch Dingen nach zu gehen die mich eigentlich erfreuen sollten (Musik machen und zocken wäre das bei mir), aber wenn ich mir dann ein Tag für Zeit nehme habe ich dann auf einmal doch keine Lust mehr drauf. Geht es jemanden ähnlich? Über Ratschläge wäre ich sehr dankbar! :-)
Maxegon
Beiträge: 2528
Registriert: 25. Mai 2021, 11:33

Re: Anfang einer Depression oder nur ''schlechte Tage''?

Beitrag von Maxegon »

Hallo melcorius,

"schlechte Tage" haben wir alle, irgendwann mal, nur wenn diese nicht aufhören oder immer öfter kommen - woran liegt das?
Das habe ich mich auch immer gefragt.
Was betrübt einen bzw. warum freut man sich nicht mehr so richtig, erst anfänglich, dann immer öfter?

Ist man krank? So richtig?
Muss man behandelt werden, gibt es sogar Medizin, die Freude bereitet?
Viele nennen es dann stimmungsaufhellend ...???

Was du beschreibst, kommt mir verdammt bekannt vor!
Eigentlich, nach aussen ist alles paletti, keine ernsthaften Sorgen ... Wohnung, Job, Bankkonto alles nicht besorgniserregend bis gut.
Mir geht es besser als vielen Mitmenschen, materiell, doch irgendwie nimmt die Zufriedenheit ständig ab, kaum merklich ... scheinbar grundlos, doch stetig.

Warum ist das so?
Ich bemerkte bei mir, immer wenn ich mit angenehmen Menschen zusammen war, fühlte ich mich gut, auch hinterher.

Klar, viele Menschen nerven auch, doch fehlen die angenehmen, wird's immer schwieriger mit dem Wohlbefinden.
Kommt dann noch Streit hinzu oder ständig meckernde Kollegen/ Mitbürger wird's auch nicht besser, sich von allem fernhalten und sich einreden, wie selbstbewusst, tolerant und klug :mrgreen: man ist, mag zwar für den Moment tröstlich sein und hilfreich - doch mehr auch nicht, zumindest nicht auf Dauer.

Auch ich bin öfter in der Welt herumgereist = immer wenn ich angenehme, interessante Menschen traf oder mein Reisebegleiter ein solcher war, war die Reise ein Erfolg, selbst wenn es viele Schwierigkeiten auf der Reise gab.
Reiste ich allein und begegnete nur "Pappnasen" oder mein Reisebegleiter war eine Schlaftablette, sah das schon nicht mehr so rosig aus, egal wie die äußeren Bedingungen waren.

Ich bin der festen Überzeugung, im schöden Alltag ist ähnlich.
Ich brauche nicht nur Abwechselung und Aufgaben/Herausforderungen, sondern auch Menschen mit denen ich es teilen kann, Freud und Leid.

Ich muss mich mit anderen (oder einem) Menschen freuen und/oder auch streiten, sonst geht die Freude langsam verloren und aus "schlechten Tagen" wird langsam eine schlechte Zeit.
Nur alleine zufrieden sein machte mich auf Dauer sehr unzufrieden, da half auch kein "williges" Haustier.

Wie sieht's bei dir aus ... Familie, Freunde, Lebendabschittsbegleiter?

:hello:
Kaula
Beiträge: 34
Registriert: 8. Nov 2023, 18:01

Re: Anfang einer Depression oder nur ''schlechte Tage''?

Beitrag von Kaula »

Das ist schwer zu beantworten. Wenn es nur dieses Gefühl von Gleichgültigkeit ist, würde ich das auf schlechte Tage schieben. Aber natürlich hat jede und jeder andere Frühwarnzeichen. Hätte ich meine gekannt, hätte ich vielleicht mit Hilfe gegensteuern können.
Vielleicht kannst du ja mal mit deinem Hausarzt drüber sprechen.
Kante
Beiträge: 25
Registriert: 23. Apr 2021, 19:41

Re: Anfang einer Depression oder nur ''schlechte Tage''?

Beitrag von Kante »

So wie du das hier beschreibst würd ich meinen sind in Anbetracht des langen Zeitraums sicherlich gewisse Parallelen zu einer beginnenden Depression vorhanden. All jene Dinge die früher Spaß gemacht haben ziehen nicht mehr recht, verdientes Geld is ok unvorhersehbare Ausgaben (Autoreparatur oder oder oder) bringen einen an den Rand wie vieles andere auch, nur warum??? ( das mit der Autoreparatur weckt bei mir Erinnerungen, als würde meine Existenz davon gefährdet sein, irre, für einen normalen Menschen nicht nachvollziehbar). An Dingen festhalten von denen man weiß das sie einem gut tun oder gut getan haben und vielleicht noch etwas anderes integrieren, bist du in der Regel viel Aktiv zum Beispiel etwas passives wie Meditation oder Ähnliches, bewusst abschalten.
Gruß kante
MissMikse
Beiträge: 466
Registriert: 14. Mär 2023, 20:07

Re: Anfang einer Depression oder nur ''schlechte Tage''?

Beitrag von MissMikse »

Hallo melcorius,

ich kenne diese Gefühle auch. Wenn was passiert, bricht direkt Panik aus. Weltuntergang vorprogrammiert. Und hinterher: alles halb so wild. Es sind Dinge, die nicht nur mir passieren, sondern die jeden Tag 100 und 1000fach auf der Welt passieren. Die Welt ist trotzdem noch nicht untergegangen.

Die guten Dinge: ja, doch, die nehme ich schon auch wahr und freu mich vielleicht auch kurz. Und dann ist das wieder weg. Warum? Das hab ich mich auch gefragt. Und meine Antwort auf diese Frage war für mich: weil ich so hohe Ansprüche an mich selbst habe, dass ich vieles als selbstverständlich betrachte. Es ist keine besondere Leistung. Und da es anderen noch besser geht als mir, strenge ich mich wohl noch nicht genug an, weil ich noch nicht so viel erreicht hab wie andere. Diesbezüglich musste ich lernen, umzudenken. Mich selbst loben und mir erlauben, mich zu freuen und stolz zu sein auf das Erreichte. Und mich vor allem nicht permanent mit anderen vergleichen. Höchstens mit mir selbst und raus finden, ob ich heute ein besserer Mensch bin als ich es gestern noch war.

Ich hatte einige Zeit auch nur befristete Arbeitsverträge, wenig Geld usw. Das macht unsicher. Und solche Dinge wie hohe Reparaturkosten für's Auto machen unbewusst Angst. Auch dann noch, wenn es einem besser geht, mehr Geld da ist und der Job unbefristet ist. Ich hatte damals sehr schnell Angst, dass mir das wieder weg genommen werden könnte. Und ich hatte auch irgendwie das Gefühl, dass mir was schlechtes passiert, weil ich das Gute nicht verdient hab.

Was die Dinge betrifft, die einem früher Freude gemacht haben und jetzt nicht mehr: das kann passieren. Man verändert sich ja auch im Leben. Und manchmal ist es eben Zeit, sich ein neues Hobby zu suchen, das einem Spaß macht. Hast du dich mal gefragt, warum dir das früher so viel Spaß gemacht hat und warum dieses Gefühl sich jetzt nicht mehr einstellt? Manchmal verbinden wir ja die Tätigkeit mit einem bestimmten Gefühl, einem Ritual etc. Und eigentlich ist es das, was wir suchen. Nicht die Tätigkeit an sich. Kleines Beispiel von mir: ich bin früher sehr gerne Auto gefahren, heute nicht mehr. Warum? Weil es früher mit einem Gefühl von Freiheit verbunden war, ich konnte jederzeit von zu Hause weg, weg von meinen Eltern und tun was ich wollte. Heute lebe ich alleine, nicht mehr bei meinen Eltern. Es gibt also keinen Grund mehr mich ins Auto zu setzen um "Freiheit" zu haben. Damit verschwindet auch die Freude am Auto fahren.

Ich weiß nicht, ob dir diese Gedanken ein Stück weit helfen, oder dir Anregung geben, woran es liegen könnte.

Viele Grüße
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